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Test-LR

Bewertungen

Insgesamt 131 Bewertungen
Bewertung vom 12.04.2024
Die Kunst des Neuanfangs
Pfauth, Sarina;Kuder, Debora

Die Kunst des Neuanfangs


ausgezeichnet

Ein Neuanfang ist jederzeit möglich!

Gestaltung:
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Das Cover ist zwar schlicht, aber inspirierend. Das Rot hat mich an Herz und Leben erinnert, die Linien symbolisieren Höhenlinien wie auf einer Wanderkarte. Und darum geht es ja auch beim Thema Neuanfang, wie die Autorinnen selber schreiben: "Wie bei einer Wanderung ist es gut, sich ein Ziel im Leben und eine Route zu überlegen. Man muss überlegen, ob die Kraft reicht und wie man sie sich einteilt. Manchmal ist eine Pause nötig. Es ist gut, wenn man nicht alleine unterwegs ist.
Und wie bei einem Weg auf einen Gipfel ist das Leben voller Unsicherheit, Geröll und Klippen. Manchmal stolpert und fällt man, und dann steht man hoffentlich wieder auf. Man kann sich verlaufen und muss dann vielleicht umdrehen oder einen anderen Weg gehen als geplant." (Nachwort des Buches, S. 182f)

Als Hardcover ist das Buch sehr wertig, ein rotes Lesebändchen hätte es noch perfektioniert.

Inhalt:
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Neuanfang ist zunächst ein mächtiges Wort.Es gibt ihn in großem Stil und im Kleinen, zu manchem entscheiden wir uns bewusst, zu manchem werden wir gezwungen. Die beiden Autorinnen erzählen in diesem Buch über 13 Neuanfänge verschiedenster Art. Manche sind auch nur auf den zweiten Blick zu erkennen.
Die Kapitel sind so aufgebaut, dass zu Beginn eine kleine Einführung von den beiden Autorinnen mit Nennung des Namens und der Lebensumstände erfolgt, der Rest der Geschichte wird von der/den betroffenen Personen selbst erzählt. Mal sind es längere Lebensläufe, mal Interviews, bei manchen spielt der Glaube eine Rolle, bei anderen weniger. Doch eins haben alle Geschichten gemeinsam: Sie handeln von Menschen, die den Mut hatten, in einem oder mehreren Bereichen neu anzufangen.

Mein Eindruck:
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"Ich dachte lange, dass ein Neuanfang ein Punkt sei, an dem man neu beginnt. Aber ein Neuanfang kann auch etwas Schleichendes sein, ein richtig langer Prozess. Manchmal ist es vielleicht auch keine bewusste Entscheidung, und man fängt unbewusst an, etwas neu zu machen. Vielleicht wächst man auch einfach so hinein, statt den Startpunkt des Neuanfangs festzulegen. Es kann ja auch sein wie die Schleimspur einer Schnecke. Es wabert, aber im Rückblick sieht man: Jetzt bin ich ganz anders oder mein Leben ist ganz anders." (S. 100)

Das Buch empfand ich als sehr inspirierend. Zum einen gefiel mir der Betrachtungsumfang des Themas sehr gut. Es werden Gründe und Hindernisse für einen Neuanfang aufgeführt, die psychologische Seite wird betrachtet, aber auch, welche Rolle der christliche Glaube spielen kann (aber nicht muss!). Die interviewten Personen reden sehr offen und ehrlich über ihr (neues) Leben. Da bei den meisten der vollständige Name steht, habe ich einige von ihnen im Internet recherchiert, da ich gerne Bilder von Menschen habe. Ich hätte mir noch Fotos der Personen entweder in der jeweiligen Erzählung oder am Ende des Buches gewünscht.

Ich habe mir bei fast jedem Kapitel Textstellen herausgeschrieben und war begeistert über die vielen Denkanstöße, die darin zu finden waren! Ich werde mir das Buch sicher noch öfter zur Hand nehmen, weil es für (fast) jede Lebenslage eine motivierende Geschichte gibt. Sehr empfehlenswert!

Fazit:
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Ein sehr inspirierendes Buch, das ermutigt, das eigene Leben mehr in die Hand zu nehmen und Neues zu wagen.

Bewertung vom 12.04.2024
Liebe ist ganz anders
Schulz, Bernhard M.

Liebe ist ganz anders


sehr gut

Über die Liebe - Besondere Erzählungen

Meine Kurzmeinung:
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Das Titelbild zeigt eine Karikatur des Zeichners Fritz Wolf, die aus dem Buch stammt. Sie ist einerseits lustig, aber bei genauerem Hinsehen macht sie auch neugierig, wie dieses scheinbar unterschiedliche Paar miteinander verbunden ist. Es zeigt definitiv Humor und lädt zum Aufschlagen des Buches ein.

Diese Sammlung enthält insgesamt 36 Kurzgeschichten des Journalisten und Redakteurs Bernhard M. Schulz, der das Thema aus sehr verschiedenen Blickwinkeln betrachtet. Es geht nicht nur um Paarbeziehungen, sondern auch um Liebe in der Familie, Liebe zu seinen Mitmenschen allgemein oder die Liebe zu Gegenständen.

Ich war sehr überrascht von seinen Geschichten. Sie sind oft anders, als die jeweilige Überschrift vermuten lässt. Es gab eher tragische Geschichten, aber auch amüsante und humorvolle. Besonders gefallen haben mir vor allem die positiven Erzählungen wie "Die kleinen süßen Gräuel" oder "Der Weg zu Elske" mit einem Happy End. Aber es gab auch viele andere sehr gute.

Was allen Geschichten gemein ist, ist der genaue Blick auf das scheinbar Banale. Der Schriftsteller hat einen Sinn für die feinen Dinge im Leben und scheint eine gute Beobachtungsgabe zu haben, was mir sehr gefiel. Seine Erzählungen schaffen es, den jeweiligen Zeitgeist einzufangen. Man wird immer wieder überrascht, da sie oft anders verlaufen, als der Titel vermuten lässt.

Zur Einordnung der Geschichten ist es hilfreich, dass an ihrem Beginn das Entstehungsjahr genannt wird. Sie sind überwiegend in der Nachkriegszeit im Zeitraum 1950-1980 erschienen. Häufig wird das Nachwirken des Krieges auf die Gesellschaft geschickt in die Handlungen eingebaut, dieses zentrale Thema war dem Autor immer wieder ein Bedürfnis. Dennoch gewinnt es nicht die Oberhand, und das Zwischenmenschliche bleibt im Vordergrund.
Vor jeder Erzählung ist immer eine Schwarz-Weiß-Karikatur von Herrn Wolf eingefügt. Diese hat häufig auf den ersten Blick nicht direkt mit der ihr nachfolgenden Geschichte zu tun, lockert die Sammlung aber auf und manche Zeichnungen bringen einen zum Schmunzeln und Sinnieren.

Mir gefiel diese Mischung außergewöhnlicher Kurzgeschichten rund um die Liebe samt den Illustrationen sehr gut. Ich freue mich darauf, weitere Werke des Autors zu lesen.

Fazit:
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Außergewöhnliche Kurzgeschichtensammlung über die Liebe im weiteren Sinne mit oft humorvollen Illustrationen gemischt

Bewertung vom 11.04.2024
Paris Requiem
Lloyd, Chris

Paris Requiem


sehr gut

Eddie Girals zweiter Fall

Cover:
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Das Titelbild empfand ich als sehr stimmungsvoll. Der Eiffelturm als Pariser Wahrzeichen in düsteren Tönen sowie die alte Straßenlaterne im Vordergrund verbreiten historischen Flair.

Inhalt:
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Wir schreiben das Jahr 1940, Paris ist seit 3 Monaten von den Deutschen besetzt.Inspecteur Eddie Giral wird zu einem Mord gerufen: Der Tote wurde in einem geschlossenen Nachtclub gefunden. Besonders markant: Dem Opfer wurde der Mund zugenäht. Und Eddie kennt den toten Mann. Er hatte ihn selbst ins Gefängnis gebracht und er hätte eigentlich noch nicht entlassen sein dürfen. Bei seinen Ermittlungen stößt Eddie zunehmend auf Ungereimtheiten, wird von der Gestapo, Verbrechern und Anderen verfolgt und gerät dabei immer mehr in die Zwickmühle, wem er trauen kann und auf welche Seite er sich schlagen muss. Denn nicht nur sein Leben, sondern auch das seines Sohnes ist in Gefahr.

Mein Eindruck:
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Dieser Krimi ist der zweite Fall von Inspecteur Giral, aber für mich war es der erste. Zwar werden einige Dinge aus dem ersten Teil aufgegriffen, aber die Beziehungsverflechtungen werden gut innerhalb der Handlung erläutert, sodass ich keine Probleme hatte, dem Geschehen zu folgen. Die Geschichte ist aus der Ich-Perspektive von Giral erzählt. Vom Stil her hat es mich ein wenig an die Philip Marlowe-Reihe erinnert und das gefiel mir gut. Der Fall ist sehr spannend, da es viele Ungereimtheiten und viele unterschiedliche Parteien gibt, die eine Rolle spielen. Erst ganz am Ende werden die Zusammenhänge deutlich. Nebenher bekommt man auch gute Einblicke in das Leben der Pariser zur damaligen Zeit: die Denunziation von Juden, die Knappheit der Lebensmittel, das zwiespältige Verhältnis der Pariser zu den Deutschen und das der deutschen Truppen untereinander sowie die Rolle von dunkelhäutigen Menschen zu dieser Zeit. Der historische Flair ist hier sehr gut eingefangen worden.

Eddie war mir trotz seiner ehemaligen Drogenabhängigkeit und dem schwierigen Verhältnis zu Frauen durch seine ironische Denkweise sehr sympathisch. Aber ich mochte auch seinen Partner Boniface, der sein Dasein als Frauenheld und Charmeur gut dazu nutzt, um an Informationen zu kommen. Der Fall war anfangs sehr undurchschaubar und von vielen Wendungen durchzogen, was dazu führte, dass ich den Roman kaum aus der Hand legen konnte. Ich wollte außerdem ungern Abschied von Eddie nehmen. Dennoch gebe ich einen Punkt Abzug, weil ich das Gefühl hatte, man hätte die Handlung etwas mehr straffen können, die Ermittlungen kamen an einigen Stellen nur schleppend voran. Das ist zwar realistischer als eine schnelle Falllösung, hat stellenweise aber auch meine Geduld strapaziert.

Fazit:
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Spannender Krimi zur Zeit des Zweiten Weltkriegs mit viel historischem Flair und einem sympathischen Ermittler

Bewertung vom 11.04.2024
Das Mörderarchiv
Perrin, Kristen

Das Mörderarchiv


ausgezeichnet

Tante Frances und ihre vorausgesagte Ermordung

Cover:
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Das Titelbild hat mich sofort angesprochen. Der rosa Oldtimer vor dem Umriss eines alten Gemäuers verspricht einen altmodischen Cosy Crime aus Großbritannien. Der Oldtimer wird auch später im Fall noch eine Rolle spielen. Somit passt das Cover sehr gut!

Inhalt:
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«Ich sehe … ich sehe bleiche Knochen in deiner Zukunft.» Mit düsterem Blick verkündet Madame Peony Lane die ersten Worte jener Weissagung, die Frances Adams’ gesamtes Leben bestimmen wird."

Als Annie von ihrer schrulligen Tante Frances auf deren Landgut eingeladen wird, um sie "über die Verantwortlichkeiten in Kenntnis zu setzen, die mit Ihrer Funktion als Alleinerbin von Ms Adams’ Grundbesitz und Vermögen einhergehen", ist sie überrascht. Bisher kannten weder sie noch ihre Mutter Tante Frances besonders gut. Es kommt Annie jedoch sehr gelegen, da sie sich gerade als Krimiautorin versucht, aber beim Schreiben nicht so erfolgreich ist wie gewünscht. Eine kleine Auszeit täte ihr gut.

Doch als Annie dann eintrifft, ist leider der Ernstfall schon eingetreten und Tante Frances liegt tot auf dem Boden in ihrem Haus: Offenkundig starb sie keines natürlichen Todes. Gemäß ihrem Testament hat sie dies bereits geahnt, denn auf einem Jahrmarkt wurde ihr einst prophezeit, dass sie eines Tages ermordet wird. Daher soll ihr gesamtes Vermögen demjenigen gehören, der es schafft, in einer Woche den Mörder von Tante Frances zu finden. Während Annie mit den Ermittlungen beginnt, vor allem motiviert davon, durch das Tagebuch ihre Tante post mortem besser kennenzulernen, bekommt sie jede Menge Konkurrenz von Leuten, die nach dem Vermögen trachten und einiges zu verbergen haben.

Mein Eindruck:
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Das Buch hatte mich von Beginn an in den Bann gezogen. Die Handlung ist abwechselnd in Passagen von Frances' Tagebuch in der Vergangenheit und den Ermittlungen von Annie in der Gegenwart erzählt. Dabei werden beide Stränge bis zum Finale immer enger zusammengeführt, da Annie das Tagebuch in unterschiedlichen Abschnitten liest. Anfangs hat der Leser noch einen Wissensvorsprung, der sich jedoch verringert, je weiter die Geschichte fortschreitet. Gegen Ende ist man auf dem gleichen Wissensstand wie Annie, doch auf die Auflösung wäre ich nicht gekommen. Das Finale ist nochmal richtig spannend und der Fall wird schlüssig gelöst.
Die Charaktere haben mir alle sehr gut gefallen. Annie ist eine eigenständige und mutige Person, die sich auch von dem ermittelnden Inspektor nicht so leicht aus dem Konzept bringen lässt. Obwohl sich da offenbar mehr als Sympathie zwischen den beiden ergibt, lässt sie sich von ihm nicht in die Karten schauen. Dieser Krimi hat alles, was ein guter britischer Cosy Crime braucht: Das Setting eines alten Landguts, skurrile und teilweise unheimliche Charaktere, die alle ihre Geheimnisse haben, eine sympathische Ermittlerin, eine Prise Humor und durchgehende Spannung durch die beiden Erzählebenen, die am Ende geschickt zusammengeführt werden. Ich freue mich schon auf den geplanten zweiten Teil, der leider erst nächstes Jahr auf Deutsch erscheinen wird.

Fazit:
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Spannender britischer Cosy Crime mit ungewöhnlichen Ermittlungen, überraschenden Wendungen und einer sympathischen Protagonistin.

Bewertung vom 24.03.2024
Reichenau - Insel der Geheimnisse
Benedikt, Caren;Ebert, Sabine;Hurst, Heidrun

Reichenau - Insel der Geheimnisse


ausgezeichnet

Die Geschichte einer Insel wird lebendig

Gestaltung:
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Das Buch ist ein festes Hardcover (ohne Schutzumschlag), bei dem der Titel in goldenen Buchstaben leuchtet. Vorne sieht man in edlen Rottönen das Kloster Reichenau. Im Innenteil erwartet den Leser jeweils zu Beginn und am Ende eine alte Karte der Insel in Farbe. Die Kapitelanfänge sind mit grauen Schnörkeln versehen, sodass der historische Hauch zu spüren ist. Wenn jetzt noch ein goldenes oder rotes Lesebändchen dabei gewesen wäre, wäre es perfekt. Dennoch konnte mich das Buch bereits optisch überzeugen.

Inhalt und Eindruck:
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In diesem Buch lassen 8 bekannte Autoren und Autorinnen in 10 Kurzgeschichten die Vergangenheit der Insel Reichenau im Bodensee lebendig werden. Besonders gefallen hat mir, dass das Inhaltsverzeichnis als eine kurze Chronik gestaltet war, in der die Geschichten passend eingegliedert wurden. So hatte man von der zeitlichen Abfolge direkt einen guten Überblick.
Ich lese wenig historische Romane und die meisten Autoren kannte ich nur vom Namen her. Ich war erstaunt, wie flüssig und anschaulich die Erzählungen geschrieben waren und muss gestehen, dass ich unterschiedliche Stile zwischen den Kapiteln kaum wahrgenommen habe. Das liegt sicher auch daran, dass verschiedenartige Perspektiven gewählt wurden und die einzelnen Geschichten für sich stehen und unabhängig voneinander gelesen werden können. Mal geht es um die Perspektive von Mönchen und ihre Klosterinterna, mal um arme Fischer und ein anderes Mal auch um einen großen Herrscher mit seiner Frau. Manche sind humorvoll, manche tragisch, aber alle sind sehr unterhaltsam.
Ich war bisher nur einmal auf der Reichenau und war erstaunt, wie wenig ich bis dato über die Insel wusste. Die Historie wurde hier vor meinen Augen lebendig und ich habe viel gelernt und mich gleichzeitig bestens unterhalten gefühlt.
Ich kann dieses Buch allen Geschichtsinteressierten, aber auch allen, die mehr über die Region der Reichenau erfahren möchten, sehr ans Herz legen!

Fazit:
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Zehn lebendig geschriebene und lehrreiche Kurzgeschichten über die Insel Reichenau - sehr empfehlenswert!

Bewertung vom 06.03.2024
An den Ufern des Orowango
Reifenberg, Frank Maria

An den Ufern des Orowango


ausgezeichnet

Freundschaft wider Rassismus

Gestaltung:
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Das Cover sieht schon ganz nach Abenteuer aus. Die Farbgestaltung erinnerte mich ein wenig an die alten Romane von Tom Sawyer, und von der Zeitepoche passt das auch. Im Buch gibt es noch ein paar wenige, sehr hübsche Schwarz-weiß-Illustrationen, die die vier Hauptteile der Handlung voneinander trennen. Die Kapitelüberschriften sind nummeriert und mit Schnörkeln versehen. Besonders die Karte zu Beginn und am Ende des Buches, in der man die Reise der beiden Jungen mitverfolgen kann, gefiel mir. Insgesamt ist die Gestaltung des Hardcovers sehr ansprechend.

Inhalt:
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Im Jahr 1895 lebt der 14-jährige Gustav in einem fiktiven Vorort von Hamburg auf dem Hof seines herrischen Onkels. Seine Mutter ist gestorben und sein Vater im Kongo auf einer Mission verschollen. Sein Alltag ist eintönig, doch das ändert sich, als ein Zirkus in die Stadt kommt. Die Hauptattraktivität ist eine Ausstellung von "echten Kannibalen aus Afrika". Einer von ihnen kann jedoch entkommen. Er heißt Kulu, ist im gleichen Alter wie Gustav und kommt aus dem Gebiet, in dem Gustavs Vater zuletzt war. Die beiden Jungen freunden sich an und begeben sich auf eine abenteuerliche Reise in den Kongo. Kulu, um in seine Heimat zurückzukehren, und Gustav, um seinen Vater zu suchen. Werden sie gemeinsam die Gefahren überwinden und am Ende Erfolg haben?

Mein Eindruck:
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"Der Mensch als solcher kann ein Teufel oder ein Engel sein. Ob er dabei auch noch Mann oder Frau, reich oder arm, schwarz oder weiß oder gelb oder rot im Gesicht ist, ob er zum großen Allah oder zum lieben Gott betet oder ob er lieber Sauerkraut stampft oder Pfeife raucht, ist ganz egal." (S. 18)

Mir gefiel die Idee sehr gut, anhand einer Abenteuergeschichte zu erzählen, woher bestimmte rassistische Begriffe und Vorstellungen kommen, wie diese geprägt wurden und leider unreflektiert bis heute noch erhalten sind. Dass es sogenannte Menschenzoos gab, in denen indigene Völker zur Schau gestellt und ihre "Wildheit" demonstriert wurde, war mir schon bekannt. Aber das Ganze bekommt in dieser Geschichte ein Gesicht. Durch Kulu und die Ungerechtigkeiten, die ihm widerfahren, spürt man als Leser jedes Mal deutlich, wie es sich anfühlt, als "Neger" behandelt zu werden bzw. als Tier oder Sache statt als Mensch.
Die Handlung ist sehr spannend erzählt. Man fiebert mit den beiden mit und die Kapitel sind so gestaltet, dass am Ende oft Cliffhanger sind und man einfach immer weiterlesen möchte. Der Alltag der Menschen damals wird spürbar und man erhält Einblicke in die Seefahrt und auch in das Leben auf unterschiedlichen Kontinenten, da die Jungen eine recht weite Strecke über mehrere Länder zurücklegen müssen. Auch eine kleinere Kriminalgeschichte wird in die Handlung eingewoben, die zusätzliche Spannung erzeugt. Passend zur damaligen Zeit werden auch ein paar Momente geschildert, die aus heutiger Sicht grausam erscheinen. Aber diese Stellen sind notwendig, denn sie verleihen der Geschichte Authentizität und sind so kurz gehalten, dass Kinder damit umgehen können.
Besonders hat mir die stetig wachsende Freundschaft der beiden Jungen gefallen und dass man eine gute Vorstellung davon bekommt, wie das Eindringen "des weißen Mannes" in die Welt der indigenen Völker gewirkt hat und welche Spuren der Kolonialismus bis heute hinterlassen hat. Hierzu ist das Nachwort von Demba Sanoh sehr hilfreich, in dem die wichtigsten Fakten zu diesem Thema noch einmal zusammengefasst werden.
Ich habe das Buch mit meiner 10-jährigen Tochter gelesen, der es ebenso gefallen hat wie mir. Ich empfehle dieses Buch Kindern ab 10 Jahren, aber auch Jugendlichen und Erwachsenen, die daran ihre Freude haben und noch einiges dazu lernen werden.

Fazit:
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Spannende und gleichzeitig lehrreich geschriebene Abenteuer-Freundschaftsgeschichte über den Kolonialismus und seine Auswirkungen bis heute

Bewertung vom 06.03.2024
Programmieren für Kids - Lerne HTML, CSS und JavaScript
Whitney, David

Programmieren für Kids - Lerne HTML, CSS und JavaScript


sehr gut

Programmieren mithilfe von spannenden Missionen

Kurzmeinung:
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Anhand der Geschichte, wie Prof. Bairstone und sein Team den legendären Mönchsdiamanten gefunden haben, lernt man, wie man mit HTML, CSS und JavaScript eine Webseite mit Passwortschutz erstellt, eine App und ein Spiel programmiert. Dieses Projekt ist in 6 Missionen aufgeteilt, die aufeinander aufbauen.

Mir gefiel es gut, dass durch die Geschichte rund um den Fund von Prof. Bairstone das Thema lebendig wurde. Die Neugier war geweckt und der Sinn für jede einzelne Programmiermission war von Anfang an klar. So hatte man immer ein Ziel vor Augen und konnte etappenweise vorgehen.
Zu Beginn des Buches werden die Grundlagen kurz erklärt: Programmiersprachen, die Bedeutung von "App", Begriffe des Internets (Browser, Webserver, Webseiten etc.), Aufbau und Gestaltung einer Webseite und erste Code-Skills.

Jede Mission beginnt mit einer kurzen Einführung, in der ein weiterer Teil der Geschichte erzählt und das Missionsziel erläutert wird. Dann werden nach und nach die Befehle erklärt und man baut Stück für Stück seinen Code auf. Super sind die vielen Tabellen, Grafiken und Merkboxen sowie das Befehlsregister am Ende. So prägt sich der neue Stoff gut ein und man kann schnell etwas nachschlagen.

Das Buch ist für Kinder ab 9 Jahren gedacht. Diese sollten auf jeden Fall eine gute Portion Frustrationstoleranz und Ausdauer besitzen. Meiner Tochter hatte dies nicht, daher habe ich dann weitergearbeitet. Ich hatte bisher schon ein wenig Programmiererfahrung, aber in diesem speziellen Bereich noch nicht. Ich fühlte mich von Anfang an gut mitgenommen und kann bestätigen, dass das Buch auch für erwachsene Programmieranfänger geeignet ist, besonders wegen der vielen optischen Hervorhebungen. Dagegen sind einige Bücher für Erwachsene in diesem Bereich eher trocken und langweilig formuliert. Wer visuell besser lernt, ist hier gut aufgehoben. Ob man die Art der Illustrationen mag, ist Geschmackssache. Mir waren sie einen Tick zu modern und kantig, aber das hat den Spaß beim Programmieren nicht beeinflusst.
Ich hatte erwartet, dass man eine Datei zu Beginn hat, die man im weiteren Verlauf sukzessive ausbaut und mit Elementen anreichert. Aber in jeder Mission wird mit der gleichen Datei angefangen und dann nur das neue Element eingefügt. Das hat natürlich den Vorteil, dass sich keine Folgefehler einschleichen können. Aber der Nachteil ist, dass man immer eine neue Datei erstellen muss und nur das jeweils neue Element darin hat. Erst am Ende der Übung kommt dann alles zusammen.
An dieser Stelle sollte positiv erwähnt werden, dass man die einzelnen Codes der Seiten auf der Internetseite des Verlages (Links im Buch) herunterladen kann. So kann man besser vergleichen, wo ggf. die Fehler liegen und auch besser zwischen den Übungen springen und ausprobieren.
Im Laufe der Zeit wird der Stoff schon recht viel. Es schlichen sich bei mir immer mehr Syntaxfehler ein und ich musste öfter nachschlagen. Ich hätte es hilfreich gefunden, zum Üben in jedem Kapitel noch ein paar Alternativen zu haben, damit man den Stoff besser vertiefen kann, bevor man zur nächsten Mission übergeht.
Das ist der kleine Schwachpunkt an diesem Buch: Es wird zu schnell komplex und zu viel Stoff und das Vertiefen zwischendurch bleibt auf der Strecke. Da muss man selbst kreativ werden und ein paar Alternativen überlegen.

Fazit:
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Ein empfehlenswertes Buch für den ersten Einstieg in die Welt der Programmierung, auch für Erwachsene!

Bewertung vom 28.02.2024
Grenzfall - In den Tiefen der Schuld / Jahn und Krammer ermitteln Bd.4 (eBook, ePUB)
Schneider, Anna

Grenzfall - In den Tiefen der Schuld / Jahn und Krammer ermitteln Bd.4 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Das rätselhafte Verschwinden einer Polizistin

Cover:
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Das Titelbild zeigt den See, der eine wesentliche Rolle in diesem Roman spielt. Das Ganze wirkt düster und bedrohlich und mit dem Band quer in der Mitte passt es optisch sehr gut zur Grenzfall-Reihe.

Inhalt:
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Chefinspektor Bernhard Krammer vermisst seine Kollegin Roza Szabo. Sie ist ohne persönliche Sachen plötzlich aus dem Polizeirevier gerannt und spurlos verschwunden. In ihrer Wohnung treffen die Ermittler auf einen toten Mann mit Tauchermaske über dem Kopf. Hat Roza etwas mit seinem Tod zu tun und wo ist sie? Die Recherche führt Krammer von seinem Revier in Innsbruck über die Grenze nach Deutschland zum Walchensee. Dort hilft ihm seine Tochter Alexa, die ebenfalls Polizistin ist, und ihr Kollege Florian Huber bei der Ermittlung. Sie stoßen dabei auf weitere Todesfälle und viele Ungereimtheiten. Auch sie selbst geraten in Gefahr und begreifen erst spät die gesamte Tragweite dieses Falles.

Mein Eindruck:
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"Jemand lag dort, mitten im Wohnzimmer. Der Statur nach zu urteilen definitiv ein Mann. Rasch bückte er sich, überprüfte den Puls. Der Parfümgeruch, den der Körper verströmte, nahm ihm dabei fast den Atem. Doch es war zu spät, um Hilfe zu leisten. Das Bild, das sich ihm bot, war verstörend. Nicht nur, weil das Gesicht des Mannes komplett von einer schwarzen Tauchermaske verdeckt war, die ihn wie eine Figur aus Star Wars wirken ließ. Eine Kamera war daran angebracht, an der ein Licht rot blinkte. Doch am meisten irritierte Krammer, dass quer über dem Glasvisier mit pinkfarbenem Lippenstift etwas geschrieben stand: In Liebe, Krisztina."

Ich habe diese Serie von Beginn an verfolgt und somit hatte ich keine Probleme in das Geschehen einzusteigen. Dieser Fall schließt zeitlich unmittelbar an den vorherigen an und die Vater-Tochter-Beziehung zwischen Krammer und Alexa entwickelt sich im Laufe der Reihe weiter. Man könnte diesen Band sicher auch unabhängig von den Vorgängern lesen. Ich würde es aber nicht empfehlen, denn die Reihe lebt auch von den persönlichen Verflechtungen der Ermittler. Auch in diesem Band erlebt der Leser die Handlung aus der allgemeinen Erzählperspektive, die sich mit der einer unbekannten Person abwechselt, die Einblicke in ihre Vergangenheit gibt. Ob es sich dabei um Täter- oder Opfersicht handelt, wird erst spät klar.
Mich hat die Handlung von der ersten bis zur letzten Seite durchweg gefesselt. Die unterschiedlichen Erzählebenen, die vielen mysteriösen Todesfälle und rätselhafte Vorfälle haben die Spannung permanent aufrechterhalten. Ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen. Im Verlauf der Geschichte entwickelte ich eine leise Ahnung über die möglichen Zusammenhänge. Doch die konkrete Auflösung, in der alle Puzzleteile endlich ihren Platz fanden, hat mich in einigen Punkten noch überrascht. Das Thema grenzüberschreitende Kriminalität wie Drogen-, Waffen- oder Menschenhandel, vor allem aus osteuropäischen Ländern nach Österreich und Deutschland, spielt hier auch eine Rolle. Die kleinen Einblicke, die man in die Aufklärungsarbeit solcher Verbrechen erhält, sind sehr eindrücklich geschildert. Des Weiteren bekommt man die Region um den Walchensee nahegebracht, was ich sehr interessant fand.
Mir gefiel auch die Weiterentwicklung der Protagonisten sehr gut. Es gab immer noch Momente, in denen ich Alexa und Bernhard gerne einfach geschüttelt hätte, aber insgesamt machen sie Fortschritte, sowohl ihre Persönlichkeitsentwicklung als auch ihre Vater-Tochter-Beziehung betreffend.
Das Ende des Buches ist gleichzeitig ein Cliffhanger für Band 5, auf den ich mich schon sehr freue.

Fazit:
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Von der ersten bis zur letzten Seite fesselnder Deutschland-Österreich-Krimi - bisher der beste dieser Reihe.

Bewertung vom 27.02.2024
Er rief mich aus der Dunkelheit
Huck, Elizabeth Tamang Lama

Er rief mich aus der Dunkelheit


ausgezeichnet

Durch den christlichen Glauben gerettet

Gestaltung:
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Das Titelbild hat mich direkt angesprochen. Im Vordergrund sieht man die Autorin, deren Gesicht hell beschienen wird und die glücklich und sehnsuchtsvoll in die Ferne blickt. Im Hintergrund leuchtet das Himalaya-Gebirge, unten im Tal kann man im Dunklen eine Siedlung erkennen. Das Bild ist symbolisch für den Inhalt und strahlt eine Kraft und Zuversicht aus, dass ich neugierig auf die Biografie der Autorin wurde. Die Kapitel sind zwischendurch mit einem kleinen Sonnensymbol unterteilt und im mittleren Teil befinden sich 8 Seiten mit Farbfotos. Es ist ein Hardcoverbuch und wunderschön gestaltet.

Inhalt:
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Maina ist das achte Kind ihrer Eltern und eins von überwiegend Mädchen, die in der nepalesischen Kultur leider als minderwertig angesehen werden. Kurz nach ihrer Geburt stirbt ihr Vater an einer Krankheit und ihr als zuletzt Geborenen wird die Schuld daran gegeben. Angeblich lastet ein Fluch auf ihr. Sie wächst ohne die Liebe der Mutter auf, die nach diesem Schicksalsschlag zur Alkoholikerin wird. Doch sie hat das Glück, Geschwister zu haben, die ihr von Gott erzählen und ihr ermöglichen, in die Schule zu gehen. Und dann trifft sie auf einen Mann, der auch Christ ist und es gut mit ihr meint. Doch das Schicksal schlägt erneut zu und Maina, die sich jetzt Elisabeth nennt, fühlt eine tiefe Dunkelheit. Doch mit ihrem Glauben und Gottes Hilfe findet sie aus dem dunklen Tal und lebt heute glücklich als Missionarin mit ihrer neuen Familie in Deutschland.

Mein Eindruck:
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"Von außen sieht es aus, als führten wir Nepalesen ein Leben im inneren Frieden, doch die innere Dunkelheit ist unvorstellbar groß. Ich selbst dachte lange Zeit, ich sei von den Göttern verflucht und eine Schande für meine Familie…«" (S. 14)

Mich hat das Buch von Anfang an gepackt. Die Autorin erzählt authentisch, aber auch mit wohlwollendem Blick von ihrem Land. Ihre Kindheit war sehr hart und geprägt von dem Glauben an die hinduistischen Götter. Viele Nepalesen sind Anhänger des Hinduismus oder Buddhismus und für viele Schicksalsschläge werden Schuldige gesucht. Das Christentum ist offiziell geduldet, aber das Ausleben und Weitererzählen des christlichen Glaubens verboten. Vor diesem Hintergrund ist es ein Wunder, dass es doch viele Nepalesen gibt, die dem Christentum angehören und auch die Geschwister von Maina gehören dazu. Dadurch wird der Familie und später auch der Mutter ein neuer Weg aufgezeigt, mit ihrem Leben umzugehen. Für Elisabeth entsteht dadurch die Möglichkeit, auf die Schule zu gehen und raus aus der Armut zu kommen.
Ich habe mit Staunen verfolgt, wie stark diese Frau ist, dass sie ihren Weg immer weiter geht und welche Wunder Gott in ihrem Leben immer wieder bewirkt hat, um ihr diesen Weg zu ebnen.
Besonders gut haben mir die Infokästen innerhalb der Lektüre gefallen, in denen passend zum Erzählten Hintergrundinfos zu Nepal und der Missionsarbeit eingeflochten wurden. So konnte man das Erzählte besser im Gesamtkontext verstehen.

Fazit:
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Eindrucksvoll geschriebenes Buch von einer mutigen und bewundernswerten Frau. Man erfährt viel über Nepal und die Herrnhuter Missionsarbeit.

Bewertung vom 27.02.2024
Ahrensmord 2

Ahrensmord 2


ausgezeichnet

Wieder ein mörderisches Vergnügen in Ahrensburg!

Gestaltung:
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Das Cover passt mit dem Schriftzug und der zersplitterten Scheibe gut zu Teil 1. Der Wiedererkennungseffekt ist gegeben und es ist klar, dass es sich um Kriminalgeschichten handelt.

Kurzmeinung:
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Der 2. Teil von Ahrensmord enthält 11 mörderische Kurzgeschichten, die alle in und um Ahrensburg herum spielen. Die Autoren sind größtenteils alte Bekannte aus dem ersten Band. Schade, dass diesmal nicht alle mitgemacht haben. Besonders auf die jüngsten Autorinnen aus Band 1 hatte ich gehofft!

Ich war noch nie in Ahrensburg, aber war literarisch bereits mit "Ahrensmord 1" dorthin gereist und begeistert. Auch in diesem Band ist
eine Karte vorhanden, in der man die Tatorte der Geschichten nachsehen und mitverfolgen kann. Einige Protagonisten sind wieder tätig und besonders das Wiedersehen mit dem Detektiv Mahlow hat mich gefreut. Auch sonst sind in einigen Handlungen Hinweise auf den ersten Teil versteckt, was mich als Leser sehr amüsiert hat. Aber auch wer Band 1 nicht kennt, kann hier bedenkenlos zugreifen, denn wie es sich für Kurzgeschichten gehört, ist jede selbsterklärend und für sich abgeschlossen. Als Ahrensburger wird man sicherlich die ein oder anderen Orte wiederentdecken, als Nicht-Ahrensburger freute ich mich, von einigen Orten zu erfahren und literarisch mithilfe der Tatorte durch die Stadt geführt zu werden.
Obwohl alle Mordgeschichten von unterschiedlichen Autoren stammen und sich vom Stil entsprechend unterscheiden, haben mich alle gut unterhalten und miträtseln lassen sowie mir Ahrensburg auf besonders Weise nahegebracht. Eine klare Leseempfehlung!

Fazit:
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Spannende Mordgeschichten in Ahrensburg, die gut unterhalten und die Stadt auf besondere Weise dem Leser nahe bringen.