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Brombeere

Bewertungen

Insgesamt 250 Bewertungen
Bewertung vom 02.12.2024
Beskow, Katy

Easy Vegan Christmas


sehr gut

Was erwartet einen?
80 vegan Rezepte, unterteilt in Vorspeisen&Knabbereien, Hauptspeisen, Beilagen, Saucen/Relishes/Dips, Resteessen, Getränke und Gebäck&Desserts

Was habe ich bisher getestet?
Ich habe aus diesem Buch bereits ein Hauptgericht, zwei Beilagen und eine Sauce gekocht und alles war durchweg gelungen und hat super funktioniert.

Was gefällt mir gut / hat mich positiv überrascht?
Es gibt zu Beginn eine kleine Erklärung, wie man das Kochen für Weihnachten möglichst stressfrei gestaltet. Wo kann man also Zeit sparen und wo kann man Vorbereiten oder Dinge abkürzen. Die Rezepte sind in der Regel für 4 (in Ausnahmefällen für 6) Personen, was auch dabei steht. Eine „Gesamtkochzeit“ hingegen wird nicht angegeben. Dies finde ich jedoch gar nicht schlecht, weil diese ohnehin nie stimmt. Beskow empfiehlt zu Beginn, wie man sich ein Menü zusammenstellen kann für 4 Personen (also aus welcher Rubrik man wie viele Rezepte wählen sollte). Sie liefert jedoch auch 10 konkrete Zusammenstellungen zu verschiedenen Themen oder Personengruppen (also zum Beispiel für ein traditionelles Menü oder ein leichtes Mittagessen). Die Rezepte sind sehr übersichtlich, weil bei den Zutaten schon vermerkt ist, in welchem Zustand das Lebensmittel sein muss. Daher kann man super vorbereiten und das eigentliche Rezept beinhaltet keine Anweisungen zum Schneiden etc. Dadurch fängt man nicht hektisch an, plötzlich Butter zimmerwarm zu bekommen oder etwas zu schälen. Das ist mir richtig positiv aufgefallen. Hinzu gibt es immer einen kleinen „Easy Tip“, wie man sich das Leben leichter machen kann. Hier steht beispielsweise, ob man etwas fertig kaufen kann. Etwas vorbereiten kann und wenn ja: Wie lange hält es sich? Wie bewahrt man es auf? Irgendwie ist hier alles mitgedacht. Die Zutaten sind einfach zu bekommen (Ergänzung weiter unten). Schöne Bilder und die übersichtliche Struktur runden das ganze definitiv ab.

Was hat mir gefehlt?
An manchen Stellen (oder bei Sortenempfehlungen) merkt man, dass es sich im Original um britische Rezepte handelt. Zu einigen Gerichten gibt es keine Bilder, was ich persönlich immer sehr schade finde. Das hätte ich mir gewünscht oder zumindest ein Bild, auf dem man mehrere Gerichte komplett sieht.

Fazit:
Definitiv ein schönes hilfreiches Kochbuch, das ich gerne erneut zur Hand nehmen werde. Auch die anderen Kochbücher der Autorin werde ich mir anschauen. Das Buch kann für den Eigenbedarf gut verwendet werden, ist aber sicher auch ein schönes Geschenk. Gibt auch mehrere Rezepte, die jetzt nicht nur an Weihnachten gekocht werden können.

Bewertung vom 02.12.2024
Dimova, Genoveva

Tage einer Hexe / Das Hexenkompendium der Monster Bd.1


sehr gut

perfekt für den Winter

Worum geht es?
Kosara, Hexe in Chernograd, versucht die schmutzigen Tage ab Neujahr zu überstehen, in denen die Monster und Fabelwesen besonders häufig auftreten. Ihre Flucht wird waghalsiger als geplant und sie trifft auf alte Feinde, die sie nie wieder sehen wollte.

Worum geht es wirklich?
Macht, Kampf und Vertrauen.

Lesenswert?
Ja, eine wirklich gelungene Lektüre mit kleinen Schwächen.
Das Cover ist auf jeden Fall richtig gelungen und macht schon Vorfreude auf den Inhalt. Man begleitet Kosara bei deren Versuch, die schmutzigen Tage unbeschadet zu überstehen. Das ist gar nicht so leicht in Anbetracht der Monstermenge, die den Lebenden in die Quere kommen. Zum Glück wissen Hexen wie Kosara sich eigentlich gut selbst zu verteidigen, wenn nicht das schlimmste aller Monster hinter ihr her wäre.
Durch eine wilde Flucht gerät Kosara in ein größeres Unterfangen, muss sich plötzlich mit der Polizei herumschlagen und auch mit ihr zusammen arbeiten.
Sprachlich hat mich das Buch (Übersetzung Andrea Wandel und Wieland Freund) überzeugt, einige wenige Flüchtigkeitsfehler sind hier beim Lektorat jedoch unbemerkt geblieben.
Die eingebundene slawische Mythologie ist auch für Anfänger:innen geeignet, da man im Anhang des Buches passende Erklärungen findet, sich das meiste aber gut aus dem Text herleiten kann. Man wird durch die Art des Erzählens direkt in die Welt gesogen. Für mich hat dabei alles gepasst.
Die Figuren sind kratzbürstig, humorvoll, wild und manchmal auch unbedacht - aber das war für mich eher positiv.
Liebe spielt schon eine Rolle, weil sie in den Leben der Menschen ins Rolle spielt. Der Fokus liegt aber definitiv auf der Fantasy. Kein Kitsch, kein Spice.
Im Englischen gibt es zwei Bände und damit scheint die Geschichte auch abgeschlossen zu sein. In der deutschen Ausgabe findet sich kein richtiger Hinweis auf diese Information.
Die eigentliche Handlung ist zwar größtenteils abgeschlossen, es bleiben aber noch Fragen offen.
Ich habe richtig Lust auf Band 2 und werde definitiv mehr von der Autorin lesen wollen!

Bewertung vom 01.12.2024
La Sala, Ryan

Die Honeys (Erstauflage mit gestaltetem Farbschnitt): Ein queerer Mystery-Thriller für Fans von Pretty Little Liars


sehr gut

Sommerlich und unheimlich.

Worum geht es?
Als Caroline plötzlich ums Leben kommt, bleibt Mars ohne die Schwester zurück. Daraufhin begibt sich Mars ins Camp Aspen, um Carolines letztem Sommer nachzuspüren.

Worum geht es wirklich?
Gemeinschaft, Identität und Geheimnisse.

Lesenswert?
Ja, das Buch hat mich sehr überrascht. Es startet recht düster und unheimlich, verliert diesen Schauer dann im Laufe der Zeit und kehrt zum Ende hin genau wieder in diesen Zustand zurück.
Das Zwischenspiel ist gefüllt von Sommercamp-Atmosphäre und Mars’ Suche nach der eigen Identität. Mars ist genderfluid und somit eine Art Störfaktor in der klassischen binären Rollenverteilung im Camp. Nicht nur was die Schlafunterkünfte betrifft, sondern das gesamte Leben, die Spiele, die Erwartungen an die jeweiligen Geschlechter. Das klassische Rollenbild wird hier aufrecht erhalten und kommt durch Mars’ Existenz regelmäßig Risse. Wie interessant, dass schon die bloße Anwesenheit von Mars dafür ausreicht.
Mars hat das Camp früher schon einmal besucht, musste es dann aber wegen einem zu Beginn nicht näher erklärten Vorfall wieder verlassen. Für Mars ist es also ein Heimkommen in gewohnte Gefilde, aber auch in gewohnte Konflikte.
Während die Mädchengruppe mit Mars’ Identität ganz gut umgehen können und motivierend und hilfreich zur Seite stehen, fühlen sich die Jungen angegriffen und können das in ihren Augen unmännliche Auftreten teilweise kaum aushalten.
Mars als Protagonist*in fand ich sehr interessant und sympathisch, die humorvolle Art richtig nett.
Die anderen Figuren bleiben dagegen eher wenig charakterisiert und treten nur als Randfiguren auf. Da gibt es eigentlich nur drei Typen: Stereotypes Mädchen, stereotyper Junge und Jungen, die nicht der gewohnten Heteronormativität entsprechen.
Die ganze Geschichte ist sehr spannend und wie erwähnt auch recht düster mit Tendenz zum Ekel. Fantastische Elemente spielen definitiv eine Rolle.
Man bekommt hier ein Buch über das Erwachsenwerden in strenger Rollenverteilung, ein bisschen Sommercamp, ein bisschen Thriller und ein bisschen botanical horror - ich denke das trifft es ganz gut. Eine rundum überraschende Lektüre.

Bewertung vom 18.11.2024
Seck, Katharina

Was wir nicht kommen sahen


ausgezeichnet

Worum geht es?
Ada, gerade volljährig und Schülerin, springt von einer Brücke und suizidiert sich. Ihre Mutter hat das nicht kommen sehen und beginnt in ihrem Schmerz nach Erklärungen zu suchen.

Worum geht es wirklich?
Freundschaft, Mobbing und Hass.

Lesenswert?
Ja, ein unfassbar bewegendes und gutes Buch.
Das Cover kommt ganz nett daher, aber das Buch hat es wirklich in sich - ich würde die Beachtung der CN definitiv empfehlen.
Die Handlung wird aus drei Sichten erzählt: Ada in den Wochen und Monaten vor dem Suizid. Ihre Mutter Jenny in den Tagen und Wochen danach. Und eine anonyme Sicht, von der man die Person nicht kennt. Finde ich gut gemacht, gerade diese letzte Sicht hat es nämlich in sich.
Schnell findet Jenny heraus, dass ihre Tochter Ada von Hass im Netz betroffen ist.
Die Autorin schafft es in meinen Augen richtig gut, die Brutalität und das Ausmaß hiervon zu schildern ohne dass sie das Leid von Ada ausschlachtet. Sie erzählt so viel wie nötig, geht aber nicht ausufernd ins Detail.
Ich kann gar nicht in Worte fassen, wie bewegend und aufwühlend und wütend machend ich diese Geschichte empfinde. Ich denke, viele Personen, die Social Media konsumieren, können hier mitfühlen und erkennen vereinzelte (oder viele) Aspekte wieder.
Seck erzählt unglaublich gut, real und fühlbar. Die Figuren sind toll entworfen, es wirkt alles stimmig.
Ich möchte dieses Buch so vielen Menschen in die Hand drücken und sagen „DA! LIES ES! DANN WEISST DU WIE ES IN MANCHEN BEREICHEN ZU GEHT!“, aber ich fürchte es werden genau diese Menschen nicht lesen.
Themen die hier aufgegriffen werden: Mobbing, Hass im Netz, Incels, Gaming, Polizei.
Ich würde mir wünschen, dass sich jede Person, die dieses Buch liest, bewusst macht, dass auch Kleinigkeiten vielleicht der Tropfen sind, der das Fass zum Überlaufen bringt. Und dass Gewalt und Mobbing (online wie offline) doch keine Lösung für eine Gemeinschaft sein können. Lasst uns freundlich und wohlwollend miteinander umgehen. Lasst uns einen Unterschied machen.

Bewertung vom 18.11.2024
Sasse, Gwendolyn

Russlands Krieg gegen die Ukraine


sehr gut

Worum geht es?
Eine kurze knappe Einordnung, wie es zum Angriffskrieg auf die Ukraine gekommen ist, was für ein Land die Ukraine bis dahin und seitdem ist und was die Bevölkerung ausmacht.

Worum geht es wirklich?
Macht, Widerstand und Zusammenhalt.

Lesenswert?
Ja, die Reihe ist einfach toll, um sich zu bestimmten Themen einzulesen. Trotz der Kürze findet man hier, wie auch in den anderen Bänden, geballte Information und richtig viel Wissen.
Es geht um die unter anderem um die Vergangenheit der Ukraine, die Krim Annexion 2014 und den Angriffskrieg 2022.
Die Kapitel und Abschnitte sind kurz und sehr gut gegliedert, sodass sich ein wunderbarer roter Faden durch dieses Büchlein zieht.
Sprachlich ist es gut verständlich und auch ohne viel Vorwissen gut lesbar - das finde ich immer sehr wertvoll.
An einigen Stellen hätte ich mir eine etwas tiefergehende Betrachtung gewünscht, aber dafür sollte man dann vermutlich ein umfangreicheres Werk nehmen, das einen entsprechenden Themenschwerpunkt hat.
Insgesamt kann ich diesen kleinen informativen Band empfehlen, vor allem da er Stand Herbst 2024 sehr aktuell ist und auch neuere Entwicklungen beinhaltet.

Bewertung vom 18.11.2024
Mira, Aiki

Proxi. Eine Endzeit-Utopie


sehr gut

Worum geht es?
Nach einem Systemzusammenbruch machen sich drei Personen zusammen auf den Weg in die Wüste, um eine Lösung zu finden. Unterschiedliche Realitäten und Gedanken prallen aufeinander.

Worum geht es wirklich?
Sucht, Bestimmung über das eigene Leben und Hoffnung.

Lesenswert?
Ja, aber die Lektüre war wirklich eher wild. Alleine die Inhalt in Worte zu bringen ist schon eher schwer. Unvermittelt wird man als lesende Person in die Welt geworfen, kaum Erklärungen leiten einen dabei an. Vieles kann man sich aus dem Zusammenhang erschließen, so auch den Slang und die eigene Sprache. Manches hat aber Verwirrung hinterlassen.
Gleich vorweg: Ich würde hier definitiv eine Leseprobe empfehlen.
Sprachlich spannend und wie bereits erwähnt mit neuen Eindrücken durch eine Slang-Sprache. Der Satzbau löst sich an vielen Stellen ebenfalls von den klassischen Regeln, spielt mit der Sprache und arbeitet manchmal mit wilden Bildern.
Die Figuren, die mich anfangs eher verwirrt haben, find ich ziemlich gut und spannend, auch alle sympathisch. Da erfährt man gerne mehr über diese Personen.
Das Cover ist definitiv ein Hingucker und hat meine Aufmerksamkeit erregt, der Handlungsort ist jedoch eher trostlos und teilweise auch traurig brutal.
Unter Begriffen wie Hopepunk kann ich mir als Person, die wenig SciFi liest, nicht viel vorstellen, aber man kann hier definitiv eine ungewöhnliche und experimentelle progressive Geschichte erwarten, die sich von klassischen Erzählmustern löst.
Ich konnte nicht ständig dem roten Faden der Handlung folgen, trotzdem hat mir die Lektüre irgendwie echt Spaß gemacht und ich würde definitiv noch mehr von Autor*in Aiki Mira lesen - erst als ich über die Sprache im Buch nachgedacht habe, wurde mir klar, dass es sich hierbei um keine Buchübersetzung handelt.
Ich denke dieses Buch eignet sich auch für SciFi-Neulinge oder generell Liebhaber*innen von neuen Ideen und progressivem Erzählen.

Bewertung vom 03.11.2024
Kraske, Michael;Laabs, Dirk

Angriff auf Deutschland


ausgezeichnet

Worum geht es?
Um den Aufstieg der AfD, das Netzwerk dahinter und der Umgang mit dieser Partei.

Worum geht es wirklich?
Abgründe, Mut und Menschlichkeit.

Lesenswert?
Ja, absolut! Dieses Buch ist nicht mein erstes, was sich mit dem Thema auseinander setzt. Und trotzdem habe ich wieder sehr viel gelernt und bin mit der Zusammenstellung sehr zufrieden.
Die beiden Autorin haben viel recherchiert und belegen ihre Recherchen auch immer durch Quellen. Sie widmen sich drei großen Themenkomplexen: 1. Die AfD und die Gefahr für Deutschland - hier geht es um Aufbau und Personal, Netzwerke in der Partei und außerhalb und um den ganzen Sumpf, der sich dort gebildet hat und viele Menschen mit Umsturzfantasien versammelt. 2. Ein AfD-Verbot - wie funktioniert es und ist es sinnvoll? Was muss dafür passieren? Was sind die Argumente dafür und dagegen. 3. Demokratische Lösungen - Wie kann man unabhängig vom Verbot Dinge erreichen, sich positionieren und eine kleine persönliche Brandmauer sein.
Alle drei Abschnitte haben mich voll überzeugt: Gerade die Netzwerke in der Partei werden sehr ausführlich offengelegt, es geht dabei auch um Parteifinanzierung und was für Auswirkungen diese hat. Der Abschnitt zum Verbot ist verhältnismäßig kurz, aber gut erklärt und auch eher persönlich von den beiden Verfassern. Dass es auch einen Abschnitt zu Lösungen gibt, finde ich sehr aufbauend und bereichernd, da man mit Handlungsoptionen ausgestattet wird und nicht hoffnungslos zurückgelassen wird nach der Lektüre. Eine wirklich gute Wahl.
Sprachlich ist das Buch gut verständlich, teilweise ein bisschen wiederholend im ersten Teil.
Das Cover wird dem tollen Inhalt (meiner Meinung nach) leider nicht ganz gerecht.
Ich kann das Buch wirklich empfehlen, wenn man sich mit den Parteiabgründen befassen möchte, vielleicht eine ablehnende Meinung gegen ein Parteiverbot hat und vor allem, wenn man darüber hinaus noch Handlungsempfehlungen mit an die Hand gegeben bekommen möchte.
Klare Empfehlung, auch als Einstieg (und mit wenigen politischen Kenntnissen) geeignet!

Bewertung vom 03.11.2024
Mustard, Jenny

Okaye Tage


sehr gut

Rückblickend echt gut.

Worum geht es?
Sam und Luc lernen sich in London kennen und beginnen eine eher stürmische gemeinsame Zeit. Doch Sam wird zurück nach Schweden gehen und ihre Beziehung ist von Anfang an nur auf kurze Dauer ausgelegt.

Worum geht es wirklich?
Familie, Job und Wünsche.

Lesenswert?
Ja, auch wenn der Beginn für mich eher schleppend war. Abwechselnd erfährt man aus beiden Sichten, wie die beiden die Beziehung und die andere Person wahrnehmen, dabei treten auch große Unsicherheiten und Sorgen auf. Richtig zueinander passend wirken die beiden auch nicht und so habe ich eine eher unaufregende dahinplätschernde Zeit erwartet, die sich einfach wieder auseinander leben wird.
Doch im Laufe des Buches wird es ein bisschen spannender, es gibt mehrere Wendungen und die Themen werden auch viel ernster als zu Beginn vermutet.
Die beiden Figuren fand ich nicht Grundweg sympathisch, aber mit vielen Ecken und Kanten und wie aus dem Leben gegriffen. Die abwechselnde Sicht unterstützt auf jeden Fall gut, dass man beide näher kennen lernt und es nicht einseitig ist.
Sprachlich (Übersetzung Lisa Kögeböhn) war das Buch richtig gut und ich fand es ziemlich passend und toll geschrieben.
Das Cover hingegen ist eher nichts-sagend und lässt keine Rückschlüsse zu, was jedoch nicht unbedingt verkehrt ist.
Ich kann das Buch empfehlen, wenn man einen Roman lesen möchte, in dessen Mittelpunkt die Beziehung von zwei jungen Menschen steht, die sich noch gar nicht selbst so richtig in der Erwachsenenwelt gefunden haben. Möchte jedoch darauf hinweisen, dass die Themen doch tiefer werden, als man so vermutet.

Bewertung vom 03.11.2024
Harrow, Alix E.

Starling House


ausgezeichnet

Wow! Ich habe dieses Buch so gerne gelesen!

Worum geht es?
Um ein verwunschenes und unheimliches Haus, außer Reichweite für Opal, die sich und ihren Bruder Jasper über Wasser halten muss. Unerreichbar, bis sie eine Stelle als Haushaltshilfe in Starling House bekommt.

Worum geht es wirklich?
Erbe, Leid und Kampf.

Lesenswert?
Ja, definitiv! Ich hatte zu Beginn leichte Schwierigkeiten in das Buch hinein zu finden, auch weil alles recht langsam ins Rollen kommt. Das hat zuerst etwas Frustration ausgelöst, aber irgendwann war ich total drin und das Tempo hat mir richtig gut gefallen.
Erst einmal begleitet man nämlich Opal, eine junge rebellische und eigensinnige Protagonistin, eine ganze Weile bei ihren Tätigkeiten im Haus und ihrem Kontakt zum Hauseigentümer. Dieser Teil ist langsam und auch wenig düster, was sich dann im Verlauf der Geschichte ändert.
Sprachlich (Übersetzung Peter Beyer) war der Text richtig gut und gut lesbar. Viele Dinge konnte man sich sehr bildlich vorstellen, ohne das es zu ausufernd war. Auch die Wortwahl ist mir an einigen Stellen positiv aufgefallen. Zudem werden manche Themen nicht ausgeschlachtet, sondern nur angedeutet erwähnt - richtig gelungen.
Opal ist eine eher wilde Persönlichkeit, die mit ihrem ganzen Wesen für Dinge einsteht und sich für ihre Sache einsetzt, dabei nicht immer freundlich ist. Fand ich für diese Protagonistin sehr angenehm und passend, denn sie muss sich mit viel Dunkelheit und Tod auseinander setzen. Opals Sicht auf den Hauseigentümer Arthur ist echt gelungen und auch seine Persönlichkeit hat mir gut gefallen. Generell habe ich an einigen Stellen (im besten Sinne) Ähnlichkeiten zu Bardugos „Das neunte Haus“ verspürt.
Wie sich die Beziehung der Menschen untereinander im Laufe der Geschichte verändert, kam mir sehr realistisch und gut durchdacht vor. Alle Dinge brauchen eine gewisse Zeit.
Weiterhin sehr positiv: Harrow streut immer wieder modernere Themen ein, was ich ebenfalls super gut umgesetzt finde.
Ich kann dieses Buch auf jeden Fall empfehlen, gerade wenn man auf Charakterentwicklung steht und eine gewisse Düsternis in Büchern schätzt. Was für eine gelungene Oktober-Lektüre! Werde definitiv noch die anderen Bücher der Autorin lesen!

Bewertung vom 20.10.2024
Sanyal, Mithu

Antichristie


sehr gut

eine Lektüre wird nicht reichen

Worum geht es?
Durga, eine Drehbuchautorin mit indisch-deutschen Wurzeln, befindet sich gerade noch in einer Produktion in der jetzigen Zeit, als sie sich mit einem Mal Anfang des 20. Jahrhunderts in den indischen Freiheitskämpfen wiederfindet.

Worum geht es wirklich?
Kolonialismus, Fortschritt und Reflexion.

Lesenswert?
Ja, auch wenn ich bei der ersten Lektüre vermutlich nur die Hälfte verstanden habe und am liebsten direkt wieder von vorne beginnen würde, dieses mal mit Fokus auf Einzelheiten.
Sanyal widmet sich in ihrem (ich glaube zweiten?) Roman den Themen Kolonialismus, Freiheitskampf und Umgang mit Klassikern. So spielen Agatha Christie (und ihr Detektiv Poirot) eine große Rolle, wunderbarer Weise gibt es aber auch ganz viele Dr. Who Referenzen. Eine schöne Mischung.
Die Figuren sind detailliert und so super vorstellbar, haben Ecken und Kanten.
Sprachlich gefällt mir dieses Buch gut und es lässt sich prinzipiell sehr gut lesen.
Es ist eine Bereicherung, wie viel Sanyal mit (Fremd-)Sprachen in diesem Text spielt und wie wunderbar sich alles zusammen fügt.
Ich glaube, dass man nicht allzu viel Vorwissen braucht - je mehr man jedoch kennt (siehe zum Beispiel die Dr. Who Referenzen) desto mehr wird man kleine Andeutungen erkennen und sich daran erfreuen können.
Trotzdem habe ich, so würde ich das selber einschätzen, vieles nicht verstanden und kann mir sehr gut vorstellen, dass ich dieses Buche in zweites Mal lesen (oder hören werde). Auch wenn man jetzt natürlich kein historisches Wissen über den britischen Kolonialismus in Indien aufgebaut hat, so regt das Buch dennoch zu der Beschäftigung mit diesen Themen an.
Ich kann das Buch empfehlen, wenn man die Kapazitäten für keine ganz leichte Lektüre hat, sich kritisch mit dem eurozentrischen Verständnis in unserer Gesellschaft beschäftigen möchte oder einfach offen für Neues ist. Ansonsten ruhig Zeit nehmen beim Lesen und Dinge wirken lassen.