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Lesezauber_Zeilenreise
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Eggenstein-Leopoldshafen
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Buchnerd durch und durch

Bewertungen

Insgesamt 769 Bewertungen
Bewertung vom 07.09.2021
Gröger, Anne

Hey, ich bin der kleine Tod ... aber du kannst auch Frida zu mir sagen


ausgezeichnet

Schwieriges Thema unglaublich witzig angepackt

Samuel hat mehr Zeit im Krankenhaus, als zu Hause verbracht und ist dem Tod schon öfter von der Schippe gesprungen. Als eine Behandlung nun endlich anschlägt, darf er nach Hause. Kaum dort, taucht da plötzlich dieses kleine, nervige Mädchen auf und stellt alles auf den Kopf. Frida – ihres Zeichens Azubi vom Tod. Ihre Prüfung: Samuel holen. Denn der Tod tötet nicht selbst, sondern holt nur die Verstorbenen. Nebenbei will Frida aber auch so viel wie möglich vom Leben lernen, wenn sie jetzt kurzfristig schon mal Mensch sein darf und hängt daher wie eine Klette an Samuel. Samuel will Frida loswerden, weil sie nervt (sie schläft in seinem Bett, pinkelt auf seinen Teppich, will ständig kuscheln, futtert ohne Ende und ihr Mund steht auch nie still. Frida will Samuel loswerden, weil es Aufgabe ihrer Prüfung ist. So arbeiten die beiden gegeneinander, nur um dann festzustellen, dass das Leben da draußen doch eigentlich mega cool ist und zusammen viel mehr Spaß macht. Wäre da nur nicht die Tatsache, dass Frida aus einem ganz bestimmten Grund da ist.

Das Cover zeigt ziemlich gut, wie es um die beiden Figuren bestellt ist: Frida draufgängerisch und frech, Samuel genervt und abweisend. Und genau das ist Programm. Samuels Angst vor dem Sterben, sein Kampf mit der Krankheit und die Sorgen, die er sich rund um dieses Thema macht, werden deutlich aufgezeigt. Doch immer mit einer Leichtigkeit und viel Humor, so dass es zwar berührend, aber auch sehr lustig ist. Es gibt aber auch traurige Passagen, die mir schon ein Tränchen entlockt haben. Nur um im nächsten Moment über Frida und ihre aberwitzigen Ideen und Aktionen wieder loszuprusten. Sehr gekonnt schafft die Autorin die Balance zwischen dem so schwierigen Thema Sterben und einer urkomischen Komödie. Dank ihres lockerflockigen, sehr gut zu lesenden Schreibstils, der vielen urkomischen Ideen und rabenschwarzen Einfälle und natürlich auch der perfekt passenden, ausdrucksstarken Illustrationen überwiegen hier Humor und spaßige Unterhaltung, ohne dass der Tod und unser Umgang mit ihm seine Bedeutung verliert.

Am besten haben mir Fridas Eintragungen in ihr Notizbuch gefallen… ich musste oft SO lachen! Rabenschwarz, super trocken, naiv und einfach umwerfend komisch! In meinem Herzen hat sich Frida auf jeden Fall ein festes Plätzchen gesichert. Ich liebe diese kleine Nervensäge mit ihren neu entdeckten menschlichen Empfindungen!

Fazit: ein Buch, das sich auf irre lustige, teils rabenschwarze Art und Weise um ein so schwieriges, ernstes Thema dreht und es dabei dennoch schafft, nicht einfach nur ulkig zu sein, sondern auch sehr berührend und tiefsinnig. Ein kleines Meisterwerk für Klein und Groß und zurecht ausgezeichnet mit dem Oldenburger Kinder- und Jugendbuchpreis.

Bewertung vom 04.09.2021
Link, Eva

Mord in Obertanndorf (MP3-Download)


gut

Allgäukrimi – leider bisschen langweilig und die Audiofassung nicht gut

Ich vergebe 2,5 Sterne – da es hier keine halben Sachen gibt, runde ich auf 3 Sterne auf.

Luisa übernimmt den Friseursalon ihrer Tante, während die sich in der Weltgeschichte herumtreibt und eine Auszeit nimmt. Beim Joggen im Wald entdeckt sie einen Toten… keinen geringeren als den überall beliebten Bürgermeister Erich Niederegger. Die Polizei ermittelt und stellt fest: es war Mord. Doch nicht nur die Polizei ermittelt – auch Luisa will den Mörder finden, steht sie doch sogar zeitweise selbst unter Verdacht. Dabei ist es zunächst peinlich, im Lauf der Zeit aber durchaus hilfreich, dass der leitende Kommissar ausgerechnet ihr verkorkstes kürzliches Blind-Date ist… Raphael Weber. Luisa ermittelt in Obertanndorf und in Lindau und gerät bald selbst unter Verdacht bzw. in Gefahr. An ihrer Seite als moralische Unterstützung: Mary Anne – eine Freundin von Luisas Tante und Urgestein aus Obertanndorf.

Der Prolog aus Sicht einer Katze hat mich anfangs furchtbar neugierig auf das Buch gemacht. Habe ich doch erwartet, einen lustigen Krimi mit Katze als wenn nicht Haupt-, dann doch wenigstens tragender Nebenfigur vor mir zu haben. Zumal auch das bunte Cover mit Katze dies vermuten lässt. Auch bin ich von einem typischen Regionalkrimi ausgegangen, einem Allgäu-Krimi mit gehörig Lokalkolorit. Doch beides weit gefehlt – leider. Katzen spielen hier gar keine Rolle außer einer kurzen Erwähnung und eben dem Prolog und vom Allgäu selbst bekommt man auch nicht viel mit. Leider liest die Sprecherin, die an und für sich eine angenehme Stimme hat, das Buch auf hochdeutsch – also nix mit Allgäuer Mundart, die dem ganzen dann eine urige Atmosphäre verliehen hätte. In einem Printexemplar habe ich natürlich auch keinen Dialekt, doch den könnte ich mir dann wenigstens vorstellen. Auch liest Sarah Liu eher emotionslos und neutral – für mich kommt da keine rechte Stimmung auf und ich kann mich mit den gesprochenen Charakteren nicht identifizieren.

Die Handlung bzw. Aufbau, Fortgang und Lösung des Falles ist für meinen Geschmack zu unglaubwürdig und in großen Teilen leider arg vorhersehbar. Hinzu kommt, dass der eigentliche Fall, also die Stelle, als der Tote im Wald gefunden wird, sehr lange auf sich warten lässt. Das Vorgeplänkel rund um Luise und den Friseursalon ist mir einfach zu langatmig und unterinteressant. Auch der weitere Fortgang war für mich persönlich einfach nicht fesselnd, ich habe schlicht keinen Zugang zur Story gefunden. Die Charaktere blieben blass. Ich habe mich immer wieder gefragt, ob ich mit der Printausgabe nicht wesentlich mehr Freude gehabt hätte, weil ich mir da alles selbst hätte vorstellen können – Kopfkino quasi – was durch die für mich leider nicht passende Sprecherin völlig verloren ging.

Ich tue mich mit einer Sternebewertung gerade sehr schwer, da vieles eben nicht am Buch, am Schreibstil liegt, sondern an der für mich nicht guten Audio-Ausgabe. Ich möchte hier keinesfalls die schriftstellerische Leistung in Abrede stellen, das liegt mir fern. Doch für mich persönlich geht das Hörbuch einfach nicht, da nicht fesselnd, sondern eher langatmig. Die Story betreffend hätte ich mir mehr Lokalkolorit gewünscht, mehr Humor, mehr Authentizität und eine nicht ganz so vorhersehbare, teils recht realitätsferne Geschichte. Unter Berücksichtigung all dieser Punkte kann ich nur 2,5 Sterne geben – also nicht schlecht, aber auch nicht richtig gut.

Bewertung vom 03.09.2021
Hahn, Marco

Stupid ways to die


gut

Zucker, Aluminium, Wasser – zum Nachdenken anregendes Sachbuch mit wenig überraschenden Infos

Dieses Sachbuch ist angefüllt mit allerlei zusammengetragenem Wissen über die drei Säulen Zucker, Aluminium und Wasser. Diese drei Themengebiete werden hier behandelt. Alle drei werden ausführlich beleuchtet, mit Angaben von Studien/wissenschaftlichen Arbeiten/Literatur/etc. untermauert. Dies hat übrigens auch einen Anhang von immerhin 22 Seiten voller Quellen/Links/weiterführender Literatur zur Folge.

Für meinen Geschmack ist das ein bisschen zu viel des Guten. Impliziert der Titel des Buches doch: mit drei EINFACHEN Schritten länger leben. Hier hätte ich mir mehr Alltagsbezug und weniger Wissen aus Fremdquellen gewünscht. Das Wissen ist interessant, keine Frage. Doch neutralisiert der Autor aufgestellte Theorien relativ oft mit einer Bemerkung wie: „bis irgendwann genauere Methoden dieses evtl. doch aufzeigen“ oder „doch aktuell gibt es dazu keine wissenschaftliche Studie“. Das sind für mich einfach zu viele Könnte-seins und Wäre-möglichs.

Die Kapitel Zucker und Wasser waren für mich noch logisch, beim Kapitel Aluminium gab es für meinen Geschmack zu viele Vielleichts. Und der Satz „Davon abgesehen ist es höchst interessant festzustellen, dass die Häufigkeit von Brustkrebs mit dem Einkommen zu steigen scheint – böse Zungen schließen daraus, dass man sich die teuren aluminiumhaltigen Deos schließlich erst einmal leisten können muss“ klingt für mich sehr zynisch (zumal ich die Erfahrung gemacht habe, dass Deo ohne Alusalze meist teurer ist – also genau andersrum; aber das nur nebenbei).

Es gab vieles, was einen zum Nachdenken bringt, aber auch einiges, was einfach nicht so stimmig für mich war. Zu lesen ist das Buch Dank des sehr lockeren, für ein Sachbuch fast flapsigen Schreibstils sehr gut und flüssig. Jedoch wäre hier ein professionelles Lektorat angezeigt. Mir sind doch viele Fehler aufgefallen – keine Schreibfehler, sondern Satzbau, Aufbau etc. Das stört den Lesefluss ein wenig.

Für mich hat sich durch das Buch kein lebensverlängernder AHA-Moment ergeben. Auf Zucker versuche ich ohnehin weitestgehend zu verzichten und trinken tue ich den ganzen Tag über ausschließlich Leitungswasser. Pfannen mit zerkratzter Beschichtung fliegen bei mir raus. Um Aluminium in Medikamenten und Impfstoffen komme ich schlecht drumherum, wenn ich darauf angewiesen bin. Doch das hat natürlich keinen Einfluss auf meine Bewertung, weil diese Tatsache ja nichts an der Qualität des Buches ändert.

Fazit: ein Sammelsurium von Wissen über die drei Themen Zucker, Aluminium und Wasser; teils interessant, teils bekannt. Für mich persönlich jedoch nichts wirklich Neues und ich glaube, ich bin mit falschen Erwartungen an das Buch rangegangen. Für Neulinge, die sich noch nicht so mit diesen Themen befasst haben, sicherlich eine gute Grundlage, um sich selbst Gedanken zu machen und einiges an interessantem Wissen für sich herauszuziehen.

Bewertung vom 31.08.2021
Sage, Angie

Falkenreiter - Flucht aus Luma


ausgezeichnet

Ein Fantasy-Abenteuer zum Hindurchrauschen – sehr fesselnd und mitreißend

Alex wird von ihren Eltern als Baby in die Hände einer Fremden gegeben – zu ihrem eigenen Schutz. Außer einem Satz Zauberkarten hat sie nichts, was sie an ihr früheres Leben erinnert. Doch Magie ist verboten und auch das Verstecken eines Magiers steht unter schwerster Strafe. Sie wächst als Pflegekind bei Mirram und deren drei leiblichen Kindern auf und wird mehr schlecht als recht geduldet. Eines Tages verrät ihre Pflegeschwester Zerra sie, ihre Mutter und den kleinen Bruder Louie an die Schildwachen. Alex kann mit Louis und dem Haustier Pockel fliehen. Doch sie ist ein Magier-Kind und daher ständig in Gefahr, vom Falken des Königs gefunden und eliminiert zu werden. Und nicht nur von ihm! Eine Prophezeiung besagt, dass der König eines Tages durch die Hand eines Magier-Kindes sterben wird. So hat er sich von seinem damaligen Zauberer alle möglichen magischen Wachen schaffen lassen, die Zauberkraft aufspüren und eliminieren können. Die Flucht von Alex und Louie ist voller Gefahren. Und dann ist auch noch der Falkenreiter Danny mit seinem königlichen Spion hinter ihnen her… oder ist alles doch ganz anders, als es scheint?

Hach… ein tolles Buch. Richtig zum Abtauchen. Der absolut fesselnde und überaus locker zu lesende Schreibstil, die rasante Story mit den vielen fantasievollen Wesen, der Humor, der immer wieder durchblitzt und mich zu Lachen gebracht hat (ich sage nur: Pockel und seine durch Honigrosinen verursachten Verdauungsprobleme) – das alles ergibt in Verbindung mit den so lebendig gezeichneten Figuren und dem Setting eine Abenteuerwelt, die einfach Spaß macht.

Das Cover mit dem großen Falken und den gedeckten Farben sieht sehr düster aus – doch ist es keine düstere Geschichte. Es ist ein vor Fantasie sprühendes Abenteuer, dass nie wirklich brutal wird und ohne große Gewalt auskommt. Nichtsdestotrotz ist es super spannend und ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen. Freundschaft, Familie, Vertrauen, Mut sind die Themen, die hier zur Sprache kommen und verpackt sind in eine vor Lebendigkeit und Leichtigkeit flirrende Geschichte voller packender Szenen und viel Witz.

Für mich ein sehr gelungener Auftakt dieser Reihe, die wohl aus 2 Büchern bestehen wird. Und eins ist klar: Band 2 wird auf jeden Fall bei mir einziehen! Ich muss wissen, wie es mit Alex/Bubu, Louie, Hagos, Danny, Zerra, Mirram, Benn und wie sie alle heißen, weitergeht.

Fazit: für jeden Fantasy-Fan ein Must-Have. Nicht nur für Kinder ab 11 Jahren, sondern für alle Semester.

Bewertung vom 30.08.2021
Keller, Tae

Wie man einen Tiger fängt


gut

Schwierige Themen sehr anspruchsvoll umgesetzt – sicher nicht für jedes Kind ab 11 Jahren geeignet

Lily wird irgendwie immer übersehen, sie nennt das ihre Magie, unsichtbar zu sein. Ganz im Gegenteil zu ihrer Schwester Sam, die immer sofort auffällt und jeden für sich einnimmt. Nach dem Tod ihres Vaters ist alles anders und jetzt ziehen sie auch noch weg aus Kalifornien in den kleinen Ort Sunbeam. Als sie ihrer Omi von dem Tiger erzählt, reagiert diese erst abweisend, erzählt ihr dann aber die Geschichte, sie hätte dem Tiger vor langer Zeit Geschichten gestohlen und versteckt. Diese möchte er nun wiederhaben. Oma hat schon immer Geschichten erzählt, koreanische Märchen. Doch zurzeit verhält sie sich sehr seltsam, was an einem Hirntumor liegt, wie die Mädchen irgendwann erfahren. Ihre Omi wird sterben. Lily will sie retten und muss dazu den Tiger finden/fangen. Als ihr das mithilfe des neuen Freundes Ricky gelingt, geht sie mit der Tigerin einen Deal ein: sie gibt ihr die gestohlenen Geschichten, im Gegenzug sorgt die Tigerin dafür, dass es Halmoni besser geht. Doch kann man einem Tiger trauen? Noch dazu einem magischen?

Es fällt mir irre schwer, eine Zusammenfassung des Buches wiederzugeben. Jedes Wort ist hier eigentlich ein Wort zu viel, weil man es ganz schlecht schafft, den Inhalt zu erzählen, ohne zu viel zu spoilern. Fangen wir beim Cover an: es passt zum Inhalt (Tiger, Sternenhimmel), impliziert aber eher ein Kinderbuch, also eine einfache Lektüre. Und das ist „Wie man einen Tiger fängt“ ganz und gar nicht. Ich persönlich bin mit der Altersempfehlung ab 11 Jahren nicht einverstanden, da m.M.n. Kinder in dem Alter noch nicht alles erfassen können, was und wie es hier passiert. Es geht um Tod, um Verluste, um Familie, um Glaube, Liebe und Hoffnung. Teilweise sehr locker erzählt und leicht verständlich, dann wieder sehr tiefgründig, fast philosophisch und nicht gerade einfach. Nebenbei wird auch Homosexualität thematisiert.

Für mich durchaus ein gutes, berührendes Buch, toll geschrieben mit bildhaften Charakteren. Doch irgendwie auch schlecht greifbar und wie gesagt: für jüngere Leser wohl eher überfordernd. So auch das Nachwort der Autorin, in dem Themen angesprochen werden, die Kinder so sicher nicht verstehen (Kolonialismus, Trostfrauen, ursprüngliche, koreanische Mythen, die soziale Bedeutung des Weiblichen, etc.).

Ich selbst würde dem Buch 4,5 von 5 Sternen (sehr gut) geben. Da ich es aber auch aus Sicht der Zielgruppe sehen muss und es da in meinen Augen einfach nicht passt, werden es nur 3 Sterne (gut). Ich hoffe, meine Begründung ist nachvollziehbar und verständlich. Es liegt mir fern, das Buch schlecht zu bewerten (wobei 3 ja nicht schlecht ist). Mir ist nur wichtig, dass Leser, die meine Rezension evtl. zum Anlass nehmen, das Buch für ein Kind zu kaufen, wissen, was sie erwartet und es besser einschätzen können.

Bewertung vom 27.08.2021
Owens, Delia

Der Gesang der Flusskrebse


ausgezeichnet

Ein Buch über Einsamkeit, Verlassenwerden, Vertrauen und die grenzenlose Schönheit der Natur – nicht umsonst überall hoch gefeiert

1952, North Carolina, irgendwo in den Marschen: Kya, gerade einmal 6 Jahre alt, sieht zu, wie ihre Mutter sie verlässt. Tage-, wochen-, monatelang wartet sie auf deren Rückkehr. Doch stattdessen gehen auch alle ihre älteren Geschwister weg und lassen sie mit dem jähzornigen, alkoholkranken Vater allein zurück. Bis auch er später verschwindet. Auf sich allein gestellt, ohne Schulbildung und erst 9 Jahre alt lebt sie nun vom Verkauf von Muscheln und kommt damit mehr schlecht als recht über die Runden. Die Bewohner der Küstenstadt behandeln sie wie eine Aussätzige, schließlich ist sie nur eine ungebildete Sumpfbewohnerin. Nur Tate, ein alter Freund ihres Bruders, besucht sie und bringt ihr das Lesen und so viel mehr bei. Als sie 15 ist, ist er ihre erste Liebe. Dann verlässt auch er sie. Chase taucht auf, der Vorzeigejunge von Barkley Cove. Und obwohl Kya es nicht will, hängt sie ihr Herz nun an ihn.
1969: Chase wird tot am Fuße des Feuerwehrturms in den Marschen aufgefunden. Der Verdacht fällt schnell auf Kya, kein Wunder bei den vielen herrschenden Vorurteilen gegen sie. Die Todesstrafe droht.

Kya über die vielen Jahre von ihrem 6. Lebensjahr an zu begleiten ist einerseits wunderschön, andererseits furchtbar traurig. Aber IMMER sehr berührend!
Ihre tiefe Verbundenheit mit dem Marschland, geboren aus der Not heraus, sich – verlassen von allen, die doch verdammt nochmal für sie hätten da sein müssen – nicht einsam zu fühlen ist so greifbar beschrieben. Ihre Ängste und Sorgen, die Kontakte zu den Menschen, die sie nicht gleich von sich stoßen, ihre Beziehung zu Tate, die Art und Weise, wie sie sich völlig der Natur verschrieben hat – großartig!

Der Aufbau ist schlicht brillant: ich erfahre zuerst von Chases Tod im Jahr 1969 und springe dann zwischen diesem Jahr und den stattfindenden Mordermittlungen und den früheren Jahren hin und her, um dann letztlich wieder im Jahr 1969 und später zu landen. Es ist kein Krimi. Der Mordfall ist zwar Mittelpunkt der Story, die Ermittlungen werden aber durch die Geschichte von Kyas Leben in den Schatten gestellt, bis am Ende dann alles zusammenläuft. Die Figuren sind authentisch und lebendig und eindrücklich geschrieben, das zusammen mit der berührenden Story, dem wundervollen Setting, den so bildhaften Naturbeschreibungen ergibt einen Sog, dem ich mich nicht entziehen konnte.

Fazit: ein Buch für Krimifans, für Naturliebhaber, für Fans von Dramen und Liebesgeschichten und für alle, die sich von einer Geschichte mal wieder so richtig über die Gefühlsachterbahn jagen lassen wollen. Ein intensives, anrührendes Buch und ganz sicher ein Lesehighlight!

Bewertung vom 26.08.2021
Sabbag, Britta

Wenn zwei sich streiten


sehr gut

Streit und Kräftemessen – humorvolles, zauberhaftes Bilderbuch mit schöner Botschaft

Tiger und Löwe wollen´s endlich wissen! Wer von ihnen ist der Stärkere?! In Ihrem Wettbewerb messen sie sich in so sportlichen Disziplinen wie Baumstämmetragen, Weitsprung, Tieftauchen, Hochsprung, Balancieren in großer Höhe, aber auch darin, wer am meisten fressen kann. Und immer kommt heraus: sie sind gleich stark, geschickt, sportlich und verfressen. Bis ihnen dann am Ende ihres Wettkampfs ein drittes Tier bewusst macht, dass es nicht immer auf die Größe oder Stärke ankommt. Mit dieser Erkenntnis ist der Streit der beiden Raubkatzen beendet. Frei nach dem Motto: Wenn zwei sich streiten, freut sich der Dritte.

Dieses Bilderbuch zum Vorlesen und Anschauen ist herzallerliebst. Die Geschichte der streitenden, kräftemessenden großen Raubkatzen ist sehr lustig und altersgerecht geschrieben. Die detaillierten, kunterbunten Zeichnungen, sie sich immer über die gesamte Doppelseite ziehen, sind einfach nur zauberhaft. Geschichte und Bilder passen perfekt zusammen und machen dieses Buch zu einem wundervollen Vorlesebuch, in dem es sehr viel zu sehen und zu entdecken gibt. Und natürlich ist auch die Moral dieser Fabel ganz deutlich: es kommt nicht auf das Äußere an. Und: Streit muss zwar auch mal sein, aber nicht wegen Albernheiten. Zumal sich vertragen ja auch viel schöner ist.

Fazit: ein rundum schönes Bilderbuch zum Vorlesen und gemeinsam Anschauen für Jungs und Mädels ab ca. 3 Jahren. Denn auch wenn es ums Streiten geht, steckt massenhaft Humor in Text und Bildern und natürlich eine wichtige Botschaft.

Ganz hinten im Buch ist dann auch noch ein Liedtext abgedruckt: „Wenn zwei sich streiten – Der Tiger-und-Löwe-Song“. Man kann das Lied kann man sich auf den gängigen Streaming-Portalen anhören.

Bewertung vom 22.08.2021
Eldredge, Jan

Evangeline und die Geister des Bayou (eBook, ePUB)


sehr gut

Leicht gruseliges Fantasyabenteuer mit Südstaaten-Flair – sehr bildhaft und fesselnd

Von mir bekommt Evangeline 4,5 Sterne - da es hier keine halben Sachen gibt, runde ich tendenzmäßig ab auf 4 Sterne.

Evangeline lebt mit ihrer Großmutter und deren Tiergefährte Fader (ein vierohriger, mächtig verfressener Kater) im Bayou – also in den Sümpfen von Louisiana. Die beiden sind Geisterjägerinnen – eine Fähigkeit, die sich vererbt. Großmutter lehrt Evangeline dieses Handwerk und bildet sie aus. Ziel ist, bald in den Geisterjägerinnenzirkelt aufgenommen zu werden. Dazu muss sich ihr jedoch noch pünktlich zu ihrem kurz bevorstehenden 13. Geburtstag ihr eigener Geisterjägerinnen-Gefährte zeigen.

Gemeinsam gehen sie – wenn sie von geistergeplagten Menschen gerufen werden – auf die Jagd, um wieder für Ruhe zu sorgen. Ein Auftrag führt sie nach New Orleans. Dort sollen sie einer Frau helfen, die kurz davorsteht, sich auf Dauer in eine Werwölfin zu verwandeln. Doch Großmutter muss ins Krankenhaus und Evangeline ist auf sich allein gestellt. Bei einem Fall, der eigentlich viel zu groß ist für sie – denn neben den Werwölfen lauern noch andere Gefahren und Evangeline erfährt viel über Ihre Vergangenheit.

Das perfekt passende, traumhaft schöne Cover vermittelt eine spannende, leicht gruselige Story. Und so ist es auch! Hier kommen Wesen vor wie Schattenbießer, Bayou-Banshees, Johnny Revenants, Rougarous (Werwölfe) und Grims. Gearbeitet wird mit Weihwasser, Silber, Extrakten aus allen möglichen und unmöglichen Zutaten und jeder Menge Voodoo-Zutaten. Alles in der sehr atmospährischen Kulisse der Südstaaten-Sümpfe, die von der Autorin so lebendig und detailliert beschrieben wird, dass es eine Freude ist, darin einzutauchen. Die Südstaaten-Atmosphäre, die ja geprägt ist von Mardi Gras, von Voodoo und Aberglauben, von Sümpfen und Pflanzen und irgendwie Mystischem, ist förmlich spürbar, was die Lektüre zu einem echten Erlebnis macht.

Neben ganz viel Spannung und einem bisschen Grusel kommt auch der Humor nicht zu kurz. Die Figuren sind lebendig, das Setting bildgewaltig, die Stimmung absolut athmosphärisch und die nicht leicht vorhersehbare Story versteht zu fesseln. Mich hat diese Mischung auf jeden Fall in ihren Bann gezogen.

Fazit: für gruselerprobte Abenteurer*innen ab 10 Jahren ein sicherlich absolut fesselndes Fantasy-Erlebnis mit einem Hauch von Magie und Voodoo, einer Prise Humor, dem perfekten Bayoufeeling und ganz viel Spannung.

Bewertung vom 21.08.2021
Milford, Kate

Greenglass House (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Wendungsreiche, außergewöhnliche Story fernab vom Mainstream – verdientermaßen ausgezeichnet

Normalerweise ist es um Weihnachten herum immer leer im Hotel auf dem Hügel von Nagspeake – doch dieses Jahr kommen unverhofft und jeder für sich gleich mehrere seltsame Gäste. Alle führen sich so auf, als hätten sie etwas zu verbergen – und dann werden einige auch noch bestohlen. Milo, 12 Jahre alt und eigentlich gar nicht erpicht darauf, wird von der etwa gleichaltrigen Meddy, die zusammen mit der Köchin nach Greenglass House kam dazu gedrängt, das Rätsel der seltsamen Gäste zu lösen. Sie machen das als Rollenspiel und schlüpfen in andere Figuren. Milo ist nun der toughe Negret und Meddy die unsichtbare Sirin. Und tatsächlich decken sie so manches auf. Was hat es mit dem Namen Lansdegaun auf sich? Und mit dem schon lange verstorbenen Schmuggleranführer Doc Holystone? Wer ist der Dieb im Haus? Und was verbirgt sich hinter der vermeintlichen Seekarte, den Bleiglasfenstern im Haus und was bitte ist mit diesem Tor, das überall abgebildet ist? Fragen über Fragen – ob Milo/Negret und Meddy/Sirin es schaffen, hinter des Rätsels Lösung zu kommen… müsst ihr selbst herausfinden.

Nachdem ich die erst kurze Zeit ein bisschen gebraucht habe, mit dem Setting, den seltsamen Charakteren, der Geschichte selbst und dem etwas anderen Schreibstil warm zu werden, hat sie mich dann aber umso mehr gefesselt. Alles fing noch recht ruhig an, nahm dann aber Fahrt auf und wurde so richtig spannend! Mir gefällt, dass es nicht nur um die Lösung des Rätsels geht, sondern dass auch Milo´s Gefühle, seine Adoption betreffend, immer wieder Thema war. Sein Wunsch, mehr über seine Herkunft zu erfahren, seine leibliche Familie, sein Verlangen zu wissen, welches seine Wurzeln sind, um zu erfahren, wer er – neben Milo – wirklich ist. Dieser Zwiespalt kam super durch, ohne zu dominieren. Die Parallelen zwischen Rollenspiel und Realität verwischten teilweise, was ich super interessant fand. Zum Ende hin gibt es eine Wendung, die ich so absolut nicht vorausgeahnt habe und dir mir tatsächlich – ob ihr es glaubt oder nicht – Gänsehaut und Rückenschauer beschert hat. Ein Buch, das als abenteuerliches Kinderspiel begann, um dann zu einem rätselhaften Krimi aufzusteigen, nur um plötzlich wieder einen anderen Weg einzuschlagen. Großartig!
Mich wundert es nicht, dass Kate Milford für Greenglass House mit dem renommierten Edgar Allan Poe-Preis 2015 in der Kategorie Kinderbuch ausgezeichnet wurde.

Die Altersempfehlung (ab 12 Jahren, frühestens!) ist für mich nachvollziehbar – jünger sollten die Kinder nicht sein, da das Gesamtpaket schon anspruchsvoll ist. Die vielen, detailreichen Figuren, die Geschichten dahinter, die Zwischentöne – ein kleines Gesamtkunstwerk.

Zum Cover: es passt hervorragend zur Story, sieht man darauf doch das Greenglass House in der Winterzeit sowie die beiden Kinder. Ein Cover, das neugierig macht.