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dorli
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Insgesamt 894 Bewertungen
Bewertung vom 21.04.2015
Böhm, Jörg

Und ich bringe dir den Tod


ausgezeichnet

Landau. Die Landesgartenschau 2015 steht kurz bevor. Ein Projekt, das dem Oberbürgermeister Roland Wierig neben der Luxussanierung der alten Kasernengebäude und dem Geothermiekraftwerk äußerst wichtig ist. Doch die Vorhaben des Bürgermeisters stoßen in einigen Teilen der Bevölkerung auf große Ablehnung.
Als während der Bauarbeiten auf dem Gartenschaugelände zwei Skelette – ein Mann und eine Frau, vor vielen Jahren erschlagen – gefunden werden, ist es verständlich, das Wierig möglichst wenig Aufsehen möchte. Ungeachtet dessen machen sich die Hauptkommissare Emma Hansen und Matthias Roth an die Ermittlungen. Der Fall bekommt eine ganz neue Dringlichkeit, als Roland Wierig erhängt am Förderturm des Geothermiekraftwerks gefunden wird…

„Und ich bringe dir den Tod“ ist bereits der dritte Fall für die Hauptkommissarin Emma Hansen, der Krimi lässt sich aber bestens ohne Kenntnis der vorherigen Bände lesen.

Jörg Böhm hat mich auch mit diesem Krimi von der ersten Seite an fest im Griff gehabt. Spannung wird schnell aufgebaut und bleibt durchgehend hoch, zum Ende hin spitzen sich die Ereignisse dramatisch zu. Ich konnte von Anfang an prima mit den Ermittlern miträtseln und mitgrübeln.

Jörg Böhm wartet mit detailreichen Beschreibungen auf, die Darstellung der Ereignisse und des ganzen Drumherums ist gewohnt intensiv.
Der Autor setzt die Stadt Landau sehr gekonnt in Szene. Äußerst geschickt hat er die fiktive Krimihandlung mit realen Ereignissen, die die Landauer Bevölkerung bewegen und bewegten, verflochten.
So findet die Landesgartenschau tatsächlich in diesem Jahr in Landau statt und es gab im Vorfeld auf dem ehemaligen Kasernengelände wirklich Probleme mit zahlreichen Bombenfunden. Und auch das Geothermiekraftwerk hat in der Stadt schon für reichlich Unmut gesorgt.

Der Kriminalfall um den toten Bürgermeister erweist sich als knifflig, da der machthungrige, hinterlistige Wierig gleich auf mehreren Gebieten ziemlich angeeckt ist und auch in seinem persönlichen Bereich nicht alles rund lief. Außerdem sind die Akteure aus Wierigs Umfeld schwer zu durchschauen, jeder scheint so seine Geheimnisse zu haben. Besonders verzwickt wird es für die Ermittler, als Emmas Chef sie von dem Fall abzieht, weil sie mit einem wichtigen Zeugen gut bekannt ist.

Auch das Privatleben der Kommissare spielt eine große Rolle. Während Matthias entscheiden muss, ob seine seit zwei Jahren im Koma liegende Frau Isabell ein in Deutschland noch nicht zugelassenes Medikament bekommt, hat Emma mit ihrem kleinen Pflegesohn Luiz alle Hände voll zu tun und muss den Spagat zwischen Beruf und Familie meistern.

Das Lesen hat mir großen Spaß gemacht - „Und ich bringe dir den Tod“ ist ein spannender, sehr unterhaltsamer Krimi mit zwei äußerst sympathischen Ermittlern.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 19.04.2015
Gilman, Susan J.

Die Königin der Orchard Street (Restauflage)


ausgezeichnet

New York 1913. Malka kommt als kleines Mädchen mit ihren Eltern und Geschwistern nach New York. Die Familie ist arm, das Leben in der Lower East Side ist hart. Doch Malka ist pfiffig, sie lernt schnell, wie sie andere umgarnen muss, um ihr Ziel zu erreichen. Ein schwerer Unfall, von der Mutter alleingelassen – selbst diese und weitere Schicksalsschläge werfen das 6-jährige Mädchen nicht aus der Bahn, sie beißt sich durch und kämpft sich beharrlich bis an die Spitze eines Eiscreme-Imperiums…

Susan Jane Gilman hat mich mit „Die Königin der Orchard Street“ von der ersten Seite an in ihren Bann gezogen. Die dicht gedrängten Straßen der Lower East Side, die Armut, der Hunger, jeder Tag ein Überlebenskampf und mittendrin ein kleines Mädchen, das sich nicht unterkriegen lässt – es ist einfach klasse, wie die Autorin Zeit und Ort lebendig werden lässt.
Auch die jeweilige Atmosphäre der weiteren Ereignisse vermittelt die Autorin in einer ganz wunderbaren Art und Weise - mit ihren ausführlichen Beschreibungen und detailreichen Schilderungen hat die Autorin ein wunderbares Bild des zwanzigsten Jahrhunderts gezeichnet. Man merkt dieser Geschichte eine sehr intensive Recherche an, der gesamte Verlauf der Handlung ist hervorragend in die historischen Ereignisse eingebettet. Außerdem erhält man interessante Einblicke in die Welt der Eiscreme.

Mit Malka/Lillian hat Susan Jane Gilman eine wahnsinnig interessante Figur geschaffen. Ideenreich, voller Energie - eine ehrgeizige, schonungslos ehrliche Frau, die durch die besonderen Umstände geprägt wurde. Sie ist anderen gegenüber nicht zimperlich und immer auf der Hut, weil sie von niemandem hinters Licht geführt werden will.

Mir hat dieser Debütroman von Susan Jane Gilman sehr gut gefallen. Alles wirkt sehr echt, man kann sich durchweg ein sehr gutes Bild von den Ereignissen machen und die Höhen und Tiefen im Leben der Grand Dame Lillian Dunkle bestens miterleben.

Bewertung vom 16.04.2015
Pons, Brigitte

Der blauen Sehnsucht Tod / Frank Liebknecht ermittelt Bd.2


ausgezeichnet

Vielbrunn im Odenwald, Ende des Zweiten Weltkriegs. Ein Junge beobachtet den Absturz eines Flugzeugs und eilt dem verletzten Piloten zu Hilfe. Dieser erzählt von Gemälden, die er ins Ausland gebracht hat, darunter ein Bild mit blauen Pferden.

Zeitsprung in das heutige Vielbrunn. Frank Liebknecht lernt auf der Tausendjahr-Feier Linda Ehlers kennen. Sie erzählt ihm, dass sie auf der Suche nach einem Gemälde ist, das ihre Großmutter so sehr geliebt hat – ein Bild mit blauen Pferden.
Kurz darauf wird Linda tot aufgefunden und Franks Leben gerät außer Takt, denn plötzlich steht er als potentieller Mörder da…

Brigitte Pons hat mir mit „Der blauen Sehnsucht Tod“ alles geboten, was zu einem fesselnden Krimi dazugehört: Eine flüssig und spannend erzählte Geschichte, deren Spannungskurve durchgehend auf einem hohen Niveau bleibt, die logisch aufgebaut ist und die mir durch zahlreiche offene Fragen und unerwartete Wendungen viel Platz zum Miträtseln und Mitgrübeln gegeben hat.

Frank Liebknecht ist ein sympathischer, etwas anderer Ermittler. Frank ist gerne Dorfpolizist. Der junge Mann will sich nicht mit Psychopathen und Mordfällen rumschlagen. Er ist kein knallharter Ermittler, sondern ein Freund und Helfer, der in Vielbrunn für Ordnung sorgt. Er wirkt etwas weltfremd, will immer andere retten, ist kein Teamspieler, sondern ein Einzelkämpfer, der an das Gute glaubt.

Brigitte Pons wirbelt den Alltag ihres Protagonisten gehörig durcheinander und konfrontiert ihn mit einem verzwickten Mordfall - schlimmer noch, sie macht ihn zu einem Verdächtigen. Während die Kripo Erbach die Ermittlungen aufnimmt, stellt Frank eigene Nachforschungen an. Er macht sich auf, das Rätsel um das verschwundene Gemälde zu lösen und gerät dabei in einen Strudel immer dramatischer werdender Ereignisse.
Besonders spannend waren für mich die Abschnitte, in denen Frank den alten Heinrich Ritter besucht und diesen immer wieder von dem Flugzeugabsturz 1945 erzählen lässt - Heinrichs Geschichte wandelt sich Stück für Stück und offenbart schließlich lang gehütete Geheimnisse. Doch der Mord an Linda ist damit noch lange nicht geklärt…

„Der blauen Sehnsucht Tod“ hat mich durchweg begeistert. Die stets fesselnde Handlung ist mit einigen Überraschungen gespickt. Zahlreiche Puzzleteile haben mich lange über Täter und Motiv grübeln lassen - erst ganz zum Schluss ergibt ein stimmiges Bild und damit eine nachvollziehbare Auflösung des Mordfalls.

Bewertung vom 16.04.2015
Pfeifer, Günther

Hawelka & Schierhuber laufen heiß


ausgezeichnet

Vestenötting/Waldviertel. Der Birnstingl ist tot. Ermordet! Jemand hat ihn in seine Kreissäge geschubst. Da die zuständige Polizei Unterstützung braucht, werden Hawelka und Schierhuber - spätberufene Ermittler der Wiener Mordkommission - abkommandiert, diesen grausamen Mord aufzuklären…

Mit „Hawelka und Schierhuber laufen heiß“ ist Günther Pfeifer ein äußerst unterhaltsamer Roman gelungen. Der Krimi ist prall gefüllt mit Wortwitz und Situationskomik. Der Clou sind ganz eindeutig die wunderbaren und zum Teil recht skurrilen Figuren. Sie haben eine Menge Charme und Witz im Gepäck und präsentieren sich mit allen Eigenarten und Besonderheiten, die das niederösterreichische Landleben zu bieten hat.

Hawelka und Schierhuber sind ein eingespieltes Team, sie ergänzen sich hervorragend und können sich bestens in die Einheimischen von Vestenötting hineinversetzen.

Günther Pfeifer lässt hauptsächlich Hawelka von den Ereignissen berichten, da der recht wortkarge und einsilbige Schierhuber diese Aufgabe nicht bewältigen könnte. Hawelka geht dafür umso rasanter vor – Fakten, Ideen, Selbstgespräche, Dialoge, Telefonate, Hirngespinste, Mutmaßungen - Hawelkas detailreiche Überlegungen springen in alle möglichen Richtungen und man muss manchmal aufpassen, dass man seinen Gedankengängen folgen kann.

Schnell steht für die Ermittler fest, dass die vorgebliche Beschaulichkeit Vestenöttings trügerisch ist. Mit einfallsreichen und ungewöhnlichen Ermittlungsmethoden versuchen Hawelka und Schierhuber den Fall zu lösen. Und nach zahlreichen Gelagen mit dem Stammtisch, nicht enden wollenden Monologen des Dorfsäufers, ausgiebigen Schießübungen, dem gemeinsamen Musizieren im Wirtshaus und natürlich auch Ermittlungen in Form von Befragungen, Tatortbegehungen und anderen Nachforschungen kommen die beiden dem Täter schließlich auf die Spur.

Ein Glossar am Ende des Buches bietet nicht nur Erklärungen und Anmerkungen, sondern sorgt mit humorvollen Ergänzungen für so manchen Extra-Schmunzler.

„Hawelka und Schierhuber laufen heiß“ ist ein spaßiger Krimi, der durchweg für kurzweilige Unterhaltung sorgt. Viel Lokalkolorit und eigenwillige Akteure bieten ein großartiges Lesevergnügen.

Bewertung vom 09.04.2015
Eckert, Horst

Schattenboxer


ausgezeichnet

Düsseldorf, 1991. Attentat auf Rolf-Werner Winneken, den Präsidenten der Treuhandanstalt, erzählt aus der Sicht des Schützen.
Zeitsprung in das Jahr 2014. Vincent Veih und seine Kollegin Anna Winkler sind auf dem Weg zur Beisetzung von Pia Ziegler. Die Nichte des Kollegen Stefan Ziegler hat sich zwei Jahre nach einem Überfall, bei dem sie selbst schwer verletzt und ihr damaliger Freund ermordet wurde, das Leben genommen.
Nur einen Tag später eilt Vincent wieder zum Friedhof – die grausam zugerichtete Leiche eines jungen Mädchens wurde auf Pias Grab abgelegt…

„Schattenboxer“ ist der zweite Fall für den Düsseldorfer Hauptkommissar Vincent Veih, der Thriller lässt sich aber bestens ohne Kenntnis des vorherigen Bandes lesen.

Horst Eckert hat mich mit diesem Thriller von der ersten bis zur letzten Seite fest im Griff gehabt. Die Geschichte wird flüssig und spannend erzählt und der gesamte Handlungsverlauf ist sehr gut durchdacht und ausgefeilt.

Man wird hineingezogen in einen Strudel aus vergangenen und gegenwärtigen Geschehnissen - der aktuelle Mord weist Verbindungen zu einem älteren Fall auf, die Aktivitäten von RAF sowie die Verwicklungen und Verstrickungen vom BND spielen eine große Rolle.
Während man Vincent durch seinen nicht ganz einfachen Alltag begleitet, werden die zurückliegenden Ereignisse Stück für Stück ans Tageslicht befördert und nach und nach kommen immer mehr überraschende Tatsachen und Verbindungen zum Vorschein.

Neben den Ermittlungen machen Querelen mit Kollegen und Vorgesetzten Vincent das Leben schwer. In seinem Privatleben läuft es nicht rund, er und Freundin Saskia entfernen sich immer mehr voneinander. Und auch die Beziehung zwischen Vincent und seiner Mutter ist weiterhin geprägt von Meinungsverschiedenheiten über ihre RAF-Vergangenheit.
Aber Vincent Che Veih ist ein Kämpfer, er lässt sich nicht unterbuttern, scheut keinen Gegenwind und bleibt seiner Linie treu – ein starker Charakter, den man gerne bei seinen nicht immer einfachen Ermittlungen und manchmal auch gefährlichen Aktionen begleitet.

„Schattenboxer“ hat mich durchweg begeistert. Die stets fesselnde Handlung und die ausdrucksstarken Figuren bieten spannende Unterhaltung und lassen zu keiner Zeit Langeweile aufkommen.

Bewertung vom 09.04.2015
Rossbacher, Claudia

Steirerland


ausgezeichnet

Straden/Vulkanland. Sandra Mohr hat ihre 3-monatige Auszeit noch nicht ganz beendet, da wartet schon der nächste Mordfall auf sie. In einem Waldstück in Hof bei Straden wurde eine Leiche ohne Hände gefunden. Bereits der zweite Mord innerhalb kurzer Zeit in dieser Gegend, auch bei dem ersten Opfer wurden Gliedmaßen abgetrennt. Warum verstümmelt der Täter seine Opfer? Was steckt dahinter? Die Ermittler stehen vor einem Rätsel…

„Steirerland“ ist bereits der fünfte Fall für Abteilungsinspektorin Sandra Mohr und ihren Chef Sascha Bergmann, der Krimi lässt sich aber bestens ohne Kenntnis der vorherigen Bände lesen.

Die Ermittlungen laufen zügig an, doch obwohl es schnell ein paar interessante Ansatzpunkte gibt und rasch ein Verdächtiger in den Fokus der Soko rückt, will sich kein Erfolg einstellen - schlimmer noch, ein weiterer Mord geschieht.

Ein besonderes Highlight in diesem Krimi waren für mich die Teambesprechungen. Es ist äußerst spannend, wie hier analysiert und diskutiert wird. Jede Kleinigkeit kommt zur Sprache, Annahmen werden erörtert, Möglichkeiten ausgelotet, weiteres Vorgehen beschlossen. Man hat das Gefühl, man sitzt mit der Mannschaft der „SOKO Vulkanland“ im Besprechungsraum und kann mitgrübeln und mitermitteln.

Die Charaktere sind gewohnt ausdrucksstark. Sandra, frisch gestärkt durch ihre Auszeit, lässt sich während der Ermittlungen nicht die Butter vom Brot nehmen. Und auch privat scheint es für sie aufwärts zu gehen. Sascha ist so uncharmant wie eh und je – man kann sich wieder herrlich über ihn aufregen :-)

Nicht nur der Kriminalfall selbst ist fesselnd, der Krimi wartet auch mit einer großen Portion Lokalkolorit auf. Die Besonderheiten der Landschaft, die Eigenarten und Gewohnheiten der Einheimischen und auch die Spezialitäten der Region werden von Claudia Rossbacher hervorragend in Szene gesetzt.

Ich habe diesen Ausflug in das malerische Steirische Vulkanland sehr genossen. Der Kriminalfall ist spannend und hat mich durchweg gut unterhalten. Die Auflösung des Falls und besonders die Hintergründe und das Motiv haben mich am Ende überrascht.

Bewertung vom 08.04.2015
Pieper, Tim

Dunkle Havel


ausgezeichnet

Werder an der Havel, 1998. Sofie und Toni Sanftleben besuchen das Baumblütenfest. Das Paar scheint glücklich miteinander – doch nach einer Nacht am Havelufer ist Sofie verschwunden, alles was bleibt, sind ihre Kleider und ihr Ehering auf einem Bootssteg.

16 Jahre später. Toni hat nichts unversucht gelassen, um Sofie zu finden bzw. eine Antwort für ihr plötzliches Verschwinden zu bekommen. Er ist sogar Kriminalbeamter geworden, um intensiver nachforschen zu können. Doch auf eine wirkliche Spur ist er nie gestoßen.
Das ändert sich schlagartig, als Toni unter den Sachen eines Mordopfers ein verblasstes Foto von Sofie findet. Was hatte der ermordete Klaus Hartwig mit Sofies Verschwinden zu tun? Fieberhaft beginnt Toni mit den Ermittlungen…

„Dunkle Havel" liest sich flüssig und ist ein Krimi, wie ich ihn mag. Die Handlung hat mich von Anfang an gefesselt, Spannung wird rasch aufgebaut und bleibt durchgehend auf einem hohen Niveau. Ich konnte prima miträtseln und mitermitteln.

Tim Pieper versteht es außerordentlich geschickt, den Leser im Dunklen tappen zu lassen und an der Nase herumzuführen. Die Suche nach dem Mörder erweist sich als knifflig, die Suche nach Sofie kommt trotz der neuen Anhaltspunkte nicht wirklich voran. Falsche Fährten bringen nicht nur Toni, sondern auch den Leser immer wieder ins Grübeln.

Außerdem gelingt es Tim Pieper hervorragend, diesen Strudel aus Emotionen, den der Hauptkommissar im Verlauf der Handlung durchleben muss, an den Leser weiterzugeben. Ich habe mit Toni mitgelitten und konnte seine Verzweiflung über Sofies Verschwinden genauso spüren, wie seine Hoffnung, als er die neuen Hinweise findet.

„Dunkle Havel“ hat mich von der ersten bis zur letzten Seite fest im Griff gehabt - ein mitreißender Krimi, der durchweg spannende Unterhaltung bietet.

Bewertung vom 07.04.2015
Kuhnert, Cornelia;Franke, Christiane

Krabbenbrot und Seemannstod / Ostfriesen-Krimi Bd.1


ausgezeichnet

Neuharlingersiel. Es ist Winter in Ostfriesland. Auf einer Eisscholle im Hafenbecken liegt Klaas van Kerpen – tot! Ermordet, wie bald feststeht. Schnell ist ein Verdächtiger gefunden – Hauke Matthiesen soll den Chef der Krabbenpulfabrik auf dem Gewissen haben. Postbote Henner, Lehrerin Rosa und Dorfpolizist Rudi sind hingegen fest davon überzeugt, dass mit Hauke ein Unschuldiger im Wittmunder Gefängnis schmort. Das Ermittlertrio lässt sich selbst von der erdrückenden Beweislage nicht abschrecken und macht sich beherzt auf die Suche nach dem wahren Täter…

Das Autorinnen-Duo Christiane Franke und Cornelia Kuhnert hat sich als Handlungsort ein idyllisches Fleckchen an der Nordseeküste ausgesucht: Neuharlingersiel. Ganz wunderbar werden Land und Leute beschrieben, den ganzen Charme, den der kleine Küstenort zu bieten hat, haben die Autorinnen in dieses Buch gepackt. Schauplätze, Akteure und Stimmung wirken sehr echt und natürlich.

Christiane Franke und Cornelia Kuhnert erzählen den Krimi mit viel Pep und Schwung. Es geht in diesem Buch frisch, locker und lebhaft zu, die Autorinnen präsentieren hier ein munteres Ermittlertrio, das mir schnell ans Herz gewachsen ist.
Besonders Rosa ist voll in ihrem Element. Sie macht sogar vor einem Einsatz als Putzfrau nicht halt, um neue Beweise zu sammeln und nutzt den Klönschnack beim Friseur, um Neuigkeiten und Hintergründe in Erfahrung zu bringen.

Bei einer guten Tasse Tee oder auch leckerem Klötenkömgrog (ein Rezept dafür ist im Anhang des Buches zu finden) grübeln und beratschlagen die drei Detektive über Spuren und Hinweise, denn es gilt immer wieder, Tünkram von Wahrheit zu unterscheiden.

Auch wenn der Humor in diesem Krimi im Vordergrund steht, machen die Autorinnen vor den alltäglichen Problemen und Sorgen der Küstenbewohner nicht halt: Der Krabben-Preis-Krieg zwischen Fischern und Großhändlern ist nicht nur Grundlage für den Krimi, sondern auch in der Realität ein ernstes Thema. Die Krabbenfischer an der Nordsee bangen um ihre Existenz, sie müssen wegen der extrem fallenden Preise um ihr wirtschaftliches Überleben kämpfen.

„Krabbenbrot und Seemannstod“ ist ein rundum gelungener Küstenkrimi. Es hat mir großen Spaß gemacht, gemeinsam mit Rosa, Henner und Rudi auf Verbrecherjagd zu gehen.

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Bewertung vom 06.04.2015
Lirot, Eva; Schlueter, Hughes

Im Feuer


sehr gut

Frankfurt/Main. Roger Cappell hat ein etwas merkwürdiges Hobby – er vertauscht ganz gezielt Koffer, weil er neugierig auf das Leben anderer Menschen ist. Dieses Mal schlittert er mit seiner Tauschaktion allerdings in ein actionreiches Abenteuer und durchkreuzt die unfassbaren Pläne eines asiatischen Milliardärs.
Liang Shé Tao hat einen Angriff auf die abendländische Kultur geplant und will die berühmtesten westlichen Kunstschätze vernichten…

„Im Feuer“ von dem Autorenduo Eva Lirot und Hughes Schlueter lässt sich sehr zügig lesen. Die Handlung hat mich von Anfang an gefesselt, Spannung wird schnell aufgebaut und bleibt durchgehend hoch.
Besonders gut gefallen hat mir, dass man dem Verlauf der Geschichte trotz mehrerer, zunächst anscheinend völlig voneinander unabhängiger Handlungsstränge, sehr gut folgen kann. Ich habe zu keiner Zeit den Überblick verloren und war stets mittendrin im Geschehen.

Hauptschauplatz ist Frankfurt am Main. Dieser Part der Geschichte ist rasant und actionreich. Gemeinsam mit Roger und Kim – die beiden lernen sich in der VIP-Lounge am Flughafen kennen – flieht man vor einem chinesischen Gangsta-Rapper und versucht dann dem Rätseln eines mit 666 Diamanten besetzten Dildos auf die Spur zu kommen.

In Paris im Louvre fallen Stephan Veith Unstimmigkeiten an der Krakelüre von da Vincis „Madonna in der Felsengrotte“ auf. Eine Entdeckung, die für Stephan ungeahnte Folgen haben wird.

Es gibt auch einen Handlungsstrang, der einige Jahre in der Vergangenheit spielt und dem Leser in Form von Tagebucheinträgen präsentiert wird. Dieser Teil entpuppt sich als dramatische Lebensbeichte – nicht nur die Geschichte, die der Tagebuchschreiber erzählt, ist spannend, auch das Spekulieren über die Zugehörigkeit dieses Parts zum restlichen Geschehen des Krimis macht Spaß.

Mir hat dieser Krimi sehr gut gefallen. Viele Überraschungen und Wendungen lassen keine Langeweile aufkommen, man wird durchweg prima unterhalten.

Bewertung vom 19.03.2015
Simon, Teresa

Die Frauen der Rosenvilla


ausgezeichnet

Dresden. Nachdem Anna Kepler die alte Familienvilla liebevoll restauriert und gerade ihre zweite Chocolaterie in der Altstadt eröffnet hat, möchte sie jetzt auch den zur Rosenvilla gehörende Garten in neuem Glanz erstrahlen lassen. Beim Anlegen eines Beetes stößt sie auf eine vergrabene Schatulle, die neben zahlreichen Erinnerungsstücken auch eine Vielzahl loser Blätter enthält, herausgerissen aus unterschiedlichen Tagebüchern…

In „Die Frauen der Rosenvilla“ erwartet den Leser eine geheimnisvolle Familiengeschichte über mehrere Generationen mit interessanten Charakteren und rätselhaften Verwicklungen.

Teresa Simon schickt ihre Protagonistin auf spannende Entdeckungsreise und lässt die wechselvolle Geschichte der Schokoladendynastie Klüger/Kepler für Anna und den Leser mittels der gefundenen Tagebuchseiten Revue passieren. Man kann dabei die schönen, heiteren Momente ebenso spüren, wie die Ängste, Sorgen und Hoffnungen der Akteure.

Die Autorin baut durch die Geheimnisse, die sich in und um die Rosenvilla ranken, eine tolle Spannung auf. Man wird hineingezogen in einen Strudel aus vergangenen und aktuellen Geschehnissen und während man Anna durch ihren turbulenten Alltag begleitet, werden die zurückliegenden Ereignisse Stück für Stück ans Tageslicht befördert.

Eine besondere Herausforderung an den Leser stellt Teresa Simon, indem sie die Geschichte nicht chronologisch erzählt, sondern munter zwischen den Generationen hin und her springt. Es ist daher vorteilhaft, sich beim Lesen einen kleinen Stammbaum anzulegen, um den Geschehnissen besser folgen zu können.

„Die Frauen der Rosenvilla“ ist ein rundum gelungener Roman. Ich konnte bis zum Schluss mit Anna mitfiebern und wurde durchweg bestens unterhalten.