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Test-LR

Bewertungen

Insgesamt 209 Bewertungen
Bewertung vom 18.09.2024
Pellini, Petra

Der Bademeister ohne Himmel


ausgezeichnet

Generationenübergreifende Freundschaftsgeschichte

Gestaltung:
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Obwohl das Bild mit einer Person im Schwimmbecken passend zum Titel ist, wirkt es auf mich eher unscheinbar, ich hätte das Buch im Regal unbeachtet gelassen. Als Hardcover mit Lesebändchen ist es sehr hochwertig gestaltet.

Inhalt:
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Linda ist 15 Jahre alt und lebt mit ihrer Mutter alleine in einer Wohnung, seit der Vater die Familie verlassen hat.Ihr Leben scheint perspektivlos, vor allem die Schule bereitet ihr Probleme. Daher spielt sie häufig mit dem Gedanken, sich das Leben zu nehmen, indem sie vor ein Auto läuft. Die einzigen, die sie davon abhalten, sind ihre Freunde Kevin und Hubert.
Kevin ist etwas jünger als Linda, lebt ebenfalls alleine mit seiner Mutter. Er ist sehr intelligent und macht sich über die Zukunft der Welt Gedanken. Darüber, dass ihn seine Klassenkameraden nicht verstehen, verzweifelt er oft. Aber in Linda findet er eine verständnisvolle Zuhörerin.
Hubert ist ein älterer Herr, der im gleichen Haus lebt und an Demenz erkrankt ist. Linda wird von dessen Tochter beauftragt, jeden Tag für ein paar Stunden nach ihm zu sehen, damit seine polnische Pflegerin entlastet ist. Hubert war früher Bademeister und in Gedanken ist er dies häufig immer noch. Wider Erwarten freundet sich Linda mit dem alten Mann an und findet dadurch eine neue Perspektive für ihr eigenes Leben. Und dann passiert etwas, mit dem niemand gerechnet hätte...

Mein Eindruck:
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"Hubert, Ewa und ich, wie soll ich das erklären? Ich kann nicht sagen, dass wir beste Freunde sind, das wäre übertrieben. Wir spüren einander. Wir sind wie Wellen, die ineinander- oder zumindest zueinanderfließen, oder wie dieses Kinderspiel mit den Händen. Die eine Hand wird auf die oberste Hand gelegt, die unterste Hand wird weggezogen und wieder auf die oberste gelegt und so weiter. Gefühle, Stimmungen, Gesten stapeln sich. Mal liegt Huberts Knurren obenauf, mal Ewas Landeshymne, mal mein Humor." (S. 98)

Offen gestanden hätte ich den Roman aufgrund des Titelbildes und dem Klappentext nie gelesen. Die angesprochenen Themen ließen mich vermuten, dass das Buch meine Stimmung in den Keller ziehen würde. Aber per Zufall hörte ich hierzu eine Kritik im Radio und wurde neugierig.
Und dann hat das Buch von der ersten Zeile an in seinen Bann gezogen und bis zum Ende nicht mehr losgelassen. Ich habe es in einem Rutsch verschlungen und war nachdenklich, aber nicht traurig. Man merkt, dass die Autorin sich mit demenzkranken Menschen beschäftigt, aber auch in die Gefühlslage von Teenagern kann sie sich gut hineinversetzen. Die Geschichte wird aus der Ich-Perspektive von Linda erzählt und ich mochte ihren trockenen, manchmal makaberen Humor. Sie fühlt sich unverstanden, wie so viele Teenager, aber bei Hubert kann sie so sein, wie sie ist. Durch Huberts eigene Realität lernt sie, die Welt und ihre Lebensmomente neu zu bewerten und zu schätzen. Sie kümmert sich sehr liebevoll um Hubert, das habe ich an ihr bewundert. Auch Ewa, die polnische Pflegekraft, ist mir mit ihren Backkünsten und ihrer mütterlichen Art beim Lesen sehr ans Herz gewachsen.
Das Leben spielt so, wie es spielt, und ab der Hälfte des Buches hatte ich eine leichte Ahnung, worauf das Ganze hinauslaufen würde. Und sie wurde größtenteils bestätigt. Dennoch oder gerade deswegen ist das Buch ab der zweiten Hälfte nicht langweilig gewesen, denn schließlich wollte ich die konkrete Lösung wissen. Und letztendlich genoss ich bis zum Ende die Sprache und die Entwicklung der Personen. Ich habe nur ungern das Buch beendet, gerne hätte ich weitergelesen und wäre in Lindas Gedankenwelt verblieben. Ich bin positiv überrascht vom Roman-Debüt der Autorin und hoffe, dass sie noch weitere Geschichten in diesem Stil schreibt.

Fazit:
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Eine poetische Geschichte - mal nachdenklich, mal mit Humor - über Freundschaft, Demenz und die Herausforderungen des Älterwerdens.

Bewertung vom 11.09.2024
Lieder, Susanne

Agatha Christie / Mutige Frauen zwischen Kunst und Liebe Bd.21 (eBook, ePUB)


gut

Agatha Christie und die Liebe

Cover:
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Das Titelbild mit der jungen Agatha Christie vor einem Gebäude in einem Park wirkt recht blass und unspektakulär. Etwas kräftigere Farben hätten dem Cover gutgetan. Letztendlich passt es aber zur ebenfalls eher unspektakulären Erzählung.

Inhalt:
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Agatha Miller wächst zusammen mit ihrer älteren Schwester Madge und anfangs wohlhabenden Eltern auf dem Ashfield-Anwesen auf.Doch ihr Vater stirbt früh und die Mutter plagen immer wieder finanzielle Sorgen. Während Madge einen gut situierten Mann heiratet und sich als Schriftstellerin einen Namen macht, weiß Agatha mit Männern außer Freundschaft nicht viel anzufangen und auch beruflich fühlt sie sich zu nichts ausreichend talentiert. Nachdem Sie einsehen muss, dass ihr Ursprungstraum, Konzertpianistin zu werden, leider nicht realisierbar ist und schreiben bislang nur ein Hobby für sie war, lässt sie sich auf eine Wette mit ihrer Schwester ein: Sie wird einen Kriminalroman schreiben! Diese Wette sowie die Begegnung mit Archibald Christie werden Ihr Leben grundlegend verändern.

Mein Eindruck:
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"[...] »Und wozu eigne ich mich?« Ihre Mutter sah sie überrascht an. »Fragst du dich das wirklich, Agatha? Du bist in so vielem talentiert.«

»Ach ja? Ich spiele leidlich Klavier, singe begeistert, aber nicht besonders schön, kann mir Geschichten ausdenken und zu Papier bringen, und eventuell eigne ich mich als Ehefrau.«

[...]

»Nein.« Agatha unterdrückte ein Seufzen. Sie beherrschte einiges, nichts davon jedoch so gut, dass sie es zum Beruf machen konnte. Und Ehefrau und Mutter zu werden war
nichts weiter als eine romantische Vorstellung." (S. 121f.)

Bisher kannte ich zwar einige ihrer Kriminalromane, aber über die Person Agatha Christie wusste ich bislang noch wenig. Aufgrund des Klappentextes hätte ich erwartet, dass vor allem ihr Werdegang als Schriftstellerin beleuchtet wird. Doch der überwiegende Teil des Buches befasst sich mit ihrer Kindheit und vor allem mit ihrem persönlichen Hadern um ihre Talente und dass ihr alle Männer zum Heiraten "zu langweilig" seien. Sie hat eine sehr liebevolle Mutter, die sie in allem unterstützt und viel mit ihr reist. Trotz der Geldsorgen um das Anwesen fehlt es ihr an nichts. Sie hat schon immer gerne Geschichten gelesen und kleinere Erzählungen und Gedichte verfasst, doch ihre Lehrer und auch die Verlage stuften ihre Texte als nicht geeignet und sie nicht als talentiert genug ein. Trotzdem gibt sie nicht auf. Das alles wird in diesem Roman deutlich gemacht und vor allem im letzten Part, in dem sie sich mit Hercule Poirot und seinen Fällen beschäftigt, bekommt man eine Ahnung, wie sie schließlich den Durchbruch zur Kriminalautorin geschafft hat. Doch den Hauptteil nimmt ihre Suche nach dem perfekten Ehemann ein, und obwohl ich es faszinierend fand, mehr über ihr Leben und ihren Charakter zu erfahren, konnte mich das Buch nicht wirklich packen. Der Schreibstil war eher beschreibend, mir ist es leider nicht gelungen, Agathas Gefühlen nachzuspüren.
Gut gefiel mir am Ende eine Klarstellung der Autorin, in der sie kurz auf Fakten und Fiktives ihres Romans eingeht und somit dem Leser erklärt, weshalb sie z. B. bestimmte Lebensabschnitte sehr ausführlich behandelt, andere dagegen nur kurz oder gar nicht.
Dennoch war die Beschreibung eher irreführend, da sich die Handlung mehr um das Liebesleben als um den Werdegang als Schriftstellerin drehte.

Fazit:
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Agathas Suche nach der großen Liebe kommt ein hoher Stellenwert zu, als zukünftige Schriftstellerin und Charakter bleibt sie jedoch blass.

Bewertung vom 02.09.2024
Yokomizo, Seishi

Das Dorf der acht Gräber / Kosuke Kindaichi ermittelt Bd.3


sehr gut

Acht tote Samurai, ein verschollener Schatz und ein verfluchtes Dorf

Gestaltung:
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Optisch passt dieser Band sehr gut zur Reihe. Die Schriftart sowie der helle Kreis mit einem passenden Motiv in der Mitte sind auch hier vorzufinden. Wie bei den anderen Bänden befindet sich ein Personenregister am Anfang sowie eine Beschreibung der wichtigsten japanischen Begriffe aus der Geschichte am Ende des Buches. Als Hardcover ist dem Verlag wieder eine sehr wertige und schön gestaltete Ausgabe gelungen.

Inhalt:
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Tatsuya Terada hat nur eine verschwommene Erinnerung an seine Kindheit, aber nach dem Tod seiner Mutter erfährt er nicht nur, dass sein Vater nicht sein leiblicher ist, sondern auch, dass seine ursprüngliche Familie väterlicherseits durch einen Anwalt nach ihm suchen lässt. Er soll in seinem Geburtsdorf "Das Dorf der acht Gräber" sein Erbe antreten. Doch dieses Dorf steht unter einem Fluch und er erhält Drohungen, dass Schlimmes passiert, sollte er dorthin zurückkehren. Bereits auf seinem Weg geschieht der erste Mord, bei dem er zunächst als Hauptverdächtiger gilt. Im Dorf wird er zwar von seiner Familie mit offenen Armen empfangen, doch die Dorfbewohner beobachten ihn misstrauisch. Tatsuya weiß nicht, wem er trauen kann und welche Geheimnisse seine Familie vor ihm verbirgt. Und es folgen weitere Tote... Er ermittelt auf eigene Faust und erhält dabei unerwartet Unterstützung durch den Privatermittler Kosuke Kindaichi.

Mein Eindruck:
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"Dass ich heute nicht nur lebe und gesund bin, sondern mich in einer glücklicheren Lage befinde, als ich es mir je hätte träumen lassen, verdanke ich einem Mann namens
Kosuke Kindaichi. Wäre dieser kauzige kleine Detektiv mit den zotteligen Haaren, dem unansehnlichen Äußeren und dem Hang zum Stottern nicht aufgetaucht, hätte mein Leben ein vorzeitiges Ende gefunden." (S. 23)

Ich hatte die ersten beiden Bände mit Genuss verschlungen und war auf Kindaichis dritten Fall gespannt. Leider muss ich sagen, dass der Klappentext eine falsche Erwartung dahingehend geweckt hat, dass ich annahm, dass Kindaichi wie bisher im Mittelpunkt des Geschehens steht. Aber diesmal wird die Handlung aus der Ich-Perspektive von Tatsuya erzählt. Erzählerisch ein guter Trick, da der Leser aus Sicht des Betroffenen Tatsuya alles erlebt und am Ende die Ausführungen zur endgültigen Falllösung von Kindaichi plausibel sind, denn dieser kann unbemerkt seinen Ermittlungen nachgehen.
Die Handlung begann anfangs mit dem Aufbau eines großen Spannungsbogens, in dem der Fluch beschrieben wird und der erste Mord geschieht. Im weiteren Verlauf fiel mir die Konzentration jedoch an einigen Stellen schwer, da Aspekte wie die Suche nach dem Schatz oder die Beziehungen zwischen Tatsuya und den Frauen für meinen Geschmack etwas zu ausführlich beleuchtet wurden. Und Kosuke kommt bis zum Schluss leider nur sporadisch vor. Doch der Fall selbst ist gut gestaltet, es gibt viele Verdächtige und gegen Ende steigern sich die Ereignisse bis zu einem fulminanten Showdown mit einer überraschenden, aber schlüssigen Auflösung. Man erfährt auch in diesem Fall wieder ein Stück Zeitgeschichte Japans und erhält Einblicke in die damalige japanische Kultur. Mir hat der dritte Fall gut gefallen, aber er konnte mit den Vorgängern nicht ganz mithalten. Ich hoffe und freue mich darauf, dass im vierten Fall Kindaichi wieder mehr in den Fokus rückt.

Fazit:
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Auch der dritte Teil konnte mich überzeugen, auch wenn Kindaichi diesmal nur im Hintergrund ermittelt.

Bewertung vom 28.08.2024
Fabisch, Alexandra

Waldwandler / Juna Bd.1


ausgezeichnet

Juna begegnet den Waldwandlern

Gestaltung:
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Das bunte Cover mit der glitzernden Libelle gefiel uns sehr. Auf der ersten Seite befinden sich farbige Porträtbilder mit Namen, sodass man einen Eindruck von den handelnden Personen erhält. Im weiteren Innenteil sind viele Schwarz-weiß-Grafiken in den Text eingewoben, die einzelne Szenen gut veranschaulichen und das (Vor-)Lesen noch kurzweiliger gestalten. Besonders gefiel uns auch der bunte Teil auf den letzten Seiten, in dem die Behausungen der Waldwanlder farbig dargestellt waren. Als Hardcover ist das Buch sehr wertig.


Inhalt:
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Juna ist 10 Jahre alt, geht in die 5. Klasse und liebt Pflanzen und alles, was mit ihnen zusammenhängt. Ihr Berufstraum: Pflanzenärztin werden! Deswegen wird sie von anderen Kindern oft belächelt und nicht ernst genommen. Sie lebt alleine mit ihrer Mutter in der Stadt, von ihrem Vater weiß sie nichts.

Als sie in den Sommerferien zu ihrer Großtante Elva fahren soll, die eine Pflanzenforschungsstation im hohen Norden betreibt, ist sie zunächst überglücklich. Doch die Tante verschwindet tagsüber oft und kehrt erst abends zurück und lässt Juna alleine. Was hat sie zu verbergen? Der Wahrheit kommt Juna erst näher, als sie das Verbot, den Wald alleine zu betreten, missachtet. Sie trifft dort auf eine andere Welt: auf das Mädchen Suri, die eine Waldwandlerin ist und viele neue und unbekannte Wesen. Und sie spürt, dass es eine Verbindung zu ihr und dieser geheimnisvollen Welt geben muss, aber welche? Doch es geschehen seit ihrer Entdeckung der Waldwandlerwelt seltsame Dinge: Pflanzen erkranken plötzlich und die Waldwandler geben ihr die Schuld! Juna setzt alles dran, die Ursache herauszufinden und ihre neue Welt zu retten!


Mein Eindruck:
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"Waldwandler" ist der Auftakt einer neuen Buchreihe für 8jährige. Die Kapitellängen sowie die Sprache eignet sich sehr gut für diese Zielgruppe entweder zum Vorlesen oder für geübtere Grundschüler zum Selberlesen.
Dieses Buch vereint die Aspekte Anderssein, Umwelt- und Pflanzenschutz sowie Freundschaftsgeschichte in einem spannenden Abenteuer. Juna ist eine großherzige und mutige Person und war mir sehr sympathisch. Die Geschichte ist spannend, angefangen von dem Geheimnis, das Junas Herkunft umgibt bis hin zum Rätsellösen um die Ursache für das Pflanzensterben. Zwar existieren in der Waldwandlerwelt viele fantastische Lebewesen, dennoch sind einige Fakten, die in der Handlung vorkommen, auch für das reale Leben anwendbar. Während es schon sehr viele Geschichten über Kinder und (magische) Tiere gibt, wird hier ein schöner Gegenpart für die Pflanzenwelt geschaffen. Spannung, Tragik, aber auch Humor wechseln sich harmonievoll miteinander ab und führen zu einem schlüssigen Ende, nach dem man sich bereits auf die weiteren Bände über die Wellen- und Feuerwandler freut.

Fazit:
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Tolle Abenteuergeschichte, in der Anderssein, Umweltschutz sowie Freundschaft auf spannende und humorvolle Weise umgesetzt werden.

Bewertung vom 22.08.2024
Schwiecker, Florian;Tsokos, Michael

Der 1. Patient / Eberhardt & Jarmer ermitteln Bd.4


ausgezeichnet

Eine KI als Mörder?

Cover:
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Das Titelbild passt wieder sehr gut zur Reihe. Auch hier ist alles in den Farben Schwarz, Weiß und Rot gehalten. Diesmal passend zum Inhalt ein Arzt im OP. Mir gefällt es sehr gut.

Inhalt:
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Nachdem sein letzter Fall Rocco Eberhardt sehr beanspruchte und er länger eine Auszeit genommen hatte, möchte er langsam wieder ins berufliche Anwaltsleben zurückkehren.Doch dann geht es schneller als gedacht, und ihm wird ein kniffliger Fall aufgetragen: Er soll die bekannte Ärztin Frau Dr. Sasha Müller vertreten. Bei einem Routineeingriff ist im OP ein Fehler passiert, durch den der Patient leider verstorben ist. Besonders heikel: Den OP-Plan hat eine KI erstellt, auf den sich die Ärztin verlassen hatte. Sie ist eine große Verfechterin des neuen KI-Programms und hat sich seit Jahren für dessen Einsatz am Krankenhaus eingesetzt. Bei vielen Tests ist der KI nie ein Fehler unterlaufen, wieso gerade jetzt? Noch dazu war es ein sehr offensichtlicher Fehler, der auch einem einfachen Programm nicht hätte passieren können. Oder wurde die KI manipuliert? Und wer trägt die Verantwortung für den Tod des Patienten in einem solchen Fall?
Das Thema ist juristisches Neuland und Rocco fühlt sich herausgefordert, sich dem Fall anzunehmen. Unterstützt wird er wieder von seinem Freund und Privat-Ermittler Tobi Baumann sowie dem Rechtsmediziner Justus Jarmer.

Mein Eindruck:
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"»Sehr gerne«, erwiderte Sonnenberg und schaute direkt in die Kamera. »Niemand bestreitet, dass wir uns technologisch weiterentwickeln müssen. Allerdings dürfen wir nicht blind einer Technologie vertrauen, die wir nicht verstehen und die noch viel zu wenig erforscht ist. Ich warne davor, das Schicksal eines Menschen neuronalen Netzwerken zu überlassen, die, wie wir anhand zahlreicher Beispiele sehen, immer wieder anfangen zu halluzinieren. Ich sage ausdrücklich: Ein zu früher Einsatz einer zu breit eingesetzten KI wird Menschenleben kosten. Und dann wird das Geschrei groß sein. Doch dann ist es zu spät.«" (ebook S. 16)

Der vierte Fall für Rocco war nach "Die letzte Lügnerin" mein zweiter von ihm. Der Band lässt sich auch ohne Vorkenntnisse lesen, aber die Entwicklung Roccos ist im Verlauf der Reihe sicher besser nachvollziehbar. Rocco ist mir als Anwalt und als Figur sehr sympathisch. Er ist stets besonnen, hat sein Herz am rechten Fleck und es kommt ihm mehr auf die Wahrheitsfindung an, als darauf, seinen Mandanten "um jeden Preis herauszuhauen". Dennoch verhält er sich entsprechend seinem Berufsethos loyal gegenüber seinen Auftraggebern.
Der Fall war sehr spannend aufgebaut und beleuchtete neben den Themen KI allgemein und KI in der Medizin auch das Thema Umgang der Presse mit solchen, auch emotional behafteten Fällen. Des Weiteren bekommt man auch Einblicke in die beispielhafte Führung einer Programmierungsfirma und in die juristische Vorgehensweise und die Abläufe im Gericht.
Ich habe beruflich mit den Themen IT und deren Sicherheit zu tun, sodass mir einige Dinge bekannt vorkamen. Dennoch war es sehr interessant, den Ausführungen der Gutachter vor Gericht zu folgen und selbst Spekulationen anzustellen über die Gründe des fehlerhaften OP-Plans. Teilweise hatte ich eine Idee, aber die Wendung am Ende überraschte mich sehr. Die Erläuterung über die Ausführung am Schluss erschien mir zwar etwas konstruiert, dennoch wirkte es nicht unrealistisch.
Ich habe diesen Krimi fast in einem Rutsch verschlungen und freue mich auf den nächsten Fall mit Rocco Eberhardt und seinen Bekannten.

Fazit:
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Wieder ein fesselnder Krimi, diesmal um das Thema KI in der Medizin mit vielen überraschenden Wendungen und schlüssiger Auflösung.

Bewertung vom 11.08.2024
Neufeld, Vivien

Der Tag, an dem der Sommer zu Ende ging


ausgezeichnet

Lichtblicke in schweren Zeiten finden

Cover:
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Das Titelbild ist sehr schlicht gehalten, aber passt genau deshalb so gut. Denn bei der Flut im Ahrtal wurde alles durch die Wellen überschwemmt. Was mir auffiel, war der helle Lichtschimmer auf der rechten Seite. Für mich symbolisiert er Hoffnung und ein Stück Frieden. Und insgesamt ist es genau das, was das Buch sagen möchte: dass bei jeder Krise auch immer ein Hoffnungsschimmer zu finden ist.

Mein Eindruck:
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Ich selbst war zum Glück nur indirekt betroffen, aber lebe in unmittelbarer Nähe des damaligen Katastrophengebietes und habe einige der geschilderten Erlebnisse noch in Erinnerung gehabt.
Die Vermisstenmeldung des Schwagers war mir noch im Gedächtnis, und ich war neugierig, welche Geschichte sich dahinter verbirgt.
Frau Neufeld schreibt ihre Erlebnisse und Gefühle sowie den Umgang mit ihrem Mann zu dieser Zeit sehr intensiv und nachvollziehbar auf. Sie beschönigt nichts und obwohl man weiß, dass die Vermissten nicht lebend gefunden werden, spürt man dennoch eine Spannung beim Lesen. Man weiß erstmal nicht, wie der nächste Tag sein wird, welche (unangenehmen) Überraschungen das Leben bereithält.
Ich habe mitgelitten, mich selbst zurückerinnert und fühlte mich von der Autorin bei der Hand genommen. Besonders fasziniert aber war ich von dem Zusammenhalt und dem Rückhalt, den die Familie durch Angehörige und Freunde erfahren hat. Das war ein wichtiger Aspekt, der sie neben ihrem Glauben an Gott durch diese schwere Zeit getragen hat.
Vivien möchte sich trotz aller Trauer nicht davon vollständig einnehmen lassen, sondern immer auch eine positive Seite sehen. Sie schreibt jeden Tag die Dinge auf, für die sie dankbar ist, als einen hoffnungsvollen Gegenpol. Mir gefiel, wie sie und ihr Mann es geschafft haben, sich als Paar und als Familie mit ihren Kindern weiter zusammenzuraufen und sich von dem Leid und der Trauer nicht überwältigen zu lassen.

Generell konnte ich mich mit vielen ihrer Aussagen zum Thema Trauer häufig identifizieren.

"Ich merkte selbst, dass man es mir in meiner Trauer nicht recht machen konnte. Einerseits wollte ich nicht hören, dass ich stark war, und wollte manchmal nicht über die drei sprechen. An anderer Stelle wiederum schon. Selbst in der Zeit von Trauer gab es scheinbar Erwartungen der Gesellschaft oder anderer Trauernder daran, wie lange man zu trauern oder wie sich die Trauer zu äußern hatte. Es kam zwar niemand auf uns zu, um solche Erwartungen zu äußern, doch für mich fühlte es sich in einigen Momenten so an. In dieser Zeit wurde mir neu bewusst, dass man Menschen wirklich nur vor den Kopf und das Herz blicken konnte, niemals dahinter. Außer sie ließen andere an ihren Gedanken und Gefühlen teilhaben. Für mich persönlich fühlte es sich einfach falsch an, mit meiner Trauer öffentlich umzugehen, was bei Weitem nicht hieß, dass sie nicht stattfand. Nur eben anders als bei anderen. Ich dachte an Ellas Gedicht: »Ein jeder weint für sich. Der eine weint laut, den anderen hört man nicht.« Beides einfach unkommentiert stehen lassen zu können ist wahrscheinlich die größte Schwierigkeit, wenn mehrere Personen um dasselbe und doch ganz unterschiedlich trauern." (E-Book S. 126)

Nachdenklich hat mich gemacht, dass Viviens Schwiegermutter Ella offenbar eine Vorahnung hatte, was ihr bevorstand. So hat sie, als die Flut kam, noch die wichtigsten Ordner u. a. mit ihrem letzten Willen und den Bestattungsvorbereitungen in den ersten Stock in Sicherheit gebracht und ein Zitat in einem Buch markiert, dessen Kapitelüberschrift "Der Tag, an dem der Sommer zu Ende ging" diesem Buch seinen Namen gab: "Ich halt dich fest, wenn ein Sturm aus dem Nichts deine Welt aus den Angeln hebt. Das Leben, das du kanntest löst sich von Innen auf. Wenn dein Innerstes schreit, doch der Schmerz keine Worte hat, halte ich dich fest". (E-Book S. 77)

Mich hat das Buch sehr beeindruckt, nachdenklich gemacht, aber auch Hoffnung geschenkt.

Fazit:
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Eine sehr persönliche, emotionale, aber auch mutmachende Aufarbeitung der Ahr-Flut und ihrer Folgen.

Bewertung vom 11.08.2024
Feyerabend, Charlotte von

Seid nett aufeinander


ausgezeichnet

Viele Leben in einem gelebt

Gestaltung:
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Das Titelbild gefiel mir sofort. Es ist im Zusammenhang mit dem Titel leicht anzüglich und dennoch hintergründig gestaltet. Es macht scheinbar Anspielungen und ist doch harmlos. Und je mehr man in das Buch eintaucht, desto mehr merkt man, wie gut es zur Biografie dieser außergewöhnlichen Frau passt.

Im Innenteil befinden sich außerdem Karten zu den Schauplätzen der Handlung sowie im Anhang einige Fotos. So wird das Geschilderte noch besser veranschaulicht.

Inhalt:
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Beate Uhse ist den meisten vermutlich ein Begriff durch ihre Sex-Shops und -Kataloge.Dass diese Frau jedoch viel mehr Talente hat, sehr klug, humorvoll und vor allem mutig und durchsetzungsstark war, wissen wohl die allerwenigsten. In dieser Romanbiografie spürt Charlotte Feyerabend dieser Frau nach und lässt den Leser am Leben und Werdegang von Beate Uhse teilhaben.

Mein Eindruck:
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"Wie pflegte Lu zu sagen: An der Vergangenheit kleben zu bleiben, hindert einen nur daran, nach vorne zu schauen. So tat sie das, nach vorne schauen!" (E-Book S. 67)

Der Schreibstil gefiel mir sehr gut. Man war mitten im Zeitgeschehen. Es beginnt mit Beates Kindheit in Ostpreußen. Schon ihre Eltern waren sehr fortschrittlich in ihrer Denkweise, so war ihre Mutter eine der ersten Ärztinnen und hat Beate ermutigt, ihren Weg zu gehen. Beate ging an die berühmte "Schule am Meer". Sie war vom Fliegen begeistert und hat entgegen der damaligen Widerstände als eine von wenigen Frauen eine Pilotenausbildung gemacht und stieg sogar zur Kunst- und Einfliegerin mit riskanten (Test)flügen auf. Leider ist ihr erster Mann und damit ihre große Liebe im Krieg umgekommen, doch Beate hat sich mit Kleinkind durch die Kriegswirren geschlagen und in vielen anderen Dingen nicht unterkriegen lassen. Sie war in vielen Belangen ihrer Zeit voraus, wie z. B. beim Thema Aufklärung. Bei den vielen rechtlichen und privaten Streitereien war ich beeindruckt, wie sie es geschafft hat, immer wieder den Kampf aufzunehmen und erhobenen Hauptes aufzustehen. In Sachen Personalführung war sie auch schon sehr modern eingestellt. Vieles, was uns heute selbstverständlich(er) erscheint, war es damals noch nicht, doch Frau Uhse hat es bereits vorgelebt.

"Beate schüttelte ihren Kopf, als sie die Treppe in den ersten Stock zur Wohnung hochlief. Was sich in den Betten der Deutschen tat, war mehr Trauerspiel denn Freudenmarsch. Mehr Chopins Trauermarsch denn Beethovens Ode an die Freude. Ihr kam das Wort Geburtshilfe in den Kopf, und sie musste lachen, während sie an die Haustür klopfte. So hätte es ihre Mutter wahrscheinlich bezeichnet. Die Leute sollten sich locker machen, der Natur ihren Lauf lassen und genießen, wenn es an der Zeit dafür war. Sex war doch keine Einbahnstraße oder Soloveranstaltung." (E-Book S. 217)

Die Biografie ist packend geschrieben und gut recherchiert, was man anhand der vielen Fußnoten in den Kapiteln sehen kann. Ich empfand diese jedoch nicht als störend, sondern sie haben am Ende eines Abschnitts die Handlung noch untermauert und mich zu weiteren Recherchen verleitet. Etwas traurig war ich, dass die Biografie nur bis zu einem bestimmten Zeitpunkt erzählt wurde. Zwar hat die Autorin ihre Beweggründe hierfür im Nachwort erläutert, dennoch habe ich ungern Abschied von Beate genommen.

Schön sind auch ein paar Rezepte zu Gerichten aus der Geschichte. Dies sowie die Karten und Anmerkungen haben den Roman für mich noch rund gemacht.

Fazit:
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Packend und anschaulich geschriebene Romanbiografie einer beeindruckenden, mutigen Frau, die ich bisher unterschätzt habe.

Bewertung vom 11.08.2024
Horowitz, Anthony

Mord stand nicht im Drehbuch


sehr gut

Wenn ein Krimiautor selbst zum Verdächtigen wird - Hawthornes 4. Fall

Gestaltung:
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Zwar konnte ich das Titelbild nicht direkt mit dem Inhalt in Einklang bringen, aber es passt optisch zum Rest der Reihe und vermittelt eine leicht düstere Atmosphäre. Durch die eindringende Helligkeit im Tunnel wirkt es jedoch nicht sehr bedrohlich. Genau das passende Mittelmaß für einen weiteren britischen Cosy Crime à la Horowitz. Als Hardcover mit Schutzumschlag ist das Buch wieder sehr wertig. Nur ein Lesebändchen fehlt, um die Sache rund zu machen. Beim Vorgängerband befand sich eine Karte vom Geschehen, hier wäre eine von London wünschenswert gewesen mit den wichtigsten Schauplätzen des Krimis.

Inhalt:
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"Ich hatte mir vorgenommen, die Titel zu einem grammatischen Puzzle zu arrangieren. Ich war schließlich kein Detektiv, sondern Schriftsteller. Das erste Buch hieß The Word is Murder, das zweite The Sentence is Death und das dritte A Line to Kill. Ich war richtig stolz auf diesen Einfall gewesen. Aber wie sollte es weitergehen? Life comes to a full Stop? Das würde schon in Amerika nicht funktionieren. Die Amis haben ja keine Punkte, sondern »Perioden«. Nein, nein. Die Serie war als Trilogie angelegt, und dabei sollte es bleiben." (S. 15)

Eigentlich wollte der Autor Horowitz nur eine Trilogie über den Privatermittler Daniel Hawthorne schreiben. Die Anfragen Hawthornes nach einer Fortsetzung verneint er entschieden, da er sich aktuell lieber seinem neuen Projekt "Mindgame" widmet, einem Theaterstück angelehnt an einen Roman von Agatha Christie. Doch die Kritiken nach der Premiere sind nicht gut. Besonders eine Kritikerin verreißt das Stück heftig - und wird am nächsten Morgen tot in ihrer Wohnung aufgefunden. Verdächtig: Anthony Horowitz! Denn es gibt viele Indizien, die auf ihn als Täter hinweisen. Doch er ist sich (fast) sicher, dass er es nicht war, auch wenn er sich an einen Teil der Tatnacht nicht eindeutig erinnert. Der Einzige, der jetzt noch helfen kann, ist natürlich Hawthorne.

Mein Eindruck:
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"Ewan warf einen Blick auf die Uhr. »Ich hole Jordan. Wir treffen uns in zehn Minuten im Vaudeville...«
Ich hätte nicht hingehen sollen. Ich wäre viel besser dran gewesen, wenn ich meinem Instinkt gefolgt und mit meiner Familie nach Hause gegangen wäre. Dann wäre alles anders gekommen. Aber das weiß man natürlich nie vorher. Deshalb ist das Leben so anders als ein Roman. Jeder Tag hat seine eigene Seite und man kann nicht einfach vorwärtsblättern, um zu sehen, was kommt." (S. 48)

Ich kenne die Reihe (noch) nicht vom Anfang, ich bin mit dem Vorgängerband eingestiegen und war begeistert. Dieser endete mit einem Cliffhanger und ich hatte erwartet, dass dieser Roman daran anknüpfen würde. Nun, er tat es nicht. Stattdessen befinden wir uns wieder in London und tauchen tief in die Theaterwelt ein. Es geschieht eine Weile nicht viel, man lernt alle Personen des Theaters und ihr näheres Umfeld kennen, bis dann der tatsächliche Mord passiert.
Die Ermittlungen gestalten sich schwierig, da fast jeder ein Motiv hat und sich zum einen die Frage stellt, wer der Täter/die Täterin ist und welche Gründe dafür sprechen, die Spuren auf Horowitz zeigen zu lassen. Dabei gerät erstmal das Theaterumfeld in den Fokus. Doch nach und nach weiten sich die Ermittlungen aus und Geheimnisse aus der Vergangenheit bestimmter Verdächtiger sowie Verknüpfungen mit dem Fall aus Agatha Christies Roman rücken in den Vordergrund. Die Auflösung ist klassisch wie bei Christie: Der Täter wird gestellt, während sich alle Verdächtigen in einem Raum befinden.

Wie auch im Vorgängerband verschwimmen hier die Grenzen zwischen dem realen Autor und seiner gleichnamigen Romanfigur. In die Krimihandlung sind viele ironische Seitenhiebe auf Literatur und auf die Theaterbranche eingewoben, sodass neben der Spannung der Humor nicht zu kurz kommt. Auch werden wieder weitere persönliche Aspekte des undurchsichtigen Hawthornes bekannt. Ich hoffe immer noch, dass am Ende der Reihe alle Fäden zusammengeführt werden und auch der Cliffhanger aus Band 3 eine Auflösung erfährt.
Der Schluss des Buches ist vielversprechend: Demnach dürfen wir uns noch auf drei weitere Bände freuen!
Im Vergleich zu "Wenn Worte töten" plätscherte die Handlung aber zeitweise etwas vor sich hin, weshalb ich einen Punkt Abzug gebe.

Fazit:
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Dieser Fall von Hawthorne ist wieder spannend und humorvoll - diesmal mit Seitenhieben auf die Theaterbranche und leider mit kleinen Längen

Bewertung vom 31.07.2024
Minnameier, Christoph

Lua Luftwurzel - Silberelfen fängt man nicht


ausgezeichnet

Lua, die clevere und mutige Silberelfe

Inhalt:
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Malicia Warzenbuckel ist eine Hexe sowie eine hochangesehene Fabelwesen-Händlerin.Doch in letzter Zeit hat sie kaum ein Fabelwesen gefangen, sie ist mit ihrer Hausmiete im Rückstand und muss jeden Tag die gleiche fade Wurzelsuppe essen. Als zufällig die Silberelfe Lua Luftwurzel in ihre Falle geht, wittert sie das große Geschäft. Doch zuvor will sie Lua als putztüchtige Hauselfe abrichten, damit sie ihr mehr einbringt beim Verkauf. Doch Lua ist klug und will sich nicht beugen. Doch als Malicia durch den bösen Zauberer Zappaniel Zifferzank in Not gerät, ist Lua die Einzige, die ihr helfen kann.

Mein Eindruck:
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"Früher hatte sie noch beinahe jeden Tag ein Fabelwesen gefangen, manchmal sogar zwei. Sie war eine höchst angesehene Fabelwesen-Händlerin gewesen. Die feinsten und wichtigsten Leute hatten sie auf die luxuriösesten Feiern eingeladen, und die reichsten Hexen und Zauberer hatten Schlange gestanden, um eine von Malicia Warzenbuckels dressierten Haushaltshilfen zu ergattern. Aber mit der Zeit hatte sie immer weniger gefangen. Ob es daran lag, dass es einfach weniger Fabelwesen gab als früher? Oder daran, dass der Wald immer weiter abgeholzt worden war?"

Das Cover und die bunten handlungsbegleitenden Illustrationen haben meiner Tochter (10 J.) und mir gleich sehr gut gefallen. Das Buch ist in kurzen Kapiteln geschrieben, die Sprache ist altersgerecht und die Geschichte eignet sich gut zum Vorlesen oder auch Selberlesen im Grundschulalter.


Das Schöne ist, dass die beiden Hauptfiguren nicht den üblichen Klischees entsprechen, so ist Malicia als Hexe eher ein Durchschnittstyp, weder böse noch besonders gut veranlagt. Sie ist eher ein Mensch, der über die Runden kommen möchte und mit ihrem bisherigen Leben manchmal unzufrieden ist. Die Silberelfe Lua ist selbstbewusst und selbstbestimmt und lässt sich nicht so leicht unterkriegen. Sie hat ein gutes Herz für andere Tiere und gibt so schnell nicht auf.
Neben Hexensprüchen in Reimform wartet die Story mit vielen kleinen lustigen Details auf, die man so noch nicht in Märchen kennt und die uns zum Schmunzeln gebracht haben.
Außerdem vermittelt die Handlung einige moralische Aspekte, ohne mit dem erhobenen Zeigefinger zu drohen. Sie zeigt, dass Freunde wichtiger sind als Geld, man seine Fehler immer eingestehen und seine Meinung ändern kann und dass das Glück manchmal aus vielen kleinen Dingen bestehen kann.


Die Erzählung ist abgeschlossen, aber wir könnten uns einen weiteren Band mit Malicia, Lua und Co. sehr gut vorstellen und würden uns sehr über ein Wiedersehen freuen!

Fazit:
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Warmherzige Märchengeschichte mit Humor, schönen Illustrationen, einer mutigen Protagonistin und Botschaften über Freundschaft und Glück

Bewertung vom 18.07.2024
Weißmann, Eric

Mord unterm Reetdach / Kristan Dennermann ermittelt Bd.1


ausgezeichnet

Kristan Dennermann, der "Mister Marple der Immobilienbranche"

Cover:
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Das Titelbild wirkt für einen Krimi viel zu idyllisch. Man erwartet aber eher eine seichte Urlaubslektüre, es fehlt etwas Unheilvolles.

Inhalt:
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Immobilienmakler Kristan Dennermann soll das Haus eines älteren Einheimischen auf Sylt verkaufen.Als er gemeinsam mit einem Bekannten dort nach dem Rechten sehen will, stolpert er dank seines Hundes über die Leiche des Besitzers und wird dessen Mordes verdächtigt. Da er der Polizei nicht vertrauen kann und nachdem er auch noch geheimnisvolle Mails erhält, beginnt er selbst zu ermitteln. Doch damit begibt er sich in ungeahnte Gefahr, die er erst bemerkt, als es fast zu spät ist.

Mein Eindruck:
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"Man muss schon verdammt hart im Nehmen sein, um wolkenverhangene Himmel, extreme Temperaturschwankungen und peitschenden Wind zu mögen. Es sei denn, man ist bekennender Syltianer. Dann geht jedes Wetter, jede Jahreszeit. Aber man muss seinen Beruf wirklich lieben, leidenschaftlich lieben, um auf dieser meerumtosten teilverrückten Insel als Makler zu arbeiten. Auf mich trifft beides zu: Ich liebe Sylt, ich liebe meinen Beruf, und das seit mehr als fünfzehn Jahren."

Dies ist der erste Fall von Dennermann und gleichzeitig der erste Krimi des Autors. Dieser ist selbst Immobilienmakler auf Sylt und das merkt man beim Lesen. Zum einen erfährt man viel über die Insel, aber auch über die Immobilienbranche. So wirkt das Geschehen besonders authentisch. Auch der Ermittler Kristan Dennermann ist mir sehr sympathisch. Als Immobilienmakler vermag er "nicht nur Häuser, sondern auch Menschen zu lesen", wie er selbst sagt. Und er hat sein Herz auf dem rechten Fleck, denn Geld bedeutet ihm nicht alles bei der Immobilienvermittlung. Durch ein tragisches Schicksal hat er seine große Liebe verloren, seitdem hat er nicht nur ein Problem mit Liebesbeziehungen, sondern auch eine therapierte Schmerzmittelabhängigkeit. Beides macht ihm in diesem Fall immer wieder zu schaffen, dennoch ist dieser Krimi nie wirklich traurig oder dramatisch, sondern es ist stets eine Prise Humor und Situationskomik dabei. Besonders amüsante Momente sind auch dem Corgi "Prince of Wales" geschuldet. Dennoch wird es nie zu klamaukig, und die Ermittlungen stehen stets im Vordergrund.

Der Fall fängt eher harmlos an, aber durch die rätselhaften Mails und Anschläge auf Dennermanns Leben wird es schnell spannend und am Ende gibt es eine unerwartete, aber schlüssige Wendung.
Mir hat der erste Fall von Kristan Dennermann als "Mister Marple der Immobilienbranche" sehr gut gefallen und ich würde mich freuen, wenn weitere Fälle folgen würden.

Fazit:
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Gelungenes Krimidebüt über einen Immobilienmakler, der im Miss-Marple-Stil ermittelt: Mit Humor, Spannung und unerwarteten Wendungen.