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misspider

Bewertungen

Insgesamt 681 Bewertungen
Bewertung vom 30.06.2020
Rensmann, Nicole

Gewebewelten


sehr gut

Fünf Jugendliche müssen im Internat das Archiv aufräumen - ein ziemlich langweilige Aufgabe, noch dazu können sich die zwei Mädchen und drei Jungs nicht leiden. Die schüchterne Jana, der blinde Rene, der dicke 'Schoko-Tobi', der oberflächliche Timo und seine zickige Freundin Lisa machen sich mürrisch an die Aufgabe, bis sie einen uralten Teppich finden. Als Jana sich daraufsetzt, spricht sie erst eine unangenehme Wahrheit aus - und löst sich dann in Luft auf. Bald danach 'verschwinden' auch die anderen vier - im Teppich!? Verwirrt und ratlos stolpert die kleine Gruppe durch eine kahle Welt aus Kälte, Wasser, Hitze - alles ist fremd und verändert sich dabei ständig. Bis sie zu einem Raum kommen, in dem ein alter Mann und sein kleiner Drache leben. Mysterkylus, gennant Myst, erklärt den Jugendlichen die Bedeutung des Tapensis (Teppichs) und dass in dessen Welt alles durch Gedanken und Gefühle geformt wird. Gemeinsam machen sie sich auf die Reise in Mysts Heimatdorf, um am Ende hoffentlich wieder nach Hause zurückkehren zu können. Dabei müssen sie sich ihren eigenen Gefühlen und unbequemen Gedanken stellen, was noch sehr abenteuerlich und gefährlich wird. Und dann sind da noch die drei Handlanger des Todes, die schon lange auf der Suche nach Myst sind, um seine Seele endlich ihrem Herrn zu überbringen, und die ihnen auf der Spur sind.

Die ersten Seiten stürzen den Leser in totale Verwirrung: was ist hier eigentlich los?! Gemeinsam mit den Fünfen kommt man nach und nach hinter die Geheimnisse des Teppichs und die Bedeutung der Macht der Gedanken. Und genauso chaotisch und unvorhersehbar wie die Gedanken der Beteiligten sind, genauso überraschend und unerwartet sind dann auch die Gefahren und Hindernisse, die auf der Reise überwunden werden müssen.
Von Myst erfahren Jana und die anderen, dass sie möglicherweise fünf Auserwählte sind, dazu bestimmt die Verbindung zwischen den Welten wieder herzustellen. Aber wird es ihnen vorher gelingen, ihre eigenen Ängste zu überwinden? Denn dazu müssen sie auch ihre gegenseitige Antipathie ablegen und sich endlich als gemeinsames Team zusammenraufen. Hinzu kommt, dass Timo und Jana Gefühle füreinander entdecken, was die eifersüchtige Lisa natürlich gar nicht gut findet...

Abgesehen von einer Wendung, die wie aus dem Nichts kam, später aber anscheinend eine grössere Bedeutung haben sollte, und einem zu plötzlichen Ende (schade - ich will mehr!) konnte mich die Story durchaus überzeugen. Es ist mal ein völlig anderes, überraschendes und fantastisches Buch, dessen Verlauf in weiten Teilen unvorhersehbar ist und gerade deshalb so spannend zu lesen - nie wusste ich, wohin die Reise führt und was die Gruppe als nächstes erwartet. Das wirkt teilweise sehr zufällig und chaotisch, ergibt aber genau so auch Sinn, wenn man die unterschiedlichen Gedanken der Beteiligten zugrundelegt. Der Schreibstil wirkt sehr jugendlich, was natürlich haargenau zu den fünf 'Freunden' in der Geschichte passt, und damit vor allem - aber nicht nur - eine junge Leserschaft begeistern dürfte. Eine Fortsetzung ist möglich und wird am Ende auch angedeutet - ich wäre auf jeden Fall dabei.

Bewertung vom 24.06.2020
Balzano, Marco

Ich bleibe hier


ausgezeichnet

Das Buch erzählt aus dem Leben von Trina, die im Südtiroler Ort Graun gelebt hat. Gleichzeitig erzählt es die Geschichte von Faschismus und Nazismus, Krieg und letztendlich dem Bau eines Staudamms, der die ganze Region drastisch verändert.

Das Buch basiert auf wahren Begebenheiten, eingebettet in eine fiktive Geschichte. Dadurch, dass der Leser alles durch die Augen von Trina erfährt, aus deren Perspektive geschrieben ist, ist man dem Geschehen unglaublich nah und kann die Gedanken und Gefühle Trinas sehr gut nachvollziehen. Unglaublich, was die Menschen in dieser Region alles durchleiden mussten, und beeindruckend wie stark Trina durch diese Geschehnisse geworden und geblieben ist.

Ich bevorzuge fiktive 'Geschichtsbücher', die einem historische Begebenheiten auf besonders eindringliche Weise vermitteln und viel stärker nachklingen als reine Fakten und Zahlen aus Sachbüchern. 'Ich bleibe hier' ist dafür das beste Beispiel.

Bewertung vom 22.06.2020
Toth, Sandra

Das Dorf / Finsterzeit Bd.1


sehr gut

Irgendwo in Deutschland: seit dem Zusammenbruch des Stromnetzes hat sich das Land in einen Ort der Anarchie verwandelt. Plünderung, Mord und Schlimmeres gehören zur Tagesordnung. Lara und Thomas müssen das Land durchqueren, um Zuflucht in einer festungsartigen Anlage zu finden, die Thomas Großvater gebaut hat. Dieser erste Teil erzählt von Laras und Thomas Reise und wie sie kurz vor dem Ziel bei einer anderen Gruppe Überlebender landen, die sie bereitwillig in ihre Gemeinschaft aufnimmt. Und es zeigt sich, dass dieses Dorf vielleicht ein erstrebenswerterer Ort zum Bleiben ist als die Anlage, die von Thomas Großvater offensichtlich äußerst erbarmungslos und mit eiserner Hand geführt wird.

Von Anfang an hatte ich ein leichtes Gefühl von Déjà vu, auch wenn diese post-apokalyptischen Reihe ganz ohne Zombies auskommt. Aber der tägliche Überlebenskampf und die Hoffnung auf eine sichere Zuflucht an einem besseren Ort - das alles kommt einem doch sehr bekannt vor. Die Autorin mischt dann noch eine Romanze unter, denn Lara und Thomas waren schon lange sehr gute und vertraute Freunde, aber keiner wollte den ersten Schritt tun. Während Lara wie ein offenes Buch ist, wirkt Thomas verschlossen und geheimnisvoll, und nur häppchenweise erfahren wir wieso er so ein guter Kämpfer und Stratege ist.

Trotz hohem Wiedererkennungswert konnte mich die Geschichte in ihren Bann ziehen und ich habe sie sehr schnell 'weggelesen'. Man merkt dem Buch durchaus an, dass es auf jugendliche Leser abzielt, trotz aller Trostlosigkeit und Härte ist der Grundton hier irgendwie hoffnungsvoller als ich es von anderen, ähnlich gelagerten Werken kenne. Das mag auch ein wenig an der Liebesgeschichte liegen, die sich durch die Geschichte hindurchzieht. Natürlich möchte ich jetzt unbedingt wissen, wie es mit Lara, Thomas und dem Dorf weitergeht und ob der Plan zum Überleben gelingt...

Bewertung vom 27.05.2020
Henschel, Gerhard

SoKo Heidefieber (eBook, ePUB)


sehr gut

Wer glaubt, mit "SoKo Heidefieber" einen beschaulichen Regionalkrimi vor sich zu haben, wird eine gewaltige Überraschung erleben! Voller Sarkasmus wird hier das beliebte Krimigenre auf die Schippe genommen - und gleich in doppelte Manier!

Erstens: inhaltlich geht es nämlich um einen Serienmörder, der ausgerechnet Autoren von Regionalkrimis abserviert - und zwar auf eine Weise, wie sie das Opfer zuvor in einem seiner Werke beschrieben hat. Das nimmt durchaus skurrile Züge an, als beispielsweise ein Kopf in einer Glasflasche auftaucht (leider wird die interessante Frage nach dem Wie hierbei nicht vollständig aufgelöst, aber die Vermutung mit dem Glasbläser ist naheliegend).

Zweitens: auch das Format des Buches ist - wie könnte es anders sein - ein Regionalkrimi, auch wenn man es aufgrund der Wanderlust des Mörders und somit der Ermittler geografisch nicht so genau nehmen darf. Da geht es nämlich quer durch Deutschland udn sogar bis nach Österreich. Aber keine Sorge: jede Region bekommt auf ihre Weise ihr Fett weg (bzw. eine/n Autor/in). Dabei werden sowohl sprachliche als auch kulinarische Genüsse (oder sollte man besser sagen Ergüsse?) vom Feinsten geboten.

Und dann gibt es da noch die irrwitzige Parallelgeschichte, in der ein Mann durch eine Verkettung unglücklicher Umstände aus Griechenland fliehen muß und dabei von einer Katastrophe in die nächste gerät, um am Ende halbtot wieder ausgespuckt zu werden.

Klingt alles irgendwie irrsinnig, irgendwie planlos und gar nicht beschaulich? Ist es auch - für manche sicherlich enttäuschend, für andere eine Bereicherung. Ich darf mich glücklicherweise zur letzteren Gruppe zählen, denn dieses Buch hat mir einige mehr als vergnügliche Lesestunden voll ungebremster Unterhaltung bereitet.

Bewertung vom 25.05.2020
Pannen, Kai

Wie gewonnen, so gesponnen! / Du spinnst wohl! Bd.4


ausgezeichnet

Ach Du dickes Ei! Karl-Heinz und Bisy bekommen Zuwachs, als der Postbote ein Paket mit einem Ei liefert. Kurz darauf schlüpft ein kleines 'Wasauchimmer' - und hält Bisy glatt für seine Mama, während es sich vor Karl-Heinz fürchtet "blöde Kneuzspinne!". Und obwohl sich herausstellt, dass Mia - wie die beiden das Wasauchimmer schließlich nennen - acht Beine hat, bleibt sie fest davon überzeugt, eine Fliege zu sein. Das führt nicht nur im heimischen Netz zu Problemen, denn auch Insektenkinder müssen in die Schule gehen. Als Mia dann auch noch unaufhörlich weiter wächst, wird Bisy und Karl-Heinz langsam klar, was ihnen da wirklich ins Netz gegangen ist, und dass Mia nicht bei ihnen bleiben kann...

Jippie, wieder ein neues Buch mit unseren Lieblingsinsekten, und diese Geschichte hat uns besonders gut gefallen. Lustig, herzlich, turbulent, abenteuerlich und (nicht immer) niedlich: wieder volle Punktzahl für Bisy und Karl-Heinz - und ein Extrapunkt für Mia!

Bewertung vom 25.05.2020
Garner, Mary E.

Der erste Federstrich / Das Buch der gelöschten Wörter Bd.1 (eBook, ePUB)


gut

Geschichten, in denen man in Bücher reisen kann, gibt es mittlerweile viele. Was also ist neu an dieser Trilogie? Hier geht es nicht nur um das geschriebene Wort, sondern auch um das gelöschte - und damit möchte ein bis dato unbekannter Bösewicht die Welt ins Unglück stürzen. Im 'Buch der gelöschten Wörter' werden alle Worte gesammelt, die jemals geschrieben und dann aber wieder gelöscht wurden. Als es plötzlich einen sprunghaften Anstieg der beschriebenen Seiten gibt, wird klar dass da jemand seine Hand im Spiel haben muss. Wer will unbedingt diese vielen ungeschriebenen Worte einfangen und benutzen, um das Gleichgewicht zwischen realer und Bücherwelt ins Wanken zu bringen?

Die Autorin hat eine durchaus komplexe Handlung erdacht, die spannend ist und einige sensationelle Ideen liefert (z.B. dass Romanfiguren sterben können und dadurch Bücher quasi umgeschrieben werden). Dazu gibt es eine bodenständige Protagonistin, die vom Mauerblümchen zur Heldin erblühen soll, eine Prise Romantik in Form zweier ungleicher Brüder, sowie einen Schuss Humor, wenn diverse Romanfiguren getreu oder gerade entgegen ihrem antiquierten Charakter mitmischen.

Diese Mischung bietet einige Lesestunden hervorragender Unterhaltung, wobei mich vor allem der Plot in seinen Bann zog. Leider gab es für meinen Geschmack aber zu viel 'Drumherum', zu viel belangloses Geplapper und zu viele hübsch anzuschauende, für die Geschichte aber belanglose Nebenschauplätze (bzw. besuchte Romane). Ob dies der Tatsache geschuldet ist, dass es sich um einen Teil einer Trilogie handelt und die Geschichte daher ein wenig gestreckt werden musste, bleibt mit Teil 2 und 3 abzuwarten. Mir jedenfalls war das Tempo etwas zu gemächlich, die Protagonisten zu überschaubar in ihrem Handeln und die Haupthandlung zu wenig im Fokus (das ändert sich immerhin zum Schluss - da wird es endlich mal richtig spannend: ich sage nur Cliffhanger).

Dieser erste Teil hat mich auf jeden Fall neugierig gemacht, war mir aber als Einführung in die Geschichte und Charaktere stellenweise einfach zu (be)lang(los). Nichtsdestotrotz bin ich sehr gespannt auf die Fortsetzung, die dann aber hoffentlich mehr Handlung zu bieten hat.

Bewertung vom 14.05.2020
Sten, Camilla

Das Dorf der toten Seelen


weniger gut

Was hatte ich mich auf diesem Roman gefreut! "Stranger Things meets Scandinavian Crime" heißt es in der Buchbeschreibung, und zusammen mit dem düsteren Cover hat mich das überzeugt, das Buch unbedingt zu lesen. Leider bliebt die Geschichte um Längen hinter meinen Erwartungen zurück.

Es wird auf zwei Zeitebenen erzählt: Damals, in der Vergangenheit, kam ein charismatischer Pfarrer nach Silvertjärn, der die Dorfbewohner alsbald in seinen Bann zog...was passierte, wird aus der Sicht von Elsa erzählt, die sich um die allein lebende, geisteskranke Birgitta kümmert. Elsas Töchter gehen eigene Wege: Margareta ist in die Stadt gezogen, und Aina wird zur Gehilfin des Pfarrers.
Heute, in der Gegenwart: Silvertjärn ist eine Geisterstadt, niemand weiß was damals mit den Einwohnern geschah, nur ein einziges Baby wurde lebend entdeckt und Birgitta wurde tot aufgefunden.

Alice, die Enkelin von Elsa, will mit einer kleinen Gruppe einen Dokumentarfilm über Silvertjärn drehen, und dafür fahren sie für ein paar Tage zum Filmen dorthin. Aber es gibt Spannungen in der Gruppe, zu der Alices Freundin Tone - die Tochter des damals zurückgelassenen Säuglings - und ihre frühere beste Freundin Emmy gehören, mit der sie sich jedoch überworfen hatte. Bald empfangen die Walkie Talkies unerklärliche Stimmen und Geräusche, und es scheint als wäre die Gruppe nicht alleine in Silvertjärn...

An und für sich eine grandiose Ausgangssituation für einen düsteren, unheimlichen und schockierenden Thriller - egal ob es die erhofften Horroreinschübe gibt oder nicht. Aber leider hat das Buch keine meiner Erwartungen wirklich erfüllt, und etwas in der Art von 'Stranger Things' sucht man hier vergeblich (wer denkt sich bloß immer solche hanebüchenen Vergleiche aus?).

Die Charaktere bleiben durchweg blaß - Alice und Emmy benehmen sich wie verzogene beleidigte Kinder, Tone ist irgendwie merkwürdig bleibt aber diffus, und die beiden Männer sind einfach nur notwendige Anhängsel, um eine 5er-Gruppe daraus zu machen. Dementsprechend fand ich die 'Heute'-Kapitel weitestgehend langweilig, da mich die Gruppendynamik überhaupt nicht fesseln konnte. Es gab viel lahmes Gerede und die Handlungen wirkten entweder trotzig oder unüberlegt.

Im Gegensatz dazu haben mir die 'Damals'-Kapitel recht gut gefallen, obwohl schon bald klar war was hier Sache ist. Leider wurde viel zu wenig auf die Beweggründe eingegangen, die Erklärungen am Ende waren klischeehaft und nicht wenig originell. Trotzdem: für sich genommen und mit weiteren Details versehen hätte man daraus einen hervorragenden historischen Thriller machen können. Gegen Ende nahm das Buch zwar an Spannung zu, das konnte die maue erste Hälfte und den dahin plätschernden, oft zu willkürlich wirkenden Verlauf aber nicht wettmachen. Auch der Schreibstil hat mich nicht gefesselt, vor allem die Ich-Erzählperspektive der Gegenwarts-Kapitel haben mich nicht angesprochen, was aber sicher auch daran lag dass mir Alice nicht sympathisch war (wie eigentlich alle aus der Gruppe).

Fazit: einige gute Ansätze und Ideen, aber das Gesamtergebnis konnte mich letztendlich - und vor allem bei den durch den Werbeslogan geweckten Erwartungen - nicht überzeugen.

Bewertung vom 12.05.2020

Alltagsabenteuer


sehr gut

Das Buch enthält einige nette Anregungen zum Rausgehen, aufgefüllt mit Seiten für Notizen, Fotos und eingeklebte Erinnerungsstücke. Durchsetzt mit einfachen grafischen Illustrationen und Zitaten bekannter Leute macht dieses Buch optisch durchaus was her. Inhaltlich finde ich es ein bisschen mau, da die Hälfte der Ideen einem entweder nichts neues sagen (im Wald Energie tanken? - weiß doch jeder, oder? Zumindest alle, die das Buch interessieren dürfte) oder eine Idee nur anreißen, aber nicht konkret beschreiben (Yoga im Freien? - prima, aber wieso nicht gleich die Anleitung für ein oder zwei Bewegungen dazu schreiben?). Trotzdem finden sich auch ein paar witzige Tipps darunter,die Umgebung neu wahrzunehmen (z.B. einfach rauszugehen und nach dem Motto "3 links, 1 rechts, 1 links" zu schauen wo man landet in der Nachbarschaft). Da ich nicht so der Typ Gedanken-Aufschreiberin bin, stören mich die vielen leeren Seiten zum Beschreiben ein wenig, da ich sie garantiert nicht füllen würde ('wie hast Du Dich dabei gefühlt' - das ist mir zu esoterisch). Aber das Buch mit Fotos und eingeklebten Blättern etc. zu füllen könnte mir schon Spaß machen.
Fazit: fällt für mich in die Kategorie hübsches Geschenkbuch.