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misspider

Bewertungen

Insgesamt 731 Bewertungen
Bewertung vom 05.07.2021
Ruiz Zafón, Carlos

Der Schatten des Windes / Barcelona Bd.1


ausgezeichnet

Zum ersten Mal habe ich den "Schatten des Windes" vor mehr als 10 Jahren gelesen. Damals fand ich das Buch OK, mäßig spannend, oft zu lang und verzettelt, und am Ende konnte ich nicht verstehen warum dieses Buch so einen Wirbel verursacht hatte.
Jetzt bot sich mir die Gelegenheit, das Buch erneut zu lesen, und da ich mich kaum mehr an irgendwelche Details erinnern konnte, habe ich zugegriffen. Und siehe da: diesmal habe ich das Buch regelrecht verschlungen - trotz seines manchmal gemächlich anmutenden Tempos - und war begeistert von der Vielschichtigkeit und Komplexität. Zugegeben, ich hätte mir noch mehr Details zum Friedhof der Vergessenen Bücher gewünscht, aber die so eng miteinander verwobenen Geschichten von Daniel und Julian waren nicht minder faszinierend. Die Mischung aus bibliophilem Thriller und historischem "Buch Noir" ist beeindruckend, aber ich musste tatsächlich erst in der rechten Stimmung für dieses weitschweifige Werk sein, denn viele kleine, teils banale Details erfordern auch eine gewisse Geduld beim Lesen. Bei mir zumindest hat sie sich dieses Mal gelohnt.

Bewertung vom 15.06.2021
Stewart, Michael F.

Ray Vs the Meaning of Life


sehr gut

Stay calm and read on! When I first intended to read this book, I gave up after the first chapter, deciding it was not what I wanted to read at the time, unsure when (or whether) there would come the right time for it. Recently I gave it a second chance, knowing that I would not like the first chapter, but determined to read on and see if things would get better. And fortunately for me they did.
So what about that first chapter? It explains how Ray's grandmother died and how he was mentioned in her last will to inherit the trailer park she owned. But it does so in such a ridiculous, over the top way it gave me goosebumps, just like certain blockbuster comedy films everybody seems to enjoy but me - just not my style of humor.
Gladly, the story gets much better after that, and though it's often dangerously close to leave my comfort zone and drift into absurdity again, I found most of the plot hilarious in a good way.
Of course, there is also a lot of deeper meaning to be found in this book, and it is those quieter scenes, offering dialogues or reflections of thoughts, that make this book special. So did Ray find out the 'Meaning of Life'? Though there is the one meaning Ray is required to be found by his grandmother's last will, there are many more thought-provoking answers that he - and you - will find along the way...

(thanks to netgalley, the author, and the publisher for a copy of the book, all opinions are my own)

Bewertung vom 14.06.2021
Pötzsch, Oliver

Das Buch des Totengräbers / Inspektor Leopold von Herzfeldt Bd.1


ausgezeichnet

Bei diesem Buch hat (für mich) einfach alles gepasst: das historische Setting in einer Zeit des Umbruchs, in der die Technik unausweichlich Einzug hält. Vereinzelte Automobile, Fahrräder, und natürlich die ersten Fotoapparate, die auch bei der Polizeiarbeit zum Einsatz kommen, usw. Dieses Aufeinandertreffen zwischen Tradition und Fortschritt spiegelt sich dann auch wunderbar in den Charakteren wieder: Leopod von Herzfeldt, der 'Neue' in Wien, der mit seinen merkwürdigen neumodischen Methoden auf bei den alteingesessenen Kommissaren auf Ablehnung stößt. Unerwartete Unterstützung findet er bei einer der Telefonistinnen der Polizei, die sich als äußerst vielschichtig und technikaffin entpuppt - natürlich ist auch eine kleine Romanze vorprogrammiert, die das Geschehen aber glücklicherweise nur begleitet und nicht dominiert. Mein Lieblingscharakter ist der eigenbrötlerische, geheimnisvolle Totengräber Augustin Rothmayer, der auf den ersten Blick sehr unheimlich wirkt, aber einen butterweichen Kern hat - und an einem Almanach über sein Handwerk schreibt, dessen hochinteressante Auszüge die Kapitel des Romans einleiten.
Die Mordgeschichte selbst ist rätselhaft bis zur grauenhaften Auflösung und lässt an Spannung nichts zu wünschen übrig. Ein fulminanter, sehr gelungener Einstieg in eine neue Serie, die ich mit Begeisterung weiterverfolgen werde.

Bewertung vom 09.06.2021
King, Stephen

Later


gut

This was an unusually short book by the author, and maybe that's one of the reasons that while I did enjoy reading it, I did not love it as much as his other works that have accompanied me over the last decades. It's hard to describe, but 'Later' felt like a too fast strike that was not given enough time and effort to mature into something of its own. The feeling of 'been there, read that' was too overwhelming and smothered all hopes at discovering a unique 5-star tale. Storytelling and character-building were as strong and engaging as ever and I felt right at home reading it - maybe too much so this time - so that compared to the author's other works I've read (I really lost track by now) this one is among the also-rans.

Bewertung vom 09.06.2021
Strotmann, Peter;Neubauer, Annette

Die Kommissarin und der lange Tod / Antje Servatius Bd.1


weniger gut

Die Beschreibung klang vielversprechend: eine Ermittlerin mit privaten Sorgen, mit Ecken und Kanten, und ein interessanter Fall, den es zu lösen gilt. Leider blieb die Geschichte dann weit hinter meinen Erwartungen zurück. Kriminalkommissarin Antje Servatius war mir weder sympathisch noch unsympathisch: sie war mir schlichtweg egal. Trotz ihrer anstrengenden familiären Situation wirkte die Darstellung ihrer Figur blass und emotionslos. Ihr Kollege Seidel dagegen entwickelte sich zu einem vielschichtigen und manchmal sogar witzigen Partner, der Frau Servatius in meinen Augen locker den Rang ablief. Die Nebenhandlung um Antjes behinderte Tochter Kira war leider absolut vorhersehbar und daher relativ langweilig. Nachdem die Ermittlungen anfangs ein wenig ratlos vor sich hin dümpelten, nahmen sie immerhin gegen Ende Fahrt auf und konnten noch eine überzeugende Auflösung präsentieren. Mit Seidel als Hauptperson würde ich dieser neuen Serie vermutlich noch eine zweite Chance geben, so aber verbuche ich die Lektüre unter "einen Versuch war es wert, ist aber nicht meins".

Bewertung vom 31.05.2021
Erle, Thomas

Das Erwachen / Das Lied der Wächter Bd.1


sehr gut

Bücher mit post-apokalyptischen Szenarien gab es in den lezten Jahren reichlich, aber so direkt vor der Haustür spielen die wenigsten. Und das macht auch einen besonderen Reiz dieser Trilogie aus: die Gegend, die Landschaft, alles wirkt unheimlich vertraut und real. Umso erschütternder die Situation, mit der sich Felix konfrontiert sieht. Und so kann man sich gut identifizieren, als Felix das abgeschottete Gebiet im Schwarzwald betritt, um sich auf die Suche nach seinen vor 16 Jahren verschollenen Eltern zu machen, nicht wissend ob diese überhaupt noch am Leben sind. Die Abenteuerreise wirkt an manchen Stellen naiv und durch Zufälle vorangetrieben, hat mich aber trotzdem nicht losgelassen. Fesselnd auch die mysteriöse Gefahr, die weite Teile der Landschaft beherrscht und die Menschen lähmt oder in den Wahnsinn zu treiben scheint. Was hat es damit auf sich, woher kommt diese Macht? Der zweite Teil ist längst bestellt, damit ich dem Geheimnis schnellstens auf die Spur kommen kann...

Bewertung vom 31.05.2021
Schellhammer, Silke

Erste Stunde: Tierisch laut! / School of Talents Bd.1


sehr gut

Alva hat ein besonderes Talent: sie kann Tiere verstehen. Überall hört sie streitende Fliegen, diskutierende Vögel, singende Schafe...das kann extrem anstrengend sein! Ihr gruseliger Onkel Thomas leitet die 'School of Talents' und schlägt vor, dass sie ein paar Wochen dorthin kommt, um zu lernen ihre Gabe zu kontrollieren. Keine Tiere mehr hören - das wäre zu schön, und so lässt sich Alva darauf ein. Doch kaum ist sie da, lernt sie andere Kinder mit ungewöhnlichen Talenten kennen, und findet sogar echte Freunde...
Von Anfang an wirkt die Geschichte sehr vertraut, und man hat ein bisschen da Gefühl so etwas schon einmal gelesen haben. Und tatsächlich bedient sich die Autorin vieler bekannter Muster, aber sie schafft es trotzdem immer wieder zu überraschen und etwas neues zu schaffen. Highlight des Buches sind eindeutig die Dialoge der Tiere, bei denen wir immer wieder laut lachen mussten. Aber es war auch schön zu lesen, dass Alva und die anderen Kinder keine kleinen Superhelden sind, sondern eigentlich ziemlich normale Kinder, die auch Sorgen haben. Aber gemeinsam meistern sie ihre Probleme und schaffen es vor allem, die Schule vor der Schließung zu retten. Ein echtes Wohlfühlbuch, von dem zum Glück schon die Fortsetzung bereitsteht.

Bewertung vom 17.05.2021
Bosse, Jan

Öömrang - der etwas andere Inselkrimi mit Androiden


gut

Der Titel trifft es schon ganz gut: es ist ein waschechter Inselkrimi, allerdings mit einem Hauch Science Fiction in Form von Androiden.
Als auf Amrum ein Mord geschieht, wird Kriminalkommissar Landmann zusammen mit dem Androiden Daneel zum Ermitteln auf die Insel geschickt. Dort geht es tatsächlich zu wie in einem waschechten Inselkrimi mit viel Lokalkolorit: jeder kennt jeden, und alles läuft ganz gemächlich ab. Für Landmann ein doppelter Kulturschock, denn neben dem unvermeidlichen 'Moin' erwartet ihn hier eine Polizeiarbeit, die er höchstens noch aus Geschichtsbüchern kennt. Wie soll er denn ohne DNA-Datenbank, ohne Überwachungsvideos (die in der Stadt an jeder Ecke hängen) und überhaupt mit völlig veralteter, oder besser gesagt: nicht vorhandener, Technik ermitteln? Hier kommt Daneel ins Spiel, der nicht nur jede erdenkliche technische Unterstützung bietet, sondern auch ein hervorragendes Frühstück zaubert. Schon bald wird eine weitere Leiche gefunden, und was Landmann mit Hilfe der Amrumer Polizistin herausfindet, reicht weit über die Inselgrenzen hinaus. Die Mischung aus beschaulicher Inselidylle und moderner Technik ist mal etwas anderes, aber in weiten Teilen war es eben doch nur ein typischer Inselkrimi, trotz des originellen, wenn auch nicht unerwarteten Endes. Fazit: prima Strandlektüre.

Bewertung vom 17.05.2021
Klune, T. J.

Mr. Parnassus' Heim für magisch Begabte


sehr gut

Dieses Buch ist ein echtes Kleinod: es ist wunderschön geschrieben, und beim Lesen wird einem immer wieder richtig warm ums Herz. Linus Baker ist bei der Behörde zur Betreuung Magischer Minderjähriger angestellt und seine Aufgabe ist es, Waisenhäuser zu prüfen. Bisher hat er dies stets objektiv und absolut korrekt erledigt, doch alles wird anders als er zum Heim von Arthur Parnassus geschickt wird. Der Auftrag ist streng geheim, denn die Kinder hier sind nicht einfach nur magisch, sie sind auch etwas ganz besonderes: nämlich sehr gefährlich. Einen Monat lang soll Linus auf der Insel bleiben und beurteilen ob die Kinder hier adäquat betreut werden. Doch was ihn erwartet übertrifft nicht nur seine kühnsten Vorstellungen, sondern ändert auch sein gesamtes Weltbild und lockt ihn mehr als einmal aus seiner bequemen Komfortzone. Am Ende stellt er nicht nur sein eigenes bisheriges graues Dasein, sondern auch das System, nach dem alle magischen Wesen registriert und kontrolliert werden müssen, infrage.
Kein Zweifel, von diesem Buch geht eine unglaubliche Magie aus: die magischen Kinder schließt man natürlich sofort ins Herz, und die Wandlung des Linus Baker vom grauen Angestellten zum mutigen Mann, der seinem Herzen folgt, ist bewundernswert und inspirierend. Allerdings sollte man darauf gefasst sein, dass dieses Buch keine reine Fantasy bietet, sondern auch eine gehörige Portion Romantik enthält. Und auch wenn es an manchen Stellen zu durchaus ernsten Konflikten kam, gingen diese doch entgegen meiner Erwartungen vergleichsweise glimpflich aus. Am Ende bleibt eine mitreißende fantastische Liebesgeschichte.