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Bellis-Perennis
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Wien

Bewertungen

Insgesamt 1114 Bewertungen
Bewertung vom 03.01.2024
Dolnick, Edward

Die Entschlüsselung der Hieroglyphen


ausgezeichnet

Edward Dolnick, von dem ich erst kürzlich „Der Nazi und der Kunstfälscher“ gelesen habe, entführt uns diesmal nach Ägypten, genauer gesagt zum Stein von Rosette und der Entschlüsselung der Hieroglyphen. Es ist jener Wettstreit zwischen den Gelehrten Thomas Young und Jean-Francoise Champollion, der letztlich 1822 Erfolg zeitigt und den Franzosen als Sieger (wenn man in der Wissenschaft von Siegern sprechen darf) hervorgehen lässt.

In einem Prolog, dem 32 spannende, detailreiche Kapitel über Ägyptens Geschichte folgen sowie einem Epilog, der den Triumph von Jean-Francoise Champollion beschreibt, erfahren wir, welche mühevolle Kleinarbeit samt Fehlschlägen, Falschinterpretationen und Irrtümern der Entschlüsselung der Hieroglyphen vorangegangen ist. Anschließend sind rund 50 Seiten Literaturhinweise und Quellenangaben angehängt. Eine Zeittafel am Beginn hilft bei der zeitlichen Einordnung.

Das Buch lässt sich erstaunlich gut lesen, denn der Schreibstil ist launig, bisweilen humorvoll und zahlreichen Abbildungen ergänzen den Text. An dieser Stelle empfehle ich, das Buch am PC zu lesen, denn am Reader sind die Skizzen und Bilder schlecht zu erkennen.

Dieses Buch ist eine sehr gute Ergänzung zur Biografie „Wie der Hieroglyphen-Code geknackt wurde: Das revolutionäre Leben des Jean-François Champollion“ von Andrew Robinson.

Interessant ist, dass Thomas Young es niemals für notwendig erachtet hat, Ägypten zu bereisen und seine Arbeit an der Entschlüsselung quasi am „grünen Tisch“ bewerkstelligt hat. Jean-François Champollion gelingt es erst 1828/29, das Land seiner Träume zu besuchen.

Fazit:

Wer sich für das alte Ägypten und die Hieroglyphen interessiert, kommt an diesem Buch nicht vorbei. Gerne gebe ich diesem Einblick in die mühevolle Arbeit der Entschlüsselung der Hieroglyphen 5 Sterne.

Bewertung vom 29.12.2023
Härtl, Cornelia

Angst auf Föhr Ein aufregender Nordseekrimi über dunkle Geheimnisse auf der Insel (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Mein Lieblingszitat stammt aus Kapitel 21: »Man kann einem Menschen nicht hinter die Stirn schauen.«

"Angst auf Föhr ist der zweite Teil der Nordseereihe rund um BKA Beamtin Kari Lürsen. Aufgrund der Ereignisse im ersten Band „Tod auf Föhr“ ist sie nach wie vor suspendiert und quasi auf ihre Heimatinsel Föhr verbannt. Kari ist auf dem Weg nach Berlin, als sie von ihrem Vorgesetzten zu einem heiklen Fall abkommandiert wird: Sie soll einen erkrankten Kollegen, der in einem Safe House auf Föhr eine Kronzeugin und deren Tochter, beschützt hat, für ein paar Tage ersetzen. Glückt der Auftrag, so wird sie rehabilitiert und ganz offiziell wieder in den Dienst gestellt.

Doch es kommt anders, als sie denkt. Die Kollegin, mit der sie zusammenarbeiten muss scheint ziemlich jung und unbedarft zu sein. Zusätzlich sind sich die beiden zu schützenden Frauen spinnefeind und torpedieren jede der Schutzmaßnahmen. Kari muss ihre ganze Erfahrung aufbieten. Und der Verdacht ihres Vorgesetzten, der Albtraum jedes Ermittlers, in den eigenen Reihen einen Maulwurf zu haben, scheint sich zu bestätigen.

Kari weiß nicht, wem sie noch vertrauen kann, selbst Bent mit dem sich zarte Bande gesponnen haben, weiß mehr, als er zugeben möchte.

Meine Meinung:

Der Job, der für Kari eine Bewährungsprobe sein wird, um sie wieder auf ihre alte Stelle im BKA zu bringen, entpuppt sich als wahrer Albtraum, ist doch praktisch jeder im Team verdächtig. Selbst an ihrem Chef zweifelt Kari Lürsen. Dieser Fall ist physisch wie psychisch höchst spannend. Schmunzeln musste ich über das Auftauchen von Karis Mutter, die über ungeahnte Fertigkeiten verfügt. Das folgende Zita gilt auch für die Frau Mama:

»Man kann einem Menschen nicht hinter die Stirn schauen.«

Der Teil hat mir noch besser gefallen als der erste, da er viel spannender war. Der Schreibstil ist angenehm zu lesen und die Spannung steigt stetig, bis sie sich in einem unerwarteten Showdown entlädt.

Fazit:

Eine gelungene Fortsetzung, der ich gerne 5 Sterne gebe.

Bewertung vom 22.12.2023
Haigh, Tara

Der süße Duft der Reben


gut

inhalt lt. Klappentext:
London 1903. Der Vater der jungen Spanierin Isabel hat mit dem Import von Rosinen aus der Heimat ein Vermögen gemacht. An ihrem einundzwanzigsten Geburtstag eröffnet er ihr, dass sie Rafael heiraten soll, den Sohn eines Rosinenbarons, den sie schon seit ihrer Kindheit verabscheut.
Auf sich allein gestellt, kann Isabel sich das Studium an der Londoner Kunstakademie nicht leisten. Sie hat keine andere Wahl, als ihren Traum zu begraben und an Bord des Schiffes zu gehen, das sie zurück nach Dénia bringen wird. Doch kurz vor der Ankunft verlässt Isabel das Schiff, entschlossen, sich der Vermählung zu entziehen.
Auf der Flucht in der von einer Reblausplage bedrohten Stadt begegnet Isabel ihrer Jugendliebe Fernando wieder – und Rafael. Getrieben von einem dunklen Familiengeheimnis setzt Rafael alles daran, sie in einen goldenen Käfig zu sperren.
Doch Isabel kämpft für ein selbst bestimmtes Leben.
Meine Meinung:
Dieser historische Liebesroman spielt vor der Kulisse von Dénia, einer Stadt, deren Weinstöcke, die Grundlage für ihren Reichtum, von der Reblaus bedroht sind. Durch die Monokulturen sind die Rebstöcke der Vernichtung durch den Schädling preisgegeben. Die Bedrohung durch die Reblaus ist recht gut in die Geschichte eingebaut, genauso wie die Schwierigkeiten jener Bauern, die auf Obst- und Gemüseanbau umsatteln.
Aus Fernandos Fertigkeiten Holzspielzeug herzustellen, wird sich später die Produktion von Blechspielzeug entwickeln.
Der Plot ist leider stellenweise ziemlich vorhersehbar. Es fehlt hier ein wenig an Raffinesse und manchmal gleitet die Geschichte beinahe ins Kitschige ab. So habe ich recht bald herausgefunden, wer der geheimnisvolle Eigentümer des Bordells von Dénia ist. Auch den immer wiederkehrenden Traum Isabels, die in London Elizabeth bzw. Liz genannt wird, kann ich recht schnell als Trauma der frühen Kindheit erkennen.
Die Charaktere sind durchaus noch ausbaufähig, wobei die Frauengestalten einen Hauch besser gelungen sind. Die Männer sind bis auf Fernando und Cristobal allesamt verlogene, skrupellose und machtgierige Machos. Vor allem Isabels Vater und Onkel spielen mit den Menschen ihrer Familie.
Der Roman ist in wenigen Stunden gelesen.
Schade finde ich, dass es kein Personenverzeichnis gibt, zumal ja eine Menge "Personal" herumläuft. Da hätten die historischen Persönlichkeiten gleich als solche gekennzeichnet werden.
Fazit:
Wer eine Liebesgeschichte, die nicht allzu sehr in die Tiefe geht, lesen möchte, ist hier richtig. Für mich ist alles ein wenig zu vorhersehbar, daher reicht es gerade einmal für 3 Sterne.

Bewertung vom 21.12.2023
Schöndorfer, Katharina;Bürkl, Anni

Isabels Geheimnis.


sehr gut

Mit „Isabels Geheimnis“ entführt uns Autorin Katharina Schöndorfer (Pseudonym von Anni Bürkl) ins schöne und geheimnisvolle Salzkammergut. Doch zunächst begegnen wir Rona und ihrer Mutter Martha in Wien.

Rona hat sich im Jahr 2000 mit einem Kräuterladen selbstständig gemacht und ist in einer toxischen Beziehung zu Leon gefangen. Als dann Ronas Mutter Martha eine Spenderniere benötigt, machen sich die beiden Frauen in Salzkammergut auf, um dort nach Verwandten zu suchen. Sowohl Martha als auch Rona sind uneheliche Kinder, Vater unbekannt - was die Suche nicht wirklich erleichtert.

Im Salzkammergut machen die beiden dann eine Entdeckung, die ein anderes Licht auf Ronas verstorbene Großmutter Isabel wirft, die ein dunkles Geheimnis mit sich herumgetragen hat.

Können Martha und Rona das Geheimnis lüften?

Meine Meinung:

Dieser Roman spielt in zwei Zeitebenen: zum einen in der Vergangenheit, in den Jahren des Zweiten Weltkriegs und zum anderen in der Gegenwart rund um das Jahr 2000.

Mit persönlich hat ja der Handlungsstrang mit Isabel als Hauptperson viel besser gefallen als jener rund um Rona und Martha. Warum?

Martha wird als selbstbewusste Frau beschrieben, die einiges von der Welt gesehen hat und ihre Tochter Rona allein großgezogen hat. Allerdings scheint Rona eher nach dem unbekannten Vater zu kommen, denn sie wirkt mit dreißig Jahren noch ein wenig naiv. Sie hat bis vor Kurzen in einer WG gewohnt und lebt nun mit Leon in einer toxischen Beziehung, aus der ein Entrinnen kaum möglich scheint. Ständig in Geldnöten, weil das Geschäft nicht wirklich gut läuft, ist sie auf Leon angewiesen, der das weidlich ausnützt und Rona manipuliert. Erst mit der Reise ins Salzkammergut scheint Rona aufzuwachen und ihr Leben endlich in den Griff zu bekommen.

Da ist die verstorbene Isabel schon ein anderes Kaliber. Als junges Mädchen, in ärmlichen Verhältnissen aufgewachsen, träumt sie davon, Schauspielerin zu werden. Nach einigen Jahren in Wien kehrt Isabel kurz vor Ende des Krieges ins Salzkammergut zurück und muss sich dort den Veränderungen stellen. Das Salzkammergut, früher die Sommerfrische des jüdischen Großbürgertums aus Wien, ist zur Hochburg der NS-Bonzen und zur „Alpenfestung“, in der man nicht nur Kunstschätze verbirgt, geworden. Ihre Freundin Helene ermöglicht unter Einsatz ihres eigenen Lebens, Regimegegnern und Deserteuren das Abtauchen.

Statt der weinerlichen Rona, die mich stellenweise ziemlich genervt hat, hätte ich gerne mehr über Isabels Freundin Helene erfahren. Diese Ereignisse kommen für mein Dafürhalten leider ein wenig zu kurz.

Der Roman ist leicht zu lesen. Der Wechsel zwischen den Zeitebenen gelingt mühelos. Geschickt sind die historischen Fakten in die Geschichte rund um Isabel eingeflochten.

Eine nette Idee ist es auch, zwischen den Kapiteln einzelne Kräuter und deren Wirkung vorzustellen.

Fazit:

Dieser Spurensuche nach den Wurzeln ihrer Familie, die die Leser in die Zeit des Zweiten Weltkrieges entführt, gebe ich 3,5 Sterne.

Bewertung vom 21.12.2023
Wittmann, Helmut;Haslinger, Sabina

Sagenhaft wandern im Salzkammergut


sehr gut

Erstmalig in der 39-jährigen Geschichte der Kulturhauptstadt Europas schließen sich 23 Gemeinden im ländlich geprägten inneralpinen Raum zu einer Kulturhauptstadt zusammen: Das Salzkammgut und seine Orte sind Kulturhauptstadt 2024. Aus diesem Anlass kann man aus einer Vielzahl von Büchern wählen. Eines davon begibt sich auf die Spuren von Sagen und Mythen überlieferter Erzählungen.

Das Salzkammergut bietet mit seinen Seen, Bergen, Wäldern und Almen reichlich Stoff für Sagen und Geschichten sind, die dazu anregen, diese Orte auch gleich zu besuchen.

Die Sagen sind folgenden Regionen zugeordnet:

Sagen aus dem Ausseer Land
Sagen rund um den Dachstein
Sagen aus dem Ischler Land
Sagen um den Traunsee
Sagen aus dem Seengebiet
Sagen aus dem Almtal

Zu jeder Sage, in denen es um Salige Frauen, Lindwürmer, Riesen und Zwerge geht, stellt uns das Autoren-Duo Helmut Wittmann & Sabina Haslinger passende Wanderungen vor. Jeder dieser Wandervorschläge enthält eine Beschreibung sowie einige Fotos bereit. Hier ist für Jede/Jeden etwas dabei: ob kurzer Spaziergang oder anspruchsvolle Tour. Das Einzige, das mir fehlt, sind Ausschnitte aus der jeweiligen Wanderkarte.

Fazit:

Gerne gebe ich diesem, in gediegener Aufmachung mit Lesebändchen erschienenen Buch, 4 Sterne.

Bewertung vom 21.12.2023
Prock, Anton

Die Tiroler Habsburger


sehr gut

Von den Tiroler Habsburgern sind den meisten von uns nur Herzog Friedrich IV., besser bekannt als „Friedl mit der leeren Tasche“ und sein Nachfahre Maximilian, der als Kaiser Maximilian I. der letzte Ritter, auch über das Heilige Römische Reich herrscht, geläufig. Dabei haben zahlreiche andere Herrscher des Tiroler Zweiges der Habsburger die Geschichte von Tirol zwischen 1406 und 1655 bestimmt.

Diese Zeit ist von zahlreichen Erbstreitigkeiten, Kriegen, persönlichen Fehden und Schicksalsschlägen sowie einer, durch die Silberfunde in Schwaz wirtschaftlichen Blüte des Landes geprägt. Der Aufschwung Innsbrucks beginnt um 1420 als Friedrich IV. seine Residenz von Meran an den Inn verlegt. Als Schnittpunkt der wichtigen Nord-Süd- bzw. West-Ost-Verbindung gewinnt die Stadt rasant an Bedeutung. Nicht nur der Hof siedelt sich an, sondern auch kirchliche Würdenträger, Bürger, Handwerker und Kaufleute. Sie prägen mit ihren Kirchen und Häusern bis heute das Stadtbild von Innsbruck. Neben Innsbruck spielen auch die Städte Schwaz (Silberbergwerk) und Hall in Tirol (Münzprägeanstalt) eine große Rolle.

Insgesamt acht Tiroler Habsburger werden uns von Autor Anton Prock näher vorgestellt. Das sind

Herzog Friedrich IV. mit der leeren Tasche (1406-1439)
Erzherzog Siegmund der Münzreiche (1439-1490)
Kaiser Maximilian I. (1490-1519)
Erzherzog Ferdinand II (1564-1595)
Erzherzog Maximilian III. der Deutschmeister (1602-1612, 1612-1618)
Erzherzog Leopold V. (1618-1632) und Claudia de‘ Medici (1632-1646)
Erzherzog Ferdinand Karl (1646-1662)
Erzherzog Sigismund Franz (1663-1665)

Meine Meinung.

Autor Anton Prock, im Brotberuf Schuldirektor und Kunsthistoriker, stellt das Leben bei Hofe, die wirtschaftliche und kulturelle Blüte während der 250-jährigen Herrschaft der Tiroler Habsburger, die in ganz Tirol ihre deutlich sichtbaren Spuren hinterlassen haben, recht anschaulich vor. Zahlreiche Abbildungen von Kunstdenkmälern sowie eine Zeittafel und Hinweise zu weiterführender Literatur ergänzen dieses interessante Buch über die Tiroler Habsburger. Der Schreibstil ist, man merkt den Lehrer im Autor, manchmal dozierend und trocken.

Fazit:

Gerne gebe ich diesem, interessanten und in gediegener Aufmachung mit Lesebändchen erschienenen Buch, 4 Sterne.

Bewertung vom 21.12.2023
Krause, Roland

Garmischer Wut


sehr gut

Ben Wiesegger ist vor einiger Zeit wieder in seine Heimat Garmisch-Partenkirchen zurückgekehrt, nachdem er vor mehr als zwanzig Jahren in die USA geflüchtet ist. Anlass dafür war ein Streit mit einem Freund, der wenig später tot am Berg gefunden worden ist. Obwohl es keinerlei Beweise für Bens Schuld gegeben hat, hält ihn die ganze kleine Garmischer Welt für den Mörder. Besonders der Poschinger, der örtliche Polizist, der noch ein privates Hühnchen mit Ben zu rupfen hat, hat ihn im Auge.

Blöderweise stolpert er beim Waldspaziergang mit Beppo, seinem neuen Jagdhund, über die Leiche seines Journalistenkollegen, dessen Tod so manchem nicht ganz ungelegen kommt. Dass der Tote nach einem Hundebiss in den Unterleib verblutet ist, lässt die Menschen in der näheren und weiteren Umgebung eine Jagd auf einen Wolf machen, weil Ben, auf Geheiß seines Chefs, einen reißerischen Artikel über den Toten geschrieben hat.

Gemeinsam mit der Tierärztin Laura, die einen Hundebiss von jenem eines Wolfes sehr wohl unterscheiden kann, versucht er die Büchse der Pandora, die er mit seinem Bericht geöffnet hat, wieder zu schließen.

Meine Meinung.

Obwohl dieser Krimi der zweite einer Reihe ist, lässt er sich unabhängig vom ersten lesen, denn einige Hinweise auf die Vergangenheit sind geschickt eingeflochten. Allerdings schadet es nicht „Garmischer Mordstage“ zu kennen.

Was ich von Ben Wiesegger halten soll, habe ich noch nicht ganz herausgefunden. Er wirkt trotz seiner Zeit in den USA ein wenig unbedarft. Ein so langer Auslandsaufenthalt sollte einen Menschen doch reifen und erwachsen werden lassen. Immer wieder tappt er ins Fettnäpfchen, obwohl er eigentlich nur wissen will, was seinerzeit am Berg oben passiert ist. Auch die anderen Protagonisten haben so ihre Ecken und Kanten.

Gut gelungen ist es dem Autor Roland Krause, das emotionsgeladene Thema Wolf in seinem Krimi unterzubringen. Das Pro und Kontra geht hier quer durch die Familien. Ein weiteres ernstes Thema ist das mit gefälschten Herkunftszertifikaten importierte Holz, das aus nicht EU-Ländern stammt und in der EU mit hohen Gewinnmargen verkauft wird.

Der Schreibstil ist für einen Regionalkrimi aus Bayern passend. So mancher spricht wie ihm oder ihr der Schnabel gewachsen ist. Zünftiges Essen, Bier und das eine oder andere Schnapserl, dürfen natürlich auch nicht fehlen. Das winterliche Garmisch dient hier als Kulisse.

Fazit:

Wer einen flott geschriebenen Krimi mit viel bayerischem Charme und jeder Menge Lokalkolorit sucht, ist hier richtig. Gerne gebe ich diesem Krimi aus dem Emons-Verlag 4 Sterne.

Bewertung vom 18.12.2023
Jones, Mona

Die Zuckerbäckerin von Cold Creek Valley / Cold Creek Valley Bd.2


gut

Dieser Liebesroman ist der zweite rund um die aufgeweckte und lebhafte Italienerin Chiara, die es der Liebe wegen nach Colorado zieht. Hier will sie nicht nur ihr Liebesglück finden, sondern sich auch den Traum einer eigenen Konditorei erträumt.

Dass nicht alle Wünsche so einfach in Erfüllung gehen und so manche Hürde genommen werden muss, versteht sich von selbst.

Meine Meinung:

Wie es sich für einen Liebesroman gehört, ist wenig Tiefschürfenden zu erwarten. Ein bisschen Hin und Her, eine eifersüchtige Schwester und ein sympathischer Retter, der Chiara aus höchster Not rettet . Hier wird kaum ein Klischee ausgelassen. Nur die böse Stiefmutter fehlt. An deren Stelle eben die Schwester steht.

Das Cover passt perfekt zum Inhalt: Zuckerguss und Glitzer.

Der Schreibstil ist einfach und das Buch lässt sich in Nullkommanix lesen. Die Erzählung wird abwechselns aus Chiaras und Gabriels Sicht erzählt.

Fazit:

Für alle jene, die einen leichten Liebesroman vor romantischer Kulisse lesen wollen, ist dieses Buch sicher ein kurzweiliges Lesevergnügen. Für mich ist die Geschichte ziemlich vorhersehbar und seicht. 3 Sterne.

Bewertung vom 16.12.2023
Mayer, Christian

Das Zuckerl


ausgezeichnet

Wer kennt sie nicht, die sauren Drops, die Heller-Zuckerl, Krachmandeln oder Seidenzuckerl aus der Kindheit? Ach ja und nicht zu vergessen die PEZ-Figuren, Blockmalzzuckerl bei rauem Hals oder die mit Schokolade gefüllten Pfefferminzzuckerl ?

In diesem Buch von Christian Mayer begegnen wir all diesen Köstlichkeiten wieder und dürfen bei der Renaissance des Zuckerlmachens im 21. Jahrhundert dabei sein. Das Zuckerlmachen ist ein Stück österreichischen Kulturgutes und hat eine bewegt Geschichte hinter sich.

Auf den ersten 100 Seiten erzähIt Christian Mayer die Geschichte des Zuckers, wie er mit Hilfe von Sklaven aus Zuckerrohr gewonnen und nach Europa importiert worden ist und nur für den reichen Adel zugänglich war. Erst die Napoleonische Seeblockade, ein Handelsembargo, das sich auf Überseewaren erstreckt hat, ebnet den Weg mit der Entdeckung der Zuckerrübe zu einem günstigen Süßungsmittel. Zunächst nur in Apotheken verkauft, startet der Siegeszug des Zuckers im 19. Jahrhundert mit dem Anbau und der Verarbeitung in Mitteleuropa. Auch in der Donaumonarchie mischen die Zuckerbarone mit und das Zuckerlmacherhandwerk blüht auf. Wien ist Anfang des 20. Jahrhunderts eine der Zuckerlhauptstädte. In der Zwischenkriegszeit setzt der Niedergang ein und findet mit der Arisierung der vorwiegend in jüdischem Besitz befindlichen Zuckerlfabriken seinen traurigen Höhepunkt.

Dann im Jahr 2013 hat Christian Mayer seinen Auftritt mit seiner „Wiener Zuckerlwerkstatt“. Gemeinsam mit seiner Frau Maria eröffnet er in der Wiener Herrengasse seine Manufaktur, in der die alte Tradition des Zuckerlmachens wiederaufersteht.

Mayer berichtet, dass er von früheren Zuckerlmachern, die allesamt bereits hochbetagt sind, Tipps und Tricks erlernen konnte und von dem einen oder anderen, alte Gerätschaften erhalten hat, die er liebevoll restauriert hat und nun wieder für die Herstellung spezieller Zuckerl einsetzt. Es folgt eine Reise durch de wundervolle Welt des Zuckerlmachens.

Das Buch „Das Zuckerl“ ist in gediegener Aufmachung als Hardcover mit zwei Lesebändchen im Servus-Verlag erschienen. Zahlreiche Fotos von alten und neuen Zuckerln finden sich genauso wie Abbildungen, wie die bunten Zuckerln in Handarbeit hergestellt werden.

Wem das noch alles viel zu theoretisch ist, kann die Schaumanufakturen in Wien und Salzburg besuchen, um bei einer Führung den Zuckerlmachern zuzusehen, den Duft der Zuckerln einzuatmen und das eine oder andere Glas handgemachter Zuckerl zu erstehen.

Fazit:

Diesem liebevoll gestalteten Buch über das historische Handwerk des Zuckerlmachens, das nun eine Renaissance erleben darf, gebe ich gerne 5 Zuckerl.

Bewertung vom 16.12.2023
Siebold, Henrik

Inspektor Takeda und der schöne Schein / Inspektor Takeda Bd.7 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

In seinem 7. Fall für Claudia Harms und Kenjiro Takeda lässt Autor Henrik Siebold das Duo zunächst einmal getrennt zu zwei Verbrechen ermitteln.

Obwohl Claudia Harms weder Dienst noch Bereitschaft hat, wird sie während des sprichwörtlichen Schietwetters zu einer männlichen Leiche gerufen. Ein Albtraum für Kriminalisten und Spurensicherung!

Harms ist bis auf die Knochen nass und vermisst Takeda, der sein freies Wochenende auf dem Landsitz der Gräfin Ernestine von Remsau in Schleswig-Holstein verbringt. Gemeinsam mit anderen Gästen, darunter auch Alexa, die Enkelin der Hausherrin, delektiert er sich an den Ausführungen der Kunstexpertin Ulrike Vogler über den berühmten japanischen Maler Katsushika Hokusai sowie an den erlesenen Speisen und Getränken.

Am nächsten Tag ist die Gräfin tot, das Landhaus ohne Strom und durch die Wassermassen von der Umwelt abgeschlossen. Ein klassisches Agatha-Christie-Szenario!

Ken beginnt bei Kerzenschein die Anwesenden zu befragen. Jede und Jeder scheint ein Motiv zu haben ...

Inzwischen ist die Identität des Toten vom Strand geklärt und Claudia Harms findet einen gut versteckten Konnex zur toten Gräfin. Da Takeda telefonisch nicht erreichbar ist, setzt sich Harms kurzerhand in ihr Auto und fährt trotz des Schietwetters zum Landsitz der Gräfin.

Meine Meinung:

Henrik Siebold greift diesmal nicht nur auf das „Closed-Room-Setting“ zurück, sondern auch zwei andere, äußerst beliebten Szenarien, nämlich das Vortäuschen des eigenen Todes bzw. den Wechsel von Identitäten. Dies allerdings so geschickt, dass die Handlung nicht überfrachtet wirkt. Die Spannung baut sich langsam auf, um dann mit der Ankunft von Claudia Harms ihren Höhepunkt zu finden.

Geschickt greift der Autor ein in Deutschland gerne vernachlässigtes Thema auf: Sklavenhandel und Kolonien. Halt, werden einige Leser sagen. Deutschland hat ja nur Deutsch-Südwestafrika als Kolonie gehabt und vergessen auf viele kleine Gebiete in Afrika, Mikronesien und auch im heutigen China. Ja, gemessen an den riesigen Kolonialreichen von Großbritannien und Frankreich, sind diese Gebiete fast, aber nur fast, vernachlässigbar. Ich erwähne stellvertretend den Völkermord an den Herero sowie die Ausbeutung von Land und Leuten. Außerdem war Hamburg einer der größten Überseehäfen Europas und die Hamburger Reedereien haben auch ihren Anteil am Sklavenhandel, indem sie Laderaum und Mannschaft zur Verfügung stellten.

Ich freue mich schon auf den nächsten Fall, wenn Claudia Harms und Kenjiro Takeda (hoffentlich) wieder gemeinsam ermitteln. Der Cliffhanger lässt hier einiges offen.

Fazit:

Wer die klassischen englischen Landhauskrimis mag, wird mit diesem Buch wirklich gut unterhalten. Ein feinsinniger Detektiv, ein einsames Landhaus und unvorhergesehene Wendungen sind eben die klassischen und passenden Zutaten zu einem fesselnden Krimi. Und das alles in eine hintergründige Story verpackt - so soll ein Krimi sein. Von mir gibt es 5 Sterne und eine Leseempfehlung.