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kleinfriedelchen
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Berlin

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Insgesamt 74 Bewertungen
Bewertung vom 06.04.2010
Sethi, Ali

Meister der Wünsche


sehr gut

Pakistan: ein Land voller politischer Unruhen und Umwälzungen, in dem immer noch ein streng hierarchisches Kastensystem herrscht; ein Land der traditionellen Feste, in dem das gesamte Leben stark von der Religion geprägt ist. Ein Land, das in den Nachrichten hauptsächlich Schlagzeilen durch Bombenanschläge macht. Dies ist der Schauplatz für das Buch „Meister der Wünsche“, dem Debütroman des in Pakistan geborenen Autors Ali Sethi.

In ihm erzählt der junge Zaki Shirazi vom Leben seiner Familie. Nach Jahren des Studiums in den USA kehrt Zaki in seine Heimat zurück, um bei der Hochzeit seiner Cousine Samar Api dabei zu sein. Vaterlos von seiner Großmutter aufgezogen, wuchs Zaki mit Samar Api zusammen in einem Haus auf, wodurch sich zwischen den beiden eine tiefe Freundschaft entwickelte. Und während die Hochzeitsgesellschaft nun auf die Ankunft des Bräutigams wartet, schwelgt Zaki in alten Erinnerungen und schildert dabei die Vergangenheit der einzelnen Familienmitglieder. Er erzählt von seiner in ihren Ansichten eher konservativen Großmutter Daadi, die die Kämpfe zwischen Hindus und Moslems in Pakistan miterlebt hat; er erzählt von seiner Mutter, die für die Rechte der Frau eintritt und sich als Journalistin aktiv engagiert, so dass die Erziehung ihres Sohnes an dessen Großmutter hängenblieb; und er erzählt von seiner selbstbewussten, rebellischen Cousine, die schwer verliebt in einen Jungen ist, der jedoch nicht bereit zu sein scheint, sie zu heiraten.

Diese einzelnen Episoden im Leben der verschiedenen Personen verknüpft der Autor zu einem umfassenden, detaillierten Familienporträt und vermittelt dadurch die Kultur dieses Landes, sowie die Rolle der Frau in Pakistan, ohne dabei Klischees zu bedienen oder zu verurteilen. Durch die unterschiedlichen Einstellungen und Ansichten der Familienmitglieder, besonders der Großmutter Daadi und deren Schwiegertochter Zakia, bekommt man mehr als nur eine Meinung zum bestehenden System, zur Regierung und den religiös beeinflussten Gesetzen vermittelt, wodurch sich der Autor der Aufklärung seiner eigenen Einstellungen gekonnt entzieht.

Was das Lesen etwas erschwert hat, war der nicht chronologische Zeitverlauf der Erzählung. Zaki springt in seinen Schilderungen der Erlebnisse seiner Familienmitglieder in der Zeit hin und her. Dank fehlender Zeitangaben kann man sich nur aus Hinweisen auf die momentane politische Situation ein Bild darüber machen, in welchem Jahr die Handlung gerade spielt. Wenn man nicht allzu viel über die Geschichte Pakistans weiß, kann das anfangs etwas Probleme bereiten. Man gewöhnt sich jedoch an diesen Stil.

Leider erschien mir die Geschichte zeitweise auch etwas gefühlsarm: beispielsweise die Liebesgeschichte zwischen Zakis Eltern wirkte auf mich sehr oberflächlich und hätte für meinen Geschmack etwas tiefgreifender und gefühlvoller geschildert werden können. Und da die Handlung auch auf keinen Höhepunkt hin arbeitet, fehlt es dem Buch leider etwas an Spannung.
Wie viel von dieser Geschichte insgesamt autobiografisch ist, kann ich leider nicht beurteilen, obwohl man als Leser durchaus Parallelen zum Leben des Autors feststellen kann.

Mein Fazit: „Meister der Wünsche“ ist ein lehrreiches Buch über Pakistan und seine Kultur, dem es leider etwas an Spannung und Gefühl fehlt. Trotzdem eine Leseempfehlung von mir!

0 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 01.04.2010
Adler-Olsen, Jussi

Erbarmen / Carl Mørck. Sonderdezernat Q Bd.1


ausgezeichnet

Carl Mørck, dänischer Mordermittler, hat es schon nicht leicht in seinem Leben. Seine Noch-Ehefrau schröpft ihn regelrecht, wenn es um Geld geht und bei einer wenige Wochen zurückliegenden Schießerei starb einer seiner Kollegen, der andere ist seitdem querschnittsgelähmt und ans Bett gefesselt. Das hinterlässt natürlich Spuren auf Carls sowieso schon nicht sonderlich frohem Gemüt. Gequält von Selbstvorwürfen, die Schießerei nicht verhindert zu haben, und genervt von der scheinbaren Unfähigkeit seiner restlichen Kollegen zieht er sich immer mehr zurück und hat keinen Elan mehr zu arbeiten. Kein einfacher Kollege, wie man sofort merkt.

Als der Chef der Mordkommission da die Gelegenheit sieht, Carl loszuwerden, zögert er nicht. Er ernennt ihn zum Chef des eben erst gegründeten Sonderdezernats Q, welches alte, ungeklärte Fälle wieder aufrollen soll und im Keller untergebracht ist, weit weg von den anderen Mitarbeitern. Anfangs verbringt Carl seine Zeit eher mit Schlafen, bis man ihm Assad, das „Mädchen für alles“ an die Seite stellt. Durch seine Gegenwart nimmt er sich schließlich einen 5 Jahre zurückliegenden Fall vor. Damals verschwand die Politikerin Merete Lynggaard während einer Fährenfahrt spurlos. Die Ermittlungen brachten nichts; man vermutete, dass sie ertrunken sei. Doch Carl findet ein paar Hinweise, die auf etwas anderes deuten...

Während Carl langsam Spuren in der Vergangenheit sucht, erfährt man nach und nach Meretes Schicksal aus ihrer Sicht. Tot ist sie nicht, auch wenn dieses Schicksal vielleicht gnädiger gewesen wäre. Stattdessen wird sie Woche um Woche, Monat um Monat in einem kleinen Raum gefangen gehalten, bis es schließlich schon 5 Jahre sind. Völlig isoliert sitzt sie in ihrer Zelle und hat nur ihre Gedanken als Beschäftigung. Warum man ihr das antut, das weiß sie nicht. Schließlich gibt sie alle Hoffnung auf, jemals wieder befreit zu werden und plant ihren Selbstmord…

Wow, das war mal ein spannender Thriller! Nervenzerreißend und keineswegs übertrieben schildert Jussi Adler-Olsen das Schicksal der jungen Frau und Carls verzweifelte Suche nach den damaligen Geschehnissen. Die Charaktere werden dabei glaubhaft beschrieben. Carl entspricht dem tortured hero, der typisch für skandinavische Ermittler zu sein scheint, der seinen Unmut über die schwache Ermittlungsleistung seiner Kollegen nicht versteckt und der von einem ausgeprägten Gerechtigkeitssinn getrieben wird. Den Fall fand ich logisch und gut durchdacht. So ist es nicht verwunderlich, dass mich die Handlung von Anfang an in ihren Bann geschlagen hat und mich das Buch kaum aus der Hand hat legen lassen.

Im September 2010 erscheint der nächste Band um den Ermittler Carl Mørck und eins steht jetzt schon fest: ich werde ihn auf jeden Fall lesen.

Mein Fazit: Spannend von der ersten bis zur letzten Seite. Absolute Leseempfehlung!

4 von 15 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 27.03.2010
Reuter, Katja

Welche Farbe hat die Liebe?


sehr gut

Jules beste Freundin Tina schenkt ihrer Freundin zum Geburtstag mal etwas Ungewöhnlicheres: eine Gold-Mitgliedschaft bei stayFriends, dem Internetportal. Anfangs genervt, verfällt Jule schon bald den Möglichkeiten, die die Seite bietet. Wäre es etwa möglich, ihre alte Jugendliebe Erik wiederzusehen? Aber will sie das überhaupt? Schließlich ist sie doch seit 8 Jahren mit Tom zusammen und seit immerhin 3 Jahren dauerverlobt. Doch je mehr sich der Kontakt zu Erik verfestigt, desto mehr Fehler fallen ihr bei Tom auf. Er ist unordentlich, dauernd unterwegs und am schlimmsten, Jules Kinderwunsch schlägt ihn fast in die Flucht. Schon bald steht für sie, wenigstens innerlich, die Trennung von ihm fest. Denn Erik ist quasi das genaue Gegenteil von Tom: ordentlich, gebildet, mit super Job und toller Villa. Doch wird es mit Erik endlich das ersehnte Happy-End geben?

Hier dürfte es sich wohl mal wieder um typische „Chick-Lit“ handeln, war mein erster Gedanke, als ich das Cover und den Klappentext sah. Also leichte, wenig anspruchsvolle Frauenunterhaltung. Und natürlich hat sich das bewahrheitet. Aber siehe da, das Buch hat mir trotzdem überraschend gut gefallen. Für etwas leichte und schöne Unterhaltung zwischendurch ist das Buch nämlich sehr gut geeignet. Hat man sich erst mal über die ersten paar banal anmutenden Seiten gerettet, wird die Geschichte ziemlich interessant, auch wenn die Charaktere eher stereotyp wirken: da haben wir den schlampigen Freund, der von einer großen Karriere als Musiker träumt, aber leider nicht sonderlich viel Geld nach Hause bringt, die leichtfertige, begeisterungsfähige beste Freundin, für die es nicht viel anderes als Sex und Partys gibt, oder den Traummann aus der Vergangenheit, der in jeder Hinsicht perfekt zu sein scheint. Im Verlauf des Buches ändern sich die Charaktere aber, werden mehr oder minder tiefschichtiger, zeigen neue Seiten und man fühlt mit ihnen. Jule hat mich dabei ein wenig erschreckt: als erst mal der Entschluss steht, sich von Tom zu trennen, greift sie mit gefühlskalter Härte durch und zickt auch noch ihre Freundin an, als die Zweifel an der neuen Beziehung zu Erik äußert. Trotzdem fand ich die innerliche Zerrissenheit Jules über ihre Liebe zu Tom und Erik mitreißend dargestellt und ich habe mitgelitten und gehofft.

Mein Fazit: eine schöne, leichte Liebesgeschichte für Zwischendurch, die zeigt, dass dauerhafte Liebe auch Arbeit beinhaltet und mit vorprogrammiertem Happy-End.

0 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 20.03.2010
Pearlman, Ann

Der Christmas Cookie Club


gut

Einmal im Jahr, am ersten Montag im Dezember, treffen sich 12 Freundinnen zur Cookie-Party. Sie nennen sich der „Christmas Cookie Club“, tauschen ihre selbstgebackenen Plätzchen untereinander und erzählen dabei ihre Geschichte. Über die Entstehung der Cookies, was sie emotional damit verbinden und was so alles im vergangenen Jahr passiert ist. Da wäre die Gastgeberin Marnie, die sich Sorgen um ihre Tochter Sky macht. Wird sie endlich ein gesundes Baby bekommen, oder wird auch diese Schwangerschaft wieder in einer Fehlgeburt enden? Da wäre Charlene, deren Sohn bei einem Arbeitsunfall gestorben ist, und die nur langsam wieder in ihr altes Leben zurückfindet. Und da wäre Rosie, die sehr glücklich mit ihrem 20 Jahre älteren Mann verheiratet ist, sich jedoch ein Kind von ihm wünscht, worauf er in seinem Alter aber keine Lust mehr hat.

Dies sind nur drei der zwölf Frauen, die man im Verlauf des Buches kennenlernt. Jeder von ihnen ist ein Buchkapitel gewidmet, welches ihr Leben etwas genauer beleuchtet. Die Themen sind dabei eigentlich immer dieselben: Kinder, Ehemänner, (jüngere) Liebhaber, Affären und ihre Arbeit. Viele Schicksalsschläge werden geschildert, jedoch nicht auf bedrückende, sondern einfühlsame Art. Die emotionalen Kapitel werden durch leckere Rezepte aufgelockert, jeweils von den Cookies, die die Frauen mit zur Party bringen. Dazu kommen noch Beschreibungen der häufigsten Cookie-Zutaten wie Vanille oder Mandeln, die ein wenig die Geschichte des Koches näherbringen sollen.

Doch so schön das Buch auch war, am Ende wurde es mir einfach zu rührselig und ich begann, mich emotional zu distanzieren. Die Frauen philosophieren über die Liebe und die tiefe Freundschaft zwischen ihnen, was mir am Schluss einfach zu viel wurde. Daher wohl nicht die Höchstwertung. Insgesamt gesehen passt das Buch wohl besser in die kalte Jahreszeit, wenn man selbst in einer besinnlichen, emotionalen Stimmung ist und der Duft von Plätzchen durch die Zimmer streift.

Mein Fazit: „Der Christmas Cookie Club“ ist ein schönes Buch über die tiefe Freundschaft zwischen Frauen, über dramatische Schicksale und über das Backen. Am besten kurz vor Weihnachten zu Genießen!

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 16.03.2010
Meyer, Stephenie

Bis(s) zum Ende der Nacht / Twilight-Serie Bd.4 / Breaking Dawn


gut

Krönender Abschluss der Reihe?

Ich gebe es gleich am Anfang zu: ich bin kein allzu großer Fan dieser Reihe. Warum Stephenie Meyer mit diesen Büchern so einen Weltruhm erlangt hat, kann ich nicht recht nachvollziehen. Aber da ich nun mal die ersten drei Bände gelesen habe, konnte ich es mir natürlich nicht nehmen lassen, auch den letzten, abschließenden Band zu lesen. Das Buch beginnt mit der lang ersehnten Hochzeit von Bella und Edward und ihrer Hochzeitsnacht auf einer paradiesischen Insel. Dies ist jedoch nur der Auftakt zu einer Reihe unerwarteter Handlungsstränge. Bella wird schwanger und die Werwölfe sammeln sich zum Kampf; ist doch zu erwarten, dass Bella in eine Vampirin verwandelt wird und so das Abkommen gebrochen wird. Doch eine noch größere Gefahr geht von den Volturi aus, die nicht zulassen können, dass Bellas Kind überlebt…

Wie man der Kurzzusammenfassung entnehmen kann, passiert im letzten Band recht viel, im Gegensatz zu manch anderem der Bücher. Mich haben aber einfach zu viele Details gestört, als das ich das Buch als krönenden Abschluss der Reihe empfinden könnte. Gut gelungen fand ich den Perspektivenwechsel zwischen Bella und Jacob, der der Geschichte die nötige Spannung verliehen hat; die Handlung rein aus Bellas Sicht wäre sonst wohl eher vor sich hingeplätschert.

Was mich aber sehr gestört hat war der komplette Charakterwandel Bellas. Hat Frau Meyer nicht mal gesagt, dass nicht jedes Mädchen eine starke Superheldin sein kann, als sie auf die Charakterschwächen Bellas angesprochen wurde? Tja, da ist sie ihrer Linie wohl nicht treu geblieben, als sie Bella schließlich (es dürfte wohl niemanden überraschen) in eine Vampirin verwandelt. Und nicht nur eine normale Vampirin, nein, Bella sieht auf einmal wie ein Topmodel aus und hat auch überhaupt keine Probleme damit, ihren Durst nach Blut unter Kontrolle zu halten, wodurch sie sich auch nicht von ihrer Familie trennen muss. Tollpatschig ist sie selbstverständlich auch nicht mehr. Sie ist halt etwas ganz Besonderes, quasi eine Superheldin.

Das zweite große Manko: die mangelnde Konfliktfähigkeit der Autorin. Ab der Hälfte des Buches baut sie kontinuierlich Spannung auf, die Cullens sammeln eine Vampirarmee um sich und man erwartet ein fulminantes Ende mit einem großen Knall. Und was passiert stattdessen? Es wird locker geplauscht, ein bisschen gedroht und am Ende löst sich alles in Wohlgefallen auf. Frau Meyer, haben sie denn keinen Mut zu Konflikten? Da ist es ja geradezu überraschend, dass die Dreiecksbeziehung zwischen Bella, Edward und Jakob so lange aufrechterhalten wurde.

Eins muss man der Autorin aber lassen, sie schreibt sehr schön. Schade nur, dass der abschließende Band einer Ansammlung von Klischees gleichkommt. Alle Charaktere tauchen für die Endvorstellung nochmal auf, jegliche Konflikte werden auf zauberhaft leichte Weise gelöst und am Ende sind alle glücklich. Das mag diejenigen, die sich nach einem Happy End sehnen, vollends befriedigt haben, mir waren die Handlungsstränge aber einfach zu unkreativ abgeschlossen. Schade!

3 von 13 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 04.03.2010
Talbot, Julia

Dämonenherz


gut

Annas Leben kann man nicht gerade als erfolgreich beschreiben. Sie ist 33 Jahre alt, geschieden, Single und ihr PR-Büro läuft nicht so recht. Als eine ehemalige, sehr erfolgreiche Schulkameradin auch noch davon ausgeht, dass das erarbeitete PR-Konzept doch kostenlos ist für eine alte Freundin, ist für Anna Schluss mit lustig. Ihr Leben muss sich einfach bessern! Und so überrascht sie sich selbst damit, den unglaublich reichen und mächtigen Finanzmogul Carl Weller um einen Job zu bitten. Dass Weller dazu auch noch atemberaubend attraktiv ist, erleichtert die Arbeitsbeziehung für Anna nicht gerade. Und obwohl er es ihr verbietet, verliebt sich Anna in ihn. Bald schon muss sie aber erkennen, dass Carl ein Geheimnis hütet. Was sollen diese Geschäftsreisen, auf denen sie für ihn rätselhafte Verträge ausliefern muss? Und hat sie nur geträumt, als ein Sandsturm durch ihr Zimmer getobt ist und ein riesiger Skorpion vor ihrem Fenster aufgetaucht ist? Je mehr Anna Wellers Geheimnissen auf die Spur kommt, desto gefährlicher wird es für sie. Denn Carl braucht Anna, um seine Unsterblichkeit nicht zu verlieren…

Die fantastischen Elemente der Geschichte, die die Handlung von einer normalen Liebesgeschichte unterscheiden, sind für meinen Geschmack etwas zu übertrieben. Ein riesiger Skorpion, der mit einer wachsenden Dornenhecke kämpft; auf einem Wiener Ball schwebt Anna plötzlich im Weltall. Da musste ich schon mehrmals unwillig das Gesicht verziehen. Abgesehen davon mangelt es der Geschichte an Vielschichtigkeit und komplexen Charakteren. Manchmal wirkte alles etwas unausgereift, denn es werden einige Details ungeklärt gelassen, was leider nicht mysteriös sondern eher unbefriedigend wirkt. Aber gut, bei der Geschichte erwartet man ja nun auch keine tiefgründigen philosophischen Abhandlungen, sondern etwas herzerwärmend Schnulziges für Zwischendurch, und das ist der Autorin durchaus gelungen. Aber auch die sympathische Protagonistin, ein unglaublich attraktiver Mann und viel erotische Spannung zwischen ihnen retten die Geschichte nicht wirklich über die etwas unglaubwürdige Handlung und das lahme Ende hinweg.

Mein Fazit: Dämonenherz ist eine nette Liebesgeschichte mit fantastischen Elementen, die mich aber nicht so sehr gefesselt hat wie erwartet.

1 von 5 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 17.02.2010
Pilz, André

Man down


ausgezeichnet

Kai ist durch einen Sturz vom Dach arbeitslos geworden. Doch vom Staat aushalten lassen kommt für ihn nicht in Frage; er will kein Harz IV-Empfänger sein, in nem Loch wohnen und dreckige Klamotten tragen; er will einfach nur wieder arbeiten gehen. Doch seine gesundheitlichen Probleme verhindern eine neue Anstellung. So tröstet er sich mit Drogen und Alkohol, um seinem düsteren Leben wenigstens für kurze Zeit zu entfliehen. Um über die Runden zu kommen, leiht er sich von den Brüdern seines besten Freundes Shane Geld. Als er es nicht zurückzahlen kann, muss er als Drogenkurier arbeiten. Der einzige Lichtblick in seinem Leben: Marion, die entfernt Ähnlichkeit mit Cameron Diaz hat und in die er sich sofort verliebt. Und diese Traumfrau interessiert sich tatsächlich auch für ihn, hat kein Problem mit seinen abgerissenen Klamotten und seinem chronischen Geldmangel. Doch wie auch Kai hütet Marion ein unangenehmes Geheimnis…

Schonungslos ehrlich und mit derber Sprache schildert André Pilz Kais Leben, das mich als Leser wirklich runterzieht, auch wenn ich weiß, dass ich einfach durch das Zuklappen des Buches wieder in meine kleine heile Welt zurückkehren kann. Aber sein Schicksal spukt mir trotzdem noch durch den Kopf. Seine Wut auf den ehemaligen Arbeitgeber, der sein Gehalt nicht auszahlt, seine Verzweiflung angesichts der Schulden, seine Angst beim Drogenschmuggel und seine Liebe zu Marion, all das beschreibt Pilz mit einer Eindringlichkeit, mit harten aber wahren Worten, die absolut authentisch wirken und einen die Seiten nur so verschlingen lassen. Wer ein Problem mit vulgären Wörtern hat, dem sei von diesem Buch abgeraten; selten hab ich so viele Schimpf- und Fäkalwörter in einem Buch gelesen. Eine gehobene, blumige Sprachweise würde bei dem beschriebenen Milieu aber einfach unglaubwürdig wirken.

Mein Fazit: Man Down ist ein aufwühlendes, brutales, glaubwürdiges, sehr gutes Buch über die multikulturelle deutsche Unterschicht!

1 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 30.01.2010
Schmelzer, Roger

Die besten zehn Sekunden meines Lebens


sehr gut

„Mein Leben ist eine Abfolge von verpassten Chancen und grauenhaften Timingfehlern.“ Das ist das bittere Resümé von Chris Mackenbrock zu seinem Leben. Er ist fast vierzig, dick, hat einen Beruf, der ihm keinen Spaß macht, ist mit einer Frau zusammen, die nur seine zweite Wahl war und für die er keine Leidenschaft hegt und sieht auch keinerlei Verbesserungsmöglichkeiten mehr. Zu oft hat er die Chancen vertan, die ihm sein Schicksal in den Weg geworfen hat. Hätte er doch nur zugestimmt, mit Mark zu trainieren, um seine Pfunde loszuwerden; hätte er doch nur Kathleen seine Liebe gestanden; hätte er doch nur fürs Abi gelernt und was Ordentliches studiert.

Doch zurück zum Anfang: die Geschichte beginnt sehr humorvoll. Ich lerne Chris als übergewichtigen sechzehnjährigen Schüler des Jahres 1983 kennen, der erst bemerkt, dass er in Kathleen verliebt ist, als er auf einer Klassenfahrt nackt, bekifft und betrunken unter ihrem Bett liegt. Seine zukünftigen Annäherungsversuche verlaufen eher unbeholfen und führen ihn in eine katholische Jugendgruppe, in der er in hautengen Hosen Pantomime spielen muss, oder auch in die neu gegründete Partei der Grünen, wo er wegen radikaler Aktionen verhaftet wird. Doch trotz allem klappt es einfach nicht mit Kathleen und der großen Liebesgeschichte.

Je älter Chris wird, desto mehr büßt die Geschichte an Humor ein. Es wird ernst, deprimierend, traurig. Das passt aber gut zu Chris Leben, schließlich geht es mit ihm und seiner Lebenseinstellung ja auch immer weiter bergab, bis zum Tiefpunkt, an dem er über sein Leben nur noch sagen kann „Guter Versuch, mein Junge – aber das war wohl nichts.“

Doch dann, auf unerklärliche Weise, wacht er eines Morgens in seinem alten Kinderzimmer auf. Und nicht nur das, er ist wieder jung. Das Schicksal gewährt ihm einen zweiten Versuch auf dem Karussell des Lebens. Wenn er diesmal alles richtig macht, kann dem Leben mit seiner Traumfrau doch eigentlich nichts mehr im Wege stehen…

Mit dem Zeitsprung in die Vergangenheit entsteige auch ich als Leser schlagartig wieder dem Stimmungstief, in das ich nach etwa 2/3 des Buches gefallen war. Chris kämpft erneut mit den alltäglichen, banal wirkenden Problemen eines Schülers. Und muss erkennen, dass man nicht alles genau planen kann, auch wenn man die Zukunft kennt.

Wer bei diesem Buch eine Komödie mit einem Feuerwerk an Witzen erwartet, dürfte enttäuscht sein. Das Buch hat zwar seine lustigen Momente, ist aber auch genauso oft ernst und traurig. Wer aber ohne diese Erwartung an das Buch herangeht, dürfte von einer ungewöhnlichen Liebesgeschichte überrascht werden.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 26.01.2010
Mähr, Christian

Alles Fleisch ist Gras


sehr gut

Anton Galba erwartet nichts Ernsteres als eine Beschwerde über einen anderen Kollegen, als sein Mitarbeiter Roland Mathis auf ihn zukommt. Weshalb er ihn dazu allerdings im abgelegendsten Winkel der Abwasserreinigungsanlage sprechen muss, wird ihm klar, als Mathis Fotos enthüllt, auf denen Galba mit einer Geliebten zu sehen ist. Aber plötzlich, nur dank eines kleinen Stupsers, liegt Mathis tot vor ihm. In seiner Panik kommt Galba der Gedanke an die große Häckselmaschine der Anlage, die ihm als die Lösung seines Problems erscheint. Leider kommt Chefinspektor Weiß, ein ehemaliger Schulkamerad Galbas, sehr schnell hinter die ganze Sache. Doch wozu soll er Galba bloßstellen, wenn er nun doch endlich eine Möglichkeit gefunden hat, die Gesellschaft von bösen Zeitgenossen zu säubern? Makaber-böse schildert Mähr Galbas Unvermögen, aus diese Sache wieder herauszukommen. Jeder, der davon erfährt, schließt sich der edlen Sache bald selbst an; gibt es doch schließlich immer jemanden, der einem ein Dorn im Auge ist.

Mähr ist ein Meister der Andeutungen, des Nichts-Sagens. Das Wort Mord fällt in diesem Buch nicht ein einziges Mal, obwohl es doch genau darum geht. Aber dieses Nicht-Verwenden steht im Einklang mit den handelnden Personen; niemand von ihnen würde sich als Mörder bezeichnen. Es geht um die gerechte Sache, um die Säuberung des Ortes von den Schädlingen, die die Gesellschaft verkommen lassen. Dass eine Unterscheidung zwischen guten und schlechten Charakteren, zwischen Täter und Opfer, da schon bald nicht mehr möglich ist, ist klar. Die bösen Taten der sogenannten Schädlinge erscheinen fast hinfällig, wenn man bedenkt, was die Guten da mit ihnen vorhaben.

Die Geschichte liest sich leider etwas zäh. Das mag daran liegen, dass das Buch durch seinen komplexen Schreibstil wirklich Aufmerksamkeit beim Lesen erfordert. Lange verschachtelte, detaillierte Sätze scheinen Mährs Markenzeichen zu sein. Daher kann man das Buch nicht einfach mal zwischendurch lesen, sondern muss sich damit einen stillen Ort suchen, um in Ruhe zu lesen. Wer aber bereit ist, sich auf das Buch einzulassen, wird mit einer makaber-unterhaltsamen Geschichte belohnt.

0 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.