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Igelmanu
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Mülheim

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Insgesamt 1033 Bewertungen
Bewertung vom 21.01.2018
Ludwig, Stephan

Zorn - Lodernder Hass / Hauptkommissar Claudius Zorn Bd.7


ausgezeichnet

»Es klingt nicht nur logisch … es ist logisch. Und bevor du fragst: Ja, ich bin von allein draufgekommen, obwohl ich Innendienst habe.«

Nach einer schweren Verletzung muss Hauptkommissar Claudius Zorn Innendienst schieben. Ein Zustand, mit dem er gewohnt übellaunig umgeht. Für seinen Kollegen und Chef Schröder ist hingegen alles beim alten, er arbeitet für zwei. Ein rätselhafter Todesfall beschäftigt ihn, die Tote war Mitglied in einer Therapiegruppe, in der es kurz danach zu weiteren Auffälligkeiten kommt. Zorn und Schröder wittern eine ernsthafte Bedrohung, zumal sich herausstellt, dass ein kürzlich auf frischer Tat ertappter jugendlicher Pyromane ebenfalls zu der Gruppe gehört. Und während Zorn weiter Innendienst schiebt, macht sich Schröder auf zu einem Undercover-Einsatz…

Der Start ins Buch war wieder großartig! Enorm spannend, ein Pageturner von der ersten Seite an. Ich war nur einen winzigen Schritt vom Nägelkauen entfernt und musste dann entsetzt feststellen, dass es vermutlich noch 400 Seiten dauern wird, bis ich erfahre, wie die dargestellte Situation ausgehen wird. Aber als Leser will man es ja nicht anders ;-)

Im Rahmen der besagten Therapiegruppe trifft man in diesem Band auf reichlich interessante Charaktere. Jeder scheint ein anderes psychisches Problem zu haben, allein das ist schon spannend. Aber natürlich wird es noch weitere Todesfälle geben, Verdächtigungen und falsche Fährten und hochbrisante Situationen für die Protagonisten.

Stephan Ludwig weiß eben, was seine Leser wünschen. Hohe Spannung, extrem gestörte psychopathische Täter, ein geschicktes Verwirrspiel und (nicht zu vergessen) Zorn und Schröder mit ihren unnachahmlichen Dialogen. Ich mochte das Buch jedenfalls nicht aus der Hand legen, flog durch die Handlung, wollte unbedingt wissen, wie es jetzt weitergeht. Was aber nicht nur an dem Fall lag. Die beiden Kommissare sind hochinteressante Charaktere, wer schon frühere Bände der Reihe kennt, wird feststellen, was sie für eine Entwicklung durchlaufen. Vorkenntnisse sind aber ansonsten nicht notwendig, man könnte auch mit diesem siebten Band der Reihe beginnen und trotzdem alles verstehen.

Fazit: Wieder ein großartiger Fall für Zorn und Schröder. Bei mir ist nur eine Frage offen: Wann erscheint Band 8?

Bewertung vom 21.01.2018
Niven, John

Old School


ausgezeichnet

»Es ist völliger Wahnsinn, oder?«, fragte Julie.
»Ja. Eindeutig Wahnsinn.«
»Wir sollten besser die Notbremse ziehen, bevor es zu spät ist.«
»Himmel, nein.«
»Wie bitte?«
»Es scheint mir immer noch besser zu sein als die Alternative.«
»Die Alternative?«
»Dir wieder so einen beschissenen Job zu suchen, wie du ihn gerade erst losgeworden bist. Krieg ich eine Knarre?«

Die Person, die da so energisch nach einer Waffe verlangt, ist stolze 87 Jahre alt, ihre Mitstreiterinnen wirken dagegen mit ihren 60 Jahren wie junge Hüpfer. Trotzdem stehen sie alle vor dem Problem, dass sich ihr Lebensabend nicht im Geringsten so darstellt, wie sie ihn sich erhofft hatten. Susan beispielsweise wurde gerade mit der Erkenntnis konfrontiert, dass ihr Ehemann seit vielen Jahren ein Doppelleben führte, das ihm nun den Tod und ihr einen unerwarteten Schuldenberg brachte. Julies Existenz ging schon vor Jahren den Bach hinunter, sie lebt in einer Sozialwohnung und putzt in einem Pflegeheim. Wo Ethel in einem Rollstuhl sitzt und sich nichts mehr wünscht, als noch mal etwas Aufregendes zu erleben.
Geld muss her, aber woher nehmen? Als die Bank Susan auch noch ihr Haus nimmt, reift in den Freundinnen ein Plan. Ein äußerst ungewöhnlicher Plan. Aber was hat man schließlich schon zu verlieren?

Meine Güte, was habe ich gelacht! Dieses Buch ist einfach genial, zynisch und herrlich unkorrekt! Alte Damen sind ja normalerweise nicht die klassischen Ganoven, aber diese hier ziehen alle Register und agieren einfach großartig. Dass sie eigentlich im Unrecht sind, vergisst man sehr schnell, denn sie sind so sympathisch und ihre Beweggründe so überaus nachvollziehbar. Im Gegenteil fiebert man mit ihnen mit und freut sich, wenn der sie verfolgende Polizist, alle Klischees bedienend, immer wieder den Kürzeren zieht. Das Ganze wird zu einem rasanten Roadmovie mit einem furiosen Showdown und einem Ende, das mich breit grinsend und hochzufrieden das Buch zuklappen ließ.

Zwangsläufig kann man nicht umhin, darüber nachzudenken, wie viele Menschen doch im Rentenalter von Armut betroffen sind. Ihre Anzahl steigt stetig, nicht wenige müssen weiterhin arbeiten gehen, um überhaupt ihren Unterhalt bestreiten zu können. Das alles ist nicht gerecht, es ist sogar unglaublich ungerecht. Natürlich ist der Lösungsansatz von Susan, Julie und Ethel keiner, den man auf die Masse übertragen sollte. Aber es macht großen Spaß, sich das einmal vorzustellen!
Kleine Warnung am Rande: Das Buch strotzt vor dem, was man als „derbe Sprache“ bezeichnen kann. Wer unangenehm berührt wird, wenn alte Damen fluchen und sexuell kein Blatt vor den Mund nehmen, der ist hier falsch. Und wer den Fehler begeht, über eine Räuberin im Rollstuhl zu lachen, wird das bös bereuen…

Fazit: Herrlich unkorrekt - was habe ich gelacht!

Bewertung vom 21.01.2018
Backman, Fredrik

Britt-Marie war hier


ausgezeichnet

»Das Arbeitsamt öffnet um 9 Uhr. Britt-Marie wartet, bis es 9.02 Uhr ist, dann geht sie hinein, weil sie wirklich nicht den Eindruck erwecken will, sie sei kleinkariert.«

Eigentlich sollte Britt-Marie gar nicht beim Arbeitsamt sein. Eigentlich sollte sie in ihrem Zuhause sein, sollte putzen, bügeln und aufräumen, so wie an jedem normalen Tag. Sie ist 63 Jahre alt und wartet schon ihr ganzes Leben lang darauf, dass es endlich anfängt. Bis es soweit ist, verschafft sie ihrem Mann ein perfekt gepflegtes und sauberes Heim und übersieht dabei geflissentlich bestimmte Dinge, bis sie sie eines Tages nicht mehr übersehen kann.
Als Resultat findet sie sich in einem runtergekommenen Kaff namens Borg wieder, inmitten von Kindern und Jugendlichen, deren Lebensinhalt nur aus Fußball zu bestehen scheint. Britt-Marie hasst Fußball, aber sie macht sich an die Arbeit…

Von Fredrik Backman habe ich bereits „Ein Mann namens Ove“ gelesen. Wie Ove ist auch Britt-Marie ein recht spezieller Charakter, der in seinen Eigenarten zugleich ungewöhnlich als auch vertraut wirkt, über den man einerseits lachen kann, der aber auch sehr nachdenklich macht.
Wie sie alles wieder und wieder putzt, sämtliche Tagesaktivitäten penibel durchplant und in Listen einträgt, die dann sklavisch befolgt werden müssen, ist schon skurril und sorgt beim Lesen für Erheiterung. Doch merkt man im Verlauf des Buchs immer deutlicher, weshalb sie all das tut, wie sie zu einem solchen Menschen werden konnte und dass sie im Grunde und von ihren Bedürfnissen und Wünschen her nicht anders ist, als jeder andere auch.

Betroffen erkennt man, dass Britt-Marie eine Frau ist, die tief in sich nicht glauben kann, dass irgendetwas, das sie tut, von Bedeutung ist. Und die sich doch zugleich nichts mehr als das wünscht.
Das Ergebnis ist eine unterhaltsame Geschichte, witzig und mit treffenden Worten geschrieben, die sich um die Suche nach einem Sinn im Leben dreht, um den Wunsch nach Anerkennung, um Träume, Hoffnungen und den Mut zu einem Neuanfang. Dabei spart der Autor nicht mit Gesellschaftskritik, in vielen Vorfällen und Ansichten erkennt man Vertrautes wieder – womöglich sogar bei sich selbst? Und wer die Protagonistin anfangs vielleicht für unsozial, unselbständig und unflexibel gehalten hat, wird die ein oder andere Überraschung erleben. Speziell das Ende fand ich überaus gelungen!

Fazit: Wieder eine tolle Geschichte von Fredrik Backman, unterhaltsam und nachdenklich machend zugleich! Ich weiß jetzt, dass ich auch noch seine weiteren Bücher lesen muss!

»Wir wollen, dass jemand weiß, dass wir hier sind. Dass es nicht egal ist.«

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 21.01.2018
Ludwig, Sabine

Wer hustet da im Weihnachtsbaum?


sehr gut

»Blöd war nur, dass es so doll nach Gänsebraten roch, den mag nämlich keiner von uns. Mama ist er zu fett, Papa zu trocken, Luzie isst nichts, dem man ansieht, dass es mal ein Tier war, und ich finde die matschige Füllung einfach nur eklig.«

Weshalb isst eine Familie alle Jahre wieder eine Gans, obwohl keiner sie mag? Ganz einfach, wegen Tante Traudel. Die ist schon ziemlich alt und findet es schön, wenn es zu Weihnachten so ist „wie früher“. Und Hannes Mutter möchte, dass die Tante sich so richtig rundum wohlfühlt, hofft sie doch, eines Tages deren Biedermeierkommode zu bekommen.
Die Tante bringt darüber hinaus stets Geschenke, die niemand mag, wegen ihr brennen echte Kerzen am Baum und man kann ohne Übertreibung sagen, dass Hannes Mama schon gestresst ist, wenn sie nur an den Tantenbesuch denkt. Für Hannes ist das ziemlich dumm, denn gerade jetzt hat er heimlich einen Wellensittich namens Bubi zur Pflege und würde ihn so gerne behalten! Ein Haustier hat er sich schon immer gewünscht, im Gegensatz zu seiner Mutter, die strikt dagegen ist. Wie ihr also jetzt die Sache mit Bubi erklären?

Eine sehr lustige Geschichte ist das! Hannes ist ein lieber Kerl, man mag ihn sofort und hofft mit ihm, einen Weg zu finden, Bubi behalten zu dürfen. Natürlich gibt es jede Menge Probleme bei der Heimlichtuerei, außerdem einen Nachbarn, der Hannes fast auf die Schliche kommt und eine kleine Schwester, die ständig kurz davor ist, sich zu verplappern.

Alle Familienmitglieder haben ihre Eigenarten, sind aber durchweg sympathisch, so dass jeder seine Identifikationsfigur finden kann. Es wird witzig, manchmal chaotisch und manchmal spannend, in der Summe ergibt das eine gelungene Geschichte, die am Ende sogar noch einen lehrreichen Kern hat.

Das Buch eignet sich zum Vor- und Selberlesen, zudem finden sich darin viele schöne, farbenfrohe und witzige Illustrationen, die ich gerne betrachtet habe und über die ich manches Mal schmunzeln konnte.

Fazit: Sehr unterhaltsame Familienweihnachtsgeschichte. Macht einfach Spaß!

Bewertung vom 21.01.2018
Gaarder, Jostein

Das Weihnachtsgeheimnis


sehr gut

»Plötzlich bemerkte er, dass der Engel ihm zulächelte und einen Arm hob, als ob er Joachim zuwinken wollte. Irgendwie schien der Engel auf dem Bild seit gestern deutlicher geworden zu sein.«

30. November. Joachim und sein Vater suchen vergeblich nach einem Adventskalender, in allen Geschäften der Stadt sind sie ausverkauft. Letztlich entdecken sie in einem winzig kleinen Buchladen doch noch ein Exemplar, das sie sofort in seinen Bann zieht. Der Kalender sieht sehr alt aus und ganz und gar besonders. Wie besonders, zeigt sich am nächsten Morgen. Als Joachim das erste Türchen öffnet, fällt ein kleiner, beschriebener Zettel heraus. Fasziniert liest er von einem Glockenlamm, das aus dem Kaufhaus wegläuft und von einem Mädchen namens Elisabet, das ihm folgt. Der Beginn einer spannenden und magischen Reise, deren Ziel 2.000 Jahre in der Vergangenheit liegt…

Ein magischer Adventskalender! Ich war beim Lesen glatt ein wenig neidisch auf Joachim, denn so etwas hätte mir auch gefallen! Und genau wie er fragte ich mich gespannt, wie es wohl hinter dem nächsten Türchen weitergehen würde. Joachim war übrigens artig und hat täglich nur ein Türchen geöffnet, ich hätte das Buch auch als Adventskalender lesen können (24 Kapitel), habe aber auf ganzer Linie versagt ;-) Es ist wirklich spannend!
Elisabet und dem Lamm schließen sich nach und nach immer mehr Reisebegleiter an, Engel, Schafe, Hirten, Weise und andere. Die Reise führt quer durch Europa und durch die Zeit und als wenn das noch nicht aufregend genug wäre, gibt es scheinbar noch ein weiteres Geheimnis um die kleine Elisabet.

Die Reise ist aber nicht nur spannend und geheimnisvoll, sondern auch unterhaltsam und lehrreich. Für Letzteres sorgen viele Beschreibungen der jeweiligen Örtlichkeiten und Berichte oder Erklärungen der Engel und Weisen. Kindlich-wissbegierig saugt Elisabet alles auf und macht sich ihre eigenen Gedanken. Manchmal wird das sehr philosophisch, bleibt aber immer kindgerecht.
»Und Gottes Reich steht allen offen, auch denen, die ohne Fahrkarte reisen.«

Für den unterhaltsamen Aspekt ist vor allem ein kleiner Engel zuständig, der schnell zu meinem absoluten Lieblingscharakter wurde. Er muss noch so einiges lernen in Sachen engelmäßiges Betragen, ist manchmal liebenswert kindlich und an anderer Stelle (ganz Engel halt) trotzdem weise.

Dieses Adventskalenderbuch rund um die christliche Weihnachtsgeschichte ist eins für die ganze Familie, geeignet zum Vor- und Selberlesen. Ein besonderes Erlebnis könnte es sein, das Buch gemeinsam im Familienkreis zu lesen, durchaus auch alle Jahre wieder. Ferner gibt es schöne und farbenfrohe Bilder zu bestaunen, das Buch zeigt viele davon.

Was mich persönlich nur am Ende ein wenig wurmte, war, dass nicht alle Geheimnisse vollständig aufgeklärt wurden. Es gibt durchaus Antworten, aber eben nicht auf alles. Gut, ich weiß, das ist manchmal so, manches muss man einfach hinnehmen. Aber ich hätte mir trotzdem ein paar Erklärungen mehr gewünscht. Sie hätten auch ruhig magisch sein können ;-)

Fazit: Dieses Adventskalenderbuch ist etwas Besonderes. Zauberhaft, kindgerecht und für die ganze Familie.

»Es ist so gemein, dass ich heulen könnte«, quengelte Umuriel. »Dauernd sagen wir ›Friede sei mit euch‹ und ›Friede auf Erden‹. Aber die Menschen hören nicht auf, gegeneinander zu kämpfen.«

Bewertung vom 21.01.2018
Gottfried Böttger, Norbert Wieh

Udo Lindenberg liest die Weihnachtsgeschichte nach Udo, m. Audio-CD


sehr gut

Die Hirten waren völlig von den Socken, aber da sagte der Engel schon: »Jungs, keine Panik, ich hab ’ne göttliche Nachricht für euch.«

Ich bin ein alter Udo-Fan, daher musste auch diese von ihm gelesene Weihnachtsgeschichte bei mir einziehen. Das hat sich gelohnt, ich hatte beim Hören großen Spaß!

Typisch schnodderig liest er vor, der Text vermittelt zwar die ursprüngliche Botschaft, aber eben auf Udo-Art. Darauf muss man sich einlassen, diese Weihnachtsgeschichte klingt anders als gewohnt. Kann daher aber auch solche Hörer ansprechen, denen die althergebrachte Sprache zu verstaubt ist.

Auch spricht Udo ein paar Dinge aus, die in den Evangelien nicht so deutlich erwähnt werden. Beispiel: Bei Lukas heißt es lediglich, dass sich für Maria und Josef kein Raum in der Herberge fand. Udo lässt den Wirt, der das Paar in einen Stall schickt, aussprechen, was er sich womöglich dabei gedacht hat.
»Na ja, für die Ausländer da könn‘ wir das schon mal machen. Die können ruhig zu den Eseln und Kühen. Die sind sowieso nix Besseres gewohnt.«

Die CD läuft über ungefähr 25 Minuten, neben der Weihnachtsgeschichte erklingen (rein instrumental) ungewöhnlich eingespielte Klassiker wie „Stille Nacht“, den Abschluss bildet wiederum ganz klassisch das Läuten der Weihnachtsglocken vom Kleinen Michel. Hamburgs „Kleinem Michel“, der St. Ansgar-Kirche, kommt übrigens der Verkaufserlös zugute, präzise gesagt der benötigten neuen Orgel. (Falls sich jemand über die kurze Laufzeit der CD wundern sollte: Die Weihnachtsgeschichte ist nun mal nicht länger.)

Im Begleitbuch findet sich neben der Weihnachtsgeschichte nach Udo auch noch die nach Lukas und die nach Matthäus. Wer also vergleichen möchte, kann das hier tun.

Fazit: Die heilige Story mal ganz anders. Mir hat’s gut gefallen!

Bewertung vom 23.12.2017
Planert, Angela

Weihnachtliches Wunder (eBook, ePUB)


sehr gut

»Weiter! Er musste weitergehen! So schwer wie heute war ihm das Laufen noch nie gefallen, obwohl er seine Füße gar nicht mehr spürte. Nur der Blick zwischen den Schneeflocken, das langsame Vorwärtskommen, bestätigte ihm, dass sie noch da sein mussten.«

Der neunjährige Erylan ist aus dem Waisenhaus geflohen, in dem er nur schlecht behandelt wurde. Es ist bitterkalter Winter und der Kleine versucht, sich selbst durchzuschlagen. In einem leerstehenden Haus findet er eine Zuflucht und hängt seinen Erinnerungen nach, an seine verstorbene Mutter, den verschwundenen Vater und an das letzte gemeinsame Weihnachtsfest…

Eine sehr stimmungsvolle Kurzgeschichte ist das! Die Kälte und die Beschwernisse, denen der kleine Kerl ausgesetzt sind, werden so intensiv beschrieben, dass man richtig mitfühlt und mitleidet. Als erwachsener Leser ahnt man schon früh, worauf die Handlung hinauslaufen wird, Kinder werden sicherlich Spannung empfinden. Kleinen und großen Lesern wird klar, dass Weihnachten die Zeit der Wunder ist und dass man sich gestatten sollte, zu hoffen.

Schöne und treffende Illustrationen begleiten den Text. Sie sind ausschließlich schwarz-weiß, was mir persönlich sehr gut gefiel, Kindern würden die Zeichnungen vielleicht in bunt noch mehr zusagen.

Ich würde die Geschichte in erster Linie zum Vorlesen empfehlen. Vom Schwierigkeitsgrad her wäre der Text auch für selbstlesende Grundschüler geeignet, doch finden sich noch ein paar Fehler im Text und das ist meiner Meinung nach für junge Leser nicht förderlich. Darüber hinaus kann man die Geschichte natürlich auch ohne Kind lesen ;-)

Fazit: Eine stimmungsvolle Kurzgeschichte für Kinder und Erwachsene, die an Weihnachtswunder glauben (möchten)

Bewertung vom 10.12.2017
Haig, Matt

Das Mädchen, das Weihnachten rettete


ausgezeichnet

»Weißt du, wie Wunder funktionieren?
Wie Rentiere am Himmel fliegen? Wie der Weihnachtsmann in einer einzigen Nacht um die ganze Welt reisen kann? Wie man die Zeit anhalten und Träume wahr werden lassen kann?
Durch Hoffnung.
So funktionieren Wunder.
Ohne Hoffnung gibt es keine Wunder.«

Die 9jährige Amelia hat es nicht leicht im Leben. Sie lebt im London des Jahres 1840, ihre Mutter ist schwer krank und bettlägerig, weshalb Amelia versucht, Geld für den Lebensunterhalt zu verdienen. Als Kaminkehrerin. Eine mühselige, unangenehme und schlecht bezahlte Arbeit. Weil sie sich so um ihre Mutter sorgt, schreibt sie an den Weihnachtsmann, voller Hoffnung, denn schließlich kann er Wunder geschehen lassen. Doch der Weihnachtsmann hat mit ganz eigenen Problemen zu kämpfen, das ganze Fest ist bedroht und er braucht selber Hilfe – am besten von einem kleinen Mädchen, das noch hoffen kann…

In dieses Buch habe ich mich gleich von der ersten Seite an verliebt. Eine traumhafte, phantastische Geschichte wird hier erzählt, mit gleichzeitig herzerwärmenden und witzigen Worten eine Umgebung geschaffen, eine Handlung kreiert, in die man gerne eintaucht. Allein schon diese Wichtelwelt! Die Beschreibung von Wichtelgrund im ersten Kapitel habe ich gleich zweimal gelesen, weil ich mich dabei so amüsiert habe.
Im Gegensatz dazu schnürte mir das folgende Kapitel, in dem Amelia und ihre Not vorgestellt werden, den Hals zu. Das arme Mädchen! Und dabei ist sie so liebenswert in ihrer Offenheit und mit ihrem geliebten Kater, den sie „Käptn Ruß“ genannt hat. Schon entsteht Spannung: Wie wird es Amelia ergehen? Wird es Hilfe für sie geben?
Als auch in Wichtelgrund eine schlimme Notlage eintritt und das Weihnachtsfest in Gefahr gerät, mochte ich das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen. Und ich las weiter, von Trollen, Wahrheits- und Flunkerelfen und von einer Welt, in der das Wort „unmöglich“ ein schlimmer Fluch ist. Die große Rettungsaktion wird zu einer Reise quer durch das Land der Phantasie, in der alles möglich ist, solange man nur hofft…

Schon den Vorgängerband („Ein Junge namens Weihnacht“) mochte ich sehr. Hier ist aus dem Jungen schon der echte, wahre Weihnachtsmann geworden, seine Geschichte wird also weitererzählt. Es ist nicht notwendig, dass man zuvor Band 1 gelesen hat, alles Wichtige wird kurz beschrieben, man kann gleich in die Handlung einsteigen. Erneut ist das Buch randvoll mit lustigen, toll gezeichneten Illustrationen, die auf den Punkt treffen und die man einfach gerne betrachtet. Ein roter Einband mit silbernem Glitzer wirkt festlich und ganz und gar weihnachtlich. Bei mir wird das Buch einen festen Platz im Regal mit den Lieblingsweihnachtsbüchern haben!

Das Buch ist geeignet zum Vor- und Selberlesen, für Kinder und für Kinder im Herzen. Auch der erwachsene Leser kann viel Spaß mit dem Buch haben, allein schon wegen der kreativen Wortschöpfungen und den vielen phantasievollen Einfällen. Und natürlich sind Themen wie Freundschaft, Einsatz für andere und Nächstenliebe immer wichtig, nicht nur zur Weihnachtszeit.

Fazit: Wunderschön, witzig und voller Phantasie. Ich hoffe, es wird noch einen weiteren Band geben!

Bewertung vom 09.12.2017
Evers, Horst

Früher war mehr Weihnachten


gut

»Alle Vierundzwanziger-Türchen der Adventskalender haben übrigens Druckstellen. So einige Druckstellen vom Fühlen. Meine Tochter behauptet felsenfest, sie wäre es nicht gewesen. Und ich glaube ihr, weil ich ein guter Vater bin. Einer, der seiner Tochter vertraut, der das, was sie sagt, ernst nimmt, dem Kind nicht aus Bequemlichkeit oder Universalmisstrauen irgendwas unterstellt. Ein Vater, der genau weiß, wie sehr so ein grundloser Verdacht eine Kinderseele verletzen kann, dem seine Tochter wichtiger ist als uneingedrückte Vierundzwanziger-Türchen und der darüber hinaus ja weiß, dass er sie selbst zerdrückt hat.«

Ich mag Bücher von Horst Evers. Eigentlich. Als ich daher dieses Buch mit Weihnachtsgeschichten von ihm entdeckte, überlegte ich nicht lange, sondern nahm es sofort mit.
Hätte ich vor dem Kauf ordentlich reingeschaut, wäre mir aufgefallen, dass keine einzige Geschichte neu ist, sondern alle bereits in früheren Erzählbänden erschienen sind. Das hat mich wirklich überrascht. Ich hatte nicht vorausgesetzt, dass der Autor sich dreizehn neue Weihnachtsgeschichten einfallen lässt, aber zumindest ein paar neue hätte ich erwartet, soviel Kreativität traue ich ihm eigentlich zu.
Von diesen dreizehn Geschichten haben mich zudem nicht alle begeistern können. Ich habe mir angewöhnt, bei Büchern mit Erzählungen jede einzeln zu bewerten. Lediglich eine Geschichte gefiel mir so gut, dass ich ihr fünf Sterne geben konnte, fünfmal konnte ich vier Sterne vergeben und viermal mit drei Sternen werten. Drei Geschichten sagten mir nicht zu, dafür gab es nur zwei Sterne. Im Schnitt komme ich so auf drei Sterne.
Im Großen und Ganzen sind die Geschichten unterhaltsam und man kann sich an dem witzig-sarkastischen Stil des Autors erfreuen. Wer aber schon mehrere Bücher von ihm gelesen hat, sollte sich überlegen, ob er dieses Buch, von dem nichts Neues zu erwarten ist, braucht.

Fazit: Ganz unterhaltsam, aber ich habe schon Besseres von Horst Evers gelesen. Für Leser, die noch nicht viel von ihm kennen, könnte sich dieser Band lohnen.