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Sago

Bewertungen

Insgesamt 584 Bewertungen
Bewertung vom 25.03.2018
Horowitz, Anthony

Die Morde von Pye Hall


sehr gut

Dieser Roman ist wirklich sehr vielfältig gestaltet. Zunächst bietet er einen wunderbaren Einblick ins Verlagswesen. Susan Ryeland arbeitet für einen kleinen Verlag, der vor allem von seinem Bestseller-Autor Alan Conway lebt. Dieser verfasst Cozy Crime-Romane ganz in der Tradition Agatha Christies. Doch bei seinem achten Roman fehlen im Manuskript die letzten Kapitel und somit die Auflösung. Da trifft ein Abschiedsbrief ein, der nahelegt, dass Conway sich umgebracht hat...
Susan wird nun selbst zur Detektivin, denn sie glaubt nicht an Selbstmord. Es beginnt ein literarisches Vexierspiel, bei dem der Autor raffiniert Finten legt sowie Realität und Fiktion auf kunstvolle Weise verquickt. Für mich persönlich war die Frage, wer Alan Conway umgebracht hat und die Frage nach dem Motiv sogar noch spannender als die Auflösung des fiktiven Mordfalls. Einen Krimi zu lesen, der im Verlagswesen spielt, fand ich wirlich faszinierend. Und ich kann dem Autor nur zustimmen: Es gibt einfach nicht genug Regale für so viele Bücher!
Obwohl ich sonst kein Fan der Farbe Rot bin, ist der Buchumschlag für mich trotzdem ein Schmuckstück. Die abgebildete Elster passt wunderbar zum Originaltitel "Magpie Murders" und zum Kinderreim, der den Kapiteln seine Überschriften gibt.

Bewertung vom 15.03.2018
Forest, Laurie

Die schwarze Zauberin


ausgezeichnet

Würde doch jedes Buch derartig viel Spaß machen! Ich möchte eigentlich sofort weiterlesen. Aber es handelt sich um den Auftakt einer längeren Reihe, also heißt es Geduld haben.
Die Geschichte spielt in einer Welt namens Aerda, die unserer wahrscheinlich nicht nur zufällig in vielem gleicht. Bewohnt wird Aerda allerdings von einem bunten Reigen unterschiedlicher Völker. Da gibt es Celten, Elben, Gardenerier, Elbholle und allen verhasste geflügelte Icarale, um nur einige zu nennen.

Den letzten Krieg haben die Gardenerier gewonnen. Die junge Elloren und ihre Brüder Rafe und Trystan sind Enkel der titelgebenden schwarzen Zauberin, durch die der Sieg erreicht wurde. Sie wachsen behütet bei ihrem Onkel Edwin auf. Anders als ihre Brüder und ihre Vorfahrin scheint Elloren über keinerlei Magie zu verfügen, obwohl sie Bäume auf seltsame Weise spüren kann.

Als ihre Tante Vyvian Elloren auf eine Universität im Land Verpatien holt, erschließt sich Elloren eine völlig neue Welt. Allerdings setzt Vyvian Elloren sofort unter Druck, sich mit dem attraktiven Lucas zu verbinden. Obwohl Elloren sich von ihm sehr angezogen fühlt und Lucas offen um sie wirbt, geht Elloren alles zu schnell. Um sie zu erpressen, weigert sich Vyvian, Ellorens Studiengebühren zu bezahlen. So muss Elloren sich das Studium mit Küchendienst verdienen. Schon bald merkt sie, das ihr dort Hass entgegenschlägt, der eigentlich ihrem Volk und ihrer berühmten Vorfahrin gilt. Auch ihre eigenen Vorurteile kommen auf einen harten Prüfstand, als sie ihr Zimmer ausgerechnet mit Icaralen teilen muss.

Umso mehr sich die Geschichte entfaltet, desto mehr merken sowohl Elloren als auch die Leser, dass selten etwas ist, wie es scheint und jede Wahrheit viele Seiten hat. Ihre eigenen Landsleute sieht sie dabei immer kritischer.
Von der wendungsreichen Handlung soll nicht mehr verraten werden. Die Autorin hat hier eine Geschichte gesponnen, die ganz offen für Toleranz wirbt und in Zeiten von Ausländerfeindlichkeit und religiös motivierten Attentaten unerhört modern wirkt. Modern ist auch die Sprache. So verwenden die Studenten durchaus Slang wie ok, was für mich nicht zum fantastischen Setting passt, womit ich aber angesichts der großen Lesefreude klargekommen bin.

Wunderschön ist auch der zur Geschichte passende Schutzumschlag (Wächtervögel spielen dort eine Rolle), zudem das lila Lesebändchen sehr gut passt.

Bewertung vom 12.03.2018
Burton, Jessie

Das Geheimnis der Muse


ausgezeichnet

"Und noch etwas begegnete mir, etwas Dunkles, das wir alle schon erlebt haben oder unweigerlich erleben werden: der Moment, in dem wir ein für alle Mal erkennen, dass wir allein sind."

Jessie Burton schreibt virtuos, fesselnd und tiefgründig, weswegen ich mir sofort ihren ersten Roman bestellt habe, der mir bisher entgangen war.

In "Das Geheimnis der Muse" lässt sie das London der Swinging Sixties ebenso farbenprächtig lebendig werden wie das Andalusien der Dreißiger Jahre des vorigen Jahrhunderts am Vorabend der Revolution. Sie schafft authentische Charaktere, mit denen man mitfiebert. Vor allem die Frauen sind sehr eindrücklich geschildert, obwohl sie sich in Zeiten behaupten müssen, in denen sie weniger gelten als die Männer.

Odelle Bastien kommt 1967 aus der Karibik nach London, um zu arbeiten. Obwohl hochgebildet und schriftstellerisch äußerst begabt, muss sie sich zunächst mit der Arbeit in einem Schuhgeschäft begnügen. Bis die undurchschaubare Marjoreie Quick sie als Sekretärin in einem renommierten Kunstinstitut einstellt. Doch warum reagiert Quick so überaus heftig auf ein Gemälde, das Odelles Verehrer Lawrie dem Institut vorstellt? Und was verbindet sowohl Quick als auch das Gemälde mit der jungen Olive Schloss, deren Familie vor der heraufziehenden Judenfeindlichkeit 1936 in Andalusien Schutz suchte? Ein Tableau immer weiterer Verbindungen entfaltet sich in den Erzählungen, die zwischen den beiden Zeitsträngen wechseln. Dabei gelingt es der Autorin, beide Handlungsstränge gleichermaßen fazinierend zu gestalten.

Man muss kein Kunstliebhaber sein, um von diesem Roman hingerissen zu werden. Es gelang mir erst kurz vor Odelle gegen Ende des Romans, alle Rätsel komplett zu durchschauen. Abgerundet wurde das Lesevergnügen durch ein traumhaft schönes Cover. Dieses Buch hätte durchaus eine Hardcover-Ausgabe verdient.

Bewertung vom 11.03.2018
Durfee, Brian Lee

Der Mond des Vergessens / Die fünf Kriegerengel Bd.1


sehr gut

Hier handelt es sich um einen von jenen High-Fantasy-Romanen, der statt einer zentralen Figur den Handlungssträngen mehrerer Protagonisten folgt. Da sind beispielsweise die Prinzessinnen Jondralyn und Tala aus dem Reich Gul Kana, der geheimnisumwitterte Waisenjunge Nail, außerdem Gault Aulbrek, ein Erzritter der feindlichen Armee Sol Seviers, angeführt vom brutalen Weißen Prinzen. Hier kämpft nicht nur Reich gegen Reich, sondern vielmehr die Kirche des Gottes Raijael gegen Laijonsanhänger. Fünf magische Artefakte, einer davon der Titel gebende Mond des Vergessens, fünf Nachfahren der Krigerengel werden das Schicksal entscheiden.
Die Welt, die Durfee in seinem 800 Seiten starken Fantasy-Erstling entwirft, ist ebenso farbenprächtig wie komplex. Leser sollten allerdings nicht zart besaitet sein, denn an Brutalität wird hier nicht gespart. Dieses Buch liest man nicht mal so eben nebenbei, denn sonst verliert man angesichts der Vielzahl der handelnden Personen schnell den Überblick. Dann hilft jedoch im Notfall das enthaltene Namensregister.
Das Buch macht zweifellos Spaß und dürfte Fans von Anthony Ryan restlos begeistern. Auf die Gefahr hin, ein Klischee zu bedienen: Die kampfeslastige Handlung wird wahrscheinlich männliche Fantasy-Fans noch mehr in ihren Bann ziehen als weibliche. Die Protagonisten sind interessant und gut ausgearbeitet, jedoch Welten entfernt von der faszinierenden Ambivalenz des Games of Thrones-Personals eines George R.R. Martin.
Ein Hingucker und passend zum Inhalt ist zweifellos der Buchumschlag, der einen sogenannten Bluthölzler und sein Dämonenpferd zeigt.

Bewertung vom 11.02.2018
Black, Holly;Clare, Cassandra

Die silberne Maske / Magisterium Bd.4


sehr gut

Auch der vierte Band der Magisterium-Reihe ist wieder wunderschön gestaltet, mit farbigem Buchschnitt, diesmal in Rot, und einem zu den Vorgängern passenden Design. Das ist schon einmal ein Augenschmaus!

Callum sitzt seit Monaten im Magisterium im Gefängnis und hadert mit seiner Rolle bei Aarons Tod. Zwar gelingt es Tamara, ihn zu befreien, doch Call, Tamara und Jasper geraten nur zu bald in die Gefangenschaft bei Master Joseph. Dieser möchte in Call endlich Constantines Seele wieder zum Vorschein bringen. Und gibt ihm einen fürchterlichen Auftrag: Call soll Aaron vom Tode zurückholen...

Alex Sride entwickelt sich in diesem Band immer mehr zum Oberbösewicht, ist dem aber eigentlich nicht wirklich gewachsen. Call muss schwere Entscheidungen treffen und mit deren unerwünschten Folgen leben. Zwischen ihm und Tamara entspinnen sich zarte Bande, die jedoch bald auf eine harte Probe gestellt werden. Plötzlich finden die beiden sich sogar auf unterschiedlichen Seiten im sich erneut anbahnenden Kriegsgeschehen wieder.

Einige Szenen sind tatsächlich etwas gruselig und meiner Meinung nach eher für Erwachsene als für Kinder geeignet. Auch dieser Band hat mich wieder bestens unterhalten, auch wenn manches etwas zu hastig erzählt wurde. Hier hätten die Autorinnen ruhig etwas mehr in die Tiefe gehen dürfen.

Für mich endete der Band mit einem sehr vielversprechenden Cliffhanger, so dass ich mich schon auf den letzten Teil der Reihe freue.

Bewertung vom 11.02.2018
Wolk, Lauren

Eine Insel zwischen Himmel und Meer


sehr gut

Auf dem Buchumschlag segelt ein Boot in den Sonnenuntergang. Die Wellen, die es im Meer hinterlässt, bilden den Umriss einer Feder. Selten habe ich ein so stimmiges Cover gesehen, denn es gibt gleich zwei Hinweise auf die Geschichte zwischen den Buchdeckeln.

Mit einem kleinen Boot kam einst Osh auf die Elisabeth-Insel Cuttyhunk, auf der Flucht vor seiner Vergangenheit. Seinen wahren Namen und seine Herkunft lässt die Autorin weitestgehend im Dunkeln. Eines Tages findet Osh ein ausgesetztes Baby, in einem winzigen Boot an Land gespült, mit dunklerer Hautfarbe, einem Mal wie eine Feder auf der Wange und heiser vom Schreien. Da sie krächzt wie eine Krähe, nennt er das Mädchen Crow. Osh, Crow, die zugelaufene Katze Maus und die alleinlebende Nachbarin Maggie sind zusammen mit der Insel Crows ganze Welt. Aber warum benehmen sich die Bewohner der Nachbarinseln ihr gegenüber so reserviert? Als sie ein Feuer auf der Insel Penikese entdeckt, ist Crows Neugier geweckt. Sie bringt in Erfahrung, dass früher auf dieser Insel Leprakranke isoliert wurden. Stammt Crow etwa von dort und was geschah mit ihrer Familie?

Crows spannende Suche nach ihren Wurzeln ist als Jugendbuch deklariert, aber für Erwachsene ebenso eine wundervolle Lektüre. Dass die Autorin auch Lyrikerin ist, merkt man beinahe in jedem Abschnitt. So spricht Osh mit "Novemberstimme" und ist für Crow "stark wie Februar und August zusammen". Die Geschichte enthält sogar eine kleine Krimihandlung. Auch wenn der Böse wirklich sehr böse gezeichnet wird und die Guten ausnahmslos gut sind, ist die Story niemals oberflächlich, sondern geht zu Herzen. Crow, Maggie, Osh und Maus sind eindringliche Charaktere, die ich nicht so schnell vergessen werde.

Eine Parabel über wahre Wurzeln und was Zuhause wirklich bedeutet.

Bewertung vom 21.01.2018
Cogman, Genevieve

Die maskierte Stadt / Die unsichtbare Bibliothek Bd.2


ausgezeichnet

„Die maskierte Stadt“ ist der zweite Teil aus der Reihe um die unsichtbare Bibliothek. Ich würde empfehlen, die Bände der Reihe nach zu lesen, sonst hat man einfach weniger von der Geschichte. Die Leser begegnen liebgewonnen Charakteren wieder, allen voran der Bibliotheks-Agentin Irene, dem Drachen in Menschengestalt Kai und dem genialen Detektiv Vale.
Fatalerweise wird Kai zu Beginn des Buches von den Elfen entführt und soll ihnen als Mittel zum Zweck dienen, einen intergalaktischen Krieg heraufzubeschwören. Irene muss sich nicht nur mit Kais erzürnter königlicher Drachen-Verwandtschaft auseinandersetzen, sondern auch mit den äußerst intriganten Elfen. Schließlich bleibt ihr nichts anderes übrig, als Kais Spur in eine Welt zu folgen, die dem mittelalterlichen Venedig gleicht. Allerdings einem wunderbar märchenhaft-übersteigerten Venedig, indem fortwährend Masken getragen werden. Das ist fabelhaft atmosphärisch beschrieben. Auch die Reise selbst beweist erneut den Einfallsreichtum der Autorin. Dabei jagen sich die Ereignisse nicht ganz so schnell wie im ersten Teil, was ich als wohltuend empfunden habe. Dennoch ist die Handlung nach wie vor actiongeladen und bietet herrliches Kopfkino durch Cogmans bildhafte Sprache. Z.B. erheben sich Möwen „kreischend von Dächern und Dachvorsprüngen und setzten sich explosionsartig in Bewegung; ein Gestöber bleicher Schwingen in der Dunkelheit.“
In diesem Band erfahren wir etwas mehr über Kais Abstammung und seine Kräfte. Durch seine Entführung tritt er leider seltener in Erscheinung, als ich mir gewünscht hätte. Ich möchte daher bald den dritten Teil in Angriff nehmen. Er ist ein wirklich faszinierender Protagonist.
Das Cover mit einer auf einem Bücherstapel thronenden Maske vor dem Hintergrund einer altertümlichen Stadtkarte passt wirklich hervorragend zum Inhalt und ist sehr ansehnlich gestaltet.
Die unsichtbare Bibliothek hat sich mit diesem zweiten Band einen Platz unter meinen Lieblingsserien verdient. Eine ungewöhnlich frische Grundidee wird hier hervorragend umgesetzt.

Bewertung vom 14.01.2018
North, Claire

Das Spielhaus


gut

Die drei aufeinander aufbauenden Novellen leben von einer äußerst originellen Grundidee: Das Spielhaus ist nicht ganz von dieser Welt, denn in seinen höheren Etagen spielt man um Lebensjahre, Erinnerungen, seinen Namen oder die Fähigkeit zu bestimmten Sinneswahrnehmungen., aber auch um das Schicksal ganzer Nationen.

Die drei Haupt-Protagonisten Silver, Thene und Remy sind geschickte Spieler und damit äußerst langlebig. So wird es ermöglicht, dass die Novellen in unterschiedlichen Zeitepochen spielen. Der Sprachstil wird der Zeit jeweils angepasst, was wirklich gut gelungen ist. So spielt die erste Novelle im Venedig des 18. Jahrhundert. Der Stil wirkt kunstvoll, ja fast manieriert und wird während der folgenden Novellen immer moderner.

Die erste Novelle hat mir aufgrund des Handlungsortes, dem geheimnisvollen Venedig, am meisten zugesagt. Dennoch offenbarte sich bereits hier ein Manko der Erzählungen: Thene bleibt den Lesern aufgrund ihrer Rücksichtslosigkeit, Gefühlskälte und Undurchschaubarkeit zu jeder Zeit fern. Dies verstärkte sich für mich im Laufe des Buches hinsichtlich Remy und Silver sogar noch. In dem Spiel, auf das sich Silver in der dritten Novelle einlässt, sterben Menschen weltweit wie die Fliegen, angeblich im Dienst einer guten Sache. Remys Schicksal in der zweiten Novelle blieb mir vollkommen gleichgültig.

Daher entstand bei mir leider ein ambivalenter Eindruck, zumal die Kapitel oft so kurz waren, dass es meinen Lesefluss störte.

Mein persönliches Fazit: geniale Grundidee, wunderschönes Cover, Figurenzeichnung leider zu schwach.

Bewertung vom 23.12.2017
Fields, Helen

Die perfekte Gefährtin / Luc Callanach Bd.1


ausgezeichnet

Braucht die Buchwelt ein neues Ermittlerduo? Dieses sehr wohl. "Die perfekte Gefährtin" stellt den Auftakt einer neuen Thrillerreihe um Detective Luc Callanach und seine Kollegin Ava dar. Gleichzeitig ist es der Debütroman der Autorin. Dieser ist so durchdacht, ja geradezu genial konstruiert, dass man das kaum glauben mag.

Luc ist halb Schotte, halb Franzose und arbeitete bisher bei Interpol. Diese Tätigkeit musste er aufgrund eines Vorfalls beendet, der zur Folge hatte, dass sich sogar seine Mutter von ihm abgewendet hat. Nun nimmt er den Polizeidienst in Edinburgh auf, von einigen Kollegen beargwöhnt. Edinburgh war für mich persönlich ein sehr interessantes und bisher kaum dagewesenes Setting.

Der Roman weist gleich drei Rätsel auf. Die Haupthandlung bildet Lucs Fall in dem ein Wahnsinniger Frauen entführt und auf brutale Weise nach einer Zeit der Gefangenschaft ermordet. Doch tatsächlich wird uns der Täter schon zu Beginn präsentiert, was der Spannung jedoch keinerlei Abbruch tut. Denn man fiebert bei der Jagd nach ihm unglaublich mit, zumal er äußert raffinierte Finten legt.

Dann ist da der Fall von Lucs sympathischer Kollegin Ava, bei dem es um ausgesetzte Babys geht. Und schließlich das Geheimnis um Lucs Rauswurf bei Interpol. Gerade dieses Thema verknüpft die Autorin auf so raffinierte Art und Weise mit Lucs Fall, dass es einfach nur virtuos wirkt.

Die Charaktere sind äußerst plastisch gezeichnet, bis hin zu den Entführungsopfern. Was diese zu erleiden haben, ist allerdings nichts für schwache Nerven.

Luc selbst ist ein Protagonist, der zunächst fast arrogant wirkt, dem Leser dann aber umso nachhaltiger ans Herz wächst.

Auch das Titelbild ist mehr als passend gewählt, denn man kann es durchaus als einen Hinweis auf den Täter im Fall der Morde verstehen.

Fazit: Genial komponierter Thriller, der Lust auf die folgenden Bände macht!

Bewertung vom 17.12.2017
Vorpahl, Elias

Der Wortschatz


ausgezeichnet

"Ein Buch für Erwachsene, als sie noch Kinder waren", heißt es auf dem Buchrücken. Tatsächlich fühlte ich mich auf zauberhafte Weise in meine Kindheit zurückversetzt, durch die mich die Romane von Michael Ende begleitet haben. Ein Zitat von Michael Ende hat der Autor seinem Buch denn auch vorangestellt. Man kann den Roman Ende-Liebhabern nur empfehlen.

Die Leser tauchen hier ein in die Welt der Worte. Ein Wort verliert seine Bedeutung, als es von einem Menschen ausgesprochen wird. Was es in folgendem erlebt, ist unglaublich fantasievoll und für Sprachliebhaber wunderbar. Es kommt zum Wortbruch und es wird Silbensalbe benötigt, um das Trauma zu heilen. Die Reise geht einen Wortfluss hinunter zur Stadt der Sprachen, in der herrliche Geschichten erzählt werden. Doch immer bleibt die eigentliche Frage, um welches Wort es sich eigentlich handelt, welche Bedeutung das Wort selbst einst hatte. Erst in der Stadt Babel kommt das Wort seinem eigenen Geheimnis endlich auf die Spur.

Dass bei der Entstehung des Romans kein Verlag beteiligt war, hätte ich niemals gedacht. Der Autor erzählt professionell, anrührend und wortgewaltig im wahrsten Sinne des Wortes. Auch Aufmachung, Layout und Illustrationen des Buches sind von hoher Qualität und machen das Lesen zu einem reinen Vergnügen.