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... was ich rezensiere, bewerte, das habe ich auch gelesen!

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Insgesamt 1258 Bewertungen
Bewertung vom 29.12.2019
Haeckel, Ernst

Kunstformen der Natur


ausgezeichnet

Haeckels Werk ist eine der Grundlagen des Jugendstils (Art nouveau)

In sehr schönen, nahezu originalgetreuen Reproduktionen werden 100 'Tafeln' des Hauptwerkes von Ernst Haeckel dargestellt. Einschliesslich seiner 'Bemerkungen über die Größenverhältnisse der Figuren in den »Kunstformen der Natur«.

Mitsamt dem von ihm verfassten Vorwort, seinen Erläuterungen und auch seinem Nachwort.

Dass seine hochpräzisen Zeichnungen von Medusen, Farnen, Schneckenhäusern, Pflanzenblüten, Pilzen, Fröschen, Orchideen, Moosen, Kolibris oder auch Antilopen die Formen des Jugendstils massgeblich mit beeinflusst haben, fällt erst richtig auf, wenn man sich mit Haeckels 100 Tafeln beschäftigt hat.

Bewertung vom 29.12.2019
Banck, Claudia

DuMont Reise-Taschenbuch Ostseeküste Mecklenburg-Vorpommern


ausgezeichnet

20 Touren und x Tipps, Hinweise, lesenswerte Fakten

MacPomm, so der landläufige 'Übername' des Bundeslandes ist bei der Schönheit, dem Abwechslungsreichtum der Region, die Claudia Banck in diesem Buch vorstellt, eigentlich eine Diskreditierung.

Wie es der Buchtitel verspricht geht es meist an der Küste der Ostsee entlang. Von der Mecklenburger Bucht östlich von Lübeck über Darß, Rügen und Hiddensee nach Stralsund, Uckermünde bis zur 'Badewanner Berlins',bis nach Usedom. Wobei auch einer der Tourenvorschläge einen 'Blick über die Grenze', also nach Polen ermöglicht.

Zahllose Tipps und Hinweise zu allem, was einen Urlaub schön und erinnerungswürdig macht, gibt die Autorin. Sei es zu Hotels, sonstigen Unterkünften, Restaurants, Cafés, Einkaufen, Spaziergängen durch Natur oder Ortschaften, Radtouren, Wanderungen, Badestränden - Es ist einfach alles, was zu einem Reiseführer, pardon, Reise-Taschenbuch gehört, vorhanden.
Taschenbuch trägt dieser Titel zu Recht. Denn es geht bei Weitem nicht nur um diese Tipps und Hinweise. Die Autorin klärt auch wortgewandt und stellenweise amüsant über viel Wissenswertes, manche Kleinigkeit auf. Das letzte Kapitel, 'Das Magazin' betitelt ist genug Lesestoff für ein paar Stunden Erholungslesen abends im Hotelzimmer.

Die vielen Kartenausschnitte, die bei den beschriebenen grösseren Ortschaften abgedruckt sind, die beiliegende Strassenkarte im Massstab 1:300.000 mit einem 1:145.000-Ausschnitt für Rügen und Hiddensee machen es zumindest sehr schwer, sich zu verfahren, zu verlaufen oder zu verwandern.

Nach einem Urlaub an der deutschen Ostseeküste, begleitet von diesem Reise-Taschenbuch, wird der Reisende von dem Kürzel 'MacPomm' Abstand nehmen.

Bewertung vom 29.12.2019
Wüpper, Thomas

Betriebsstörung


ausgezeichnet

Artikel 87e des Grundgesetzes lautet wie folgt:

(4) Der Bund gewährleistet, daß dem Wohl der Allgemeinheit, insbesondere den Verkehrsbedürfnissen, beim Ausbau und Erhalt des Schienennetzes der Eisenbahnen des Bundes sowie bei deren Verkehrsangeboten auf diesem Schienennetz, soweit diese nicht den Schienenpersonennahverkehr betreffen, Rechnung getragen wird. Das Nähere wird durch Bundesgesetz geregelt.

In welchem Umfang diese Bestimmungen von den verschiedenen Bundesregierungen vor allem seit Gerhard Schröders Kanzlerschaft missachtet werden, das weist Thomas Wüpper Schritt für Schritt nach.
Nicht aus der Luft gegriffen, sondern an Hand des Quellenverzeichnisses ÜBERPRÜFBAR!

Den Niedergang der Deutschen Bahn, extrem beschleunigt durch den hochbezahlten Manager Hartmut Mehdorn, beschreibt und die Gründe hierfür belegt Thomas Wüpper im Detail.


Die personellen Fehlbesetzungen der obersten Entscheider im Bahn Tower am Potsdamer Platz in Berlin beispielsweise mit Ronald Pofalla, dem ehemaligen Chef des Kanzleramts und Bundesminister für besondere Aufgaben im Kabinett Merkel II. Nach seinem Ausscheiden aus der Bundesregierung im Jahr 2013 musste sich Pofalla 2014 „zunächst mit dem Posten des Chef-Lobbyisten bei der Deutschen Bahn bescheiden. Löste aber bereits Anfang 2017 den langjährigen Vorstand und mächtigen DB-Vize Volker Kefer ab. Die wirklichen Gründe für dessen Rückzug sind nicht bekannt, von Intrigen ist die Rede. … Mit Pofalla übernahm stattdessen ein gelernter Jurist und Sozialpädagoge eine der wichtigsten Technik- und Infrastruktursparten der Republik. Dem Berufspolitiker fehlten jegliche Fachkenntnisse und Qualifikationen für diesen enorm wichtigen Job und das komplexe Rad-Schienen-System. … unverzichtbare Führungserfahrungen im operativen Bahngeschäft hatte er ebenso wenig vorzuweisen wie das nötige technische Verständnis. In einem normalen Bewerbungsverfahren wäre Pofalla deswegen sofort aussortiert worden.“ (S. 183).
Bei einem geschätzten anfänglichen Jahreseinkommen von 600.000 €.
Um die so oft zu Recht bemängelte Pünktlichkeit der Züge optisch aufzupolieren, hatte sich der hochbezahlte Bahnmanager, besser Bahnlaie Pofalla etwas ganz originelles einfallen lassen: Um die Pünktlichkeit von Zügen im Bahnfernverkehr zu gewährleisten, schlug er 2018 vor, dass Züge planmäßige Halte überspringen oder bei starker Verspätung auch vor dem Zielbahnhof umkehren sollten, damit der Zug in umgekehrter Richtung wieder pünktlich sei. Dieses als Pofalla-Wende bezeichnete vorzeitige Wenden wurde testweise auf der Strecke Berlin – Duisburg – Düsseldorf eingeführt.

In Teil III seines Buches bringt Thomas Wüpper unter dem Zwischentitel „Verkehrswende – Der Weg zur besseren Bahn“ 10 gut begründete Vorschläge zur Diskussion. Die von den zuständigen Entscheidungsträgern der Deutschen Bahn AG und vor allem der Politik wahrgenommen und umgesetzt werden müss(t)en.
Die entsprechenden Fachgespräche und Entscheidungen können ja in Zügen der SBB, also der Schweizer Bundesbahn oder auch der ÖBB, der Österreichischen Bundesbahn stattfinden. Dann könnten die Entscheider live erleben, was bei der Deutschen Bahn AG schleunigst geändert werden muss, um den Anforderungen des Artikels 87e gerecht zu werden.

Bewertung vom 24.12.2019
Schultz, Tanja

DuMont Reise-Taschenbuch Rom


ausgezeichnet

Die ewige, gefühlt auch schon ewig unregierbare Stadt. Traum, Chaos und beides zugleich.

Ein Jahr in Rom und man könnte täglich je nach Zählweise zwischen 2,5 und 2,9 Kirchen besichtigen. Wer von den sakralen Bauten genug hat, geht auf den Campo di Fiori, den einzigen Platz in Rom ohne Kirche. Oder sie/er geniesst einfach, was die italienische Hauptstadt zu bieten hat. Um all das sehen, geniessen, erleben zu können, ist das Reise-Taschenbuch nahezu unverzichtbar.
Nicht nur, dass 14 schöne zu Fuss zu erkundende Touren (!, per Auto so gut wie unmöglich, Chaos in Reinform, per Velo oder Roller nur Menschen zu empfehlen, die nicht so sehr am Leben hängen) durch die verschiedenen Stadtbezirke beschrieben werden. Obwohl, eine Segway- und drei Radtouren sind doch zu finden. Ersteres auf den südlichsten Hügel Roms, den Aventin. Zweiteres ebenfalls mehr in den Randbezirken zu finden.

Alles gespickt mit Tipps und Hinweisen zu allem Möglichen. Von Hotels, sonstigen Unterkünften, Restaurants, Trattorien, Enontecas (worin sie sich unterscheiden wird natürlich erklärt), Cafés, Bars, Shopping-Möglichkeiten, antiken Altertümern samt der eher bescheidenen Möglichkeiten Eintrittsgelder zu reduzieren, Spaziergänge durch Parkanlagen. Und natürlich Kirchen…

Tanja Schultz hat nach eigenem Bekunden 1986 erstmals Rom besucht, ihr Herz an die geballte Antike und die lebenslustigen Italiener verloren und ist seit 1991 Einwohnerin von Rom. Da sie seit 1988 Stadtführungen durchführt, sind ihr bedenkenlos profunde Kenntnisse Roms auch abseits der ausgetretenen Pfade zu unterstellen. Die in dem Reise-Taschenbuch voll zur Geltung kommen. So auch die Tipps zu Märkten, teuren und preiswerteren Geschäften. Alles natürlich mit Anschrift, Rufnummer, gegebenenfalls Öffnungszeiten, bei den Museen, antiken Bauten deren Eintrittspreise und, soweit vorhanden, Internetadresse.

Hie und da verrät die Autorin auch ihre Lieblingsorte wie die Caffetteria del Chiostro del Bramante. Wobei sie ihre Texte sehr nett, lesenswert und stellenweise mit einem Augenzwinkern formuliert.

Damit sich der Rom-Besucher nicht verläuft, enthält das Buch insgesamt 25 Stadt- und Detailpläne sowie natürlich Karten der beschriebenen Zu-Fuss-Touren. Alles mit schönen Farbfotos illustriert. Ein kompletter Stadtplan mit Umgebungskarte liegt dem Buch ebenfalls Mitsamt einer Übersichtskarte der Metro- und Tramlinien für diejenigen, die die 3-Millionen-Stadt nicht nur zu Fuss erkunden wollen. Dass im letzten Teil unter ‚Kleingedrucktes‘ allgemeine Hinweise wie Anreisemöglichkeiten, Sicherheit, Stadtrundfahrten, Notrufnummern, öffentliche Verkehrsmittel etc. zu finden sind, versteht sich von selbst. Hier handelt es sich ja um ein REISE-Taschenbuch. Welches zugleich genug Lesestoff für diejenigen bietet, die ihren Krimi einzupacken vergessen haben.

Ein recht umfassendes kulinarisches Wörterbuch ist im Kleingedruckten ebenso vorhanden. Denn ‚Essen ist mehr als satt werden‘. Besonders in Italien.

Rom – die ewige Stadt, ewig schön. Mit Tanja Schultzens Werk noch schöner. Weil sie es versteht, das Erlebnis Rom mit dem dortigen Alltagsleben zu bereichern.

Bewertung vom 23.12.2019
Völler, Susanne;Winterling, Anne

DuMont Reise-Taschenbuch Amsterdam


ausgezeichnet

In Amsterdam gibt es nicht nur Tulpen...

Keine Frage, es existieren sicher auch andere Gross- und Hauptstädte auf der Welt, die umwerfend schön, interessant, immer einen Besuch wert sind. Ob es sich in Europa um Rom, um London, Paris, Hamburg, Zürich, Wien handelt. Oder auf einem anderen Kontinent. Bangkok, Hong Kong, San Francisco, New York, Buenos Aires, oder Rio de Janeiro, um nur einige zu nennen. Eine ganz besondere Stadt ist aber Amsterdam. Jung, innovativ, verrückt, verträumt, international, von allem etwas. Und alles zugleich.

Was Amsterdam besonders macht? Siehe oben. Susanne Völler und Anne Winterling, die beiden Autorinnen des Reise-Taschenbuches bringen dem Leser die Stadt so nahe, dass man öfter als nur einmal dorthin möchte. Die ersten Zielwahl wird durch die zahlreichen Farbfotos etwas erleichtert.

Der erste Teil der Wortkombination macht es deutlich: es handelt sich durchaus um einen Reiseführer mit vielen, sehr vielen Tipps und Hinweisen auf Hotels, Restaurants, Cafés, natürlich Museen, Sehenswürdigkeiten, Tourenvorschläge (deren 7) oder auch auf einige der Lieblingsorte der Autorinnen. Alles natürlich mit Anschrift, Rufnummer, gegebenenfalls Öffnungszeiten, Eintrittspreisen und, soweit vorhanden, auch Internetadresse. Dazu an den passenden Textstellen kleine Übersichtskarten, die durch den beiliegenden Stadtplan samt Strassenverzeichnis und Karte der öffentlichen Verkehrsmittel ergänzt werden.

Der zweite Teil der Wortkombination "Reise-Taschenbuch" macht die 18,90 € Ausgabe für den wirklich interessierten Amsterdam-Besucher, der nicht nur 'Locations' und 'Events' (die Hinweise sind auch zu finden, keine Frage) sucht, besonders lohnenswert. Viele Hintergrundinfos, sehr nett in Worte gefasst. Der Lesestoff für ein paar Abende im Hotelzimmer ist so gesichert.

Der Text ist stellenweise sehr humorvoll zu lesen. Für diejenigen, die durch Teile Amsterdams suppen wollen (so nennen Holländer die anstrengende Beschäftigung, sich per SUP (Stand Up Paddling) übers Wasser zu bewegen, werden mit einer der Tourenvorschläge zufrieden gestellt. Nicht gerade ein billiges Vergnügen. Aber wer’s mag – Amsterdam machts möglich.

Auch ansonsten ist das Taschenbuch voll mit durchaus ausgefallenen Tipps. Nachtlokale, internationale Küche geniessen – schliesslich verfügte Holland über ein weltweites Netz an Kolonien.

Amsterdam ist nicht gerade um die Ecke, aber auch nicht aus der Welt. Am Koningsdag (Geburtstagsfeier von König Willem-Alexander Ende April) Amsterdam zu erleben, ist eine Sensation in Orange. An den Tag sollten/müssen sich auf jeden Fall noch ein paar Tage anschliessen. Um die Stadt ein Stück weit kennen zu lernen. Um dann immer wieder wieder zu kommen.

Bewertung vom 20.12.2019
Kotschenreuther, Gerhard

Reise Know-How Rom - 100 unbekannte und geheimnisvolle Orte (eBook, PDF)


ausgezeichnet

ein ausser- und ungewöhnlicher Reiseführer

Allseits bekannte Sehenswürdigkeiten können in diesem kompakten Reiseführer nicht gesucht werden. Shopping-Tipps, Hotelempfehlungen oder ähnliches auch nicht. Weil solch profane Hinweise nicht existieren. Im Anhang stellt Gerhard Kotschenreuther unter der Überschrift 'Besichtigen macht hungrig' dreizehn Trattorien vor. Bei denen auf Grund der profunden Kenntnisse des Autors von und über Rom davon auszugehen ist, dass diese Lokale richtig leckere italienische Küche bieten.

Denn was der Autor in diesem 'Handbuch für individuelle Entdecken' zusammengetragen hat und wie er es mit allen Hintergründen beschreibt und erklärt, ist wirklich aussergewöhnlich. Da man in Rom angeblich an jedem Tag des Jahres eine andere Kirche besichtigen/besuchen kann, sind viele der insgesamt 100 Entdeckertipps Kirchen und deren unbekannten Seiten gewidmet. Alle unter Angabe der genauen Anschrift, der Öffnungszeiten. Bei den nicht-kirchlichen Sehenswürdigkeiten wird gegebenenfalls auch eine Rufnummer und/oder Internetadresse aufgeführt.

Die 100 aufgeführten Hinweise klassifiziert der Autor zum einen mit einem Sternesystem von 'sehr interessant' über 'aussergewöhnlich' bis 'sensationell'. Und einer ebenso dreistufigen Einschätzung der Zugänglichkeit von 'problemlos' bis 'schwierig, nur nach Anmeldung, selten geöffnet'. Bei den geschilderten Entdeckungen existiert auch stets eine genaue Beschreibung der Zugangsmöglichkeit. Notwendige Infos, denn manches ist extrem gut versteck und ohne solch eine Beschreibung gar nicht zu finden. Die kommentierten Stadtpläne in den ausklappbaren Buchdeckeln geben oft nur einen Anhaltspunkt, wo sich was befindet. Durch welche Türe, welchen Gang die beschriebene Sehenswürdigkeit dann zu erreichen ist, das steht im Text.

Jede Entdeckung wird auf mindestens zwei Seiten mitsamt illustrierenden Farbfotos vorgestellt. Wobei auch die historischen Hintergründe erläutert werden. Hochinteressant.

Bewertung vom 19.12.2019
Winkelsdorf, Lars;Eckert, Thomas

Tod oder lebendig


ausgezeichnet

Noch besser wäre das Buch, wenn es besser strukturiert wäre.

Die beiden Autoren, Journalisten, die für die TV-Sendungen frontal 21, Tagesthemen, Panorama und plusminus gearbeitet haben beziehungsweise arbeiten, zeigen auf den knapp 210 Seiten die unhaltbaren Missstände im deutschen Rettungswesen auf. Soweit hier bei dem ganzen Kompetenzgerangel, unzureichender Ausstattung der diversen Rettungswagen, Ausbildung und medizinisch-juristischen Befugnisse der im Rettungswesen arbeitenden Mitarbeiter, Erreichbar- und Verfügbarkeit der Notärzte etc. überhaupt von einem bundesweit durchgängig und klar organisierten 'Rettungswesen' gesprochen werden kann.
Die Entscheidungen, wer für welche Rettungsleistung zuständig sein soll, welche teils kostenintensive Ausstattung mit medizinischen Geräten, lebensrettenden Medikamenten und so weiter angeschafft werden, die werden an kranken- und unfallfernen Schreibtischen getroffen. So ist das Chaos vorprogrammiert.

Es liegt überall im Argen, egal wo man hinschaut. Auch im Rettungswesen wird getrickst und geschoben, wie und wo es nur geht. Ein Beispiel, Zitat Seite 131: "Ein ganz anderes Geschäftsmodell verfolgen Hilfsorganisationen mit der Abrechnung von Dienstleistungen, die nicht immer allen gegenüber als solche ausgewiesen werden. In Berlin firmierte so unter der gleichen Adresse wie die Malteser die Aventino Soziale Dienste GmbH, eine Leiharbeitsfirma, die zu 100 Prozent im Besitz der Malteser war. Zweck des Unternehmens: Die Löhne der im Rettungswesen und Krankentransport tätigen Mitarbeiter um bis zu knapp 30 Prozent drücken zu können."
Selbe Seite weiter unten: "Gleich zweimal durchsuchten Zoll und Staatsanwaltschaft in München die Büros des Arbeiter-Samariter-Bundes (ASB), nachdem es Strafanzeigen gegeben hatte. Praktikanten beschwerten sich darüber, mit monatlich 125 Euro bei voller Tätigkeit abgespeist worden zu sein. Der Kunstgriff: Das damals geltende Rettungsassistenzgesetz verlangte zwölfmonatige Praktika der Auszubildenden - und wie diese bezahlt wurden, war nicht geregelt."

Bei aller Brisanz ist das Buch etwas schwer zu lesen. Für die zahlreich und im laufenden Text einmal kurz erklärten, aber dann immer wieder eingesetzten Abkürzungen existiert im Anhang eine entsprechende Aufstellung. Soweit, so gut. Allerdings ist der Inhalt dann doch reichlich unstrukturiert. Was dazu führt, dass der gedankliche 'rote Faden' trotz vieler Beispiele aus der 'Retter-Praxis' mit all den negativen bis letalen Ausgängen immer mal verloren geht.

Es ist mehr als wünschenswert, dass der Inhalt des Buches nicht nur zu ergebnislosen Diskussionen am runden Tisch führt. Sondern dass die Malaise im deutschen Rettungswesen effektiv und lebensrettend behoben wird.

Bewertung vom 19.12.2019
Latzke, Hans E.

DuMont Reise-Taschenbuch Rhodos


ausgezeichnet

Lieblingsorte, aktuelle Tipps für Alles, Top-Reiseführer und 'Lesebuch' in einem

Zu Recht trägt dieser DuMont die Bezeichnung 'Reise-Taschenbuch'. Denn es ist kein herkömmliche dünner Reiseführer mit einer mehr oder minder sinnfreien Aneinanderreihung von ach-so-geheimen Top-Tipps zu 'Events and Locations". Es ist auch kein klassischer Reiseführer wie die recht dicken Baedekers. Die nicht jederfraus/-manns Geschmack treffen. Weil sie, die Baedekers, ein anderes Ziel verfolgen: viel Wissen und viele Informationen über Geschichte, Architektur etc. des Reiseziels vermitteln.

Die Reise-Taschenbücher bieten einerseits viele sehr schön ge- und beschriebene Infos. Dazu eine gepflegte Portion Hintergrundwissen. Und vor allem auch eine Unmenge Tipps, die von Hans E. Latzke aus dem Vollen geschöpft werden. Kein Wunder nach zwanzigfachem Besuch der Sonneninsel einmal jährlich. Beneidenswert...

Die Tipps gibt es komplett samt Adresse, Rufnummer und/oder, soweit vorhanden, Internet-Erreichbarkeit zu Hotels, sonstigen Unterkünften, Tavernen, Restaurants, Bars, Geschäften, Discos, Busverbindungen, Wanderungen, Badestränden, eben zu allem, was zu einem Urlaub gehört.

Drei mögliche Punkte eher negativer Kritik, zumindest aus meiner Sicht:
zu Kolýmbia schreibt der Autor zwar: "Heute ist der Ort mit den vielen Luxushotels überwiegend mit deutschen Pauschalgästen belegt - eine ruhige Adresse für den Spießerurlaub also - sorry, ist halt so." Dass Kolýmbia durch diese möglichst nah am Strand hinbetonierten All-inclusive-Bunker sehr viel Reiz verloren hat, wird leider nicht erwähnt. Im Vergleich zu Kolýmbia vor 15, 20 Jahren hat der Ort viel verloren. Leerstehende Geschäfte, aufgegebene Tavernen, stellenweise sehr verödet. Dennoch ist Kolýmbia ein sehr netter Urlaubsort.
Punkt 2: Hans E. Latzke gibt auch die Elefteria Appartments unter der Überschrift "Zauberhaft" an...
Recht hat er, aber hoffentlich finde ich dort für den nächsten Rhodos-Besuch noch ein freies Appartement...
Die zweieinhalb Kilometer Strecke durch die schöne Eukalyptus-Allee zum Zentrum mit ein paar noch übrig gebliebenen Tavernen oder Bars lässt sich Abends locker mit dem geliehenen Roller bewältigen. Nach ein paar Bier oder Cocktails den Rollerstehen lassen (!), zu Fuß zum Elefteria und am nächsten morgen zum geparkten Roller laufen, um ihn zu holen - kein Problem! Jeweils eine knappe halbe Stunde Spaziergang durch Olivenhaine.
Punkt 3: wer einen Roller mietet, sollte nicht gerade einen solchen mit einem 50-Kubikzentimeter-Motörchen wählen. Die Strassen sind teilweise recht steil.

Da es in erreichbarer Nähe zu Rhodos noch ein paar weitere lohnenswerte Inseln wie Sými, Chálki oder Kos, werden auch diese kurz beschrieben. Über einen möglichen Tagesausflug in die Türkei nach Marmaris, in etwa 90 Minuten per Katamaran oder Fähre zu erreichen, lässt sich der Autor nicht aus.

12 gut kommentierte Stadtpläne, 24 Tourenkarten und Detailpläne sowie die beigelegte Strassenkarte für Rhodos, Sými, Kos und noch zwei, drei Inselchen im Massstab 1:130.000 komplettieren das Reise-Taschenbuch.

Wer also während seines Urlaubs auf der Sonneninsel mehr sehen, mehr erleben möchte als nur das dreimal täglich stattfindende Buffet im All-Inclusive-Bunker samt Strand, wer am Strand oder abends im Bett noch lesen möchte, greift zu diesem Werk.