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Sago

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Insgesamt 588 Bewertungen
Bewertung vom 22.04.2018
Tempel, Katrin

Die Pferde im Wald / Wilde Horde Bd.1


ausgezeichnet

Bezüglich des Alters bin ich zwar schon längere Zeit kein Pferdemädchen mehr. Ich lese aber noch immer gern Jugendbücher und als Pferdebesitzerin besonders gern Pferdebücher. Auch als Erwachsene hat mir der Auftaktband um die „Wilde Horde“, „Die Pferde im Wald“, ausgesprochen viel Spaß gemacht.
Die junge Susanne, genannt Zaz, fühlt sich ziemlich abgeschoben, als sie die Ferien bei ihrer Oma in einer Pension am Waldrand verbringen soll. Kein Fernsehen, kein Internet, kein Handyempfang, was soll das nur werden. Zaz ist eher einzelgängerisch veranlagt. Auf Anweisung ihrer Mutter soll sie eigentlich für die Schule lernen. Stattdessen geht sie lieber in den Wald joggen. Dort begegnet sie nicht nur fünf geheimnisvollen Pferden, von denen vier ohne Zaumzeug und Sattel Reiter auf dem Rücken tragen, sondern auch einer Gruppe Bikern. Beide Gruppierungen kämpfen um das Vorrecht, den Wald für ihr Hobby zu nutzen. Erst nach einer Weile bemerkt Zaz, wie aggressiv die Biker dabei vorgehen und wem sie wirklich trauen kann. Zu dem bisher reiterlosen Pferd scheint sie eine starke Verbindung zu haben. Monsun, so der Name der Stute, gehörte einst Zaz‘ Großvater und ließ sich bisher von keinem berühren. Als sich die Streitigkeiten zwischen Reitern und Bikern immer mehr zuspitzen, soll ein Rennen entscheiden, wer den Wald weiter nutzen darf. Aus der Joggerin Zaz muss in kürzester Zeit eine Reiterin und aus Monsun ein Reitpferd werden….
Nicht nur die Charaktere der Jugendlichen, sondern auch die der Pferde sind anschaulich ausgearbeitet. Dass hier jemand mit Pferdeverstand am Werk war, merkt man in jedem Satz. Zaz macht eine bewundernswerte Entwicklung durch, findet gute Freunde und lernt, für das einzustehen, dass ihr wichtig ist. Ganz ohne erhobenen Zeigefinger wird vermittelt, dass Pferde keine Sportgeräte, sondern empfindsame Kameraden sind.
Auch wenn der Band in sich abgeschlossen ist, weckt er die Neugier darauf, wie es mit der wilden Horde, so der Name der Reitergruppe weitergeht. Welches Geheimnis verbirgt ihr Anführer Arpad und wie geht es mit der wirtschaftlich angeschlagenen Pension von Zaz‘ Oma weiter? Ich werde diesen Abenteuer auf jeden Fall weiter folgen und freue mich schon darauf.
Abschließend erwähnen muss ich noch das wunderschöne Cover, das bestens zum Inhalt passt. Einfach ein Schmuckstück.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 14.04.2018
Gowar, Imogen Hermes

Die letzte Reise der Meerjungfrau


ausgezeichnet

"Ein Verlust ist nicht Leere. Ein Verlust ist etwas Vorhandenes, ein Verlust beansprucht Raum, ein Verlust wird hervorgebracht wie jedes andere lebende Wesen."
Mit solchen Einsichten brilliert dieses hervorragende Buch. Es entzieht sich jeglicher Klassifizierung und spielt raffiniert mit den Erwartungen seiner Leser.

Jonah Hancock ist ein kinderloser Witwer. Als er in den Besitz einer ausgestopften Meerjungfrau gelangt und diese ausstellt, wird er unerwartet reich und bekannt, obwohl diese Meerjungfrau traditionellen Darstellungen von Meerjungfrauen widerspricht. Schließlich wird die Meerjungfrau auch in einem Luxus-Bordell präsentiert und Hancock macht die Bekanntschaft der Kurtisane Angelica Neal, der zweiten Hauptprotagonistin des Romans. Jonah erkennt wie inhaltsleer und einsam sein bisheriges Leben bisher war, dominiert durch seine Schwester und mit seiner Nichte Sukie als einziger Gefährtin. Doch Angelicas Gunst kann er nur gewinnen, wenn er ihr eine lebende Meerjungfrau beschafft....

Der Roman punktet mit vielem: Da sind zum einen seine starken Frauenfiguren wie Angelica, die fast grotesk anmutende Bordellchefin Mrs. Chapell und die überaus sympathische, patente Sukie. Viele Protagonisten polaisieren, doch keiner dürfte den Leser kalt lassen. Hinzu tritt die absolute Unvorherdsehbarkeit der Story, die atmosphärische Dichte und die detaillverliebte, kunstvolle Sprache.Virtuos bedient sich die Autorin des Meerjungfreuen-Mythos und stellt ihn gleichzeitig auf den Kopf. Auch der Buchumschlag, der mich an Werke von William Morris erinnert, passt hervorragend zum Inhalt.

Wer "Die Schlange von Essex" gemocht hat, wird auch diesen Roman lieben.

Bewertung vom 30.03.2018
Wright, Kim

Das Glück kurz hinter Graceland


sehr gut

Cory ist schon 37, irrt aber ein wenig ziellos durchs Leben. Sie tritt als Blues-Sängerin in Bars auf. Ihre Mutter ist kürzlich an Brustkrebs verstorben. Cory hängt sehr an ihrem Vater, ist sich aber seit ihrer Kindheit darüber im Klaren, dass er ihre Mutter gerheiratet haben muss, als diese bereits schwanger war. Corys Mutter kam damals unmittelbar nach Elvis' Tod zurück aus Graceland. Der "King" selbst hatte ihr den Spitznamen Honey verpasst. Sie war seine Backgroundsängerin. Ist etwa Elvis Corys Vater?

Als Cory versteckt in einem Schuppen auf dem elterlichen Grundstück auch noch eines von Elvis' berühmten Autos entdeckt, macht sie es wieder flott und sich selbst auf nach Graceland. Der Wagen ist wie eine Zeitkapsel, denn er enthält noch einigen Abfall, anhand dessen Cory die Route rekonstruiert, die Honey damals auf ihrem Rückweg genommen hat. So trifft sie einstige Weggefährten ihrer Mutter, immer auf der Suche nach ihren wirklichen Wurzeln...

Obwohl ich kein besonderer Elvis-Fan bin, fand ich es sehr interessant, etwas über Elvis' letzte Zeit und seine Herkunft zu erfahren. Denn auch Honey berichtet aus der Ich-Perspektive, was sich damals abgespielt hat.

Ich habe Cory auf ihrer Reise sehr gern begleitet, hätte mir aber wohl bei der Lösung des Rätsels um ihre Herkunft vielleicht noch einen kleinen Knall-Effekt erhofft. Allerdings konnten mich auch die eher leisen Töne überzeugen.

Bewertung vom 30.03.2018
Cogman, Genevieve

Das dunkle Archiv / Die unsichtbare Bibliothek Bd.4


sehr gut

ie Geschichte um die Unsichtbare Bibliothek geht in die vierte Runde und macht immer noch Spaß wie zu Beginn der Serie. Dieses Mal verschlägt es Irene und Kai in eine Welt, die dem New York der zwanziger Jahre des zwanzigsten Jahrhunderts gleicht.

Nicht ganz freiwillig wird Irene in Machtkämpfe der Drachen auf hoher Ebene verstrickt. Sie kämpfen um ein hohes Amt am Hof der Königin der südlichen Ebenen. Als Irene erfährt, dass hier ein Bibliothekar involviert sein soll -. troz des strikten Neutralitätsgrundsatzes der Bibliothek - muss sie eingreifen.

Erneut bekommen Irene und Kai es mit einer Vielzahl unerschiedlicher Gegner zu tun. Da sind neben den Drachen natürlich wieder Elfen, aber diesmal auch jede Menge New Yorker Gangster. Irene wird sogar selbst für ein Gangsterbraut gehalten und zieht dabei alle Register ihrer Schauspielkunst. Selbst die Polizei ist nun hinter ihr her.

Kai muss endlich aus Irenes Schatten treten und über sich hinauswachsen. Die abwechslungsreiche Geschichte bewegt sich weiter durch die Dimensionen an den Hof der Drachenkönigin der südlichen Ebenen. Aber darf Kai trotz seiner Herkunft noch weiter für die Bibliothek arbeiten, wo er nun so in den Fokus des Geschehens gerückt ist?

Endlich erfahren wir mehr über die geheimnisvolle Welt der Drachen. Dieser Teil des Buches hat mir am besten Gefallen, da ich persönlich nicht so gern über ein Gangstermilieu lese. Das ist aber wirklich Geschmackssache.

Die Autorin erzählt wieder gewohnt bildhaft und actionreich. Ich bin schon sehr gespannt, wie die Beziehung zwischen Irene und Kai im nächsten Band weitergeht!

Einzig das titelgebende dunkle Archiv habe ich vergeblich gesucht. Ein Titel nah an dem des Originals wäre wohl passender gewesen.

Bewertung vom 25.03.2018
Horowitz, Anthony

Die Morde von Pye Hall


sehr gut

Dieser Roman ist wirklich sehr vielfältig gestaltet. Zunächst bietet er einen wunderbaren Einblick ins Verlagswesen. Susan Ryeland arbeitet für einen kleinen Verlag, der vor allem von seinem Bestseller-Autor Alan Conway lebt. Dieser verfasst Cozy Crime-Romane ganz in der Tradition Agatha Christies. Doch bei seinem achten Roman fehlen im Manuskript die letzten Kapitel und somit die Auflösung. Da trifft ein Abschiedsbrief ein, der nahelegt, dass Conway sich umgebracht hat...
Susan wird nun selbst zur Detektivin, denn sie glaubt nicht an Selbstmord. Es beginnt ein literarisches Vexierspiel, bei dem der Autor raffiniert Finten legt sowie Realität und Fiktion auf kunstvolle Weise verquickt. Für mich persönlich war die Frage, wer Alan Conway umgebracht hat und die Frage nach dem Motiv sogar noch spannender als die Auflösung des fiktiven Mordfalls. Einen Krimi zu lesen, der im Verlagswesen spielt, fand ich wirlich faszinierend. Und ich kann dem Autor nur zustimmen: Es gibt einfach nicht genug Regale für so viele Bücher!
Obwohl ich sonst kein Fan der Farbe Rot bin, ist der Buchumschlag für mich trotzdem ein Schmuckstück. Die abgebildete Elster passt wunderbar zum Originaltitel "Magpie Murders" und zum Kinderreim, der den Kapiteln seine Überschriften gibt.

Bewertung vom 15.03.2018
Forest, Laurie

Die schwarze Zauberin


ausgezeichnet

Würde doch jedes Buch derartig viel Spaß machen! Ich möchte eigentlich sofort weiterlesen. Aber es handelt sich um den Auftakt einer längeren Reihe, also heißt es Geduld haben.
Die Geschichte spielt in einer Welt namens Aerda, die unserer wahrscheinlich nicht nur zufällig in vielem gleicht. Bewohnt wird Aerda allerdings von einem bunten Reigen unterschiedlicher Völker. Da gibt es Celten, Elben, Gardenerier, Elbholle und allen verhasste geflügelte Icarale, um nur einige zu nennen.

Den letzten Krieg haben die Gardenerier gewonnen. Die junge Elloren und ihre Brüder Rafe und Trystan sind Enkel der titelgebenden schwarzen Zauberin, durch die der Sieg erreicht wurde. Sie wachsen behütet bei ihrem Onkel Edwin auf. Anders als ihre Brüder und ihre Vorfahrin scheint Elloren über keinerlei Magie zu verfügen, obwohl sie Bäume auf seltsame Weise spüren kann.

Als ihre Tante Vyvian Elloren auf eine Universität im Land Verpatien holt, erschließt sich Elloren eine völlig neue Welt. Allerdings setzt Vyvian Elloren sofort unter Druck, sich mit dem attraktiven Lucas zu verbinden. Obwohl Elloren sich von ihm sehr angezogen fühlt und Lucas offen um sie wirbt, geht Elloren alles zu schnell. Um sie zu erpressen, weigert sich Vyvian, Ellorens Studiengebühren zu bezahlen. So muss Elloren sich das Studium mit Küchendienst verdienen. Schon bald merkt sie, das ihr dort Hass entgegenschlägt, der eigentlich ihrem Volk und ihrer berühmten Vorfahrin gilt. Auch ihre eigenen Vorurteile kommen auf einen harten Prüfstand, als sie ihr Zimmer ausgerechnet mit Icaralen teilen muss.

Umso mehr sich die Geschichte entfaltet, desto mehr merken sowohl Elloren als auch die Leser, dass selten etwas ist, wie es scheint und jede Wahrheit viele Seiten hat. Ihre eigenen Landsleute sieht sie dabei immer kritischer.
Von der wendungsreichen Handlung soll nicht mehr verraten werden. Die Autorin hat hier eine Geschichte gesponnen, die ganz offen für Toleranz wirbt und in Zeiten von Ausländerfeindlichkeit und religiös motivierten Attentaten unerhört modern wirkt. Modern ist auch die Sprache. So verwenden die Studenten durchaus Slang wie ok, was für mich nicht zum fantastischen Setting passt, womit ich aber angesichts der großen Lesefreude klargekommen bin.

Wunderschön ist auch der zur Geschichte passende Schutzumschlag (Wächtervögel spielen dort eine Rolle), zudem das lila Lesebändchen sehr gut passt.

Bewertung vom 12.03.2018
Burton, Jessie

Das Geheimnis der Muse


ausgezeichnet

"Und noch etwas begegnete mir, etwas Dunkles, das wir alle schon erlebt haben oder unweigerlich erleben werden: der Moment, in dem wir ein für alle Mal erkennen, dass wir allein sind."

Jessie Burton schreibt virtuos, fesselnd und tiefgründig, weswegen ich mir sofort ihren ersten Roman bestellt habe, der mir bisher entgangen war.

In "Das Geheimnis der Muse" lässt sie das London der Swinging Sixties ebenso farbenprächtig lebendig werden wie das Andalusien der Dreißiger Jahre des vorigen Jahrhunderts am Vorabend der Revolution. Sie schafft authentische Charaktere, mit denen man mitfiebert. Vor allem die Frauen sind sehr eindrücklich geschildert, obwohl sie sich in Zeiten behaupten müssen, in denen sie weniger gelten als die Männer.

Odelle Bastien kommt 1967 aus der Karibik nach London, um zu arbeiten. Obwohl hochgebildet und schriftstellerisch äußerst begabt, muss sie sich zunächst mit der Arbeit in einem Schuhgeschäft begnügen. Bis die undurchschaubare Marjoreie Quick sie als Sekretärin in einem renommierten Kunstinstitut einstellt. Doch warum reagiert Quick so überaus heftig auf ein Gemälde, das Odelles Verehrer Lawrie dem Institut vorstellt? Und was verbindet sowohl Quick als auch das Gemälde mit der jungen Olive Schloss, deren Familie vor der heraufziehenden Judenfeindlichkeit 1936 in Andalusien Schutz suchte? Ein Tableau immer weiterer Verbindungen entfaltet sich in den Erzählungen, die zwischen den beiden Zeitsträngen wechseln. Dabei gelingt es der Autorin, beide Handlungsstränge gleichermaßen fazinierend zu gestalten.

Man muss kein Kunstliebhaber sein, um von diesem Roman hingerissen zu werden. Es gelang mir erst kurz vor Odelle gegen Ende des Romans, alle Rätsel komplett zu durchschauen. Abgerundet wurde das Lesevergnügen durch ein traumhaft schönes Cover. Dieses Buch hätte durchaus eine Hardcover-Ausgabe verdient.

Bewertung vom 11.03.2018
Durfee, Brian Lee

Der Mond des Vergessens / Die fünf Kriegerengel Bd.1


sehr gut

Hier handelt es sich um einen von jenen High-Fantasy-Romanen, der statt einer zentralen Figur den Handlungssträngen mehrerer Protagonisten folgt. Da sind beispielsweise die Prinzessinnen Jondralyn und Tala aus dem Reich Gul Kana, der geheimnisumwitterte Waisenjunge Nail, außerdem Gault Aulbrek, ein Erzritter der feindlichen Armee Sol Seviers, angeführt vom brutalen Weißen Prinzen. Hier kämpft nicht nur Reich gegen Reich, sondern vielmehr die Kirche des Gottes Raijael gegen Laijonsanhänger. Fünf magische Artefakte, einer davon der Titel gebende Mond des Vergessens, fünf Nachfahren der Krigerengel werden das Schicksal entscheiden.
Die Welt, die Durfee in seinem 800 Seiten starken Fantasy-Erstling entwirft, ist ebenso farbenprächtig wie komplex. Leser sollten allerdings nicht zart besaitet sein, denn an Brutalität wird hier nicht gespart. Dieses Buch liest man nicht mal so eben nebenbei, denn sonst verliert man angesichts der Vielzahl der handelnden Personen schnell den Überblick. Dann hilft jedoch im Notfall das enthaltene Namensregister.
Das Buch macht zweifellos Spaß und dürfte Fans von Anthony Ryan restlos begeistern. Auf die Gefahr hin, ein Klischee zu bedienen: Die kampfeslastige Handlung wird wahrscheinlich männliche Fantasy-Fans noch mehr in ihren Bann ziehen als weibliche. Die Protagonisten sind interessant und gut ausgearbeitet, jedoch Welten entfernt von der faszinierenden Ambivalenz des Games of Thrones-Personals eines George R.R. Martin.
Ein Hingucker und passend zum Inhalt ist zweifellos der Buchumschlag, der einen sogenannten Bluthölzler und sein Dämonenpferd zeigt.

Bewertung vom 11.02.2018
Black, Holly;Clare, Cassandra

Die silberne Maske / Magisterium Bd.4


sehr gut

Auch der vierte Band der Magisterium-Reihe ist wieder wunderschön gestaltet, mit farbigem Buchschnitt, diesmal in Rot, und einem zu den Vorgängern passenden Design. Das ist schon einmal ein Augenschmaus!

Callum sitzt seit Monaten im Magisterium im Gefängnis und hadert mit seiner Rolle bei Aarons Tod. Zwar gelingt es Tamara, ihn zu befreien, doch Call, Tamara und Jasper geraten nur zu bald in die Gefangenschaft bei Master Joseph. Dieser möchte in Call endlich Constantines Seele wieder zum Vorschein bringen. Und gibt ihm einen fürchterlichen Auftrag: Call soll Aaron vom Tode zurückholen...

Alex Sride entwickelt sich in diesem Band immer mehr zum Oberbösewicht, ist dem aber eigentlich nicht wirklich gewachsen. Call muss schwere Entscheidungen treffen und mit deren unerwünschten Folgen leben. Zwischen ihm und Tamara entspinnen sich zarte Bande, die jedoch bald auf eine harte Probe gestellt werden. Plötzlich finden die beiden sich sogar auf unterschiedlichen Seiten im sich erneut anbahnenden Kriegsgeschehen wieder.

Einige Szenen sind tatsächlich etwas gruselig und meiner Meinung nach eher für Erwachsene als für Kinder geeignet. Auch dieser Band hat mich wieder bestens unterhalten, auch wenn manches etwas zu hastig erzählt wurde. Hier hätten die Autorinnen ruhig etwas mehr in die Tiefe gehen dürfen.

Für mich endete der Band mit einem sehr vielversprechenden Cliffhanger, so dass ich mich schon auf den letzten Teil der Reihe freue.

Bewertung vom 11.02.2018
Wolk, Lauren

Eine Insel zwischen Himmel und Meer


sehr gut

Auf dem Buchumschlag segelt ein Boot in den Sonnenuntergang. Die Wellen, die es im Meer hinterlässt, bilden den Umriss einer Feder. Selten habe ich ein so stimmiges Cover gesehen, denn es gibt gleich zwei Hinweise auf die Geschichte zwischen den Buchdeckeln.

Mit einem kleinen Boot kam einst Osh auf die Elisabeth-Insel Cuttyhunk, auf der Flucht vor seiner Vergangenheit. Seinen wahren Namen und seine Herkunft lässt die Autorin weitestgehend im Dunkeln. Eines Tages findet Osh ein ausgesetztes Baby, in einem winzigen Boot an Land gespült, mit dunklerer Hautfarbe, einem Mal wie eine Feder auf der Wange und heiser vom Schreien. Da sie krächzt wie eine Krähe, nennt er das Mädchen Crow. Osh, Crow, die zugelaufene Katze Maus und die alleinlebende Nachbarin Maggie sind zusammen mit der Insel Crows ganze Welt. Aber warum benehmen sich die Bewohner der Nachbarinseln ihr gegenüber so reserviert? Als sie ein Feuer auf der Insel Penikese entdeckt, ist Crows Neugier geweckt. Sie bringt in Erfahrung, dass früher auf dieser Insel Leprakranke isoliert wurden. Stammt Crow etwa von dort und was geschah mit ihrer Familie?

Crows spannende Suche nach ihren Wurzeln ist als Jugendbuch deklariert, aber für Erwachsene ebenso eine wundervolle Lektüre. Dass die Autorin auch Lyrikerin ist, merkt man beinahe in jedem Abschnitt. So spricht Osh mit "Novemberstimme" und ist für Crow "stark wie Februar und August zusammen". Die Geschichte enthält sogar eine kleine Krimihandlung. Auch wenn der Böse wirklich sehr böse gezeichnet wird und die Guten ausnahmslos gut sind, ist die Story niemals oberflächlich, sondern geht zu Herzen. Crow, Maggie, Osh und Maus sind eindringliche Charaktere, die ich nicht so schnell vergessen werde.

Eine Parabel über wahre Wurzeln und was Zuhause wirklich bedeutet.