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Anonym

Bewertungen

Insgesamt 86 Bewertungen
Bewertung vom 10.01.2024
Lichtspiel
Kehlmann, Daniel

Lichtspiel


ausgezeichnet

Wie konnte Pabst in das NS-Regime verwickelt werden?


Daniel Kehlmann erzählt packend die Geschichte von G.W. Pabst. In seiner Perspektive beschäftigt den Leser, wie dieser in das NS- Regime verwickelt werden konnte. Denn eigentlich ist G.W. Pabst nicht vom Nationalsozialismus überzeugt, lässt sich aber dennoch von den Nazis gewinnen, um für sie Filme zu drehen. Hierbei gibt er wohl den typischen Mitläufer ab. Einer, der nicht überzeugt war, aber dennoch aufgrund des steigenden Drucks sich vereinnahmen lies. Somit steht er sinnbildlich für Viele, wodurch der Roman stark zum Nachdenken anregt.

Durch Jakob und Trudes Perspektiven erzählt Kehlmann nochmals aus zwei unterschiedliche Sichtweisen auf das NS-Regime. So wird Sohn Jakob insbesondere durch die Hitlerjugend schnell stark in das NS-Regime reingezogen. Wie sehr Jakob sich unter dem NS-Regime verändert, war sehr eindrucksvoll beschrieben. Demgegenüber leidet Trude, Pabsts Ehefrau, eher unter den schlimmen Zeiten. Doch auch als Nebencharaktere treten noch spannende Personen auf, unter anderem Leni Riefenstahl. Deren Geschichte ist gut in die von G.W. Pabst eingebunden. Zum Ende des Buchs machen wir einen Zeitsprung nach den Krieg und erfahren, welches Schicksal die jeweiligen Figuren erfahren haben.

Insgesamt ein Roman, der mit seinen Figuren und deren Veränderungen zur Zeiten des NS-Regimes sehr zum Nachdenken anregt.

Bewertung vom 06.01.2024
Lindy Girls
Stern, Anne

Lindy Girls


ausgezeichnet

Realistische, weniger idealisierte Sicht auf die goldenen Zwanziger


Mit den verschiedenen Perspektiven gelingt es Anne Stern uns ein vielschichtiges Bild der 1920er Jahre zu vermitteln. Hierbei hat mir besonders gut gefallen, dass ihr Bild weniger idealisiert und vielmehr ein realistisches Bild der Schicksale der Frauen in den „goldenen Zwanzigern“ vermittelt.

Neben der Tanzlehrerin Wally verfolgen wir das Schicksal der Tänzerinnen Alice und Thea. Jede von ihnen hat unterschiedliche Hintergründe, so kommt Thea z.B. aus wohlhabendem Hause, von dem sie flieht, während Alice arm aufwächst und insbesondere ihr Bruder Ben wegen seines jüdischen Hintergrunds unter Antisemitismus leiden muss. Die Figuren haben mir durch ihre Vielschichtigkeit wirklich gut gefallen und ich habe sie durch ihre toll ausgearbeiteten Charakterzüge als sehr authentisch erlebt.

Generell spricht Anne Stern viele, die Gesellschaft der 20er Jahre prägende Themen an: sei es indem sie auf gesellschaftliche Veränderungen, die zunehmende Drogensucht, aber auch die Hoffnungslosigkeit aus den Kriegsjahren, die die Männer häufig immer noch tief begleitet hat, ungewollte Schwangerschaften oder die Geldsituation verschiedener Personen, die allzuoft Antrieb für jeweilige Handlungen ist, aufmerksam macht. Vor allem geht es aber darum, wie Frauen nicht die gleichen Rechte wie Männer hatten und sich dennoch versuchen, etwas aufzubauen. Dadurch gelingt es, Anne Stern die Historie in die Geschichte einzuweben.

Daneben hat Anne Stern die verschiedenen Personen toll miteinander verwebt. So hat Gila, die davon träumt Autorin zu werden, ebenfalls einen Bezug zu den Lindy Girls, denn ihr Buch handelt von Tänzerinnen und sie vermittelt Thea zu den Lindy Girls. Immer mal wieder erzählt und Stern auch aus der Sicht eines Nebencharakters, was die Geschichte zusätzlich bereichert. Durch die bildhafte Beschreibung der Tanzszenen konnte ich mir diese zudem toll vorstellen.

Insgesamt ein gelungener Roman über die goldener Zwanziger, das anhand verschiedener Personen das Schicksal der Frauen zu dieser Zeit realistisch abbildet.

Bewertung vom 25.12.2023
Things We Left Behind / Knockemout Bd.3
Score, Lucy

Things We Left Behind / Knockemout Bd.3


ausgezeichnet

Enemies-to-lovers Liebesgeschichte, die mich durch die Vergangenheit der Protagonisten extrem berühren konnte


Things we left behind kombiniert alles was ich an Liebesgeschichten liebe: eine emotionale Vergangenheit der beiden Protagonisten, viele witzige Dialoge, tolle Nebencharaktere, ein Wohlfühlort und eine tolle Umsetzung des Tropes Enemies-to-Lovers.

Was mir an Liebesgeschichten immer am wichtigsten ist, ist, dass ich die Verbindung der beiden Protagonisten nachvollziehen kann. Und dies ist Lucy Score durch den Wechsel von Friends to Enemies to Lovers richtig gut gelungen. Sie hat zwischen Lucian und Sloane eine hoch emotionale Verbindung in die Vergangenheit zum Leben erweckt. Diese Verbindung war so schön, dass ich die Gefühle total nachempfinden konnte. Gleichzeitig werden damit sehr tiefgründige Themen aufgearbeitet. Im Gegensatz dazu steht die nun stets gespannte Stimmung zwischen den beiden, die perfekt ausgearbeitet wurde.

Lucy Scores Schreibstil ist witzig, emotional und spannend. Lucian und Sloane führen dank Sloanes frecher Art viele unterhaltsame Dialoge, die mich zum Lachen gebracht haben. Daneben habe ich extrem mitgefiebert, dass Lucian und Sloane wieder zueinander finden, weil ihre Rückblicke in die Vergangenheit so emotional waren. Die Geschichte wird uns aus der Ich- Perspektive beider Protagonisten erzählt, wodurch immer sehr deutlich wurde, was sie beschäftigt. In Lucians Perspektive verfolgen wir eine spannende Verbrechensgeschichte, auf der kein zu starker Fokus lag, während Sloane viel Zeit in Ihrer Bibliothek, mit Freunden und auf der Suche nach einem Partner verbringt. Lucian als anziehender, aber unberechenbarer Geschäftsmann und Sloane, die im Gegensatz zu ihm für ihre Bibliothek und Katzen brennt und neuerdings eine Familie gründen will, wurden perfekt ausgearbeitet und dadurch für mich greifbar.

Ich kann das Buch wärmstens empfehlen, insbesondere allen, die eine emotionale Liebesgeschichte, die sie berühren kann, suchen.

Bewertung vom 19.12.2023
Himmelfahrt
Binge, Nicholas

Himmelfahrt


sehr gut

Mischung aus Thriller und Science-Fiction


Ben Tunmore erhält eine schockierende Nachricht: ein Bekannter will seinen Bruder Harold in einem Sanatorium gesehen haben, nachdem ihn Ben schon seit Jahren vermisst. Daraufhin reist Ben dorthin und ist sich sicher: dies ist sein Bruder. Die Pfleger sagen ihm aber, dass dies nicht stimme. Deswegen durchsucht Ben, Harolds wichtigsten Habseligkeiten und stößt auf dessen Briefe. So begibt sich der Leser durch die Briefe in Harolds Vergangenheit, die ihn schwer gezeichnet hat. Nach und nach erfährt man, was Harold erlebt hat.

Nicholas Binge verarbeitet in diesem Roman sehr viel faszinierende Aspekte: es geht um menschliche Abgründe, tief naturwissenschaftliche Erkenntnisse, die Frage, ob unser Leben vorherbestimmt ist oder wir tatsächlich einen freien Willen haben, und um brisante Ereignisse.

Nach und nach lernt man Harold und die anderen Figuren besser kennen. Durch die intensiven Rückblicke wurden die Figuren für mich lebendig und man versteht, welche Trägodie Harold erlebt hat, die sein persönlicher Ansporn sind, mitzumachen.

Himmelfahrt überzeugt durch überraschende Wendungen, viel Science-Fiction und tiefgründige Anregungen zum Nachdenken. Gerade durch die vielen Wendungen und die Abwechslung hat mich Binges Schreibstil gefesselt.

Ich empfehle das Buch allen, die eine Mischung aus Thriller und Science-Fiction lesen wollen.

Bewertung vom 16.12.2023
Mord im Christmas Express
Benedict, Alexandra

Mord im Christmas Express


ausgezeichnet

Tiefgründiger Krimi

Die pensionierte Polizeibeamtin Roz muss dringend nach Ford William, denn in Fort William wird ihre Enkelin zur Welt kommen. Doch dann entgleist der Zug und dazu wird noch eine Leiche gefunden. Aufgrund der auffälligen Spuren am Körper muss von einem Mord ausgegangen werden. Doch wer kommt unter all den Passagieren als Mörder in Betracht?

Bis zur Hälfte des Romans verfolgen wir vor allem die Passagiere der verschiedenen Waggons bei ihren Aktivitäten und lernen sie dadurch besser kennen. Bis dahin empfand ich das Buch noch nicht als all zu spannend, doch mit Rozs beginnenden Ermittlungen hat sich das schlagartig verändert und ich war in den Bann gezogen. Die Themen, die hier angesprochen werden, sind sehr tiefgründig, allerdings hätte ich eine Triggerwarnug als hilfreich empfunden. Es geht um sexualisierte Gewalt. Auch die Auflösung hat mir gut gefallen, werden doch damit sehr wichtige Botschaften vermittelt. Die versprochene Weihnachtsstimmung konnte ich so nicht nachvollziehen, denn allein die Fahrt durch die winterliche Landschaft hat mir dafür nicht gereicht.

Bewertung vom 14.12.2023
GUY'S GIRL
Noyes, Emma

GUY'S GIRL


sehr gut

Ungeschönter Blick auf Essstörungen, der fürs Verständnis hilft


In Guy‘s Girl begleiten wir Ginny, die zunächst unter Magersucht und dann unter Bulimie leidet. Wir lernen ihre Freundesgruppe kennen und verstehen, wie sie in eine Essstörung rutschen konnte. Hierbei war besonders bedrückend, wie sehr Betroffene die Essstörung versuchen zu vertuschen und warum das Umfeld deswegen oft nichts merkt.

Und dann wäre da noch Adrian, Teil ihrer Freundesgruppe, aber Ginny bis jetzt am wenigsten bekannt. Als sie ihn besser kennenlernt, muss Ginny feststellen, dass sie sich zu Adrian hingezogen fühlt. Doch Adrian hat eigene Probleme: er lässt keine Gefühle zu, weil er Angst hat, dass ihm das Herz gebrochen wird.

Emma Noyes gelingt es, die lange Zeit einer Essstörung in dieses Buch zu packen, ohne dass man sich mit Informationen überladen fühlt. Vielmehr lässt sie den Leser die wichtigsten Zeiten der Essstörungen durchleben. Damit das Buch nicht zu langatmig wird, nutzt sie Zeitsprünge, mit denen nochmals eindrücklicher wurde, wie sehr sich Ginny verändert hat. Zwar endet das Buch an einem bestimmten Punkt, doch Noyes macht klar, dass es noch ein langer Weg wird, die Essstörung final zu überwinden.

Im Vordergrund der Geschichte steht die Essstörung. Sie bestimmt Ginnys ganzes Leben. Ginnys Kampf gegen die Essstörung wird ausführlich und ungefiltert gezeigt, sodass deutlich wurde, wie schwierig es ist, eine Essstörung zu überwinden. Besonders schön war da, wie Adrians Großeltern unermüdlich mit Ginny gegen die Essstörung ankämpften und wie liebevoll Adrian sie unterstützt hat.

Noyes litt selber unter Magersucht und Bulimie, verleiht dem Text also ihre eigene Stimme. Guy’s Girl ist deswegen auch an Stellen sehr harte Kost, wenn ausführlich beschrieben wird, wie eine Essstörung abläuft.

Insgesamt ein empfehlenswertes Buch, um Essstörungen besser zu verstehen. Gerade für Nicht-Betroffene wird dadurch nochmals deutlicher, wie aufmerksam man sein muss, um mitzubekommen, dass eine Person eine Essstörung hat.

Bewertung vom 13.12.2023
Skogen Dynasty / Crumbling Hearts Bd.1
Wahl, Carolin

Skogen Dynasty / Crumbling Hearts Bd.1


sehr gut

Schöne Atmosphäre an den Fjorden Norwegens und starke Botschaft


Alexander Skogen soll in das Familienunternehmen Kosgen einsteigen, sobald er seinen Masterabschluss in der Tasche hat. Doch dann taucht kurz zuvor ein skandalöses Video von ihm auf und seine Familie verlangt, dass er erstmals aus der Öffentlichkeit verschwindet, indem er an einem abgelegenen Ort an einer Trekkingtour teilnimmt. Dort fühlt er sich direkt von Norah angezogen. Doch gibt es für sie eine Zukunftsperspektive, immerhin liegt seine Zukunft im Keksunternehmen Kosgen in Oslo und ihre weit abgelegen davon an den Fjorden. Und dann wäre da auch noch der Gegensatz von Arm und Reich, immerhin ist er in Luxus aufgewachsen, während für sie seine Lebensweise unvorstellbar ist. Passen die Beiden dennoch zusammen?

Carolin Wahls Schreibstil hat mir gut gefallen, das Buch ist flüssig geschrieben und lässt sich so schnell lesen. Etwas gestört haben lediglich die immer wieder eingeworfenen norwegischen Worte, haben diese den Lesefluss doch leicht gestört, wenn man nachgelesen hat, was sie bedeuten. Hierfür hätte ich mir gewünscht, dass hinten eine kleine Liste mit Übersetzungen angefügt worden wäre.

Alexander Skogen, als äußerlich arroganter, aufmüpfiger, reicher Mann und innerlich intelligenter und sensibler Mann wurde gut charakterisiert und war mir durch seine tolle Art, die er vor vielen nur versteckt hat, sehr sympathisch. Demgegenüber empfand ich Norah eher als anstrengend, ist sie doch immer wieder vor schwierigen Situationen davongelaufen, statt sich diesen zu stellen. Andererseits ist durch die Auflösung zum Ende des Buches ihr Verhalten verständlich. Die am Ende des Buches vermittelte Botschaft hat mir sehr gut gefallen, vermittelt sie doch gute Werte.

Positiv hervorheben möchte ich, dass mit der Umgebung Norwegens eine Atmosphäre gewählt wurde, von der ich so noch nicht gelesen habe. Wahls Beschreibungen sind detailreich, man merkt ihnen an, dass sie das Land selber schon besucht hat, sodass ich von den schönen Naturbeschreibungen Lust bekommen habe, das Land einmal selber zu bereisen.

Bewertung vom 12.12.2023
Nie gut genug
Curran, Thomas

Nie gut genug


ausgezeichnet

Warum Perfektionismus schädlich ist und wie er entsteht, verständlich erklärt


Thomas Curran geht in „Nie gut genug“ das Thema Perfektionismus dank vieler Beispiele verständlich an. Dennoch verzichtet er nicht auf das wissenschaftliche Niveau und untermauert seine Aussagen mit vielen Studien.

Zunächst erklärt Curran, warum Perfektionismus oft mit psychischen Problemen einhergeht und warum Perfektionisten entgegen der Erwartung keine besseren Ergebnisse erzielen. Dadurch wurde deutlich, warum Perfektionismus, im Gegensatz dazu, wie er sonst von der Gesellschaft als notwendig angesehen wird, tatsächlich ein Problem ist. Diese Erklärung waren für mich sehr hilfreich, um zu verstehen, warum man tatsächlich etwas gegen den Perfektionismus unternehmen sollte. Seine Freunde und bekannte Personen wie Steve Jobes und Demi Levato nutzt Curran um die drei Formen des Perfektionismus zu erklären. Dadurch wurde die Relevanz des Themas deutlich.

Besonders gut gefallen haben mir die Erklärungen wie Perfektionismus entsteht. So erklärt Curran z.B. den Zusammenhang zwischen Perfektionismus und unserem Wirtschaftssystem. Hierbei fand ich es besonders spannend, wie Werbung unsere Unsicherheit schürt und damit dazu führt, dass wir unzufrieden sind und immer mehr wollen. Curran geht aber auch auf den gesellschaftlichen Einfluss, das Elternhaus und den Leistungsdruck in Schule und Uni ein.

Lediglich der letzte Abschnitt hat mir nicht so gefallen. Die Lösungsansätze waren für mich wenig ausgereift oder unrealistisch. Hier hätte ich mir wissenschaftlich fundiertere Tipps gewünscht.

Bewertung vom 12.12.2023
Geheimnisse / Brynmor University Bd.1
Gaida, Dominik

Geheimnisse / Brynmor University Bd.1


ausgezeichnet

Authentische und feinfühlige Liebesgeschichte


Samuel hat im Gegensatz zu den anderen Studenten nicht den Plan, die Brynmor University als Sprungbrett für seine weitere Karriere zu nutzen. Er möchte nur nach Brynmor, um in die Studentenverbindung aufgenommen zu werden und so mehr über die Umstände des Unfalls seines Bruders herauszufinden. Denn sein Bruder war genauso wie er in Brynmor, kehrte daraus aber schwer verletzt zurück und liegt seitdem im Wachkoma. Samuel vermutet, dass bei einer Mutprobe der Studentenverbindung etwas schief gelaufen sein könnte und geht dem nun nach.

Das Buch ist sehr flüssig geschrieben und lässt sich dadurch schnell lesen. Vor allem die Liebesgeschichte zwischen Samuel und Connor konnte mich überzeugen, merkt man ihr doch an, dass sie von einem Own-Voice-Autor stammt. Dadurch empfand ich diese als sehr authentisch und sehr einfühlsam beschrieben. Demgegenüber konnten mich Samuels Ermittlungen nicht ganz überzeugen, weil für mich ein paar Wendungen gefehlt haben und ich mir gewünscht hätte, dass die Aufklärung etwas komplexer abgelaufen wäre. Allerdings empfand ich die Auflösung gut gelöst, werden doch mit ihr tiefgreifendere Themen angesprochen.

Ingesamt empfehle ich das Buch allen die nach einer authentischen LGBTQIA+ Liebesgeschichte zu suchen.

Bewertung vom 11.12.2023
Bevor die Welt sich weiterdreht
Brosch, Luca

Bevor die Welt sich weiterdreht


ausgezeichnet

Nachgehender Kriegs- und Spionageroman


Verdun, Ende 1915. Die Schweizer Krankenschwester Johanna Gabathuler versorgt den schwer verletzten deutschen Soldaten Erich. Die Beiden verlieben sich ineinander und verbringen einige schöne Monate miteinander.

Davos, 1917. Erich ist im Krieg gefallen. Johanna kehrt schwanger aus Verdun in die Schweiz zurück, um ihr Kind Elli zu gebären. Doch ihr Vater sorgt dafür, dass ihr das uneheliche Kind weggenommen wird, da dieses ihm bei seinen Plänen, das Kurhaus finanziell zu retten, im Weg steht. Johanna wird derweil jede Chance nutzen müssen, um Elli wiederzubekommen. Eine von Johannas Patienten, die Gräfin, weiß mehr über das Schicksal von Elli und fordert von Johanna im Gegenzug für Informationen, dass sie für den deutschen Geheimdienst spioniert. Doch kann dies gut gehen, wenn es in Davos auch ausländische Geheimdienste gibt?

Luca Brosch konnte mich mit „Bevor sich die Welt weiterdreht“ sehr begeistern. Er erzählt eine Geschichte, die auf wahren Begebenheiten beruht, die aber bis jetzt kaum bekannt ist. Dabei geht es neben der Hauptstory, auch viel um die geschichtlichen Hintergründe. Hierbei empfand ich die Rückblicke, in denen man zum jeweiligen Charakter mehr über seine bisherige Zeit im Krieg erfahren hat, extrem nahegehend. Durch diese Perspektive wurde mir der jeweilige Charakter auch viel verständlicher.

Aus der Erzählerperspektive verfolgen wir das Schicksal vieler Beteiligter. Dadurch werden viele verschiedene Handlungsstränge erzählt, die dazu führen, dass die Geschichte sehr vielfältig ist. Die im Vordergrund stehende Spionagegeschichte ist spannend erzählt und überzeugt durch viele unerwartete Wendungen. Broschs Schreibstil ist so detailreich und die Orte so atmosphärisch beschrieben, dass ich mich direkt an die jeweiligen Handlungsorte hineinversetzen konnte und deren Stimmung auf mich überging.

Insgesamt konnte mich das Buch zur Serie Davos 1917 sehr begeistern und ich kann es jetzt gar nicht mehr abwarten, die Serie zu schauen.