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Lilli33
Buchflüsterer: 

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Insgesamt 552 Bewertungen
Bewertung vom 28.03.2013
Wolf, Klaus-Peter

Ostfriesenmoor / Ann Kathrin Klaasen ermittelt Bd.7


gut

Inhalt:
Im Uplengener Moor wird eine Mädchenleiche gefunden, der Tod muss schon vor ein paar Jahren eingetreten sein. Während Ann Kathrin Klaasen und ihre Kollegen auf der Suche nach dem Mädchenmörder sind, wird in Norden ein Baby entführt. Für die Familie beginnt ein Albtraum.

Meine Meinung:
Dieser 7. Band der Ostfriesenkrimireihe war mein erstes Buch von Klaus-Peter Wolf. Ich kenne also die Vorgängerbände nicht. Das störte mich aber kein bisschen. Ich nehme zwar an, dass sich die Protagonisten seit dem ersten Band weiterentwickelt haben, doch versteht es der Autor, dem Neueinsteiger das Gefühl zu vermitteln, dass er in dieser Hinsicht gegenüber Stammlesern nicht benachteiligt ist.

Das Buch lässt sich locker und leicht lesen, die häufigen Perspektivwechsel bringen Abwechslung mit sich. Zuweilen enden die Abschnitte mit einem kleinen Cliffhanger, bevor es mit einer anderen Perspektive weitergeht. Das sorgt dann natürlich auch für etwas Spannung.

Anfangs nimmt das Privatleben der Polizisten einen sehr großen Raum ein. Der Kriminalfall läuft ganz im Hintergrund. Da mir die Personen absolut unsympathisch (Rupert) bis nur wenig sympathisch (Ann Kathrin und Weller) waren, konnte ich mich für ihr Privatleben leider nicht so sehr erwärmen. Gut, eine jahrealte Leiche bringt natürlich nicht so viel Ermittlungsdruck und damit Spannung mit sich. Dies wurde dann besser, als der aktuelle Fall des entführten Babys seinen Lauf nahm. Vor allem gibt es hier auch Passagen aus der Sicht des Täters, die auf eine stark psychisch gestörte und unberechenbare Person hinweisen.

Die Polizei steht eigentlich über weite Strecken recht dumm da. Viele Ermittler verhalten sich absolut unprofessionell, lassen sich von Verdächtigen zur Weißglut bringen oder haben nichts als Sex im Kopf. So kommt es, dass die Auflösung der Fälle nicht durch geschickte Ermittlungsarbeit herbeigeführt wird, sondern viel dem Zufall zu verdanken ist.

Auch wenn mich einiges nicht wirklich begeistern konnte, wurde es dann am Schluss noch richtig spannend. Insgesamt hat mich der Krimi doch ganz gut unterhalten.

Die ersten sechs Bände der Reihe sind unter folgenden Titeln erschienen:
Ostfriesenkiller
Ostfriesenblut
Ostfriesengrab
Ostfriesensünde
Ostfriesenfalle
Ostfriesenangst

Der achte Band wird als „Ostfriesenfeuer“ auf den Markt kommen.

3 von 5 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 27.02.2013
Gerdom, Susanne

Das Haus am Abgrund


ausgezeichnet

Mystery vom Feinsten

Inhalt:
Der junge Adrian leidet an einem unheilbaren Gehirntumor. Die Zeit, die im noch bleibt, verbringt er in Cornwall in einem kleinen Cottage. Das leer stehende Herrenhaus nebenan fasziniert ihn und zieht ihn immer mehr an. Bei seinen Ausflügen trifft er immer wieder auf ein Mädchen namens November. Auch sie hat eine Verbindung zu dem Haus. Gemeinsam erforschen sie die Vergangenheit und stoßen auf ein tödliches Geheimnis.

Meine Meinung:
Susanne Gerdom hat sich an einem für sie neuen Genre versucht, mit Erfolg! „Das Haus am Abgrund“ ist in meinen Augen ein absolut gelungener Jugendroman im Mystery-Bereich. Liebenswerte und tiefgründige Haupt- und Nebenfiguren, eine spannende, teils gruselige Handlung und gefühlvolle Passagen, alles gewürzt mit einer Prise Humor, machen dieses Buch zu einem runden Lesevergnügen. Dabei macht es die Autorin dem Leser nicht gerade leicht, die verschiedenen Zeit- und Realitätsebenen zu verstehen und auseinanderzuhalten. Doch das hat mich nicht im Geringsten gestört. Im Gegenteil, es regt zum eigenen Mitdenken und Spekulieren an, was mir immer sehr viel Spaß macht. Beim schnellen, oberflächlichen Lesen übersieht man vielleicht zu viele der eingestreuten Hinweise, man sollte also besser sorgfältig lesen. Vor Verwirrungen durch Geister oder Halluzinationen sollte man sich nicht fürchten, ebenso wenig vor verschiedenen Personen mit demselben Namen. Ich kann nur empfehlen, ganz tief in die Geschichte einzutauchen und sich durch die Seiten treiben zu lassen, dabei aber links und rechts die Augen offen zu halten.

Obwohl am Ende nicht alles schlüssig erklärt ist – aber diese ganzen Mysterien sind einfach nicht hundertprozentig zu erklären, sonst wären es ja keine Mysterien – war ich rundum zufrieden, denn es gab noch einmal eine tolle Wende, die mich wirklich überraschen konnte.

Der Schreibstil ist auch bei diesem Buch, wie von Susanne Gerdom gewohnt, einfach klasse und lässt die Seiten nur so dahin fliegen. Bildhafte Beschreibungen schaffen eine authentische Atmosphäre. Das Kopfkino sprang bei mir sofort an. Oft hatte ich eher den Eindruck, einen Film zu sehen als ein Buch zu lesen.

Fazit:
Ein etwas anderer Jugendroman, den ich gerne weiter empfehle!

Bewertung vom 18.01.2013
Rush, Jennifer

Escape / Anna Bd.1


ausgezeichnet

Spannender, geheimnisvoller Jugendthriller

Inhalt:
Die junge Anna lebt allein mit ihrem Vater Arthur in einem entlegenen Farmhaus. Arthur arbeitet für eine Organisation mit dem Namen „Sektion“ an einem Experiment. Im Keller des Hauses befindet sich ein Labor, in dem seit Jahren vier junge Männer hinter Glas gefangen gehalten werden. Ihre Erinnerung reicht nur fünf Jahre zurück. Anna unterstützt ihren Vater bei der Arbeit, obwohl sie nicht weiß, worum es bei dem Experiment geht. Da sie aber keinen Kontakt zu anderen Jugendlichen hat und kein anderes Leben kennt, hinterfragt sie die Sache auch nicht groß. Doch Anna sieht in den Jungs nicht nur Versuchskaninchen, sie sucht in ihnen Freunde. Besonders zu dem charismatischen Sam fühlt sie sich hingezogen.

Als die vier Jungs eines Tages fliehen, fordert Arthur Anna auf, mit ihnen zu gehen und nie wieder Kontakt zu ihm aufzunehmen. Anna ist verwirrt, folgt aber. Damit beginnt eine Reise durch verschiedene US-Staaten direkt in die Vergangenheit der Protagonisten. Anna muss erkennen, dass ihr ganzes bisheriges Leben eine Lüge war…

Meine Meinung:
Ich habe dieses Buch geradezu verschlungen. Es beginnt relativ gemächlich, aber irgendwann kommt der Punkt, wo man es nicht mehr aus der Hand legen mag, weil es einfach so spannend ist. Action- und Kampfszenen wechseln sich mit ruhigeren, gefühlvollen, aber relativ kitschfreien Szenen ab. Dabei wird ein angenehmes Gleichgewicht gewahrt, keine Seite nimmt überhand, was ich als sehr positiv empfand.

Die fünf jungen Leute umgibt ein Geheimnis, das in ihrer Vergangenheit liegt und das es zu lösen gilt. Dabei erleben sie immer wieder Gefahren und Überraschungen, die alles auf den Kopf stellen. Ich befand mich beim Lesen ständig in einem Wechselbad der Gefühle. Die Handlung riss mich einfach mit.

Da aus Annas Sicht in der Ich-Form erzählt wird, wird der Leser ganz nah an dieser sympathischen Protagonistin durch das Buch geführt. Man bekommt ihre Gefühle, Gedanken, Zweifel und Hoffnungen hautnah mit und kann dadurch ganz in die Geschichte eintauchen. Natürlich hat diese Figur dadurch auch die größte Tiefe, die vier Jungs und auch die anderen Personen blieben in meinen Augen noch etwas blass. Ich hoffe aber, dass sich das in den Folgebänden noch ändern wird, wenn sie noch mehr über ihre Vergangenheit herausfinden.

Die Handlung ist gut durchdacht, es gibt keine Unklarheiten oder Handlungsweisen, die man nicht nachvollziehen kann.

Sehr gelungen finde ich den Schluss. Einerseits ist das Buch damit in sich abgeschlossen, andererseits sind noch so viele Fragen offen, dass ich dem nächsten Band der Reihe schon entgegen fiebere.

Fazit:
Wer Jugendthriller in Roadtripmanier mag, sollte dieses Buch auf jeden Fall lesen! Von mir gibt es 4 ½ Sterne, aufgerundet 5.

Bewertung vom 11.01.2013
Wekwerth, Rainer

Das Labyrinth erwacht / Labyrinth Bd.1


sehr gut

Temporeicher Jugendthriller mit dystopischen Elementen

Inhalt:
Sieben Jugendliche erwachen nackt und ohne Erinnerungen an einem ihnen unbekannten Ort. Neben jedem steht nur ein Rucksack mit den notwendigsten Dingen, Kleidung, ein wenig Nahrung, Wasser. Daneben hat jeder noch etwas, das nicht alle haben, ein Messer, ein Feuerzeug, ein Seil. Jeb hat außerdem einen Zettel mit Handlungsanweisungen bekommen. Die sieben Jugendlichen müssen durch sechs Welten wandern, die durch Tore miteinander verbunden sind. Doch es gibt immer ein Tor weniger als Jugendliche, sodass in jeder Welt einer zurückbleiben muss und nur ein einziger in sein wahres Leben zurückkehren kann.

Meine Meinung:
Als Leser wird man direkt mitten in die Handlung geworfen. Genau wie die Jugendlichen, die nach und nach aus einem schlafähnlichen Zustand erwachen, hat man keine Ahnung, was hier los ist. Wie kommen die Jugendlichen an diesen Ort? Warum wurden gerade sie ausgewählt? Wer steckt dahinter? Im Lauf des Buches kann man lediglich auf die zweite Frage eine andeutungsweise Antwort erahnen, den Rest wird man wohl erst in den Folgebänden erfahren, was für mich ein wenig unbefriedigend ist.

Davon abgesehen fand ich das Buch richtig klasse. Rainer Wekwerth hat hier einen tollen Pageturner geschaffen. Das Tempo ist von Anfang an hoch, und die Spannung zieht sich auf hohem Niveau von der ersten bis zur letzten Seite. Es fiel mir wirklich schwer, das Buch aus der Hand zu legen. Die sieben Jugendlichen befinden sich in einem Kampf gegeneinander und auch gegen sich selbst, gegen ihre größten Ängste, die sie verfolgen. Dabei können sie nur als Gruppe weiterkommen, eine echte Zwickmühle.

Obwohl anfangs gleich sieben Charaktere eingeführt werden, besteht nie eine Verwechslungsgefahr. Alle sieben unterscheiden sich in ihrem Aussehen und ihren Charaktereigenschaften, sodass sie immer eindeutig zu erkennen sind.

„Das Labyrinth erwacht“ ist der Auftakt zu einer Trilogie. Der nächste Band ist für Sommer 2013 geplant, die Wartezeit also glücklicherweise überschaubar.

Der erste Band einer Reihe ist immer etwas schwer zu beurteilen, wenn er nicht in sich abgeschlossen ist, weil man sich ja noch kein Gesamtbild machen kann. Man sieht noch nicht, ob am Ende alles zusammenpasst und stimmig ist. Da mich dieses Buch mit zu vielen offenen Fragen und damit etwas unbefriedigt zurücklässt, gebe ich vorerst nur 4 von 5 Sternen.

Bewertung vom 28.10.2012
Winner, Jonas

Der Architekt


gut

Nicht schlecht, aber verbesserungsfähig

Inhalt:
Der Drehbuchautor Ben Lindenberger muss sich sagen lassen, dass er einen Totschläger nicht authentisch darstellen kann. Um das zu ändern, verfolgt er bei Gericht den Prozess gegen den Architekt Julian Götz, der seine Frau und seine beiden Kinder erschlagen haben soll. Dabei merkt er gar nicht, dass er selbst immer tiefer in den Fall hineingezogen wird.

Meine Meinung:
Der Anfang ist etwas verwirrend, weil drei Handlungsstränge aufeinandertreffen. Dann werden aber vorerst nur noch zwei weitergeführt und damit die Konstruktion der Geschichte vereinfacht. Die Handlung um Ben Lindenberger und Julian Götz ist einigermaßen spannend und man kann mit verfolgen, wie Ben langsam in den Sog des Architekten gerät und sich immer mehr mit dem Täter identifiziert. Die psychischen Auswirkungen auf Ben kamen mir allerdings etwas teilweise zu sprunghaft und waren mir nicht immer ganz verständlich.

Auf der anderen Seite haben wir das Mädchen Mia, das sich von seiner Freundin Dunja in eine Sache reinziehen lässt, aus der es scheinbar kein Entkommen gibt. Hier war es noch viel schwieriger, etwas nachzuvollziehen, weil der Leser absichtlich im Unklaren gelassen wird, worum es genau geht. Oft hatte ich den Eindruck, dass die beschriebenen Personen unter Drogen stehen, so unwirklich wirkte in diesem zweiten Handlungsstrang alles.

Während am Anfang detailliert beschrieben und dargestellt wurde, kam mir das Ende dann zu schnell und gewaltig, hier blieben meines Erachtens einige Erklärungen auf der Strecke.

2 von 5 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 19.09.2012
Gowda, Shilpi Somaya

Geheime Tochter


sehr gut

Emotional und ergreifend!

Dahanu, Indien, 1984. Kavita bekommt ihr zweites Baby. Schon das erste hat ihr Mann ihr weggenommen und getötet, weil es ein Mädchen war. Auch das zweite ist ein Mädchen. Kavita bringt es heimlich nach Bombay ins Waisenhaus.

San Francisco, Kalifornien, 1984. Somer hat zum wiederholten Mal eine Fehlgeburt. Die Ärzte stellen fest, dass sie keine Kinder bekommen kann. Somer und ihr Mann Krishnan, ein gebürtiger Inder, entschließen sich zur Adoption.

Shilpi Somaya Gowda gelingt es auf eindrucksvolle Weise, die gegensätzlichen Welten, hier die armen Bauern in Indien – dort die gutsituierten Akademiker in Kalifornien, darzustellen und eine Brücke zwischen ihnen zu schlagen. Sie nimmt uns mit auf eine ca. 25 Jahre lange Reise im Leben dieser beiden Familien, die sie, von Kleinigkeiten abgesehen, glaubhaft beschreibt. Auf der einen Seite lesen wir von Kavita, die täglich an ihre Tochter denkt und für sie betet und auch nach Jahren immer noch unter dem Schmerz der Trennung leidet. Auf der anderen Seite begleiten wir Asha bei ihren neuen Eltern. Speziell während der Pubertät ist das Zusammenleben nicht einfach. Dabei kommen in diesem Fall zu den normalen Teenagerproblemen noch die der Adoption und der anderen Herkunft hinzu. Mit zunehmendem Alter möchte Asha mehr über ihre indischen Wurzeln erfahren, vielleicht sogar ihre leiblichen Eltern kennenlernen oder zumindest herausfinden, warum sie damals weggegeben wurde.

Gowdas Schreibstil ist einfach, aber schön zu lesen. Die Kapitel sind sehr kurz und wechseln anfangs zwischen Kavita in Danahu und Somer in Kalifornien, später auch noch zwischen anderen Personen. Das Buch ist stark von Gefühlen und Gedanken geprägt. Daher hätte ich es angenehmer gefunden, wenn die jeweiligen Personen in der 1. Person davon erzählen würden. Hier wird aber in der 3. Person berichtet, so dass zwischen den Protagonisten und dem Leser eine gewisse Distanz bleibt.

Gut gefallen haben mir die detaillierten Beschreibungen. Die Slums bauten sich direkt vor meinem inneren Auge auf. Dann wiederum ließ Gowda die farbenprächtigen Saris und das üppige Buffet auf einer indischen Hochzeit vor mir erscheinen.

Im letzten Viertel des Romans hat die Autorin dann für meinen Geschmack etwas zu viel Dramatik aufgefahren, aber das eigentliche Ende fand ich passend, es ist schön rund.

Fazit:
Ich kann das Buch auf jeden Fall jedem empfehlen, der sich mit dieser Thematik auseinandersetzen möchte.

0 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 15.09.2012
Lu, Marie

Fallender Himmel / Legend Trilogie Bd.1


ausgezeichnet

Spannend und bewegend!

Inhalt:
Los Angeles im Jahr 2130. Die Republik Amerika führt Krieg gegen die Kolonien. In den Armenvierteln grassiert eine Seuche. Als Days Familie davon betroffen ist, will er Medikamente stehlen, wird aber von Junes Bruder Metias daran gehindert. Der rebellische Day, der meistgesuchte Verbrecher der Republik, kann entkommen. Doch nun wird die Elitesoldatin June auf den Mörder ihres Bruders angesetzt. Irgendwann kommt June einem gut gehüteten Geheimnis auf die Spur und muss erkennen, dass sie nur benutzt wird…


Meine Meinung:
„Legend – Fallender Himmel“ hat mich nicht enttäuscht. Ich habe das Buch geradezu verschlungen und dabei mit den beiden Helden gebangt. Das Buch beginnt spannend und steigert sich immer mehr von Seite zu Seite. Ich konnte es gar nicht mehr aus der Hand legen. Das Erzähltempo ist enorm, dem Leser wird kaum eine Verschnaufpause gegönnt.

Die Kapitel wechseln sich zwischen June und Day ab, wobei beide in der 1. Person im Präsens erzählen. Dadurch wird man direkt in die Handlung hineingezogen, bekommt die Gedanken und Gefühle der Protagonisten hautnah mit und kann sich von beiden Seiten ein umfassendes Bild machen. Day und vor allem June entwickeln sich im Verlauf der Geschichte ganz gewaltig. Dabei ist diese Entwicklung gut nachvollziehbar und logisch. Das Aufeinandertreffen ihrer zwei verschiedenen Welten wird sehr schön dargestellt. Nach und nach erfährt man auch viel über ihre Vergangenheit und Hintergründe, sodass für mich am Ende in dieser Hinsicht keine Fragen offen blieben. Beide Jugendlichen wirken authentisch, sie haben ihre Ecken und Kanten und sind alles andere als langweilige Figuren. Obwohl sie erst 15 Jahre alt sind, wirken sie wesentlich reifer, was sicher ihren Lebensumständen geschuldet ist.

Die Handlung ist stellenweise ziemlich brutal, es werden massenweise Menschen getötet, doch wird die ethisch-moralische Rechtmäßigkeit sofort von den Protagonisten in Frage gestellt, sodass es in keiner Weise irgendwie akzeptabel oder gar verherrlichend wirkt.

Natürlich darf in einem solchen Buch auch eine Romanze nicht fehlen. Sie nimmt allerdings in diesem 1. Band der Trilogie einen wohltuend geringen Raum ein, ist aber eben das I-Tüpfelchen ;-)

Fazit:
Mich hat das Buch restlos begeistert.

Bewertung vom 08.09.2012
Hill, Frances G.

Drachenhaut


ausgezeichnet

Märchenhaft, magisch, wunderbar

Inhalt: Die Peri Banu, Fürstin der Feen, und Der Naga, Gott der Schlangen, schließen eine Wette ab. Der Naga verflucht das Patenkind der Peri Banu, den Kronprinz Massinissa, der ebenso wie sein Vater, der Shâya, der Drachenjagd nicht abgeneigt ist. Kann Massinissa dem Fluch entkommen oder wird er sein ganzes Leben als Panther und Zwerg verbringen müssen?

Das Waisenmädchen Lilya, Enkelin des Beg Kobad, eines angesehenen und mächtigen Magiers, wächst in dessen Haus auf. Wegen ihrer dunklen Hautfarbe und ihrer entstellenden Brandnarben wird sie von den meisten ihrer Tanten und Cousinen gehänselt und gemieden. Doch von Kobad wird sie bevorzugt, und sein Interesse an ihr nimmt mit der Zeit immer mehr zu. Er kennt ihr größtes Geheimnis, von dem sie nicht einmal selbst etwas ahnt.

Schon bald werden Massinissas und Lilyas Schicksal miteinander verknüpft …

Meine Meinung:
Mit ihrem neuen Roman „Drachenhaut“ entführt uns Frances G. Hill aka Susanne Gerdom in ein orientalisch angehauchtes Setting. Man fühlt sich beim Lesen wie in einem Märchen aus Tausendundeiner Nacht. Das liegt nicht nur an den Schauplätzen und den handelnden Personen, sondern auch an der dazu passenden Sprache, die bildhaft und gehoben, aber trotzdem einfach zu lesen ist. Die orientalischen Begriffe wie „Banu“ oder „Shâya“ sind ebenso wie die meisten Personen im Glossar aufgeführt, was vor allem jüngeren Lesern den Einstieg in das Buch erleichtern dürfte. An ausgewählten Stellen wurde die Handlung mit einigen Prisen Humor aufgelockert, was das Lesevergnügen noch steigert.

Die Autorin hat sich eine spannende, wahnsinnig atmosphärische und fantasievolle Geschichte ausgedacht, in der es viel um Magie geht. Diese Magie wird durchweg schlüssig und logisch beschrieben, so dass man sich fragt, warum das eigentlich im richtigen Leben nicht so funktioniert. Aber auch die übrigen Beschreibungen, z.B. der Bibliothek oder des Basars sind absolut gelungen. Es wirkt alles so plastisch, man möchte direkt ein Buch aus dem Regal ziehen bzw. bekommt den Geruch der verschiedenen Gewürze nicht mehr aus der Nase. Man kann beim Lesen wirklich voll und ganz mit allen Sinnen in das Buch eintauchen.

Die Charaktere sind ganz wunderbar ausgearbeitet, allen voran die Protagonistin Lilya, die eine riesige Entwicklung durchmacht und von einem einsamen, scheuen Mädchen zu einer selbstbewussten Frau mutiert, die ihre Kräfte kennt und einsetzen kann. Aber auch die Nebenfiguren wurden nicht vernachlässigt. Hier hat mir besonders gut Ajja, Lilyas Amme, gefallen, die Lilya mit den allerlieblichsten Kosenamen betitelt. Oder Yani, Udad, Aghilas … Es gibt wirklich keine Figur, an deren Auftreten ich etwas auszusetzen hätte.

Sehr lustig sind die Geplänkel zwischen der Peri Banu und Dem Naga, die den Rahmen für die eigentliche Geschichte bilden.

Fazit:
Wer das etwas andere Buch mit viel Atmosphäre und viel Fantasie sucht, ist hier genau richtig. „Drachenhaut“ ist ein wundervoll märchenhaftes Jugendbuch, das aber auch Erwachsenen viel Spaß bereiten dürfte. Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung!

Bewertung vom 14.06.2012
Peetz, Monika

Sieben Tage ohne / Dienstagsfrauen Bd.2


sehr gut

Inhalt:
Jeden ersten Dienstag im Monat gehen fünf Kölner Freundinnen zusammen essen. Einmal im Jahr fahren die 'Dienstagsfrauen' zusammen weg. Nachdem sie im ersten Band nach Lourdes gepilgert sind, geht es in diesem Buch zum Heilfasten in das entlegene Burghotel Achenkirch im Altmühltal. Hier hofft Eva herauszufinden, wer ihr bisher unbekannter Vater ist, wovon die Freundinnen aber nichts wissen sollen. Auch Caroline trägt ein Geheimnis mit sich herum. So kommt es zwischen all der Geheimniskrämerei und ständigen Hungergefühlen zu manchen Missverständnissen und Reibereien unter den fünf Freundinnen, aber auch die anderen Hotelgäste bekommen ihr Fett weg.

Meine Meinung:
Den ersten Band dieser Reihe Die Dienstagsfrauen muss man nicht gelesen haben, um hier mitzukommen. Die fünf Freundinnen und ihre Erlebnisse auf der Pilgerreise werden hier noch einmal kurz umrissen, und da sie alle so unterschiedlich sind, kann man sie auch gleich gut auseinanderhalten. Da haben wir die erfolgreiche, gut organisierte Anwältin Caroline, die gerade wiedereingestiegene Ärztin und vierfache Mutter Eva, die verwöhnte, reiche Apothekergattin Estelle, die esoterisch angehauchte junge Witwe Judith und die frischgebackene Mama und arbeitslose Designerin Kiki. Diese fünf haben so viele verschiedene Charakterzüge, dass sich sicherlich jede Leserin in mindestens einer Figur zumindest teilweise wiederfinden wird.

Der Roman lässt sich locker und flott lesen. Die kurzen Kapitel verleiten immer wieder dazu, schnell nur noch gerade ein Kapitel zu lesen, und im Nu hat man das ganze Buch durch. Weder sprachlich noch inhaltlich ist es besonders anspruchsvoll, wodurch es sich perfekt als Urlaubslektüre eignet. Es sind zwar einige Klischees eingebaut, aber die sorgen für jede Menge Humor. Die Charaktere wirken einigermaßen authentisch, es sind Menschen, wie sie auch in unserem eigenen Freundeskreis vorkommen könnten. Natürlich dreht sich auch bei diesem Frauenroman einiges um die Liebe, doch bleibt sie eher im Hintergrund. Im Vordergrund steht eindeutig die unerschütterliche Freundschaft der fünf Frauen.

Im Großen und Ganzen habe ich das Buch recht gern gelesen, viel geschmunzelt und auch stellenweise herzhaft gelacht.

15 von 21 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 15.05.2012
Ludwig, Stephan

Zorn - Tod und Regen / Hauptkommissar Claudius Zorn Bd.1


sehr gut

In diesem Roman dreht sich sehr viel um Claudius Zorn, und der hält sich für den Nabel der Welt. Warum er in dem Team Zorn / Schröder der Chef ist, weiß ich nicht, denn Schröder hat viel mehr drauf. Zorn ist mir leider recht unsympathisch. Seine Arbeit mag er nicht, er ist faul, chaotisch, immer mürrisch und hängt gern den Chef raus. Schröder dagegen ist fleißig, hochintelligent, immer fröhlich und seinem Chef treu ergeben. Beide Protagonisten sind mir etwas zu stark in die jeweilige Richtung gezeichnet. Allerdings ergeben sich aus den extremen Gegensätzen oft witzige Dialoge.

Der Mordfall kommt auf den ersten 100 Seiten des Buches zugunsten von Zorns Charakter und Privatleben etwas zu kurz. Doch dann nimmt die Handlung rapide Fahrt auf, und es wird immer spannender. Durch Zorns ungewöhnliche Ermittlungsmethoden und die daraus resultierenden Fehler kommt es zu allerlei gefährlichen Situationen für Außenstehende und auch für die Ermittler selbst. Als Leser tappt man genau wie Zorn und Schröder lange im Dunkeln, wer hinter den ganzen Todesfällen steckt. Ab und zu taucht mal ein Puzzlestückchen auf, aber das große Ganze kann man nicht erahnen. Erst am Schluss klärt sich alles auf. Das ist aber nicht der Polizeiarbeit zu verdanken, sondern der Tatsache, dass sich jemand alles von der Seele reden will. Eine solche Auflösung ist mir immer etwas zu einfach gestrickt.

Trotz meiner Kritikpunkte habe ich mich von diesem Krimi gut unterhalten gefühlt. Das Buch lässt sich sehr gut lesen, der Schreibstil ist sehr angenehm. Spannung ist genügend vorhanden. Das Handlungsgerüst ist logisch aufgebaut. Die grausamen Morde hätte man nicht ganz so detailliert beschreiben müssen, das hätte der Spannung keinen Abbruch getan.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.