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Klara

Bewertungen

Insgesamt 190 Bewertungen
Bewertung vom 01.10.2022
Der Sturm
Harper, Jane

Der Sturm


gut

Was geschah wirklich während des Sturms?
In Jane Harpers neuem Roman geht es um einen verheerenden Sturm und um ein Verbrechen in der Erzählgegenwart. Zwölf Jahre zuvor waren die Freunde Toby und Finn ertrunken, als sie versuchten, Finns Bruder Kieran zu retten. Gleichzeitig verschwand die 14jährige Gabby, Schwester von Olivia Birch. Die Menschen aus dem Ort gaben Kieran die Schuld an dem Tod der Männer genauso wie seine Eltern. Kieran verließ damals die Gegend und kehrt erst jetzt mit seiner Freundin Mia und ihrer kleinen Tochter vorübergehend zurück, um seine Eltern zu unterstützen. Man begegnet ihm noch immer mit Misstrauen und Ablehnung. Dann wird Bronte, eine junge Künstlerin, erwürgt am Strand gefunden. Bei den Ermittlungen hilft auch Detective Inspector Sue Pendlebury aus Hobart, die bald auf Ungereimtheiten bei der damaligen Untersuchung der Todesfälle und des Vermisstenfalls stößt. Ihr und allen Betroffenen ist klar, dass die Wahrheit nie ans Licht gekommen ist, ja sogar bewusst zurückgehalten wurde. Das soll sich jetzt ändern.
Kritiker bescheinigen diesem Roman atmosphärische Dichte und Vielschichtigkeit. Das kann ich nicht nachvollziehen. Dem Thriller fehlt es an Komplexität und durchweg an Spannung. Die Auflösung ist eher dürftig. Von dem Roman einer Erfolgsautorin erwarte ich nicht eine dermaßen weitschweifige, handlungsarme Darstellung, sondern überraschende Wendungen und einen überzeugenden Schluss. Die ersten drei Romane der Autorin haben mir wesentlich besser gefallen, vor allem “The Dry“. Schade.

Bewertung vom 24.09.2022
Die versteckte Apotheke
Penner, Sarah

Die versteckte Apotheke


ausgezeichnet

Plädoyer für ein selbstbestimmtes Leben

Sarah Penner erzählt in ihrem Roman “Die versteckte Apotheke“ auf zwei Zeitebenen die Geschichte von drei Frauen. Das verbindende Element ist die in Vergessenheit geratene Apotheke, die Nella Clavinger im 18. Jahrhundert von ihrer Mutter übernommen hat. Da der Mann, den sie liebte, ihr großes Leid zugefügt hat, beschließt sie, sich an ihm und an anderen Männern zu rächen, die ihren Frauen Gewalt in jeder Form antun. Damals konnte eine Frau ihren Mann nicht einfach verlassen oder sich scheiden lassen. Nella verkaufte nicht nur Medizin, sondern auch alle Arten von Giften, was sich schnell herumsprach. Lange blieb sie unentdeckt. Als jedoch die 12jährige Magd Eliza für ihre Herrin das bestellte Gift abholt, das die Geliebte ihres Mannes bei einem Fest töten soll, laufen die Dinge aus dem Ruder. Nella und Eliza müssen vor der Polizei fliehen.

Über 200 Jahre später fliegt Caroline Parcewell allein nach London, wo sie eigentlich mit ihrem Mann James den 10. Hochzeitstag begehen wollte. Kurz vorher hat sie entdeckt, dass ihr Mann eine Affaire mit einer Kollegin hat. Sie will nun allein herausfinden, wie sie mit der Situation umgehen soll. Dann schließt sie sich einer mudlarking-Gruppe an, die in der Themse nach alten oder wertvollen Dingen sucht, und findet im Uferschlamm ein altes Gefäß, das offensichtlich aus einer Apotheke stammt. Sie recherchiert in einer Bibliothek und mit Hilfe der Bibliothekarin findet sie immer mehr Details, die sie schließlich zu der verborgenen Apotheke führen. Bevor sie im versteckten Hinterzimmer das Zubehör und die Notizen der Apothekerin findet, hat sie mehrere Straftaten begangen, aber sie ist in ihrem Forschungsdrang nicht mehr zu bremsen. Immerhin ist sie studierte Historikerin. Durch ihre Recherchen wird ihr bewusst, in welchem Maße sie wichtige Seiten ihrer Persönlichkeit verdrängt und vergessen hat, welche Möglichkeiten sie unter dem Einfluss ihres Mannes ungenutzt ließ und wie sehr sie die Büroarbeit auf der Farm ihrer Eltern all die Jahre gelangweilt hat. Als ihr Mann um Versöhnung bemüht in London auftaucht, steht ihr Entschluss fest: Nie wieder wird sie ein fremdbestimmtes, angepasstes Leben führen. Nie wieder wird sie tun, was sie tun sollte, nur noch, was sie selbst tun will.

Der gut lesbare Roman enthält im letzten Teil unrealistische Elemente, die an Märchen erinnern, aber gut zum historischen Teil der Geschichte passen. Positiv bleiben mir die drei Frauenporträts – Nella, Eliza, Caroline – als Beispiel für Solidarität und Empathie unter Frauen im Gedächtnis. Mir hat der Roman gut gefallen, und ich empfehle ihn ohne Einschränkung.

Bewertung vom 03.09.2022
Die Cellistin / Gabriel Allon Bd.21
Silva, Daniel

Die Cellistin / Gabriel Allon Bd.21


sehr gut

Russische Oligarchen leben gefährlich
In “Die Cellistin“, Gabriel Allons 21. Fall, geht es um den russischen Oligarchen Viktor Orlov, der im Londoner Exil mit Nervengift ermordet wird. Gabriel Allon vom israelischen Mossad schaltet sich ein, denn Orlov war sein Freund. Orlov waren Informationen über die Aktionen der Mächtigen in Moskau zugespielt worden. Da geht es um Geldwäsche und andere unsaubere Finanzgeschäfte. Schlüsselfigur ist hier die Cellistin Isabel Brenner aus dem Titel. Sie war zuvor bei einer zwielichtigen Bank tätig, die Geldwäsche praktiziert. Jetzt hat sie den geldgierigen Oligarchen den Kampf angesagt, die der zentralen Figur des obersten Machthabers zuarbeiten und riskiert dabei ihr Leben.
Silva schreibt wieder eine interessante Geschichte mit zahlreichen Bezügen zur Realität – von Corona über die Ermordung von Oppositionellen im Exil bis zu Geldwäsche und Korruption und aktuellen geopolitischen Themen, wie sie die Bedrohung der westlichen Demokratien darstellt. Der Roman liest sich gut, ist aber vielleicht nicht ganz so spannend wie einige seiner Vorgänger. Das mag daran liegen, dass zum Beispiel Geldwäsche als Thema nicht sonderlich viel Spannungspotential bietet. Die Vielzahl der Personen verlangt die Aufmerksamkeit des Lesers. Das ändert nichts an der Tatsache, dass ich ein Silva-Fan bin und bleibe. Mir hat der Roman gefallen.

Bewertung vom 03.09.2022
Das Glück auf der letzten Seite
Bonidan, Cathy

Das Glück auf der letzten Seite


ausgezeichnet

Zimmer 128
Cathy Bonidans “Das Glück auf der letzten Seite“ (Originaltitel „Chambre 128“ ) ist ein Briefroman, in dem es um ein lange verschollenes und wiedergefundenes Manuskript geht. Anne-Lise macht einige Tage Urlaub in der Bretagne und findet im Nachtisch von Zimmer 128 im Hotel Beau Rivage ein altes Manuskript und irgendwo zwischen den Seiten eine Adresse. Sie nimmt Kontakt zu dem unbekannten Sylvestre auf und schickt ihm den Text, der ihr sehr gut gefällt. Ihr ist allerdings aufgefallen, dass jemand anderes den Schluss geschrieben hat. Schrift und Stil sind völlig anders. Anne-Lise, Sylvestre und eine wachsende Zahl von Personen versuchen nun herauszufinden, durch welche Hände das Manuskript gegangen ist, das der Autor vor etwa 30 Jahren bei einem Flug nach Montreal verloren hat. Auch Sylvestre will unbedingt herausfinden, wer den Schluss verfasst hat. Die Menschen, die irgendwann Kontakt mit dem Manuskript hatten, korrespondieren miteinander, begegnen sich zum Teil, und es entstehen Freundschaften und sogar Liebesbeziehungen. Es kommen intime Details aus der Vergangenheit ans Licht, und am Ende ist das Geheimnis um das rätselhafte Manuskript gelüftet. Das Leben all derer, die mit ihm in Berührung gekommen sind, ist von diesem Moment an verändert. Den Text selbst bekommen wir nicht zu sehen, aber uns wird einmal mehr die magische Kraft von Büchern vor Augen geführt, die Leben grundlegend verändern und verschönern können. Ein sehr schöner Roman, den ich gern gelesen habe.

Bewertung vom 03.09.2022
Das siebte Mädchen (eBook, ePUB)
Willingham, Stacy

Das siebte Mädchen (eBook, ePUB)


gut

Mädchenmorde in Louisiana
Der Schauplatz von Stacy Willinghams Roman "Das siebte Mädchen" sind mehrere Kleinstädte in Louisiana. Chloe Davis, 32, arbeitet als Psychologin in ihrer eigenen Praxis. Sie hat selbst psychische Störungen seit 20 Jahre zuvor in ihrem Ort sechs junge Mädchen spurlos verschwanden. Sie selbst hat der Polizei damals Beweismaterial übergeben und ihren Vater mit ihren Aussagen belastet. Ihr Vater hat damals die Taten gestanden und sitzt seitdem im Gefängnis. Das war das Ende ihrer Familie. Zu ihrem Vater hatte sie nie mehr Kontakt, und ihre Mutter lebt nach einem Selbstmordversuch im Pflegeheim. Jetzt nähert sich nicht nur ihr Hochzeitstag mit Daniel Briggs, sondern auch der Jahrestag der Tragödie, und genau zu diesem Zeitpunkt verschwinden wieder zwei Mädchen und werden tot aufgefunden. Entweder es gibt einen Nachahmungstäter, oder ein Unschuldiger sitzt im Gefängnis. Chloe leidet noch mehr als sonst unter Albträumen und Angststörungen und versucht herauszufinden, was gerade geschieht und was damals wirklich passiert ist. Sie geht entgegen der ausdrücklichen Anweisung der Polizei verschiedenen Verdachtsmomenten nach und begibt sich dabei in Gefahr, weil der Täter sie offensichtlich genau im Blick hat.
Mir hat der Roman nicht besonders gefallen, vor allem nicht die handlungsarme erste Hälfte. Dann nimmt die Zahl der Handlungsumschwünge zu, aber das reicht nicht aus. Ich hatte mir mehr von dem Buch versprochen.

Bewertung vom 12.08.2022
No-Knead-Brote
Schell, Valesa

No-Knead-Brote


ausgezeichnet

Neues von der Brotbackfront
Ich besitze eine Reihe von Brotbackbüchern und habe über die Jahre schon sehr viele Brote gebacken. Das Backbuch „No-Knead-Brote“ von Valesa Schell hat mir gezeigt, dass ich noch immer dazulernen kann. Die ausführlichen, gut verständlichen Erklärungen haben mich genauso überzeugt wie die attraktive Bebilderung. Das Buch enthält über 60 Rezepte für Brot, Brötchen, Herzhaftes und Süßes. Es ist aufgeteilt in verschiedene Rubriken. Unter Wissenswertes erfährt der Hobbybäcker, was No-Knead-Backen bedeutet. In einem weiteren Abschnitt geht es um Backen beim Campen und im Urlaub. Wer hätte gedacht, dass auch da die No-Knead-Methode funktioniert. Empfehlenswert ist der Abschnitt Zutaten und Zubereitungsschritte. Hier werden die einzelnen Schritte nicht nur genau beschrieben, sie sind auch bebildert. Das erleichtert die Arbeit am Teig ungemein. Wer sich bisher nicht getraut hat, Brote mit Sauerteig zu backen, dem lege ich den Abschnitt Ansetzen und Weiterführen von Sauerteig ans Herz. Wer sich genau an die ausführliche Anleitung hält, erhält einen Sauerteig der auch nach Jahren noch verwendet werden kann.

Es gibt nichts Schöneres, als den Backofen zu öffnen und ein duftendes Brot herauszunehmen. Mit der No-Knead-Methode ist Brot backen einfach und mit den wunderbaren Rezepten aus dem Brotbackbuch, gelingen sie auch. Egal ob Brote und Brötchen mit Hefe, mit Sauerteig oder mit Lievito Madre. Ich habe viele Rezepte ausprobiert und werde das Buch noch oft zur Hand nehmen. Ich kann es sowohl fortgeschrittenen Bäckern als auch Anfänger sehr ans Herz legen.

Bewertung vom 06.08.2022
Susanna
Capus, Alex

Susanna


gut

Eine fast vergessene Malerin
In seinem neuen Roman erzählt Alex Capus Episoden aus dem Leben der bis vor kurzem fast vergessenen Porträtmalerin Susanna Faesch. Die Geschichte spielt in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Susanna lebt mit ihrer Familie zunächst in Basel. Nach der Scheidung der Eltern emigriert ihre Mutter Maria mit der kleinen Tochter Susanna in die USA, wo sie später den deutschen Arzt Karl Valentiny heiratet. Valentiny war ein Freund ihres Ex-Mannes Lukas aus der Zeit in der Fremdenlegion und hatte einige Monate bei Familie Faesch Zuflucht gefunden. Die Familie lebt in Brooklyn. Schon als junges Mädchen ist Susanna eine begabte Porträtmalerin und wird viele Jahre von den Einkünften aus der Malerei leben. Später wird die Nachfrage gemalten Porträts wegen der Fortentwicklung der Fotografie nachlassen. Susanna heiratet früh einen Bekannten ihres Stiefvaters. Die kinderlose Ehe scheitert, als Susanna eine Beziehung mit einem anderen Mann eingeht und den Sohn Christopher bekommt. Mutter Maria hilft ihr, den heiß geliebten Enkel Christie aufzuziehen. Christie interessiert sich als Heranwachsender sehr für die Geschichte und Kultur der Ureinwohner. Auf seinen Wunsch reisen Mutter und Sohn in die Reservate im Westen. Es ist die Zeit der Indianerkriege, als die indigenen Stämme durch Massaker dezimiert und die Bisons von den Weißen ausgerottet werden. Susanna und ihr Sohn treffen Sitting Bull, und sie malt ein Porträt, das heute noch in einem Museum zu besichtigen ist. Susanna warnt den Indianerhäuptling vor der drohenden Gefahr durch weiße Soldaten, aber sie wird ihn nicht retten können, wie die Geschichte zeigt, nicht aber der Roman selbst. Dieser endet ziemlich abrupt und berichtet nicht über Susannas Zeit als Aktivistin im Kampf für die Rechte der Ureinwohner.
Der Roman erzählt aus wechselnden Perspektiven Phasen aus Susannas Leben vor dem zeitgeschichtlichen Hintergrund. Dabei kommen Schweizer Brauchtum – der Auftritt des „Wilden Mannes“ in Basel – ebenso zur Sprache wie wichtige Erfindungen der Zeit: die Glühbirne, die Nutzung von Elektrizität und außerdem der sensationelle Bau der Brooklyn Bridge, die Brooklyn mit Manhattan verbindet. Das Buch liest sich nicht schlecht, aber es hat mich nicht wirklich begeistert.

Bewertung vom 17.07.2022
Poppy. Dein Kind verschwindet. Und die ganze Welt sieht zu. / Emer Murphy Bd.1
Getz, Kristine

Poppy. Dein Kind verschwindet. Und die ganze Welt sieht zu. / Emer Murphy Bd.1


sehr gut

Wer hat Poppy entführt und warum?
Der Debütroman der gebürtigen Norwegerin Kristine Getz, die in Colorado lebt, spielt in Oslo. Es geht um den Fall eines kleinen Mädchens, das spurlos aus dem Haus der Großeltern verschwunden ist. Das Besondere daran ist, dass die niedliche Zweijährige dem ganzen Land bekannt ist, weil ihre Eltern Jens und Lotte Wiig im Netz ihren Lebensunterhalt mit ihr verdienen. Sie haben das Kind durch dessen ständige Präsenz in große Gefahr gebracht. Es könnte also sein, dass ein Pädophiler Poppy entführt hat. Als die Ermittlerin Emer Murphy von diesem Fall hört, setzt sie die nach einem psychischen Zusammenbruch sechs Wochen zuvor verordneten Psychopharmaka ab und beginnt mit den Ermittlungen, obwohl sie viel zu labil ist, um schon wieder zu arbeiten. Es dauert sehr lang, bis Murphy durchschaut, was wirklich passiert ist, denn nichts ist so, wie es scheint, und in der Familie gibt es tiefgreifende Konflikte. Keiner ist hier ehrlich, auch Lotte nicht, die ihrem Mann ihre problematische Vergangenheit bis jetzt verheimlicht hat. Sie wurde nicht nur vergewaltigt, sondern hat auch mit Hilfe ihrer Schwester Alex als Cam-Girl Charlie im Netz perversen Männern ihre Dienste für viel Geld angeboten.
Die aus verschiedenen Perspektiven erzählte Geschichte ist sehr kompliziert und undurchschaubar. Ich habe die Auflösung nicht erraten und fand den Roman sehr spannend und auch sprachlich gelungen. Mir gefiel vor allem, wie die Autorin sich mit der Vermarktung von Kindern in den sozialen Medien auseinandersetzt und die Komplexität von familiären Beziehungen darstellt. Ich werde die Fortsetzung der Emer Murphy-Reihe auf jeden Fall im Auge behalten.

Bewertung vom 26.05.2022
Eine Frage der Chemie
Garmus, Bonnie

Eine Frage der Chemie


ausgezeichnet

Der lange Weg bis zur Emanzipation.
“Eine Frage der Chemie“ erzählt die Geschichte einer Frau in den USA in den 50er und 60er Jahren. Elizabeth Zott ist eine begabte Chemikerin und möchte als Wissenschaftlerin arbeiten. Von Anfang an stößt sie auf großen Widerstand von Seiten der männlichen Kollegen, die sie benachteiligen, sexuell übergriffig werden und ihre Forschungsergebnisse stehlen. Nur Calvin Evans, ein berühmter Chemiker, glaubt an sie und wird die Liebe ihres Lebens. Als sie schwanger wird, ist das erst einmal das Ende ihrer wissenschaftlichen Karriere. Sie landet bei einer Kochshow, die sie so gestaltet, wie sie es für richtig hält: mit interessanten Rezepten und viel Wissensvermittlung über Lebensmittel und Ernährung.
Garmus erzählt die Geschichte einer starken, mutigen Frau, die nie aufgibt und auch ihre Zuschauer dazu anhält, nie ihre Träume aufzugeben und ihre Ziele nicht aus den Augen zu verlieren. Der Roman überzeugt durch seine Charaktere, z.B. auch den sympathischen Hund Halbsieben, und durch die Qualität der Sprache. Es gibt humorvolle Episoden und viel Sprachwitz. Das ist wegen der ernsten Thematik auch nötig, denn nicht nur Elizabeth hat es schwer. Calvin Evans wird seiner ahnungslosen Mutter weggenommen, zur Adoption freigegeben und landet nach dem Tod der Adoptiveltern in einem katholischen Waisenhaus mit pädophilen Priestern. Als wichtiges Nebenthema erscheint das Rudern als von Calvin und anderen bevorzugte Sportart, in der sich auch Elizabeth Zott bewährt.
Mir hat sehr gut gefallen, wie der Roman den langen Weg zur längst noch nicht erreichten Gleichstellung der Geschlechter nachzeichnet - mit allem, was dazugehört: zum Beispiel gleiche Bezahlung für identische Arbeit und gleiche Aufstiegschancen im Beruf. Eine immer noch aktuelle und sehr lohnende Lektüre.

Bewertung vom 26.05.2022
Freunde. Für immer.
McCreight, Kimberly

Freunde. Für immer.


sehr gut

Das Vergangene ist nicht tot
In Kimberly McCreights Roman treffen sich fünf Freunde Jahre nach dem Collegeabschluss wieder, um den Junggesellenabschied von einem aus der Gruppe zu feiern. Sie treffen sich in einem Wochenendhaus in den Catskills, das dem Gastgeber Jonathan gehört. Als sie sich zehn Jahre zuvor am Vassar College zuletzt gesehen haben, ist ein Unglück passiert, über das sie immer Schweigen bewahrt haben, um die Beteiligten zu schützen. Nun geschehen wieder unvorhergesehene Dinge. Zwei aus der Gruppe verschwinden, und im Auto wird eine Leiche mit zerschmettertem Gesicht gefunden, die zunächst nicht identifiziert werden kann. Die Polizistin Julia Scutt ermittelt und wird dabei schmerzlich an den nie aufgeklärten Mord an ihrer Schwester Jane vor 20 Jahren erinnert, der Ähnlichkeiten mit dem aktuellen Fall aufweist. Damals verschwand auch Janes beste Freundin Bethany spurlos. Es passieren weitere merkwürdige Dinge. Mitglieder der Gruppe erhalten verstörende Nachrichten – „Ich weiß, was du getan hast“ -, und Jonathan wird von der Baufirma, die sein Haus renovieren soll, unter Druck gesetzt. Es zeigt sich, dass die Freunde Geheimnisse vor einander haben, die allmählich ans Licht kommen. Erzählt wird aus den kapitelweise wechselnden Perspektiven der Freunde und der Ermittlerin.
Der spannende Roman lässt den Leser darüber nachdenken, wie gut wir den anderen kennen können, wie loyal wir sein können und sollten. Eine echte Freundschaft ist ohne Aufrichtigkeit nicht möglich. Sonst zerbricht sie irgendwann unter dem Druck der Ereignisse.
Mir hat auch der neue Roman von McCreight wegen seines raffinierten Plots und seiner sprachlichen Qualität sehr gut gefallen. Ich empfehle ihn gern weiter.