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Lilli33
Buchflüsterer: 

Bewertungen

Insgesamt 552 Bewertungen
Bewertung vom 26.04.2012
Rother, Stephan M.

Ich bin der Herr deiner Angst / Albrecht & Friedrichs Bd.1


sehr gut

Solider deutscher Thriller

Inhalt:
Der Hamburger Kommissar Ole Hartung wird in einem Etablissement im Rotlichtviertel brutal ermordet. Die Kollegen Jörg Albrecht und Hannah Friedrichs übernehmen die Ermittlungen. Noch am selben Tag wird die hochschwangere Kollegin Kerstin Ebert vermisst. Die Journalistin Margit Stahmke von Kanal 9 scheint immer etwas mehr zu wissen als die Polizei.
Albrecht und Friedrichs suchen nach den richtigen Fragen: „Wer?“ und „Warum?“ Doch bald stellt sich die Frage: „Wer wird das nächste Opfer sein?“

Meine Meinung:
Als Leser hat man es mit drei verschiedenen Perspektiven zu tun. Die Kommissarin Hannah Friedrichs erzählt die Ereignisse aus ihrer Sicht in der Ich-Form. Die Sicht des Hauptkommissars Jörg Albrecht wird in der 3. Person geschildert. Schließlich gibt es noch ganz kurze sogenannte Zwischenspiele aus der Perspektive des Täters. Anfangs haben mich die Perspektivwechsel etwas verwirrt, doch schon nach wenigen Seiten war es dann kein Problem mehr.

In der Regel mag ich es gern, wenn eine Geschichte aus mehreren Blickwinkeln beleuchtet wird, so auch hier. Man taucht dadurch tiefer in die Materie ein und die Spannung wird erhöht.

Das Buch lässt sich leicht lesen, es ist flüssig geschrieben. Viele Dialoge lassen die Handlung recht lebendig wirken. Manche Passagen hätte man vielleicht ein bisschen straffen können, aber wirklich langweilig fand ich es an keiner Stelle.

Angst ist zwar ein Thema in diesem Roman, aber aufgrund des Titels hätte ich mir etwas noch viel Gruseligeres vorgestellt, z.B. auch die Ängste, die die Opfer ausstehen müssen. Doch das wird nicht beschrieben, lediglich der Zustand der Leichen, die allerdings zum Teil äußerst übel zugerichtet sind, also nichts für zarte Gemüter.

Albrecht und Friedrichs sind ein gutes Ermittlerduo, obwohl oder gerade weil sie sehr unterschiedlich sind. Man erfährt einiges über ihr Privatleben und zum Teil über die Kindheit und bekommt so ein relativ ganzheitliches Bild von ihnen. Jeder hat seine Probleme, an denen er zu knabbern hat. Das ist ein kleines bisschen klischeehaft, aber nicht weiter störend. Die anderen Kollegen in ihrem Team sind nicht ganz so detailliert ausgearbeitet, aber doch markant gezeichnet, so dass man immer gleich weiß, mit wem man es tun hat.

Obwohl ich schon nach zwei Dritteln des Buches den richtigen Verdacht hatte, war es trotzdem noch spannend, da ich mir auf das „Warum?“ immer noch keinen Reim machen konnte, und das war im Endeffekt dann doch eine große Überraschung. Manches wirkt ein bisschen konstruiert, aber es wird so gut wie alles schlüssig erklärt und aufgelöst, was ich von einem guten Thriller auch erwarte.

4 von 7 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 21.03.2012
Maurer, Jörg

Oberwasser / Kommissar Jennerwein ermittelt Bd.4


gut

Krimi-Comedy, aber weder das eine noch das andere richtig

Inhalt:
„Oberwasser“ ist der 4. Band der Alpenkrimireihe, in der uns Jörg Maurer in den alpenländischen „Kurort mit Bindestrich“ versetzt. Hier kennt jeder jeden, und man weiß mehr über den Nachbarn als dieser selbst. So haben Kommissar Jennerwein und seine Truppe ein Problem, als sie zwei vermisste BKA-Ermittler aufspüren sollen, wovon jedoch niemand wissen darf. Kurzerhand wird ein Fall fingiert, so dass die Polizei offiziell ermitteln kann, doch sucht sie eben nicht nach dem angeblichen Wilderer, sondern nach den verschollenen BKA-Beamten. Das ist ein ganz schönes Theater, was da gespielt wird, und die Polizei muss so manchen Spott ertragen, weil sie es nicht schafft, den Wilderer zu fangen und die Bevölkerung traditionsgemäß auch noch auf dessen Seite steht.

Meine Meinung:
Obwohl ich bereits zwei Teile dieser Reihe gelesen habe und daher das Ermittlerteam und auch diverse Einwohner des Kurorts schon kenne, verwirrten mich die vielen Personen und Schauplätze anfangs ziemlich. Es gibt immerhin vier Handlungsstränge, die erst einmal überhaupt nichts miteinander zu tun zu haben scheinen. Auf den einen hätte man auch getrost verzichten können, der trägt wenig zum Gesamtverständnis bei.

Der Leser trifft wieder auf Jennerweins bewährte Truppe, bestehend aus Bayern und Nicht-Bayern. Auch die bereits bekannten Einwohner des Kurorts wie der Harrigl oder die Ursel und der Ignaz Grasegger sind wieder mit von der Partie und sorgen für skurrile Szenen. Das Buch ist angefüllt mit Klischees aller Art und wirkt dadurch humorvoll. Hier bekommt jeder sein Fett weg, vor allem auch die alpenländische Volksmusik. Die bayerischen Ausdrücke bzw. Dialoge gefielen mir recht gut, das passt einfach. Aber ich denke, das muss man mögen.

Ich weiß nicht, woran es liegt, dass ich mit diesem Buch nicht richtig warm werden konnte. Vielleicht an der anfänglichen Verwirrung, vielleicht daran, dass richtige Spannung erst im letzten Viertel aufkam, vielleicht habe ich von diesem Humor aber auch inzwischen schon genug und kann ihn gar nicht mehr so richtig genießen, weil es irgendwie ja doch immer wieder dasselbe ist.