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dorli
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Insgesamt 894 Bewertungen
Bewertung vom 18.06.2015
Dützer, Volker C.

Tödliche Heimkehr


ausgezeichnet

Hachenburg im Westerwald. Shadi Seeger eilt nach einem Hilferuf ihrer Freundin Gudrun Holt zurück in ihre Heimatstadt Hachenburg. Doch Shadi kommt zu spät, Gudrun wurde ermordet – von den gleichen Männern, die Shadi vor 15 Jahren vergewaltigt haben. Gudruns Tod reißt die alte Wunde wieder auf und Shadi schmiedet Rachepläne gegen den in der Stadt hoch angesehenen Banker Victor Kronberg und seine Kumpane. Als Shadi Hemmungen bekommt und nicht in der Lage ist, den verhassten Männern den Garaus zu machen, beendet ein Unbekannter skrupellos ihr Vorhaben…

Auch Rechtsanwalt Dirk Lieven möchte den Bankier zur Strecke bringen. Lieven hat Gudrun Holt in einem Prozess gegen Kronberg vertreten und musste aufgrund von Kronbergs hinterhältigen Intrigen eine bittere Niederlage einstecken…

„Tödliche Heimkehr“ ist der erste Krimi, den ich von Volker Dützer gelesen habe und ich bin begeistert. Der Autor versteht es mit seinem angenehm zu lesenden Schreibstil hervorragend, schon auf den ersten Seiten eine spannende Atmosphäre aufzubauen, die den Leser bis zum Schluss nicht loslässt. Zahlreiche im Verlauf des Krimis auftauchende Fragen haben mir viel Platz zum Miträtseln und Mitgrübeln über den mysteriösen Täter, seine Motive und die Zusammenhänge und Hintergründe gegeben.
Die Handlung ist rasant und abwechslungsreich, man rauscht hinein in einen Strudel aus Korruption und Intrigen, Missbrauch, Mord, Rache und Vergeltung. Zum Ende hin spitzt sich das Geschehen dann dramatisch zu, einige Actionszenen geben dem Krimi dabei eine Extraportion Schwung.

Die Charaktere werden von Volker Dützer allesamt interessant und vielschichtig präsentiert. Jeder Einzelne spielt die ihm zugedachte Rolle ausgezeichnet.
Shadi Seeger agiert impulsiv und spontan. Sie steckt voller brodelnder Energie und ist wild entschlossen, sich nicht kleinkriegen zu lassen. Es hat mir sehr gut gefallen, dass sie trotz ihres immensen Hassgefühls nicht zu einer kaltblütigen Mörderin wird.
Dirk Lieven ist das genaue Gegenteil. Er ist überaus korrekt und glaubt an Recht und Ordnung. Seine sehr schwere Kindheit hat ihn stark und zielstrebig gemacht, er lässt sich von Kronberg & Co. nicht einschüchtern.
Victor Kronberg ist ein Widerling durch und durch. Er hat die halbe Stadt in der Hand und benutzt Polizisten, Anwälte und Richter, um seine fiesen Machenschaften durchzusetzen. Was habe ich mich über diesen abscheulichen Kerl und seine Anhänger aufgeregt!

Sehr gut gefallen haben mir auch die detaillierten Beschreibungen der Schauplätze. Volker Dützer setzt Hachenburg und Umgebung prima in Szene.

„Tödliche Heimkehr“ hat mich von der ersten bis zur letzten Seite fest im Griff gehabt - ein fesselnder Krimi, der durchweg spannende Unterhaltung bietet.

Bewertung vom 04.06.2015
Meyer, Senta

Der Marionettenspieler


weniger gut

Berlin. Innerhalb kurzer Zeit verschwinden neun Kinder. Es gibt weder Hinweise noch brauchbare Spuren. Ein aus hoch qualifizierten Mitgliedern bestehendes Spezialteam nimmt die Ermittlungen auf und soll Licht in das Dunkel um die entführten Kinder bringen. Und die Zeit drängt, denn in ganz Europa verschwinden weitere Kinder…

Senta Meyer schickt in „Der Marionettenspieler“ ein Team ins Rennen, das fähiger nicht sein könnte: hochintelligent, hervorragend ausgebildet, überaus gut aussehend – fünf erstklassig qualifizierte Menschen und dazu eine Chefin, die Normalsterblichen in allen Bereichen haushoch überlegen ist. Perfekte Ermittler möchte man meinen - doch leider wird diese Perfektion schnell langweilig. Mir waren die Akteure und besonders Jenny zu vollkommen. Es sind doch gerade die Ecken und Kanten und die kleinen Fehler und Macken, die eine Figur interessant und damit unterhaltsam machen.

Nicht nur das Superlative-Team war mir zu unecht und zu unglaubwürdig, auch die Handlung konnte mich nicht überzeugen. Die Ermittlungen sind wenig spannend und geschehen oft „aus dem Bauch heraus“ – soll heißen, es ist Jennys Magen, der hier die Regie übernimmt und Jenny die richtigen Eingebungen und Ideen haben lässt. Es gibt viele Zufälle und Ungereimtheiten. Wenn es Schwierigkeiten gibt oder etwas gebraucht wird – ein Anruf genügt und alles kuscht vor Jenny. Dazu unnötige Liebesszenen und futuristische Technik, wenig Wendungen und kaum Überraschungen.

Schade, aber „Der Marionettenspieler“ konnte mich nicht so begeistern, wie ich aufgrund des viel versprechenden Klappentextes gehofft hatte.

Bewertung vom 04.06.2015
Beckerhoff, Florian

Drei nach Norden


gut

Berlin. Greta hat eine Kiste erhalten, eine schwere, anderthalb Meter lange, fest verleimte Kiste mit unbekanntem Inhalt. Gute Freunde aus früheren Zeiten haben Greta gebeten, ihnen die Kiste zu bringen. Nach Schweden. In Gretas ungeliebte Heimat. Obwohl sich alles in Greta gegen diese Reise sträubt, macht sie sich mit ihren Freunden Cassady und dem Halben Belgier auf den Weg in den Norden, um die geheimnisvolle Kiste abzuliefern…

Florian Beckerhoff schickt seine Protagonistin Greta auf eine abenteuerliche Reise in ihre Vergangenheit – ich war sehr neugierig, wie die junge Frau die Dinge, die während dieser Exkursion auf sie einprasseln, bewältigen würde und habe einen turbulenten, humorvollen Roadtrip erwartet.

Leider verläuft die Geschichte ganz anders, als ich mir vorgestellt habe. Greta ist sehr negativ eingestellt und will den „schlechten, alten Zeiten“ eigentlich gar nicht begegnen. Das Vorhaben, die Kiste an ihr Ziel zu bringen, wird zu einem ziemlich schwierigen Unterfangen, diverse Probleme und kuriose Zwischenfälle lassen die drei Reisenden nicht wirklich vorankommen. Sie treffen auf viele unterschiedliche, zum Teil recht skurrile Menschen, die Greta aus ihren schwedischen Zeiten kennt. Ansonsten dreht es sich in der Handlung meist um Alkohol, Sex, noch mehr Alkohol und Drogen.

Schade, aber die Geschichte um Greta und ihre Vergangenheit konnte mich nicht so begeistern, wie ich gehofft hatte.

Bewertung vom 28.05.2015
Kuhnert, Cornelia;Franke, Christiane

Der letzte Heuler / Ostfriesen-Krimi Bd.2


ausgezeichnet

Neuharlingersiel. Sommer in Ostfriesland. Am Strand ein einsamer Heuler, der dringend Hilfe braucht. Grundschullehrerin Rosa Moll eilt in die nahe gelegene Tierarztpraxis, trifft jedoch nicht wie erhofft auf die Tierärztin Iris Brakenhoff, sondern stolpert über deren toten Ehemann. Hans-Otto Brakenhoff wurde erschossen. Da es sich bei der Tatwaffe um eine russische Makarow handelt, wähnt die Kripo Wittmund eine große Verschwörung und glaubt an einen Auftragsmord. Das sehen Rosa und ihre Freunde Henner und Rudi allerdings ganz anders und ermitteln auf eigene Faust…

Auch der zweite Krimi mit dem sympathischen ostfriesischen Ermittlertrio hat mich rundum begeistert. Es ist einfach klasse, wie echt und natürlich die drei Hobbydetektive wirken – ihre Ermittlungen sind durchweg glaubwürdig und nachvollziehbar, weil sie stets im Rahmen ihrer Möglichkeiten bleiben und entsprechend ihren Eigenheiten handeln.

Während Henner und Rudi den Fall eher besonnen und mit ostfriesischer Gemütlichkeit angehen, ist Rosa von Anfang an in ihrem Element, sie sprüht vor Tatendrang und spielt ihre kriminalistischen Talente voll aus. Auch wenn die beiden Männer manchmal von Rosas Eifer etwas genervt sind, spekulieren und kombinieren die drei gemeinsam, nehmen einen Tierarzt, einen Grafen und einen Dixi-Klo-Verleiher ins Visier und kommen dem wahren Täter schließlich auf die Schliche.

Ganz wunderbar die große Portion Lokalkolorit. Die Besonderheiten der Landschaft, die Eigenarten und Gewohnheiten der Einheimischen und auch die Spezialitäten der Region werden von den Autorinnen hervorragend in Szene gesetzt.

Die Verknüpfung von Spannung und Humor ist Christiane Franke und Cornelia Kuhnert auch in „Der letzte Heuler“ ausgezeichnet gelungen - ein Küsten-Krimi randvoll mit bester Unterhaltung.

Bewertung vom 27.05.2015
Spreckelsen, Tilman

Das Nordseegrab / Theodor Storm Bd.1


sehr gut

Husum, 1843. In einem Holzfass wird eine Leiche gefunden, die sich nach dem ersten Schrecken als Wachsfigur herausstellt – eine Wachsfigur, die dem Vater von Theodor Strom erstaunlich ähnlich sieht. Eine Warnung für den Husumer Rechtsanwalt und Koogschreiber?
Aus einem Friedrichstädter Lagerhaus verschwinden Waren von hohem Wert. Als kurze Zeit später ein reicher Kaufmann ermordet wird, stellen der junge Anwalt Theodor Storm und sein neuer Schreiber Peter Söt umfassende Nachforschungen an und greifen dabei zu ungewöhnlichen Ermittlungsmethoden…

Man merkt diesem Krimi an, dass Tilman Spreckelsen sich sehr intensiv mit dem Leben von Theodor Storm beschäftigt hat. Es ist dem Autor sehr gut gelungen, den jungen Juristen Storm darzustellen - einen Mann, der mehr die Schriftstellerei und die Musik im Kopf hat, als dass er sich Gedanken um die Anliegen seiner Mandanten macht.

Ausgezeichnet gefallen hat mir auch, wie Tilman Spreckelsen die wahren Begebenheiten und Ereignisse in und um Husum im Jahr 1843 mit seiner fiktiven Geschichte verwoben hat. Die gesamte Handlung wirkt echt und glaubwürdig.

Erzählt wird der Krimi aus Sicht des Schreibers Söt. Söt wirkt sehr geheimnisvoll, der eigentliche Auftrag, der ihn nach Husum in die Kanzlei Storm führt, ist rätselhaft und undurchsichtig.
Die Ermittlungen, die Söt gemeinsam mit Storm anstellt, gestalten sich als schwierig – wütende Bauern und verschwiegene Kaufleute lassen die beiden die wahren Gründe hinter den Vorkommnissen und ein damit zusammenhängendes Schiffsunglück erst nach und nach aufdecken.

Tilman Spreckelsen kann besonders mit Lokalkolorit punkten – Husum und Umgebung werden ganz hervorragend in Szene gesetzt. Durch die detaillierten Beschreibungen kann man die Wege, die Storm und Söt während der Aufklärung des Falls in Husum, Schwabstedt und auch in Friedrichstadt zurücklegen, bestens mitverfolgen.

Mir hat dieser Ausflug in das historische Husum sehr gut gefallen - es hat Spaß gemacht, Storm und Söt bei ihren Ermittlungen zu begleiten.

Bewertung vom 27.05.2015
Kolb, Andreas

Der gute Mensch von Düsteroda


sehr gut

Düsteroda. Pfarrer Samuel Pistorius kümmert sich hingebungsvoll um seine Gemeinde. Gelenkt von einem Ausschuss sorgt er unbürokratisch für Recht und Ordnung. Als der Auftrag, den Geschäftsmann Günther Blech aus dem Weg zu räumen, nicht nach Plan verläuft, erscheint plötzlich Kommissar Brückner auf der Bildfläche und quartiert sich ausgerechnet beim Pfarrer ein…

Andreas Kolb hat sich als Handlungsort für seinen Krimi das fiktive Düsteroda ausgesucht, ein idyllisches Fleckchen im Thüringer Wald, herrlich gelegen in beeindruckender Natur. Doch diese Beschaulichkeit ist trügerisch, denn hier wird gemordet, und das nicht zu knapp. Ein Ausschuss, bestehend aus Mitgliedern alteingesessener Sippen, wacht über die Angelegenheiten des Dorfes und sorgt mit dem Pfarrer als Handlanger für geregelte Abläufe.

Andreas Kolb hat seine Hauptfigur mit einer sehr derben Sprache ausgestattet – aber gerade die für einen Geistlichen oft ungewöhnliche Wortwahl passt zum Verhalten und Handeln von Samuel Pistorius wie die Faust aufs Auge.
Pistorius ist ein Pfarrer, der flucht und über Gott und die Welt lästert. Der mit Gewalt tut, was getan werden muss, der mehr als eine Leiche im Keller hat und seine Predigten aus dem Internet herunterlädt. An Pistorius’ Seite: Kommissar Gernot Brückner. Um unbemerkt von den Dörflern ermitteln zu können, wird der Mann vom LKA als „Bruder Brückner“ in die Gemeinde eingeführt. Der Kommissar entwickelt sich dann im Verlauf der Handlung ganz anders, als ich es anfangs vermutet habe.

In mehreren Rückblenden erzählt Pistorius aus seiner ereignisreichen Vergangenheit. Dabei erhält man nicht nur Einblicke in seinen persönlichen Werdegang, sondern erfährt auch nach und nach, wie es zu der derzeitigen, recht turbulenten Situation in Düsteroda kommen konnte.

„Der gute Mensch von Düsteroda“ kommt mit einer großen Portion Kritik an Politik und Gesellschaft daher - eine gelungene Mischung aus schwarzem Humor, Satire und Krimi, die mich sehr gut unterhalten hat.

Bewertung vom 21.05.2015
Scheuermann, Petra

Schoko-Pillen


sehr gut

Heidelberg. Max, Tanja Eppsteins Hilfe im „Schoko-Traum“ kann nicht glauben, dass zwei seiner Freunde an einer Überdosis Heroin gestorben sein sollen. Er vermutet, dass ein Crystal-Meth-Dealer Philipp und Dennis ermordet hat, weil die beiden zuviel über dessen Machenschaften wussten. Die Polizei teilt diese Mutmaßung nicht und sieht keinen Anlass für Ermittlungen. Daher machen Tanja und Max sich beherzt ans Werk und ermitteln auf eigene Faust…

„Schoko-Pillen“ ist bereits der zweite Fall, in den die sympathische Chocolaterie-Inhaberin Tanja Eppstein unfreiwillig hineinrutscht. Für mich war dieser Krimi das erste Buch, das ich von Petra Scheuermann gelesen habe - auch ohne Kenntnis des ersten Bandes habe ich Tanja und ihr Umfeld gut kennengelernt und war schnell mittendrin im Geschehen.

Petra Scheuermann erzählt diesen Krimi mit viel Schwung, die Geschichte lässt sich zügig lesen und man kann prima miträtseln.

Die Autorin präsentiert eine muntere Hauptprotagonistin, die sich auch von einem Drogenfund in ihrem Laden und den Vorwürfen, selbst mit Drogen zu handeln, nicht ausbremsen lässt. Durch ihren unbedingten Willen, Max zu unterstützen und die wahren Hintergründe zum Tod der angeblich an einer Überdosis verstorbenen jungen Männer aufzudecken, bringt Tanja Dinge ins Rollen, die immer dramatischer werden, irgendwann aus dem Ruder laufen und damit auch sie selbst und Max in größte Gefahr bringen.

Zusätzlichen Schwung bekommt der Krimi durch Tanjas turbulentes Privatleben. Ihre Kinder und ihre Freundinnen kommen mit allen Problemen zu ihr, Hausmeister Grantler braucht ihre Hilfe und außerdem ist Tanja in Cem verliebt, doch dieser scheint ein falsches Spiel mit ihr zu spielen. Und um ihre Chocolaterie muss sie sich bei all dem Trubel natürlich auch noch kümmern. Mir hat dieses Drumherum um die Krimihandlung sehr gut gefallen, dadurch wird die Geschichte aufgelockert und das gesamte Geschehen authentischer.

„Schoko-Pillen“ ist ein kurzweiliges Lesevergnügen - es hat mir großen Spaß gemacht, mit Tanja und Max auf Verbrecherjagd zu gehen.

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.