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Sago

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Insgesamt 587 Bewertungen
Bewertung vom 29.07.2018
Müller, Karin

Im Bann der wilden Pferde / Nordlicht Bd.2


ausgezeichnet

Der erste Teil, den man unbedingt vorher gelesen haben sollte, hatte mich sehr gespannt zurückgelassen. Wann würde Elin wieder nach Island reisen zu ihrer Herzensstute Ljosádis? Und was hat es bloß mit dem geheimnisvollen Pferdejungen Kári auf sich? Gehört er zu den Menschen oder zum Elfenvolk?

Noch in Deutschland, begegnet Elin Kári und der Stute in unglaublich realen Träumen. Über Pfingsten geht es endlich nach Island, diesmal sogar in Begleitung von Elins bester Freundin und deren Mutter Nele, ebenfalls begeisterte Reiterinnen. Doch auf Island angekommen, fehlt von Kári jede Spur. Elin hat trotz des Wiedersehens mit Ljosádis Liebeskummer. Immer wieder geraten die beiden zudem in Gefahr. Und was hat es mit dem geheimnisvollen wütenden Mädchen auf sich, das sich vor Elin versteckt und das ebenso altertümlich gekleidet ist wie Kári?

Wenn wir auch wenig von Kári sehen, erfahren wir unheimlich viel über das faszinierende Island, Licht- und Schattenseiten sowie seinen Elfenglauben. Ich möchte am liebsten gleich der Hitze entfliehen und auf Island durch die rauhe Landschaft tölten.

Ein wunderbarer zweiter Teil, der sich auch optisch gut an den ersten angleicht. Elin und ihre Freunde sind mir gewaltig ans Herz gewachsen. Ich kann es – auch als erwachsenes „Pferdemädel“ - kaum erwarten, ihrer Geschichte weiter zu folgen.

Bewertung vom 29.07.2018
Lapena, Shari

A Stranger in the House


gut

Karen gilt eigentlich als vorsichtige Autofahrerin. Dennoch rast sie eines Nachts mit ihrem Wagen frontal in einen Laterenmast. Es stellt sich heraus, dass sie überstürzt zu Hause aufgebrochen ist. Doch an den Grund für all das vermag sich Karen beim Erwachen im Krankenhaus nicht zu erinnern. Sie und ihr Mann Tom sind ratlos. Zudem gerät Karen auch noch unter Mordverdacht, denn in der Nähe ihres Unfalls werden eine Männerleiche und Karens Gummihandschuhe entdeckt. Selbst Tom beginnt an seiner Frau zu zweifeln. Und kann Karen sich selbst trauen?

Eigentlich ein wunderbarer Stoff für einen spannenden Thriller und eine Handlung, die geradezu nach einer Verfilmung ruft. Die Riege der Protagonisten ist kammerspielartig klein und wird nur noch ergänzt durch zwei Detectives sowie die Nachbarn Brigid und Bob.

Eine Verfilmung scheint mir auch die Autorin im Sinn gehabt zu gaben, hatte ich doch stetig das Gefühl, eher einem Drehbuch zu folgen als einem Roman. Hier gibt es keinen überflüssigen Satz, was auf Kosten der atmosphärischen Dichte, der Figurenzeichnung und des Mitfieberns geht. Man rast förmlich durch die Seiten, die Spannung wird gehalten, doch gleichzeitig wirkt alles bedauernswert steril und schnell runtergeschrieben. Leider kein Vergleich zu einem seitenstarken Pageturner wie etwa "Gone Girl".

Bewertung vom 24.07.2018
Ankowitsch, Christian

Die Kunst, einfache Lösungen zu finden


ausgezeichnet

Selten habe ich aus einem Ratgeber so viel Neues gelernt. In den drei Teilen „Über einfache Lösungen im Allgemeinen“, „Über einfache Lösungen im Einzelnen“ und „Über die gute Seite von Problemen“ bietet der Autor eine Vielzahl praxisnaher Ansätze zur Komplexitätsreduktion.
Schon vor langer Zeit habe ich gelesen, immer wieder das Gleiche zu tun und ein anderes Ergebnis zu erwarten, bedeutet Wahnsinn. Aber wie schafft man es, den Unterschied zu machen, der dann den entscheidenden Unterschied bedeutet? Tatsächlich fühle ich mich nach der Lektüre gut gerüstet, dies erfolgreich anzugehen. Und dies könnte einfacher sein, als immer gedacht. Probleme sind nicht nur eine Frage der Sichtweise, sondern erfordern auch ein großes Ausmaß an Energie, um sie aufrecht zu erhalten. Richtet man seine Energie nun in eine andere Richtung, indem man eine andere Verhaltensweise an den Tag legt, kann dies gewaltige Konsequenzen haben. Denn schließlich ist alles mit allem verbunden, so dass kleine Änderungen große Wirkungen erzielen können. Hierfür liefert der Autor zahlreiche eindrucksvolle, äußerst unterhaltsame Beispiele. Diese Änderungen sollten nicht zu ausgeklügelt sein, da komplexe Strategien oft nicht zielführend sind. So sollte einmal eine gefährliche Schlangenart über Fangprämien dezimiert werden. Stattdessen wuchs die Schlangenzahl sprunghaft an, da Findige begannen, die Schlangen zu züchten.
Nichts ist davor gefeit, von Menschen in ein Problem verwandelt zu werden. Wir selbst haben es daher auch in der Hand, diesen Prozess umzukehren. Immer wieder blitzt im Text ein feinsinniger Humor auf, der es leicht macht, die Ratschläge umzusetzen. So erfahren wir beispielsweise, dass Geschirrspüler über keinerlei Problembewusstsein verfügen und sich daher nichts daraus machen, nicht zu funktionieren. Dies sollte uns nicht zu sehr bekümmern. Von einem Schrank erwarten wir schließlich auch nicht, dass er seinen Inhalt bewusst verändert. Im Gegenteil, wir wären geradezu entsetzt, wenn er es täte!
Warum wir nach „schwarzen Schwänen“ Ausschau halten, andere und uns selbst öfter verwirren sollten und was es mit der „1-Tag-kein-Problem“-Challenge auf sich hat, empfehle ich, selbst herauszufinden. Die letztgenannte Strategie habe ich bereits sehr erfolgreich erprobt.
Fazit: Ratgeber mit hohem Nutzen und Unterhaltungswert.

Bewertung vom 23.07.2018
Benjamin, Ali

Die Wahrheit über Dinge, die einfach passieren


ausgezeichnet

Eines vorweg: Dieses Buch hat mich so begeistert, dass ich im Grunde auch fünf Sterne vergeben könnte. Nur aus einem Grund hat es doch "nur" zu vier Sternen gereicht: Es ist mit knapp 240 Seiten und großen Abständen zwischen den Kapiteln wirklich unglaublich schnell gelesen. Ich als Schnellleserin habe gute zwei Stunden gebraucht.

Suzy ist dreizehn und hat schon erfahren, wie schlimm tödliche Verluste sein können. Ihre langjährige Freundin Franny ist beim Schwimmen im Meer ertrunken. Suzy ist ein tiefgründiges, altkluges Kind mit wenig Freunden und nun sehr einsam. Beim Klassenausflug ins Aquarium scheint ihr auf einmal die Erklärung für Frannys rätselhaften Tod zuzufliegen: Franny muss von einer tödlichen Qualle gestochen worden sein. Mit wissenschaftlicher Akribie beginnt sie über Quallen zu recherchieren und ist wild entschlossen, den Beweis für ihre Theorie zu finden. Quallen erscheinen ihr dabei wie Geisterherzen, die ohne Herz und Hirn pulsieren.

Immer wieder wechselt die Geschichte in die Vergangenheit, zum Kennenlernen von Franny und Suzy, glücklichen Kindertagen und schließlich zum wahren Grund, warum Suzy unbedingt einen Schuldigen für Frannys Tod braucht. Denn die Mädchen waren sich längst nicht mehr so nah wie einst....

Suzy ist eine wunderbar sperrige Protagonistin, die ich am liebsten in den Arm genommen hätte. Ihr Kampf zu akzeptieren, dass manche Dinge einfach passieren, geht zu Herzen.

Quallen waren für mich schon immer faszinierende Organismen. Es hat mir sehr gefallen, wie die Autorin Details über diese Lebewesen in die Geschichte eingewoben hat. Im Nachwort erfährt man, dass ihr Artikel über Quallen von einer Zeitschrift abgelehnt wurde, ihr dann aber zu dieser wunderbaren Buchidee verholfen hat.

Nicht nur der Buchumschlag ist ein Augenschmaus. Das Quallenmotiv setzt sich auch im Inneren fort, was wirklich sehr gelungen ist.

"Die Wahrheit über Dinge, die einfach passieren" ist eine originelle Coming-of-age-Geschichte, die eigene Kindheitserinnerungen weckt und die ich nicht so schnell vergessen werde.

Bewertung vom 20.07.2018
Pettersen, Siri

Die Rabenringe - Odinskind


ausgezeichnet

„Odinskind“ ist der begeisternde Auftakt der Rabenringe-Trilogie. Es handelt sich um frische, ungewöhnliche Fantasy aus Norwegen.
Hirka wird als Säugling von ihrem Ziehvater gefunden. Doch etwas ist anders an diesem Kind und würde es zu einer Ausgestoßenen machen in der Welt der Ymlinge: Es besitzt im Gegensatz zu den Ymlingen keinen Schwanz. Schweren Herzens bringt Hirkas Ziehvater ihr eine Wunde bei. Fortan heißt es, Wölfe hätten ihren Schwanz gefressen. Niemand soll den Verdacht hegen, dass sie in der Tat ein Odinskind sein könnte, ein Wesen aus einer anderen Welt, das die Ymlinge mit Fäulnis infizieren und die gefährlichen menschenähnlichen Blinden in ihre Welt bringen können.
Hirka wächst auf als Hirka Schwanzlos und findet dennoch in Rime, einem Sproß aus einer berühmten Ratsfamilie, einen Freund. Aus der Kinderfreundschaft wird langsam mehr, doch Hirka ahnt nicht, dass Rime seinen Platz im Rat ausgerechnet aufgegeben hat, um ein Schwarzrock zu werden, einer der gesichtslosen Soldaten, die sie so fürchtet. Ein neues Ratsmitglied ist stattdessen der intrigante Urd, der mehr darüber zu wissen scheint, wie Hirka in diese Welt gekommen ist und finstere Absichten hegt. Doch schließlich wird Hirkas Geheimnis entdeckt und sie muss fliehen. Hirka und Rime kommen Verschwörungen auf die Spur, die sie sich nicht einmal hätten vorstellen können. Wird Rime zu Hirka halten und kommt tatsächlich eine Invasion der Blinden durch die Steinkreise, die auch Rabenringe genannt werden?
Einziges Manko an diesem Roman ist, dass ich nun bis Februar 2019 auf den zweiten Teil warten muss. Die Autorin schreibt sprachmächtig und bildgewaltig. Sie schafft Protagonisten, die mir schnell ans Herz gewachsen sind. Dazu noch ein echter Eyecatcher auf dem Titelbild: perfekt!

Bewertung vom 20.07.2018
Howard, Elizabeth Jane

Die Jahre der Leichtigkeit / Familie Cazalet Bd.1


sehr gut

Es handelt sich hier um den Auftakt einer Familiensaga, die in England unmittelbar vor Ausbruch des Zweiten Weltkrieges beginnt. Die Familie Cazalet hat durch Holzwirtschaft genügend Geld verdient, um ein Leben zwischen London und dem Herrenhaus im Sussex zu führen. In Sussex verbringt die Familie traditionell die Sommermonate, drei Generationen unter einem Dach.

Die Figurenzeichnung der vor einiger Zeit verstorbenen Autorin ist so fein, dass man sich wünscht, mancher heutige Autor möge sich davon ein paar Scheiben abschneiden. Man hat das Gefühl, direkt in das Innere der Protagonisten blicken zu können. Im Gegensatz zu der eher ruhigen, getragenen Handlung erfolgt der Perspektivwechsel äußert schnell.

Im Mittelpunkt stehen die drei erwachsenen Cazalet-Söhne Edward, Hugh und Rupert, die unterschiedlicher kaum sein könnten. Edward hat hinter dem Rücken seiner Frau immer wieder Affären, während Hugh noch immer unter den körperlichen und seelischen Verletzungen, die er im Ersten Weltkrieg erlitten hat, leidet. Der jüngste Sohn Rupert arbeitet als einziger nicht in der Firma der Famile, sondern ist Kunsterzieher, während er von einem Leben als Maler träumt. Früh verwitwet, ist er in zweiter Ehe mit der viel jüngeren Zoe verheiratet, für die nichts als ihre Schöhnheit zu sprechen scheint.

Sehr interessante Charaktere haben auch Edwards und Hughs Ehefrauen sowie alle Kinder aus diesen drei Ehen zu bieten, und ich bin wirklich gespannt, wie sie sich weiter entwickeln werden.

Der Roman bietet einen äußerst interessanten Einblick in die damalige, in Konventionen und einem antiquierten Frauenbild gefangene Zeit und hat mich stets gefesselt. Themen wie gleichgeschlechtliche Liebe oder Kindesmissbrauch werden auf äußerst dezente Weise thematisiert. Dass die Autorin sich so viel Zeit nimmt, ihre zahlreichen Figuren gebührend einzuführen, wird die Geduld manchen Lesers vielleicht überfordern. Mich dagegen hat sie wirklich neugierig gemacht, wie es mit den vielschichtigen Cazalets weitergehen wird. Da im nächsten Teil der Zweite Weltkrieg folgt, mache ich mir um sie etwas Sorgen. Schließlich sind sie mir im Laufe des Romans ans Herz gewachsen.

Bewertung vom 08.07.2018
Anderson, Poul

War of Gods - Krieger des Nordens


sehr gut

Mit Poul Anderson präsentiert der Mantikore-Verlag hier einen wirlich großen Namen in einer gelungenen Neuübersetzung.

Fans der nordischen Mythologie werden dabei voll und ganz auf ihre Kosten kommen. Anderson präsentiert die Geschichte des sagenumwobenen Dänenkönigs Hadding und verknüpft dessen Geschichte mit der Götterwelt der Asen. Man sollte sich allerdings darüber im Klaren sein, dass es sich um einen episodenhaften Erzählstil wie in einer Saga handelt, der dazu führt, dass man eine gewisse Distanz zu den Protagonisten behält. Die Figuren sind gewaltig, fast wie Archetypen.

Königssohn Hadding wächst nach dem Tod seines Vaters verborgen bei den Jötunen auf. Für dieses Riesenvolk findet der Autor wunderbare Bilder, etwa wenn eine Jötunen-Zauberin gruselig unter dem Sichelmond singt. Dass Anderson vielfach preisgekrönt wurde, habe ich gemerkt. Die Leser begleiten Hadding bei seinem wundersamen Aufstieg zum Dänenkönig, immer unter dem Schutz Odins, bei Schlachten, Reisen in die Unterwelt, Brautwerbung bis hin zu seinem Ende.

Eine gewisse Konzentrationsspanne sollte man mitbringen, denn es handelt sich hier noch um althergebrachte Erzählkunst ohne seichtes Geplänkel.

Bewertung vom 01.07.2018
Husemann, Dirk

Die Bücherjäger


sehr gut

Poggio Bracciolini geht einer äußerst interessanten Profession nach: Er ist ein Bücherjäger, immer auf der Suche nach antiken Handschriften, um sie vor dem Überschreiben durch christliche Texte zu bewahren. Außerdem ist er ein Gefolgsmann des in Ungnade gefallenen Papstes Johannes XXIII., nur einer von drei Päpsten während des Konstanzer Konzils anno 1417.

Als Poggio in einem Kloster ein angekettetes Buch findet, kommt er einer geradezu unglaublichen Verschwörung auf die Spur, einer Theorie, von der ich persönlich noch nie etwas gehört hatte, die aber tatsächlich durch die Historie zu geistern scheint. Eine atemlose Bücherjagd beginnt, und nicht nur Poggio hat manchmal Mühe, Freund von Feind zu unterscheiden, als so wendungsreich erweist sich die Geschichte.

Hauptprotagonisten sind neben Poggio der Barde Oswald von Wolkenstein, die geheimnisvolle Agnes von Mähren und der Papst auf der Flucht. Für Agnes entwickelt Poggio bald Gefühle, doch kann er ihr wirklich trauen?

Diese vier Figuren sind tatsächlich historisch verbürgt und der Autor hat ihnen gekonnt neues Leben eingehaucht. Leider muss ich aber sagen, dass ich mit keinem der Charaktere völlig warm geworden bin, wenn sie mich auch nicht kalt gelassen haben. Es hat jedoch das Mitfiebern etwas gedämpft. Insgesamt fand ich die männlichen Protagonisten gelungener als Agnes.

Ein großes Lob gebührt der Sprachkunst des Autors, der immer wieder ungewöhnliche Bilder findet, die man zitieren möchte.

Fazit: ein gelungener Histotienroman mit ansprechendem Mix aus Fakten und Fiktion.

Bewertung vom 10.06.2018
Trope, Nicole

Das Finkenmädchen


ausgezeichnet

Das Cover kommt wunderschön verspielt und romantisch daher, aber der Inhalt des Buches hat es wirklich in sich.
Die Farm ist ein sehr moderates australisches Gefängnis, in dem weibliche Insassen auf die Freiheit vorbereitet werden. Die junge Birdy ist geistig recht einfach gestrickt und wirkt zunächst eher harmlos, so dass man sich als Leser fragt, was sie überhaupt dorthin verschlagen hat. Doch als eine neue Insassin, die fünfzigjährige gutsituierte Rose, dort inhaftiert wird, scheint Rose plötzlich finstere Pläne zu schmieden. Die beiden so unterschiedlichen Frauen eint eine gemeinsame geheimnisvolle Vergangenheit, von der Rose zunächst nichts ahnt. Denn die einstige Nachbarstochter Felicity, jetzt unter dem Spitznamen Birdy bekannt, hat sich auch optisch sehr verändert. Was plant Birdy, und was haben Rose und Birdy verbrochen?
In hoch interessanten Rückblenden, bei denen Birdy und Rose jeweils als Ich-Erzählerinnen fungieren, werden diese Fragen auf erschütternde Weise beantwortet. Die Autorin gibt dabei ihren beiden Protagonistinnen unverwechselbare Stimmen. Während Felicity ihre Umwelt zum Teil rätselhaft bleibt, ist Rose die bekannte Frau eines einstigen Fernsehstars, der viele Jahre eine erfolgreiche Kindersendung moderierte. Doch dann kam er gewaltsam ums Leben und sein Tod wirft viele Fragen auf…
Geschickt manövriert die Autorin ihre Leserschaft durch die Rätsel der Vergangenheit, während man gleichzeitig von der Frage in Atem gehalten wird, ob Birdy Rose etwas antun wird. Die Erzählung blieb fesselnd bis zu einem Schluss, der für mich alle Fragen beantwortet hat. Ein ungewöhnliches Buch, in dem nicht einmal eine Voliere voller Finken so harmlos ist, wie sie erscheint.

Bewertung vom 01.06.2018
Barnett, David M.

Miss Gladys und ihr Astronaut


gut

Thomas Major erinnert nicht nur zufällig an Major Tom aus Bowies berühmtem Song Space Oddity. Seine Mutter hat ihn direkt danach benannt, da ihr Ehename Major lautet. Wie viele Kinder ist Thomas in seiner Kindheit fasziniert von Star Wars, verbindet damit aber ein sehr unangenehmes Erlebnis. Sein Vater lässt ihn im Kino allein, um Zeit mit seiner Affäre zu verbringen. Als Thomas die beiden überrascht, ist ihre Beziehung nicht mehr die gleiche. Zudem kommt Thomas jüngerer Bruder früh ums Leben. Thomas wächst zu einem misanthropischen Menschen heran, der sich selbst und dem Leben nicht vertraut. Seine Ehe scheitert.
Er arbeitet bei der britischen Weltraumorganisation, doch eigentlich nur als Chemitechniker. Geplant ist dort der erste bemannte Flug zum Mars. Als der eigentlich Astronaut unerwartet ausfällt, gelingt es Thomas auf skurrile Weise, sich die Mission zu erschleichen. Am reizvollsten ist für ihn am All, dass es dort keine Menschen gibt.

Als nach dem Start die herkömmliche Verbindung zur Erde ausfällt, ist Thomas auf ein sogenanntes Iridium-Telefon angewiesen. Während er versucht, seine Exfrau anzurufen, erreicht er unter ihrer Telefonnummer allerdings nur noch die liebenswerte, aber fortschreitend demente Miss Gladys. Gegen seinen Willen wird Thomas immer mehr in ihre Probleme verstrickt. Denn Gladys muss sich um ihre halbwüchsigen Enkel Ellie und James kümmern, solange deren Vater Darren im Gefängnis sitzt. Doch da sie das ihr zur Verfügung gestellte Geld an einen Betrüger verloren hat, stehen die drei kurz vor der Obdachlosigkeit, bedingt durch Mietschulden. Jetzt kann eigentlich nur noch helfen, wenn James einen Schüler-Wissenschafts-Wettbewerb gewinnt, bei dem genau die benötigte Summe als Preisgeld ausgesetzt ist. Und ist da "Major Tom" nicht genau der Richtige um zu helfen? Hat er nicht trotz seiner griesgrämigen Art das Herz am rechten Fleck?

Thomas Weltverachtung hat mir Spaß gemacht und wird sehr humorvoll dargestellt. Auch die tüchtige Ellie empfand ich als liebenswerte Protagonistin. Dennoch erschien mir die Erzählung streckenweise ziemlich konstruiert. Es ist zwar gesellschaftsfähig, das Thema Demenz unterhaltsam darzustellen. Mich hat es aber doch etwas belastet und nach einer Weile angestrengt, darüber zu lesen. Zum Ende hin zog sich die Geschichte für mich, da sich Hindernis über Hindernis auf dem Weg zum Wettbewerb auftürmt. Der Abschluss ging zwar durchaus zu Herzen, war für mich aber nicht völlig glaubwürdig und vor allem viel zu Flatulenz-lastig.