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SofieWalden

Bewertungen

Insgesamt 711 Bewertungen
Bewertung vom 07.09.2020
Lerner, Ben

Die Topeka Schule


gut

Das Leben einer gehobenen Mittelschichtsfamilie in der amerikanischen Gesellschaft

Die Gordons sind eine US-amerikanische Familie der gehobenen Mittelschicht oder vielleicht auch darüber hinaus. Sie leben in der Kleinstadt Topeka in Kansas. Da sind Jonathan und Jane, die Eltern, die beide als Psychoanalytiker und Therapeuten in der „Foundation“ arbeiten, einer psychiatrischen Einrichtung mit einer recht freiheitlichen Denkweise, die der tief geprägten konservativen Grundhaltung des Provinzortens doch eher entgegen steht. Und dann ist da Adam, ihr 17-jähriger Sohn, der die Topeka High School besucht. Er ist dort im letzten Jahr, ein angesehener beliebter Typ, in eine coole Clique eingebunden und ein Debattier-Crack, der darauf zusteuert, die Landesmeisterschaft zu gewinnen. Und dieses Debattieren, sein Gegenüber mit Finesse und jeder Menge Tricks in Grund und Boden zu reden und das Battle zu gewinnen, ohne das Dinge wie Argumentation und die Bedeutung von Worten an sich noch eine Rolle spielen, ist dann auch schon der erste Spiegel, die der amerikanischen Gesellschaft hier in übertragenen Sinne vorgehalten wird. Neben den Gordons spielt noch ein weiterer Protagonist eine wichtige Rolle in dieser Geschichte, Darren. Er ist ein Außenseiter, hat reduzierte kognitive Fähigkeiten und ist einer der Patienten von Adams Vater. Als Kinder waren Adam und Daren befreundet, doch jetzt ist diese Freundschaft 'eher aufgesetzt'. Aber trotzdem sorgt Adam dafür, das der, wie es sein Vater formuliert, privilegierte „Verlorene Junge“ in ihrer Clique mit dabei sein darf. Dort wird er aber zusehends schikaniert, verspottet und niedergemacht und das führt irgendwann zu etwas sehr Schlimmem.
Dieser Roman ist prall gefüllt mit all den Themen, die Leben in Gemeinschaft ausmacht, ob im Kleinen innerhalb der Familie und im größeren Gefüge einer Kleinstadtgesellschaft und natürlich ist er geprägt von den Gegebenheiten des Systems USA. Die Geschichte spielt vorwiegend in der Zeit der späten 1990er Jahre, aber seitdem scheint sich eigentlich nichts verändert zu haben, denn man hat das Gefühl, hier ganz hochaktuell am Gesellschaftssystem der Amerikaner teilzuhaben, bis hinein in die feinsten Details des Zusammenlebens. Dabei werden die Dinge weitgehend nur gestreift, was keine Kritik sein soll, denn so wird jedem Leser angeboten, seiner emotionalen Gewichtung entsprechend, daraus eigene Denkfäden zu spinnen, für das, was einem sozusagen gerade ins Auge sticht. Ein wichtiger Faktor in diesem Buch ist der vom Autor gewählte Perspektivwechsel, in der Betrachtung zwischen den einzelnen Personen und was, ganz außergewöhnlich, eigentlich über allem steht, das ist die Sprache. Hier ist nichts fließend, leicht zu lesen. Hier ordnet sich das Wort nicht dem Lauf der Geschichte unter, „Lesbarkeit ist kein Wert für mich“ soll Lerner einmal gesagt haben. Hier wird dem Lesen auch manchmal ein gewisses Maß an Arbeit abverlangt und das kann durchaus anstrengend sein. Es bewirkt aber auch Intensität und die Notwendigkeit, sich Zeit zu nehmen, für dieses Werk selbst und die eigenen Gedanken, die sich daraus ergeben.
Ich finde diese Geschichte 'außergewöhnlich' und auf jeden Fall des Lesens wert.

Bewertung vom 01.09.2020
Klinger, Christian

Die Liebenden von der Piazza Oberdan


sehr gut

Eine Familiengeschichte, geprägt vom Krieg und der Liebe

Die Stadt Triest, zwei Weltkriege erschüttern ihre Mauern und in den Gassen lebt eine Familie, deren berührende Geschichte hier, über zwei Generationen hinweg, bis ins Jahr 1945 hinein, erzählt wird, dem Jahr, in dem der 2.Weltkriegs endlich sein Ende fand.
Vittorio hat den 1.Weltkrieg schwer verletzt überlebt und baut sich nach dessen Ende eine Existenz als Rechtsanwalt auf. Er heiratet und seine Frau Elisa bekommt einen Sohn. Pino wächst in behüteten Verhältnissen auf und beschließt als junger Mann Architektur zu studieren. Seine große Liebe hat er auch bald gefunden, in der Lehrerin Laura. Und wenn die Realität, sprich Geschichte unserer eigentlich immer noch jungen Vergangenheit nicht ihren Lauf genommen hätte, dann wäre den beiden ein glückliches Leben beschieden gewesen. Doch es kommt anders. Pino gerät in den Focus der Gestapo und landet im Gefängnis.
Dieser Roman ist genau das, was die Überschrift verspricht, eine wunderbare Liebesgeschichte, eingebunden in das Gefüge einer Familie, die ihr Bestes gibt, ein inneres Fundament zu bilden, gegenüber der absolut authentisch geschilderten Kriegsepoche der beiden großen Weltkriegen und sich nicht 'zu verlieren'. Jede Zeit ist einfach nur eine Zeit, in der wir nun einmal leben und uns lieben und dieser natürliche Verbund, das ist das wirklich Besondere, das der Autor hier für seine Leser kreiert und uns, zumindest mich, damit aufs Beste unterhält

Bewertung vom 18.08.2020
Bartz, Andrea

Flashback - Was hast du damals getan?


weniger gut

Eine tote Freundin in früheren wilden Feiertagen und Verdrängen geht nicht mehr

Lindsay hat ihre wilden Jahre weitgehend hinter sich gelassen, als sie eines Tages auf eine Freundin aus der Zeit von vor 10 Jahren trifft, die den Selbstmord von Edie, der damaligen Anführerin ihrer wild feiernden und mit Drogen durchaus vertrauten Clique, und außerdem Lindsays bester Freundin, wieder hervorholt. Lindsay selbst hat an diesen Tag keine Erinnerungen mehr, aber nach all den Jahren kommen ihr Zweifel, ob es denn wirklich Selbstmord war oder ob Edie ermordet wurde. Und jetzt, nachdem alles wieder eine solche Präsenz in ihren Gedanken erlangt hat, kann sie gar nicht anders, als zu ermitteln, was damals wirklich geschah. Das dies nicht einfach wird, ist klar und langsam denkt Lindsay, das all die psychischen Probleme, die sie mit sich herumträgt, auf dieses letztendlich doch traumatische Erlebnis zurückzuführen ist. Ganz allmählich kommt sie der Wahrheit, auch durch die Flashbacks, die sie immer wieder hat, näher und dabei gerät sie auch selbst in Gefahr.
Das hört sich alles sehr spannend an und ist es auch, aber da hat man die Hälfte der Buchseiten schon hinter sich. Das ist schade, denn mit etwas mehr 'Schreibdisziplin' hätte man hier richtig mit dabei sein können. Dazu kommt, das es einem Lindsay als Hauptprotagonistin und zumindest angedachte Sympathieträgerin der Geschichte ehe schwer macht, hier wirklich Empathie zu entwickeln. Und dann ist da noch das erstmal gar nicht so offensichtliche Ende, das aber durch das ganze Herumgedruckse vorneweg doch ziemlich in den Sand gesetzt wird. Weniger wäre eigentlich in jedem Bereich dieser Geschichte mehr gewesen.
Mich hat dieser Thriller nicht wirklich überzeugt, aber vielleicht finden ja andere Leser mehr Gefallen daran. Es würde mich für die Autorin freuen.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 15.08.2020
Sanderson, Jane

Das war die schönste Zeit


gut

Die erste Liebe, das Leben danach und ganz viel Nostalgie

Die erste große Liebe hat etwas Magisches und begleitet einen in seiner Erinnerung, manchmal ein ganzes Leben lang. Dan und Ali, zwei Teenager, mit sehr unterschiedlichem familiärem Hintergrund, dürfen eine solche erste Liebe erfahren, 1979 in Sheffield, und die damals aktuelle Musik spielt einen große Rolle dabei. Nun, so viele Jahre später, erhält Alison eines Tages eine Nachricht von Daniel, der inzwischen mit seiner Familie als Musikjournalist in Edinburgh lebt. Sie selbst ist jetzt, ebenfalls mit Familie, in Australien zuhause und hat als Romanautorin 'einen großen Hit gelandet'. Diese Nachricht, ein Song aus ihrer damaligen gemeinsamen Zeit, weckt Erinnerungen und wühlt Alison auch ein wenig auf. Sie beschließt, Dan zurückzuschreiben, und so lebt ihre für beide, zumindest in ihren Gedanken, so wertvolle Liebesgeschichte irgendwie ein bisschen wieder auf, obwohl jeder von ihnen ja in einer Partnerschaft lebt. Diese Geschichte lebt von der Musik, in der Zeit einer stürmischen jungen Liebe und lässt jede Menge Nostalgie anklingen. Dazu kommen die Wechsel zwischen 'damals und heute', die auch all das Negative, das vor allem Ali aus Jugendtagen mit sich herumträgt, wieder hervor holt und dann ist da natürlich die Frage nach dem Glücklichsein, im hier und heute.
Das Buch ist eine Reise, mit vielem ummantelt, was eigentlich nicht so wichtig und für das Geschehen der Geschichte auch nicht wirklich relevant ist, aber es gehört dazu, so hat es die Autorin entschieden und ich als Leserin nehme es einfach an. Hier kann man schwelgen, in Gefühlen und ganz groß, in der Musik. Ein dickes Paket für ein paar schöne Lesetage und dafür soll Lesen ja schließlich (auch mal) da sein.

Bewertung vom 08.08.2020
McKinty, Adrian

Alter Hund, neue Tricks / Sean Duffy Bd.8


sehr gut

Ein echter Typ gerät zwischen die Fronten und geht weiter seinen Weg

Inspector Sean Duffy ist wieder unterwegs. In seinem nun mehr 8. Fall gerät er so richtig zwischen die Fronten. Und im Irland der 1990er Jahre bedeutet das, mitten hinein in die noch sehr lebendigen Konflikte zwischen Nordirland und der Republik Irland, weitgehend geprägt von Attentaten auf Katholiken, entsprechenden Vergeltungsaktionen gegen führende politische Figuren des protestantischen Lagers und einer sich daraus ergebenden grausamen Gewaltspirale ohne erkennbare Perspektive auf ein baldiges Ende. Duffy ist eigentlich nur noch als Teilzeitpolizist unterwegs, hauptsächlich mit Aktensichtung beschäftigt und darauf wartend, in zwei Jahren in den Ruhestand zu gehen und dann ganz für seine kleine Familie, die in Schottland , mit der Fähre nicht weit von Belfast entferndt, lebt, dazusein. Und dann kommt da dieser kleine eigentlich ja so eindeutige Fall daher, dem dich Duffy mal eben so annehmen soll. Ein Kunstmaler wurde erschossen. Wahrscheinlich ist beim Stehlen seines teuren Wagens irgendetwas schiefgegangen. Zumindest auf den ersten Blick deutet alles darauf hin. Oder soll es nur so aussehen und es steckt vielleicht doch mehr dahinter. Auf jeden Fall passt da irgendetwas einfach nicht zusammen und der 'alte Hund' kann gar nicht anders als die Fährte aufzunehmen. Und wohin ihn diese führt, das ist weit mehr, als es ein normalen Kriminalfall erwarten lässt.
Aber genau das macht diesen Roman und seinen so ganz eigenen, ein bisschen wie aus der Zeit gefallenen, Protagonisten ja aus. Und wenn Duffy dann, als festes Ritual, wieder unter seinen BMW schaut, um zu sehen, ob die IRA dort nicht doch einen Sprengsatz platziert hat, dann sagt das einfach alles über diese Zeit und auch über diesen alten Hund, von dem wir hoffentlich noch oft hören werden. Ich zumindest wäre auch bei seinem nächsten Fall gerne wieder dabei.

Bewertung vom 05.08.2020
Geda, Fabio

Ein Sonntag mit Elena


gut

Eine elegant umsponnene Familiengeschichte, zart und letztendlich versöhnlich

Ein Mann hat seine älteste Tochter Sonia und ihre Familie mit den beiden Kindern Greta und Rachelle zum Mittagessen eingeladen. Bisher haben sie sich bei ihren gemeinsamen Treffen immer im Freien getroffen und sind dann dort etwas essen gegangen. Für einen Kaffee in der Wohnung, in der der Vater mit seiner Frau, die inzwischen seit acht Monaten tot ist, Sonia und ihren beiden Geschwistern gelebt hat, war dann keine Zeit mehr. Diesmal soll das anders sein. Er will wieder einmal Leben spüren, in dem inzwischen so still gewordenen Zuhause, und so macht er sich am Sonntagmorgen daran, ein Essen zu kochen, das erste in seinem Leben. Dazu schlägt er das mit, von seiner Frau eigenhändig geschriebenen Rezepten, gefüllte Büchlein auf und beginnt. Dabei gehen ihm eine Menge Gedanken durch den Kopf. So hatte er sich das Alter nicht vorgestellt. Sein Beruf war das Brücken bauen gewesen und er war durch die ganze Welt gereist, um dies zu tun. Währenddessen hatte seine Frau zuhause in Turin alles zusammen gehalten, hier in dieser Wohnung und er bedauert, die Dringlichkeiten immer vor die Wichtigkeit der Dinge gestellt zu haben. Tatsächlich, gegen halb zwölf hat er es dann geschafft. Ein erstaunlich gut gelungenes Essen steht, schön angerichtet, bereit. Der Tisch ist gedeckt und er freut sich auf einen schönen Tag mit einem Teil seiner Familie. Doch dann klingelt das Telefon. Sonia erzählt ihrem Vater, dass Rachelle beim Kakipflücken, für den Großvater, vom Baum gefallen und sich den Arm gebrochen hat. Jetzt seien sie auf dem Weg in die Notaufnahme und könnten leider nicht zum Essen kommen. Der Vater ist besorgt und auch ein bisschen enttäuscht. Was soll er mit dem Tag jetzt anfangen. Schließlich macht er sich auf, zu einem Spaziergang in den nahen Park. Und dort auf einer Bank, lernt er Elena und ihren Sohn kennen und ganz spontan lädt er die beiden ein, zu dem Mittagessen, das Zuhause bereitsteht.
Dies ist der Anfang einer sehr ruhig erzählten Geschichte, fein versponnen in seinen familiären Verzweigungen, durchzogen von all dem, was das Leben dieser Familie mit bestimmt. Da sind die Verbundenheit, die Brüche, die Wortlosigkeit zwischen einzelnen Personen, die Momente, wenn man sich wieder findet, das erstaunte Erkennen der Kinder, dass Eltern auch einfach nur Menschen sind, die Fehler haben und Fehler machen und da ist das dankbare Gefühl, zusammen zu gehören und nicht allein zu sein.
Die Geschichte lässt sich viel Zeit, obwohl am Ende mit gar nicht so vielen Seiten eigentlich alles gesagt ist. Und der Erzählstil hat zudem einen ganz besonderen Scharm und wirkt auf den Leser so friedvoll, obwohl von Harmonie im eigentlichen Sinne wirklich nicht gesprochen werden kann. Ein schönes Buch für einen Tag mit sich selbst. Ich mochte es sehr.

Bewertung vom 01.08.2020
Grimm, Sandra

Edition Piepmatz: Es war einmal ...: Meine Märchen


sehr gut

Die allerschönsten Märchen aus eigenen Kindertagen

Der Titel des Märchengeschichtenbuchs sagt eigentlich schon alles, was dieses liebevoll gestaltete und in kindgerechter einfacher Sprache verfasste Werk uns Lesern anbietet. 'Es war einmal... MEINE MÄRCHEN', die zehn bekanntesten Märchen aus eigenen Kindertagen, aufbereitet für den Nachwuchs ab etwas zwei Jahren, zum Vorlesen durch Mamas und Papas und einfach superschön gemacht. Die Geschichten sind kurz, aber irgendwie ist trotzdem alles da, was wichtig ist, inklusive 'Knusper, knusper knäuschen' und anderer Sätze, die einfach dazu gehören. Und der jeweilige Schlusssatz hat oft einen besonderen, etwas heutigeren 'Pep'. Dazu ist jede Seite kartoniert. Da ist Umblättern ein richtig großes Ding für die kleinen Hände und die Bilder um den Text herum begleiten die Geschichte sehr schön und 'strahlen einen richtig an'.
Also die Kritiken meiner Zuhörer- und Mitleserschaft, sprich meiner Kinder, war lautstark positiv und meine auch.

Bewertung vom 29.07.2020
Jennings, Amanda

Ich will dein Leben


sehr gut

Dinge passieren

Tamsyn ist in einer kleinen Küstenstadt in der Grafschaft Cornwall zuhause. Einst war sie ein unbeschwertes kleines Mädchen, das, zusammen mit ihrem älteren Bruder Jago, in einer glücklichen Familie lebte, in einem kleinen Haus und ihr Leben war schön. Und dann, eines Tages kam ihr heißgeliebter Vater von einem Seerettungseinsatz nicht mehr zurück. Das ist jetzt schon eine Weile her, aber das Leben ist so freudlos und mühevoll geworden und immer noch so voller Trauer. Der einzige Ort, der sie mit einem Gefühl von Ruhe und Frieden erfüllt, ist das Haus auf den Klippe. Es ist für Tam auch deshalb ein besonderer Ort, weil ihr Vater und sie dort oft heimlich im Pool geschwommen sind, so auch noch wenige Stunden vor dem Sturm, der ihn das Leben kostete Von einer kleinen Anhöhe aus beobachtet sie das Haus mit ihrem Fernglas, oft stundenlang, vor allem am Wochenende, wenn das reiche Ehepaar, das dann aus London anreist, sich dort aufhält, um sich zu erholen. Der Mann ist ein sehr erfolgreicher Schriftsteller und seine Frau äußerst mondän und absolut bewundernswert, zumindest in den Augen von Tamsyn. Am ersten Tag ihrer Ferien schnappt sich Tam dann den Schlüssel zu 'ihrem Haus auf der Klippe', denn ihre Mutter bringt dort regelmäßig alles auf Hochglanz, wenn dessen Besitzer sich wieder einmal angekündigt haben. Und dann öffnet sie leise das Tor und gleitet hinein in den Pool, fast ohne Wellen zu machen und genießt das herrliche Gefühl, geborgen zu sein, ein Empfinden, das sie nur hier spüren kann. Aber
dann kommt jemand über den Rasen gelaufen und spricht sie an. Die Tochter des Hauses, wenig älter als sie selbst, steht da und Tamsyn ist furchtbar erschrocken, aber Edie ist nicht sauer, sondern sehr nett. Und wie sich dann herausstellt, wird die Familie den Sommer über bleiben und Edie braucht unbedingt eine Freundin, um die Zeit hier 'zu ertragen'.
Was daraus wird, das Eintauchen des traurigen Mädchens Tamsyn in die Welt dieser reichen Familie, nach außen hin so perfekt und einfach wunderschön, das erzählt diese Geschichte, so echt und brutal nah dran, mit all den Freuden und Verletzungen, den Demütigungen, der Hoffnung und der Manipulation, die Menschen meinen, anderen antun zu dürfen, weil sie 'etwas besseres sind'. Aber das ist noch lange nicht alles.
Die Atmosphäre in dieser Geschichte ist von Anfang an von einer solchen Spannung erfüllt, einem Gefühl des nahenden Unheils, das man als Leser das Gefühl hat, eins ums andere Mal den Atem anhalten zu müssen, weil man meint, jetzt passiert es, die Katastrophe. Aber das tut es nicht, nicht wirklich und so geht der Ritt auf 'Messers Schneide' immer weiter. Am Ende hätte man sich dann im ersten Augenblick einen anderen Schluss gewünscht, aber die Autorin macht schon alles richtig. Denn erst jetzt wird einem bewusst, was man da für ein Buch vor sich hat. Das Genre Psychodrama trifft es bei dieser Geschichte dann auch genau.

Bewertung vom 26.07.2020
Niemz, Markolf H.

Die Welt mit anderen Augen sehen (eBook, ePUB)


gut

Ein bisschen anders darauf schauen und es verändert sich die Welt

Ein Physiker, der fest auf den Fundamenten seiner Wissenschaft steht und doch wagt er, für uns Leser, einen Blick über die Grenzen dieser strikten faktischen Beweisführung hinaus. Denn diese Grenzen sind verdammt eng und es gibt eine Menge Fragen, die hier vergebens auf eine Antwort warten. Deshalb will er einen Blick riskieren, mit dem man so ganz anders auf unser Universum schaut und all das Geschehen in unserem Sein, für das es so einfach keine Erklärung gibt. Und so stellt uns Markolf Niemz seine sechs konkreten Challenges vor, und in jedem Fall liegt die Herausforderung vor allem darin, wie wir unser Denken gerade hier in unserem westlichen System, ändern können, ganz einfach durch ein anderes Hinsehen und das unter Einbeziehung der spirituellen Welt, die uns bisher doch noch so wenig begegnet ist, in unserem Leben.
Nicht alles in diesem Buch wird einen überzeugen, nicht alles wird man verstehen, aber es ist auf jeden Fall ein sehr gelungenes Angebot für ein 'darüber hinaus'. Und gerade die Gestaltung dieses Werkes hilft einem dabei sehr. Gut strukturiert, nicht überladen und gerade durch die Bilder, die einen oft weiterleiten zu einem prägnanten Satz und dann zu dem ausführlichen Text selbst, wird unsere Aufmerksamkeit auf 'eine Sicht der Dinge' gelenkt, die so bisher noch nicht so oft an einen heran getragen wurde.
Ich empfinde es als sehr positiv, dieses Buch 'in die Hand bekommen' zu haben und das darüber Nachdenken wirkt noch lange nach.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 19.07.2020
Marklund, Liza

Die Perlenfarm


ausgezeichnet

Eine traumhaft gute Geschichte

Kiona lebt auf einer Insel in der Südsee. Sie ist Perlentaucherin auf der Perlenfarm ihrer Eltern und hilft nebenher auch auf der Krankenstation, wenn es Patienten gibt. Eines Tages strandet eine Segeljacht an einem Riff vor der Küste der Insel. Die Bewohner können den bewusstlosen Mann, den sie auf dem sinkenden Schiff finden, retten. Auf der Krankenstation wird Erik, so nennt er sich, gesund gepflegt und erhält dann, um sich weiter zu erholen, eine Unterkunft am Rande des Dorfes. Wie sich herausstellt, ist Erik Schwede und Banker von Beruf und so kümmert er sich bald um die Finanzen sämtlicher Perlenfarmen in der Umgebung. Kiona und er kommen sich bald näher und verlieben sich unsterblich ineinander. Sie bekommen zwei Kinder zusammen, Johan und Iva, und für beide sind diese gemeinsamen Jahre in jeder Hinsicht paradiesisch. Doch dann kommen eines Tages ein paar sehr furchteinflößende Männer mit einem Schiff auf die Insel und nehmen Erik mit. Zuvor hat er Kiona noch gewarnt, sich und die Kinder zu verstecken und alle Leute auf der Insel sollten verschweigen, dass sie Erik näher kannten und etwas mit ihm zu tun hatten. Nachdem Kiona den ersten Schock über dieses unfassbare Ereignis überwunden hat, beschließt sie, Erik in der Welt da draußen zu suchen. Bisher hat sie die Insel noch nie verlassen. Aber sie muss einfach wissen, was ihrem geliebtem Mann widerfahren ist. In was war er, vor seinem Inselcrash, hineingeraten. Nachdem sie ihre Kinder, gut versorgt, im Schoße ihrer Familie zurück gelassen hat, macht sie sich auf in die Welt. Dass ihr Weg sie über die USA nach England und dann weiter nach Afrika führen würde, das konnte niemand ahnen. Und dort ist die Reise auch noch nicht zu Ende, eine Reise um Leben und Tod, mit Menschen, die Kiona gepflegt und ihr eine Familie geboten haben, auf Zeit und einer ganz besonderen Person, die alles gegeben hat, um sie durch die Wirren der Ereignisse zu begleiten und dahinter zu sehen. Und Kiona selbst geht diesen Weg, so souverän, von Emotionen und gleichzeitig einer unendlich faszinierenden Ruhe geprägt. Ihr Wesen durchzieht diese Geschichte geradezu und macht sie unfassbar gut, mit einem Schluss, sehr so authentisch ganz und gar für Kiona selbst steht, und diesen Roman noch besser macht, wenn das überhaupt geht.
Dieses Buch ist einfach anders und man sollte es unbedingt gelesen haben.