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Dani
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Wiesbaden

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Insgesamt 82 Bewertungen
Bewertung vom 08.10.2022
Atmaca, Aylin

Ein Alman feiert selten allein


gut

Was als erstes ins Auge sticht ist das knallige Cover was mir persönlich so überhaupt nicht zusagt und nur bei genauerer Inspektion Geschenkpakete erkennen lässt, seltsame Wahl...

Das Buch selbst verspricht eine humorvoll-bissige Beschreibung des spießig deutschen Weihnachtsfestes aus Sicht einer Deutschtürkin und ist auch genau das, nicht mehr und nicht weniger.

Vielleicht ist es für Weihnachtsjunkies und Menschen mit ellenlangen festlichen To-Do Listen ein Buch was einem den Spiegel vorhält und dadurch amüsiert und aber auch in bedingtem Maße zur Entspannung der Lage anregen kann.

Als Mensch der mit Weihnachten so absolut gar nichts anfangen kann und quasi keine der beschriebenen "Standartszenen" selbst je erlebt hat mangels Familie ist der Roman ziemlich an mir vorbeigegangen.
Habe ihn schnell und gern gelesen aber es war immer die Beobachtung einer mir fremden Welt.

Bewertung vom 06.10.2022
Groff, Lauren

Matrix


ausgezeichnet

Eines dieser Bücher zu denen es mir unglaublich schwer fällt eine Meinung zu bilden und zu formulieren...

Um mit dem Positiven anzufangen:

Was mir gefallen hat, ist die extrem kraftvolle und spannende Sprache die Groff benutzt. Beim Lesen entstehen direkt Bilder, keine zarten und poetischen sondern laute, harte und nicht selten auch brutale Bilder.
Alles wirkt auf den Punkt, energiegeladen und damit auch sehr modern.

Genau dort liegt dann auch eine der Schwierigkeiten für mich: ich hatte bei der Lektüre fast permament das Problem die Kluft zwischen mittelalterlicher Handlung und zeitgemäßer Sprache und Denkweise nicht so recht überwinden zu können.

Das größte Problem des Romans für mich jedoch ist, dass mich die Handlung schlicht und einfach nicht gepackt hat und mir der Werdegang von Marie im englischen Kloster leider ziemlich egal geblieben ist.
Vielleicht hätte Vorwissen über die historische Person Marie de France die Sache interessanter gemacht, vielleicht auch komplett zerstört.

So bleibt für mich ein gut geschriebenes aber doch ziemlich langweiliges Buch.

Bewertung vom 14.09.2022
Ryan, Jennifer

Die Köchinnen von Fenley


weniger gut

Großbritannien leidet unter dem 2. Weltkrieg und aufgrund der Rationierung der Lebensmittel sind Einfallsreichtum und Durchhaltevermögen gefragt wenn es darum geht alle satt zu bekommen.

Die BBC sucht nach der findigsten Köchin im Land und vier sehr unterschiedliche Frauen stellen sich der Herausforderung...

Die Idee ist wirklich gut und an sich kann man bei der Kombination Krieg/England/Herrenhaus/Frauenfiguren/Freundschaft/Liebe/Essen auch wirklich nicht allzu viel falsch machen, trotzdem hat das Buch für mich leider nicht funktioniert.

Das Buch trieft von Stereotypen und platten Sätzen, das alles auf über 500 Seiten ergibt dann leider vor allem eins: gepflegte Langeweile. Wie ein Pilcher Film der plötzlich 180min lang geraten ist.

Alles in allem seichte Unterhaltung die verfilmt sicherlich sehr gut funktionieren kann, lesenswert ist der Roman so jedoch für mich leider nicht.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 08.09.2022
Fröhlich, Susanne;Kleis, Constanze

Liebe machen


gut

Es ist lange her als ich zuletzt einen von Susanne Fröhlichs Ratgebern gelesen habe, in Erinnerung ist mir ein locker-flapsiger Erzählton geblieben und ansonsten nicht sonderlich viel.

Nun also "Liebe Machen" über Beziehungen und Dating wenn die Beteiligten jenseits der 40 angekommen sind. Wie suche ich am erfolgreichsten, wie gehe ich mit eigenen Macken und denen des anderen um und wie stellen wir es an am Ende doch idealerweise glücklich zu sein?

Kein uninteressantes Thema und auch eins bei dem sich über die letzten Jahre doch einiges verändert hat.
Ich habe alle Fragen, Antworten und Beobachtungen auch gerne und schnell durchgelesen. Nur, war darunter irgendetwas neues und lehrreiches was man nicht schon in unzähligen anderen Büchern und Zeitschriften so gelesen hat? Nein.
Kann ich daraus irgendeinen Mehrwert für mich ziehen? Nein.

Ein paar Stunden Unterhaltung und weiter geht´s.

Bewertung vom 01.09.2022
Orriols, Marta

Sanfte Einführung ins Chaos


sehr gut

Dani und Marta sind ein Paar um die 30 und leben zusammen in Barcelona. Beide haben spannende Jobs, einen stabilen Freundeskreis und lieben es zu reisen.

Dann wird Marta schwanger und für sie steht zumindest laut ihrer ersten Ankündigung gegenüber dem perplexen Dani direkt fest das Kind nicht zu bekommen.

Der Leser folgt danach den Gedanken und Gefühlen der beiden in den Tagen bis hin zum Abtreibungstermin.
Der Fokus liegt hier eindeutig auf Dani und der Frage "Möchte ich Vater sein?" und Marta kam teilweise deutlich kürzer und blieb unnahbarer.
Trotzdem konnte ich beiden folgen und mich auch in beide immer wieder hereinversetzen.

Sprachlich ist alles wundervoll elegant und präzise verfasst ohne Plattitüden und tausendmal gelesene Sätze.
Ein bißchen wie ein wortreicher und französischer Film in dem viel geraucht wird in stimmungsvollen Bildern und der trotzdem zum Nachdenken anregt. Mir hat es sehr zugesagt und ich vermute die Geschichte wird auch noch eine Zeit in mir nachklingen.

Bewertung vom 14.07.2022
Kaspari, Carla

Freizeit


sehr gut

Keine Ahnung warum ich so gerne Romane über das große Leiden der Millenials lese, je nach Definition gehöre ich zwar selbst mehr oder weniger zur Generation aber wenn ich alle Beschreibungen von drogenvernebelten Parties und unverbindlichen Affären so lese dann habe ich da doch meine Zweifel...

Egal wie, mit dem großen Weltschmerz, dem Gefühl alles analysieren zu können aber doch nicht begreifen zu wollen, kann ich mich nur zu gut identifizieren.

In "Freizeit" war mir keine der Personen sympathisch, alle blieben ziemlich unnahbar und trotzdem gab es so viele pointierte und entlarvende Sätze und Schilderungen, dass ich am liebsten halbe Seiten unterstrichen hätte zum Merken und Zitieren. Habe den Roman an zwei Nachmittagen verschlungen und denke manche Beschreibung wird auch noch länger in mir nachklingen.
Weniger Party als Dolly Aldertons "Everything I know about love" und mehr Handlung als in Sophie Passmanns "Komplett Gänsehaut" aber mindestens ebenso gelungen!

Bewertung vom 11.07.2022
Burns, Anna

Amelia


gut

Ich bin mit dem Nordirland Konflikt einigermaßen vertraut und habe mich in Uniseminaren und auch privat schon durch einige Literatur und Filme zum Thema gekämpft.
Schon dabei bin ich immer wieder auf Werke gestoßen die mir letztlich zu krass, zu absurd, zu schwarz, zu dreckig waren und vielleicht zuviel "irischem Humor" hatten. Bei "Amelia" war es nun nicht anders.

Beschrieben in lose zusammenhängenden Episoden wird das Aufwachsen der katholischen Amelia in schwierigsten Verhältnissen eines Belfaster Armenviertels. Richtig kennenlernen kann man sie als Leser leider nicht, sie ist der Ausgangspunkt einiger Erzählstränge aber bleibt doch ganz und gar unnahbar.

Die Sprache hat mir in ihrer Rohheit gefallen da sie nie langweilig oder redundant wurde, einiges an Kraft ist sicherlich zwangsweise durch die deutsche Übersetzung verloren gegangen.
Trotzdem war es mir letztendlich zu viel an abstrusen Gewaltorgien in einer Gesellschaft in der ein Menschenleben scheinbar nichts zählt und zu wenig Momente an denen ich mich in die Erzählung hätte hereinfinden können. Viele der brutalen Szenen haben sich mir zwar eingeprägt aber als Leser habe ich daraus wohl eher wenig Lehre gezogen.

Bewertung vom 12.06.2022
Motte, Anders de la;Nilsson, Måns

Der Tod macht Urlaub in Schweden / Die Österlen-Morde Bd.1


sehr gut

Sowohl das Cover als auch der Titel kommen erstmal etwas betulich, plump und wenig reizvoll daher insofern hielt sich meine Lesevorfreude zu Beginn in Grenzen.
Zum Glück konnte mich der Krimi dann jedoch sehr bald überzeugen.
Gut gestaltete Charaktere die ohne ausgelutschte Stereotype daherkommen, eine schöne (Urlaubs-)Umgebung und ein wirklich angenehm zu lesender Schreibstil. Man merkt allem die Erfahrung der beiden Autoren an wenn es um Polizeiarbeit und aber auch Drehbücher und Spannungsaufbau geht.

Ein klassischer Whodunnit Krimi bei dem die Lösung nicht vollkommen überraschend für mich kam und der gerade in der zweiten Hälfte auch ein paar Längen aufweist aber der mich trotzdem gut unterhalten konnte.

Und spannend die schwedische Region Schonen mal ohne die gewohnte Wallander Düsternis als Leser erleben zu können

Bewertung vom 25.05.2022
Rutkoski, Marie

Real Easy


sehr gut

Im Umfeld eines amerikanischen Stripclubs werden drei Frauen ermordet, unter Verdacht kommen im Laufe der Ermittlungen nicht nur Partner, Türsteher und Stammkunden sondern auch ein Mitglied des ermittelnden Teams...

Habe das Buch sehr gerne gelesen obwohl ich erst eher skeptisch war. Sprachlich manchmal vielleicht etwas überfrachtet aber damit auch atmosphärisch. Konnte mir alles bildlich gut vorstellen und mochte auch diesen voyeuristischen Blick in ein mir fremdes Milieu.

Für meinen Geschmack werden ein paar Personen zu viel mit ihren eigenen Kapiteln "aufgerufen" und ihre Persönlichkeiten inklusive ihrer teils tiefen Abgründe dann letztlich doch oft nur angerissen.
Manche kommen somit plastischer daher als andere, manche sympathischer als andere.
Die Morde rücken immer wieder einmal in den Hintergrund und machen Platz für das Sittengemälde dieses Stripclubs in der amerikanischen Einöde. Warum der Roman jedoch 1999 spielt und nicht heute, wurde mir nicht klar aber hat eventuell mit den persönlichen Erfahrungen der Autorin zu tun?

Bewertung vom 10.05.2022
Crossan, Sarah

Verheizte Herzen


ausgezeichnet

Ana, verheiratete Mutter zweier Kinder ist Anwältin und beginnt eine Affäre mit Connor der mit Rebecca verheiratet ist und drei Söhne hat.
Als Connor plötzlich stirbt darf Ana nicht offen trauern und versucht dies in der Form nachzuholen als das sie in ihrer Rolle als Testamentsvollstreckerin zur Vertrauten von Rebecca wird und sich selbst immer mehr "auflöst"...

Eine an sich nicht originelle Idee, vielfach erzählt.
Was mich hier jedoch überrascht und begeistert hat, war die sehr komprimierte Versform des Romans.
Keine überflüssigen Sätze, alles ist auf den Punkt gebracht, direkt und schmerzhaft.
Was sich erstmal schwer lesbar anhört, entwickelt schnell eine Sogwirkung und schon bald fragt man sich warum in anderen Büchern soviele Worte gemacht werden.

Stellenweise ist es nicht einfach immer zu wissen um wen es sich gerade handelt und ob es eine Rückblende oder die Gegenwart ist aber insgesamt ein absolut faszinierender Roman.