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beme
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Brüggen

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Insgesamt 93 Bewertungen
Bewertung vom 09.09.2023
Bahrow, Liv Marie

Wellenkinder


ausgezeichnet

Wellenkinder ist ein Buch, über das man beim Lesen und nach dem Lesen gerne mit anderen Lesern reden möchte. Drei Geschichten aus verschiedenen Zeiten werden erzählt, in denen eine besondere Mutter-Kind-Bindung das gemeinsame Bindeglied darstellt. Seit langem hat mich kein Buch mehr so gefangen genommen, wie dieses. Die Personen sind sorgsam herausgearbeitet und obwohl die Erzählstränge parallel laufen ist einer so fesselnd, wie der andere. Jan, der vor den Trümmern seiner Ehe steht aber von seiner Vergangenheit eingeholt wird, als er sich um seinen Vater kümmern muss, den er vor 30 Jahren hinter sich gelassen hat. Oda, deren Fluchtversuch aus der DDR scheitert und die einem Willkürregieme und seinen Handlangern ausgeliefert ist. Und Margit, die ein Kriegskind in Obhut nimmt und versucht in der Zeit des 2. Weltkrieges zu überleben. Drei Geschichten die so fesselnd und lebendig geschrieben wurden, dass das Lesen dieses Buches ein Eintauchen in drei Zeiten ist. Eine absolute Leseempfehlung meinerseits. Eines der besten Bücher, die ich in diesem Jahr lesen durfte.

Bewertung vom 31.08.2023
Beck, Henning

12 Gesetze der Dummheit


ausgezeichnet

Ein Sachbuch für den Alltagsgebrauch und als Alltagsbegleiter liefert uns der Neurowissenschaftler Henning Beck mit dem Buch 12 Gesetze der Dummheit. In 12 Kapiteln erläutert er woran es liegt, dass wir bei Entscheidungen oft den falschen Weg gehen, wie wir uns durch unser Denken selbst im Wege stehen. Er beschreibt wissenschaftliche Experimente, die darlegen warum wir uns in bestimmten Situationen so verhalten, wie wir es tun (oftmals zu unserem persönlichen Nachteil). Durch den Blick auf eigene Denkstrukturen und Mechanismen, die unser Handeln und somit unseren Alltag steuern, versucht Henning Beck den Leser zu schulen, wie er sein eigenes Leben selbst-bestimmter gestalten und die Mechanismen erkennen, die uns von außen steuern und beeinflussen. Ein guter Ratgeber, der den offenen Umgang mit eingefahrenen Strukturen begleiten kann.
Das Buch ist gut strukturiert und interessant und abwechslungsreich gestaltet, da die Kapitel gut gegliedert sind und viele Unterabschnitte den Lesefluss gestalten.
Das Cover passt sehr gut zum Inhalt und ist ansprechend gestaltet.

Bewertung vom 24.08.2023
Fabiano, Germana

Mattanza


weniger gut

Leider hat mir der Roman Mattanza meine Erwartungen in keiner Weise erfüllt. Die jährlich wiederkehrende Tradition des Thunfischfangs auf einer kleinen Insel Katria wird in kapitelweisen Wiederholungen beschrieben. Die Details der Fischerei werden so ausführlich vorgestellt, dass Fischfangbegeisterte sicher auf ihre Kosten kommen. Für mich war es einfach zu viel. Die Geschichte der traditionslastigen Gemeinde, die ihre jahrhunderte alten Regeln ändern muss, weil kein männlicher Nachkomme die Fischer anführen wird, kommt nach meinem Lesegeschmack viel zu kurz. Stattdessen wird das Gemetzel beim Töten der Fische wiederholt ausführlich dargestellt. Die Personen bleiben flach und als Leser kann ich keinen Zugang zu ihnen finden, weil sie im Hintergrund bleiben. Stattdessen dreht sich alles um die ziehenden Fischschwärme. Leider kein Buch, das ich empfehlen möchte.

Bewertung vom 26.07.2023
Garner, Alan

Treacle Walker


sehr gut

Der Autor Alan Garner ist bekannt für seine Fantasy- und Abenteuerromane. Diese Elemente finden sich auch in Treacle Walker wieder. Das Buch ist ein Werk der Wortspiele und Fantasien, das man nur schwer beschreiben kann. Das Lesen fasziniert auf der einen Seite, lässt aber auch so viele Fragen offen, dass ich am Ende Zweifel hatte, ob ich alles verstanden hatte, was der Autor mitteilen wollte.
Lesegenuss für die Leser, die sich auf die Reise der Fantasy einlassen möchten, ohne jedoch durch flache Unterhaltung abgelenkt zu werden. Die Kürze des Buches führt zu komprimiertem Lesegenuss. Kein Zeilenfüller. Keine Phrasen. Dafür anspruchsvolle Wortbilder und Gedankenspiele, bei denen man manchen Satz mehrfach lesen muss, um ihn ansatzweise zu verstehen. Keine leichte Sommerlektüre aber das erwartet man von Alan Garner auch nicht.

Bewertung vom 04.07.2023
Mank, Ute

Elternhaus


ausgezeichnet

Ute Mank hat mit Elternhaus einen Roman geschrieben, der sich anfühlt wie "nach Hause kommen". Beim Lesen der Familiengeschichte hat man das Gefühl, man sei ein Teil der Familie und stecke inmitten der Konflikte. Sehr lebensnah und lebendig beschreibt sie die Schwierigkeiten dreier Schwestern, deren Leben sehr unterschiedlich verlaufen. Petra lebt weit entfernt und fühlt sich den anderen immer fern, Sanne lebt nahe der Eltern und entscheidet über deren Leben und Gitte irgendwo dazwischen. Die zunehmende Altersabhängigkeit der Eltern und deren gezwungender Auszug aus dem Elternhaus lässt alte Konflikte aufbrechen und neue entstehen.
Trotzdem handelt es sich nicht um eine schwere Lektüre, sondern einen unterhaltsamen Roman. Er regt zum Nachdenken an und lässt den Leser seine eigenen Familienstrukturen überdenken, wenn er es zulässt.
Einzig negativ empfinde ich die Covergestaltung. Ein Motiv, das nach meinem Empfinden gar nicht passt. Trotzdem eine Leseempfehlung für Familienmenschen.

Bewertung vom 12.05.2023
Herzog, Sven

Die Sache mit dem Wald


ausgezeichnet

Sven Herzog liefert mit seinem Sachbuch Die Sache mit dem Wald eine vielschichtige Informationsmöglichkeit für Menschen, die sich mit dem Thema Wald sachlich auseinander setzen möchten. Er liefert viel Hintergrundinformation aus geschichtlicher Zeit, aus der Forstwirtschaft und aus dem Bereich Ökologie. Er beschreibt sachlich und ohne eigene Wertung viele Aspekte der Wald- und Forstwirtschaft. Der Aufbau verschiedener Waldstrukturen sowie deren Auswirkungen auf das Ökosystem werden laiengerecht erläutert. Das Thema Nachhaltigkeit in der Forstwirtschaft hat einen besonderen Stellenwert in dem Buch. Unterlegt mit vielen Fotos werden auch für Nicht-Waldkundige-Leser die Informationen greifbar.
Prof. Herzog versucht mit diesem Buch nachhaltige Konzepte vorzustellen, die möglichst vielen interessierten Pareien verschiedener Lager eine Möglichkeit des Konsens bieten.
Eine interessante Lektüre für Waldfreunde, die Sachinfo suchen.

Bewertung vom 09.05.2023
Read, Shelley

So weit der Fluss uns trägt


ausgezeichnet

Mit So weit der Fluss uns trägt liefert Shelley Read uns einen dramatisch-romantischen Roman um die junge Victoria, die in der wilden und rauhen Natur Colorados leben und überleben muss. Nachdem sie als junges Mädchen die Mutter verloren hat ist sie deren Ersatz in ihrer Familie. Mit dem Auftauchen eines fremden jungen Mannes, in den sie sich Hals-über-Kopf verliebt ist der Familienfrieden gestört. Ihre Flucht in die Wildnis ist ihr Versuch mit der Ermordung ihres Freundes, dessen Kind sie erwartet, fertig zu werden. Dass dies, mit einem Neugeborenen, nicht gelingen kann erfordert weitere Opfer von der verzweifelten jungen Frau.
Ein stimmungsvoller, zeitweise düsterer Roman um eine starke junge Frau, die ihren Weg, auch in widrigsten Bedingungen, sucht. In lebendigen Landschaftsbildern beschreibt die Autorin die Wildheit des Überlebenskampfes der sich im äußeren Umfeld und in der inneren Zerrissenheit Viktorias abspielt. Der Leser bekommt durch die stimmungsvoll-bildreiche Wortwahl und die naturnahen Beschreibungen die Atmosphäre des Romans sehr nahegebracht.
Eine Leseempfehlung für die Leser, die sich bereits in die Geschichte Der Gesang der Flusskrebse verliebt hatten.

Bewertung vom 27.04.2023
Seethaler, Robert

Das Café ohne Namen


ausgezeichnet

Mit grossen Erwartungen habe ich dieses Buch des Autors R. Seethaler zu lesen begonnen und es hat mich, wie alle früheren Bücher des Autors von der ersten Zeile an mitgenommen in die Welt dieser Geschichte. Meine hohen Erwartungen wurden erfüllt und übertroffen. Robert Seethaler hat einen besonderen Schreibstil, der bildreich und mit vielen Details Situationen und Menschen beschreibt, die auf diese Weise unglaublich lebendig und dem Leser nahe erscheinen, ohne kitschig zu wirken. Bisher haben mich alle seine Bücher in gleicher Weise überzeugen können. Nach meinem Empfinden eine besondere Begabung und ein Talent, über das heute nicht viele Schriftsteller verfügen.
Die Zeit des Umbruchs und Aufbruchs wird in dem Roman so lebendig dargestellt, dass die Geschichten der handelnden Personen dem Leser sehr nahe gehen. Man fühlt und lebt diesen Roman mit und ist als Leser nicht aussenstehend.
Eine uneingeschränkte Leseempfehlung meinerseits und eine gelungene Geschenkidee für liebe Freunde.

5 von 5 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 12.04.2023
Wahl, Caroline

22 Bahnen


ausgezeichnet

Mit 22 Bahnen bietet Caroline Wahl einen leisen Roman, der die Schwierigkeiten einer jungen Frau darbietet, die in sehr speziellen Lebensumständen ihren Weg finden muss. Eine alkoholkranke Mutter, die sich von Tilda umsorgen lässt, eine kleine Schwester, der sie den Weg in die Welt zeigen muss, ein Supermarktjob, den sie braucht um über die Runden zu kommen und ihr Mathestudium, dass sie nebenher locker abliefert. Mit leisen Tönen wird der Leser mitgenommen in Tildas Welt. Die alltäglichen Probleme, die sie allein bewäligen muss, bis sie Victor trifft. Plötzlich ist alles anders. Die Stimmungen der verschiedenen Situationen spiegeln sich deutlich in Wortwahl und Sprachbildern. Das macht das Buch sehr lebendig. Eine kurzweilige Lektüre für Romanleser, die sich für das Seelenleben junger Menschen interessieren. Ein wenige mehr Tiefe hätte der Geschichte noch mehr Gehalt gegeben. Bei manchen Situationen hatte ich das Gefühl, dass nur die Oberfläche angekratzt wurde. Aber trotzdem eine Leseempfehlung wert.

Bewertung vom 22.03.2023
Hession, Rónán

Leonard und Paul


ausgezeichnet

Leonard und Paul fällt schon beim Betrachten des Covers auf. Schlicht und ansprechend zurückhaltend gestaltet mit Elementen, die erst beim genauer Ansicht ins Auge fallen. Genau so ist auch der Roman aufgebaut.
Zwei Freunde, die nicht dem alltäglichen Durchschnitt entsprechen. Sie nehmen Sonderrollen in ihrem Umfeld ein, sind dabei jedoch unauffällig und zurückhaltend. Zwei Charaktere, die in enger Freundschaft verbunden, nicht dem Bild junger Männer in der Gesellschaft entsprechen. Sie sind mit ihren Leben zufrieden, so wie sie es sich eingerichtet haben. Als ungeplant diese Leben aus den geordneten Bahnen geraten, ändern sich auch die bisher so anschaulich verlaufenden Lebenswege...
Ein grosser Lesegenuss, der die Charaktere der handelnden Personen sehr detailliert und lebensnah hervorbringt. Die beiden Freunde werden dem Leser sehr nahe gebracht und die Entwicklung ihrer Leben ist nachspürbar.
Besonders gefallen hat mir der Wortwitz und die sorgfältig formulierten Beschreibungen von Situationen, die die Personen sehr lebendig werden lassen.
Ein besonderes Buch, das ich gerne Lesefreunden empfehlen möchte, denen die leisen Töne wichtiger sind, als das Laute des Alltags.