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beme
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Brüggen

Bewertungen

Insgesamt 90 Bewertungen
Bewertung vom 26.07.2023
Garner, Alan

Treacle Walker


sehr gut

Der Autor Alan Garner ist bekannt für seine Fantasy- und Abenteuerromane. Diese Elemente finden sich auch in Treacle Walker wieder. Das Buch ist ein Werk der Wortspiele und Fantasien, das man nur schwer beschreiben kann. Das Lesen fasziniert auf der einen Seite, lässt aber auch so viele Fragen offen, dass ich am Ende Zweifel hatte, ob ich alles verstanden hatte, was der Autor mitteilen wollte.
Lesegenuss für die Leser, die sich auf die Reise der Fantasy einlassen möchten, ohne jedoch durch flache Unterhaltung abgelenkt zu werden. Die Kürze des Buches führt zu komprimiertem Lesegenuss. Kein Zeilenfüller. Keine Phrasen. Dafür anspruchsvolle Wortbilder und Gedankenspiele, bei denen man manchen Satz mehrfach lesen muss, um ihn ansatzweise zu verstehen. Keine leichte Sommerlektüre aber das erwartet man von Alan Garner auch nicht.

Bewertung vom 04.07.2023
Mank, Ute

Elternhaus


ausgezeichnet

Ute Mank hat mit Elternhaus einen Roman geschrieben, der sich anfühlt wie "nach Hause kommen". Beim Lesen der Familiengeschichte hat man das Gefühl, man sei ein Teil der Familie und stecke inmitten der Konflikte. Sehr lebensnah und lebendig beschreibt sie die Schwierigkeiten dreier Schwestern, deren Leben sehr unterschiedlich verlaufen. Petra lebt weit entfernt und fühlt sich den anderen immer fern, Sanne lebt nahe der Eltern und entscheidet über deren Leben und Gitte irgendwo dazwischen. Die zunehmende Altersabhängigkeit der Eltern und deren gezwungender Auszug aus dem Elternhaus lässt alte Konflikte aufbrechen und neue entstehen.
Trotzdem handelt es sich nicht um eine schwere Lektüre, sondern einen unterhaltsamen Roman. Er regt zum Nachdenken an und lässt den Leser seine eigenen Familienstrukturen überdenken, wenn er es zulässt.
Einzig negativ empfinde ich die Covergestaltung. Ein Motiv, das nach meinem Empfinden gar nicht passt. Trotzdem eine Leseempfehlung für Familienmenschen.

Bewertung vom 12.05.2023
Herzog, Sven

Die Sache mit dem Wald


ausgezeichnet

Sven Herzog liefert mit seinem Sachbuch Die Sache mit dem Wald eine vielschichtige Informationsmöglichkeit für Menschen, die sich mit dem Thema Wald sachlich auseinander setzen möchten. Er liefert viel Hintergrundinformation aus geschichtlicher Zeit, aus der Forstwirtschaft und aus dem Bereich Ökologie. Er beschreibt sachlich und ohne eigene Wertung viele Aspekte der Wald- und Forstwirtschaft. Der Aufbau verschiedener Waldstrukturen sowie deren Auswirkungen auf das Ökosystem werden laiengerecht erläutert. Das Thema Nachhaltigkeit in der Forstwirtschaft hat einen besonderen Stellenwert in dem Buch. Unterlegt mit vielen Fotos werden auch für Nicht-Waldkundige-Leser die Informationen greifbar.
Prof. Herzog versucht mit diesem Buch nachhaltige Konzepte vorzustellen, die möglichst vielen interessierten Pareien verschiedener Lager eine Möglichkeit des Konsens bieten.
Eine interessante Lektüre für Waldfreunde, die Sachinfo suchen.

Bewertung vom 09.05.2023
Read, Shelley

So weit der Fluss uns trägt


ausgezeichnet

Mit So weit der Fluss uns trägt liefert Shelley Read uns einen dramatisch-romantischen Roman um die junge Victoria, die in der wilden und rauhen Natur Colorados leben und überleben muss. Nachdem sie als junges Mädchen die Mutter verloren hat ist sie deren Ersatz in ihrer Familie. Mit dem Auftauchen eines fremden jungen Mannes, in den sie sich Hals-über-Kopf verliebt ist der Familienfrieden gestört. Ihre Flucht in die Wildnis ist ihr Versuch mit der Ermordung ihres Freundes, dessen Kind sie erwartet, fertig zu werden. Dass dies, mit einem Neugeborenen, nicht gelingen kann erfordert weitere Opfer von der verzweifelten jungen Frau.
Ein stimmungsvoller, zeitweise düsterer Roman um eine starke junge Frau, die ihren Weg, auch in widrigsten Bedingungen, sucht. In lebendigen Landschaftsbildern beschreibt die Autorin die Wildheit des Überlebenskampfes der sich im äußeren Umfeld und in der inneren Zerrissenheit Viktorias abspielt. Der Leser bekommt durch die stimmungsvoll-bildreiche Wortwahl und die naturnahen Beschreibungen die Atmosphäre des Romans sehr nahegebracht.
Eine Leseempfehlung für die Leser, die sich bereits in die Geschichte Der Gesang der Flusskrebse verliebt hatten.

Bewertung vom 27.04.2023
Seethaler, Robert

Das Café ohne Namen


ausgezeichnet

Mit grossen Erwartungen habe ich dieses Buch des Autors R. Seethaler zu lesen begonnen und es hat mich, wie alle früheren Bücher des Autors von der ersten Zeile an mitgenommen in die Welt dieser Geschichte. Meine hohen Erwartungen wurden erfüllt und übertroffen. Robert Seethaler hat einen besonderen Schreibstil, der bildreich und mit vielen Details Situationen und Menschen beschreibt, die auf diese Weise unglaublich lebendig und dem Leser nahe erscheinen, ohne kitschig zu wirken. Bisher haben mich alle seine Bücher in gleicher Weise überzeugen können. Nach meinem Empfinden eine besondere Begabung und ein Talent, über das heute nicht viele Schriftsteller verfügen.
Die Zeit des Umbruchs und Aufbruchs wird in dem Roman so lebendig dargestellt, dass die Geschichten der handelnden Personen dem Leser sehr nahe gehen. Man fühlt und lebt diesen Roman mit und ist als Leser nicht aussenstehend.
Eine uneingeschränkte Leseempfehlung meinerseits und eine gelungene Geschenkidee für liebe Freunde.

5 von 5 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 12.04.2023
Wahl, Caroline

22 Bahnen


ausgezeichnet

Mit 22 Bahnen bietet Caroline Wahl einen leisen Roman, der die Schwierigkeiten einer jungen Frau darbietet, die in sehr speziellen Lebensumständen ihren Weg finden muss. Eine alkoholkranke Mutter, die sich von Tilda umsorgen lässt, eine kleine Schwester, der sie den Weg in die Welt zeigen muss, ein Supermarktjob, den sie braucht um über die Runden zu kommen und ihr Mathestudium, dass sie nebenher locker abliefert. Mit leisen Tönen wird der Leser mitgenommen in Tildas Welt. Die alltäglichen Probleme, die sie allein bewäligen muss, bis sie Victor trifft. Plötzlich ist alles anders. Die Stimmungen der verschiedenen Situationen spiegeln sich deutlich in Wortwahl und Sprachbildern. Das macht das Buch sehr lebendig. Eine kurzweilige Lektüre für Romanleser, die sich für das Seelenleben junger Menschen interessieren. Ein wenige mehr Tiefe hätte der Geschichte noch mehr Gehalt gegeben. Bei manchen Situationen hatte ich das Gefühl, dass nur die Oberfläche angekratzt wurde. Aber trotzdem eine Leseempfehlung wert.

Bewertung vom 22.03.2023
Hession, Rónán

Leonard und Paul


ausgezeichnet

Leonard und Paul fällt schon beim Betrachten des Covers auf. Schlicht und ansprechend zurückhaltend gestaltet mit Elementen, die erst beim genauer Ansicht ins Auge fallen. Genau so ist auch der Roman aufgebaut.
Zwei Freunde, die nicht dem alltäglichen Durchschnitt entsprechen. Sie nehmen Sonderrollen in ihrem Umfeld ein, sind dabei jedoch unauffällig und zurückhaltend. Zwei Charaktere, die in enger Freundschaft verbunden, nicht dem Bild junger Männer in der Gesellschaft entsprechen. Sie sind mit ihren Leben zufrieden, so wie sie es sich eingerichtet haben. Als ungeplant diese Leben aus den geordneten Bahnen geraten, ändern sich auch die bisher so anschaulich verlaufenden Lebenswege...
Ein grosser Lesegenuss, der die Charaktere der handelnden Personen sehr detailliert und lebensnah hervorbringt. Die beiden Freunde werden dem Leser sehr nahe gebracht und die Entwicklung ihrer Leben ist nachspürbar.
Besonders gefallen hat mir der Wortwitz und die sorgfältig formulierten Beschreibungen von Situationen, die die Personen sehr lebendig werden lassen.
Ein besonderes Buch, das ich gerne Lesefreunden empfehlen möchte, denen die leisen Töne wichtiger sind, als das Laute des Alltags.

Bewertung vom 13.03.2023
Buck, Vera

Wolfskinder


sehr gut

Wolfskinder ist ein zeitweise bedrückender Roman, der zwar Thriller und Krimielemente aufweist, den ich aber trotzdem eher als Roman bezeichnen würde. Die Gemeinschaft einer Art Sekte lebt oben am Berg, während das Dorf am Fusse des Berges keinen Menschen aus der Gruppe akzeptiert oder duldet. Anfangs als religiöse Sekte beschimpft stellt sich im Laufe der Geschichte heraus, wer die Bewohner wirklich sind.
Immer wieder verschwinden junge Frauen in der Region und der Zusammenhang mit der Gruppe am Berg ist greifbar. Eine ungewöhnliche Geschichte bei der jedes Kapitel von einer anderen Person reihum handelt. Die verschiedenen Sichtweisen der Handlungen sind sehr interessant gestaltet. Der Schreibstil ist flüssig und die Spannungskurve hat verschiedene Höhen im Verlauf des Buches. Das Ende hat zwar nicht alle offenen Fragen geklärt, trotzdem eine unterhaltsame Lektüre für einige Lesestunden. Der Wolf spielt immer wieder eine zentrale Rolle in der Geschichte, daher finde ich den Titel gelungen.
Das Cover passt sehr gut zum Thema und ist ansprechend gestaltet. Ich empfehle das Buch für unterhaltsame Lesestunden mit einer Portion Spannung.

Bewertung vom 23.02.2023
Hauff, Kristina

In blaukalter Tiefe


ausgezeichnet

In blaukalter Tiefe ist ein Roman über die Beziehungen von 5 Personen, die auf einer Charterjacht miteinander auskommen müssen und aufeinander angewiesen sind. In wechselnden Perspektiven werden die sich verschiebenden Verhältnisse spannungsvoll erzählt. Die beiden Paare durchleben Zeiten der Annäherung und der Trennung voneinander mit steigender Spannungskurve. Der Skipper hat eine besondere Stellung innerhalb der Paar-Konstellationen. Er wirkt unnahbar und geheimnisvoll. Die Spannungskurve ist sehr steil angelegt. So wie die Konflikte an Bord mit jedem Tag zunehmen. Ein wenig zu kurz kam mir die Schilderung der Schäreninseln, auf die ich besonders gespannt war. Aber durch die fesselnde Geschichte konnte ich das gut kompensieren. Segelsportinteressierte Leser kommen auf jeden Fall auf ihre Kosten, da das Thema Segelboot eine zentrale Rolle spielt. Das Cover passt hervorragend zur Stimmung des Buches und ist sehr interessant gestaltet. Eine uneingeschränkte Empfehlung für Leser, denen das zwischenmenschliche Konfliktpotiential wichtiger ist, als blutreiche Thriller.

Bewertung vom 20.02.2023
Baum, Antonia

Siegfried


ausgezeichnet

Siegfried ist kein Roman für eine leichte Unterhaltung. Eine Frau beschließt sich in die Obhut einer psychiatrischen Ambulanz zu begeben, um Ihrem Leben und ihren Rollen zu entfliehen und zur Ruhe zu kommen. Jeder Tag scheint ein Kampf zu sein, ihren Rollen und den daraus resultierenden Ansprüchen zu genügen. Zeitweise bricht sie aus, um dann aber wieder in die alten Muster zurück zu fliehen. Keine leichte Lektüre. Die Sequenzen wechseln zwischen der Vergangenheit, ihrem Leben im Elternhaus und der Gegenwart. In beiden Zeiten sucht sie Halt und Geborgenheit, um dann aber wieder daraus auszubrechen.
Wenn man sich auf die Geschichte einlässt, zeigt sie ein vielschichtiges Bild einer unsicheren Person, die versucht ihren Weg zu finden und ihm zu folgen. Die Situation in der Psychiatrie kommt ein wenig zu kurz, die Episoden der Kindheit dafür ein wenig lang. Insgesamt aber ein gelungener Roman über die verwirrten Wege einer verstörten Frau.
Weder der Titel noch das Cover fand ich zum Roman passend, aber der Inhalt macht diesen Kritikpunkt wett.