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Igelmanu
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Mülheim

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Insgesamt 1033 Bewertungen
Bewertung vom 09.12.2017
Heldt, Dora

Schnee ist auch nur hübschgemachtes Wasser


gut

Dora Heldt kenne ich als Autorin unterhaltsamer Bücher. Besonders mag ich die, in denen „Papa Heinz“ vorkommt ;-) Dieses Buch enthält zehn Geschichten rund um die Themen Winter und Weihnachten, allerdings sind ein paar der Texte sehr kurz, wirken mehr wie niedergeschriebene Gedanken.
Der Leser trifft alte Bekannte aus früheren Büchern der Autorin wieder. Ich bin mir aber nicht sicher, ob die Texte alle neu sind, speziell einer kam mir sehr bekannt vor. Im Buch findet sich kein Hinweis, ob die Geschichten (teilweise) schon früher erschienen sind, Fans sollten sich zur Sicherheit vor dem Kauf das Buch etwas genauer ansehen.

Sehr gut gefielen mir wieder die stimmungsvollen Beschreibungen von Sylt, das mehrfach Schauplatz der Handlung war. Was ich persönlich gar nicht mochte, war, dass die Zielgruppe scheinbar Weihnachtsmuffel sind. Gut, es geht nicht in allen Geschichten um das Fest, aber wenn, dann wird es negativ dargestellt, die (meist) Protagonistinnen sind einfach nur genervt davon. Wenn man sich selber auf Weihnachten freut, dann liest man das so geballt nicht gerne.

Wie immer bei Büchern mit Geschichten bewerte ich jede davon einzeln. Eine gefiel mir so gut, dass ich ihr fünf Sterne geben konnte, drei Geschichten erhielten von mir vier Sterne, weitere fünf drei Sterne und eine mochte ich lediglich mit zwei Sternen bewerten. Macht einen Schnitt von drei Sternen. Ich könnte mir vorstellen, dass Weihnachtsmuffel zufriedener sind.

Fazit: Perfekt für Weihnachtsmuffel. Ich konnte zwar immer man wieder schmunzeln, habe mich aber an anderer Stelle auch geärgert.

Bewertung vom 09.12.2017
Amory, Cleveland

Die Katze, die zur Weihnacht kam


ausgezeichnet

»Niemanden, der je Eigentum einer Katze war, wird es verwundern, dass er selbst die unbedeutendsten Ereignisse, die im Zusammenhang mit seiner Katze passierten, sein ganzes Leben nicht vergisst.«

Dieses Buch wartete bei mir fast ein Jahr aufs Gelesenwerden, weil ich davon ausging, dass es ein Weihnachtsbuch wäre. Das ist aber nicht der Fall. Die Handlung startet nur zufällig am Weihnachtstag, weil der Autor da seine Katze auf der Straße gefunden und mit zu sich nach Hause genommen hat. Sie ist sein erstes Haustier, die kommende Zeit mit ihr wird folglich recht spannend. Cleveland Amory berichtet über das erste Jahr mit ihr, Weihnachten spielt keine sonderliche Rolle im Buch und man kann es problemlos auch im Sommer lesen.

Der Autor schreibt liebevoll, witzig und extrem unterhaltsam. Ich habe manches Mal beim Lesen laut lachen müssen! Selber habe ich keine Katze, kann nur auf Berichte befreundeter „Katzenmenschen“ zurückgreifen, aber ich denke, dass die beschriebenen Situationen vielen Frauchen und Herrchen, die sich im Eigentum einer Katze befinden, bekannt vorkommen werden. Wirklich schöne und treffende Illustrationen machen den Lesespaß perfekt, dieses Buch ist eins von der Sorte, die man gerne mehrfach liest.

Der Autor war ein sehr populärer amerikanischer Tierschützer, der sich mit spektakulären Rettungsaktionen einen Namen machte. Im Buch verfolgt der Leser mit, wie er in Kanada Robben mit Farbe besprüht, um sie vor dem Abschlachten zu bewahren. Durch seine vielen Reisen sah er sich eigentlich außerstande, sich ein eigenes Haustier zuzulegen. Eigentlich ;-)

Fazit: Liebevoll, witzig und extrem unterhaltsam. Wer Katzen mag, kommt an diesem Buch nicht vorbei.

»Wie sicher jeder weiß, der längere Zeit Umgang mit ihnen hatte, zeigen Katzen eine unendliche Geduld mit der Begrenztheit des menschlichen Geistes. Sie sind sich bewusst, dass sie sich wohl oder übel mit unserem für sie qualvoll langsamen Auffassungsvermögen abfinden müssen. Sie müssen in Kauf nehmen, dass wir Menschen peinlich niedrige Intelligenzquotienten haben und vermutlich wegen dieses Defekts außerstande sind, auch nur die simpelsten und klarsten Weisungen zu verstehen, geschweige denn zu befolgen.«

Bewertung vom 09.12.2017
Bishop, Sylvia

Der Elefant im Wohnzimmer


ausgezeichnet

Am Morgen ihres zehnten Geburtstages saß auf Ericas Türschwelle ein Elefant. Zusammen mit einem Schreiben, in dem stand, dass sie, Erica Perkins, rechtmäßige Besitzerin dieses Elefanten sei.
»Es ist doch völlig egal, ob ich nun die rechtmäßige Besitzerin bin oder nicht«, sagte Erica, »ich habe einen Elefanten geschenkt bekommen, und das scheint mir das größere Problem zu sein.«

Die kleine Erica ist zum Glück ein sehr selbständiges Mädchen – jeder andere wäre von der plötzlichen Verantwortung für einen ausgewachsenen Elefanten schlicht überfordert gewesen! Aber Erica ist es gewöhnt, alleine für sich zu sorgen, sie ist mutig, witzig, gefühl- und phantasievoll. Ein starkes Mädchen! Der Leser schließt sie gleich ins Herz – zusammen mit dem Elefanten! Letzterer ist ein so liebenswertes Tier, dass man ihn gerne im heimischen Wohnzimmer aufnehmen würde, wenn er denn nur nicht so groß wäre ;-)
Natürlich warten diverse Probleme auf Erica und ihren rüsseltragenden Freund. Angefangen bei der Beschaffung riesiger Futtermengen bis zum Kampf gegen ein paar fiese Gestalten, die ihre ganz eigenen Pläne mit den Freunden haben.

Ein herrliches Buch ist das! Es gibt tolle Charaktere (mit zwei und mit vier Beinen), ganz viel zu Lachen und es wird zudem richtig spannend. Außerdem sind die Bilder einfach klasse, so schön gezeichnet und ausdrucksstark!
Themen wie Freundschaft und Engagement für andere sind hier wichtig, zudem habe ich über den enormen Einfallsreichtum des Autors gestaunt. Das Buch ist gut geeignet zum Vor- und Selberlesen. Beim Vorlesen hat ein guter Vorleser hier prima Möglichkeiten, sein Können zu beweisen. Das ständige TÖRÖÖ des Elefanten wird garantiert sehr gut ankommen. Und wenn der Elefant erst anfängt, zu niesen…

Fazit: Ich liebe dieses Buch! Witzig, spannend und mit tollen Bildern, für kleine Leser und solche, die im Herzen Kind geblieben sind.

Bewertung vom 09.12.2017
Müller, Titus

Stille Nacht


sehr gut

„Stille Nacht“ ist ein Lied, das man vermutlich auch dann kennt, wenn man ansonsten mit Weihnachten nicht viel am Hut hat. Es ist das weltweit bekannteste Weihnachtslied, wurde in zahlreiche Sprachen übersetzt und von der UNESCO als immaterielles Kulturerbe anerkannt. Außerdem hat das Lied eine Geschichte – und die wird in diesem Buch erzählt.

Die Geschichte des Lieds ist gleichzeitig auch die des Hilfspfarrers Joseph Mohr. Als uneheliches Kind geboren und in großer Armut aufgewachsen konnte er nur durch die Förderung des Domvikars die Schule besuchen und Geistlicher werden, doch seine Herkunft verfolgte ihn ein Leben lang. Im Buch erlebt man ihn als jungen Mann auf der Suche nach seinem Weg. Eine besondere Nähe empfindet er für das einfache Volk, so sorgt er sich beispielsweise um Sophie, die Frau eines Schiffers, um deren Ehe es nicht zum Besten gestellt ist.
1816 schrieb Joseph Mohr den Text „Stille Nacht“ als Gedicht mit sechs Strophen. Zwei Jahre später bat er seinen Freund, den Lehrer und Organisten Franz Xaver Gruber, eine Melodie dazu zu komponieren. Am Heiligabend 1818 wurde das Lied dann erstmals aufgeführt, in der Schifferkirche St. Nikola in Oberndorf bei Salzburg.
Dem Lied gelang, was Joseph Mohr sich erhofft hatte: Es berührte die Menschen, die es hörten, bewegte etwas in ihnen. So dreht sich die Handlung um Themen wie Versöhnung, Vergebung, Achtung vor anderen Menschen, Toleranz und Vorurteile. Alles Punkte, die heute nicht weniger aktuell sind als vor 200 Jahren.

Der Stil ist leicht zu lesen, die Handlung berührt. Und nebenbei erfährt man auch noch viel über das Leben der einfachen Menschen in dieser Zeit, hier insbesondere der Schiffer. Auch den Anhang fand ich interessant, der die geschichtlichen Hintergründe noch mal zusammengefasst darstellt.

Fazit: Ein sehr schönes Weihnachtsbuch, berührend und informativ zugleich.

Bewertung vom 27.11.2017
Schlatter-Gomez, Bruno

Die himmelblaue Weihnachtstasse


ausgezeichnet

Ich liebe schöne Weihnachtsbücher! Untrennbar gehören sie für mich zur Vorweihnachtszeit dazu, manche Exemplare begleiten mich seit meiner Kindheit und werden alle Jahre wieder gelesen. Dieses Buch mit Schweizer Adventsgeschichten wird sicher eins von denen sein, die ich auch in späteren Jahren hervorholen werde.

Mit den 11 Texten schafft der Autor es, sowohl Kinder als auch Erwachsene anzusprechen. Er erzählt lebendig und stimmungsvoll, seine Themen sind abwechslungsreich und doch klassisch weihnachtlich. Da geht es mal um Nächstenliebe, mal um Vergebung, um Hoffnung, Zusammenhalt oder Menschen, die im Abseits stehen. Vermutlich findet jeder Leser, gleich welcher Altersgruppe er angehört, hier seine ganz persönliche Lieblingsgeschichte. Kleine Kinder interessieren sich womöglich besonders für das Schicksal eines kranken Hamsters, Schulkinder für die unerwarteten Herausforderungen, die ein Krippenspiel mit sich bringen kann. Mein Favorit war die Geschichte um die alte „Frau Fisch auf Betteltour“, in der es sowohl um das Thema Vorurteile als auch um Einsamkeit geht. Jeder Leser sollte hier mal kurz innehalten und überlegen, wie oft und schnell man sich doch einfach ein Urteil über seine Mitmenschen bildet!

Die Geschichten eignen sich zum Vor- und zum Selberlesen. Letzteres wird durch kurze Kapitel und ein großes Schriftbild erleichtert. Liebevolle Illustrationen und ein goldglänzender Einband unterstützen die weihnachtliche Stimmung, die sich beim Lesen einstellt.

Ich habe mir angewöhnt, bei Büchern mit Geschichten jede Geschichte einzeln zu werten. Von den elf Geschichten konnte ich sieben mit fünf Sternen bewerten, dreimal vergab ich vier Sterne und eine Geschichte erhielt von mir drei Sterne. Im Schnitt komme ich so auf eine Wertung von 4,5 Sternen, die ich aufrunde, weil ich dieses Weihnachtsbuch für die ganze Familie wirklich sehr mag.

Fazit: Ein sehr schönes Weihnachtsbuch für die ganze Familie. Die Geschichten sind kindgerecht und haben trotzdem für den erwachsenen Leser ihren Reiz und regen zum Nachdenken an.

Bewertung vom 25.11.2017
Unwin, Mike

Eulen


ausgezeichnet

Eulen faszinierten mich schon immer. Damit stehe ich nicht alleine da, diese Vögel haben etwas Geheimnisvolles an sich, etwas, was die Phantasie anregt und zu ihrem besonderen Status in Kulturen auf der ganzen Welt beigetragen hat. Mal wurden sie mit finsteren Mächten in Verbindung gebracht, mal galten sie als die Verkörperung von Weisheit. Und heutzutage denken nicht wenige Menschen, die eine Schnee-Eule sehen, als erstes an Harry Potter ;-)

Für mich waren Eulen immer große Jäger, mit überragendem Seh- und Hörvermögen ausgestattet und der Fähigkeit, ihren Kopf um bis zu 270 Grad drehen zu können. Ich liebe es, diese Tiere zu beobachten und war gespannt, was mir dieses Buch an Informationen und Bildern präsentieren würde.

Um es auf den Punkt zu bringen: Meine Hoffnungen wurden nicht enttäuscht, das Buch zeigt phantastische Fotos und bietet dem Leser einen tollen Überblick über die Eulen dieser Welt. Außer in der Antarktis leben Eulen auf allen Kontinenten, entsprechend nimmt sich das Buch einen Erdteil nach dem anderen vor und stellt insgesamt 35 Arten detailliert, mit vielen Informationen und Fotos, vor.

Unter den 240 Eulenarten gibt es die erstaunlichsten Gegensätze. Wenn wir Größe und Gewicht betrachten, ist vom kleinen Elfenkauz mit ganzen 40 Gramm bis zum Uhu mit stolzen 4,6 Kilo jede Gewichtsklasse vertreten. Auch was die Verhaltensweisen der Tiere angeht, werden nicht wenige Leser überrascht sein. Die vorherrschende Meinung ist doch, dass Eulen nachtaktiv sind und auf Bäumen leben. Nun, dass trifft auf viele Arten zu, aber im Buch trifft man auch auf tagaktive, reine Bodenbewohner. Oder wie steht es mit dem klassischen „Schuhu“-Ruflaut? Der ist tatsächlich gar nicht so klassisch, die Ruflaute der Arten offenbaren eine enorme Vielfalt, die mich mehrfach in Erstaunen versetzte. Da gibt es eine Eule, deren Ruf wie das Grunzen eines Schweins klingt. Nur, dass man dieses Schwein in stillen Nächten kilometerweit hören kann ;-) Eine andere Eule gibt einen Laut von sich, der wie das schrille Pfeifen eines Wasserkessels klingt. Und der Kläfferkauz könnte den Gedanken aufkommen lassen, dass in Australien Hunde auf Bäume klettern.

Ich könnte noch lange schwärmen, so sehr habe ich das Buch genossen! Ich habe jetzt verstanden, was es mit dem Gesichtsschleier der Eulen auf sich hat. Und natürlich habe ich gewusst, dass so ein Uhu ein sehr kräftiges Tier ist, aber zu lesen, dass die Klauen des Virginia-Uhus genauso viel Druck ausüben können wie der Biss eines Rottweilers, hat mich dann doch erstaunt. Trotz der vielen Infos wird aber auch deutlich, dass es noch viel zu erforschen gibt, bei manchen Arten ist beispielsweise kaum etwas über das Brutverhalten bekannt. Eulen bleiben eben geheimnisvoll…

Der Anhang bietet ein umfangreiches Glossar, weitere Lesetipps und Verweise auf Schutz- und Erhaltungsorganisationen. Ich werde mich dort noch in Ruhe umschauen. Und ganz sicher werde ich dieses wundervolle Buch immer mal wieder zur Hand nehmen, alleine schon wegen der herrlichen Fotos. Gestochen scharfe Bilder, Momentaufnahmen von Eulen im Flug, beim Beutefang… Phantastisch! Besonders verliebt habe ich mich in das Bild vom Raufußkauz und entsprechend immer wieder zurückgeblättert ;-)

Fazit: Phantastische Fotos und umfangreiche, übersichtliche Infos lassen das Herz jedes Eulenfreundes höherschlagen. Das hochwertige Buch eignet sich auch hervorragend als Geschenk.

Bewertung vom 24.11.2017
Ackerman, Diane

Die Frau des Zoodirektors


sehr gut

Warschau im 2. Weltkrieg. Die jüdische Bevölkerung wurde im Ghetto zusammengepfercht, die Nazis überziehen die gesamte Stadt mit ihrem Schrecken. Trotz eigener Notlage und drohender Gefahr gab es Menschen, die ihr Leben riskierten, um den jüdischen Mitmenschen zu helfen. Zwei von ihnen waren Jan und Antonina Zabinski, ein Zoodirektor und seine Frau, sie retteten mehr als 300 Juden das Leben. Dieses Buch erzählt ihre wahre Geschichte.
Zu Beginn des Buchs ist für Jan und Antonina die Welt eigentlich noch in Ordnung. Es ist 1935 und die beiden sind glücklich mit ihrem Zoo, sind Tiermenschen, die ihren Tagesablauf komplett ihren Schützlingen angepasst haben. Antonina ist praktisch ständig damit beschäftigt, mutterlose Tierbabys aufzuziehen, egal ob Dachs, Rehkitz, kleine Luchse, Löwenbabys, Wolfswelpen, Adlerküken oder Affenbabys. Sie hat ein tiefes Gespür für jedes Tier, erfasst intuitiv dessen Ängste und Empfindungen. Der Leser weiß natürlich, dass diese Idylle keinen Bestand haben wird. Der aufziehende Krieg ändert alles. Jan schließt sich einer Untergrundbewegung an, wird aktiv im Widerstand und ist nur noch selten zuhause. Und wenn er kommt, hat er nicht selten einen Menschen dabei, dem er zuvor bei der Flucht aus dem Ghetto geholfen hat…

Eine wirklich spannende Geschichte wird hier erzählt. Besonders wichtig war für mich, dass es eine wahre Geschichte ist. Die mutige Aktion von Jan und Antonina hat mich schwer beeindruckt, allerdings wird auch immer wieder betont, dass die von ihnen durchgeführten Rettungsaktionen keine Einzelleistung waren, sondern erst durch Zusammenarbeit des gesamten Widerstands möglich wurden. In diesem Zusammenhang habe ich höchst interessante Dinge erfahren, zum Beispiel welche Wege es gab, Flüchtlinge aus dem Warschauer Ghetto zu schmuggeln. Oder dass ein Flüchtling mindestens ein halbes Dutzend verschiedener Papiere brauchte und im Schnitt siebeneinhalb Mal sein Versteck wechselte. Das Verstecken eines Menschen war sehr gefährlich, trotzdem riskierten zwischen 70.000 und 90.000 Bewohner in und um Warschau ihr Leben, um Nachbarn zur Flucht zu verhelfen. Zwei davon waren die Zabinskis.
Ihr Heim wird bald „Das Haus unter dem verrückten Stern“ genannt. Diesen Namen verdankt es der exzentrischen Mischung von Menschen und Tieren, die dort zusammenkam. Mittendrin Antonina, die alles organisiert, sich um alle kümmert und es sogar schafft, für Ablenkung zu sorgen. Ihr ungewöhnliches Einfühlungsvermögen funktioniert nicht nur bei Tieren, sondern auch bei Menschen. Mehrfach schafft sie es so, gefährliche Situationen zu entschärfen.
Der Stil ist recht nüchtern, was dem Sachbuchcharakter des Buchs entspricht. Das muss man wissen, der wer einen Roman erwartet, wird sich womöglich daran stören. Für mich war es völlig in Ordnung, ich hätte mir nur an einigen Stellen gewünscht, dass die Autorin nicht so abschweift. Immer wieder führt sie neue Personen ein, manchmal Retter, manchmal Opfer oder Flüchtige, manchmal Täter. Und erzählt dann so einiges über diese Personen, für mein Empfinden etwas zu viel und für die Handlung nicht notwendig. Hingegen hätte ich gerne gelesen, wie es Antonina nach dem Krieg weiter ergangen ist, aber dazu wurde leider kaum etwas gesagt.
Fazit: Ein Buch über Helden, die man kennenlernen sollte. Schwer erträgliche Lektüre, trotzdem wundervoll zu lesen, wie mutig Menschen für andere eintreten können. Das macht Hoffnung!

Bewertung vom 10.11.2017
Baronsky, Eva

Herr Mozart feiert Weihnachten


ausgezeichnet

»Die Stadt lärmte vor sich hin wie jeden Tag, von einer Festtagsruhe war nichts zu spüren. Mit einem Mal fühlte er Sehnsucht aufsteigen nach jener Feierlichkeit, die sich in seiner Erinnerung untrennbar mit dem Heiligen Abend verband: kein Lärmen, kein Eilen, sondern Ruhe über der Stadt; die Mette am Abend und ein Festessen mit viel Punsch, mit Freunden geteilt.«

Eine Weihnachtsgeschichte mit dem Zeitreisenden Wolfgang Amadé Mozart! Nachdem ich schon „Herr Mozart wacht auf“ großartig fand, gab es für mich kein Überlegen, als ich dieses Buch entdeckte. Und es hat sich gelohnt! Vom ersten Moment an war ich wieder voll in der Handlung, umfing mich die ganz eigene Stimmung und Atmosphäre der Geschichte.

Zum Einstieg: Am 5. Dezember 1791 verstarb Mozart in Wien. Mehr als 200 Jahre später erwacht er wieder an gleicher Stelle. In seiner Erinnerung lag er gerade noch auf dem Sterbebett – und nun lebt er wieder, gesund und munter, aber in einer Welt, die mit seiner bekannten kaum noch etwas gemein hat.
Als er am Heiligen Abend Geige spielend vor dem Stephansdom steht und an dem Gedanken verzweifeln könnte, dass um ihn herum niemand mehr in der Lage ist, seiner Musik zu lauschen, weil die Welt so laut geworden ist, trifft er ein kleines Mädchen namens Karoline. Sie hält ihn für den Weihnachtsmann und nimmt ihn mit nach Hause. Der Beginn eines sehr ungewöhnlichen Abends…

Das Weihnachtsfest und was es bedeutet steht im Mittelpunkt der Handlung. Mozart beobachtet das, was aus dem stillen Fest seiner Erinnerung geworden ist mit einer Mischung aus Faszination, Neugierde und Erschrecken. Mit offenem Blick nimmt er wahr, was nicht stimmt, sowohl in der Gesellschaft als auch in Karolines Familie, in der eine Krisensituation auf die nächste folgt. Der Zeitreisende erkennt, worin die Probleme liegen – aber wird er das den anderen vermitteln können? Eine Möglichkeit, sich auszudrücken, hat er – und das ist die Musik!

Die Geschichte ist kurz, umfasst gerade einmal 140 Seiten. Da es aber nur um die Ereignisse an diesem Heiligen Abend geht, ist der Umfang ausreichend. Alles ist rund, nichts fehlt. Die Charaktere in der Familie treten deutlich hervor, die kleine Karoline ist der größte Sympathieträger. Neben Mozart natürlich ;-) Ihn muss man einfach mögen und seinen Gedanken und Empfindungen zu folgen ist gleichermaßen amüsant wie erhellend. Am Ende hat man eine zauberhafte Wohlfühl-Weihnachtsgeschichte gelesen, die deutlich macht, worauf es (nicht nur) an diesem Tag ankommt.

Fazit: Wer schöne Weihnachtsgeschichten mag, wird diese hier lieben. Ich habe das Wiederlesen mit Herrn Mozart sehr genossen!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 10.11.2017
Tjernshaugen, Andreas

Das verborgene Leben der Meisen


ausgezeichnet

Meisen begegnen einem jeden Tag, ihr Anblick ist so alltäglich, dass er meist gar nicht besonders auffällt. Dabei würde es sich sehr lohnen, mal genauer hinzusehen. Andreas Tjernshaugen erklärt, weshalb…
Er ist kein Biologe oder Zoologe, aber schon von Berufs wegen vielseitig interessiert (er arbeitet als Redakteur bei der Internetenzyklopädie „Das große norwegische Lexikon“). Sein Interesse an der heimischen Tierwelt erwachte bereits in der Kindheit, durch den inspirierenden Vortrag eines Biologen wurde er auf Meisen aufmerksam und erkannte, wie viel Faszinierendes es bei ihnen zu entdecken gibt. Im heimischen Garten hängte er einen Nistkasten mit Kamera auf und ging auf Beobachtungsposten.

Seine Ergebnisse stellt er auf sehr unterhaltsame Art dar, im Buch vereint sich ein informatives Sachbuch mit einem persönlichen Erfahrungsbericht. Der Leser begleitet Tjernshaugen und seine gefiederten Gartenbewohner durch ein ganzes Jahr, angefangen bei den ersten Vorbereitungen für die neue Brutsaison, Partnersuche und Nestbau, über die Aufzucht der Jungen, ihr Flüggewerden bis zum nächsten Überwintern. Dazwischen unternimmt der Autor auch Besuche in Waldgebieten, spricht mit Forschern und Biologen. Seine Erkenntnisse teilt er mit dem Leser, deutlich merkt man, wie auch er über die Wunder der Natur staunt. Sein Stil ist sehr leicht verständlich, gut und angenehm zu lesen. Der Tonfall ist locker und bringt immer wieder Formulierungen, die einen schmunzeln lassen.

Ich habe so manches Interessante erfahren. Meisen sind beispielsweise höchst erfolgreich im Überleben. Während viele Vogelarten (wie überhaupt viele Tierarten) bedroht sind oder gar aussterben, zeigt sich ihr Bestand stabil und unbeeindruckt von sich ändernden Lebensräumen. Flexibel passen sich die Meisen an und präsentieren sich als furchtlos und vielseitig. Dass sie darüber hinaus fast alles fressen, hilft da natürlich sehr! Und so ist ihr Verbreitungsgebiet gewaltig, die Kohlmeise zum Beispiel lebt fast überall in Europa, von der Finnmark in Nordnorwegen bis zum Mittelmeerraum. Sogar in Teilen Nordafrikas und Asiens trifft man sie an.
Auch die Berichte über die Vielfalt der Persönlichkeiten bei den Vögeln fand ich fesselnd. Der Blick in ihre Nistkästen offenbarte menschlich anmutende Familiendramen. Da gibt es Eifersucht, Untreue und Scheidungen. Aber eben auch die enorme Fürsorge für den Nachwuchs, die mit dem gemütlichen Einrichten des Heims beginnt und in der aufopfernden Versorgung der Jungtiere gipfelt.

An manchen Stellen kamen mir noch Fragen beim Lesen, hätte ich mir die Erklärungen umfangreicher gewünscht. Andererseits spricht das Buch vermutlich dadurch, dass es nicht zu sehr in die Tiefe geht, ein breiteres Lesepublikum an. Und das ist gut und wichtig, denn die heimische Tierwelt hat unsere Aufmerksamkeit verdient. Sicher gibt es viele Europäer, die mehr über Löwen und Pinguine wissen, als über die Vögel im Baum vor ihrem Haus. Man ist so an ihre Gegenwart gewöhnt, dass man gar nicht erkennt, was sie alles Erstaunliches leisten. Eins ist gewiss: Nach dem Lesen dieses Buchs schaut man sie mit anderen Augen an.

Wer noch mehr tun mag, findet im Anhang Tipps zur Vogelfütterung und zum Bau eines Nistkastens. Und da der Autor nicht nur ein Vogelfreund, sondern auch Familienmensch ist, weist die Bauanleitung darauf hin, was man beim Werken mit Kindern beachten sollte. Das hat mir gefallen!

Besonders hervorheben möchte ich noch die herrlichen Fotos und Illustrationen im Buch. Ich habe immer wieder zu einigen Bildern zurückgeblättert, so gut gefielen sie mir. Zudem waren sie nicht nur schön anzusehen, sondern auch informativ. Ich kann jetzt nicht nur die einzelnen Meisenarten unterscheiden, sondern auch auf einen Blick ein Kohlmeisenmännchen von einem Weibchen. Auch den besonderen Einband möchte ich erwähnen, der wunderbar in der Hand liegt und das Lesevergnügen noch unterstreicht.

Bewertung vom 03.11.2017
García Márquez, Gabriel

Von der Liebe und anderen Dämonen


ausgezeichnet

»Fürchten Sie nicht, sich zu verdammen?«
»Ich glaube, ich bin es schon, aber nicht vom Heiligen Geist. … Ich habe schon immer geglaubt, daß der mehr auf die Liebe als auf den Glauben gibt.«

Cartagena im ausgehenden 18. Jahrhundert. Sierva María de Todos los Angeles ist die einzige Tochter des Marqués de Casalduero. Von ihren nur um sich selbst kreisenden Eltern vernachlässigt, wächst sie unter den schwarzen Sklaven des Hauses auf, lernt ihre Sprache und Bräuche. Als sie mit 12 Jahren von einem tollwütigen Hund gebissen wird, besinnt sich der Vater erstmalig auf seine Tochter und beschließt, sie zu retten. Obwohl sie keine Anzeichen der Krankheit zeigt, wird sie einer Reihe von Ärzten und Heilern ausgesetzt. Als es ihr nach den Behandlungen richtig schlecht geht, kann es dafür nur eine Ursache geben: Besessenheit! Sierva wird in ein Kloster gebracht, in dem ihr die Dämonen ausgetrieben werden sollen. Mitten in all dem Wahnsinn zweifelt einzig ein Pater, dass in dem zarten Mädchen mit den wunderschönen Haaren tatsächlich der Teufel steckt. Und er zweifelt nicht nur, sondern verliebt sich auch noch.

Gerade einmal 224 Seiten umfasst dieses Buch und präsentiert dem Leser doch eine richtig große Geschichte. Dem Autor gelingt das Kunststück, mit wenigen, aber auf den Punkt gewählten Worten, seine Charaktere und die Schauplätze so bildhaft und präzise zu beschreiben, dass man sie von der ersten Seite an vor Augen hat.
Er spart nicht mit Kritik. Das Bild der adligen Gesellschaft, das er zeigt, zeugt von Dekadenz und Selbstsucht. Siervas Eltern baden sich in selbstgeschaffenen Problemen, jeder bemitleidet sich selbst am meisten und ist blind für die Sorgen der Mitmenschen. Die Existenz der Sklaven ist eine Selbstverständlichkeit und niemand kommt auf die Idee, die praktizierten Unmenschlichkeiten zu erkennen oder gar in Frage zu stellen. Und über allem schwebt der angeblich streng gelebte Katholizismus und die Inquisition. Grausam. Tragisch.
Ich gestehe, dass mich die Geschichte sehr berührt hat. Und wütend gemacht hat sie mich - auch jetzt noch wühlt in mir der Zorn auf so manchen Charakter! Ein kurzes Buch und doch so intensiv geschrieben, dass es nachwirkt und die Gedanken immer wieder zur Handlung zurückkehren lässt.

Fazit: Eine tragische Geschichte mit wunderschönen Worten erzählt. Sehr lesenswert!