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Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Dani
Wohnort: 
Wiesbaden

Bewertungen

Insgesamt 65 Bewertungen
Bewertung vom 27.08.2024
Nur nachts ist es hell
Taschler, Judith W.

Nur nachts ist es hell


gut

Mir war nicht bewusst, dass es sich hierbei quasi um den Nachfolger zu "Über Carl reden wir morgen" handelt insofern ging ich unvorbelastet an die Lektüre.

Elisabeth Tichy, eine Wiener Ärztin schreibt in einer Art langen Briefmonologs über ihr äußerst bewegtes Leben das alleine schon beide Weltkriege umfasst an ihre Nichte.

Ihre Geschichte ist spannend aber irgendetwas hat mich permament beim Lesen gestört und ich habe lange gebraucht um herauszufinden was es ist. Mir ist der Text, die Erzählweise irgendwie zu "dicht" - es steckt sehr viel drin, es wird viel erwähnt, alles nicht chronologisch und damit für mich oft verwirrend. Die Ereignisse kommen oft Schlag auf Schlag und manchmal hätte ich mir einfach eine Verschnaufspause im Text gewünscht. Eventuell bin ich doof aber die ganze Brüder Verwechslungsgeschichte habe ich bis zum Ende hin nicht komplett durchschaut. Stellenweise habe ich gelesen und hätte danach Schwierigkeiten gehabt genau nachzuerzählen was passiert ist. Gehäuft kommt ein "das erzähle ich später" welches zwar zum Erzählstil passt aber den Leser nochmal zusätzlich konfus macht.

Trotzallem habe ich die Geschichte dann doch recht gerne verfolgt deswegen bleibt mein wirklich äußerst verwirrtes Fazit:
Vielleicht hilft es den ersten Roman zu kennen, vielleicht bin ich auch einfach nicht für Taschlers Schreibe gemacht.

Bewertung vom 29.07.2024
Sobald wir angekommen sind
Lewinsky, Micha

Sobald wir angekommen sind


ausgezeichnet

Ein vielschichtiges Buch welches ich auch genauso vom Diogenes Verlag erwarte.
Der Endvierziger Ben Oppenheim fürchtet sich - vor der konkreten Bedrohung durch einen 3. Weltkrieg, vor seiner kaputten Ehe, seiner neuen Beziehung, der anhaltenden beruflichen Perspektivlosigkeit und dem finanziellen Abstieg im teuren Zürich.
In einer Nacht und Nebelaktion flüchtet er mit seiner Familie nach Brasilien auf der Suche nach...ja nach was eigentlich?!

Es ist eine Suche nach Frieden und Sicherheit aber auch eine Suche nach der eigenen Herkunft und dem eigenen Erbe als Sohn einer jüdischen Familie.

Micha Lewinsky versteht es ganz wunderbar eine eigentlich schwere und auch potentiell langatmig - verkopfte Geschichte locker, humorvoll und selbstironisch zu erzählen. Habe den Roman an einem Tag verschlungen und war deutlich besser unterhalten und deutlich mehr zum eigenen Nachdenken angeregt als erwartet!

Bewertung vom 15.07.2024
Co-Fucking
Weiss, Anna

Co-Fucking


sehr gut

Als ich mich als Testleser beworben hatte, schrieb ich leicht süffisant "ein Thema bei dem man denkt es betrifft einen nicht und dabei vielleicht blind ist".
Nach der Lektüre kann ich sagen, aktuell zumindest betrifft es mich immer noch nicht aber es hat Spaß gemacht alles zu lesen und sich eigene Gedanken zu machen.
Das Buch ist irgendwas zwischen Sachbuch, Autobiographie und Ratgeber. Manche Passagen über gegenseitiges Vertrauen waren vielleicht etwas redundant aber andererseits handelt es sich hierbei auch um DAS Kernthema.
Auch wenn man als Leser eigentlich keinen Ratgeber zum Thema gesucht hat so lässt einen eine leichte voyeuristische Neigung doch schnell weiterlesen.
Kein Buch was aktuell in mir Denkprozesse losgetreten hat aber ein spannendes, ehrliches und mehr als berechtigtes Thema welches hier gut lesbar und vielfältig aufbereitet wird.

Bewertung vom 12.07.2024
Die Blütenfreundinnen
Martin, Ellen

Die Blütenfreundinnen


gut

Ein Streik der Bahn ist dafür verantwortlich, dass sich Kristin, Lena, Nicole und Antonia kennenlernen, alles Frauen in den sogenannten 'besten' Jahren.
Alle haben ihr eigenes Päckchen zu tragen, sind an einem Punkt in ihrem Leben an dem sie sich festgefahren haben und eine neue Richtung einschlagen müssen um glücklich zu werden.
Der Roman wird aus wechselnden Perspektiven in kurzen Kapiteln beschrieben. Die Sprache ist zunächst ungewöhnlich nüchtern und ich habe etwas mit der Gegenwartsform gefremdelt. An manchen Stellen habe ich mich an "Semmeln" und "raunzen" gestört da dies für mich Wörter aus dem süddeutschen Raum sind und nicht unbedingt in die Lüneburger Heide passen.
Manchen Dialogen mangelt es etwas an Lebendigkeit aber zum Glück verliert sich die Autorin auch nicht allzu sehr in sprachlichen Klischees und generellem Kitsch.
Insgesamt habe ich den Roman schnell und gerne gelesen aber es bleibt auf dem soliden Niveau eines Fernsehfilms und wird mir wohl eher nicht im Gedächtnis bleiben. Das Ende ist ziemlich ffen gehalten, vermute Fortsetzungen sind geplant.

Bewertung vom 02.07.2024
Graceland - Die Geschichte eines Sommers
Chase, Kristen Mei

Graceland - Die Geschichte eines Sommers


sehr gut

Zu Beginn hatte ich ziemliche Probleme in die Geschichte hinein zu finden - zu grotesk erschien mir die Protagonistin Loralynn als alte asiatische Lady mit einem ausgeprägten Elvis Fimmel und ihren wilden Perücken und Klamotten. Die zweite Hauptfigur, ihre biedere Tochter mit ihrem Buchhaltungsjob und ihrer frisch gescheiterten Ehe war zwar realistischer aber mindestens genauso unnahbar. Im Laufe des Roadtrips jedoch lernt man mer und mehr von beider traumatischer Vergangenheit kennen und beginnt zu verstehen was die beiden geformt hat. Auf ihrer abstrusen Reise kommen sich Mutter und Tochter wieder näher und beginnen zu heilen und Frieden zu schließen bevor es zu spät dafür ist.
Auch wenn mich das sehr amerikanische Setting nicht komplett abgeholt hat, so habe ich den Roman doch gerne gelesen und kann ihn mir auch ganz hervorragend als tragisch-komisches Roadmovie verfilmt vorstellen.
Zu Beginn hatte ich ziemliche Probleme in die Geschichte hinein zu finden - zu grotesk erschien mir die Protagonistin Loralynn als alte asiatische Lady mit einem ausgeprägten Elvis Fimmel und ihren wilden Perücken und Klamotten. Die zweite Hauptfigur, ihre biedere Tochter mit ihrem Buchhaltungsjob und ihrer frisch gescheiterten Ehe war zwar realistischer aber mindestens genauso unnahbar. Im Laufe des Roadtrips jedoch lernt man mer und mehr von beider traumatischer Vergangenheit kennen und beginnt zu verstehen was die beiden geformt hat. Auf ihrer abstrusen Reise kommen sich Mutter und Tochter wieder näher und beginnen zu heilen und Frieden zu schließen bevor es zu spät dafür ist.
Auch wenn mich das sehr amerikanische Setting nicht komplett abgeholt hat, so habe ich den Roman doch gerne gelesen und kann ihn mir auch ganz hervorragend als tragisch-komisches Roadmovie verfilmt vorstellen.

Bewertung vom 15.05.2024
Südlich von Porto wartet die Schuld
da Silva, Mariana

Südlich von Porto wartet die Schuld


gut

Mir war als ich mit der Lektüre begann nicht bewusst, dass dies Teil 2 einer Reihe ist. Dementsprechend finden sich im Text einige Querverweise und Bezüge - es funktioniert auch als für sich stehender Krimi aber ich bevorzuge es Reihen komplett zu lesen.

Dies aber am Rande - Mariana da Silva kann wunderbar lebendig und flüssig schreiben und kommt ohne allzu viele Plattitüden aus vor denen ja dieses Genre des "Urlaubsorte Cosy Crime" oft nur so strotzt.
Die Charaktere sind sympathisch und menschlich, an der eigentlichen Kriminalhandlung hat es meiner Meinung nach leider etwas gehapert.
Nicht sonderlich spannend und eine nicht direkt nachvollziehbare Auflösung, bereits wenige Tage später fällt es mir schwer den Fall aus dem Gedächtnis zu rekapitulieren.
Wer hier einen spannenden Krimi sucht wird enttäuscht werden aber wer sich für ein paar Stunden in diese Ecke von Portugal träumen möchte, der wird gut unterhalten werden.

Bewertung vom 01.05.2024
Mit den Jahren
Steenfatt, Janna

Mit den Jahren


gut

Menschen um die 40 in Leipzig - verheiratet, Eltern oder alleine lebend. Meine Themen, meine Generation.

Das Cover ist toll gestaltet und zieht mit dem Gemälde zumindest meine Blicke auf sich.
Ich habe begeistert mit der Lektüre begonnen da mir die Sprache und die wirklich fantastisch beobachteten und beschriebenen Alltagsgefühle so sehr gefallen haben. Mehr als einmal dachte ich mir "ja!!! Wow, noch jemand denkst genau so?!".
Leider zieht die Handlung bzw. die Abwesenheit von ihr das Buch dann etwas herunter. Habe zwar nie erwartet, dass hier viel im konventionellen Sinne passieren wird aber es plätschert doch schon sehr vor sich hin und es wäre quasi unmöglich jemand anderem eine kurze und prägnante Zusammenfassung zu geben.
Insofern erfreue ich mich weiterhin an so manchen Passagen aber als Roman wird mir leider wenig in Erinnerung bleiben.

Bewertung vom 08.04.2024
Das Opernhaus: Rot das Feuer / Die Dresden Reihe Bd.2
Stern, Anne

Das Opernhaus: Rot das Feuer / Die Dresden Reihe Bd.2


sehr gut

Und weiter geht die Geschichte um Violonistin Elise und ihrer unglücklichen Ehe und den Kullissenmaler Christian im Dresden der Revolutionszeit um 1848.

Wenn man wie ich (und vermutlich auch sehr viele andere Leser wenn man sich den Markt so anschaut) schwerpunktmäßig Bücher aus der Weimarer Republik und des dritten Reiches liest dann ist dies mal eine willkommene Abwechslung. Diese auch kaum weiter entfernt liegende Epoche erscheint einem ja doch noch so viel fremder und ich finde es sehr spannend auf unterhaltsame Weise in sie abtauchen zu dürfen.

Die Handlung wird stringent und logisch weitergesponnen wenn auch etwas vorhersehbar. Der blumige Schreibstil mit vielen stimmungsvollen Beschreibungen wirkt auf mich teilweise etwas zu bemüht. Bei der Lektüre kamen mir immer wieder einmal Zweifel ob Elise in ihrem Denken nicht zu modern ist und damit unrealistisch für die Zeit - andererseits haben wir es hier auch mit einem finktionalen Roman zu tun und keiner Autobiographie insofern...

Eine gute Fortsetzung die mich auf den dritten (und letzten?) Band freuen lässt.

PS: Eine winzige Kleinigkeit jedoch irritiert mich sehr - warum das "feuerrot" im Titel aber dies dann blau auf dem Cover unterlegt?

Bewertung vom 20.03.2024
Lichtjahre im Dunkel
Ani, Friedrich

Lichtjahre im Dunkel


weniger gut

Ein Kriminalroman an den ich keine großen Erwartungen hatte da ich weder mit der Reihe noch mit dem Autor bisher vertraut war.
Schreiben kann er, bei der Lektüre hat man direkt einen Film vorm inneren Auge oder, präziser, einen typischen deutschen Fernsehfilm mit viel Lokalkolorit und schrulligen Charakteren. Wenn man dann liest an wie vielen ebensolcher Produktionen Ani beteiligt ist und war, wird einiges klar.
Ich habe alles recht gerne gelesen aber da ich die Ermittler nicht kannte, blieb mir doch vieles schleierhaft und ich wurde einfach nicht warm mit ihnen. Zu viele Andeutungen, zu konfus und letztlich dann auch oft langatmig. Die Story braucht ziemlich lange um in Gang zu geraten und mehr als einmal war ich mir unsicher ob es wirklich ein Krimi ist oder eine Studie menschlicher Tiefen und Untiefen. Hat mich leider nicht motiviert frühere Teile der Reihe zu lesen und ich bleibe weiter beim Anschauen meines geliebten "München Mord"

Bewertung vom 07.03.2024
Nostalgia Siciliana
Di Stefano, Patrizia

Nostalgia Siciliana


ausgezeichnet

Das Technicolor Cover versprach für mich mehr eine culture clash Komödie, gefunden habe ich jedoch eine sensibel erzählte Lebensgeschichte eines italienischen "Gastarbeiters". Da der größte Teil auf der Realität beruht, macht für mich den Reiz und die Authentizität des Buches aus. Habe selbst keinerlei Bezug zu Sizilien aber bei den bildhaften Beschreibungen (die jedoch nie in Plattitüden verfallen) wäre ich am liebsten auch direkt nach Catania geflogen. Was für mich etwas zu kurz kam war die deutsche Mutter Clara und auch ihr Bruder Daniele, wie sind sie mit der Geschichte umgegangen, wie finden sie die "Rückkehr" von Tita. Auch die Protagonistin selbst lässt den Leser nur sehr wenig über sich und ihr Leben wissen und bleibt damit deutlich blasser hinter Gianni zurück obwohl sie die Erzählerin ist.
Am Ende war ich überaus traurig als ich erfuhr, dass das geerbte Anwesen leider nicht in das beschriebene Traumhaus umgebaut worden konnte. Wie gut, dass Di Stefano den Mut gefasst hat selbst einen Roman zu schreiben. Gut lesbar, anrührend, fein beobachtet und niemals platt oder kitschig - bin begeistert!