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kleinfriedelchen
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Berlin

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Insgesamt 70 Bewertungen
Bewertung vom 16.03.2010
Meyer, Stephenie

Bis(s) zum Ende der Nacht / Twilight-Serie Bd.4 / Breaking Dawn


gut

Krönender Abschluss der Reihe?

Ich gebe es gleich am Anfang zu: ich bin kein allzu großer Fan dieser Reihe. Warum Stephenie Meyer mit diesen Büchern so einen Weltruhm erlangt hat, kann ich nicht recht nachvollziehen. Aber da ich nun mal die ersten drei Bände gelesen habe, konnte ich es mir natürlich nicht nehmen lassen, auch den letzten, abschließenden Band zu lesen. Das Buch beginnt mit der lang ersehnten Hochzeit von Bella und Edward und ihrer Hochzeitsnacht auf einer paradiesischen Insel. Dies ist jedoch nur der Auftakt zu einer Reihe unerwarteter Handlungsstränge. Bella wird schwanger und die Werwölfe sammeln sich zum Kampf; ist doch zu erwarten, dass Bella in eine Vampirin verwandelt wird und so das Abkommen gebrochen wird. Doch eine noch größere Gefahr geht von den Volturi aus, die nicht zulassen können, dass Bellas Kind überlebt…

Wie man der Kurzzusammenfassung entnehmen kann, passiert im letzten Band recht viel, im Gegensatz zu manch anderem der Bücher. Mich haben aber einfach zu viele Details gestört, als das ich das Buch als krönenden Abschluss der Reihe empfinden könnte. Gut gelungen fand ich den Perspektivenwechsel zwischen Bella und Jacob, der der Geschichte die nötige Spannung verliehen hat; die Handlung rein aus Bellas Sicht wäre sonst wohl eher vor sich hingeplätschert.

Was mich aber sehr gestört hat war der komplette Charakterwandel Bellas. Hat Frau Meyer nicht mal gesagt, dass nicht jedes Mädchen eine starke Superheldin sein kann, als sie auf die Charakterschwächen Bellas angesprochen wurde? Tja, da ist sie ihrer Linie wohl nicht treu geblieben, als sie Bella schließlich (es dürfte wohl niemanden überraschen) in eine Vampirin verwandelt. Und nicht nur eine normale Vampirin, nein, Bella sieht auf einmal wie ein Topmodel aus und hat auch überhaupt keine Probleme damit, ihren Durst nach Blut unter Kontrolle zu halten, wodurch sie sich auch nicht von ihrer Familie trennen muss. Tollpatschig ist sie selbstverständlich auch nicht mehr. Sie ist halt etwas ganz Besonderes, quasi eine Superheldin.

Das zweite große Manko: die mangelnde Konfliktfähigkeit der Autorin. Ab der Hälfte des Buches baut sie kontinuierlich Spannung auf, die Cullens sammeln eine Vampirarmee um sich und man erwartet ein fulminantes Ende mit einem großen Knall. Und was passiert stattdessen? Es wird locker geplauscht, ein bisschen gedroht und am Ende löst sich alles in Wohlgefallen auf. Frau Meyer, haben sie denn keinen Mut zu Konflikten? Da ist es ja geradezu überraschend, dass die Dreiecksbeziehung zwischen Bella, Edward und Jakob so lange aufrechterhalten wurde.

Eins muss man der Autorin aber lassen, sie schreibt sehr schön. Schade nur, dass der abschließende Band einer Ansammlung von Klischees gleichkommt. Alle Charaktere tauchen für die Endvorstellung nochmal auf, jegliche Konflikte werden auf zauberhaft leichte Weise gelöst und am Ende sind alle glücklich. Das mag diejenigen, die sich nach einem Happy End sehnen, vollends befriedigt haben, mir waren die Handlungsstränge aber einfach zu unkreativ abgeschlossen. Schade!

3 von 13 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 04.03.2010
Talbot, Julia

Dämonenherz


gut

Annas Leben kann man nicht gerade als erfolgreich beschreiben. Sie ist 33 Jahre alt, geschieden, Single und ihr PR-Büro läuft nicht so recht. Als eine ehemalige, sehr erfolgreiche Schulkameradin auch noch davon ausgeht, dass das erarbeitete PR-Konzept doch kostenlos ist für eine alte Freundin, ist für Anna Schluss mit lustig. Ihr Leben muss sich einfach bessern! Und so überrascht sie sich selbst damit, den unglaublich reichen und mächtigen Finanzmogul Carl Weller um einen Job zu bitten. Dass Weller dazu auch noch atemberaubend attraktiv ist, erleichtert die Arbeitsbeziehung für Anna nicht gerade. Und obwohl er es ihr verbietet, verliebt sich Anna in ihn. Bald schon muss sie aber erkennen, dass Carl ein Geheimnis hütet. Was sollen diese Geschäftsreisen, auf denen sie für ihn rätselhafte Verträge ausliefern muss? Und hat sie nur geträumt, als ein Sandsturm durch ihr Zimmer getobt ist und ein riesiger Skorpion vor ihrem Fenster aufgetaucht ist? Je mehr Anna Wellers Geheimnissen auf die Spur kommt, desto gefährlicher wird es für sie. Denn Carl braucht Anna, um seine Unsterblichkeit nicht zu verlieren…

Die fantastischen Elemente der Geschichte, die die Handlung von einer normalen Liebesgeschichte unterscheiden, sind für meinen Geschmack etwas zu übertrieben. Ein riesiger Skorpion, der mit einer wachsenden Dornenhecke kämpft; auf einem Wiener Ball schwebt Anna plötzlich im Weltall. Da musste ich schon mehrmals unwillig das Gesicht verziehen. Abgesehen davon mangelt es der Geschichte an Vielschichtigkeit und komplexen Charakteren. Manchmal wirkte alles etwas unausgereift, denn es werden einige Details ungeklärt gelassen, was leider nicht mysteriös sondern eher unbefriedigend wirkt. Aber gut, bei der Geschichte erwartet man ja nun auch keine tiefgründigen philosophischen Abhandlungen, sondern etwas herzerwärmend Schnulziges für Zwischendurch, und das ist der Autorin durchaus gelungen. Aber auch die sympathische Protagonistin, ein unglaublich attraktiver Mann und viel erotische Spannung zwischen ihnen retten die Geschichte nicht wirklich über die etwas unglaubwürdige Handlung und das lahme Ende hinweg.

Mein Fazit: Dämonenherz ist eine nette Liebesgeschichte mit fantastischen Elementen, die mich aber nicht so sehr gefesselt hat wie erwartet.

1 von 5 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 17.02.2010
Pilz, André

Man down


ausgezeichnet

Kai ist durch einen Sturz vom Dach arbeitslos geworden. Doch vom Staat aushalten lassen kommt für ihn nicht in Frage; er will kein Harz IV-Empfänger sein, in nem Loch wohnen und dreckige Klamotten tragen; er will einfach nur wieder arbeiten gehen. Doch seine gesundheitlichen Probleme verhindern eine neue Anstellung. So tröstet er sich mit Drogen und Alkohol, um seinem düsteren Leben wenigstens für kurze Zeit zu entfliehen. Um über die Runden zu kommen, leiht er sich von den Brüdern seines besten Freundes Shane Geld. Als er es nicht zurückzahlen kann, muss er als Drogenkurier arbeiten. Der einzige Lichtblick in seinem Leben: Marion, die entfernt Ähnlichkeit mit Cameron Diaz hat und in die er sich sofort verliebt. Und diese Traumfrau interessiert sich tatsächlich auch für ihn, hat kein Problem mit seinen abgerissenen Klamotten und seinem chronischen Geldmangel. Doch wie auch Kai hütet Marion ein unangenehmes Geheimnis…

Schonungslos ehrlich und mit derber Sprache schildert André Pilz Kais Leben, das mich als Leser wirklich runterzieht, auch wenn ich weiß, dass ich einfach durch das Zuklappen des Buches wieder in meine kleine heile Welt zurückkehren kann. Aber sein Schicksal spukt mir trotzdem noch durch den Kopf. Seine Wut auf den ehemaligen Arbeitgeber, der sein Gehalt nicht auszahlt, seine Verzweiflung angesichts der Schulden, seine Angst beim Drogenschmuggel und seine Liebe zu Marion, all das beschreibt Pilz mit einer Eindringlichkeit, mit harten aber wahren Worten, die absolut authentisch wirken und einen die Seiten nur so verschlingen lassen. Wer ein Problem mit vulgären Wörtern hat, dem sei von diesem Buch abgeraten; selten hab ich so viele Schimpf- und Fäkalwörter in einem Buch gelesen. Eine gehobene, blumige Sprachweise würde bei dem beschriebenen Milieu aber einfach unglaubwürdig wirken.

Mein Fazit: Man Down ist ein aufwühlendes, brutales, glaubwürdiges, sehr gutes Buch über die multikulturelle deutsche Unterschicht!

1 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 30.01.2010
Schmelzer, Roger

Die besten zehn Sekunden meines Lebens


sehr gut

„Mein Leben ist eine Abfolge von verpassten Chancen und grauenhaften Timingfehlern.“ Das ist das bittere Resümé von Chris Mackenbrock zu seinem Leben. Er ist fast vierzig, dick, hat einen Beruf, der ihm keinen Spaß macht, ist mit einer Frau zusammen, die nur seine zweite Wahl war und für die er keine Leidenschaft hegt und sieht auch keinerlei Verbesserungsmöglichkeiten mehr. Zu oft hat er die Chancen vertan, die ihm sein Schicksal in den Weg geworfen hat. Hätte er doch nur zugestimmt, mit Mark zu trainieren, um seine Pfunde loszuwerden; hätte er doch nur Kathleen seine Liebe gestanden; hätte er doch nur fürs Abi gelernt und was Ordentliches studiert.

Doch zurück zum Anfang: die Geschichte beginnt sehr humorvoll. Ich lerne Chris als übergewichtigen sechzehnjährigen Schüler des Jahres 1983 kennen, der erst bemerkt, dass er in Kathleen verliebt ist, als er auf einer Klassenfahrt nackt, bekifft und betrunken unter ihrem Bett liegt. Seine zukünftigen Annäherungsversuche verlaufen eher unbeholfen und führen ihn in eine katholische Jugendgruppe, in der er in hautengen Hosen Pantomime spielen muss, oder auch in die neu gegründete Partei der Grünen, wo er wegen radikaler Aktionen verhaftet wird. Doch trotz allem klappt es einfach nicht mit Kathleen und der großen Liebesgeschichte.

Je älter Chris wird, desto mehr büßt die Geschichte an Humor ein. Es wird ernst, deprimierend, traurig. Das passt aber gut zu Chris Leben, schließlich geht es mit ihm und seiner Lebenseinstellung ja auch immer weiter bergab, bis zum Tiefpunkt, an dem er über sein Leben nur noch sagen kann „Guter Versuch, mein Junge – aber das war wohl nichts.“

Doch dann, auf unerklärliche Weise, wacht er eines Morgens in seinem alten Kinderzimmer auf. Und nicht nur das, er ist wieder jung. Das Schicksal gewährt ihm einen zweiten Versuch auf dem Karussell des Lebens. Wenn er diesmal alles richtig macht, kann dem Leben mit seiner Traumfrau doch eigentlich nichts mehr im Wege stehen…

Mit dem Zeitsprung in die Vergangenheit entsteige auch ich als Leser schlagartig wieder dem Stimmungstief, in das ich nach etwa 2/3 des Buches gefallen war. Chris kämpft erneut mit den alltäglichen, banal wirkenden Problemen eines Schülers. Und muss erkennen, dass man nicht alles genau planen kann, auch wenn man die Zukunft kennt.

Wer bei diesem Buch eine Komödie mit einem Feuerwerk an Witzen erwartet, dürfte enttäuscht sein. Das Buch hat zwar seine lustigen Momente, ist aber auch genauso oft ernst und traurig. Wer aber ohne diese Erwartung an das Buch herangeht, dürfte von einer ungewöhnlichen Liebesgeschichte überrascht werden.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 26.01.2010
Mähr, Christian

Alles Fleisch ist Gras


sehr gut

Anton Galba erwartet nichts Ernsteres als eine Beschwerde über einen anderen Kollegen, als sein Mitarbeiter Roland Mathis auf ihn zukommt. Weshalb er ihn dazu allerdings im abgelegendsten Winkel der Abwasserreinigungsanlage sprechen muss, wird ihm klar, als Mathis Fotos enthüllt, auf denen Galba mit einer Geliebten zu sehen ist. Aber plötzlich, nur dank eines kleinen Stupsers, liegt Mathis tot vor ihm. In seiner Panik kommt Galba der Gedanke an die große Häckselmaschine der Anlage, die ihm als die Lösung seines Problems erscheint. Leider kommt Chefinspektor Weiß, ein ehemaliger Schulkamerad Galbas, sehr schnell hinter die ganze Sache. Doch wozu soll er Galba bloßstellen, wenn er nun doch endlich eine Möglichkeit gefunden hat, die Gesellschaft von bösen Zeitgenossen zu säubern? Makaber-böse schildert Mähr Galbas Unvermögen, aus diese Sache wieder herauszukommen. Jeder, der davon erfährt, schließt sich der edlen Sache bald selbst an; gibt es doch schließlich immer jemanden, der einem ein Dorn im Auge ist.

Mähr ist ein Meister der Andeutungen, des Nichts-Sagens. Das Wort Mord fällt in diesem Buch nicht ein einziges Mal, obwohl es doch genau darum geht. Aber dieses Nicht-Verwenden steht im Einklang mit den handelnden Personen; niemand von ihnen würde sich als Mörder bezeichnen. Es geht um die gerechte Sache, um die Säuberung des Ortes von den Schädlingen, die die Gesellschaft verkommen lassen. Dass eine Unterscheidung zwischen guten und schlechten Charakteren, zwischen Täter und Opfer, da schon bald nicht mehr möglich ist, ist klar. Die bösen Taten der sogenannten Schädlinge erscheinen fast hinfällig, wenn man bedenkt, was die Guten da mit ihnen vorhaben.

Die Geschichte liest sich leider etwas zäh. Das mag daran liegen, dass das Buch durch seinen komplexen Schreibstil wirklich Aufmerksamkeit beim Lesen erfordert. Lange verschachtelte, detaillierte Sätze scheinen Mährs Markenzeichen zu sein. Daher kann man das Buch nicht einfach mal zwischendurch lesen, sondern muss sich damit einen stillen Ort suchen, um in Ruhe zu lesen. Wer aber bereit ist, sich auf das Buch einzulassen, wird mit einer makaber-unterhaltsamen Geschichte belohnt.

0 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 19.01.2010
Löhnig, Inge

In weißer Stille / Kommissar Dühnfort Bd.2


ausgezeichnet

Nachdem Kommissar Konstantin Dühnfort in „Der Sünde Sold“ ein beschauliches bayerisches Dorf vor einem christlich orientierten Mörder gerettet und dabei seine Traumfrau Agnes kennengelernt hat, ermittelt er nun erneut. In seinem Ferienhaus wird der pensionierte Kinderarzt Wolfram Heckeroth tot aufgefunden. Er wurde mit Gürteln an eine Heizung gefesselt und ist offenbar qualvoll verdurstet. Zuerst sieht es nach einem Raubmord aus, aber bald schon zeigt sich, dass der alte Mann nicht so ein beschauliches Familienleben geführt hat, wie es zuerst den Anschein hat. Dühnfort findet ein Fotoalbum, das Aufnahmen der verschiedenen Geliebten Heckeroths enthält. Aufnahmen, auf denen die jungen Frauen alle gefesselt waren, manche offenbar auch unfreiwillig. Hat sich etwa eine von ihnen an dem alten Mann gerächt? Aber auch in Heckeroths eigener Familie gibt es Verdächtige. So hat sein Sohn Bertram hohe Schulden und ein hohes Erbe als Motiv. Je mehr Dühnfort nachforscht, desto mehr offenbaren sich die familiären Abgründe der Familie Heckeroth…

Inge Löhnig zeichnet sich für mich durch ihren angenehmen Schreibstil aus. Gekonnt hält sie die Spannung um den Täter bis zum Schluss aufrecht und lässt mich die Seiten regelrecht verschlingen. Die Handlung wird, wie im ersten Band, aus Sicht mehrerer Personen erzählt, wodurch man nicht nur Stück für Stück Einblick in die verschlungenen Handlungsstränge erhält, sondern auch die Charaktere näher kennenlernt. Da wäre Barbara, die befürchtet, ihr Mann Albert könnte es seinem Vater Wolfram gleichtun und sie betrügen; oder Wolframs Tochter Caroline, die sich Zeit seines Lebens um die Anerkennung des Vaters bemüht hat.

Mit Konstantin Dühnfort hat Löhnig einen sehr sympathischen Hauptcharakter erschaffen. Kein übermäßig gutaussehender Draufgänger, sondern ein ganz normaler Typ, der nach Jahren der Entfremdung beginnt, sich mit seinem Vater zu versöhnen, der sich nach einer Familie sehnt und trotz seines harten Alltags als Ermittler an das Gute im Menschen glaubt.
Mein Fazit: ein spannender Fall, ein realistischer Plot und glaubwürdige Charaktere machen dieses Buch für mich zu einem Krimi-Sahnestück. „In weisser Stille“ ist ein toller zweiter Krimi von Inge Löhnig, der mich endgültig zum Fan gemacht hat. Ich warte sehnsüchtig auf Nachschub!

2 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 15.01.2010
O'Reilly, Judith

Stadt, Land - Schluss


gut

Wo die Liebe hinführt... im Falle von Judith aufs öde Land. Die 42 Jahre alte Londonerin, bald dreifache Mutter, hat nun doch den jahrelangen Andeutungen ihres Mannes nachgegeben und zieht mit Kind und Kegel aus der englischen Hauptstadt aufs Land, nach Northumberland. Und während sie noch überlegt, in welchem Drogenwahn sie bei dieser Entscheidung geschwebt haben muss, brausen sie über die Landstraßen Richtung neues Zuhause, einem kleinen Cottage im Norden von England. Und wir begleiten Judith dabei, denn sie hält alles in ihrem Online-Tagebuch fest, aus dem schließlich das Buch „Stadt, Land – Schluss“ entstand.

O‘Reilly erzählt darin von ihrer Sehnsucht nach London, von ihrer Liebe zu ihrem Mann, an der sie oftmals zweifelt, wenn er sie wieder einmal allein mit den kranken Kindern in der nördlichen Einöde lässt, von ihrer kranken Mutter, den Schulproblemen ihres sechsjährigen Sohnes und den zeitweise merkwürdigen Traditionen der nördlichen Bewohner Englands. Sie beschreibt also ihren ganz normalen Alltagswahnsinn, mal amüsant mit viel Zynismus, mal traurig stimmend, mal voller Gefühl für ihre kleinen Kinder, aber manchmal auch etwas langweilig, da es eben Alltagserlebnisse sind.

Der Sprachstil ist ansprechend, oftmals mit einer ordentlich bissigen Prise Sarkasmus versehen und lässt sich leicht lesen. Wobei es sich hier um keine kontinuierliche Geschichte handelt, sonder eher um eine Ansammlung von Erlebnissen in fast zwei Jahren. Denn so viel Zeit haben sich Judith und ihr Mann gegeben, um eine Entscheidung zu treffen. Für immer in Northumberland bleiben... oder doch zurück in die Großstadt.

Mein Fazit: Das Buch ist ein netter, amüsanter Zeitvertreib für zwischendurch, das aber auch so seine Längen hat und das man ohne Probleme mal beiseite legen kann, ohne vor Neugier umzukommen.

0 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 11.01.2010
Harris, Joanne

Denk an mich in der Nacht


sehr gut

Alice ist überrascht, als ihr Exfreund Joe sich nach drei Jahren plötzlich wieder bei ihr meldet. Doch nicht, um über gute alte Zeiten zu reden, sondern um seine neue Freundin Ginny bei Alice einzuquartieren. Widerwillig lässt sie sich dazu breitschlagen und bereut ihre Entscheidung fast sofort. Denn Ginny ist mit ihren wallenden roten Haaren nicht nur atemberaubend schön, sondern auch von einer unheimlichen Aura umgeben. Als sie das scheinbar so schüchterne Mädchen später mit düsteren Kerlen um die Häuser ziehen sieht, Injektionsspritzen und ein seltsames altes Tagebuch in ihrem Schrank findet, ahnt Alice, dass Joe keinen Schimmer davon hat, wer seine Freundin wirklich ist. Und dass Ginny gefährlich ist.

In einer früheren Zeit:

Daniel Holmes glaubt seinen Augen kaum, als er die junge Frau aus dem Fluss zieht und ihr so das Leben rettet. Das blasse Wesen erscheint ihm wie ein wunderschöner Engel. Das findet allerdings auch sein bester Freund Robert, der sich Hals über Kopf in Rosemary, wie sie sich nennt, verliebt. Doch bald schon vergisst Daniel den Betrug seines Freundes, als er Rosemary in der Gesellschaft düsterer Männer wiederfindet und auch er selbst immer mehr in ihre Geheimnisse eintaucht…

Aufgrund der Bitten von Fans und nicht zuletzt wohl auch aufgrund des immer noch andauernden Vampir-Hypes wurde Joanne Harris‘ Erstwerk erneut aufgelegt. Harris selbst sagt über dieses Buch, dass es „keine Literatur im eigentlichen Sinn“ sei. „Es ist das vergleichsweise unreife Werk einer Autorin, die ihren Stil noch finden muss“. Und ganz ehrlich, genau dieses Gefühl hatte ich beim Lesen auch.

Den ständigen Wechsel der Erzählperspektive zwischen Alice und Daniel fand ich nach einer gewissen Zeit eher nervig, da dadurch immer entweder die Handlung in der Gegenwart oder in der Vergangenheit abrupt unterbrochen wurde und ich das Gefühl hatte, nicht voranzukommen. Auch erzählt Daniel, ganz im Geiste seiner Zeit, sehr detailliert, blumig, schwülstig. Realität und Traum vermischen sich in seinen Erinnerungen und machen das Lesen eher zäh.

Abgesehen vom für mich nicht leicht zu lesenden Schreibstil fand ich die Geschichte aber recht gut. Die Vampire in diesem Buch sind keine weichgespülten Romantiker, die seit Jahrhunderten nach der einzig wahren Liebe suchen, sondern blutrünstige Monster hinter schöner Fassade, die kein Problem damit haben, einen Menschen regelrecht zu zerfleischen, um sein Blut zu trinken. Das fand ich erfrischend, wenn auch blutig. Ein bisschen mehr Spannung hätte dem Buch trotzdem gut getan. Da man viel über Rosemary in Daniels Erzählungen erfährt, fehlt mir das Mysteriöse in der Gegenwart, da man eh schon weiß, was mit Ginny los ist.

Mein Fazit: Joanne Harris hat ein gutes, aber nicht herausragendes Erstlingswerk erschaffen, das sich von den vielen auf dem Büchermarkt zu findenden Vampirromanen abhebt.

2 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 05.12.2009
Colagrossi, Angelo

Herr Blunagalli hat kein Humor


gut

Herr Colagrossi und seine abenteuerliche Reise mit der DB

Herr Colagrossi ist sehr nervös. Ein bedeutender Produzent hat sich bereit erklärt, eines seiner Drehbücher zu verfilmen. Dazu solle er bitte einfach nach Hamburg zum Gespräch kommen. Sollte im Zeitalter der modernen Fortbewegungsmittel doch eigentlich kein Problem sein, oder? Doch schon beim Ticketkauf am Schalter der Deutschen Bahn kommt es fast zum Eklat. Trotzdem erwischt er gerade noch rechtzeitig seinen Zug. Der bleibt aber natürlich aufgrund eines Schneechaos auf halber Strecke stecken. Jetzt nur keine Panik!

Ich hatte das Gefühl, dass sich das Buch vermutlich eher an Fans des Autors/Regisseurs richtet als an ein breiteres Publikum. Während der gesamten Zugfahrt schwelgt Colagrossi nämlich in Erinnerungen an frühere Drehbücher und Filmerfolge zusammen mit Hape Kerkeling. Das mag zwar sehr amüsant sein für diejenigen, die die Filme kennen; den unerfahrenen Leser mag es jedoch eher nur mäßig unterhalten. So schwankte meine Stimmung beim Lesen von amüsiert über nur noch mäßig interessiert. Trotzdem habe ich mich rückblickend recht gut unterhalten gefühlt.

Und wenn sich bei der Gestaltung eines Buches besondere Mühe gegeben wurde, sollte man das auch mal würdigen. Das Cover ist ansprechend und auch das Daumenkino mit dem fahrenden Zug am Seitenende fand ich sehr schön. Und die leckeren italienischen Rezepte vom Autor höchstpersönlich werde ich demnächst auch mal ausprobieren.

Fazit: ein lockerer leichter Lesespaß, den man in einem Rutsch durch hat, von dem aber leider nicht allzu viel hängen bleibt.

0 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.