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Aischa

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Insgesamt 571 Bewertungen
Bewertung vom 18.10.2017
Olsberg, Karl

Boy in a White Room


gut

Der 15jährige Manuel erwacht ohne jegliche Körperwahrnehmung in einem weißen Raum, von dem aus er nur über ein Interface Kontakt zur Außenwelt aufnehmen kann. Er hat sein Gedächtnis verloren und weiß nicht wer er ist. Soweit nichts Besonderes, ein ähnliches Szenario wurde schon in unzähligen Science-Fiction-Romanen als Ausgang gewählt. In diesem Jugendroman, einem Psychothriller mit dystopischen Anklängen, finden sich jedoch auch etliche philosophische Denkanstöße. Dies dürfte für Jugendliche Leser, die auf der Suche nach der eigenen Identität sind, viel Diskussionsstoff bieten (aber nicht nur für diese).
Der Spannungsbogen wird gekonnt aufgebaut und bis zum - sehr überraschenden Ende - gehalten, die einfache Sprache ermöglicht ein flüssiges Lesen.
Je einen Stern ziehe ich ab, zum einen weil die Emotionen des Protagonisten nur sehr knapp beschrieben werden, obwohl sie einen zentrale Bedeutung bei der Frage nach dem Menschsein erhalten. Außerdem habe ich auch nach wiederholtem Lesen nicht das Gefühl einer wirklich "runden" Geschichte, mancher Erzählstrang erscheint doch recht konstruiert.
Der Verfasser, der über künstliche Intelligenz promoviert wurde, beschreibt allerdings die rasende Entwicklung der AI selbst so fundiert, dass glaubhaft ist, diese könnte in naher Zukunft außer Kontrolle der Erfinder geraten.
Fazit: Wer Denkanstöße zu den fundamentalen Fragen "Was ist die Realität?" und "Was macht einen Menschen aus?" möchte und dabei spannende Unterhaltung sucht, für den ist dieser Roman empfehlenswert.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 06.10.2017
Carle-Sanders, Theresa

Outlander - Das offizielle Kochbuch zur Highland-Saga


sehr gut

Outlander – Das offizielle Kochbuch zur Highland-Saga
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Aischa
zu Outlander – Das offizielle Kochbuch zur Highland-Saga

Outlander ist ein hochwertig ausgestattetes Kochbuch mit einer großen Bandbreite an Rezepten, das durch viel Liebe zum Detail überzeugt.
Gleich zwei Lesebändchen sind willkommene Marker bei der Menüauswahl. Die hochprofessionellen Fotos setzen die Speisen mit rustikalen Dekorationselementen gekonnt in Szene, immer dem Stil der Serie treu bleibend.
Stimmig dazu ist auch das Layout gewählt: keltische Muster, viel gedeckte, warme Erdtöne und großartige Aufnahmen der Highlands. Zu Beginn jedes Rezeptes findet sich ein passendes Zitat aus einem der Outlander-Bücher, für Fans eine geniale Idee, für alle anderen nicht weiter störend.
Nun aber zum Wichtigsten bei einem Kochbuch, zu den eigentlichen Rezepten:
Hier gibt es eine erstaunliche Vielfalt, von Frühstück, Suppen, Rind, Geflügel, Wild, bis hin zu Brot, Desserts, Eingemachtem oder Drinks, um nur einige der 17 (!) Kapitel zu nennen. Allen gemeinsam ist eine gewisse Bodenständigkeit, die meisten Gerichte sind einfach zuzubereiten, und die Zutaten müssen nicht aufwändig in Spezialgeschäften besorgt werden, sondern sind beim normalen Wocheneinkauf erhältlich. Was dem Geschmack aber keinen Abbruch tut, mich hat jedes der probierten Gerichte absolut überzeugt. Die Speisen sind gut gewürzt, und so manches Gericht, das man zu kennen glaubt, erhält durch eine ungewohnte Kombination an Zutaten eine überraschende, frische Geschmacksnote.
Einleitende Seiten zu Ausstattung und Grundtechniken sowie Grundrezepte wie Gemüsefond oder Mürbeteig sind vor allem für ungeübtere Hobbyköche eine Hilfe. Aber auch für alle, die regelmäßig am heimischen Herd stehen, hat Autorin Carle-Sanders wertvolle Tipps zu Zubereitung, Aufbewahrung oder Alternativen bei den einzelnen Rezepten angegeben.Mein einziger Kritikpunkt: Oftmals stehen Zutaten und Zubereitung auf Vorder- und Rückseite statt auf einer Doppelseite. Dadurch muss man bei der Zubereitung viel hin- und herblättern und riskiert, die Seiten zu verschmutzen (wenn man sich nicht nach jedem Handgriff die Finger waschen möchte), und das hat das edle Buch nun wirklich nicht verdient.

Bewertung vom 04.10.2017
Barbero, Alessandro;Rieger, Barbara

Melange der Poesie


sehr gut

Um es auf den Punkt zu bringen: Wer gerne Kaffee trinkt und/oder Wien mag, wird schon während der Lektüre dieses originellen Bildbandes im Kopf die nächste Reise in die österreichische Landeshauptstadt (und zugleich Hauptstadt der Kaffeehauskultur) buchen.
Auf jeweils zwei Doppelseiten wird eines von insgesamt 55 Kaffeehäusern portraitiert. Ein Foto des Cafés steht einer fundiert recherchierten Beschreibung der Geschichte, Aufzählung prominenter Gäste , hinreißenden, Anekdoten oder Charakterisierung der Speisekarte gegenüber. Die Schwarz-weiß Fotos regen die Fantasie des Lesers an, gleichzeitig geben Farbangaben zum Interieur der Vorstellungskraft einen Rahmen. Die folgende Doppelseite zeigt ein Porträt eines Literaten in dessen Lieblingscafé sowie einen Text, den der Schriftsteller eigens zu diesem Foto verfasst hat.
Ein wirklich faszinierendes Buchprojekt, in dem auch eingefleischte Kaffeehausbesucher noch jede Menge Neues entdecken dürften.
Die Fotos von Alain Barbero sind meiner Meinung nach auf dem gleichen künstlerischen Niveau wie Fotos von Robert Maplethorpe, ein wirklicher ästhetischer Genuss! Die Beschreibungen der Kaffeehäuser durch Barbara Rieger sind äußerst unterhaltsam, was man von den Texten der porträtieren Literaten leider nicht immer behaupten kann. Dies ist jedoch mein einziger Kritikpunkt.
Weitere liebevolle Details sind zwei Ubersichtsstadtpläne Wiens; im einen sind die Kaffeehäuser eingezeichnet, im anderen die Poeten. Kurzbiografien der Schriftsteller runden das Buch ab.
Mich wird es auf jeden Fall bei meinen nächsten Reisen nach Wien begleiten.

Bewertung vom 03.10.2017
Bishop, Jeanne

Herzenswende


gut

Jeanne Bishop schildert in wenigen Kapiteln welch langen Weg sie nach dem brutalen Mord an ihrer schwangeren Schwester und deren Ehemann von anfänglichen Zweifeln an ihrem christlichen Glauben nach Jahrzehnten an den Punkt kommt, wo sie dem Täter von Herzen vergeben kann.
Auf der einen Seite ein sehr beeindruckendes Buch, Bishop - selbst Juristin - spart nicht an brutalen Details und versteht es, Spannung aufzubauen. Zwei Punkte haben mich jedoch sehr gestört: Der eine (wie ich finde typisch amerikanische) ist, wie die ermordete Schwester und ihr Ehemann beschrieben werden, rundum voller Liebe, Schönheit und ausschließlich mit positiven Eigenschaften, die beiden werden regelrecht glorifiziert.
Mein anderer Kritikpunkt betrifft Jeannes theologische Begründung dafür, dass sie dem Mörder nicht nur vergibt, sondern sich sogar dafür einsetzt, dass seine lebenslängliche Haftstrafe ohne Bewährung geändert werden kann. Im Vertrauen darauf, dass Gott jeden zum Guten ändern kann. Das ist mir leider etwas zu naiv gedacht, auch wenn es die Wandlung vom Saulus zum Paulus geben mag, die Regel ist sie wohl nicht, und ich finde es legitim, wenn eine Gesellschaft sich vor Psychopathen schützt, indem sie diese aus der Gemeinschaft ausschließt.

Bewertung vom 29.09.2017
Cuddeford, Meike

Tweed


gut

Im Mittelpunkt dieses Liebesromans steht Julia, eine junge Hamburgerin, die im Auftrag Ihres Chefs, eines halbseidenen Immobilienmaklers, in die Scottish Borders geschickt wird. Sie soll ein altes Gutshaus in der Nähe des Flusses Tweed auskundschaften und findet sich schnell zwischen zwei Stühlen, da die sympathische Eigentümerin zwar in finanziellen Schwierigkeiten steckt, aber das Anwesen nicht verkaufen möchte. Auch die Gefühlslage Julias ist sehr kompliziert: In der Welt ihres deutschen Freundes, eines "ewigen Studenten", der sich von seinen reichen Eltern aushalten lässt, fühlt sich die zielstrebige Julia nicht wohl, die sich als Waise schon früh alleine durchs Leben kämpfen musste. Und dann ist da auch noch ein Geschäftsmann aus London, der ihr immer wieder in den Borders über den Weg läuft ...

Die Geschichte ist durch zahlreiche gut charakterisierte Personen sehr abwechslungsreich, Meike Cuddeford versteht es, einen Spannungsbogen aufzubauen und bis zum Schluss zu halten. Die liebevollen, detaillierten Landschaftsbeschreibungen lassen wunderschöne Bilder der schottischen Grenzregion zu England vor dem inneren Auge entstehen, hier merkt man, dass die Autorin weiß, worüber sie schreibt: Sie hat ihren Mann Derek in Peebleshire geheiratet und wohnte jahrelang in den Borders.

"Tweed" hat alles, was einen Liebesroman ausmacht: zahlreiche Paare werden beschrieben, glückliche, verzweifelte, große Lieben, reine Sexbeziehungen, Ehepartner, die sich auseinander gelebt haben, Seitensprünge, erfüllter Sex ... Für Spannung sorgen zudem Intrigen und Verbrechen.

Dennoch konnte der Roman mich nicht ganz überzeugen. Je einen Punkt Abzug gibt es von mir für das verpixelte Cover sowie extrem viele Nebenschauplätze, von denen leider einige nicht weiterverfolgt werden.

0 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 22.09.2017
Riebe, Brigitte

Marlenes Geheimnis


ausgezeichnet

Ein packender Historienroman, von der ersten bis zur letzten Zeile.
Nane kommt zur Beerdigung ihrer Großmutter an den Bodensee, wo sie etwas Ruhe in ihr verkorkstes Leben zu bringen hofft. Ein Familienzwist wühlt sie aber eher noch auf, ebenso das Tagebuch ihrer Oma, das sie erbt. Doch sie lässt sich darauf ein, und taucht tief in ihre Familiengeschichte ein ...
Autorin Brigitte Riebe wechselt geschickt zwischen zwei Zeitsträngen hin und her. Die Sprache lässt sehr emotionale Bilder im Kopf des Lesers entstehen, ohne kitschig zu werden.
Dass die promovierte Historikerin für den vorliegenden Roman ausführlich recherchiert hat, merkt man an vielen geschichtlichen Details. So bekommt man nicht nur eine gleichermaßen unterhaltsame wie bewegende Familiengeschichte mit starken Charakteren erzählt, sondern erhält quasi nebenbei auch noch eine spannende Geschichtsstunde über die Vertreibungen aus dem Sudetenland und die schwere Zeit für die Flüchtlinge nach dem Ende der deutschen NS-Diktatur.
Der Roman ist zwar unterhaltsam in dem Sinn, dass man völlig in die Geschichte eintauchen kann und beim Lesen alles um einen herum vergisst. Allerdings ist es keine leichte Kost, die Brigitte Riebe hier serviert. Ein Dorf voller Unschuldiger, von den Nazis im wahrsten Sinn von der Landkarte getilgt, Kinder, die das Töten mit ansehen mussten - das hat mich auch nach dem Lesen noch lange beschäftigt. Und das wiederum ist für mich ein hervorragendes Qualitätsmerkmal.
Ich kann das Buch aus vollem Herzen weiter empfehlen, und wünsche mir, dass es noch viele Leser findet, denn dieser Teil der deutschen Geschichte darf nie in Vergessenheit geraten.

Bewertung vom 20.09.2017
Schwarzinger, Yvonne;Lehmann, Herbert

Pflücksalat & Blattspinat


sehr gut

Ein Haiku zu Friséesalat - so ungewöhnlich lädt einen dieses hochwertige Kochbuch gleich zu Beginn dazu ein, die großartige Vielfalt des "Grünzeugs" zu entdecken.
Und das ist auch schon ein großes Plus: Hier werden viele Sinne angeregt, und die Kombination mit ein wenig Poesie gefällt mir ausgesprochen gut.
Die Rezepte sind äußerst vielseitig, es finden sich selbst für erfahrene Hobbyköche zahlreiche neue vegetarische Kompositionen, wie etwa Brennesseltartelettes mit Champignons oder süße Spinattorte mit Himbeeren. Aber auch Klassiker wie Bärlauch-Pesto oder Thousand Island Dressing werden beschrieben.
Das Layout ist modern und ansprechend, die professionellen und sehr ästhetischen Bilder des mehrfach ausgezeichneten Fotografen machen Appetit, und am Ende des Buches findet sich ein - zumindest für Nichtösterreicher - hilfreiches Glossar.
Über das ganze Buch verteilt, aber über das Inhaltsverzeichnis dennoch gut zu finden, ist eine kleine "Grünzeug-Kunde", von Bärlauch und Blattspinat bis hin zu Rucola und Zichorie.
Die Gerichte sind überwiegend einfach zuzubereiten, allerdings erfordert so manches Rezept einen großen Zeitaufwand. Hier merkt man, dass die Autorin Sterneköchin ist.
Nicht jeder möchte aber für einen Salat stundenlang in der Küche stehen, daher (neben einer größeren Schrift) auch mein einziger Wunsch für eine Neuauflage: Angaben der Zubereitungsdauer der einzelnen Rezepte.
Davon abgesehen ist "Pflücksalat & Blattspinat" ein sehr empfehlenswertes Kochbuch, das frischen Wind in jede Küche bringt. Ich werde das Buch auf jeden Fall nochmal als Geschenk kaufen, und es nicht nur an Vegetarier verschenken.