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leserattebremen
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Bewertungen

Insgesamt 623 Bewertungen
Bewertung vom 18.02.2012
Riesco, Nerea

Der Turm der Könige


ausgezeichnet

Am 1. November 1755 erschüttert ein Erdbeben Sevilla, das als „Erdbeben von Lissabon“ in die Geschichte eingeht, da es dort die schlimmsten Schäden verursacht. In Sevilla fällt dabei der Schlussstein aus Kathedrale und gibt einen Hinweis auf ein Rätsel frei, dass den christlichen Orden in San Juan de Acre seit Jahrhunderten beschäftigt. Bereits im Jahre 1248 wurde zwischen dem spanischen König und dem maurischen Herrscher ein Kapitulationsvertrag geschlossen, der den Umgang mit der Giralda in Sevilla regeln sollte. Zwischen den Herrschern sollten fünf Schachpartien gespielt werden, der mit den meisten Siegen sollte entscheiden, ob der Turm stehen bleiben oder zerstört werden sollte. Vier Partien waren bereits gespielt, als der Kapitulationsvertrag verschwand, es stand unentschieden. de Montenegro ist die ganze Hoffnung des Ordens, er soll die letzte Partie für die Christen spielen, doch zunächst einmal muss der Vertrag gefunden werden, der den aktuellen Spielstand anzeigt. In Julia de Haro findet Léon seine große Liebe, doch seine Verpflichtungen werfen einen Schatten auf ihr gemeinsames Schicksal. Auch die nachfolgenden Generationen bleiben im Bann dieses Spiels gefangen, das ihr Leben unweigerlich beeinflusst, ohne dass sie sich im entziehen können.
Der Roman von Nerea Riesco beschreibt die Lebensgeschichte der Familie Montenegro über mehrere Generationen vor dem Hintergrund Spaniens im 18. und frühen 19. Jahrhundert, zur Zeit der Revolution in Frankreich und unter dem Bruder Napoleon Bonapartes, Joseph I. Die Figuren des Romans sind so unterschiedlich, wie sie nur sein können, einige sind große Idealisten, einige kühl und berechnend, einige stark, andere schwach oder bösartig, und doch alle unweigerlich miteinander verbunden durch den Ausgangspunkt der Geschichte, der Liebe von Julia und Léon und der Suche nach dem 500 Jahre alten Dokument.
Der Autorin ist ein fesselnder historischer Roman gelungen, der den Leser mitnimmt auf eine Reise in die Vergangenheit. Langeweile kommt an keiner Stelle auf, da die Geschichte zügig vorangetrieben wird. Der Verlauf von zehn Jahren wird in zwei Sätzen zusammengefasst, wenn in dieser Zeit nichts für die Haupthandlung relevantes geschieht und Vorausdeutungen an wichtigen Stellen der Geschichte lassen einen gespannt umblättern, gebannt folgt man als Leser den Figuren durch das historische Sevilla, immer gespannt, was das Schicksal noch für sie bereit hält.
Unterstützt wird die ganze Stimmung des Romans durch schöne Illustrationen und einen historischen Stadtplan Sevillas, der im Umschlag des Buches versteckt ist. Dem Fischer Verlag ist eine großartige Ausgabe des Romans gelungen!

Bewertung vom 18.02.2012
Candlish, Louise

Wunder geschehen morgen


sehr gut

Zwei Frauen, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten: Bea ist verheiratet mit dem Unternehmer Marty, hat drei Kinder, die bereits erwachsen sind und führt ein von Außen betrachtet glückliches unbeschwertes Leben. Ginny hingegen ist zwar auch verheiratet, aber sie und ihr Mann Adam haben gerade ihr Kind verloren. Ihr Sohn starb an einem Herzfehler, als er erst wenige Tage alt war. Das Paar fährt nach Italien, in der Hoffnung, das Geschehene zumindest eine zeitlang hinter sich zu lassen. Dort treffen sie auf Bea und ihre Familie, die einen letzten großen Familienurlaub machen. Danach will Bea ihren Mann verlassen, was aber außer ihr keiner weiß. Als dann plötzlich ein junger Mann auftaucht, der sich mit Beas Tochter Pippi anfreundet, aber eigentlich etwas ganz anderes sucht als diese Freundschaft, ist das Personenchaos perfekt und eine abwechslungsreiche Geschichte nimmt ihren Lauf.
Ich war am Anfang sehr skeptisch, ob dieses Buch nicht nur eine seichte Geschichte über eine Frau ist, die ihr Kind verloren hat und dann wieder ins Leben zurück findet. Doch der Derbutroman von Louise Candlish besticht durch die eigenwilligen Personenkonstellationen, die immer wieder neu kombiniert werden. Die Geschichte hat eigentlich nicht viel Handlung, sondern lebt von Gesprächen und Beschreibungen der Gefühle der Charaktere, was der Autorin sehr gut gelingt. In diesem Urlaub sind alle auf der Suche nach irgendetwas, vielleicht auch ohne es zu wissen. Einige fliehen vor ihrer Vergangenheit oder vor ihrer Zukunft, geben sich ihren Illusionen vom unkomplizierten Leben hin oder müssen feststellen, dass alles, was für sie immer selbstverständlich war, plötzlich zerbricht. Über allem hängt ein Geheimnis, das sich nicht richtig in Worte fassen lässt und erst am Ende wird langsam klar, wie stark die Geschichten der Figuren wirklich miteinander verknüpft sind.
Louise Candlish ist eine wunderbare Beobachterin menschlicher Emotionen und Verhaltensweisen, sie lässt einen teilhaben an den komplizierten Entscheidungen, die die Figuren treffen, so dass man am Ende fast ein bisschen traurig ist, sich wieder von Ihnen trennen zu müssen, nachdem man einen entscheidenden Abschnitt ihres Leben so nah miterlebt hat.

Bewertung vom 18.02.2012
Münk, Katharina

Die Eisläuferin


gut

Eine Regierungschefin wird im Urlaub von einem herunterfallenden Bahnhofsschild getroffen und kann sich an die letzten 20 Jahre ihres Lebens nicht mehr erinnern. Und als wäre das nicht schon schlimm genug, vergiss sie über Nacht alles, was sie tagsüber gelernt und erfahren hat. Jeden Morgen muss ihr Mann ihr wieder beibringen, dass sie keineswegs in ihren Wahlkreis muss, weil sie nämlich längst Regierungschefin ist. Diese Ausgangssituation führt zu zahlreichen amüsanten Erlebnissen der Politikerin mit ihren Mitarbeitern, die langsam beginnen, an ihrem Stuhl zu sägen.

Dass mit der „Regierungschefin einer westlichen Industrienation“ durchaus Angela Merkel gemeint sein könnte, wird an einigen Episoden schnell deutlich, stört beim Lesen jedoch nicht. Die Autorin zeichnet ein herrlich überspitztes Bild des Politikbetriebs und zeigt, dass Umfragewerte offensichtlich nicht von politischen Entscheidungen abhängen. Je unkonventioneller sich die Protagonistin in der Öffentlichkeit bewegt, desto beliebter wird sie beim Volk und desto suspekter wird sie ihrem Mitarbeiterstab, da sie sich nicht an die intern offensichtlich bestehenden Regeln hält.
Das Buch ist gute Unterhaltungsliteratur, plätschert jedoch manchmal etwas langatmig dahin. Ich hätte mir für die Geschichte stellenweise allerdings eine extremere Entwicklung gewünscht, um wirklich herausragend zu sein.

Bewertung vom 18.02.2012
Böttcher, Jan

Das Lied vom Tun und Lassen


ausgezeichnet

Mit dem Selbstmord von Meret Kugler, die vom Schuldach springt, um ihrem Leben ein Ende zu setzen, wird die Geschichte in Jan Böttchers Roman in Gang gesetzt. Drei Menschen beschreiben in seinem Buch, wie die Situation sie und die Menschen um sie herum verändert hat. Musiklehrer Immanuel Mauss versucht alles, um seinen Schülern zu helfen, sie treffen sich in seinem Haus und trauern, reden, hören Musik. Er schafft ihnen einen Zufluchtsort, als sie diesen am nötigsten brauchen. Bis auf Clarissa scheint er auch allen damit helfen zu können, sie finden ins Leben zurück und konzentrieren sich auf das, was gerade wichtig scheint: ihr Abitur. Johannes Engler kommt als Gutachter an die Schule, beobachtet den Unterricht von Mauss und lernt die verzweifelt in ihrer Trauer blockierte Clarissa kennen und beginnt mit ihr eine Beziehung, die schnell zum Scheitern verurteilt scheint. Clarissa selbst lässt den Leser in Blogeinträgen teilhaben an ihren Erlebnissen mit Freunden auf einer Reise durch Frankreich, ihre Rückkehr und was sie dabei bewegt. Immer bei ihr ist M., eine Freundin, die abgehauen ist, Sinnbild für die aus ihrem Leben verschwundene Meret, die sie hilflos und voller Fragen zurückließ.
„Das Lied vom Tun und Lassen“ ist kein Roman der durch spannende Handlung oder viele Effekte besticht, sondern durch die Emotionalität der Sprache und die leisen Zwischentöne. In allen Geschichten schwingt viel Hilflosigkeit und Verzweiflung mit, obwohl alle Protagonisten immerzu von andern Menschen umgeben sind, zeichnet sie eine tiefe Einsamkeit aus, aus der sie nicht herausfinden können. Mauss muss erkennen, dass er den Schülern nicht so helfen kann, wie er möchte. Engler hat zwar einen Sohn, den verschweigt er aber und fühlt sich in der Beziehung zu der jungen Clarissa schnell hintergangen. Und Clarissa fühlt sich von ihren Freunden verraten, die ihr viel zu schnell ins Leben zurückfinden und nicht mehr um Meret trauern, die sie selbst noch in jedem Moment begleitet. Hilflos stehen sie sich alle gegenüber und wissen nicht, wie und wo sie Halt finden sollen, in der für sie so zerfallenen Welt. Die Frage nach dem Ich und dem Wir, mit dem sich ein Buch beschäftigt, das sowohl Clarissa als auch der Musiklehrer gelesen haben, schwebt als Thema über dem gesamten Roman, was passiert wenn meine individuellen Gefühle von der Gruppe nicht verstanden werden, was ist, wenn mein Ich dem Wir plötzlich im Weg steht?

Jan Böttcher fasst ihre Sprachlosigkeit in Worte und schafft eine Atmosphäre von Trauer, Angst, Verzweiflung, aber immer auch ein bisschen Hoffnung, dass die Situation nicht endgültig ist, sondern ein Prozess, dessen Ende nicht feststeht.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 18.02.2012
Lenormand, Frédéric

Die venezianische Agentin


sehr gut

Venedig im 18. Jahrhundert: Ein verarmter Adliger wird während einer Sitzung des Rates von Venedig ermordet, das Motiv ist unklar. Hatte er Spielschulden? Einen heimlichen Sohn? Oder hatte er sich in Geschäfte verwickeln lassen, denen er nicht gewachsen war? Für die Suche nach dem Mörder engagiert der Rat die junge Leonora Pucci, eine Klosterschülerin, die Venedig bereits einmal in einem Kriminalfall helfen konnte. Unerschrocken macht sie sich an die Ermittlungen und findet schnell eine seltsam anmutende Spur - überall tauchen plötzlich Gedichte des verstorbenen Dogen Grimani auf und weisen Leonora, auch die Frascadina genannt, den Weg zum Mörder des Adligen.
„Die venezianische Agentin“ ist bereits der zweite Roman von Frédéric Lenormand mit dieser Hauptfigur, doch auch ohne den ersten gelesen zu haben, kann man der Handlung problemlos folgen. Die Geschichte wirkt am Anfang etwas einfach gestrickt, nimmt aber schnell Fahrt auf und ist sehr unterhaltsam zu lesen. Besonders die teils eigenwilligen Charaktere machen die besondere Atmosphäre des Buches aus. Schon die Idee, eine junge Klosterschülerin ermitteln zu lassen, ist in der gewählten Zeit sicher sehr ungewöhnlich, dennoch bleibt die Geschichte durch viele Erklärungen zu ihrer Rolle als Frau in der Gesellschaft des damaligen Venedigs sehr glaubhaft und nachvollziehbar.


Ein gelungener historischer Krimi aus ungewohnt weiblicher Perspektive- auf jeden Fall empfehlenswert!

Bewertung vom 18.02.2012
Eckert, Horst

Schwarzer Schwan


ausgezeichnet

Die Bankerin Hanna Kaul ist kurz davor, einen Milliardendeal unter Dach und Fach zu bringen, als dieser plötzlich vom Vorstand der Bank abgesagt wird. Sie beginnt zu recherchieren und kommt hinter die fragwürdigen Machenschaften ihres Chefs. Gleichzeitig verschwindet ihre Nichte Leonie und eine Finanzlobbyistin aus Berlin wird während eines Besuchs in Düsseldorf ermordet. Was haben all diese Dinge miteinander zu tun? Der Polizist Dominik Roth glaubt nicht an einen einen Zufall und macht sich daran, den Zusammenhang zwischen als diesen Fällen herzustellen. Durch sein unkonventionelles Vorgehen, steht er jedoch schnell selbst unter Verdacht, etwas mit den Verbrechen zu tun zu haben.
„Schwarzer Schwan“ ist ein spannender Thriller, der hochaktuelle Bezüge zur Finanzkrise und zum Unglück von Fukushima aufgreift. Horst Eckert beschreibt das Postengeschacher und Kaufen von Stimmen auf höchster politischer Ebene, ein Hin- und Hergeschiebe von Positionen und Posten für Geld und Macht. Der Plot wird dabei in verschiedene Erzählstränge aus unterschiedlichen Perspektiven aufgeteilt, der Leser erhält Informationen über den Bundestagsabgeordneten Mierscheid, den Polizisten Dominik Roth und die Bankerin Hanna Kaul. In kurzen Absätzen wird die Geschichte von Leonie eingeschoben. Sie ist die einzige, die als Ich-Erzähler auftritt und den Leser so ganz nah mitnimmt in ihr dunkles Kellerloch, in dem sie gefangen gehalten wird. Gerade diese Abschnitte lassen es einem manchmal kalt den Rücken runterlaufen, so sehr hofft man mit Leonie auf eine baldige Freilassung.
Auch ohne die Aktualität dieses Romans wäre Horst Eckert ein spannender Thriller gelungen, doch durch die Verbindungen zur Atom- und Finanzlobby wird es ein großartiges Buch, das man nicht mehr aus der Hand legen kann, wenn man einmal angefangen hat.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 18.02.2012
Schwarz, Stefan

Hüftkreisen mit Nancy


schlecht

Max ist Anfang vierzig und steckt in einer Krise. In seinem Job wird er beurlaubt, weil er angeblich zu viele Witze mit sexuellen Anspielungen seiner Kollegin gegenüber macht und seine Frau findet ihn längst nicht mehr so toll wie früher. Eigentlich leben die beiden nur noch nebeneinander her. Max steckt voll in einer Midlife Crisis und meldet sich in einem Fitnessstudio an, stemmt Gewichte und beobachtet die hübsche Frau am Empfang, die er zu gerne einmal tanzen sehen würde.
Ich hatte viel Gutes von dem Buch gehört, es sei witzig, intelligent, sehr unterhaltsam. Leider kann ich dem aus meiner Sicht nicht zustimmen, ich habe mich bei der Lektüre schlicht und einfach gelangweilt und mich am Ende geärgert, die Zeit mit dem Lesen dieses Buches verschwendet zu haben. Die Geschichte hat sich für mich überhaupt nicht entwickelt, hatte keinen Schwung und plätscherte ohne jegliche Dynamik dahin. An vielen Stellen hab ich mich über die zahlreichen Klischees geärgert, die von dem Autor verbraten werden, was dazu führte, dass der Protagonist eher nervt als unterhaltsam wirkt.
Ich war wirklich enttäuscht von dem Buch und hatte mehr erwartet. Ich kann mir gut vorstellen, dass die Kolumnen des Autors sehr unterhaltsam sind, aber ausgebreitet auf 250 Seiten war es einfach anstrengend.

1 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 18.02.2012
Bazell, Josh

Einmal durch die Hölle und zurück / Pietro-Reihe Bd.2


sehr gut

Pietro Brwna, ein ehemaliger Mafiakiller, arbeitet und einem Decknamen als Arzt an Bord eines Kreuzfahrtschiffs- so gut es eben geht mit einem sehr fragwürdigen Universitätsabschluss und einer Weiterbildung in Zahnheilkunde per Youtoube-Videos. Doch mit diesen halbwegs entspannten Leben ist es vorbei, als er für einen amerikanischen Milliardär gemeinsam mit der Paläontologin Violet Hurst auf die Jagd nach einem Seeungeheuer geschickt wird. Als sie herausfinden, dass dort in letzter Zeit bereits vier Menschen zu Tode gekommen sind, machen sie sich auf die Suche nach den vermeintlichen Mördern- denn an ein Seeungeheuer glauben sie beide nicht.
„Einmal durch die Hölle und zurück“ ist zweite Roman von Josh Bazell, sein Debüt „Schneller als der Tod“ stand lange auf den Bestsellerlisten und ist der inhaltliche Vorläufer zu diesem Krimi. Doch auch ohne Kenntnis des ersten Romans kann man der Handlung problemlos folgen. Der Stil des Autors ist äußerst unterhaltsam und hebt sich positiv von den meisten bekannten Krimiautoren ab, er ist sehr direkt, teilweise fast brutal und gleichzeitig unterlegt mit einer Menge bitterbösem schwarzem Humor. So wird die anfänglich etwas alberne Jagd nach einem Seeungeheuer gemäß Nessie in Schottland schnell zu einem spannenden Krimi mit höchst eigenartigen Charakteren, wie beispielsweise den Organisator dieser Abenteuertour Reggie Trager, dessen Motive ziemlich fragwürdig scheinen. Pure wissenschaftliche Neugier scheint es nicht zu sein, die ihn zu dieser Reise an den See treibt. Und auch der ein oder andere Prominente begibt sich mit auf die Suche nach dem Urzeitmonster, was beim Leser für einige Lacher sorgen dürfte.
„Einmal durch die Hölle und zurück“ ist ein gutes Buch für jeden, der keinen klassischen Krimi mit klarer Rollenverteilung sucht, sondern der von einem Buch neben Spannung auch Witz und eine gewisse Einzigartigkeit erwartet. Das ist Josh Bazell definitiv gelungen.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 18.02.2012
Laureen, Anne

Sonne über Wahi-Koura


sehr gut

Als Helena de Villiers ihren Mann bei einem Flugzeugabsturz verliert und ihr Weingut durch einen Reblausbefall ruiniert ist, beschließt sie zur ihrer Schwiegermutter nach Neuseeland zu ziehen. Doch als sie dort nach der langen Schiffsreise ankommt, muss sie feststellen, dass sie alles andere als freudig erwartet wird und ihre strenge Schwiegermutter Louise sie ausschließlich duldet, weil sie schwanger ist. Nur schwer können diese beiden eigenwilligen Frauen sich aneinander gewöhnen, während sie gemeinsam gegen die Feinde des Weinguts der de Villiers kämpfen: Ein hinterhältiger Banker aus Napier versucht mit allen Mitteln, ihnen ihr Land wegzunehmen.
Die Geschichte aus „Sonne über Wahi-Koura“ erinnert ein wenig an den erste Roman von Anne Laureen, eine junge Frau verlässt Deutschland um in Neuseeland einen Neuanfang zu starten. Doch genau wie mit „Sterne über Tauranga“ ist ihr auch dieses Mal ein sehr schöner historischer Roman über starke Frauen in einer eigentlich noch von Männern dominierten Welt gelungen. Die Figuren sind gut gezeichnet, haben starke Charakterzüge und bleiben nicht bei oberflächlichen Klischees stehen. Der Stil ist sehr flüssig und die Sprache bilderreich, so das man als Leser schnell in die Welt der Hauptfiguren gezogen wird und ihrem Leben folgt. Dabei bleibt aus, was mir oft bei sehr langen historischen Romanen mit seitenweise Landschaftsschilderung passiert: Ich bin nicht versucht, schnell zwei Seiten zu überblättern, weil ich das Gefühl habe, dass dort sowieso nichts passiert. Die Geschichte ist so kompakt geschrieben, dass keine unnötigen Längen entstehen.
Ein sehr gutes Buch für kalte lange Winterabende bei einer Kanne Tee, wer auf eine anspruchsvolle und unerwartete Story hofft, wird jedoch enttäuscht sein.