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Azyria Sun

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Insgesamt 668 Bewertungen
Bewertung vom 11.05.2021
Winkelmann, Andreas

Das Haus der Mädchen / Kerner und Oswald Bd.1


ausgezeichnet

Winkelmann erweckt das Grauen zum Leben und mit ihm deinen schlimmsten Alptraum

Worum geht’s?
Leni mietet sich für ein Praktikum ein Zimmer in Hamburg. Dort lernt sie Vivian kennen, die nach einer gemeinsamen Partynacht plötzlich verschwindet. Doch sie ist nicht die einzige, die ohne ein Wort fort ist. Freddy Förster lebt auf der Straße, seit sein Unternehmen pleite gegangen ist und seine Frau ihn vor die Tür gesetzt hat. Dort beobachtet er eines Nachts einen Mord und befindet sich seitdem vor dem Mörder auf der Flucht. Jens Kerner nimmt die Ermittlungen auf.

Meine Meinung:
„Das Haus der Mädchen“ von Andreas Winkelmann ist der Einstieg in die Thriller-Serie um Jens Kerner und Rebecca Oswald. Und es ist auch das erste Buch, das ich von dem Autor gelesen habe. Bislang. Ich war sofort gefesselt, fasziniert, geschockt. Allein die Idee hinter dem Buch – wer kommt auf solche abgrundtief verstörenden und psychotischen Dinge? Das Buch ist blutig und mitreißend und in meinen Augen der perfekte Thriller. Die Darstellung der Tatorte, die Figuren, die Tat selbst und die Opfer. Die Täter. Unglaublich faszinierend! Man will die ganze Zeit hinter die Schulter schauen, ob da auch wirklich niemand steht, aber man kann auch das Buch nicht aus den Augen lassen, weil man unbedingt wissen möchte, wie es weitergeht.

Jens Kerner und Rebecca Oswald sind die Hauptermittler in dieser Serie. Jens Kerner ist ein Polizeikommissar knapp über 50, geschieden, versucht, seine Fitness wiederzufinden. Rebecca Oswald ist seine Assistentin, die im Rollstuhl sitzt ihn aber tatkräftig mit Recherchen unterstützt und oftmals den perfekten Riecher hat. Auch privat sind die beiden ein gutes Team und wer weiß, vielleicht knistert es zwischen den beiden? Es sind interessante Charaktere. Nicht die perfekten Ermittler, sondern Ermittler mit Schwächen und Handicap. Sie wirken menschlich. Ein bisschen Privates erfährt man auch, aber nicht zu viel, um von der eigentlichen Story abzulenken – ich hoffe dennoch, in den weiteren Büchern die beiden näher kennenlernen zu dürfen.

Auch Leni, Freddy und Vivian sind interessante Charaktere. Die schüchterne Leni, die sich überwindet und mutig sein kann. Vivian, nach außen eine schillernde Partyqueen – aber einen weichen Kern und das Herz am rechten Fleck. Und Freddy, der Obdachlos geworden ist aber dennoch nicht aufgibt.

Mit diesen Protagonisten ermitteln wir gemeinsam. Verfolgen und werden verfolgt. Andreas Winkelmann erschafft unglaublich reale Gänsehautmomente allein durch Worte. Er macht das Dunkel greifbar, erweckt das Grauen zum Leben – überhaupt die ganze Geschichte: Gibt es solche Menschen wirklich? Wie krank können manche Menschen sein? Das Buch ist definitiv nichts für schwache Nerven, zu plastisch sind die Taten. Für mich aber genau richtig! Nie reißt die Spannung ab, es wird von Seite zu Seite interessanter. Am Ende der perfekte Showdown mit einem Plottwist, den ich so nie erwartet hätte!

Fazit:
Mit „Das Haus der Mädchen“ gelingt Andreas Winkelmann der perfekte Einstieg in seine Thriller-Serie um Kerner und Oswald. Jens Kerner, der über 50jährige Ermittler, der dabei ist, seine Fitness wiederzufinden. Rebecca Oswald, die Assistentin, die vom Rollstuhl aus recherchiert. Beide ergänzen sich perfekt. Auch die Story selbst ist der Hammer! Die Spannung reißt nie ab, sondern reißt einen mit! Man möchte nicht blinzeln, um nichts zu verpassen! Mich hat das Buch absolut begeistert!

5 Sterne für dieses Meisterwerk an Grauen und Psychotik!

Bewertung vom 09.05.2021
Terry, Teri

Dark Blue Rising Bd.1


sehr gut

Ein rasanter Jugendthriller, der Mysterium, Phantasie und Spannung in sich vereint

Worum geht’s?
Tabby und Cate führen ein Leben ohne festen Wohnsitz und immer versteckt. Bis Tabby nach einem Unfall im Krankenhaus landet. Anhand einer Blutprobe wird festgestellt, dass Tabby Holly ist, die vor 13 Jahren entführte Tochter von Simone und Alistare. Doch noch bevor sie sich in ihr neues Leben eingliedern kann, wird sie schon wieder aus der Wirklichkeit gerissen. Das einzig stabile in ihrem Leben, ihre einzig wirkliche Heimat ist das Meer, das immer nach ihr zu rufen schien.

Meine Meinung:
Mit „Dark Blue Rising“ startet Teri Terry ihre Klimathriller-Trilogie um Holly Tabby Heathe. Es ist ein Buch für Jugendliche und junge Erwachsene, enthält aber auch durchaus spannende und mitreißende Momente für die ältere Generation. Die Sprache ist perfekt der heutigen Jugend angepasst. Klare Sätze, gut strukturiert und dennoch mitreißend, immer wieder rasant und spannend mit ein bisschen Fantasy und Mystik. Das Buch fängt zwar langsam und ruhig an, steigert aber immer wieder die Spannungs-Peaks und endet nach einem rasanten Showdown in einem Cliffhanger – der einen fast schon verzweifelt zurücklässt, weil man unbedingt weiterlesen möchte.

Holly, genannt Tabby, ist die 16-jährige Hauptprotagonistin. Sie hat die meiste Zeit ihres Lebens an der Seite von Cate auf der Flucht verbracht. Sie ist für ihr alter sehr reif und erwachsen. Aber sie scheint kein normales Mädchen zu sein. Da es im Klappentext steht, kann ich ohne Spoilern soviel verraten: Tabby ist eine der wenigen Menschen, die – wie Apnoetaucher – sehr lange, fast schon unmenschlich lange, die Luft anhalten kann. Doch ist das wirklich genetisch? Menschlich? Oder steckt da doch mehr dahinter? Das müsst ihr selbst herausfinden. Ansonsten ist sie eher eine Einzelgängerin die im Verlauf des Buches aber schon offener wird und vertrauter, einzelnen Menschen gegenüber. Auch hat sie ein sehr gutes Gespür dafür, wem sie vertrauen kann und wem nicht.

Begleitet wird sie zu Beginn von ihrer angeblichen Mutter Cate (auch das ist bereits im Klappentext enthalten) – die jedoch gar nicht ihre Mutter ist. Als die beiden getrennt werden, flüstert Cate Tabby noch eine Warnung zu. Was hat es damit auch sich? Wer steckt hinter alledem? Und im weiteren Verlauf der Geschichte lernen wir noch Ariel, Denzi und Isha kennen. Jugendliche wie Tabby. Auch sie sind außergewöhnlich. Außenseiter. Die sich allerdings mehr oder weniger damit arrangiert haben.

Das Buch fängt wie gesagt etwas seicht, für meinen Geschmack fast zu langsam an. Macht das aber im Lauf der Geschichte wieder wett. Sehr gut gefallen mir die Szenen, wenn sich Tabby in den Apnoe-Zustand begibt. Wenn die Autorin über ihre Träume schreibt. Über Tabbys Gefühle. Bildhaft und lebendig! Und obwohl ich wusste, dass es sich um eine Trilogie handelt, hat mich das offene Ende doch wie aus dem Nichts getroffen. Wie geht es weiter? Was passiert als Nächstes? Wer steckt hinter alledem? Ich möchte unbedingt mehr wissen!

Fazit:
„Dark Blue Rising“ ist Teri Terrys Auftakt zur Trilogie um Tabby, eine Klimathriller-Trilogie für Jugendliche, die langsam beginnt, die LeserInnen dann aber packt und gemeinsam mit Tabby in die Tiefen des Meeres zieht. Unglaublich real sind Tabbys Träume. Die Orte. Die Menschen, denen sie begegnet. Und immer wieder hat man Spannungspeaks bis hin zum finalen Showdown – der leider mit einem Cliffhanger endet, der einen wirklich gekonnt mit unzähligen offenen Fragen hängen lässt und umso mehr die Vorfreude auf den 2. Teil anheizt!

4 Sterne von mir für den spannenden Auftakt der Trilogie um Tabby Heathe und ihre Freunde!

Bewertung vom 07.05.2021
McKinlay, Jenn

Irgendwo ist immer irgendwer verliebt


sehr gut

Dieses Buch ist großes Kino!

Worum geht’s?
7 Jahre nach dem Tod ihrer Mutter, entscheidet sich Chelseas Vater, wieder zu heiraten. Dies trifft Chelsea wie ein Schock. Eine fremde Frau, die der Vater gerade mal 2 Wochen kennt, soll ihre Mutter ersetzen? Kann das wirklich Liebe sein? Als Chelsea realisiert, dass sie seit dem Verlust ihrer Mutter selbst keine großen Gefühle mehr empfunden, sondern als Workaholic mehr dahinvegetiert als gelebt hat, begibt sie sich auf die Spuren ihrer Vergangenheit um sich selbst und die Liebe wiederzufinden.

Meine Meinung:
Mit „Irgendwo ist immer irgendwer verliebt“ hat Jenn McKinlay ein Buch wie ein Kinofilm erschaffen. Sie erzählt in Ich-Form aus der Sicht von Chelsea. Von ihrem Verlust, ihrem zurückgezogenen Leben, in dem es nur noch Arbeit, Arbeit, Arbeit gibt. Davon, wie Chelsea sich endlich auf den Weg macht, um sich selbst wiederzufinden und wieder ein Mensch zu werden, der glücklich ist und das Leben genießen kann.

Im Laufe der Geschichte wird die Protagonistin Chelsea fast eine Freundin, die man auf ihrer Reise von Boston über Irland und Paris bis letztendlich nach Italien begleitet. Wir wandeln gemeinsam mit ihr auf den Spuren ihrer Vergangenheit. Begeben uns mit ihr auf die Reise, die sie vor 7 Jahren gemacht hatte und abgebrochen hat, um sich von ihrer krebskranken Mutter zu verabschieden. Sie wird zum Workaholic, verkriecht sich und vermauert sich vor ihrer Umgebung. Erst die Eröffnung ihres Vaters, wieder heiraten zu wollen und die Aussage ihrer Schwester Annabelle, dass sie gar nicht mehr lieben kann, geben den Ausschlag zu der Reise. Sie will sich selbst finden. Wieder der unbeschwerte und glückliche Mensch werden, der sie davor war. Erfahren, was Liebe wirklich sein kann und sich führ ihren Vater freuen können. Doch wird ihr eine Reise in die Vergangenheit, eine Begegnung mit ihren Ex-Freunden hierbei helfen?

Begleitet wird sie von Jason Knightley, ihrem Kollegen. Bei dem scheint der Name Programm zu sein (Knight=Ritter), denn mehr als einmal ist er ihr heldenhafter Retter. Er ist eine geniale Figur, man muss ihn einfach gernhaben. Und die Dialoge und Diskussionen zwischen den beiden sind einfach zu herrlich!

Auch die weiteren Charaktere, Colin, Jean Claude, Marcellino und insbesondere die empathische und vor Energie sprühende Französin Zoe und die herzensgute Aoife – ihr müsst sie einfach erlebt haben. Jeder ist ein ganz eigener Charakter und wirkt dabei total authentisch. Man liest das Buch nicht nur, es ist, als würde man sich eine Hollywood-Romanze im Kino ansehen, so lebensecht fühlt es sich an. Es ist einfach genial, wie die Autorin die Bilder, die Stimmung, die Menschen mit Worten einfangen und beschreiben kann. Teils zwar ein bisschen over the top und kitschig, aber immer irgendwie passend. Auch Chelseas Verwandlung während der Reise. Ihr Kampf immer wieder zwischen Kopf- und Herzmensch – sagenhaft dargestellt! Ich musste während dem Lesen immer wieder schmunzeln - und der Epilog hat mich fast zu Tränen gerührt. Ob Chelsea sich auf ihrer Reise findet und ihrer großen Liebe begegnet? Das müsst ihr allerdings selbst herausfinden!

Fazit:
„Irgendwo ist immer irgendwer verliebt“ von Jenn McKinlay ist ein Buch wie ein Kinofilm. Die Charaktere, die Landschaft, die Städte – es ist, als wäre man mittendrin. Es ist authentisch, es ist emotional und es ist ergreifend. Das Buch ist ein Page Turner, von dem man nicht genug bekommen kann. Obwohl mir einige Stellen doch etwas zu kitschig waren, war es doch auch wieder passend und Chelseas Reise zu sich selbst hat mich absolut begeistert.

4 Sterne für dieses Buch, von dem ich mir gut vorstellen kann, dass wir es demnächst tatsächlich im Kino erleben könnten!

Bewertung vom 01.05.2021
Jacobs, Anne

Das Erbe der Tuchvilla / Tuchvilla Bd.3


sehr gut

Ein spannendes Netz aus Lügen, Intrigen und wiedergefundener Liebe

Worum geht’s?
Im Jahr 1920 geht es mir der Wirtschaft langsam wieder bergauf und auch in der Tuchvilla ist man optimistisch. Marie eröffnet ein Modeatelier, Lisa kehrt zurück in die Tuchvilla und alles scheint sich dem Guten zuzusenden, als nach einem heftigen Streit Marie mit ihren Kindern Paul verlässt und zu ihrer Schwägerin Kitty zieht. Ist es das Ende der großen Liebe zwischen Paul und Marie?

Meine Meinung:
Im dritten Teil der Familiensaga, „Das Erbe der Tuchvilla“, erzählt Anne Jacobs weiter vom Leben der Familie Melzer. Ihre Sprache ist gewohnt lebendig. Diesmal geht sie nicht so sehr auf die geschichtlichen Details ein – was ich ein bisschen schade finde, da mir dies im zweiten Teil besonders gut gefallen hat -, sondern sie erzählt über die Einzelschicksale der einzelnen Familienmitglieder. Gut gefällt mir, dass die Autorin Teile der Geschichte aus der Sicht der Kinder erzählt. Auch die Schreibweise passt sie gekonnt z.B. dem kleinen Leo an und man bekommt nochmal eine ganz andere Sicht auf die Dinge.

Marie ist liebenswert, wie wir sie kennen und mögen. Sie ist einfach ein herzensguter Mensch, der für alle das Beste will, empathisch ist und die mit ihrem eigenen Modeatelier eine großartige Karriere startet. Auch von Elisabeth/Lisa hören wir wieder. Sie war ja seither eher die Tochter des Hauses, mit der es das Schicksal nicht so gut meinte. Aber endlich erfüllt sich auch für sie ein Herzenswunsch und sie gliedert sich perfekt in das Familienleben mit ein und findet ihre Stelle in der Familie. Paul, Maries Mann, ist ein Mann dieser Zeit. Er liebt Marie, will aber auch der Mann in der Beziehung sein, was an einigen Stellen zu heftigen Diskussionen und Streits zwischen den beiden führt. Ob sie sich versöhnen? Lest es selbst nach!

Und die Angestellten, Fanny Brunnenmayer, Auguste, Hanna, Else, Humbert – jeder ein ganz eigener Charakter. Aber alle dennoch herzensgut. Und Maria Jordan, die im letzten Teil die Villa verlassen hatte – auch sie kommt wieder. Ich mag diese Nebenhandlung mit den Angestellten – die eigentlich viel mehr ist, als nur eine Nebenhandlung. Sie machen das Buch noch lebendiger, noch realer und ohne sie würde irgendwas fehlen.

Diesmal tritt das Geschichtliche leider etwas in den Hintergrund, dafür erleben wir großes Kino mit vielen Emotionen, Tränen – vom Lachen und vom Weinen – und die Autorin lässt diesmal auch Spannung aufkommen. Eine/r der ProgatonistenInnen wird das Buch nicht überleben… lasst euch überraschen, wen es erwischt und wer dahintersteckt! Alles in allem ein gutes Buch, das Vorfreude auch den nächsten Teil macht, auch wenn es nicht ganz mit seinem Vorgänger mithalten kann.

Fazit:
„Das Erbe der Tuchvilla“ von Anne Jacobs ist der 3. Teil der Familiensaga um die Melzers. Diesmal steht die Geschichte der Menschen im Vordergrund, das historische Geschehen tritt etwas zurück. Aber die Autorin schafft es wieder, liebenswürdige, emotionale, spannende, hitzige und interessante Geschichten aufleben zu lassen und man erlebt gemeinsam mit Marie, Kitty & Co. den Wandel der 1920er Jahre mit. Und auch das Leben der Dienstboten ändert sich. Fanny, Hanna, Maria Jordan, … wir treffen sie alle wieder und gehen einen Teil ihrer Geschichte mit ihnen.

Ein gelungenes Buch, das einen gespannt auf den nächsten Teil blicken lässt. 4 Punkte von mir!

Bewertung vom 27.04.2021
Colombani, Laëtitia

Der Zopf


ausgezeichnet

Drei Frauen, drei Geschichten ein Schicksal – ein fesselndes und ergreifendes Debüt

Worum geht’s?
Die Inderin Smita möchte ein besseres Leben für ihre Tochter und macht sich heimlich auf den Weg zu ihren Verwandten. Die Italienerin Giulia übernimmt die Leitung des Familienunternehmens, nachdem ihr Vater ins Koma fällt. Die Kanadierin Giulia, erfolgreiche Anwältin, erkrankt an Krebs. Drei Frauen, drei Schicksale – aber ohne es zu wissen haben sie eine Verbindung zueinander.

Meine Meinung:
„Der Zopf“ ist der Debütroman von Laetitia Colombani. Und mit ihrem ersten Buch setzt die Autorin die Messlatte hoch an, für kommende Romane. Ihr Buch spielt an drei Orten der Erde, in Indien, auf Sizilien und in Kanada. Handelt von drei Frauen. Die einzelnen Geschichten sind spannend und mitreißend. Jedes Mal, wenn ein Kapitel zu Ende ist und wir an einen anderen Ort springen, möchte man den aktuellen Ort eigentlich gar nicht verlassen, sondern bleiben und wissen, wie es weitergeht.

Smita, die Inderin. Sie gehört keiner Kaste an und lebt als Unberührbare. Für ihre Tochter wünscht sie sich ein besseres Leben. Und sie macht sich mit ihr auf den Weg. Smita ist eine starke Frau. Eine Löwin, eine Kämpferin. Den Eindruck, den die Autorin uns in ihr Leben gibt, es erschreckend. Wie Menschen dort behandelt werden. Wie sie leben müssen – überleben müssen. Ganz anders geht es Giulia. Sie wird in eine Unternehmerfamilie hineingeboren, aber auch sie hat zu kämpfen. Gegen den drohenden Konkurs muss auch sie neue Wege einschlagen und sich durchsetzen. Ein ähnliches Schicksal vor einem allerdings komplett anderen Hintergrund. Und zuletzt Sarah, die erfolgreiche Anwältin aus Montreal. Sie hat sich in einer Männerdomäne einen Platz erkämpft. Hat sich durchgesetzt. Und muss jetzt miterleben, wir der Krebs sie zu einem anderen Menschen degradiert. Doch auch sie bleibt stark und kämpft.

Die Schicksale der drei verlaufen fast parallel – allerdings von einer jeweils anderen Basis aus. Und dennoch sind sie durch eins verbunden, ohne es zu wissen. Drei Frauen, drei Geschichten – die drei Stränge eines Zopfes. Eine Geschichte, in der man Anteil nimmt an dem Leben jeder der Frauen. Eine Geschichte mit Höhen und Tiefen. Mit Emotionen und Wendungen. Eine Geschichte, die am Ende abgerundet wird durch eine Verbindung, die existiert, ohne dass die Frauen davon wissen.

Fazit:
Der Debütroman „Der Zopf“ von Laetitia Colombani ist ein Buch, das seine LeserInnen mitnimmt auf die schicksalhaften Reisen von Smita, Giulia und Sarah. Drei starke Frauen, die unterschiedlicher nicht sein können und die dennoch eine Verbindung haben, von der sie selbst nicht einmal wissen. Das Buch, die Geschichten der Frauen sind ergreifend, kraftvoll, mitreißend. Mit diesem Buch hat die Autorin die Messlatte für weitere Bücher sehr hoch angesetzt. Ich hätte die drei am Liebsten noch über viele weitere Seiten auf ihrem Lebensweg begleitet und noch mehr zu erfahren!

5 Sterne von mir für diesen beeindrucken Roman!

4 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 25.04.2021
Platzgumer, Hans

Bogners Abgang


ausgezeichnet

Ein Buch mit Tiefgang über Bogners Abgang

Worum geht’s?
Ein Mann wird angefahren und stirbt an den Verletzungsfolgen des Unfalls. Aber nicht nur die Fahrerin war in den Unfall verwickelt. Eine weitere Person war noch mit dabei. Jeder fühlt sich schuldig. Doch wer ist schuld am Tod? Wer sich schuldig fühlt? Und wie kann man so ein Erlebnis verarbeiten?

Meine Meinung:
„Bogners Abgang“ von Hans Platzgumer ist ein Roman, der sich mit dem moralischen Umgang der Menschen zum Thema Schuld beschäftigt. Ist nur schuld, wer sich schuldig fühlt? Wie geht man mit Schuld um? Was ist richtig? Was ist falsch? Am Beispiel eines Unfalls zeigt er auf, wie sich die Gefühle in einzelnen Menschen unterschiedlich entwickeln. Das Buch ist nur kurz, aber intensiv. Mitreißend. Spannend und philosophisch.

Zum einen geht es um Andreas Bogner, einen Künstler, der geerbt hat und nicht von seiner Kunst leben muss. Ein Perfektionist, der gerne mal ungewöhnliche Experimente macht, die vom Autor sehr eindrucksvoll beschrieben werden. Er ist verheiratet, lebt aber in seinem Atelier und trifft seine Frau Astrid fast nur am Wochenende. Der Kunstkritiker Niederer ist ihm gegenüber seiner Meinung nach eher negativ eingestellt und er versucht alles, um seine Gunst zu gewinnen; aus irgendeinem Grund ist ihm dies wichtig. Andreas versucht, sich in seiner Kunst zu verwirklichen und etwas Außergewöhnliches zu erschaffen. Aber versucht er es zu sehr? Auch er ist in den Unfall verwickelt. Wie er damit umgeht, müsst ihr aber selbst herausfinden.

Ebenfalls beteiligt ist die Studentin Nicola. Sie ist auf dem Weg ins Erwachsenwerden und auch sie ist an dem Unfall beteiligt, geht jedoch fast schon gegensätzlich zu Andreas mit der Situation um. Das Kind in ihr sucht noch die Nähe ihrer Mutter, die Frau in ihr sucht Antworten und Verantwortungen. Wie wird sie sich letztendlich entscheiden?

Der Autor fasst die Gedankengänge der beiden sehr schön zusammen. Gut gefallen hat mir auch das unbewusste „Treffen“ der beiden am Ende des Buches. Als sie aneinander vorbeigehen, Nicola sogar auf Andreas aufmerksam wird, jedoch beide weitergehen. Ohne sich zu kennen. Ohne zu wissen, wie tief ihre Leben plötzlich miteinander verbunden sind und was dieses Wissen vielleicht für den einen oder anderen verändern könnte. Der Autor hat mit „Bogners Abgang“ ein Buch geschaffen, das mich noch lange beschäftigen wird. Ein Buch, das juristische, moralische, ethische Diskussionen aufwirft. Das aber auch die menschlichen Stärken und Schwächen nicht außer Acht lässt. Ein Buch, von dem ich gerne noch mehr gelesen hätte und das mir einen Autor gezeigt hat, den ich davor nicht kannte, von dem ich aber auf jeden Fall mehr lesen möchte, da ich wirklich tief beeindruckt war und bin!

Fazit:
„Bogners Abgang“ von Hand Platzgumer ist ein Buch, das viele moralische, juristische und ethische Diskussionen aufwirft. Was ist richtig? Was ist falsch? Wo liegt die Schuld? Und wie unterschiedlich gehen Menschen mit Situationen um? Die Protagonisten Nicola und Andreas werden – ohne voneinander zu wissen – beide in einen Unfall verwickelt, der ihr Leben zu diesem Zeitpunkt einschneidend bestimmt und verändert. Der Autor stellt auf außergewöhnliche Art die Gedankengänge und Taten der beiden dar und man ist als LeserIn einfach gefesselt! Dann noch die Nebenschauplätze, das Experiment des Künstlers Andreas – obwohl das Buch nur wenige Seiten hat, zieht es die LeserInnen in seinen Bann und lässt einen auch darüber hinaus nicht mehr los.

5 Punkte von mir für dieses Buch, das mich wirklich nachhaltig beeindruckt hat!

Bewertung vom 24.04.2021
Dalton, Trent

Der Junge, der das Universum verschlang


ausgezeichnet

Ein Buch wie ein Feuerwerkt – es beginnt langsam und schön und endet mit einem lauten Knall

Schnapp dir die Zeit, bevor sie dich schnappt (S. 334)

Worum geht’s?
Eli Bell wächst in einem Vorort von Brisbane auf. Mutter und Stiefvater sind heroinsüchtig. Sein Bruder spricht nicht. Sein Babysitter ist ein verurteilter Mörder. Dennoch versucht er, aus seinem Leben etwas zu machen. Etwas Gutes. Dann verschwinden seine Eltern…

Meine Meinung:
„Der Junge, der das Universum verschlang“ ist der Debütroman des Journalisten Trent Dalton. Der Autor spielt mit Worten. Baut eine ergreifende und emotionale Geschichte auf. Das Buch ist große Literatur, aber auch Schicksal, Drama und Thriller in einem. Basiert es wirklich auf seiner eigenen, persönlichen Geschichte? Ich weiß es nicht. Aber das Buch hat mich gepackt und ergriffen.

Wir begleiten Eli Bell, aus dessen Sicht das Buch geschrieben ist, auf seinem Weg vom 11-jährigen Jungen zum jungen Erwachsenen. Seine Eltern sind heroinsüchtige Dealer. Es ist grausam mitzuerleben, was Eli alles durchmachen muss. Ein schreckliches Schicksal, geprägt von Gewalt und Angst. Ein Schicksal, wie es leider auch in Realität oft vorkommt. Kinder, die von den Eltern mit in einen Drogensumpf gerissen werde. Doch Eli kämpft dagegen an, sucht das Gute im Menschen, das Positive in der Welt. Begleitet wird er von seinem älteren Bruder August, der nicht spricht. Aber ein ganz besonderer Mensch ist, wie wir im Laufe des Buches erleben dürfen.

Auch die anderen Protagonisten gefallen mit gut. Elis heimliche Liebe Caitlyn, die Journalistin. Auch Slim, der – vielleicht zu Unrecht – verurteilte Mörder, der sein Babysitter ist. Alex, der Gangboss, mit dem Eli eine Brieffreundschaft verbindet.

Man fühlt mit Eli und August mit und erlebt mit ihnen ihren schwierigen Weg. Fühlt ihr Leid. Hofft mit ihnen und kämpft mit ihnen. Das Bild, das der Autor beschreibt, ist geprägt von vielen Grausamkeiten. Es tut einem im Herzen weh zu sehen, was kleine Menschen erleben müssen und wie schnell sie erwachsen werden müssen, obwohl sie noch Kinder sind. Aber das Buch beschreibt nicht nur das Schicksal der Brüder, sondern was als großartige Literatur beginnt, endet am Ende fast schon wie ein Thriller mit einem Paukenschlag, den ich so zu Beginn nie erwartet hätte und der mich fasziniert und begeistert hat – der aber auch Menschen mit schwachen Nerven um den Schlaf bringen wird. Das Buch hat mich bewegt, gebannt und fasziniert und ich hoffe, dass wir in Zukunft noch viel mehr von Trent Dalton lesen dürfen!

Fazit:
Trent Daltons Debütroman „Der Junge, der das Universum verschlang“ ist ein faszinierender Roman über das Schicksal von Eli, der als Kind von drogenabhängigen Dealern mit Gewalt und Angst aufwächst. Es ist ergreifend, dieses Leben mitzuerleben. Was diesen Kindern angetan wird. Aber auch faszinierend, wie er seinen Weg geht, zusammen mit seinem außergewöhnlichen Bruder August, der mehr sieht, als andere. Und was als hohe Literatur beginnt und sprachlich begeistert, endet in einem fulminanten, einem Thriller angemessenen Showdown mit einem riesigen Knall!

5 Sterne für dieses Meisterwerk von Trent Dalton – ich hoffe, dass es bald weitere Bücher von ihm geben wird!

Bewertung vom 20.04.2021
Schwarz, Gunnar

Siehst du, wie sie sterben? (Thriller)


ausgezeichnet

Ein rasanter Thriller über einen psychotischen Killer und ein bisschen keltische Mythologie

Worum geht’s?
Ein Serienkiller entführt und tötet Prostituierte. Dabei richtet er sie auch eine mythisch anmutende Art her, sodass die Polizei die Psychologin Frieda als externe Beraterin hinzuzieht. Dabei muss Frieda nicht nur mit ihrem Ex-Freund Marc zusammenarbeiten, sondern der Fall wird auch immer persönlicher und bringt ihre grausame Vergangenheit hervor. Kann sie der Schlinge entkommen, die sich immer enger um sie zuzuziehen scheint?

Meine Meinung:
„Siehst du wie sie sterben“ von Gunnar Schwarz ist der Auftakt zu einer neuen Thrillerserie um die Psychologin Frieda Rubens und den Kriminalkommisar Marc Wittmann. Und ich muss sagen: Der Auftakt ist mehr als gelungen! Das Buch ist ein absoluter Pageturner! Die Darstellung der Orte, die Beschreibung der Opfer, die Protagonisten – ich habe teilweise gar nicht bemerkt, dass ich am Lesen bin, sondern die Bilder wie einen – teilweise sehr grausamen – Film direkt vor meinem inneren Auge miterlebt. So muss ein Thriller sein!

Auch die Protagonisten gefallen mir sehr gut. Allen voran Frieda, die Psychologin. Die nicht wie üblich für die „Guten“ da ist, sondern als Sachverständige vor Gericht eher auf der Seite der Täter steht. Sie ist eine starke Frau, die ein schlimmes Kindheitstraume überwunden hat. Daher auch ihre Berufswahl. Sie wollte verstehen. Ob ihr das gelungen ist? Dafür müsst ihr das Buch lesen. Und an Ihrer Seite der Polizist und ihr Ex-Freund Marc. Er ist mir ebenfalls sehr sympathisch – auch wenn er sich ab und an emotional nicht ganz so mi Griff hat. Aber er ist ein guter Polizist und Frieda und er verstehen sich blind. Die beiden sind ein gut eingespieltes Team, ergänzen sich und können sich aufeinander verlassen. Ob da vielleicht doch noch mehr zwischen beiden sein wird?

Auch die Story selbst ist genial. Es geht schon spannend los und die Spannung explodiert am Ende in einem fulminanten Showdown mit einem Ausblick auf den nächsten Teil. Der Fall ist spannend. Ein Serientäter, der seine Opfer auf grausame Weise zur Schau stellt – die Beschreibung ist oft sehr detailreich, ihr braucht also schon ein bisschen härtere Nerven. Aber aus meiner Sicht perfekt für den Gänsehautfaktor, den ein Thriller haben muss! Und bis zum Ende wusste ich nicht, wer der Täter ist. Aber die Hinweise, die der Autor am Anfang einstreut, finden sich am Ende zu einem runden Finish zusammen, bei dem einfach alles passt. Ein geniales Buch und ich hoffe, wir werden nicht zu lange auf den zweiten Teil warten müssen!

Fazit:
Mit „Siehst du wie sie sterben“ legt Gunnar Schwarz die Latte für seine neue Thriller-Serie um die Psychologin Frieda Rubens und den Kriminalkommissar Marc Wittmann sehr hoch. Das Buch hat alles: Gänsehaut, blutige Szenen, plastisch dargestellte Leichenfundorte, eine Storyline, der man gut folgen kann, die in sich stimmig ist und eine Spannungskurve, die am Ende in einem genialen Showdown nahezu explodiert! Ich habe das Buch verschlungen, mitgefiebert und war vom Ende dennoch überrascht!

5 Sterne von mir für diesen mehr als gelungenen Serienauftakt und ich kann kaum erwarten, den nächsten Teil in Händen zu halten!

Bewertung vom 20.04.2021
Tsokos, Michael

Zerbrochen / Fred Abel Bd.3


sehr gut

Ein packender Thriller – erschreckend, wie grausam True-Crime sein kann

Worum geht’s?
Dr. Abel ermittelt im Fall des „Darkroom-Killers“, als seine Kinder, die von Guadeloupe bei ihm zu Besuch sind, entführt werden. Ein Wettlauf mit der Zeit beginnt – hat der Darkroom-Killer seine Kinder entführt, um sich an ihm zu rächen? Oder führen die Spuren der Kidnapper noch weiter in Dr. Abels Vergangenheit?

Meine Meinung:
„Zerbrochen“ ist der 3. Fall von Michael Tsokos‘ True-Crime-Thrillerserie um den Gerichtsmediziner Dr. Abel. Seine Bücher basieren auf echten Fällen und es ist erschreckend, zu was Menschen fähig sind! Das Buch ist atemberaubend, rasant und führt einen in die tiefsten menschlichen Abgründe. Die Ermittlungen, die Handlungsstränge, die Darstellungen der einzelnen Szenen – all das gelingt dem Autor einfach meisterhaft!

Dr. Abel ist diesmal noch persönlicher in den Fall involviert, als in den Büchern zuvor. Gerade dem Tod entronnen, kämpft er sich an der Seite seiner Lebenspartnerin Lisa jedoch auch in altbekannter unerschrockener und aktiver Weise auch durch diesen Fall. Wir lernen Claire, die Mutter seiner Kinder kennen. Gut gefällt mir auch Moewig, ein typischer Charakter, bereit, alles aus dem Weg zu räumen und dennoch immer für seine Freunde da.

Auch Timo und Sara gefallen mir gut. Timo, der geniale Profiler, und Sara, die IT-Spezialistin, die eine ganz eigene Art hat. Fast ein bisschen wie ein Roboter und dennoch genial und unverzichtbar. Ich hoffe sehr, den beiden in den kommenden Büchern wieder zu begegnen!

Überhaupt gefällt mir gut, wie die Freunde und Kollegen auch privat an Freds Seite stehen. Und die Entwicklung des Falls, eigentlich zweier Fälle, die unabhängig voneinander sich doch auch irgendwo bedingen. Da hat der Autor zwei Wollknäuel geschickt verwoben. Und immer wieder kommt es zu Spannungspeaks bis ganz am Ende der geniale Showdown – der fast schon zu schnell vorbei ist und gerne noch etwas spektakulärer im Vergleich zu den Szenen im Buch zuvor hätte sein können. Aber die Handlung ist logisch und schlüssig und trotz vieler falscher Fährten, auf die wir LeserInnen gelockt werden, spannend und rasant bis zum Ende!

Fazit:
Mit dem 3. Teil „Zerbrochen“ um seine True-Crime-Serie um Dr. Abel fesselt Michael Tsokos seine Leser wieder von Anfang bis zum Ende. Es ist rasant, es ist verwirrend, es ist unerwartet und es ist grausam und brutal – so, wie es sein sollte! Lediglich der Showdown zum Schluss hätte im Vergleich zu den Szenen davor gerne noch etwas herausragender sein können. Auch die Protagonisten gefallen mir sehr gut. Insbesondere Moewig und Sara – außergewöhnliche Charaktere. Die Interaktion untereinander, man wäre einfach gerne Teil der Truppe und würde gerne an der Seite von Dr. Abel mitkämpfen!

4 Sterne für dieses geniale Buch und ich hoffe, von allen Protagonisten bald mehr lesen zu dürfen, weil das wirklich eine tolle Truppe ist!