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Sago

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Insgesamt 593 Bewertungen
Bewertung vom 06.05.2018
Haig, Matt

Wie man die Zeit anhält


ausgezeichnet

Schon "Ich und die Menschen" von Matt Haig hat mich wunderbar unterhalten, zum Lachen gebracht und angerührt. Das trifft auch auf seinen neuen Roman zu.

Tom Hazard kam im 16. Jahrhundert zur Welt. Er ist nicht unsterblich, aber er altert unglaublich langsam und ist gegen die meisten Krankheiten immun. Nur sehr wenige Menschen teilen diesen Gendeffekt. Sie nennen sich selbst Albas, da man den Albatros für besonders langlebig hält. Angeführt wird der Orden vom geheimnisvollen Hendrich. So privilegiert so einen Dasein auch erscheinen mag, zwingt es die Albas doch, immer wieder neue Identitäten anzunehmen, um unentdeckt zu bleiben, und von geliebten Menschen endgültig Abschied zu nehmen. So hat Tom einst seine große Liebe Rose an die Pest verloren. Zu spät erfährt er, dass auch ihre gemeinsame Tochter Marion eine Alba ist. Marion ist verschwunden, und Tom begibt sich auf eine jahrhundertelange Suche nach ihr.

Die Erzählung erfolgt nicht chronologisch, sondern mäandert durch die Jahrhunderte und über die Kontinente. Nach und nach entfaltet sich die ganze Tragik von Toms Existenz, die dennoch mit angenehm leichter Hand berichtet wird. Schon Faust ging mit dem Teufel den Pakt ein, er dürfe ihn in Fesseln schlagen, wenn er zum Augenblick spräche: "Verweile doch, du bist so schön!" Um ähnlich große Fragen geht es auch hier: "Wenn ich ohne Zweifel leben könnte, was würde ich tun?... Wenn ich lieben könnte, ohne die Angst verletzt zu werden?... Wenn ich die Zeit nicht fürchten würde, keine Angst davor hätte, wen sie mir nimmt?... Welche Wege würde ich gehen?... Kurz, wie würde ich leben?" Die Erzählung gleitet jedoch nie ins Abstrakt-Philosophische, sondern bleibt stets spannend, da Tom erfahren muss, dass sein Orden nicht das ist, was er scheint. Und so beginnt auch für den Langlebigen ein rasender Wettlauf mit der Zeit...

Das Titelbild mit seinen sanften Tönen in Blau und Grün ist einfach wunderschön und illustriert den Titel herausragend. Es war mir ein Vergnügen, Tom auf der Suche nach seinem persönlichen Rezept zum Stopp der Zeit zu begleiten.

Bewertung vom 02.05.2018
Jones, Ruth

Alles Begehren


ausgezeichnet

Kate begegnet dem 17 Jahre älteren Callum 1985. Kate ist Anfang 20, Callum verheiratet. Seine Frau Belinda ist hochschwanger mit ihrem dritten Kind. Obwohl Callum seine Familie sehr liebt, beginnt er eine stürmische Affäre mit Kate. Dies kostet ihn beinahe seine Ehe. Die Story springt ins Jahr 2002. Kate ist nun verheiratet mit Matt, Mutter von Tallulah und eine gefeierte Schauspielerin. Doch die perfekten Fassade bröckelt: Kate hat Essstörungen und Depressionen, die Ehe ist für Matt eine Gratwanderung, immer orientiert an Kates Stimmungsschwankungen. Und was hat sich 1985 genau abgespielt, dass Kate Callum einfach nicht vergessen kann?

Die Ereignisse der Gegenwart werden mit denen der Vergangenheit im Wechsel erzählt, so dass man nach und nach die Motive der Protagonisten immer besser nachvollziehen kann. Dabei ändern sich auch die Blickwinkel und der Leser erhält Einblick sowohl in Kates und Callums Gedankenwelten, aber auch in die von Matt und Belinda. Hinzu treten starke Nebenfiguren wie Matts Jugendfreundin. Alle Charaktere sind plastisch und unverwechselbar ausgearbeitet und keiner wird den Leser kalt lassen. Davon lebt der Roman ebenso wie von seiner klaren Sprache. Die Leidenschaften der Figuren fesseln bis zum Schluss.

Auch der Buchumschlag hat meinen Geschmack getroffen, mit einem leuchtenden Tropenvogel vor neutralem Hintergrund. Auch wenn er keinen direkten Widerhall in der Handlung findet, kann sich jeder selbst an einer Interpretation des Zusammenhangs versuchen.

Bewertung vom 02.05.2018
George, Nina

Die Schönheit der Nacht


sehr gut

Dies war mein erster Roman dieser Autorin, über die ich schon sehr viel Positives gehört habe.

"Erstaunlich, eigentlich, dachte Claire. Wir sehen die Welt nicht, wie sie ist. Die Erde dreht sich, und wir versinken in der Nacht, während die Sonne bleibt. Wir sind es, die untergehen."

Mit solchen Sätzen hat das Buch mich wirklich begeistert. Der Lesefluss hat etwas Tänzerisches, fast wie Musik.

Die erfolgreiche Verhaltensbiologin Claire fühlt sich zunehmend abgeschnitten von ihren Gefühlen. Nur nach außen hin scheint ihr Leben perfekt. Ihr Mann Gilles hatte schon einige Affären, und auch Claire trifft sich nun mit Fremden in Hotelzimmern, um wieder etwas zu spüren. Sie kommt sich immer mehr wie ein Stein, ein Fossil, vor, ein Muttertier, das all seine Kraft für den mittlerweile erwachsenen Sohn Nicolas aufgebraucht hat.
Wie jeden Sommer verbringt die Familie ihren Urlaub im eigenen Ferienhaus in der Bretagne. Doch diesmal ist Nicolas' 19jährige Freundin Julie mit von der Partie. Zunehmend glaubt Claire in Julie ihr jüngeres Ich zu erkennen. Und bald erwachen bei beiden Frauen in der Sommerhitze starke Gefühle füreinander....

Der Roman lebt neben der herausragenden Sprache vor allem von den Protagonisten und ihrem Innenleben. Obwohl mich jeder Charakter fasziniert hat, ist mir keiner wirklich nahegekommen. Claires tiefe Faszination für Julie, die auf mich sehr unreif und nur äußerlich schön wirkte, ist mir etwas fremd geblieben. Dennoch habe ich den Roman durchweg genossen und das Ende fand ich äußerst gelungen. Er hat mich angeregt, auch die anderen Romane von Nina George zu lesen.

Bewertung vom 29.04.2018
Rother, Stephan M.

Ein Reif von Bronze / Die Königs-Chroniken Bd.2


ausgezeichnet

Es handelt sich hier um den wunderbaren zweiten Band der Königschroniken aus der Welt der heiligen Esche. Den ersten Band sollte man unbedingt gelesen haben, denn beide Teile sind inhaltlich so miteinander verwoben, dass sie auch gut in einem Buch hätten erscheinen können. Dennoch ist es gut so, wie es ist. Wo sich im ersten Band die Geschichte über größere Zeiträume erstreckte, ändert der Autor das Erzähltempo hier erheblich. Der überwiegende Teil der Erzählung ereignet sich während der mystischen Raunacht.

Wieder folgen wir den vertrauten Erzählsträngen: Da sind die Stämme des Nordens um Stammesfürst Morwa, seine rivalisierenden Söhne und seine uneheliche Tochter Sölva. Die Südländerin Leyken, noch immer gefangen in der Rabenstadt der heiligen Esche, kommt geradezu unglaublichen Geheimnissen auf die Spur. Der ehemalige Diebesjunge Pol bekommt mit dem Korsaren Teriq einen interessanten Gefährten gestellt. Ein weiterer neuer Charakter ist Bjorne, der sich schnell zu meinem Lieblingsprotagonisten entwickelte. Er wird wohl auch Sölvas Herz gewinnen, was der Erzählung bereits jetzt einen zusätzlichen Reiz gab.

Der Roman lebt nicht nur von seiner fulminanten Handlung, in der ein Cliffhanger den anderen ablöst. Er punktet auch mit seiner bildgewaltigen, lautmalerischen Sprache, die zu atmosphärischer Dichte führt. Wer wie ich darüber staunt, dass sich Figuren in Fantasyroman mittlerweile manchmal schon "ok" zurufen, wird mit den Königschroniken seine helle Freude haben. Hier verbinden sich Handlung und Sprachstil zu einem stimmigen Gesamtkunstwerk.

Erneut bleibt die Spannung bis zu Erscheinen des dritten und leider letzten Bandes auf einem hohen Niveau, denn für jede beantwortete Frage ergeben sich mehrere neue. Alles ist eben mit allem verbunden, das wird im Lauf der Geschichte immer wieder betont und entspricht zufällig meiner eigenen Lebensphilosophie. Diese Verflechtung zeigt sich auch daran, dass der Autor wieder virtuos mit mythologischen Versatzstücken spielt, zum Beispiel dem Mythos vom schlafenden König, und ihnen völlig neue überraschende Seiten abgewinnt.

Nach diesem Band freue ich mich noch mehr, ein Mitglied des Ordens der heiligen Esche sein zu dürfen.

Bewertung vom 28.04.2018
Blackhurst, Jenny

Das Böse in deinen Augen


sehr gut

„Das Böse in deinen Augen“ ist auf dem Titelbild als Psychothriller ausgewiesen. Der Roman ist allerdings so raffiniert konstruiert, dass man sich als Leser lange Zeit fragt, ob es sich hier um menschliche Abgründe oder übernatürliche Phänomene handelt.
Ellie ist ein Waisenmädchen. Seitdem ihre Eltern und ihr kleiner Bruder bei einem rätselhaften Hausbrand ums Leben kamen, lebt sie in einer Pflegefamilie, gemeinsam mit Mary, der leiblichen Tochter der Familie, und einem weiteren Pflegekind. Doch Ellie bekommt schnell den Ruf, eine Hexe zu sein, denn in ihrer Umgebung scheinen sich unerklärliche Phänomene zu häufen. Einzig Mary hält zu ihr.
Als die Erzieherin Imogen mit ihrem Mann Dan nach dem Tod ihrer Mutter in ihren Heimatort zurückkehrt, wird sie als Fallmanagerin für das Pflegekind Ellie zuständig. Auch Imogens Vergangenheit scheint geheimnisumwittert. Ihren letzten Job hat sie wegen des Todes eines ihr anvertrauten Jungen verloren. Nach und nach erfährt man, dass Imogens eigene Kindheit äußerst problematisch war. Während sich Dan unbedingt Kinder wünscht, kann sich Imogen nicht vorstellen, schwanger zu werden.
Dennoch nimmt sie sich auf nahezu mütterliche Weise Ellies an. Die Beziehung der beiden wird viel zu eng. Erst erleidet Imogen einen seltsamen Unfall, dann wird sogar Ellie Lehrerin ermordet. Ist Ellie in die Vorfälle verwickelt? Kann sie gar Dinge durch Gedankenkraft geschehen lassen?
Immer wieder erfährt die Handlung einfallsreiche Twists, so dass sie stets fesselnd bleibt. Auch das Ende weiß zu überraschen. Obwohl der Roman mich bestens unterhalten hat, muss ich doch sagen, dass mir das Ende nicht ganz zu dem, was man vom Innenleben einer der Protagonistinnen erfahren hat, zu passen bleibt. Für mich wurden nicht alle Fragen beantwortet, und ich war unsicher, ob das beabsichtigt war oder Logikfehler vorlagen.
Ellie und auch Imogen sind sicherlich Charaktere, die polarisieren werden, den Leser aber mit Sicherheit nicht kalt lassen.
Abgerundet wird das Buch durch ein düsteres Cover, das für einen Psychothriller angemessen unheimlich ist.

Bewertung vom 22.04.2018
Tempel, Katrin

Die Pferde im Wald / Wilde Horde Bd.1


ausgezeichnet

Bezüglich des Alters bin ich zwar schon längere Zeit kein Pferdemädchen mehr. Ich lese aber noch immer gern Jugendbücher und als Pferdebesitzerin besonders gern Pferdebücher. Auch als Erwachsene hat mir der Auftaktband um die „Wilde Horde“, „Die Pferde im Wald“, ausgesprochen viel Spaß gemacht.
Die junge Susanne, genannt Zaz, fühlt sich ziemlich abgeschoben, als sie die Ferien bei ihrer Oma in einer Pension am Waldrand verbringen soll. Kein Fernsehen, kein Internet, kein Handyempfang, was soll das nur werden. Zaz ist eher einzelgängerisch veranlagt. Auf Anweisung ihrer Mutter soll sie eigentlich für die Schule lernen. Stattdessen geht sie lieber in den Wald joggen. Dort begegnet sie nicht nur fünf geheimnisvollen Pferden, von denen vier ohne Zaumzeug und Sattel Reiter auf dem Rücken tragen, sondern auch einer Gruppe Bikern. Beide Gruppierungen kämpfen um das Vorrecht, den Wald für ihr Hobby zu nutzen. Erst nach einer Weile bemerkt Zaz, wie aggressiv die Biker dabei vorgehen und wem sie wirklich trauen kann. Zu dem bisher reiterlosen Pferd scheint sie eine starke Verbindung zu haben. Monsun, so der Name der Stute, gehörte einst Zaz‘ Großvater und ließ sich bisher von keinem berühren. Als sich die Streitigkeiten zwischen Reitern und Bikern immer mehr zuspitzen, soll ein Rennen entscheiden, wer den Wald weiter nutzen darf. Aus der Joggerin Zaz muss in kürzester Zeit eine Reiterin und aus Monsun ein Reitpferd werden….
Nicht nur die Charaktere der Jugendlichen, sondern auch die der Pferde sind anschaulich ausgearbeitet. Dass hier jemand mit Pferdeverstand am Werk war, merkt man in jedem Satz. Zaz macht eine bewundernswerte Entwicklung durch, findet gute Freunde und lernt, für das einzustehen, dass ihr wichtig ist. Ganz ohne erhobenen Zeigefinger wird vermittelt, dass Pferde keine Sportgeräte, sondern empfindsame Kameraden sind.
Auch wenn der Band in sich abgeschlossen ist, weckt er die Neugier darauf, wie es mit der wilden Horde, so der Name der Reitergruppe weitergeht. Welches Geheimnis verbirgt ihr Anführer Arpad und wie geht es mit der wirtschaftlich angeschlagenen Pension von Zaz‘ Oma weiter? Ich werde diesen Abenteuer auf jeden Fall weiter folgen und freue mich schon darauf.
Abschließend erwähnen muss ich noch das wunderschöne Cover, das bestens zum Inhalt passt. Einfach ein Schmuckstück.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 14.04.2018
Gowar, Imogen Hermes

Die letzte Reise der Meerjungfrau


ausgezeichnet

"Ein Verlust ist nicht Leere. Ein Verlust ist etwas Vorhandenes, ein Verlust beansprucht Raum, ein Verlust wird hervorgebracht wie jedes andere lebende Wesen."
Mit solchen Einsichten brilliert dieses hervorragende Buch. Es entzieht sich jeglicher Klassifizierung und spielt raffiniert mit den Erwartungen seiner Leser.

Jonah Hancock ist ein kinderloser Witwer. Als er in den Besitz einer ausgestopften Meerjungfrau gelangt und diese ausstellt, wird er unerwartet reich und bekannt, obwohl diese Meerjungfrau traditionellen Darstellungen von Meerjungfrauen widerspricht. Schließlich wird die Meerjungfrau auch in einem Luxus-Bordell präsentiert und Hancock macht die Bekanntschaft der Kurtisane Angelica Neal, der zweiten Hauptprotagonistin des Romans. Jonah erkennt wie inhaltsleer und einsam sein bisheriges Leben bisher war, dominiert durch seine Schwester und mit seiner Nichte Sukie als einziger Gefährtin. Doch Angelicas Gunst kann er nur gewinnen, wenn er ihr eine lebende Meerjungfrau beschafft....

Der Roman punktet mit vielem: Da sind zum einen seine starken Frauenfiguren wie Angelica, die fast grotesk anmutende Bordellchefin Mrs. Chapell und die überaus sympathische, patente Sukie. Viele Protagonisten polaisieren, doch keiner dürfte den Leser kalt lassen. Hinzu tritt die absolute Unvorherdsehbarkeit der Story, die atmosphärische Dichte und die detaillverliebte, kunstvolle Sprache.Virtuos bedient sich die Autorin des Meerjungfreuen-Mythos und stellt ihn gleichzeitig auf den Kopf. Auch der Buchumschlag, der mich an Werke von William Morris erinnert, passt hervorragend zum Inhalt.

Wer "Die Schlange von Essex" gemocht hat, wird auch diesen Roman lieben.

Bewertung vom 30.03.2018
Wright, Kim

Das Glück kurz hinter Graceland


sehr gut

Cory ist schon 37, irrt aber ein wenig ziellos durchs Leben. Sie tritt als Blues-Sängerin in Bars auf. Ihre Mutter ist kürzlich an Brustkrebs verstorben. Cory hängt sehr an ihrem Vater, ist sich aber seit ihrer Kindheit darüber im Klaren, dass er ihre Mutter gerheiratet haben muss, als diese bereits schwanger war. Corys Mutter kam damals unmittelbar nach Elvis' Tod zurück aus Graceland. Der "King" selbst hatte ihr den Spitznamen Honey verpasst. Sie war seine Backgroundsängerin. Ist etwa Elvis Corys Vater?

Als Cory versteckt in einem Schuppen auf dem elterlichen Grundstück auch noch eines von Elvis' berühmten Autos entdeckt, macht sie es wieder flott und sich selbst auf nach Graceland. Der Wagen ist wie eine Zeitkapsel, denn er enthält noch einigen Abfall, anhand dessen Cory die Route rekonstruiert, die Honey damals auf ihrem Rückweg genommen hat. So trifft sie einstige Weggefährten ihrer Mutter, immer auf der Suche nach ihren wirklichen Wurzeln...

Obwohl ich kein besonderer Elvis-Fan bin, fand ich es sehr interessant, etwas über Elvis' letzte Zeit und seine Herkunft zu erfahren. Denn auch Honey berichtet aus der Ich-Perspektive, was sich damals abgespielt hat.

Ich habe Cory auf ihrer Reise sehr gern begleitet, hätte mir aber wohl bei der Lösung des Rätsels um ihre Herkunft vielleicht noch einen kleinen Knall-Effekt erhofft. Allerdings konnten mich auch die eher leisen Töne überzeugen.

Bewertung vom 30.03.2018
Cogman, Genevieve

Das dunkle Archiv / Die unsichtbare Bibliothek Bd.4


sehr gut

ie Geschichte um die Unsichtbare Bibliothek geht in die vierte Runde und macht immer noch Spaß wie zu Beginn der Serie. Dieses Mal verschlägt es Irene und Kai in eine Welt, die dem New York der zwanziger Jahre des zwanzigsten Jahrhunderts gleicht.

Nicht ganz freiwillig wird Irene in Machtkämpfe der Drachen auf hoher Ebene verstrickt. Sie kämpfen um ein hohes Amt am Hof der Königin der südlichen Ebenen. Als Irene erfährt, dass hier ein Bibliothekar involviert sein soll -. troz des strikten Neutralitätsgrundsatzes der Bibliothek - muss sie eingreifen.

Erneut bekommen Irene und Kai es mit einer Vielzahl unerschiedlicher Gegner zu tun. Da sind neben den Drachen natürlich wieder Elfen, aber diesmal auch jede Menge New Yorker Gangster. Irene wird sogar selbst für ein Gangsterbraut gehalten und zieht dabei alle Register ihrer Schauspielkunst. Selbst die Polizei ist nun hinter ihr her.

Kai muss endlich aus Irenes Schatten treten und über sich hinauswachsen. Die abwechslungsreiche Geschichte bewegt sich weiter durch die Dimensionen an den Hof der Drachenkönigin der südlichen Ebenen. Aber darf Kai trotz seiner Herkunft noch weiter für die Bibliothek arbeiten, wo er nun so in den Fokus des Geschehens gerückt ist?

Endlich erfahren wir mehr über die geheimnisvolle Welt der Drachen. Dieser Teil des Buches hat mir am besten Gefallen, da ich persönlich nicht so gern über ein Gangstermilieu lese. Das ist aber wirklich Geschmackssache.

Die Autorin erzählt wieder gewohnt bildhaft und actionreich. Ich bin schon sehr gespannt, wie die Beziehung zwischen Irene und Kai im nächsten Band weitergeht!

Einzig das titelgebende dunkle Archiv habe ich vergeblich gesucht. Ein Titel nah an dem des Originals wäre wohl passender gewesen.

Bewertung vom 25.03.2018
Horowitz, Anthony

Die Morde von Pye Hall


sehr gut

Dieser Roman ist wirklich sehr vielfältig gestaltet. Zunächst bietet er einen wunderbaren Einblick ins Verlagswesen. Susan Ryeland arbeitet für einen kleinen Verlag, der vor allem von seinem Bestseller-Autor Alan Conway lebt. Dieser verfasst Cozy Crime-Romane ganz in der Tradition Agatha Christies. Doch bei seinem achten Roman fehlen im Manuskript die letzten Kapitel und somit die Auflösung. Da trifft ein Abschiedsbrief ein, der nahelegt, dass Conway sich umgebracht hat...
Susan wird nun selbst zur Detektivin, denn sie glaubt nicht an Selbstmord. Es beginnt ein literarisches Vexierspiel, bei dem der Autor raffiniert Finten legt sowie Realität und Fiktion auf kunstvolle Weise verquickt. Für mich persönlich war die Frage, wer Alan Conway umgebracht hat und die Frage nach dem Motiv sogar noch spannender als die Auflösung des fiktiven Mordfalls. Einen Krimi zu lesen, der im Verlagswesen spielt, fand ich wirlich faszinierend. Und ich kann dem Autor nur zustimmen: Es gibt einfach nicht genug Regale für so viele Bücher!
Obwohl ich sonst kein Fan der Farbe Rot bin, ist der Buchumschlag für mich trotzdem ein Schmuckstück. Die abgebildete Elster passt wunderbar zum Originaltitel "Magpie Murders" und zum Kinderreim, der den Kapiteln seine Überschriften gibt.