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smartie11
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Insgesamt 918 Bewertungen
Bewertung vom 18.05.2018
Jensen, Stina

Playa de Palma - Abgrundtief / Insel-Krimi Bd.1


sehr gut

Ein Regionalkrimi der insbesondere durch seine stimmungsvolle Mallorca-Atmosphäre und authentische Charaktere besticht

Meine Meinung:
„Playa de Palma - Abgrundtief“ ist der Auftakt einer neuen Mallorca-Krimireihe der deutschen Schriftstellerin Stina Jensen (bekannt u.a. durch die „Insel-Farben“-Reihe). Zusammen mit der durch und durch sympathischen Protagonistin Levke Sönkamp kommen wir als Leser auf der „liebsten Ferieninsel der Deutschen“ an – nur dass Levke aus einem sehr traurigen Anlass hier ist. Durch Zufall wird sie bald in die Geschehnisse rund um einen ungeklärten Todesfall hineingezogen, was nicht nur den kriminalistischen Spürsinn in ihr weckt…

Die Geschichte beginnt mit leisen Tönen in Moll und stets begleitet von einer allumfassenden Traurigkeit, die Levke umgibt. Auf ihrer kleinen Tour durch bekanntere und unbekanntere Stätten auf Mallorca gibt es vom Start weg sehr viel authentisches Mallorca-Feeling, das mir von Anfang an sehr gut gefallen hat und das sich konsequenter Weise bis zum Schluss fortgesetzt hat. Hier merkt man schnell, dass Stina Jensen Mallorca selbst sehr oft bereist hat.

Die eigentliche Krimihandlung setzt dabei erst nach rund einem Drittel des Buches ein und es handelt sich um einen ganz klassischen, soliden Krimiplot. Relativ unblutig und ohne viele Leichen stehen die Ermittlungen im „whodunit“-Stil im Vordergrund. Geschickt werden ein paar Verdächtige ins Spiel gebracht, allerdings habe ich die endgültige Auflösung schon vergleichsweise früh vorhergesehen, so dass es am Ende für meinen Geschmack ein bisschen überraschender hätte sein dürfen. Dafür wird es am Ende durchaus nochmal spannend und ein bisschen actionreich, obgleich Stina Jensen hierfür die Hilfe des Zufalls nutzt.

Neben der schönen Mallorca-Atmosphäre besticht dieser Regionalkrimi durch die unterschiedlichen, glaubwürdigen Hauptcharaktere und deren Entwicklung im Verlauf der Story, insbesondere bei der Protagonistin Levke. Aber auch der Chefermittler Jordi Barceló, der ständig im Zwiespalt zwischen Job und privaten Problemen mit seinem pubertierenden Sohn Mateo und seiner Ex-Frau hin- und hergerissen ist, sowie der attraktive junge Reporter Rafael haben mir durchaus gut gefallen.

Insgesamt knappe vier Sterne von mir.

FAZIT:
Trotz vorhersehbarem Krimiplot und eher schwacher Spannung hat mich dieses Buch durch seine tolle Atmosphäre und markige Charaktere gut unterhalten.

Bewertung vom 17.05.2018
Schiller, B. C.

Immer wenn du tötest / Targa Hendricks Bd.2


ausgezeichnet

Ein harter Thriller mit starken Charakteren und ganz viel MUT

„Targa ahnt mit einem Mal, dass dieser Auftrag die dunkle Saite ihrer Seele zum Klingen bringt.“ (S. 84)

Meine Meinung:
„Immer wenn du tötest“ ist der zweite Band der neuen Thriller-Reihe des Bestseller-Autorenpaars Barbara und Christian Schiller um ihre taffe und angstlose Undercover-Ermittlerin Targa. Wie bereits im ersten Band kennt man als Leser von Anfang an den Täter und es geht hier alles andere als zimperlich zu. Diesmal steht die obsessive und umstrittene Künstlerin Freya von Rittberg im Fokus, die mit ihren Fans, die schon fast an willenlose Sekten-Jünger erinnern, zweifelhafte und teilweise sehr gefährliche „MUT-Challenges“ durchführt und ihre Kunstwerke mit viel Blut ihrer Fans erschafft. Erneut treffen hier mit Targa auf der einen und Freya auf der anderen Seite zwei sehr extreme und (zumindest nach außen hin) starke Charaktere aufeinander und gerade dieses Spiel der Charaktere, das die beiden Autoren meisterlich beherrschen, ist der Nukleus der Faszination, die dieses Buch ausmacht. Targa ist innerlich tief zerrissen, von Zwangsneurosen geplagt, trauert noch immer um ihre tote Zwillingsschwester Yella und wird von der ewig währenden Suche nach ihrem unbekannten Vater und starken Rachegelüsten angetrieben. Angst kennt sie keine – höchstens vor zu viel menschlicher Nähe. Auf der anderen Seite steht die Antagonistin Freya – die zunächst eiskalt und berechnend, ja fast schon menschenverachtend erscheint, bevor man als Leser im Verlauf der Geschichte Stück für Stück hinter die Fassade Freyas blicken kann und die tief in ihrer Kindheit verwurzelte Motivation erfährt. Als Leser fragt man sich über lange Zeit, welche Kräfte und Gefühle da zwischen diesen beiden außergewöhnlichen Frauen am Werk sind – und Targa fragt sich dies selbst des Öfteren, immer Gefahr laufend, auf die dunkle Seite Freyas gezogen zu werden.

Die Story an sich ist unglaublich fesselnd, obgleich man den Antagonisten von Anfang an kennt. Dies gleichen die beiden Autoren neben dem intensiven Charakterspiel durch viel Tempo, Action und auch die ein oder andere Überraschung aus. So entwickelt die Geschichte schon früh einen Sog, den man sich beim Lesen nur ganz schwer wieder entziehen kann. Obgleich man sich während der Lektüre wie bereits im ersten Band schnell bewusst wird, dass diese Story danach verlangt, dass es am Ende einen großen, dramatischen Showdown zwischen Targa und Freya geben muss, ist dieses Finale doch so spannend und dramatisch, dass es einen würdigen und sehr passenden Abschluss vor einer atemberaubenden Kulisse bildet. Selbstverständlich lassen es sich die beiden Autoren nicht nehmen, ihren Lesern am Ende mit einem ordentlichen Cliff-Hanger Appetit auf den nächsten Band zu machen.

FAZIT:
Ein soghafter Thriller mit temporeicher Story und erneut zwei extremen Charakteren in faszinierendem Zusammenspiel. Eine tolle Fortsetzung!

Bewertung vom 16.05.2018
Falconi, Vitu

Das korsische Begräbnis / Korsika-Krimi Bd.1


ausgezeichnet

Hochspannung, Familiengeheimnisse und eine tolle Kulisse – ein gelungener Auftakt!

„Aber manchmal spielte einem der Zufall die Karten in die Hand. Und dann nahm man sie und spielte sein Spiel.“ (S. 23)

MEINE MEINUNG:

„Das korsische Begräbnis“ ist der erste Korsika-Krimi um den Krimiautor und „Hobbyermittler“ Eric Marchand des deutschen Erfolgsautors Thomas Thiemeyer (u.a. „Hannah Peters“-Reihe, „Chroniken der Weltensucher“-Reihe und „Evolution“-Reihe“).

Der Prolog konfrontiert den Leser sogleich mit einer tödlichen Blutrache in einer abgelegenen Bergregion Korsikas und macht sofort klar, dass auf der malerischen Mittelmeerinsel noch ganz eigene Gesetze zu gelten scheinen. Zusammen mit dem Protagonisten Eric Marchand kommt der Leser auf Korsika an, etwas unbedarft und offen für einen neuen Lebensabschnitt. Für Marchand, den Pariser Bestsellerautor, ist es, wie in eine neue Welt einzutauchen. Legendenumrankte Cafés am Hafen, malerische Bergdörfer, schroffe Felswände, eine merkwürdige Beerdigung und eine traditionelle Heilerin, die so ganz anders ist, als man sie sich vorstellen würde. Dies alles eingebettet in einer atemberaubenden Natur, die stets zwischen wilder Schönheit und widerspenstiger Lebensfeindlichkeit hin und her changiert. Das Setting in diesem Krimi ist wirklich fantastisch und „Vitu Falconi“ gelingt es immer wieder, diese ganz besondere Atmosphäre mit seinen Worten einzufangen („Nebelfetzen trieben wie die Geister verstorbener Menschen an ihnen vorbei“ – S. 232). Man merkt beim Lesen ganz deutlich, dass Thiemeyer Korsika seit vielen Jahren bereist und liebt.

Aber nicht nur dieses einmalige Setting und die tolle Atmosphäre bestechen bei diesem Krimi, sondern auch die Story, die sich in Wellen aufbaut und die Spannung zunächst erst unterschwellig immer weiter ansteigen lässt, bis es zu einem dramatischen und höchst spannenden Finale in der Bergwelt Korsikas kommt. Zum Ende hin gibt es eine Aussicht auf den nächsten Fall und den Anbruch einer neuen Zeit auf Korsika. Alles in allem ein Plot, der mich von Beginn an gefesselt hat.


Marchand wirkt dabei manchmal mutig, stellenweise aber auch übermütig bis hin zu einem latent selbstzerstörerischen Drang, wodurch ich beim Lesen mehrfach an seinen Handlungsweisen und Entscheidungen gezweifelt habe. Dass er dabei das ein oder andere Fettnäpfchen treffsicher mitnimmt, macht ihn für mich menschlich und auch authentisch – ein Held, der mir gefällt. Aber auch wenn mir Eric Marchand von Anfang an sympathisch war, ist mein absoluter Lieblingscharakter hier doch die taffe Laurine, die mich im Verlauf der Geschichte mehr als einmal überrascht hat.

FAZIT:
Ein starker Auftakt zu einer neuen Krimireihe mit einer spannenden Story, überzeugenden Charakteren und einer tollen Atmosphäre. Ich freue mich auf Band 2!

Bewertung vom 07.05.2018
Klüpfel, Volker;Kobr, Michael

Kluftinger / Kommissar Kluftinger Bd.10


sehr gut

So viel Klufti gab´s noch nie – echt primulant!

Meine Meinung:
Im zehnten Band um ihren Kult-Kommissar A. „Klufti“ Kluftinger kredenzen die Erfolgsautoren Volker Klüpfel und Michael Kobr ihrem markigen Helden einen ganz besonderen Fall zum Jubiläum: Irgendjemand scheint es auf Klufti höchstpersönlich abgesehen zu haben. Es beginnt mit einem Holzkreuz auf dem Friedhof, auf dem Kluftis Name prangt, geht über eine eindeutige Todesanzeige und noch viel weiter, bis aus der makabren und eher diffusen Bedrohung eine ganz ernste Sache wird. Schnell wird klar, dass die Hintergründe dieses Falles ganz weit zurück in Kluftingers Vergangenheit reichen. Durch viele Rückblenden, die bis zu seinen Jugendtagen und seiner sehr heterogenen Clique reichen, lernen wir als Leser in diesem Band Klufti so intensiv kennen wie noch nie zuvor. Sein Werdegang, seine Sorgen und Nöte, sein prägender und sehr anstrengender Vater – all dies kommt in „Kluftinger“ schonungslos ans Tageslicht. Und sogar noch das ein oder andere dunkle Geheimnis, das man als Leser dem Klufti so gar nicht zugetraut hätte.

Während zu Beginn der eigentliche Kriminalfall noch ein wenig vor sich hindümpelt, besticht die Story mal wieder durch ihren „Star“, der sowohl in den Rückblenden, als auch im aktuellen Handlungsstrang für viele wunderbar schräge und humorvolle Situationen sorgt. Wollten Sie schon immer mal wissen, wie sich der Klufti und der Dr. Langhammer kennengelernt haben? Oder welchem Jugendschwarm er verfallen war? Wie seine Verlobung mit Erika gelaufen ist? Warum Klufti damals einen Bewerber namens Oliver von Bodenstein (na, klingelt´s?) nicht einstellen wollte (S. 227)? Dies alles und noch viel mehr erfahren wir in diesem wunderbaren zehnten Band. Darüber hinaus dürfen wir den Klufti zum Autokauf für Sohn Markus und Schwiegertochter Yumiko begleiten, was bei mir für mehr als nur einen herzhaften Lacher gesorgt hat („Aber klingt ein bisschen komisch in Rechtskurven, wenn man gleichzeitig links blinkt“ - S. 272), oder auch beim verzweifelten Versuch des Babysittens, wenn das „alte Butzele“ ratlos versucht, das „neue Butzele“ zum Einschlafen zu bringen – urkomisch! Daneben gibt es natürlich wie immer reichlich Allgäu-Feeling, insbesondere durch den wunderbaren Dialekt, seien es nun die Schimpfworte („Zefixhimmelkreuzdreck“ - S. 253) oder auch das technische Fachvokabular („Dann grotzgert es oder es rottelt was. Wenn´s ganz schlimm ist, dann hulaint es sogar.“ - S. 272).

Im Verlauf der Geschichte nimmt die Krimihandlung dann immer weiter an Fahrt auf und sorgt durchaus für die ein oder andere Überraschung und auch wirklich dramatische Elemente. Am Ende bleiben Klüpfel / Kobr aber doch noch ein paar Antworten schuldig, was für mich einen kleinen Abzug in der B-Note zur Folge hat. Ich bin mir aber sicher, dass sie diese in folgenden Bänden nochmal aufgreifen werden, aber zumindest eine der Antworten hätte ich jetzt gerne schon gehabt.

FAZIT:
Echt priml! Mehr Klufti hat es noch nie gegeben - Ein absoluten MUSS für alle Fans!

Bewertung vom 03.05.2018
Ribeiro, Gil

Spur der Schatten / Leander Lost Bd.2 (6 Audio-CDs)


sehr gut

„Spur der Schatten“ ist der zweite Portugal-Krimi um den deutschen Kommissar Leander Lost, der durch ein Austauschprogramm im Städtchen Fuseta am südlichsten Zipfel Portugals gelandet ist. Obgleich ich den ersten Band noch nicht kenne, hatte ich keine Schwierigkeiten, in die Geschichte hinein und mich bei den Charakteren zurechtzufinden.

Die eigentliche Krimi-Handlung startet recht unaufgeregt mit dem Prolog, der aus Sicht eines Killers von den Vorbereitungen für einem bevorstehenden Auftrag berichtet, ohne dass man als Leser schon genauer erfahren würde, was das für ein Auftrag ist. Fahrt nimmt die Krimihandlung dann auch erst auf, als die Polizistin Graciana Rosado das spurlose Verschwinden ihrer Kollegin Teresa Fiadeiro bemerkt, nachdem diese nicht zum Dienst erschienen ist. Von hier aus entwickelt sich ein Plot, der zunächst von der emotionalen Suche nach Teresa und einer ganzen Menge akribischer Ermittlungsarbeit geprägt ist. Erst ganz langsam lüften sich die Schleier und verdichten sich die Hinweise, dass Teresas Verschwinden vielleicht mit etwas viel Größerem zu tun haben könnte. Spätestens ab hier wird es dann auch richtig spannend und die Krimihandlung schaukelt sich zu einem großen, dramatischen Finale auf, das diesem Krimi einen ersten passenden Schlusspunkt setzt.

Die eigentlichen Stärken dieses Krimis liegen für mich aber nicht in der soliden Krimihandlung, sondern im ganzen „Drumherum“. Insbesondere die Charaktere haben mir sehr gut gefallen, allen voran der Protagonist Leander Lost, „ein überkorrekter, pedantischer, humorloser Deutscher“ (S. 31), der auch im portugiesischen Sommer stets korrekt im schwarzen Anzug gekleidet ist und als Asperger-Autist und Eidetiker für seine Kollegen sowohl Herausforderung als auch „Wunderwaffe“ zugleich ist. Mir war „Senhor Lost“ auf jeden Fall von Anfang an grundsympathisch und sein logisches Denken war immer wieder bewundernswert. Aber auch die anderen Charaktere sind Gil Ribeiro für meinen Geschmack sehr gut gelungen, sei es nun die taffe Subinspektorin Graciana Rosado, der stets hungrige Carlos Esteves oder der „spanische Pfau“ Miguel Duarte, ein blasierter und zur Selbstüberschätzung neigender Polizist.

„Lost in Fuseta“ bietet über dies aber auch jede Menge Lokalkolorit und sommerliche „Portugal Atmosphäre“ durch die Beschreibung der Orte und Landschaften, die immer wiederkehrende Erwähnung der portugiesischen Cuisine (was manchmal schon etwas zu viel war) und immer wieder Wissenswertes rund um dieses Land und dessen (teils unrühmlicher) Geschichte. Obwohl ich noch nie in Portugal war, konnte ich mir beim Zuhören die Orte und Landschaften dank der bildreichen Beschreibungen stets gut vorstellen.

Last but not least möchte ich gerne noch den feinen Humor erwähnen, der für mich bei diesem Krimi das „Salz in der Suppe“ war, wie beispielsweise die (zur Ablenkung Losts dienenden) „Geistermöwen“ oder auch das häufig zitierte „Kompendium sinnloser Sätze“, das im Lauf der Geschichte schon zu einem regelrechten Running Gag geworden ist.

Zur Hörbuchproduktion:
Das Hörbuch des Argon Verlags ist gewohnt professionell. Die Gesamtspieldauer von rund 7 Stunden teilt sich auf 6 Audio-CD´s auf. Sprecher Andreas Pietschmann zuzuhören, macht wirklich Spaß. Sein Lesetempo und die Betonung sind stets passend und er verleiht den Hauptfiguren einen ganz eigenen, unverwechselbaren Charakter. Seine Aussprache der vielen portugiesischen Namen und Begriffe hört sich für mich sehr authentisch an.

FAZIT:
Ein extrem atmosphärischer Regionalkrimi mit tollen Charakteren, der mich sehr gut unterhalten hat und Lust auf einen Urlaub in Portugal macht.

Bewertung vom 30.04.2018
Wilk, Janine

Spiegelherz


ausgezeichnet

Zauber, Mythen, Spannung, Gefahr und Herzschmerz – ein wunderbares Buch!

„Du bist meine beste Freundin. Meine Geliebte. Meine Seelengefährtin. Mein Licht und mein Schatten. Mein ganzes Ich, mein Denken und mein Fühlen beginnen und enden mit dir.“ (S. 244)

Meine Meinung:
Für ihren neusten Roman hat sich die deutsche Erfolgsautorin Janine Wilk (u.a. „Lilith Parker“-Reihe und „Seelenlos, Fluch der Rauhnächte“) den Harz, Norddeutschlands höchstes (Mittel-)Gebirge ausgesucht, der von vielen Sagen, Mythen und Legenden umrankt wird. Die Schülerin Anna Winkler zieht mit ihrer Familie aus dem Großraum München in das kleine, verschlafene Schierke, die letzte Ortschaft unterhalb des Brockengipfels, der im Volksmund auch als Blocksberg bekannt ist, und von dem aus der berühmte Hexenstieg direkt hinauf führt. Selbstverständlich ist dieser Umzug für Anna und ihre jüngere Schwester Sofie ein echter Kulturschock. Doch schon bald ereignen sich hier sehr merkwürdige Dinge – Stimmen im Wald, die Annas Namen rufen, plötzlich aufziehende Nebelbänke und außer Kontrolle geratende Tiere. Sehr schnell entspinnt sich eine Geschichte um Mythen und Legenden, die mich von Anfang an tief in ihren Bann gezogen und die Seiten beim Lesen regelrecht dahinfliegen hat lassen. Sehr gut gefallen hat es mir dabei, dass diese Story so schnell wirklich spannend und mystisch zugleich geworden ist. Es gibt alte Zauberrituale, Sagengestalten wie etwa die Venediger, oder auch mal mehr, mal weniger schaurige Wesen, wie etwa Feuerteufel, Schattenwesen oder auch einen furchterregenden Multimor. Bis zum Schluss gab es immer wieder fesselnde Sequenzen, überraschende Wendungen und ganz unterschiedliche Settings über und unter Tage. Dazu gelingt es Janine Wilk ganz hervorragend, eine tolle, manchmal schon leicht gruselige Atmosphäre aufzubauen und ganz besondere Schauplätze rund um Schierke zu präsentieren, sei es eine alte, verlassene Villa in Wernigerode oder auch die geheimnisumwitterten Schnarcherklippen. Die Sogwirkung dieser Story ist schon fast magisch und entlässt die Leser bis zum spannenden Finale in der Walpurgisnacht nicht mehr aus ihrem Bann.

Aber nicht nur die tolle, von Mystik und Fantastik-Elementen geprägte Story ist eine Empfehlung wert, sondern auch die Charaktere und deren Entwicklung. Allen voran natürlich Anna selbst, die mir von Beginn an sehr sympathisch war, doch auch der zu Beginn eher arrogante David, der geheimnisvolle Nebruel oder die verschrobenen drei Brockenhexen, von denen mir die stumme und herzliche Edith mit Abstand die liebste war, wissen durchaus zu überzeugen.

Auch der Schreibstil von Janine Wilk hat mich absolut überzeugt. Er liest sich sehr flüssig und unterhaltsam. An den entsprechenden Stellen wird er oft sehr bildlich und lässt die Schauplätze vor dem inneren Auge der Leser konkrete Gestalt annehmen, an andern Stellen wiederum sorgen Schreibstil und / oder das Verhalten der Charaktere für eine feine humorvolle Note. Als sehr schönes und stimmiges Detail hat die Autorin den einzelnen Kapiteln immer verschiedene Zitate mit Bezug zum Harz vorangestellt, die größtenteils authentischen Ursprungs sind (z.B. aus Goethes „Faust“, aus dem „Hexenhammer“ oder auch Martin Luthers „Hexenpredigt“).

FAZIT:
Eine unglaublich fesselnde und überraschende Story mit viel Mystery, Spannung und Gefühl rund um den sagenumwobenen Harz. Absolut klasse!

Bewertung vom 27.04.2018
Dever, Joe

Die Krone von Siyen / Die neuen Kai Krieger Bd.3


ausgezeichnet

Nach dem unerwarteten Tod des Königs von Siyen droht der Thron auf den grausamen Baron Sadanzo überzugehen, denn der rechtmäßige Thronerbe, Prinz Karvas, befindet sich seit Jahren im Exil. Dein Auftrag ist es, ihn in der Ferne aufzuspüren und sicher nach Siyen zu bringen, bevor die Krönung Sadanzos vollzogen wird. Doch diese Mission ist voller Unwägbarkeiten und Gefahren…

Meine Meinung:

Die im Deutschen 20 Bände (englisches Original: 28) umfassende Reihe um den Helden „Einsamer Wolf“ von Joe Dever zählt zu den absoluten Klassikern und Highlights des Spielbuch-Genres. Mit der Reihe „Die neuen Kai-Krieger“, dessen dritter Band „Die Krone von Siyen“ ist, wurde eine Nachfolgerreihe mit einem neuen, frischen Helden etabliert, den es durch die mannigfaltigen Abenteuer und Gefahren zu führen gilt.
Das Buch umfasst knapp 550 Seiten im Softcover-Umschlag bei wirklich schöner Ausstattung mit farbiger Übersichtskarte und vielen sehr stimmungsvollen und passigen Schwarz-Weiß-Illustrationen von Brian Williams. Als Besonderheit bekommt der Leser zum eigentlichen Haupt-Abenteuer noch ein Bonus-Abenteuer.
Das titelgebende Hauptabenteuer erstreckt sich über rd. 300 Seiten und ist in 350 Sprungpunkte aufgeteilt. Zu Beginn gilt es natürlich erst einmal, den eigenen Helden zu „erschaffen“ und sich das detaillierte, sehr gelungene Regelwerk zu Gemüte zu führen. Für „Einsamer Wolf“-Fans sicherlich ein Leichtes, aber auch für „Neulinge“ keine allzu schwere Herausforderung (Wenn man hierbei nicht in sein Buch schreiben möchte, kann man sich die Aktionsblätter auch von der Homepage des Mantikore Verlags herunterladen!). Das Kampfsystem funktioniert gut und ist nicht zu kompliziert. Ein besonderer Fokus bei der Erschaffung des eigenen Helden sollte auf den Spezialeigenschaften („Disziplinen“) liegen, von denen es eine ganze Menge gibt. Meines Erachtens sind einige davon wesentlich hilfreicher als andere und kommen im Abenteuer auch häufiger vor als andere. Eine geschickte Wahl der Disziplinen kann im Abenteuer durchaus lebensrettend sein!

Der eigentlichen Story ist ein sehr komprimiertes, aber gutes „was bisher geschah“-Kapitel vorangestellt, sodass auch „EW-Neulinge“ einen schnellen inhaltlichen Einstieg in das Fantasy-Universum des Einsamen Wolfes finden. Relativ schnell geht es dann auch schon los in das erste Abenteuer des neuen Kai-Kriegers. Besonders gut gefallen hat mir hierbei die hohe Abwechslung (man reist zu Lande, zu Waser und in der Luft) und die stets sehr dichte Fantasyatmosphäre. Hieraus ergeben sich einige Stunden intensiver Spiel- und Lesespaß, bei dem man das Buch eigentlich gar nicht mehr aus der Hand legen möchte, bis man seine Mission erfolgreich erfüllt und Prinz Karvas wohlbehalten zurückgebracht hat.

Alles in Allem ein sehr empfehlenswertes Fantasy-Spielbuch mit insbesondere folgenden Stärken:
+ sowohl für Neuanfänger wie auch für „Alte Hasen“ geeignet und reizvoll
+ es gibt mehrere mögliche Wege, das Ziel zu erreichen und damit das Abenteuer erfolgreich zu beenden (man muss nicht einen einzigen erfolgreichen „Pfad“ finden)
+ ja, es gibt einige Situationen in denen man Gefahr läuft zu sterben, aber durch die Kai-Disziplinen kann man sich meistens doch noch retten
+ eine sehr fantasievolle und abwechslungsreiche Story (Reisen zu Land, Luft und Wasser / viele unterschiedliche Stationen)
+ sehr dichte und gelungene Fantasy-Atmosphäre (wie beispielsweise die Bakhasa mit den kadaverartigen Soldaten)
+ ausgereiftes und einzigartiges Konstrukt der Kai-Disziplinen (besondere Eigenschaften), die sehr oft im Spielverlauf zum Tragen kommen und nicht selten das Leben retten können
+ durch die Figur des Prinz Karvas spielt man dieses Abenteuer weitgehend nicht als Einzelkämpfer, sondern hat meistens einen (allerdings natürlich passiven) Mitstreiter an seiner Seite


FAZIT:
Erneut ein rundum gelungenes und sehr empfehlenswertes Fantasy-Spielbuch, sowohl für Anfänger als auch für „Alte Hasen“. Bitte mehr!

Bewertung vom 27.04.2018
Maresca, Marshall Ryan

Der Zirkel der blauen Hand / Die Chroniken von Maradaine Bd.1


ausgezeichnet

Ein Fantasy-Abenteuer mit tollen Charakteren und flotten Sprüchen

“Veranix is Batman, if Batman were a teenager and magically talented.” —Library Journal

Meine Meinung:
Der US-amerikanische Autor Marshall Ryan Maresca hat mit „Chroniken von Maradaine – der Zirkel der Blauen Hand“ (OT: „The Thorn of Dentonhill“) ein beeindruckendes Fantasy Debut vorgelegt, das sich von den meisten Werken dieses Genres in einem wesentlichen Punkt unterscheidet. Er hat sich nicht auf eine bestimmte Handlung, die sich über mehrere Bände erstreckt, oder einen einzigen Protagonisten festgelegt. Vielmehr hat er ein eigenes, kleines aber sehr feines und stimmiges Fantasy-„Universum“ erdacht: die Stadt Maradaine. Bis zum Jahr 2022 sollen in der Originalversion ganze 12 Bücher erscheinen, die alle in dieser im wahrsten Sinne des Wortes fantastischen und quriligen Stadt spielen. Magier, Studenten, Straßengangs, Konstables, Bordsteinschwalben, Klein- und Großkriminelle bevölkern die Straßen dieser rauen und doch irgendwie charmanten und extrem atmosphärischen Stadt. Einem kulturellen Schmelztiegel gleich finden sich in Maradaine Bewohner aus den verschiedensten Ecken des großen Fantasyreiches. Einige von ihnen haben ihr Glück und ihren Platz in dieser kosmopolitischen Stadt schon gefunden, andere sind nach dabei und wieder andere sind schon am unteren Ende der Gesellschaftsordnung angekommen, ohne Hoffnung, jemals wieder aufzusteigen. Denn auch der hemmungslose und ausufernde Handel mit der brandgefährlichen Droge „Effitte“ gehört zu Maradaine dazu wie der Morgennebel zum Herbst.

Hier sind wir dann auch schon bei der Handlung dieses ersten „Maradaine-Romans“. Der junge Student der Magie Veranix Calbert macht die Droge Effitte und Maradaines Drogenbaron Willem Fenmere für den Verlust seiner Familie verantwortlich. Nachts kämpft er einen schier aussichtslosen Kampf gegen den Effitte-Handel in der Stadt. Als ihm dabei eines Nachts zwei ganz besondere Gegenstände in die Hände fallen, findet sich Veranix auf einmal zwischen allen Fronten wieder und etwas Unheilvolles hat begonnen, das sich kaum mehr stoppen lässt. Es wird richtig spannend, actionreich und auch mehr als einmal brandgefährlich, so dass mich diese Story regelrecht gefesselt und bis zum großen Finale nicht mehr losgelassen hat. Ein toller Plot!

Eine ganz besondere Stärke dieses Romans sind aber auch die Charaktere. Allen voran natürlich der ungestüme Veranix, der zwar latent zur Selbstüberschätzung neigt, aber dafür einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn besitzt und auch in den härtesten Kämpfen nie um einen flotten Spruch verlegen ist. Doch kein Held wäre ein erfolgreicher Held ohne die richtigen Personen im Hintergrund, die seine Schwächen ausgleichen. So kann sich Veranix in jeder Situation zum einen die absolut taffe Gärtnerin Kaiana „Kai“ Nell und zum anderen auf seinen Freund Delmin Sarren verlassen. Man könnte fast sagen, dass Kaiana Veranix´ Gewissen ist und Delmin sein Verstand. Diese beiden sind einfach klasse!

Sehr gut gefallen hat mir auch das Magie-Konzept, das sich um das rätselhafte Numina dreht, welches nur sehr wenige Menschen nutzen und formen können. Dies sorgt dafür, dass die Magier hier i.d.R. nicht allmächtig sind, und dass das Wirken von Magie Kraft kostet. („Woher kommt das Numina überhaupt?“ – „Es kommt von Gott.“ – „Das ist deine Erklärung für alles, was du nicht verstehst!“ – S. 33).

Last but not least möchte ich noch den Schreibstil des Autors erwähnen, der manchmal etwas raubeinig daherkommt und oftmals auch wunderbar humorvoll („Veranix fand die Szene verstörend. Er hatte nicht erwartet, dass heute jeder an ihm herumtatschen wollte.“ - S. 106). So lässt sich das Buch sehr flüssig lesen und die Erzählweise aus dem Blickwinkel der verschiedenen Charaktere erhöht dabei die Abwechslung.

FAZIT:
Ein fesselndes Abenteuer in einem kleinen, aber feinen neuen Fantasy-„Universum“, fein mit Humor gewürzt und jeder Menge flotter Sprüche.

Bewertung vom 16.04.2018
Fox, Mary Ann

Je tiefer man gräbt / Gärtnerin Mags Blake Bd.1


sehr gut

Cosy Crime in Cornwalls prächtigen Gärten

„Sehen Sie sich um, horchen Sie, riechen Sie, fühlen Sie. Gärten sind wie Menschen, sie haben ein Gesicht, einen Charakter, sie verändern sich im Laufe der Jahre, bekommen vielleicht die ein oder andere Falte mehr, oder auch das ein oder andere Fettpolster, aber ihr Wesen bleibt gleich.“ (S. 72)

Meine Meinung:
Es ist ein regelrechter Wohlfühlen-Start in die Geschichte, wie die junge Gärtnerin Megs in ihrem alten Bulli namens „PuckPuck“ durch die frühlingshafte Landschaft Cornwalls fährt. Mary Ann Fox beschreibt dies so bildlich, dass ich die Szenerie fast vor mir sehen und die frische Frühlingsluft fast riechen konnte beim Lesen. Zu Beginn nehmen die Beschreibungen der Personen, Orte, Landschaften und Gärten breiten Raum ein. Der blumige Schreibstil vermittelt dabei das wohlige Gefühl, stets mitten drin zu sein („Der Duft der blühenden Weißdornhecke, die salzige Meerluft und der Blick auf die weißen Segel der Yachten, die auf dem Helford River trieben, verdrängten endgültig alle schlechten Gedanken.“ - S. 12).

Wie von einem klassischen whodunit Krimi gewohnt, führt Mary Ann Fox nach und nach einige Charaktere ein, und in diesem bunten Reigen ist alles dabei, was das Krimileser-Herz erfreut - von der fürsorglichen Vermieterin, einem wettergegerbten Fischer, einem arrogant auftretenden Oxford-Schnösel bis hin zu den feinen Herrschaften mit einem alten Landsitz und einem unglaublichen Garten. Erst nach rund einem Drittel nimmt die eigentliche Krimihandlung dann an Fahrt auf. Normalerweise hätte mich das gestört, hier habe ich bis dahin aber das authentisch anmutende Südengland-Flair genossen. Sehr moderat entwickelt sich der Krimi-Plot im weiteren Verlauf der Geschichte, hält aber doch die ein oder andere Überraschung und kleine Spitze bereit und schaukelt sich langsam aber sicher zu seinem wirklich spannenden Finale auf. Bis zuletzt hatte ich dabei keine wirkliche Theorie, wer der Täter sein könnte und warum. Die Auflösung am Ende kam für meinen Geschmack ein bisschen zu „hopplahopp“. Hier hätten es ruhig ein paar Seiten mehr sein dürfen. Letztendlich war die Lösung aber insgesamt in sich rund, auch wenn ich nicht alle Details zur Motivation so nachvollziehen konnte. Aber so ist das reale Leben ja auch... nicht alle Handlungsweisen sind immer rational und bis ins letzte Detail nachvollziehbar.

Dieser Krimi besticht durch sein authentisches Südengland-Feeling und insbesondere durch seine gelungenen Charaktere, allen voran natürlich die sehr sympathische Protagonistin. Margaret „Mags“ Blake liebt Gärten und Pflanzen und so nehmen diese hier auch breiten Raum ein. Aber auch einige der anderen Charaktere wussten durchaus zu überzeugen und sind mir im Verlauf der Geschichte wirklich sympathisch geworden, beispielsweise die Polizistin Mary Shifter oder auch die liebenswerte Miss Clara.

FAZIT:
Wie ein kleiner Leseurlaub - Ein Krimi mit viel Wohlfühlatmosphäre und einem bunten Strauß verschiedenster Charaktere.