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MelB
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Eppelheim

Bewertungen

Insgesamt 169 Bewertungen
Bewertung vom 05.03.2025
Winter, Thilo

Die Herde


sehr gut

Die Herde ist ein gut geschriebener spannender Roman. In mehreren Strängen wird erzählt, wie sich Tierherden auf einmal seltsam benehmen und für die Menschen zur vermeintlichen Gefahr werden. Es beginnt mit der titelgebenden Elefantenherde, die in China ihr Revier verlässt und auf dem Weg Kollateralschäden hinterlässt. Weitere Schauplätze sind Thailand (eine Affenmeute in einer Tempelanlage) und Houston (Vogelschwärme).
Wir begleiten den schwedischen Zoologen Peter und die chinesische Staudamm-Ingenieurin Sui auf ihrem Weg hinter der Elefantenherde her. Parallel dazu erleben wir aus Sicht von Peters Vater Abel, einem Archäologen, einen spannenden Strang in einer Tempelanlage in Mexiko.
Die Stärke des Buches ist auf jeden Fall die gute Lesbarkeit. Schnelle Strang-Wechsel, kurze Kapitel und ein Stil, der das Lesen des Buches fast so anschaulich gestaltet, als würde man einen Film sehen.
Die Stränge werden alle aufgelöst und es kommt zu einem Showdown am Schluss des Buches. Besonders gut gefallen hat mir in dem Zusammenhang das Nachwort des Autoren, der seine Inspirationen zu den Strängen erstaunlicherweise fast alle aus wahren Vorgängen gezogen hat!
Die Message, dass der Mensch durch sein Eingreifen in das Ökosystem das wahre Problem der Natur darstellt, ist natürlich wahr und wichtig.
Ich kann das Buch auf jeden Fall empfehlen, es ist gut lesbar, spannend und für mich gut abgerundet erzählt, wenn ich auch kleine Schwächen sehe beim Ausgestalten einiger Charaktere und der Schluss dann etwas schnell kam.

Bewertung vom 05.03.2025
Apler, Florian;Schütz, Volker

Der Fall Leon


sehr gut

Der Fall Leon handelt von Florian Apler. Im August 2022 wird er bewusslos geschlagen, als er mit seinem 6jährigen Sohn Leon nachts einen Spaziergang macht. Leon ist beeinträchtigt durch eine genetische Erkrankung - er kann nicht sprechen und benötigt Betreuung. Als Florian Apler wieder zu sich kommt, muss er erfahren, dass sein Sohn ertrunken ist. Das Buch handelt von einem schrecklichen Justiz- und Ermittlungsirrtum, denn Florian Apler, der liebende Vater des kleinen Leon, wird 6 Monate nach dessen Tod des Mordes an seinem Kind angeklagt und muss 522 Tage in Untersuchungshaft verbringen, bevor er frei gesprochen wird.
Das Buch ist wirklich gut gemacht - sehr persönlich geschrieben, aufgelockert mit Bildern und Texten - und streckenweise, vor allem, als der Gerichtsprozess geschildert wird, richtig spannend und sehr, sehr emotional.
Eine Geschichte, die nicht mehr los lässt von einem tapferen Mann und liebenden Vater. Ich wünsche der Familie, dass sie mit dem Tod ihres Kindes lernen zu leben und ihre Wunden heilen werden!!!

Bewertung vom 04.03.2025
Schroeder, Steffen

Der ewige Tanz


sehr gut

Der ewige Tanz handelt von der Tänzerin und Schauspielerin Anita Berber, die mit 29 Jahren an Tuberkulose starb. 
In seinem Buch nähert sich Steffen Schroeder der wahren Geschichte dieser schillernden Person so, dass wir ausgehend von ihren letzten Tagen im Berliner Bethanien Krankenhaus auf der Tuberkulose-Station mit ihr in Gedanken ihr Leben erinnern. 
Ich kannte Anita Berber vor dem Lesen des Buches nicht und war fasziniert und voller Mitgefühl. Anita wird von ihrer Großmutter aufgezogen, da die Mutter und der Vater sich früh trennen. Ihre Mutter ist Tänzerin, ihr Vater, zu dem sie kaum Kontakt hat, Violinist. 
Anita lebt ein wildes Leben und steht damit sinnbildlich für die wilden 1920er Jahre - vor allem in Berlin! Sie heiratet mehrmals, liebt Männer und Frauen, nimmt exzessiv Drogen und trinkt und balanciert mit ihrem Verhalten immer wieder am Abgrund. 
Mich hat der Text gefesselt und traurig gemacht. Eine junge Frau, die ihre Träume lebt, die ihre Wünsche und ihre Liebe auslebt - und dann viel zu früh "verglüht" und einsam stirbt. Besonders interessant fand ich, dass Anita mit der Schwester von Alice Berend eine kurze Affäre hatte - ich habe kürzlich Alice Berends Buch Frau Hempels Tochter gelesen und habe mich gefreut, hier erneut auf ihren Namen zu stoßen. 
Der Schreibstil ist wirklich sehr lesbar und ich war immer mitten in der Geschichte und habe mit Anita mitgefühlt und -gelitten. Kein Sachbuch, sondern eine echte lebendige Geschichte über eine echte Frau in einer wilden und eigentlich gar nicht so fernen Zeit. 
Auf jeden Fall eine Leseempfehlung von mir! 

Bewertung vom 25.02.2025
Sanders, Nicola

Don't Let Her Stay


ausgezeichnet

Don´t let her stay ist ein absoluter Pageturner im Stil von Freida McFadden und Co. 
Joanne ist glücklich - verheiratet mit ihrem Traummann, seit 4 Monaten Mutter der süßen kleinen Evie - lebt die kleine Familie auf dem Land in einem wunderschönen riesigen Haus, als sich eines Tages die 20jährige Tochter ihres Mannes Richards aus erster Ehe ankündigt. Sie will ihre Halbschwester kennen lernen und Joanne helfen. Aber sobald Chloe, Richards Tochter, ankommt, bekommt Joanne bald ein seltsames Gefühl. Chloe ist feindselig und gaslighted sie und Richard steht immer nur seiner Tochter bei, nicht aber ihr. 
Joanne wird immer verzweifelter und misstrauischer.... 
Die Spannung des Buches ist von Beginn an da und lässt wirklich nicht nach bis zum atemberaubenden Schluss voller Plot-Twists und Wendungen! Ich bin eine geübte Thriller Leserin und trotzdem voll drauf reingefallen. Die letzten 80 Seiten des Buches habe ich einfach verschlingen müssen. 
Uneingeschränkte Leseempfehlung für einen Thriller, der mich begeistert hat!

Bewertung vom 22.02.2025
Gailus, Christian

Die Zauberkicker, 8, Geistergegner


gut

Die Zauberkicker Geistergegner ist Band 8 aus der Zauberkicker Buchreihe. Für mich war es der erste Band, den ich gelesen habe und das ging gut, da es ein "Was bisher geschah" Kapitel gibt und man kein weiteres Vorwissen braucht.
Ben wird erpresst - sein magisches Maskottchen ist entführt worden. Weil er sich solche Sorgen macht und sich nicht traut, sich seinen Freunden anzuvertrauen, spielt er schlecht Fußball und schreibt schlechte Noten.
Die Zauberkicker sind alle Schüler auf einem Fußball-Internat.

Mir gefiel der Schreibstil, er ist gut lesbar und immer wieder aufgelockert mit schönen Illustrationen. Die Kinder, die vorkommen, sind gut durchmischt -es sind auch einige Mädchen dabei, das gefiel mir sehr gut!
Die Idee mit magischen Tieren ist natürlich nicht wirklich neu, aber die Einbettung in eine Internatsgeschichte geht immer, hier noch mit dem zusätzlichen Catch-Thema Fußball.
Mein Fazit - Fußballfans werden ihre Freude daran haben. Das empfohlene Alter ab 8 Jahren passt auf jeden Fall, wenn es auch vielleicht etwas viel Text ist für einen nicht ganz so begeisterten Leser sein könnte.

Die Entwicklung der Geschichte ist spannend geschrieben, die Auflösung passt sehr gut und die Illustrationen sind wirklich schön gestaltet!

Bewertung vom 21.02.2025
Lindell, Elin

Der süßeste Bruder der Welt und andere Irrtümer


ausgezeichnet

Schon das Cover des Comics ist wirklich grandios - ein muffelig blickender, pickliger, flaumbärtiger Teenagerjunge mit strähnigen halblangen Haaren auf einem Handydisplay - darüber die Überschrift "Der süßeste Bruder der Welt ... und andere Irrtümer".
Aus Sicht von Dani, eigentlich Danica, wird eine Geschichte erzählt, die mich wirklich mitgenommen hat und dabei sehr unterhaltsam war.
Dani ist das Kind einer Schwedin, Sofia, die sich künstlich befruchten lassen hat, sie kennt nur den Code ihres Spender-"Erzeugers".
Sie ist besessen davon, ein Geschwisterchen zu bekommen, doch ihre Mutter lehnt immer und immer wieder ab. Bis sie ihr eines Tages erzählt, dass sie nun doch einen Bruder bekommen wird, einen Bonus Bruder - den Sohn ihres Freundes Björn. Als Mutter muss ich sagen - Danis Mutter hat das vorbildlich gemacht! Den neuen Freund hat sie über eine Dating App gefunden (und Dani war nicht unschuldig, sehr lustige Geschichte!) - dann sich erst allein mit ihm getroffen und als es ernster wurde, haben sie sich zusammen mit den Kindern getroffen. Danis Bonus Bruder ist der Junge vom Cover - ein mürrischer, veganer Gruftie, der sich Echsen und Würmer als Haustiere hält, was Dani widerlich findet.
Als die Eltern der Beiden beschließen, zusammen zu ziehen, muss Dani ihre Schule wechseln und es passiert noch vieles mehr!
Ich bin wirklich absolut begeistert und gebe die volle Punktzahl! Die Texte und Bilder sind so gut gemacht und voller Humor, dass sie auch durchaus für Erwachsene wirklich amüsant sind (in der Hinsicht ist das für mich ähnlich gewesen wie bei den Gregs Tagebuch-Romanen, da habe ich immer viel für mich mit genommen und sehr lachen können). Die Erwachsenen aus Sicht der Teenager Dani sind herrlich gut getroffen, die Missverständnisse absolut genial geschrieben und das Ende hat mich sogar ein bisschen gerührt.
Absolute Leseempfehlung für diesen wirklich schönen, warmherzigen und aktuellen Comic über eine Patchwork-Familie und ein sehr sympathisches Mädchen...

Bewertung vom 21.02.2025
Rabisch, Birgit

Tod der Autorin


sehr gut

Tod der Autorin ist ein Experiment der Autorin Birgit Rabisch. Zu ihrem 70. Geburtstag lädt die niemals in Ich-Form schreibende sich stets "Autorin" nennende Erzählerin Protagonisten aus ihren Romanen ein, lässt ihnen ein wirklich lecker klingendes Menü servieren und setzt sich an alle 6 gemischten Tische, um mit den Personen, die sie erschaffen hat, zu sprechen. 'Dabei geht es um die Themen der Bücher, ihre Inspirationen dazu, die eigene Biographie und wie sie sich in ihren Werken niederschlägt, aber auch ganz allgemein um große und wichtige Themen wie Mutterschaft, Politik, Gesellschaft, Liebe, Krankheit und Tod.
Ich kannte bisher noch keins der Bücher der Autorin, was dem Lesen keinen Abbruch getan hat - aber nach der Lektüre des Buches bin ich auf jeden Fall neugierig und werde bestimmt das eine oder andere ihrer Bücher lesen!
"Tod der Autorin" kann ich auf jeden Fall weiter empfehlen!

Bewertung vom 20.02.2025
Fischer-Hunold, Alexandra

Fräulein Florentines Gespür für Mord


ausgezeichnet

Florentine Falkenberg, eine 17jährige Tochter aus gutem Haus ist ganz und gar nicht so, wie es sich für ein Mädchen ihrer Zeit, Ende des 19. Jahrhunderts, im deutschen Kaiserreich schickt. Sie schreibt heimlich Zeitungsartikel zu feministischen Themen, verkleidet sich als Mann und besucht Anatomie Vorlesungen in der Berliner Charité und vor allem will sie niemals heiraten. Als auf der Hochzeit ihrer Cousine Charlotte der Bräutigam mit einem (Torten-)Messer im Rücken gefunden wird, kurz darauf stirbt und dann noch ihr Bruder ins Visier der Ermittler gerät, macht sich die toughe junge Dame auf, den Fall selbst zu lösen. Mithilfe ihrer jüngeren Schwester und ihrem treuen fast gleichaltrigen Hausmädchen Elise begibt sich Florentine auf Spurenjagd - und bringt sich dabei auch selbst in Gefahr....
Der Roman hat mich absolut perfekt unterhalten. Mit Florentine Falkenberg ist mal wieder eine Protagonistin geschaffen worden, die mutig, stark, feministisch und sehr sympathisch ist. Ich liebe es sehr, dass solche Frauenfiguren immer mehr im Fokus stehen! Als Mutter von Töchtern freut es mich sehr, ihnen Lektüre empfehlen zu können, die eine Identifikation mit der Hauptfigur absolut einfach machen.
Das historische Berlin und die Zeit, in der der Roman spielt, ist sehr gut getroffen und macht beim Lesen zusätzlich Spaß. Alle Nebenfiguren sind gut skizziert und die Geschichte entwickelt sich sehr spannend. Ich für meinen Teil habe das Ende nicht vorhergesehen und bin mit der Auflösung und besonders dem Schluss absolut zufrieden!
Als Bonuspunkt ist die Gestaltung des Buches mit Farbschnitt und die Kapiteleinfassung noch außerordentlich schön gelungen und das Buch damit nicht nur eine wirklich tolle Lektüre, sondern ein Blickfang im Bücherregal.
Uneingeschränkte Leseempfehlung nicht nur, aber auch für (junge) Mädchen und Leser, die Enola Holmes lieben wie meine Tochter und ich das tun.

Bewertung vom 15.02.2025
Edel, Rabea

Portrait meiner Mutter mit Geistern


sehr gut

Porträt meiner Mutter mit Geistern ist ein autofiktionaler Roman, der wirklich eine besondere Herausforderung zum Lesen bedeutet. In 15 Teilen wird durchsetzt mit vielen, vielen Zeitsprüngen dieGeschichte einer Familie erzählt, die sich mit Traumata und vor allem Schweigen umgibt.

Dina, Selma, Martha und Raisa sind Frauen, die geliebt haben, die Mütter waren oder sind, die zum Teil Kinder verloren haben.

Die Geschichte bleibt bis zum Schluss nicht linear und viele Stränge werden nicht geschlossen, viele Fragen blieben am Schluss bei mir offen - aber das passte zur Geschichte und tat ihr keinen Abbruch.

Mir war an manchen Stellen das Buch ehrlich gesagt etwas zu abgehoben, wenn ich auch die Sprache wirklich sehr mochte. Bildhaft und besonders beschreibt die Autorin eigentlich die ganze Zeit - und das ist große Stärke wie auch Schwäche des Buches. Es ist auf jeden Fall kein Buch, das man der Handlung wegen einfach mal so "weg" liest, sondern ein Buch, mit dem ich mich aktiv beschäftigen musste und das - ehrlicherweise - anstrengend war zu lesen.

Einen Punkt Abzug dafür, dass ich es einfach nicht immer gern in die Hand genommen habe und mich mit der Geschichte und der Erzählweise einfach ab und an überfordert gefühlt habe.

Bewertung vom 14.02.2025
Anders, Florentine

Die Allee


sehr gut

Die Allee ist eine Familiensaga, geschrieben von Florentine Anders, einer Enkelin des DDR-Architekten Hermann Henselmanns, den ich vor der Lektüre nicht kannte. Die Geschichte zu lesen, hat einerseits diese Bildungslücke geschlossen und war andererseits eine Zeitreise in eine Welt, die gar nicht sooo weit entfernt ist. Florentine Anders ist 10 Jahre älter als ich, ihre Familie lebte allerdings hauptsächlich in der DDR, wenn auch einige Familienmitglieder in den Westen gegangen sind vor dem Mauerbau, bzw. später dorthin ausreisten.

Im Vordergrund des Romans stehen einmal ihr berühmter Großvater Hermann Henselmann und seine Frau Isi, die heiraten und 8 Kinder haben werden. Außerdem stellt die Autorin ihre Mutter Isa, eine Tochter der beiden, in den Mittelpunkt der Geschichte.
Beiden Frauen sind viele Dinge gemein - und für beide Frauen ist Herrmann sehr wichtig für ihr Leben, im Guten und im Schlechten. Isi leidet unter Hermanns Affären und bleibt ihr Leben lang in seinem Schatten, Isa leidet unter dem Jähzorn ihres Vaters.

Die Geschichten der beiden Frauen werden parallel erzählt und der Roman entwickelt sich chronologisch von 1931 bis 1995. Es gibt Stellen, die mich sehr mitgenommen haben, die aber fast sachlich erzählt wurden, wie Vergewaltigungen, Nötigungen, Abtreibungen. Die Autorin zeigt auf, dass vor allem Herrmann, ihr Großvater, anfangs überzeugt war vom System der DDR und dem Sozialismus. Hier wurde dann vor allem anhand der Art, wie gebaut wurde - Stichwort Plattenbau - klar, wie er mehr und mehr enttäuscht wurde von dem System und der Art, wie die Menschen zu leben hatten. Seine eigene Tochter nimmt er dann auch u.a. als Beispiel dafür, dass das Wohnkonzept Plattenbau nicht gut ist für die Menschen.
Alles, was sich um Wohnen und Leben drehte, gefiel mir gut - hier wurde auf jeden Fall ein Schwerpunkt gesetzt.

Der Stil ist absolut gut lesbar und wirklich dicht erzählt. Ich bin nicht soooo sehr interessiert an theoretischem Hintergrund zu Architektur, daher waren mir manche Stellen dann doch etwas zu viel. Die Einbettung der Familiengeschichte in die historische Zeit und die Namen, Fakten, Ereignisse aus der genannten Zeit, die immer wieder eingeflochten werden, haben mir die Lektüre aber wirklich nochmal besonders gemacht.

Klare Leseempfehlung für dieses besondere Buch - und für mich persönlich ein Must-Have, weil das Cover von der wunderbaren Kat Menschik gestaltet wurde, deren Bilder ich einfach nur liebe!