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Tara
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Insgesamt 1449 Bewertungen
Bewertung vom 07.02.2023
Alaoui, Abla

Bissle Spätzle, Habibi?


ausgezeichnet

Humorvoll & unterhaltsam – über Liebe, Familie & Traditionen

"Bissle Spätzle, Habibi?" ist das gelungene Debüt der Autorin Abla Alaoui.

Amaya hat marrokanisch, muslimische Eltern, ist 30 Jahre, das älteste von drei Kindern und Single. Wie alle Eltern wollen auch ihre nur das Beste für ihre Tochter und sind der Meinung, dass sie dringend einen Mann braucht. Natürlich möchten sie ihre Tochter gerne unterstützen und organisieren für sie ein Date über die muslimische Dating-App Minder. Amaya fügt sich, trifft sich mit Ismael, fühlt sich aber zu seinem Freund Daniel hingezogen.

Der Schreibstil der Autorin ist locker und amüsant. Sie versteht es die lebendige Atmosphäre in Amyas Elternhaus zu vermitteln und ihre Dialoge machen einfach Spaß.

Die Charaktere wirken authentisch, jeder für sich wird detailliert und liebevoll beschrieben. Die Ereignisse sind für Außenstehende amüsant, für die Beteiligten zum Teil unangenehm bis peinlich, aber auf eine Art, die den Lesespaß enorm erhöht.

Die Unterschiede zwischen dem Leben in Deutschland und den kulturellen und traditionellen Unterschieden in Amayas Familie sind gut herausgearbeitet. Dabei gibt es keine Klischees und keine Schubladen, sondern einfach andere Lebensvorstellungen.

Bei allen Unterschieden, die es zwischen den Generationen und verschiedenen Kulturen gibt, hat mir der Zusammenhalt innerhalb der Familie unglaublich gut gefallen. Dazu hat sicherlich auch die aufgeschlossene Art von Amayas Eltern beigetragen.

Es ist eine schöne Liebesgeschichte, die auf charmante Art und Weise auf die Probleme zwischen einzelnen Kulturen hinweist.
Sehr gelungen fand ich die Kapitelüberschriften, die aus einer Weisheit bestehen, über die es sich lohnt nachzudenken.

Ich habe das Debüt von Abla Alaoui ausgesprochen gerne gelesen, mich gut unterhalten gefühlt und bin gespannt, was von der Autorin als nächstes kommt.

Bewertung vom 07.02.2023
Sandberg, Ellen

Das Unrecht


ausgezeichnet

Spannend – erschreckend – intensiv

„Das Unrecht“ ist bereits der sechste Spannungs- und Familienroman von Ellen Sandberg. Ellen Sandberg ist das Pseudonym von Inge Löhnig, dem bürgerlichen Namen der Autorin, unter dem sie ihre Krimis veröffentlicht, die ich ebenfalls gerne lese.

Im Mittelpunkt der Geschichte stehen Annett und ihre Freunde Peggy, Sandro, Volker und Mischa sowie ihr Ehemann Volker.

Die Handlung beginnt im Frühjahr 1988 in Wismar und springt in die Gegenwart – in das Jahr 2016 – nach Bamberg. Inzwischen ist Annett verheiratet, hat zwei Kinder und führt ein gutes Leben.

Diese Wechsel zwischen der Vergangenheit und der Gegenwart sind typisch für die Autorin und sorgen dafür, dass schnell Spannung aufkommt. Man muss einfach weiterlesen, um mehr aus beiden Handlungssträngen zu erfahren.

In der Vergangenheit werden die Lebensumstände in der DDR dargelegt. Das System unterdrückt die Freiheitsliebe der jungen Menschen, die sich dem Sozialismus unterwerfen müssen. Ein Jahr bevor die Mauer fällt, kommt es zu einem Ereignis, das Annett bis heute bedrückt und den Ausschlag dafür gibt, dass sie nach Wismar reist, um Licht in die Vergangenheit zu bringen. Nach und nach kommen immer mehr Geheimnisse zu Tage. Gleichzeitig kriselt es in der Ehe von Annett und Volker gewaltig.

Es ist erschütternd und regelrecht unvorstellbar zu lesen, was in der ehemaligen DDR passiert ist. Die Zustände in den Gefängnissen sind nichts für schwache Nerven. Es ist ein dunkles Kapitel in der deutschen Geschichte, dass noch nicht lange zurückliegt und mich beim Lesen die Luft anhalten ließ.

Intensiv und spannend erzählt, sorgt Ellen Sandberg mit ihrem Buch dafür, dass man diese Geschehnisse nicht so schnell wieder vergisst. Es sind spannende Ereignisse, die berühren und aufwühlen und es ist zu merken, dass die Autorin ausgiebig recherchiert hat. Von mir gibt es wieder eine klare Leseempfehlung, wie auch schon für ihre vorherigen Bücher.

Bewertung vom 04.02.2023
Engel, Henrike

Ein Leben für das Recht auf Liebe / Die Hafenärztin Bd.3


ausgezeichnet

Atmosphärisch, historisch, spannend

"Die Hafenärztin. Ein Leben für das Recht auf Liebe“ ist der dritte Band um die engagierte Ärztin Anne Fitzpatrick von der Autorin Henrike Engel. Natürlich sind auch Kommissar Berthold Rheydt und Annes Freundin Helene Curtius wieder mit dabei

Die Handlung beginnt im April 1911 in Hamburg. In Annes Praxis kommen immer wieder chinesische Frauen mit schweren Verletzungen. Nachdem einen von ihnen stirbt, beginnt Anne diesem gemeinsam mit Kommissar Berthold Rheydt nachzugehen.
Thematisch hat dieser Band einiges zu bieten. Es geht um einen Serienmörder, Drogen, sozialpolitische Fragen, Rechte von Frauen, Migration, Diskrepanzen zwischen der gehobenen Gesellschaft und denen die sich weniger leisten können und vieles mehr.
Der Schreibstil von Henrike Engel liest sich auch dieses Mal wieder leicht und angenehm. Ich bin umgehend in die Atmosphäre zu Beginn des 20. Jahrhunderts eingetaucht und das Flair von Hamburg kam direkt bei mir an. Die Lebensumstände der Bevölkerung werden ebenfalls gut beschrieben.

Durch die Perspektivwechsel zwischen den Protagonisten liest sich das Buch abwechslungsreich und neben einem spannenden Kriminalfall, gibt es interessante Informationen über Hamburg und die Gesellschaft zu Beginn des 20. Jahrhunderts.

Mir hat auch dieser dritte Band wieder gut gefallen und ich bin gespannt auf weitere Bücher der Autorin.

Bewertung vom 29.01.2023
Janesch, Sabrina

Sibir


ausgezeichnet

Deutsch-russische Geschichte

„Sibir“ ist ein berührendes und mitreißendes Buch, in dem die Autorin Sabrina Janesch ein Stück eher unbekannte deutsch-russische Geschichte lebendig werden lässt.

Die Handlung beginnt 1990 in der Gegenwart und wird aus der Perspektive von Leila erzählt. Leila ist die Tochter von Josef Ambacher, der in seiner Kindheit 1945 von der Sowjetarmee nach Kasachstan verschleppt wurde. Durch Aussiedler aus der Sowjetunion kommen seine Erinnerungen wieder hoch und Leila merkt wie nachhaltig diese sein Leben - sowie ihres und das ihrer Mutter - geprägt haben.

Die Handlung springt zwischen den Jahren 1945 und 1990 hin und her. Josef erinnert sich an seine Zwangsumsiedelung nach Kasachstan und über seine Rückblicke erfährt der Leser eine Menge über die Menschen, die damals erst in die Fremde mussten, um sich im Anschluß in der Heimat als Fremde zu fühlen. Leila versucht zu verstehen und beginnt das Verhalten ihres Vaters klarer zu sehen.

In diesem Roman wird ein eher unbekannter Abschnitt der deutsch-russischen Geschichte thematisiert, von dem aber hunderttausende von Menschen betroffen waren. Leider war dies nicht einmalig, sondern wiederholt sich in der Geschichte der Menschheit bis heute, wodurch auch die Erinnerungen von Josef getriggert wurden.

Der Schreibstil ist angenehm zu lesen, berührend und emotional zugleich. Die Charaktere wirken authentisch, sind interessant und gut gezeichnet. Sabrina Janesch hat mit diesem Roman ihre eigene Familiengeschichte verarbeitet. Sie ist sogar in das Dorf gereist, in dem ihr Vater seine Kindheit verbracht hat und es ist zu merken, dass sie ausgiebig recherchiert hat.

Es ist ein mitreißender und erschreckender Roman, für den es sich lohnt ein wenig Zeit einzuplanen und der mir sicherlich noch lange im Gedächtnis bleiben wird.

Bewertung vom 27.01.2023
Franziska Elea

Was du nicht siehst


ausgezeichnet

Ein sehr persönliches Buch

In „Was du nicht siehst: Diagnose Borderline – zwischen Todesangst und Lebenstraum“ gibt die Autorin Franziska Dully - die auf Instagram unter Franziska Elea zu finden ist – sehr persönliche Einblicke in ihr Leben.

In ihrem Vorwort richtet sie sich an ihre Mutter und auch, wenn sie dabei klar schreibt, dass sie ihr keine Schuld gibt und sie nicht an den Pranger stellen möchte, hatte ich im Verlauf der folgenden Seiten (leider) oft einen anderen Eindruck. Das gefiel mir nicht, ist aber mein einziger Kritikpunkt an diesem Buch.

In vielen kurzen Kapitel - angefangen in ihrer Kindheit - berichtet Franzi aus ihrem Leben über Situationen, die sie geprägt haben und die ihr weiteres Leben mitbestimmt haben. Sie gibt dabei intensive Einblick in die Gedanken und Gefühle einer Borderlinerin.

Der Schreibstil ist leicht zu lesen aber inhaltlich schwer verdaulich. Ich konnte die Emotionen von Franzi gut nachvollziehen. Anhand ihrer Geschichte oder besser gesagt ihre Lebens wird deutlich wie schwierig es ist, bei psychischen Erkrankungen Hilfe zu bekommen. Die Situation in den Krankenhäusern ist erschreckend, die Aussicht auf einen Therapieplatz dürftig. Obwohl die Zahl der psychischen Erkrankungen zunimmt, ist es immer noch schwierig darüber zu reden und Hilfe zu bekommen. Ich finde das Buch der Autorin unglaublich mutig. Sie schreibt hier offen und ehrlich über ihr Leben und über die Hürden, die es in unserer Gesellschaft gibt bei psychischen Erkrankungen Hilfe zu erhalten.

Wenn man die Bilder auf Franzis Instagram-Profil sieht, mag man kaum glauben, was diese Frau aus sich und ihrem Leben gemacht hat. Mit unglaublich viel Energie und Mut hat sie sich gegen ihre Krankheit gestellt und gibt damit allen Betroffenen Mut.

Ich hoffe, dass Buch von vielen Menschen gelesen wird, von Betroffenen, um den Mut nicht zu verlieren und von allen anderen, um zu verstehen, dass psychische Erkrankungen genauso behandlungsbedürftig sind wie physische und an unserem Gesundheitssystem dringend etwas getan werden muss.

Bewertung vom 27.01.2023
Bekono, Simone Atangana

Salomés Zorn


ausgezeichnet

Intensiv & kraftvoll

„Salomés Zorn“ ist das Debüt der Niederländerin Simone Atangana Bekono.

Salomé ist sechzehn Jahre und lebt in einem Dorf in den Niederlanden. Ihr Vater ist Kameruner und weiß, was Rassismus bedeutet. Er erlebt ihn immer wieder und bringt seiner Tochter bei sich brutal dagegen zu wehren. Das bringt Salomé in die Jugendstrafanstalt. Dort trifft sie auf den Therapeuten Frits, der in einer TV Show mit rassistischen Vorurteilen für Quote gesorgt hat. Salomé merkt, dass ihr bisheriges Verhalten nicht zielführend war.

Salomé wächst von einer unsicheren zu einer starken Protagonistin. Ihre Entwicklung und ihre Veränderungen hat die Autorin hier gelungen dargestellt.

Simone Atangana Bekonos Schreibstil ist intensiv und eindringlich. In ihren Dialogen passt jedes Wort. Es ist zu spüren, dass sie weiß, wovon sie spricht.. Rassismus hat viele Gesichter, was daraus entsteht, Aktion, Reaktion und Gegenreaktion geben sich die Hand.

Die hier dargestellte Fremdenfeindlichkeit erschüttert. Mir fehlen die Worte für dieses sehr intensive Leseerlebnis, in dem unsere Gesellschaft und die Gegenwart in Worte gefasst wird.
„Salomés Zorn“ ist ein Buch, das nachklingt und mit sich hoffentlich viele Leser auseinandersetzen werden.

Bewertung vom 24.01.2023
Fuchs, Felicitas

Hanne. Die Leute gucken schon / Mütter-Trilogie Bd.2


ausgezeichnet

Zweiter Teil einer bewegenden Familiensaga

„Hanne. Die Leute gucken schon“ ist der zweite Band der Mütter-Trilogie von der Autorin Felicitas Fuchs, der keine reine Fiktion ist, sondern auf der Familiengeschichte der Autorin Felicitas Fuchs basiert.

In dem ersten Band der Mütter-Trilogie ging es hauptsächlich um Minna und die Zeit von 1924 bis 1951. Der zweite Teil schließt nun nahtlos an die Ereignisse im Juli 1951 an und Hanne – die Tochter von Minna – steht im Vordergrund.

Wer den ersten Band kennt, weiß, dass Minna eine starke, lebensfrohe Frau ist, deren Vergangenheit alles andere als gradlinig verlaufen ist. Nun lebt sie mit ihrer Tochter Hanne in Minden und zieht sie dort alleine groß. Hanne ist ein sehr ruhiges Kind, dem es schwer fällt seine eigenen Bedürfnisse zu äußern.
Nachdem erst Minna an Tuberkulose erkrankt, steckt sich im Anschluss auch Hanne an und ist über Monate zur Genesung in der Klinik.
Als sie gesund wieder nach Hause kommt, halten sich die Menschen aus Angst vor Ansteckung von ihr fern. Von daher ist es kein Wunder, dass sie sich Hals über Kopf in den deutlich älteren Paul Wagner verliebt und das nicht ohne Folgen.

Es ist interessant was für gegensätzliche Charaktere Mutter und Tochter sind - Minna lebensfroh und selbstbestimmt, Hanne zurückhaltend, reserviert und unglücklich.

Auch dieses Mal gelingt es der Autorin wieder, die Atmosphäre der Zeit lebendig werden zu lassen. Die Gesellschaft steckt noch in den Nachkriegswehen und das Leben der Menschen ist alles andere als leicht.

Jedes Kapitel beginnt mit einer Überschrift aus wessen Perspektive die Ereignisse geschildert werden und enthalten eine Zeitangabe. Dadurch lassen sich die Geschehnisse direkt gut einordnen und die Perspektivwechsel machen das Gelesene abwechslungsreich und geben ein umfassendes Bild.

Den Schreibstil von Felicitas Fuchs empfinde ich als sehr angenehm. Er ist leicht zu lesen - die kurzen Kapitel verleiten mich stets zum Weiterlesen - und machen es schwer das Buch zur Seite zu legen. Ich habe mit Minna, Hanne und ihrer Tochter Romy gehofft, gebangt, gelacht und geweint, da mich ihr Leben und die Ereignisse um sie herum sehr berührt haben.

Die Mütter-Trilogie beruht auf der Lebensgeschichte der Familienmitglieder der Autorin. Neben diesen sind auch fiktive Charaktere in die Handlung eingeflossen. Mir hat diese Mischung aus Fiktion und Realität sehr gut gefallen und ich bin gespannt auf den abschließenden Teil, in dem Romy im Vordergrund stehen wird.

Bewertung vom 21.01.2023
Troll

Das Geheimnis der Frau Purpur / Detektiv Parzival Po Bd.1


ausgezeichnet

Zum Miträtseln – toll illustriert

„Detektiv Parzival Po 1 - Das Geheimnis der Frau Purpur“ ist der erste Band einer neuen Bilderbuchserie von dem Autor Troll. Hinter Troll verbirgt sich das Team aus der Autorin Yoko Tanaka und dem Zeichner Masahide Fukasawa.

Die Protagonisten dieser Reihe sind der Meisterdetektiv Parazival Po und sein Assistent Brown. Brown ist nicht der Cleverste aber äußerst ambitioniert und sein Übereifer hat bei uns für einige Lacher gesorgt. In ihrem ersten Fall helfen sie Lila Batate, der Besitzerin der Süßkartoffelfarm Süß. Allein die Namensgebung finde ich schon sehr gelungen.

Jede Seite ist in kräftigen Farben bunt illustriert und besteht aus einer Mischung von Zeichnungen, Comicblasen und kurzen, leicht verständlichen Texten. Die Fälle sind so gestaltet, das der/die Leser*in zum Miträtseln eingeladen wird. Je nach Rätsel muss man etwas suchen, entziffern oder auch einfach nur mitdenken - eine tolle Mischung, die Abwechslung und Spaß bringt. Bereits auf der Rückseite des Außencovers befindet sich das erste Rätsel, anhand dessen der Leser sein Detektiv-Level herausfinden kann.

Ich mochte Parzival und seinen Assistenten. Auch die Kombination aus Illustrationen und Texten finde ich ebenso gut gelungen, wie die Mischung aus Vor-/Lesen und miträtseln. Ob Parzival unbedingt ein Po-Gesicht haben muss, darüber kann man sicherlich geteilter Meinung sein.