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Abnuncha

Bewertungen

Insgesamt 72 Bewertungen
Bewertung vom 05.12.2024
Nachtwald
Walsh, Tríona

Nachtwald


gut

Man reiche mir den Schierlingsbecher
Nach Schneesturm nun das zweite Buch von Tríona Walsh auf Deutsch erschienen. Nachher ist nichts mehr so, wie es einmal war… das mag man hier sofort denken und es ist auch so, ein Wochenende was für die Protagonisten quasi gesehen ein neuer Lebensabschnitt ist wird zum Albtraum, und sofort fragt man sich wer hat was zu verbergen, eine Gemeinschaft die trügerisch ist und warum gerade jetzt und an diesem Ort? Ein ungebetener Gast, ein Mord und alle scheinen etwas damit zu tun zu haben, jeder hat einen Grund, und man denkt niemandem darf man trauen. Nur ist ein Mord einfach zu verbergen, zu vergessen? Wird sich der Mörder verraten, kann man einfach jemanden verschwinden lassen, der aber vorher schon verschwunden war? In der Mitte des Buches denkt der Leser was ist los, jemand wird ermordet und die Anderen tun so als wenn sie Urlaub machen? Um keine Spoiler einzubauen belasse ich es dabei, im letzten Teil erklärt sich vieles und lässt den Leser mit so einigen Äh? oder Aha! zurück. Wem kann man trauen, wenn es dunkel wird, in diesem Buch muss es erst gar nicht dunkel werden, man kann auch im hellen schon niemandem trauen, vielen Dank.

Bewertung vom 05.11.2024
Gefährliche Betrachtungen
Eckardt, Tilo

Gefährliche Betrachtungen


ausgezeichnet

Mit der Kraft der Literatur die Welt verändern
Nun kommt es im Leben darauf an, wer eine Wahrheit ausspricht. In gewissem Munde wird auch die Wahrheit zur Lüge (Zitat Thomas Mann). Ein historischer Kriminalroman, der Thomas Mann auf noch nie gelesene Weise lebendig werden lässt, dem kann ich nur zustimmen. Mich hat sofort gereizt eine Geschichte über Thomas Mann zu lesen die gleichzeitig ein Krimi ist, das gab es vorher so nicht. Žydrūnas Miuleris möchte als Übersetzter „Die Buddenbrooks“ ins Litauische übersetzten, aber überhaupt in die Nähe von Thomas Mann zu kommen und ihn gar zu sprechen scheint nahezu unmöglich, dennoch kommt quasi ein Zufall genau richtig. Ich war bereits nach nur ein paar Seiten ganz in das Buch vertieft. Was muss Thomas Mann für ein beeindruckender Mann gewesen sein, die Buddenbrooks war ein Werk der Weltliteratur, für das ihm 1929 der Nobelpreis verliehen wurde. Die erste Begegnung Žydrūnas Miuleris mit Thomas Mann findet an einem besonders schönen Ort statt, am Strand einer ostpreußischen Fischer- und Künstlerkolonie auf der Kurischen Nehrung. Thomas Mann hat Gedanken zu Papier gebracht die nicht für jedermann zu lesen sein sollten. Eigentlich kann man sagen die Gedanken flogen ihm davon, eine Windböe wehte die Seiten weg und das bot für Žydrūnas Miuleris die Möglichkeit diese einzufangen und sie Thomas Mann wiederzugeben. Doch die Gedanken hatten sich schon übertragen was Thomas Mann nicht wissen konnte. Žydrūnas Miuleris verfügt über ein Fotographisches Gedächtnis und ihm wird beim nachdenken klar welch gefährliche Literarische Gedanken er da gerade liest, er schreibt sie nieder, aber bei einer unbedachten Kneipenzehne entwendet man ihm dieses Blatt. Žydrūnas Miuleris und Thomas Mann machen sich auf die Suche. Dieses Buch kann man nicht in eine kurze Rezension packen, es möchte genossen werden und das sollte man tun. Es ist sogar mit etwas mit Humor in einer sehr warmen etwas älteren Schreibart geschrieben, Thomas Mann hätte es sicherlich gefallen. Auch finde ich ist es eine Hommage an alle Übersetzter, die nicht nur großartige Bücher in eine andere Sprache übersetzten, sondern sie müssen sich in das Buch genau so wie der Autor selber einfinden und Handlung und Rahmen gestalten damit das Buch nicht seine Geschichte verliert. Ob Žydrūnas Miuleris die brisanten gedacht und gedruckten Gedanke letztendlich wiederfinden lasse ich selbstverständlich offen. Ich habe mich gerne auf dieses Buch eingelassen, Thomas Mann dachte einmal dazu „Ein gutes Buch werde gleich zusammen mit seinem Titel geboren“. Vielen Dank.

Bewertung vom 28.10.2024
Das Buch der neuen Anfänge
Page, Sally

Das Buch der neuen Anfänge


sehr gut

Manchmal muss man gehen um im alten einen neuen Anfang zu finden.
Nach dem Roman „Das Glück der Geschichtensammlerin“ hat Sally Page nun einen weiteren sehr einfühlsamen Roman veröffentlicht. Manchmal wartet das Glück an den unwahrscheinlichsten Orten, hier in einem kleinen Laden mit all seinen Geheimnissen. Man fühlt sich sofort wohl in diesem kleinen Laden den einst ihr Onkel Wilbur betrieben hat, Kindheitserinnerungen werden wieder präsent. Schön fand ich die Wundertüte die ihr Onkel immer für sie gepackt hat, Dinge die eigentlich aussortiert werden sollten, Quittungsblöcke mit Rissen, Hefte mit Eselsohren und ähnliches wurden für Jo zum Abendteuer. Und dass das Sortiment aus der Zeit gefallen ist finde ich nur bedingt, entweder man mag Schreibwaren oder eben nicht, hier liegt das Augenmerk auf Füllfederhalter, etwas Nostalgie ist doch schön. (Ein Satz aus dem Buch) Ah Füllfederhalter, die musst du da aber rausholen, Jo. Da drinnen haben sie doch nichts verloren. Füller muss man jeden Tag benutzen. Jeden Tag. Sonst werden sie einsam, denken, dass sie niemand liebt, und schreiben dann auch nicht gut sollte man hier anhängen. Diese Liebe scheinen die Menschen, die in den Laden kommen zu haben, schnell erweitert sich sogar das Repertoire und Gespräche entstehen. Aber was entsteht noch, die Protagonisten scheinen alle etwas Rätselhaftes zu haben. Jo die nach London gekommen ist um den Laden eine Weile zu übernehmen läuft eigentlich weg vor einer Liebe wo alle sagen, er ist es nicht wert, ihr Freundin bekommt ein Kind, eine Vikarin ist vor etwas davongelaufen, der Optiker im Laden nebenan, das Tattoostudio und ein Autor der sein, vielleicht wird es ein Buch in Kladden festhält. Eine Geschichte die mit viel Wärme geschrieben den Leser mitnimmt in eine etwas mit Weihnachtsglanz verzauberte Reise. Dass das Buch um Weihnachten erzählt wird sollte den Leser nicht davon abhalten es zu jeder Jahreszeit zu lesen, hier ist Weihnachten eher erwähnt um Sehnsucht, Zauber und Zusammenrücken dem Leser näher zu bringen. Ein Lieblingssatz, „Das ist das Problem mit Tränen, sie überrumpeln einen einfach“. Aber es scheint einen Platz für alles zu geben und dann ist alles an einem Platz. Ich habe das Buch sehr gerne gelesen, vielen Dank.

Bewertung vom 23.10.2024
Wenn nachts die Kampfhunde spazieren gehen
Brüggemann, Anna

Wenn nachts die Kampfhunde spazieren gehen


sehr gut

Nach ihrem Debütroman Trennungsroman ist der Schauspielerin und Autorin Anna Brüggemann nun ein zweiter toller Roman gelungen. Zurück in die Zukunft habe ich zunächst gedacht, weil der Roman 1989 anfängt. Etwas leider möchte ich sagen, wird im Klappentext, zu viel vorweggenommen, aber das ist meine persönliche Meinung. Zum Beispiel, dass Antonia alleinerziehende Mutter wird nachdem sie im Studium gescheiter ist und Wanda sich in eine Essstörung manövriert, die vor allem die Mutter zu ignoriert scheint? Eingangs hatte ich den Eindruck die Mutter hat gar kein Bezug zu ihren Kindern, oder will ihn auch nicht. Bei der Abiturfeier ihrer Tochter kritisiert sie so einiges, später im Buch hatte ich den Eindruck ändert sich das, obwohl schwankend. Was hätte sie in ihren Töchtern denn sehen wollen? Sie selber hat Studiert, eine akademische Laufbahn eingeschlagen, was sie nicht müde wird zu erwähnen, aber nicht Promoviert und das scheint sie sich als gescheiterten Vorwurf zu machen. Sie fängt, wie ich finde unkontrolliert an ihren Doktortitel zu machen und letztendlich gelingt ihr das auch. Die Lebenslange Konkurrenz, dem Wunsch nach Autonomie und Anerkennung wie im Klappentext genannt ist wird ziemlich schnell klar. Einige Ereignisse schweißt die Familie zusammen, einiges zeigt vermeidliches Scheitern und die Frage bleibt, werden sie irgendwann doch glücklich, ehr nicht würde ich sagen. Der Vater spielt irgendwie eine nebensächliche Rolle, aber deswegen hat sie ihn auch geheiratet, er erfüllt die Rolle des passiv beruhigende. Bei dem Titel habe ich zunächst überlegt, ob der angemessen ist, ja weil er im Gegensatz zum Klappentext nur erahnen lässt was kommt. Es gibt unterschwellig Produktplazierung, wie Kinderrigel und ähnliches, ist das beabsichtigt? Ich habe das Buch sehr gerne gelesen und es hat zum nachdenken inspiriert, vielen Dank.

Bewertung vom 21.10.2024
Hot Mess
White, Sophie

Hot Mess


ausgezeichnet

"Freundschaft ist eine Tür zwischen zwei Menschen. Sie kann manchmal klemmen, sie kann knarren, aber sie ist nie verschlossen.
Hot Mess, heißes Durcheinander? Ein Durcheinander scheint es tatsächlich zu sein, was nicht böse gemeint ist, Lebenswege können sich ändern und nicht jeder ändert sich gleich schnell. Bei einem läuft es gut, bei anderen weniger, jeder hat sein Päckchen zu tragen. Ich habe mich hier auch gefragt wie abhängig wir von WhatsApp-Chats sind und die Ungeduld auf eine Reaktion, warum antwortet sie nicht, was ist geschehen, bin ich nicht mehr dabei und und und?
Das Buch begleitet drei Frauen die unterschiedlicher nicht sein könnten, Joanne, Claire und Lexi. Joanne ist gerade Mutter geworden, ein ganz neuer Lebensabschnitt, in dem sich natürlich alles um das Muttersein dreht und das ja immer, 24 Stunden am Tag. Da können Lebenswege auseinander gehen und das tun sie hier. Dann Lexi, die mit ihrer besten Freundin einen sehr erfolgreichen Podcast betreibt, bis die Freundin sich einen heftigen Foppas leistet und die Freundschaft zerbricht, aber auch der Podcast zerbricht, kann man einfach ausgetauscht werden und wenn ja wie war das dann mit „der Besten Freundin“? Zuletzt Claire, Claire arbeitet als Tagesmutter, sie hat vor einem Jahr etwa Psychische Probleme gehabt und sich denen auch gestellt, sie wünscht sich, sollte man hier schreiben die Freundschaft ihrer Freundinnen, dabei haben sie Claire in der Klinik nie besucht oder sich gemeldet, was ist dann eine Freundschaft wert, wenn nicht in schwere Zeiten? Soweit ein ganz normales Buch, aber am Anfang des Buches ist eine Triggerwarnung, hinten wird erklärt um was es geht. Um keinen Spoiler einzubauen lasse ich das mal so stehen. Das Buch ist sehr warmherzig geschrieben, die Protagonisten sind zwischen 20 und 30. Das Cover gefallt mir mit den weichen Farben sehr gut. Fazit das Buch ist sehr angenehm zu lesen, es lehrt das wir versuchen sollten Dinge zu hinterfragen, aufeinander aufzupassen, da zu sein, ein interessantes Buch, das ich sehr gerne gelesen habe, vielen Dank.

Bewertung vom 18.10.2024
Nach uns der Himmel
Buchholz, Simone

Nach uns der Himmel


gut

Nach „Unsterblich sind nur die Anderen“ nimmt uns die Autorin bereits ein zweites Mal mit auf eine Reise in Form eines Romanes. Dieses Mal auf eine Griechische Insel, aber was ist geschehen, warum ist das Flugzeug indem die acht Protagonisten saßen nicht abgestürzt, oder ist es das doch? Haben nur die acht den Absturz überlebt, und wo befinden sie sich jetzt? Es hat den Anschein einer Inselidylle, doch die Einheimischen wirken seltsam abweisend. In einem abstürzenden Flugzeug gibt es keine Atheisten, hat die Autorin in einem Interview auf der Frankfurter Buchmesse zu diesem Buch gesagt, das Buch hat auch nichts mit Religion zu tun, aber es ist etwas Spirituell angehaucht. Die Protagonisten befinden sich alle irgendwie auf Wegen, sei es das jemand genug Geld hat und alles zahlt, aber auf der Suche nach dem dazugehören ist. Dann gibt es Identitätskrisen, Krankheiten, Streit und Hadern mit dem eigenen Leben, können und müssen sie loslassen?
Dann hat das Buch einen zweiter Handlungsstrang wo es zunächst den Eindruck hat, dass es nichts mit den Menschen auf der Insel zu tun hat. ein Dialog zwischen einer Frau und einem Mann. Ein Dialog, der etwas von einer Rettung hat, der Handlungsstrang spielt in Los Angeles und auch hier macht es den Anschein es gibt nur schwarz und weiß. Zum Ende des Buches treffen die zwei Handlungsstränge aufeinander, spiegelt dieses Buch das irdische und den Himmel, weil sicher ist, dass wir alle irgendwann sterben müssen und eigentlich könnte man sich darauf vorbereiten oder kommt es anders als man denkt? Ich kann leider nicht sagen, dass mich das Buch sofort abgeholt hat und ich leicht in die Geschichte gefunden habe, aber es hat eine ganz besondere Art wie es geschrieben ist, man denkt lange darüber nach und es ist gut, wenn ein Buch dazu anregt. Interessieren würde mich, was die Autorin dazu bewegt hat es genau so zu schreiben. Das Buch ist nicht leicht zu lesen, und sicherlich auch nicht für jeden interessant, aber mal etwas ganz anderes von ihr zu lesen gibt neue Eindrücke in das Schreiben und die Entwicklung der Autorin, vielen Dank.

Bewertung vom 18.09.2024
Die Bilder meines Vaters
Goltz, Astrid

Die Bilder meines Vaters


sehr gut

Im Entwurf, da zeigt sich das Talent, in der Ausführung die Kunst.
(Marie von Eber-Eschenbach)
Rezension
Johann Heinrich Vogeler geb. 12. Dezember 1872, gest. 14. Juni 1942 war ein deutscher Maler, Grafiker, Architekt, Designer, Pädagoge, Schriftsteller und Sozialist. Der vielseitig begabte Künstler ist besonders durch seine Werke aus der Jugendstilzeit bekannt geworden. Er gehört zur ersten Generation der Künstlerkolonie Worpswede Worpswede ist eine Gemeinde im Landkreis Osterholz in Niedersachsen, an der Hamme nordöstlich von Bremen, mitten im Teufelsmoor gelegen Quelle Wikipedia. Diese Zeilen als Einleitung, in dem Buch „Bilder meines Vater“ beschreibt die Schriftstellerin und Kulturwissenschaftlerin Astrid Gölz einen biografischen Familien- und Entwicklungsroman über das Leben Marie Luise Vogelers, Goldschmiedin, Künstlerin; 1901-1945, geboren in Worpswede, Deutschland, gestorben in Coyoacán, Mexiko. Marie Luise Vogeler genannt Mieke wuchs in einer Stätte der geistig-künstlerischen Begegnung auf, in einer paradiesischen Jugendstil-Idylle – einer besseren Welt? Ihr Vater hat sich freiwillig für den Kriegsdienst gemeldet und kam als ein anderer Mensch wieder. Leid, Krieg und Politik haben die Familie beeinflusst.
Ich habe den Eindruck das Marie Louise Vogeler nie richtig Glücklich geworden ist, ein Bruch mit dem Vater, die Mutter eine neue Liebe, ihre eigenen Ehe etwas kalt und schließlich ihre Krebserkrankung. Nazideutschland verlassen zu müssen und über Paris New York nach Mexiko zu fliehen ist ihr sehr schwergefallen. Auch scheint es nie genug Geld gegeben zu haben, Arm aber glücklich trifft hier irgendwie nicht zu, wer ist hier wirklich glücklich geworden? Da das Buch im Text wechselt zwischen verschiedenen Erzählungen fand ich es manchmal schwierig flüssig weiterlesen zu können. Ich hätte mir mehr Bilder gewünscht um eben noch tiefer in das Buch zu kommen. Aber das Internet konnte Abhilfe schaffen so dass ich für mich die Geschichte entwickeln konnte. Ich war auch persönlich schon in Worpswede, auch den Eindruck konnte ich mit einbringen. Das Cover gefällt mir sehr und auch die eher ungewöhnliche Form des Buches. Das Einbringen der plattdeutschen Sprache hat mir sehr gut gefallen, ich spreche und verstehe sie und habe sie lange nicht gelesen. Was ich persönlich nicht ganz so gut fand war die Erwähnung einer Fehlgeburt von Marie Louise und wie die Autorin im Anhang schreibt hat sie diese Form aufgegriffen, weil sie die Frage zur Mutterschaft mit einbringen wollte, kann man so schreiben finde ich aber sehr privat. Die Kinder und Beziehungen von Geschwistern und Freunden werden ja auch nur erwähnt und liefen so im Text mit ein. Ich habe mir während des Lesens die Frage gestellt, wie lange mag die Autorin für dieses Buch Recherche betrieben haben und wie lange hat es gedauert bis das Buch beendet war? Ich habe mich sehr gerne auf dieses Buch eingelassen und es gelesen, vielen Dank.

Bewertung vom 14.09.2024
Mensch sein - Mensch bleiben
Ruthardt, Ralf M.

Mensch sein - Mensch bleiben


sehr gut

Mit offenen Augen durch den Tag – oder lieber Blinde Kuh, diese Eingangsfrage stellt sich auch dem Leser zu Anfang des Buches. Mensch sein – Mensch bleiben zeigt in 16 Kurzgeschichten Einblicke in verschiedene Bereiche unseres Lebens, mal nachdenklich, mal Weltoffen, in Teilen religiös, vom Gedanken zur Erziehungszeit für Männer über Mobbing in der Schule, verdrehte Wörter die zu einem unerwarteten Ergebnis führen, Luxusgüter, Freisein und letztendlich ein Perspektivwechsel. Nachdenklich haben mich vor allem die Geschichten „In der Pause lauf ich mit“ in der es um eine späte Entschuldigung geht, die sicherlich viel Mut gebraucht hat, mehr Mut als das Mobbing was er getan hat. Tun können manche vieles, aber Entschuldigungen brauchen eine Einsicht das es falsch war, dann viel Mut und leider ist der viel zu selten. Um bei Schülern zu bleiben, eine Geschichte heißt „Technologie kann springen“ eine Thematik zur Technologie und wie Jugendliche damit umgehen, ist es schon Normalität, weil sie damit aufwachsen, erschreckt sie noch etwas, erreicht es Schüler, wo es doch oft so schwer ist sie für etwas zu begeistern und Wissen zu vermitteln. Was mir an dieser Kurzgeschichte nicht gefallen hat ist das diese Frage mit Hauptschülern erörtert wird, es macht den Eindruck den muss man mehr erklären, eine allgemeinere Betitelung Schülern wäre an dieser Stelle besser gewesen. Meine zweite Lieblingsgeschichte ist „Bei sich selbst sein“ zwei wahrscheinlich sehr unterschiedliche Frauen die sich einfach mal etwas trauen, Reimt sich sogar, also sollte man das öfter machen, sich Zeitnehmen etwas angehen und los. Text Seite 84: Ein paar Minuten später stehen zwei Frauen ungleichen Alters in den Wellen. Es wird geplaudert, es wird gelacht – und es scheint, als ob sich zwei freie Geister gefunden haben, die mindestens hier und jetzt eine gut Zeit miteinander haben.(Textende). Zu guter Letzt folgen zwei Kurzgeschichten, sie haben die gleiche Handlung werden aber quasi in einem Perspektivwechsel geschrieben und man darf sich fragen welche Eigenschaften sprechen wir Mann und Frau zu und hat es eine Relevanz? Einfach gesagt Mensch sein – Mensch bleiben. Ich finde ein gelungenes Überraschungsei, vielen Dank.

Bewertung vom 11.09.2024
Ein anderes Leben
Peters, Caroline

Ein anderes Leben


sehr gut

Familie ist wie ein Baum. Die Äste können in unterschiedliche Richtungen wachsen, doch die Wurzeln halten zusammen
Ich hatte erst gedacht das dieses Buch nur Autobiografisch ist, das denke ich nach dem lesen nicht mehr. Die Frage des Klappentextes „Wer ist Hanna“ ist die Frage die sich auch Caroline Peters stellt, so macht es den Eindruck. Es scheint als eine Auseinandersetzung mit ihren Eltern, vielem Ungesagtem, vielleicht auch eine Eigenfindung, wer ist sie, was bleibt, wer oder was waren und sind die Eltern und ihre zwei Schwester? Die Autorin scheint Antworten zu suchen und da es viel Konkurrenzkampf zwischen den Geschwistern gibt sucht sie auch vergeblich nach der Liebe der Mutter. Sie denkt den Begriff Mutter, schreibt aber die ganze Zeit von Hanna, ist ihr diese Hanna ein Leben lang fremd? Die Erzählung beginnt mit der Beisetzung ihres Vaters, also ein Abschiednehmen und der Weg zu einem Rückblick. Hanna hat mit drei Studienkollegen zusammengewohnt, einen nach dem anderen geheiratet und von jedem eine Tochter. Caroline ist die jüngste der drei Schwestern. Es macht den Anschein das sie stehst darauf bedacht war es alles recht zu machen, sich zu kümmern, da zu sein, wie auch bei der Beisetzung, sie organisiert ein Essen zunächst von den Schwestern kritisiert, weil es nur Suppe und Kuchen gibt, dabei hat sie heimlich auch ein Buffet von Köstlichkeiten hinter einem Vorhang hergerichtet. Ein Danke für ihr tun oder Anerkennung gibt es irgendwie nie. Die Autorin schreib in einem Kapitel von ihrer Angst beim Taxifahren und das ankommen in ihrer Wohnung, ein sehr privater Einblick. Ich hatte Caroline Peters, wenn man sie auf der Bühne oder im Fernsehen sieht immer als sehr taff empfunden, selbstbewusst, nun habe ich leisere Worte von ihr gelesen. Als Fazit würde ich sagen ist sie vielleicht aufgrund dieser Erzählung und damit Erlebtem über ihre Eltern und Geschwister eine so gute Schauspielerin geworden. Ich hoffe das viele Leser sich die Chance geben dieses Buch zu lesen, ich habe es sehr gerne getan, vielen Dank.

Bewertung vom 29.08.2024
Aus dem Haus
Böttger, Miriam

Aus dem Haus


sehr gut

Witz: „Lass uns das Haus verkaufen und abhauen“ „Wir wohnen zur Miete“ „Weit abhauen“
Ein Zuhause ist nicht einfach ein Ort es ist ein wundervolles Gefühl. Eigentlich wollte ich das als Titel nehmen, aber in diesem Roman „Aus dem Haus“ von Miriam Böttger, der mit viel Witz und Herz geschrieben ist scheint das Haus eher das Leben der Familie na was gehindert zu haben? In diesem Fall ziehen in dem Roman „Außer Haus“ nicht die Kinder aus wie man am Titel vielleicht glauben möchte, nein die Eltern die alt geworden sind, wollen das Haus oder die Bruchbude nebst Renovierungsstau verkaufen, an dem sie ja so gar nicht hängen wie sie immer betonen und in einen kleine Wohnung ziehen. Durch tägliche Telefonate der Tochter kann man den Auszug der Eltern mit all dem Wahnsinn den er mit sich trägt begleiten. Plötzlich werden Dinge die eigentlich als unwichtig empfunden unabdingbar, man stellt sich die Frage war den wirklich alles so schlimm wie die Eltern das immer empfunden und dies durch all die Jahre in diesem Haus hindurchgetragen haben. Kassel ist die Stadt in dem das Einfamilienhaus eigentlich in einer sehr vornehmen Gegend steht. Kassel kommt als Stadt in dem Buch nicht besonders gut weg, da geschieht ihr Unrecht, aber es ist ja mit Humor gedacht. Werden die Eltern es schaffen sich von dem Haus zu trennen, sich dabei selber übertreffen, sich von Dingen trennen können oder trennt sich am Ende das Haus von den Eltern, weil sie sich einander nicht mehr hören und sehen können und wo geht es hin? Vielleicht nach Zuhause Ortsteil Sofa Kreis Wohnzimmer/Kaffeemaschine entdecken sie es das Lesen lohnt sich. Um sie gleich mitzunehmen ein paar Sätze die mich gleich gefesselt haben (Ups, bin ich jetzt mit eingepackt worden?)
Satz aus dem Buch: Ich hatte meinen Eltern schon mein ganzes Leben lang zugeschaut, aus nächster Nähe oder von etwas größerer Entfernung, ich hatte mich immerzu gewundert und versucht, mir einen Reim auf die beiden Menschen zu machen, die ich am längsten kannte und die mir trotzdem immer rätselhafter wurden.
Satz aus dem Buch: Als träfen Familientragödien aus heiterem Himmel und gänzlich unberechenbar ein, sodass Verwandte und Nachbarn anschließend grenzenloses Überrascht sein heucheln und etwas von »völlig unauffällig« und »Bilderbuchfamilie« faseln können, während die Polizei über »familieninterne Schwierigkeiten« spekuliert. Vielen Dank.