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Glüxklaus
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Franken

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Insgesamt 628 Bewertungen
Bewertung vom 22.05.2020
Bell, Davina

Alfie und der Clownfisch


sehr gut

Manche Kinder sind wie Clownfische und das ist total in Ordnung

Alfie ist ein ängstlicher Junge. Er traut sich nicht am Wettlauf teilzunehmen, weil er nicht Letzter werden möchte. Er traut sich nicht auf eine Dinoparty, weil er das Topfschlagen fürchtete. Und jetzt möchte er nicht auf das Unterwasserkostümfest. Sich als Kapitän Seestern zu verkleiden, bereitet ihm einfach kein gutes Gefühl. Er fühlt sich nicht mutig genug dafür. Statt auf die Party zu gehen, nimmt ihn Mama mit ins Aquarium. Dort entdeckt er einen Clownfisch, der ihm auf Anhieb gefällt, denn Clownfische verstecken sich gerne. Alfie beschließt nächstes Jahr als Clownfisch auf das Kostümfest zu gehen.

„Alfie und der Clownfisch“ ist in einfachen, altersgemäßen, gut verständlichen Sätzen geschrieben. Das Außergewöhnliche an diesem Buch sind die Illustrationen, die in ungewöhnlichen Farben gedruckt sind, die Gesichter der Figurenleuchten in Neonfarben, andere Details in extremem Blau, ansonsten bestimmen Pastell- und Brauntöne die Farbpalette. Die Bilder fallen definitiv aus dem Rahmen, erregen Aufmerksamkeit.

Alfie ist ein besonders schüchterner Junge. Er leidet darunter, nicht mutig zu sein, erinnert sich immer wieder an Situationen, die er nicht gemeistert hat. Es fühlt sich für ihn an, als müsse er die ganze Welt tragen. Das tat mir beim Lesen sehr Leid. Als seine Mutter ihm das Aquarium zeigt, erkennt er, dass nicht alle Lebewesen gleich mutig sind. Manche stehen gerne im Mittelpunkt, andere nicht. Und das ist richtig so. Wer heute nicht mutig ist, kann es immer noch morgen sein. Alfie kann sich ruhig Zeit lassen und darf sich nicht unter Druck setzen, das macht ihn nur unglücklich.

Auch wenn ich mir nicht sicher bin, ob die bedeutende Botschaft bei den Kindern richtig ankommt -vielleicht ist sie doch ein bisschen zu komplex und wird für die kleinen Leser nicht deutlich genug umgesetzt- hat mir die Aussage von „Alfie und der Clownfisch“ sehr gut gefallen. Nicht jeder ist ein Draufgänger, muss unbedingt im Mittelpunkt stehen, das ist in Ordnung. Man hat immer noch Zeit, irgendwann mutig zu sein. Außerdem muss man gar nicht zwangsläufig über seinen Schatten springen, aus sich heraus kommen. Manche Tiere verstecken sich gerne, manche Menschen bleiben im Hintergrund. Wenn Kinder ihre Persönlichkeit akzeptieren, werden sie sich viel wohler fühlen, als wenn sie sich zwingen, jemand zu sein, der sie nicht sind. Mir imponiert, dass Alfie von seinen geduldigen Eltern nicht genötigt wird, etwas zu tun, was nicht zu ihm passt. Er erkennt (hoffentlich), dass er absolut richtig so ist, wie er ist.

Bewertung vom 20.05.2020
Maly, Rebecca

Tage des Schicksals / Die Krankenschwester von St. Pauli Bd.1 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Gelungener Reihenauftakt, der es durchaus mit den Nightingale-Schwestern und Schweikerts Charité aufnehmen kann

Die dreizehnjährige Svantje Claasen muss mit ihrer Mutter und ihrem kleinen Bruder Piet 1885 das Alte Land verlassen, wo es keine Zukunft mehr für sie gibt. Auf dem Weg erkrankt Piet schwer, doch Svantje rettet ihm das Leben. Diese Erfahrung weckt in ihr den Wunsch, Krankenschwester zu werden. Die Familie zieht ins Hamburger Gängeviertel, Svantjes Vater arbeitet in der Werft, ihre Mutter erhält eine Anstellung als Hausmädchen bei der reichen Familie Harkenfeld, den Besitzern der Werft. Zunächst verdient Svantje Geld, indem sie Wasser aus Brunnen schöpft und ausliefert. Später verwirklicht sie ihren Traum und schließt mit eiserner Disziplin ihre Ausbildung als Krankenschwester ab. Nachdem sie ihre Mutter eine Jahr im Haushalt der Harkenfelds vertreten muss, arbeitet sie endlich in ihrem Traumberuf. Doch es tut sich noch mehr in ihrem Leben: Sie lernt den Tuchhändler Friedrich Falkenberg kennen, für den sie schon bald mehr empfindet. Als sich in Hamburg die Cholera ausbreitet, steht Svantjes größte Prüfung noch bevor....

Rebecca Malys flüssiger, unkomplizierter und angenehmer Schreibstil macht es dem Leser leicht, sofort in die Geschichte einzutauchen. Das Cover zeigt eine Krankenschwester -in historischer Arbeitskleidung- vor Hamburgs Hafen. Das Titelbild erinnert ein wenig an Donna Douglas Reihe um die Nightingale Schwestern. Das passt sehr gut, handelt es sich doch um dasselbe Genre, außerdem spricht der Roman Leser mit ähnlichen Vorlieben an.

Svantje Claasen ist eine bewundernswerte Heldin. Sie arbeitet sehr hart für ihren Traum, Krankenschwestern zu werden. Mit eisernem Willen und unerschütterlicher Disziplin verwirklicht sie schließlich ihren Plan. Doch damit ist sie längst nicht am Ziel ihrer Wünsche. Die Choleraepidemie fordert Svantje Unmögliches ab. Und dann verliebt sie sich auch noch. In „Die Krankenschwester von Sankt Pauli“ spielen sehr viele verschiedene Figuren aus unterschiedlichen Gesellschaftsschichten eine Rolle: Svantjes Familie und ihr Freund Raik, die in Armut leben und nichts geschenkt bekommen, aber auch die Sprößlinge der Harkenfelds, Sohn Richard, der einmal die Werft übernehmen soll, aber im Lauf der Geschichte die großen Misstände und schrecklichen Zustände bei der Werftarbeit erkennt, seine Schwester die verwöhnte Hilde, die schlimme Erlebnisse verarbeiten muss, und der aufgeschlossene Friedrich, der mit dem Standesdünkel seiner Eltern zu kämpfen hat....
Mir hat sehr gefallen, dass die Charaktere so unterschiedliche Voraussetzungen haben, aus so gegensätzlichen Milieus stammen. Das macht die Geschichte sehr interessant und zeigt verschiedene Seiten und Facetten eines Themas.

Die Handlung des Roman war für mich durchgehend spannend und mitreißend. Immer wieder wurden neue Herausforderung thematisiert, die die Figuren bewältigen müssen. Svantje kommt niemals wirklich zu Ruhe. Das macht die Geschichte wahnsinnig fesselnd, auch mit den anderen Figuren musste ich einfach mitfiebern. Der Roman endet mit einem dramatischen, überraschenden Cliffhanger.

Ich mag Donna Douglas Nightingale Schwestern, auch Ulrike Schweikerts Charité-Romane und die Reihe um Helene Sommerfelds Ärztin habe ich sehr gerne gelesen. Rebecca Malys Buch muss sich vor diesen erfolgreichen Romanen des Genres definitiv nicht verstecken.“Die Krankenschwester von St. Pauli“ hat mich perfekt unterhalten und nebenher noch über verschiedene medizinische und gesellschaftliche Entwicklungen informiert. Ich möchte unbedingt wissen, wie es mit Svantje und den anderen Figuren weitergeht, bin schon nach dem ersten Buch der Reihe ein Fan geworden und freue mich auf weitere.

Bewertung vom 19.05.2020
Winter, Nicole

Die Dünenvilla


sehr gut

„Leben ist das, was passiert, während du eifrig dabei bist, andere Pläne zu machen“

Dr. Friedrich Böhm möchte 1884 mit seinen erwachsenen Kindern, den Zwillingsschwestern Sophia und Julia und Sohn Thomas, die Vergangenheit hinter sich lassen und gemeinsam mit seinem Sohn in Savannah eine Arztpraxis eröffnen. Doch der Dampfer, die City of Columbo, der sie dorthin bringen soll, erleidet Schiffbruch und die Familie landet unfreiwillig auf Martha‘s Vineyard. Friedrich ist von der Landschaft dort verzaubert, beschließt, seine Pläne zu ändern und möchte auf der Insel ein Sanatorium zur Behandlung von Hysterikern eröffnen. Thomas unterstützt ihn widerwillig, träumt aber insgeheim davon, Psychologie studieren zu können. Tochter Julia verbringt ihre Zeit damit, einen passenden Ehemann für sich zu finden. Und Sophia, die früher an Kinderlähmung erkrankte und seitdem ein steifes Bein hat, interessiert sich für Kunst und hofft auf eine Ausbildung an einer Kunstakademie. Doch gerade für Sophia hält das neue Leben, die Arbeit im Sanatorium, der Umgang mit den Patienten einige Überraschungen bereit. Außerdem macht sie die Bekanntschaft des neuen Nachbarn, Vogelkundler Scott McKinnon, der sie von Anfang an fasziniert...

Nicole Winter schreibt angenehm, flüssig und klar. Aufgrund des unkomplizierten Sprachstils gelang der Einstieg in die Geschichte ohne Probleme.

Hauptfigur Sophia ist jung und wie so viele Frauen ihres Alters auf der Suche. Sie definiert sich nur durch ihre Behinderung, fühlt sich durch sie eingeschränkt und traut sich nicht aus ihrem Schneckenhaus. Für sie steht fest, dass sie sich im künstlerischen Bereich verwirklichen möchte. Doch durch den Kontakt mit den Patienten und Nachbar Scott blickt sie erstmals über den Tellerrand hinaus und erkennt, dass das Leben noch viele andere Möglichkeiten für sie bietet. Schwester Julia wird dagegen viel oberflächlicher dargestellt, sie ist lediglich auf der Suche nach einer guten Partie. Doch ein Händchen für Männer hat sie wahrlich nicht. Zielsicher entscheidet sie sich immer für völlig ungeeignete Kandidaten, das hat mich teilweise sehr amüsiert. Auch Bruder Thomas macht eine besondere Entwicklung durch. Er träumt von einem Psychologiestudium. Doch auch sein Weg verläuft anders als erwartet..
Mir gefällt die Personenkonstellation der drei unterschiedlichen Geschwister, die alle entscheiden müssen, wohin für sie die Reise des Lebens gehen soll, Vater Friedrich bleibt im Gegensatz zu seinen Kindern ein wenig farblos und blass. Er flieht vor den Geistern der Vergangenheit und scheint sich nur darauf zu konzentrieren, dass sein Sanatorium Erfolg bringt.

Der Klappentext ist für meine Begriffe nicht gut gelungen, er verrät beinahe die gesamte Handlung. Daher konnte mich der Verlauf des Romans leider nicht mehr überraschen. Das finde ich schade.

Anfangs zieht sich die Geschichte ein wenig dahin, hat ein paar unnötige Längen. Es war schon aufschlussreich, das neue Leben der Böhms mitzuverfolgen, doch recht viel Spannendes passiert zu Beginn noch nicht. Ab der Mitte des Romans häufen sich bedeutende Ereignisse und es kommt Dramatik und Spannung auf. Das Ende, insbesondere Sophias Werdegang, empfinde ich als stimmig und rund.

Insgesamt ein angenehm zu lesender, ruhiger Roman, der dem Leser die Insel Martha‘s Vineyard näherbringt und auf unterhaltsame, interessante Weise beschreibt, wie in Sanatorien damals versucht wurde, Hysterie zu behandeln. Außerdem zeigt er anschaulich, dass sich auch damals Frauen im Rahmen ihrer Möglichkeiten emanzipieren konnten und dass Pläne dazu da sind, verändert zu werde. Ich habe „Die Dünenvilla“ über weite Strecken gerne gelesen und kann das Buch jedem, der einen Sinn für historische Romane hat, guten Gewissens weiterempfehlen.

Bewertung vom 12.05.2020
Hausmann, Romy

Marta schläft (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Dramatisch, hochspannend, perfekt inszeniert

Wie ist Nadja da nur hineingeraten? Laura, die Frau von Nadjas Chefs Gero van Hoven, lässt sich auf eine verhängnisvolle Affäre ein, die für ihren Liebhaber tödlich endet. In ihrer Verzweiflung bittet Laura Nadja, die eine geheimnisvolle, kriminelle Vergangenheit hat, ihr dabei zu helfen, die Leiche verschwinden zu lassen. Doch der Plan geht nicht auf und während sich die Lage immer weiter dramatisch zuspitzt, kommen bei Nadja zentrale Erinnerungen an ihr früheres Leben hoch.....

Romy Hausman schreibt flüssig und klar. Der eingängige Schreibstil macht es dem Leser leicht, dem offensichtlichen Geschehen zu folgen. Kompliziert wird der Roman aber dadurch, dass er aus verschiedenen Erzählperspektiven verfasst ist, so wird z.B. Nadjas gegenwärtige Situation, während sie Laura hilft den Mord zu vertuschen oder der Mordfall um die junge Nelly Schütt näher beleuchtet. Die einzelnen Handlungsstränge stehen anfangs noch isoliert, ohne erkennbaren Zusammenhang, da, später werden sie immer mehr miteinander verknüpft, ergeben schließlich ein sinnvolles ganzes „Puzzle“.

Mit Nadja hat Hausmann eine sehr mysteriöse, undurchsichtige Hauptfigur geschaffen. Nach und nach erfährt der Leser zahlreiche bedeutende Details aus ihrer Vergangenheit und wie sie in die scheinbar aussichtslose Lage kommen konnte, in der sie sich gerade befindet. Auch andere Figuren wie Gero van Hoven haben mit den Geistern der Vergangenheit zu kämpfen, die sie entscheidend geprägt und zu dem gemacht haben, was sie sind....

Etwa bis zur Mitte des Romans waren die einzelnen Komponenten der Story für mich schwer einzuordnen, doch dann fügten sich die Teile immer besser zusammen und die Handlung wurde verständlich und logisch nachvollziehbar. Fast meisterhaft hat Hausmann den Aufbau des Thrillers komponiert und inszeniert. Zu jeder Zeit war ich von „Marta schläft“ gefesselt, von seiner extremen Spannung beeindruckt. Gerade als ich sicher war, jetzt die Handlung vollkommen durchschaut zu haben, änderte der Plot wieder die Richtung und alles entpuppte sich erneut als ganz anders als vermutet. Wirklich beeindruckend, wie Romy Hausmann mit den Erwartungen des Lesers spielt, ihn immer wieder auf falsche Fährten führt. Am Ende gelangt die Autorin schließlich zu einem stimmigen Finale und alles ergibt plötzlich und endlich Sinn.

Auch wenn ich zwischendurch fast an meiner Ahnungslosigkeit verzweifelte, weiterlesen lohnt sich auf alle Fälle. Hausmann hat einen perfekt aufgebauten, atemberaubend spannenden Thriller konstruiert. Einen mit sehr vielen Wendungen, der immer wieder überrascht und bis zum Finale unvorhersehbar bleibt. Nach der Lektüre steht die bedeutende Frage im Raum, ob es möglich ist, mit Schuld, die man auf sich geladen hat, normal weiter zu leben oder ob sie einen zwangsläufig nicht doch irgendwann wieder einholt....

Bewertung vom 12.05.2020
Morelli, Valentina

Der Tote am Fluss / Kloster, Mord und Dolce Vita Bd.2 (MP3-Download)


ausgezeichnet

Isabella und Matteo zum Zweiten: Erneut ein echtes Hörvergnügen, das Urlaubsgefühl vermittelt

Eben noch haben Schwester Isabella und Carabiniere Matteo mit dem Landstreicher Gaetano ein nettes Pläuschchen gehalten und kurze Zeit später ist er tot, ermordet. Außerdem fehlt von seinem ständigen Begleiter, dem Hund César, jede Spur. Doch wer konnte dem freundlichen, bei allen beliebten Mann nur so etwas antun? Isabella und Matteo forschen nach und erkennen dabei, dass Gaetano nicht der war, der er zu sein vorgab.....

Valentina Moretti schreibt flüssig, klar und gut verständlich. Chris Nonnast liest die Geschichte angenehm und gut betont. Ihr zuzuhören ist für mich ein echter Genuss.

Schwester Isabella gewinnt auch in ihrem zweiten Fall wieder alle Sympathien. Einmal mehr stellt sie ihre Vielseitigkeit unter Beweis. Sie ist aufgeweckt und klug, überrascht aber auch mit technischem Sachverstand. Außerdem hat sie nicht nur ein Herz für ihre Mitmenschen, sondern auch für Tiere. Man muss diese besondere Frau einfach mögen. Auch Matteo, der manchmal ein wenig unbeholfen wirkt, sich aber auch hier bewährt und zeigt, dass er durchaus in der Lage ist, einen Mord aufzuklären, empfand ich erneut als sehr angenehm. Die Ordensschwestern sorgen für zusätzliche Auflockerung. Da sind schon einige Originale dabei, die immer wieder für eine Überraschung gut sind und die viel mehr auf dem Kasten haben, als man ihnen zutraut.

„Der Tote am Fluss“ ist ein klassischer Cosy-Krimi. Logisch und strukturiert ist die Handlung aufgebaut, dabei gut durchdacht und nicht allzu komplex. Bis zum Schluss wird die Spannung aufrechterhalten. Es macht Spaß mitzurätseln und nach möglichen Hinweisen auf den Mörder zu suchen.

Auch der zweite Fall aus Santa Caterina hat meinen Geschmack genau getroffen. Die beschauliche Atmosphäre dort wird so eindrücklich dargestellt, dass es ein Vergnügen ist, der Geschichte zu folgen. Wer Sehnsucht nach Italien hat, kann sich durch das Hörbuch intensiv vorstellen, wie es wäre, dort einmal wieder seinen Urlaub zu verbringen. Und alle anderen werden einfach nur ziemlich gut unterhalten.

Bewertung vom 11.05.2020
Morelli, Valentina

Tod zur Mittagsstunde / Kloster, Mord und Dolce Vita Bd.1 (MP3-Download)


ausgezeichnet

Unterhaltsamer Cosy-Krimi aus der Toskana mit interessantem Ermittlerteam

Santa Caterina ist auf den ersten Blick ein beschauliches, idyllisches Dorf im Herzen der Toskana. Hier scheint die Welt noch in Ordnung. Schwester Isabella wohnt und arbeitet seit kurzem im dortigen Kloster. Eines Tages entdeckt sie im Hof des Klosters die Leiche ihrer Mitschwester Raffaela. War es wirklich ein Unfall, ein unglücklicher Sturz vom Glockenturm, der der Frau das Leben kostete? Isabella gerät ins Zweifeln und beginnt auf eigene Faust zu ermitteln. Bald schon hat sie den Dorfpolizisten Matteo überzeugt, dass es sich um Mord handelt. Gemeinsam versuchen den Fall zu lösen.

Chris Nonnast liest die Geschichte flüssig, einwandfrei verständlich und schön betont. Sie macht als Sprecherin einen sehr guten Job. Ich konnte dem Ganzen problemlos folgen und fühlte mich beim Hören sofort in das toskanische Dorf versetzt.

Valentina Morellis Figuren sind für mich gut getroffen. Allen voran, Isabella, die sympathische wie scharfsinnige Nonne, die es manchmal mit den strengen Regeln des Ordens nicht so genau nimmt, und wissbegierig die Dinge hinterfragt. Andere Figuren wie die humorlose, trockene Nonne Hildegard oder der Bürgermeister bedienen so manches Klischee, aber gerade das macht sie so unterhaltsam. Den Dorfpolizisten Matteo empfand ich als angenehmen Zeitgenossen, allmählich wird seine Freude an kriminalistischen Fällen, die bisher im Ort sehr selten sind, geweckt und er gibt dem Bürgermeister endlich auch einmal Widerworte. Er und Isabella ergänzen sich perfekt und geben ein originelles Ermittlerduo ab.

„Tod zur Mittagsstunde“ behandelt einen recht einfach strukturierten, gut nachvollziehbaren Mordfall ohne große Überraschung. Der Roman ist kurzweilig und spannend, ist aber nicht nur durch den Mordfall geprägt, sondern lebt hauptsächlich von der ruhigen Atmosphäre in Santa Catarina und den vielen typischen originalen und originellen Charakteren.

Das Hörbuch war für mich wie ein kurzer Urlaubsaufenthalt in der Toskana. Ich konnte in die nette Geschichte eintauchen, habe mich mit Isabella und Matteo auf eine Ermittlungsreise begeben und dabei jede Minute des cosy Krimis genossen Er hat mich vom Alltag ein wenig abgelenkt und einfach gut und angenehm unterhalten. Was will man mehr? Für mich eine perfekte Auszeit zum Hören.

Bewertung vom 06.05.2020
Bradley, Christina

Thirty (eBook, ePUB)


gut

Netter, aber banaler Frauenroman ohne viel Tiefgang

Bella Edwards hat die Nase voll von ihrem Londoner Singleben und ihrer Arbeit in der Werbebranche. Als sie eine Beförderung zum Senior Account Manager erhält, beschimpft sie in einer Kurzschlussreaktion erst ihren Chef und sucht dann Rat bei einer Hellseherin, die sich sehr kryptisch äußert, was Bellas Zukunft betrifft. „Irgendwas muss sich ändern“, denkt Bella und entschließt sich, spontan ihre Freundin Esther in New York zu besuchen. Dort lässt sie sich auf eine ungewöhnliche Herausforderung ein: Bis zu ihrem 30. Geburtstag in dreißig Tagen möchte sie noch 30 Dates erleben, um endlich den Einen zu finden.

„Thirty - 30 Tage, 30 Dates, um den einen zu finden“ wird aus Bellas Sicht erzählt. Autorin Christina Bradley schreibt witzig-spritzig, unkompliziert und flüssig. Hauptsächlich werden Bellas Dates geschildert, die die Geschichte ausmachen und voranbringen.

Protagonistin Bella ist wie viele Frauen ihrer Generation auf der Suche. Sie wird nachvollziehbar und verständlich charakterisiert. Auch wenn ich ihre Situation und die Probleme, die sie damit hat, genau nachempfinden konnte, war sie mir nicht immer hundertprozentig sympathisch. Mitunter agiert sie mir zu spontan, ist im Umgang mit anderen zu direkt und provoziert durch ihr unbedachtes Verhalten so einige Fremdschämmomente. Für Lacher sorgt sie aber durch ihre impulsive Art allemal. Außerdem kommt es zu ein, zwei Situationen, in denen die eigentlich oberflächlich wirkende Figur, plötzlich mehr Tiefe beweist und die Dinge recht treffend auf den Punkt bringt

Bradleys Roman ist meist unterhaltsam und kurzweilig zu lesen. Vor allem anfangs und im Mittelteil entwickelte die Handlung aber einige Längen und verliert sich in unbedeutenden Nebensächlichkeiten. Vermutlich sind dreißig Dates dann doch einfach zuviele, um den „roten Faden“ behalten zu können. Das Ende hält aber doch nochmal überraschende Wendungen bereit und der recht unerwartete Schluss hat mich mit den Schwächen des Romans etwas versöhnt.

Nette, „einfach gestrickte“ „Chicklit“ zur Ablenkung für zwischendurch, nachhaltig beeindruckt hat mich der Roman aber nicht.

Bewertung vom 30.04.2020
Zillgens, Gerlis

Anna & Anto


ausgezeichnet

Sei vorsichtig mit deinen Wünschen, sie könnten in Erfüllung gehen

Anna ist schon seit langem heimlich in Maxim, den besten Freund ihres Zwillingsbruders Anto, verliebt und wünscht sich sehr, ihm endlich näher zu kommen. Dann erfüllt sich ihr Wunsch aber auf völlig andere Weise als erhofft. Sie steckt plötzlich im Körper ihres Bruders Anto fest und der wiederum hat mit ihr Gestalt getauscht und ist nun Anna. So hatte sich Anna das nun nicht vorgestellt. Jetzt kann sie zwar mehr Zeit mit Maxim verbringen, muss dafür aber ein Junge sein und außerdem hat sie noch das blöde Babyprojekt ihres Bruders am Hals.

Gerlis Zillgens schreibt erfrischend, flüssig, gut verständlich und vor allen Dingen sehr witzig. Die Geschichte ist aus Anna Perspektive erzählt. Anfangs vergingen die Seiten wie im Flug. Kompliziert wurde es allerdings nach dem Körpertausch. Da war es dann nicht immer eindeutig, wer jetzt eigentlich wer ist, weil Körper und Geist ja nun nicht mehr zusammengehörten. Selbst Anna nannte ihren Bruder, der ja eigentlich nun Annas Gestalt hat, „Anto“. Logisch, dass da auch der Leser nicht immer hundertprozentig mitkommt und zunehmend verwirrt wird. Eine irritierende Herausforderung, die aber großen Spaß machte.

Anna ist vierzehneinhalb und steckt mitten in der Pubertät. Sie wird sehr authentisch und realistisch beschrieben, einfach total sympathisch. Als sie plötzlich im falschen Körper gefangen ist, empfand ich großes Mitleid mit ihr. Ihre Gedanken und Gefühle angesichts dieser absurden Situation waren für mich sehr einsichtig und stimmig. Durch den Körpertausch kommt sie ihrem Bruder Anto so nah wie nie. Denn wer kann schon von sich behaupten, den Körper eines anderen selbst einmal gehabt zu haben?
Die verschiedenen weiteren speziellen Figuren sorgen für viele saukomische Momente: Annas völlig überdreht Eltern, Mias überkritische Mutter, die indiskrete Biologielehrerin Frau Kleingedank-Mücke oder die ziemlich seltsame Oma, der Anna so vertraut wie niemandem sonst. Annas Bruder Anto bleibt dagegen sehr im Hintergrund und wirkt etwas blass.

In der Geschichten geht es nicht nur sehr verwirrend zu, sondern auch ziemlich spannend. Wie entwickelt sich Annas Beziehung zu Maxim? Wird jemand im näherem Umfeld erkennen, was los ist? Und wird sich am Ende alles in Wohlgefallen auflösen? Bis zum Schluss war „Anna und Anto“ sehr packend zu lesen und ich habe durchgehend mit Anna mitgefiebert und gelitten.

Ein Körpertausch unter Geschwistern!? Was für ein abstruser Gedanke! Am Anfang konnte ich mir nicht so recht vorstellen, wie aus der fast klamaukig wirkenden Grundidee eine stimmige Geschichte werden könnte. Ich kannte die Idee des Körpertauschs aus der Komödie „Big“ mit Tom Hanks. Gerlis Zillgens Körpertauschs-Abenteuer bleibt aber nicht an der skurrilen und lustigen Oberfläche. Im Verlauf drängten sich wirklich existenzielle Fragen auf: „Wer bin ich eigentlich wirklich?“ „Definiert nicht der Körper entscheidend unser Sein?“ Da ging es dann zwischendurch - zumindest in meinem Kopf- ziemlich philosophisch zu. Kein Wunder, dass sich beim Lesen so mancher Knoten im Gehirn bildete. Ein auf den ersten Blick wirklich ungewöhnliches originelles und witziges Kinderbuch, das ganz bewusst Klischees enthält, aber eben auch eines, das bei genauer Betrachtung viele Themen wie Sexualität, Liebe und Freundschaft berührt und dabei ganz schön zum Nachdenken anregt. Es ist eben nicht alles, wie es auf den ersten Blick scheint.

Bewertung vom 30.04.2020
Anderson, Celia

Die kleinen Geheimnisse des Herzens (eBook, ePUB)


sehr gut

Nicht alles ist erklärbar- nettes modernes Märchen mit kleinen Schwächen

May Rosevere lebt in einem kleinen idyllischen Dorf in Cornwall und freut sich schon darauf, bald ihren 111. Geburtstag zu feiern. Von einer Bekannten wird sie genötigt, an einem ungewöhnlichen „Leihoma“-Projekt teilzunehmen und sich regelmäßig mit der 86-jährigen Julia zu treffen. Anfangs sind die beiden Damen nicht gerade begeistert von der Aussicht, Zeit miteinander zu verbringen, zumal sie Vorbehalte der jeweils anderen gegenüber haben. Die Gründe dafür liegen in der Vergangenheit. Julia leidet zudem noch immer sehr unter dem Tod ihres Manns Don und meidet ohnehin die Gesellschaft anderer. Die beiden Frauen raufen sich zusammen und beginnen schließlich doch, gemeinsam alte Briefe aus dem Nachlass von Don zu lesen. Schon bald finden sie daran Gefallen und nähern sich so einander an. Als Julias Erinnerungen zunehmend lückenhafter werden und sie gar fürchtet, dement zu sein, droht Mays unglaubliches Geheimnis, das sie all die Jahre sorgsam gehütet hat, ans Tageslicht zu kommen....

Der Roman ist in einem angenehmen, schön zu lesenden Erzählstil verfasst: Klar und anschaulich, aber auch ein wenig blumig und nicht unbedingt modern, so wie sich auch Großmütter ausdrücken könnten. Das passt sehr gut zum Inhalt, schließlich geht es auch hauptsächlich um ältere Damen. Die Kapitel sind aus der Sicht von May, Julia und später Julias Enkelin Emily geschrieben. Das sorgt für Abwechslung und gestaltet den Text interessant und kurzweilig.

Ich mag Cecilia Andersons Figuren May und Julia. Julia wirkt anfangs durch ihre Trauer etwas passiv, aber zum Ende hin wird sie trotz ihrer Erinnerungslücken immer tatkräftiger und zupackender. May hingegen scheint viel jünger als 110 Jahre . Sie ist alles andere als gutmütig, verhält sich mitunter fast ein wenig rücksichtslos und egoistisch. Der Kontakt mit Julia zwingt sie zum Nachdenken, sie zeigt schließlich Einsicht und ändert ihre Einstellung. Die besondere Dynamik, die aus der ungewöhnlichen Beziehung der zwei Charaktere entsteht, gefällt mir recht gut. Andere Figuren wie Julias Enkelin Emiliy oder Nachbar Andy wirken neben der alles „überstrahlenden“ Protagonistin May allerdings recht blass und oberflächlich.

„Die kleinen Geheimnisse des Herzens“ ist, was die Handlung betrifft recht stimmig und meist nachvollziehbar aufgebaut. Die Spannung steigert sich bis zum Schluss, das Ende kam für mich allerdings zu schnell und wirkte nicht nur überhastet, sondern auch vergleichsweise unspektakulär. Für mich hätte der Schluss ruhig noch etwas ausdifferenzierter und überraschender ausfallen können. Es bleiben für mich außerdem noch einige Fragen unbeantwortet.

Wie auf dem Klappentext angedeutet, ist der Roman „etwas anders“ als andere Bücher. Das trifft es zweifelsohne: Im Buch geht nicht alles hundertprozentig erklärbar und realistisch zu, aber gerade das macht die Geschichte so besonders und irgendwie „liebenswert“, eine Art modernes Märchen mit einer Prise Magie. Ich habe „Die kleinen Geheimnisse des Herzens“ jedenfalls trotz der kleinen Mängel genossen und fühlte mich gut unterhalten.