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LinaHeiermann
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Insgesamt 52 Bewertungen
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Bewertung vom 20.09.2023
Helgason, Hallgrímur

60 Kilo Kinnhaken


gut

Mit seinen über 600 Seiten ist '60 Kilo Kinnhaken' von Hallgrimur Helgason ein echter Klotz. Die Gestaltung des Covers gefällt mir wegen der Kombination aus reduzierter Farbwahl und dramatischem Motiv, ein Hingucker!

Direkt zu Beginn des Romans spielt der Autor auf der Klaviatur der Stilmittel. Er ignoriert die Grenzen zwischen Erzähler und Autor, wandelt mühelos zwischen den Ebenen und führt den Leser in einer Art Heranflug zum Ort das Geschehens. Das mag für Literaturwissenschaftler durchaus amüsant sein, ist aber auch anstrengend zu lesen - der Roman ist insgesamt gewiss keine leichte Urlaubslektüre! Auch die anachronistischen Vergleiche lassen zunächst den Lesefluss stocken und entlocken dem Leser dann aber ein Schmunzeln.

Gestur, der Held - oder Antiheld - des Romans ist ein traumatisierter Waise, den wir bereits im Vorgängerroman '60 Kilo Sonnenschein' kennengelernt haben. In einem wahren Eldorado im Heringsfang hat sich der fiktive Ort Segulfjördur in rasender Eile in eine kleine Stadt mit bis zu 2000 Einwohnern während der Fangsaison verwandelt. Nach den fetten Jahren in denen er beim Heringsfang ausreichend verdient hat um seine kleine Ersatzfamilie gut zu ernähren, ist Gesturs Einkommen in dieser Saison deutlich geringer ausgefallen. Er schlägt sich mit Gelegenheitsjobs durch und lässt sich im Geschehen treiben, unentschlossen wägt er Zukunftsoptionen ab, träumt von Veränderungen, und entscheidet sich dann doch stets für den Weg des geringsten Widerstands.
Nicht nur Gestur, sondern der gesamte Ort sieht den Kinnhaken des Schicksals nicht kommen...

Der Roman ist nicht nur episch lang, auch die Erzählweise ist streckenweise mühselig in die Länge gezogen. Das Buch ist kein kurzweiliger Schmöker, sondern eher für das gemächliche Lesevergnügen an dunklen Herbstabenden geeignet.

Bewertung vom 11.09.2023
Langer, Andreas

Schneekinder


ausgezeichnet

Es ist der Tag des ersten Schneefalls in einem kleinen Dorf, in dem nur noch eine Handvoll Kinder und zwei Alte leben. Alle Erwachsenen wurden zum Kriegsdienst eingezogen und müssen fern der Heimat Zwangsarbeit verrichten.
Die jugendlichen Jungen des Dorfes schuften in einer Mine weiter oben am Berg, der das Tal überragt und dürfen ihre Geschwister nicht besuchen. Als sie eine Felsspalte aufhacken, kommt etwas Schreckliches aus dem Gestein hervor und breitet sich vom Berg herab aus.
Die wenigen Bewohner des Dorfes fliehen Hals über Kopf in die verschneite Landschaft, es beginnt ein Wettlauf gegen das sich ausbreitende Unheil, gegen Schnee und Kälte, gegen den Hunger.
Das älteste Mädchen, Elin, muss nun die Verantwortung für die Kinderschar übernehmen und sich als Anführerin bewähren.
Dem Autor Andreas Langer ist ein mitreißender Jugendroman gelungen, der das Erwachsenwerden im Schnelldurchlauf abbildet. Elin, die schon zu Beginn des Romans für Vieles im Dorf zuständig ist und die Aufsicht über die jüngeren Kinder übernimmt, wird durch die plötzliche Katastrophe in die Rolle der Anführerin gezwungen. Ihre Gruppe umfasst nicht nur die ihr vertrauten Dorfkinder - sie muss sich auch gegen Jungen durchsetzen, die deutlich älter sind als sie und ihre Autorität nicht einfach hinnehmen. Sie muss abwägen, wem sie vertrauen kann und ist sich immer wieder bewusst, dass das Überleben der Kinder von ihren Entscheidungen abhängt.
Als Mutter hat mich die Flucht der Kinder besonders bewegt, ich habe den Roman in kürzester Zeit verschlungen. Der Leseempfehlung ab 11 Jahre schließe ich mich an.

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