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Leseigel
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Villingen

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Insgesamt 1079 Bewertungen
Bewertung vom 12.04.2021
Mosse, Kate

Die Stadt der Tränen / Minou Joubert Bd.2


ausgezeichnet

Packende Familiengeschichte eingebettet in die Glaubenskriege des 16.Jh
Die Hugenottin Minou Reydon erhält eine Einladung zur Hochzeit zwischen dem Hugenottenkönig Heinrich von Navarra und der Katholikin Margarete von Valois. Zusammen mit ihrem Mann Piet und den beiden Kindern machen sie sich auf den Weg diesem hoffnungsvollen Ereignis, das den Frieden zwischen den Religionen herstellen soll, beizuwohnen. Doch die Gegner der Hugenotten haben andere Pläne und es kommt zur blutigen Bartholomäusnacht. Mit Hilfe der Niederländerin Cornelia van Raay können Minou und Piet gemeinsam mit ihrem kleinen Sohn fliehen. Doch sie lassen ihre kleine Tochter Marta zurück, die am Tag zuvor verschwunden ist. Minou und Piet bauen sich in Amsterdam ein neues Leben auf. Aber Minou kommt nicht über den Verlust der Tochter hinweg. Viele Jahre später behauptet ein guter Freund in einem Brief, er habe eine junge Frau gesehen, die Minou verblüffend ähnlich sehe. Voller Hoffnung, doch noch die verlorene Tochter zu finden, kehren Minou und Piet nach Frankreich zurück. Gleichzeitig ist Piet entschlossen, sein ihm zustehendes Erbe anzutreten, das ihm von seinem größten Feind und Cousin, dem Kardinal Vidal, streitig gemacht wird und der Piet und seine Familie mit dem Tode bedroht.
Dies ist bereits der 2. Band , der die Familiengeschichte von Minou und Piet erzählt. Obwohl ich den 1. Band nicht kenne, habe ich gut in die Geschichte gefunden. Wichtige Informationen , die für das Verständnis notwendig sind, lässt die Autorin an der entsprechenden Stelle einfließen. Der Rahmen der Familiengeschichte bilden die damaligen Glaubenskriege. Besonders schockiert haben mich die Schilderungen der Bartholomäusnacht und deren Gräueltaten. Ich musste Minou und Piet bewundern, für ihre Kraft nach ihrer Flucht nach Amsterdam, neu zu beginnen. Eine neue Umgebung, eine neue Sprache, eine neue Existenz aufbauen, Parallelen zu heutigen Flüchtlingsschicksalen drängen sich auf. Auch die private Geschichte von Minou und Piet ist voller tragischer Ereignisse. Beide haben Elternteile früh verloren und dann der Verlust der Tochter, der zu einer Entfremdung der Eheleute führt. Obwohl mich die Schilderungen fasziniert haben, habe ich dennoch keine wirkliche emotionale Bindung zu Minou aufgebaut. Sie blieb mir fremd. Vielleicht lag es daran, dass ich sie als kalt empfunden habe. Ganz anders war es mit ihrem Gegenspieler Vidal, den ich von Herzen verabscheut habe. Sein Hass und seine Leidenschaft ließen ihn in meinen Augen zumindest menschlich erscheinen. Genau so erging es mir mit Marta, die mir sehr sympathisch war und über deren Jahre im Dunkel, ich gern mehr wüsste.
Der Roman gibt ein farbenprächtiges und packendes Bild der damaligen Zeit wieder. Mir waren die schweren Verwerfungen, die die Teilung der katholischen Kirche zur Folge hatten, so nicht bewusst. Durch die Familiengeschichte der Reydons füllt die Autorin nackte Tatsachen mit Leben und macht Geschichte auf unterhaltsame Weise erlebbar.

Bewertung vom 11.04.2021
Trinchieri, Camilla

Toskanisches Vermächtnis / Nico Doyle Bd.1


ausgezeichnet

Wohltuend und anregend wie ein Glas Chianti

Der Amerikaner und ehemalige Polizist Nico Doyle zieht nach dem Tod seiner Frau zu deren Verwandtschaft in ein kleines toskanisches Dorf. Da liegt es nahe, dass der örtliche Polizeichef den erfahrenen Kollegen um Hilfe bittet, als eine Leiche gefunden wird, die vermutlich aus Amerika kommt. Doyle zeigt sich zuerst wenig begeistert. Doch als seine eigene Familie anscheinend einen wichtigen Beitrag zur Aufklärung des Verbrechens leisten kann, nimmt er sich des Falles an.

Was mir von Anfang an an diesem Krimi gefallen hat, war die bedächtige Erzählweise. Die Autorin schildert ausführlich das Dorfleben, beschreibt die einzelnen Bewohner und widmet sich auch den leiblichen Genüssen. Zu meinem Leidwesen verrät sie aber kein einziges Rezept. Ich hatte den Eindruck, die Autorin malt ein Bild mit Worten, in das ich eintauchen konnte. Die Idylle bekommt einen empfindlichen Riss, als die Leiche gefunden wird. Zuerst scheint niemand den Toten zu kennen. Erst als die Identität des Opfers feststeht, brechen einzelne Dorfbewohner ihr Schweigen und enthüllen eine Tragödie aus der Vergangenheit. Jeder , auch Doyles Familie, scheint dadurch plötzlich ein Motiv zu haben.

Mir hat der Krimi sehr gut gefallen, dessen Charme die beschauliche Erzählweise ausmacht. Wer rasante Erzählweise, blutige Details und taffe Ermittler liebt, wird deshalb mit diesem Buch nicht glücklich. Ich dagegen mochte das Abtauchen in das dörfliche Leben, die manchmal etwas skurrilen Bewohner und die manchen Umweg gehenden Ermittlungen, die schließlich zur Lösung des packenden Falls führen.

Bewertung vom 10.04.2021
Siebold, Henrik

Inspektor Takeda und die stille Schuld / Inspektor Takeda Bd.5


ausgezeichnet

Ein Roboter als Mörder ?
In einem Altenheim für reiche Bewohner bricht ein verheerendes Feuer aus und fordert mehrere Opfer unter den Bewohnern. Da es Brandstiftung war, ermitteln die Inspektoren Claudia Harms und Ken Takeda. Die Suche nach dem Motiv und damit nach dem Täter gestaltet sich schwierig. Als erneut bei einem Brand ein betagtes Ehepaar ums Leben kommt, fällt das Augenmerk auf einen Pflegeroboter, der an beiden Tatorten im Einsatz war. Sollte der Roboter vernichtet werden, weil er Arbeitsplätze gefährdet oder sollte seine Täterschaft verschleiert werden ? Die Spur führt zu einem deutsch- japanischen Joint Venture.

Dies ist bereits der 5. Band der Reihe um die beiden Ermittler. Obwohl ich die Vorgängerbände nicht kenne, hatte ich keine Probleme, mich in der Handlung zurechtzufinden. Zwar wird ein Beziehungsproblem zwischen Claudia und Ken geschildert , doch es dominiert nicht die Ermittlungen. Sowohl Takeda als auch Harms waren mir jeder auf seine Art sympathisch und beide ergänzen sich perfekt. Gut gefallen hat mir, dass immer wieder japanische Besonderheiten und Unterschiede zur deutschen Kultur thematisiert werden. Und das geschieht so ganz nebenbei und ohne zu werten. Die Krimihandlung ist packend. Der Gedanke, ein Roboter könnte der Mörder sein, war verstörend. Als unrealistisch habe ich es nicht empfunden. Da es sich um einen Pflegeroboter handelt, ergibt sich zwangsläufig auch eine interessante Diskussion zur Situation in der Pflege.

Besonders gut gefallen hat mir eine Szene, in der Claudia in der Anarcho-Szene ermittelt. Die fand ich sehr amüsant.

Die beiden Ermittler müssen einige Irrwege gehen, bevor sie die richtige Spur finden. Die Aufklärung des Falles habe ich eher als tragisch empfunden und die Genugtuung, den Täter gefast zu haben, wollte sich nicht so recht einstellen.

Dennoch ein absolut lesenswerter Krimi, der packend erzählt ist und auch durch seine ruhigen und eher melancholischen Momente überzeugt.

Bewertung vom 06.04.2021
Dicken, Dania

Die Seele des Bösen - Nachts kommt der Tod / Sadie Scott Bd.13 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Mörder im Schafspelz
Sadie und Matt freuen sich auf die Geburt ihrer Tochter. Da Sadie sich vorgenommen hat, bis kurz vor der Geburt zu arbeiten, ist sie sofort an Bord, als Nathan bei einem Sexualmord um ihre Unterstützung bittet. Dank ihres guten Gedächtnisses merkt Sadie schnell, dass der Täter einen berühmten Fall nachgeahmt hat. Der Verdacht bestätigt sich, als der Mörder Kontakt aufnimmt, um die Ermittler zu verhöhnen und weitere Taten anzukündigen. Währenddessen verliebt sich Libby, die sich bei den Whitmans gut eingelebt hat, zum ersten Mal. Sadie als auch Libby sind durch ihre neuen Gefühlserlebnisse abgelenkt und bemerken nicht, dass der Täter sie stärker im Visier hat als erwartet. Da läuft Libby in eine Falle und Sadie muss um das Leben ihrer Pflegetochter bangen.

Obwohl Sadie die Profiler ist und hilft, den Täter zu fassen, war für mich in dieser Folge die 15jährige Libby der Star. Ich war von ihrer starken Persönlichkeit begeistert. Es ist erst ein paar Monate her, da lebte sie isoliert von der Außenwelt in einer Sekte. Jetzt muss sie mit dem normalen Schulalltag zurecht kommen, vor Gericht gegen ihre Verwandte aussagen und entwickelt zum ersten Mal Gefühle für einen Jungen. Das alles bekommt sie super hin, natürlich auch dank der Unterstützung von matt und Sadie. Richtig beindruckt hat sie mich in der persönlichen Konfrontation mit dem Täter. Instinktiv macht sie alles richtig und bleibt außergewöhnlich gelassen. Ich hätte vermutlich einen hysterischen Anfall bekommen. Das katz-und Mausspiel zwischen Sadie und dem Mörder war, wie immer, packend geschrieben und mit vielen Informationen zu real existierenden Serientätern versehen.

Diese Folge endet mit der Geburt der Tochter und signalisiert damit auch den Beginn eines neuen Lebensabschnittes für Sadie.

Bewertung vom 05.04.2021

Im Bann der Melodie des Schicksals


ausgezeichnet

Liebe bis in alle Ewigkeit
Cairan MacDonald verdankt sein Überleben beim Massaker auf der Isle of Eigg 1525 einem Handel mit der Feenkönigin Morgane. Damals wurde seine gesamte Familie ausgelöscht und dafür will sich Cairan mit Hilfe Morgane bis in alle Ewigkeit rächen. Doch Morgane hat ihn betrogen. Um ihrer Gefangenschaft zu entkommen, schließt Cairan einen neuen Handel mit Ron. Nun soll Cairan eine junge Frau beschützen, nicht ahnend, dass es sich um Gwen handelt, die in der Gegenwart lebt. Unversehens findet sich Cairan im Heute wieder, das ihm völlig fremd ist. Auch Gwen ist zuerst wenig erfreut über ihren neuen Beschützer. Als die beiden die Verbindung zwischen ihren Schicksalen erkennen, ist es fast zu spät .

Der Roman verbindet Zeitreiseelemente, Spannung und eine wunderschöne Liebesgeschichte auf amüsante und unterhaltsame Weise miteinander. Der Ausgangspunkt der Geschichte, das Massaker auf der Isle of Eigg, ist historisch belegt. Das Geschehen ist in seiner Grausamkeit kaum zu überbieten. Cairan ist ein typischer Vertreter seiner Zeit mit sehr genauen Vorstellungen, wie eine Frau sich zu verhalten hat. Gwen ist eine typische Frau der Gegenwart, selbstbewusst und unabhängig. Das Zusammentreffen der beiden führt dementsprechend zu einigen Missverständnissen, die zu meiner Erheiterung beitrugen. Auch Cairans Kennenlernen der modernen Welt war sehr amüsant. Die Spannung erhält der Roman durch einen Stalker, der Gwen verfolgt.

Wie erhofft, gibt es am Schluss ein Happyend , das die Liebesgeschichte perfekt abrundet. Zusammen mit den komischen Elementen der Geschichte, die verhindern, dass der Roman zu rührselig wird und den leichten Anklängen an eine Krimihandlung bietet das Buch gelungene Leseunterhaltung.

Bewertung vom 27.03.2021
Dix, Elsa

Der tote Rittmeister / Viktoria Berg Bd.2


ausgezeichnet

Mord in der Ferienidylle
Die Lehrerin Viktoria Berg besucht im Seehospital auf Norderney ihre Schülerin Elli, die lungenkrank ist. Diese erzählt Viktoria von ihrer verschwundenen Bettnachbarin und bittet Viktoria , sie zu suchen. Während Viktoria auf der Insel nach dem kleinen Mädchen Ausschau hält, geschieht ein Mord an einem Rittmeister. Der Journalist und ein Bekannter von Viktoria Christian Hinrichs soll im Auftrag des Badekommissars , den Mörder finden. Zusammen ermitteln die beiden in den höchsten Adelskreisen. Dabei erfahren sie Dinge, die im Verborgenen bleiben sollten und ein mehr als schlechtes Licht auf die besseren Kreise werfen .

Die Autorin nimmt mich mit in das mondäne Seebad auf Norderney des Jahres 1913. Ich sehe den Schauplatz durch Viktorias Augen, die aus sehr guten Verhältnissen stammt und durch Christians, dessen Vater ein Arbeiter im Schlachthof ist. Das Bild, das sich daraus ersteht, gibt die Atmosphäre und die gesellschaftlichen Gegebenheiten sehr anschaulich wieder. Besonders deutlich werden Standesunterschied und der Standesdünkel bei der Befragung der Familie des Opfers. Die Handlung hat mich von der ersten Seite an gefangen genommen. Ich habe um das Leben des kleinen Mädchens gefürchtet, das gleich zu Beginn vor einem Ungeheuer flieht. Gleichzeitig fand ich die Schilderung der damaligen Lebensumstände interessant. So war Herumtollen den Kindern verboten, weil es schädlich ist. Viktoria durfte sich nicht mit einem Mann treffen, wollte sie nicht ihre Stellung als Lehrerin verlieren. Auch hier hat mich besonders das Schicksal des Mädchens, das die Selbstherrlichkeit des Adel zeigt, berührt . Die Ermittlungen im Mordfall fand ich spannend. Ich habe mehrmals den falschen verdächtigt, denn die Autorin legt geschickt Spuren, die in die Irre führen. So hat mich der wirkliche Täter und sein Motiv doch überrascht, obwohl alle wichtigen Hinweise vorhanden waren.

Zum weiteren Lesevergnügen tragen die beiden überaus sympathischen Hauptfiguren Viktoria und Christian bei . Viktoria würde man im heutigen Sinne als emanzipiert bezeichnen . Sie lässt sich durch männliche Vorurteile nicht aufhalten. Christian ist der geborene Ermittler und beide ergänzen sich perfekt.

Der packende Krimi erhält von mir eine überzeugte Leseempfehlung für seine sympathischen Ermittler, das gut recherchierte Umfeld und einen lohnenswerten Aufenthalt am Meer.

Bewertung vom 22.03.2021
Bonnet, Marie Caroline

Die Malerin von Paris (eBook, ePUB)


sehr gut

eine spannende und bewegende Liebesgeschichte

Die Autorin nimmt uns mit ins Frankreich des Jahres 1855. Frauen dienen als schmückendes Beiwerk des Mannes. Anerkennung finden sie nur in einer vorteilhaft arrangierten Ehe. Auch für Lydie ist dieser Weg vorgezeichnet. Da sie von einem Leben als Malerin träumt, flieht sie nach Paris, als ihr von ihrem Vater ihr zukünftiger Ehemann vorgestellt wird, den sie verabscheut. Aus Angst vor Entdeckung und angesichts der engen Beschränkungen als Frau wird Lydie zu Edmond. Ihre heftig erwachte Liebe zu Kilian erscheint deshalb hoffnungslos, da er in ihr nur den guten Freund Edmond sieht. Als Lydie erneut dem verhassten Verlobten begegnet , bleibt ihr nur erneut die Flucht und sie landet mitten im Krimkrieg. Lydies Schicksal scheint ausweglos und sie kann Kilian nicht vergessen.

Mich hat das Buch gut unterhalten. Die Autorin erzählt in meinen Augen zwei Geschichten. Da ist zum einem die Liebesgeschichte. Lydie soll einen ihr verhassten Mann heiraten, flieht und verliebt sich in Kilian. Diese Liebe kann kein gutes Ende nehmen, weil Kilian Lydie für einen Mann hält. Natürlich habe ich insgeheim auf einen glücklichen Ausgang gehofft. Es gibt dann tatsächlich auch ein Happyend, das aber etwas anders aussieht als erwartet und bis es so weit ist, sind einige spannende Moment zu überstehen.

Die andere Geschichte erzählt von einer Frau, die die zur damaligen Zeit üblichen Beschränkungen für eine Frau nicht hinnehmen will.. Der einzige Ausweg ist die Verkleidung als Mann. Nun kann sie sich uneingeschränkt bewegen und wird von ihren männlichen Freunden auf Augenhöhe wahrgenommen. Parallel dazu habe ich gelernt, wie Männer Frauen damals gesehen und behandelt haben. Für mich der bewegendste Abschnitt waren Lydies Erlebnisse auf der Krim. Die Verhältnisse waren anschaulich beschrieben. Die Geschehnisse rund um Lydie waren so dramatisch , dass ich froh war, ein Taschentuch in der Nähe zu haben.

Mir hat diese Mischung aus Liebesgeschichte und sozialen Gegebenheiten gut gefallen. Da war dann das sehr glückliche Ende für mich nicht all zu störend.

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Bewertung vom 20.03.2021
Stein, Christina

Searching Lucy


ausgezeichnet

Bedrückende Atmosphäre und eine starke überzeugende Heldin
Kurz hintereinander verschwinden Ambers Vater und ihre Zwillingsschwester Lucy spurlos. Die polizeilichen Ermittlungen laufen ins Leere. Ambers heile Welt zerbricht. Verzweifelt sucht Amber nach Lucy. Jeder ist verdächtig. Jeder könnte der Täter sein.

Die Autorin lässt Amber ihre Geschichte selbst erzählen. Für mich als Leser bedeutet das zum einen, dass ich mich ein wenig an die Sprache gewöhnen musste. Zum anderen hatte ich tiefe Einblicke in Ambers Gefühls- und Gedankenwelt. Die Autorin schafft es auf eine eindrückliche Weise, die Verzweiflung, Einsam - und Hilflosigkeit Ambers den Leser mitfühlen zu lassen. Das war für mich manchmal schwer auszuhalten. Besonders schlimm empfand ich die Momente, in denen Amber versucht für ihren kleinen Bruder so was wie Alltag zu erhalten, während ihre Mutter betrunken auf der Couch liegt. Da hätte ich Amber am liebsten in den Arm genommen. Auf der anderen Seite habe ich Amber für ihre Stärke und ihren Durchhaltewillen bewundert. Gefreut habe ich mich, als sie durch Jamie, einen neuen Mitschüler, Unterstützung erhält.

Die Handlung mündet in ein furioses Finale und lässt mit der Hoffnung auf eine bessere Zukunft zurück.

Ich habe das Buch trotz der beklemmenden Atmosphäre mit wachsender Begeisterung gelesen. Das lag an der sehr guten anschaulichen Erzählweise und weil ich mich vollkommen mit Amber identifizieren konnte und dadurch zeitweise das Gefühl hatte, ich erlebe die Ereignisse selbst Ich kann das Buch für Leser jeden Alters empfehlen .

Bewertung vom 15.03.2021
Bernard, Caroline

Die Frau von Montparnasse / Mutige Frauen zwischen Kunst und Liebe Bd.17 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Simone de Beauvoir - auch heute noch ein Vorbild
Die Autorin schildert in Romanform de Beauvoirs Leben von 1924 bis 1951.

In einer Zeit, in der Männer das Sagen haben und eine Frau ihre Erfüllung in der Ehe und Mutterschaft zu sehen hat, war Simone schon von Kind an vom lesen und Bildung fasziniert. Sie will Schriftstellerin werden und fordert damit die vehemente Ablehnung ihres Vaters heraus. Simone geht ihren Weg gegen alle Widerstände. Sie ist intelligent und im Studium erfolgreich. Durch Freunde lernt sie den Außenseiter, aber brillanten Sartre kennen. Sie werden ein Paar, sind Seelenverwandte. Sie führen eine offene Beziehung, was für Simone nicht immer einfach ist. Aber die beiden begegnen sich auf Augenhöhe, ungewöhnlich für die damalige Zeit.

Ich gebe zu, mir war de Beauvoir eher ein Begriff als die Frau an Sartres Seite und in ihrer Vorreiterrolle der Emanzipationsbewegung. Der Autorin gelingt es mit dem Roman, Simone als Person und ihren Anteil an Sartres Erfolg sichtbar zu machen. Das wiederum brachte mich dazu, Simone als Individuum zu sehen und ihre Leistung wertzuschätzen. Allein wie sie sich gegen ihre Familie durchsetzt und ein Studium als zweitbeste abschließt, das bis da nur den Männern vorbehalten war, fordert Respekt. Sie hatte immer das Ziel , Schriftstellerin zu werden und hat sich nach einigen Mühen durchgesetzt. Nebenher liest sie Sartres Schriften gegen , zeigt Fehler auf und weist auf Widersprüche hin. Nach der Lektüre wage ich zu behaupten, Sartre wäre nie so produktiv gewesen ohne ihre Unterstützung. Auch finde ich Sartre inzwischen eher unsympathisch und seine Idee von Freiheit in manchen Bereichen nur als Deckmantel für grenzenlosen Egoismus.

Das Buch liest sich unterhaltsam, in manchen Teile auch spannend. Die Autorin ist es gelungen, wichtige philosophische Aussagen verständlich in die Handlung einfließen zu lassen. Der Roman bietet in meinen Augen eine gelungene Mischung aus Unterhaltung und Information zu einer Frau, die auch heute noch Vorbild sein kann.