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Dreamworx
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Berlin

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Insgesamt 1378 Bewertungen
Bewertung vom 19.12.2020
Imboden, Blanca

Drei Frauen im Schnee


sehr gut

Ein Weihnachtsfest der besonderen Art
Sonja ist ihres Alltags müde. Ihre Teenagerzwillinge Lilly und Amelie sind inzwischen auf eigenen Wegen unterwegs, die Welt von Ehemann Paul dreht sich nur um sich selbst und ihre Schwiegermutter Irene tötet ihr mit ihrer Besserwisserei und ihren Bevormundungen den letzten Nerv. Als das Weihnachtsfest dann für Sonja wieder nur in Stress ausartet, jeder seine Ansprüche an sie stellt, keiner sich einmal um ihre Befindlichkeiten kümmert, wird ihr alles zuviel, und so streicht sie die Segel in der Silvesternacht und haut einfach ab. Auf dem Friedhof trifft sie neben einer alten Schulfreundin auch Bernadette aus ihrer Nachbarschaft. Die drei Frauen raufen sich schnell zusammen und freunden sich miteinander an. Gemeinsam verbringen die drei einige Tage in den Bergen in einem Hotel, teilen Sorgen und Nöte und sind auch vor einigen Überraschungen nicht gefeit...

Blanca Imboden hat mit „Drei Frauen im Schnee“ einen kurzweiligen Roman vorgelegt, der sich wie mitten aus dem Leben geschnitten liest. Der flüssige und farbenfrohe Erzählstil stellt den Leser an Sonjas Seite, um von ihr aus der Ich-Perspektive einen guten Einblick in ihr bisheriges Leben zu bekommen. Das dort herrschende Chaos kommt so manchem bekannt vor, besonders vor den Feiertagen und am Jahresende wird deutlich, auf welchen Schultern die Organisation des Festes meistens abgeladen wird, während die üblichen Verdächtigen tausend Wünsche haben, die nebenbei erfüllt werden sollen. Dabei kommt gerade denjenigen die Weihnachtsstimmung abhanden, die als ausführende Personen auserkoren regelrecht Pirouetten drehen und sich verbiegen müssen, um allen Forderungen nachzukommen, wobei ihre eigenen Wünsche und Träume den Bach runter gehen. Der ungeplante Ausbruch von Sonja war da nur eine Frage der Zeit, denn irgendwann hat man keine Lust mehr zu funktionieren. Inmitten einer ruhigen, verschneiten Bergwelt kann sie aufatmen, runerkommen und sich selbst mal wieder spüren. Die bildhaften Landschaftsbeschreibungen bringen Ruhe und Entspannung in das vorher doch recht chaotische Geschehen. Auch die neue Freundschaft zwischen den drei Frauen, die sich gegenseitig unterstützen und sich einander offenbaren, zeigt von der Alltäglichkeit der Geschichte und kommt dem einen oder anderen äußerst bekannt vor.

Die Chararktere wirken wie aus der realen Welt, besitzen glaubwürdige menschliche Eigenschaften und ziehen den Leser so in ihren Bann, der so manches ihrer Erlebnisse mit ihnen zu teilen vermag. Sonja ist eine freundliche und allzu gutmütige Frau mit einer hohen Schmerzgrenze um des lieben Friedens willen. Doch auch diese ist irgendwann erreicht und führt zu Atemnot und Widerstand. Schulfreundin Karin hat vor kurzem ihren Mann verloren und hat das alles noch nicht verarbeitet. Bernadette ist die Hilfsbereitschaft in Person, allerdings kaschiert sie damit ihre Einsamkeit. Amelie und Lilly gebärden sich wie typische Teenager, die oftmals altklug daherreden, doch dann wieder wie Kinder sind. Schwiegermutter Irene ist wie ein Stachel im Fleisch, der immer mal wieder pikst, bis der Schmerz irgendwann Überhand nimmt. Paul ist ein Egoist, der sich mehr um seine Lieben kümmern sollte.

„Drei Frauen im Schnee“ ist eine unterhaltsame (Weihnachts)-Geschichte, wo so manch einer sich irgendwie wiederfindet. Kurzweilige Lektüre für zwischendurch mit einigen Denkanstössen und verdienter Leseempfehlung!

11 von 16 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 19.12.2020
Pesarini, Eileen

NATURAL SWEETS - das Backbuch


ausgezeichnet

"Es ist nicht alles Zucker, was süß ist." (Deutsches Sprichwort)
Die Start-up-Gründerin Eileen Pesarini hat schon früh eine Leidenschaft fürs Backen entwickelt. Mit „NATURAL SWEETS-Das Backbuch“ bringt sie nun ihre Lieblingsrezepte in die Küchen ihrer zahlreichen Fans, die sich eine zuckerfreie, glutenfreie und vegane Variante wünschen und dabei nicht auf den Genuss verzichten müssen. Über dieses Backbuch habe ich mich besonders gefreut, denn ich war gespannt, welche Ersatzhilfen man zum Einsatz nehmen kann, um auf den raffinierten Zucker weitestgehend zu verzichten.

Schon die hochwertige Aufmachung des Buches ist sehr gelungen, schön gestaltete Fotos untermalen nicht nur die Einleitung und die Beschreibung von Eileens Vorratskammer, sondern zeigen auch das Endergebnis ihres Rezepts in appetitlicher Darstellung, so dass man sofort loslegen möchte.

Hat man sich Zutaten wie Erdnussmus, Kokosmus, Tahini, Kokosöl und Nussmus erst einmal besorgt, kann man frisch ans Werk gehen. Die Autorin spart auch nicht an Tipps und Tricks, so geht sie genau auf die Inhaltsstoffe ein und nennt einiges an Alternativen, damit das Backwerk gelingt. Die Zimtsterne sind schnell gemacht, passen zur Jahreszeit und schmecken fast noch besser als nach altbewährtem Rezept. Besonders empfehlenswert sind auch die Erdnuss-Karamell-Riegel, von denen man gar nicht genug haben kann und sich vorsorglich einen kleinen Vorrat anschafft. Aber auch die Vanillekipferl, der vegane Käsekuchen, die Apfeltarte, das Tiramisu oder der Kaiserschmarrn sind zum Niederknien.

Nachdem wir nun allerlei aus dem Buch nachgebacken haben, können wir einstimmig sagen, dass es auch ohne den üblichen Zucker geht und geschmacklich keine Abstriche zu machen sind. Eine tolles Backbuch, dessen Anschaffung sich auf jeden Fall lohnt! Absolute Empfehlung!

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 13.12.2020
Oswald, Ute

Weihnachten im Norden


gut

Persönliche Geschichten zum Fest
Mit „Weihnachten im Norden“ bietet Ute Oswald ihren Lesern einige kurze Erzählungen an, die sich gut für eine kleine Auszeit eignen. Die Geschichten stammen aus unterschiedlichen Zeiten, so erstreckt sich die Spanne von 1949 bis hin ins Jahr 2020. Um folgende Erzählungen handelt es sich:
Die Heimkehr (1949), Klingelschleede (Anfang der 50er Jahre), Der verlorene Weihnachtsmann (1954), Weihnachten im fremden Land (1959), Eine weihnachtliche Fahrt nach Friedrichsgabe (1964), Schnee und andere Katastrophen (1978), Der gefesselte Weihnachtsbaum (1979), Weihnachtsmanns letzte Tour und Weihnachten mit Abstand (2020).
Neben den oben genannten Geschichten finden sich manch kurze Einschübe und Verse in norddeutscher Mundart wieder, die sich wie ein Zungenbrecher lesen lassen, aber die Übung macht bekanntlich den Meister. Der Erzählstil ist flüssig und wirkt eher wie ein Gespräch, dem man zuhört. Trotzdem fehlt das gewisse Etwas, das einen an das Buch fesselt.
Die Autorin gibt nicht nur etwas ernstere Erzählungen preis wie z.B. die Rückkehr eines aus russischer Kriegsgefangenschaft zurückkehrenden Soldaten oder eine Besuch, der völlig aus dem Ruder läuft, sondern lässt den Leser auch in ihre persönlichen Erlebnisse und Erfahrungen hineinschnuppern. Die letzte Geschichte handelt von diesem für uns alle recht schwierigen Jahr und gibt einen Eindruck von einem Weihnachten unter Coroan-Bedingungen zum Besten. Über allen Erzählungen liegt eine leichte Decke von Weihnachtszauber, die schon einmal auf das Fest der Familie einstimmen soll.
„Weihnachten im Norden“ ist recht unterhaltsam und kurzweilig, allerdings sind die Geschichten nicht sehr aussagekräftig und bleiben somit nicht lange im Gedächtnis. Als Snack für zwischendurch in Ordnung, mehr leider nicht.

4 von 6 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 13.12.2020
Vanek, Tereza

Lockruf der Fremde


sehr gut

"Reisen bedeutet Grenzen zu überschreiten, auch die eigenen." (Wanda Rezat)
1931. Die Malerin Alice Wegener kehrt nach langer Zeit in Mexiko mit ihren Kindern Leonora und Paul für eine Ausstellung ihrer Bilder zurück nach Berlin. Die Nazis sind im Aufwind und bringen das deutsche Volk mit ihren Hetzkampagnen gegen alles Fremdländische und gegen die Juden auf. Als Paul auf die mittellose adelige Friderike von Greifen trifft, verliebt er sich Hals über Kopf in sie, was Friderikes Bruder als Anhänger der Nationalsozialistischen Partei ein Dorn im Auge ist. Während Paul sich einer archäologischen Expedition in Peru anschließt, hat seine exotisch aussehende Schwester Leonore mit Anfeindungen aus der deutschen Bevölkerung zu kämpfen, so dass Alice alsbald mit ihr nach Mexiko zurückkehrt. Als Friderike des Wartens auf eine Nachricht ihrer Liebe Paul müde ist, wagt sie das Abenteuer und macht sich auf die gefährliche Reise nach Peru, um ihn zu finden…
Tereza Vanek hat mit „Lockruf der Fremde“ den Anschlussband ihres historischen Romans „Der Duft des Regenwalds“ (damals noch unter dem Namen Rosa Zapato) vorgelegt, der nicht nur mit exotischen Kulissen, sondern auch mit einiger Spannung sowie einer Liebesgeschichte zu fesseln weiß. Der flüssige, farbenfrohe und gefühlvolle Erzählstil nimmt den Leser mit auf Zeitreise ins Deutschland der 30er Jahre, wo die politischen Umwälzungen in vollem Gange und die Parolen der Nazis immer lauter werden. Der Leser steht mal an der Seite von Leonore, mal an der von Paul oder Friderike und erlebt mit ihnen so allerlei Abenteuerliches. Die Autorin lässt den Leser nicht nur eine Reise von Deutschland nach Peru und Mexiko antreten, sondern hat mit ihrer guten Recherche auch die damaligen gesellschaftlichen und politischen Entwicklungen der einzelnen Länder in ihre Geschichte mit einfließen lassen. Natürlich geht es auch um eine starke Frau, die sich über die damaligen Konventionen hinwegsetzt, um ihre Träume und Ziele zu verfolgen und sich dabei so mancher Gefahr aussetzt, während sie sich in einer völlig neuen, ihnen unbekannten Welt behaupten muss. Der Spannungsbogen bewegt sich zu Beginn auf mittlerem Niveau, steigert sich im weiteren Verlauf auf immer weiter.
Die Charaktere sind lebendig gestaltet und wirken mit ihren persönlichen Eigenschaften glaubwürdig und authentisch. Der Leser folgt ihnen gern und fiebert mit, ob sich deren Erwartungen und Wünsche wohl erfüllen werden. Paul ist ein sympathischer, aufrichtiger und wissbegieriger junger Mann, der mit Standesdünkel nicht viel am Hut hat. Seine Schwester Leonore ist eine aufgeschlossene junge Frau, die schon bald aufgrund ihres Aussehens Anfeindungen über sich ergehen lassen muss, denen sie machtlos und verletzt gegenübersteht. Friderike ist eine Frau, der die Liebe nicht nur Flügel, sondern vor allem Mut verleiht, um sich auf unbekanntes Terrain zu wagen. Ihre Kraft und Stärke sind vor allem zur damaligen Zeit bewundernswert, zumal sie die Gepflogenheiten in einem ihr unbekannten Land nicht kennt.
„Lockruf der Fremde“ ist ein unterhaltsamer historischer Roman, der neben exotischen Kulissen auch mit einigen Spannungsmomenten sowie einer Liebesgeschichte aufwartet. Eine schöne Kopfreise in diesen dunklen Zeiten, die vor allem recht kurzweilig ist. Verdiente Empfehlung!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 13.12.2020
Ysewijn, Regula

Das offizielle Downton-Abbey-Weihnachtskochbuch


ausgezeichnet

Einladung zum Downton-Abby-Weihnachtsdinner
Als großer Fan der britischen Serie Downton Abbey habe ich mich riesig über „Das offizielle Downton-Abbey-Weihnachtskochbuch“ der flämischen Lebensmittelhistorikerin Regula Ysewijn gefreut, das rechtzeitig zur Adventszeit bei mir eingetroffen ist. So blieb mir genügend Zeit, einige der Rezepte auf ihre Tauglichkeit für die Festtage zu testen und bin begeistert. Normalerweise kann ich der englischen Küche nicht sehr viel abgewinnen und war etwas skeptisch, doch in diesem Buch sind Rezepte aus den letzten zwei Jahrhunderten zusammengetragen, da gibt es so einige Schmankerl, die sich auf jeden Fall lohnen und zudem ein wenig das Gefühl vermitteln, selbst an einer adligen Tafel zu sitzen, wenn diese Gerichte aufgetragen werden.
Das wunderschön gestaltete Buch beginnt mit einer kurzen Zusammenfassung von alten englischen Weihnachtstraditionen, denen dann die Aufteilung von Suppen über Fisch, Currys, Fleisch & Wild, Pies & Terrinen, Beilagen & Gemüse, Saucen, Hors D’Oeuvres & Herzhafte Häppchen, Desserts & Kuchen, Eiscreme & Sorbets bis hin zu Drinks & Digestifs. Auf sehr stimmungsvollen Fotos springt einem beim Durchblättern nicht nur die Magie von Downton Abbey ins Gesicht, sondern die abgebildeten Speisen verführen durchaus dazu, sich sofort an eine wunderschön geschmückte Tafel zu setzen und ein unvergleichliches Weihnachtsfest mit seinen Lieben zu verbringen, um gemeinsam diese Köstlichkeiten zu genießen.
So findet man neben einer Gloucester-Fasanen-Suppe gebackenen Petersfisch, Garnelencurry, Ente mit Zitrusfrüchten und Oliven, Roastbeef, Tournedos Victoria, Yorkshire Christmas Pie, geschmorte Pflaumen und Kastanien mit Gewürzen und Sherry, italienischen Spinatbällchen und Apfel-Sellerie-Salat auch Kleinigkeiten wie gratinierte Austern oder Pikante Garnelen-Tartelettes. Bei den Desserts hat man ebenso die Qual der Wahl zwischen, Christmas Cake, süßen Mince-Pies, Haselnusskuchen it Kaffeeglasur, Wardley-Kuchen mit Ingwer, Tutti-Frutti-Eiscreme oder Champagner-Sorbet. Wenn man dazu noch Wassail oder Cambridge Milk Punch gereicht bekommt, ist das Mahl perfekt.
Dieses Buch ist ein Quell an schönen Ideen und alten Traditionen, die dazu inspirieren, selbst mal in großem Stil eine Tafel mit all diesen Speisen auszurichten. Es reicht aber auch im kleinen Rahmen, die Stimmung stellt sich dabei auf jeden Fall ein. Unbedingt ausprobieren, absolute Empfehlung!

5 von 5 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 13.12.2020
Jacobi, Charlotte

Die Douglas-Schwestern Bd.1


ausgezeichnet

"Parfüm ist das erste Kleidungsstück, das man auf der Haut trägt." (Jean-Paul Gautier)
1910 Hamburg. Mit der Begegnung von Berta Kolbe und einem gemeinsamen Parfümeriebesuch stand für Marie Carstens schon als kleines Mädchen fest, dass sie ebenfalls einmal eine Parfümerie besitzen möchte, denn sie liebt die betörenden, blumigen Duftnoten in den gläsernen Flakons mit ihren wunderschönen Phantasienamen. Gemeinsam mit ihrer jüngeren Schwester Anna und der Unterstützung von Berta Kolbe, die den Namen des Unternehmens ihres Mannes beisteuert, eröffnet sie in bester Lage am Neuen Wall ihr eigenes Parfümeriegeschäft „Douglas“, um dort die feine Hamburger Gesellschaft mit den exquisitesten Düften zu versorgen. Schon bald ist ihr Laden in aller Munde, doch die beiden Schwestern haben neben ihrer ständig nörgelnden überängstlichen Stiefmutter auch gegen Konkurrenz sowie gesellschaftliche Widerstände und politische Ereignisse zu kämpfen…
Das Autorenduo Charlotte Jabobi hat mit „Die Douglas-Schwestern“ einen sehr unterhaltsamen historischen Roman vorgelegt, der teils fiktional teils nach belegten Tatsachen dem Leser die Pionierinnen des heutigen Douglas-Imperiums näher bringt. Der flüssige, farbenfrohe und gefühlvolle Erzählstil lässt den Leser in das vergangene Jahrhundert eintauchen, um sich im Carstens-Haushalt für die Zeit von 1909 bis 1920 einzunisten und am Leben, vor allem dem der Schwestern, hautnah teilzuhaben. Die Autoren zeichnen in ihrer Handlung nicht nur ein für die damalige Zeit ungewöhnliches Bild selbstbewusster Frauen mit Geschäftssinn, sondern untermalen ihre Geschichte mit allerlei historischem Background wie die damalige Mode, die Weltausstellung 1910, das Treffen mit der russischen Zarenfamilie und Coco Chanel oder auch die Erwartung des Halley’schen Kometen, der so manchen an einen Weltuntergang glauben ließ. Zudem lassen sie dem Leser nebenbei eine Fülle an Informationen über die Parfümherstellung angedeihen, die sehr geschickt in die Handlung eingebaut sind. Grasse gilt heute noch als Mekka für Parfümeure mit seinen Blumenplantagen und daraus gewonnenen Duftnoten. Der Spannungsbogen zieht sich wie ein roter Faden durch die Geschichte, denn es ist nicht nur fesselnd, der Realisierung des Geschäftes beizuwohnen, sondern auch den unterschiedlichsten namhaften Persönlichkeiten zu begegnen und die gesellschaftspolitische Entwicklung zu beobachten.
Die Charaktere sind liebevoll in Szene gesetzt und mit Leben gefüllt worden, sie wirken realitätsnah und authentisch. Der Leser fühlt sich wohl in ihrer Mitte, schaut ihnen über die Schulter und verfolgt interessiert ihren Lebensweg, wobei er regelrecht mitfiebert. Marie ist eine energische, selbstsichere und entscheidungsfreudige Frau, die manchmal recht impulsiv reagiert. Sie lässt sich durch nichts und niemanden von ihrem Weg abbringen. Anna ist die eher ruhigere und besonnenere Schwester, die zwar Maries Duftliebe teilt, jedoch pragmatischer an die ganze Sache herangeht. Berta Kolbe fungiert nicht nur als ältere Freundin, sondern auch als große Unterstützerin der beiden Schwestern, zumal sie selbst durch unglückliche Umstände selbst zur Geschäftsfrau wurde. Die Stiefmutter von Marie und Anna ist ein Quell ewigen Leidens und Seufzens, sie nörgelt ständig herum und heischt eigentlich nur nach Aufmerksamkeit. Aber auch Monsieur Caron, Coco Chanel, Johannes Karstadt und einige andere machen diese Geschichte so lebendig und kurzweilig, dass man sich ihrem Sog nicht entziehen kann.
„Die Douglas-Schwestern“ fesselt mit einer sehr unterhaltsamen Handlung, starken Frauen und einer historischen Gründungsgeschichte, bei der der Leser auch noch so einiges über die Welt der Düfte lernen kann. Absolute Leseempfehlung!

5 von 5 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 13.12.2020
Natschke-Hofmann, Andrea

Köstlich backen mit Äpfeln


ausgezeichnet

"Der Äpfelchen begehrt Ihr sehr, und schon vom Paradiese her." (Goethe, Faust I)
Äpfel sind von jeher unser Lieblingsobst, kein Tag ist denkbar ohne den Verzehr eines Apfels. In unserer Kindheit gab es noch alte Sorten, die unheimlich schön dufteten und uns mit ihrem süß-säuerlichen Geschmack verzückten. Vor allem aber der Geruch von frisch gebackenem Apfelkuchen oder Apfelpfannkuchen, die unsere Mutter uns servierte, ließ unsere Augen leuchten. Seitdem sammle ich jedes Apfelrezept, das ich finden kann, da das alte Rezeptbuch meiner Mutter verloren ging und ich sie nun nicht mehr fragen kann. Umso begeisterter war ich, als ich das Buch „Köstlich backen mit Äpfeln“ von Andrea Natschke-Hofmann erhielt, in dem viele altbekannte Speisen zusammengetragen wurden.
Das Buch ist hochwertig gestaltet und mit wunderbaren Fotoaufnahmen ausgestattet, die nicht nur die Früchte perfekt in Szene setzen, sondern auch die gefertigten Gerichte dem Betrachter schön präsentieren, so dass einem schon beim Anblick das Herz höher schlägt und das Wasser im Mund zusammenlaufen lässt. Die Autorin hat eine umfangreiche Rezeptsammlung zusammengetragen, die neben national bekannten Leckereien auch internationale beinhaltet. Die Zubereitung ist auch für Küchenanfänger durchaus machbar, so dass dem sofortige Ausprobieren nichts im Wege steht.
Nach einer kurzen persönlichen Einführung der Autorin gibt es einige Tipps aus der Küche (wie die Äpfel verarbeitet werden, welcher Teig, welche Zutaten) und über ihre Lieblingsapfelsorten, wobei sie die unterschiedlichsten Geschmackssorten hervorhebt. Dann kommen die Kapiteln „Aus Omas Rezeptsammlung“, „Kleine Köstlichkeiten auf die Hand“, „Seelenwärmer“, „Lieblinge von meinem Kaffeetisch“ und „Leckereien aus dem Glas“. Anhand eines übersichtlichen Registers findet man seine Lieblingsspeise auf den ersten Blick. Und dann geht es auch schon los in der Küche, um eine der wunderbaren Rezepte auszuprobieren und danach genießerisch zu verspeisen.
Neben selbst hergestelltem Bircher Müsli finden sich auch solche Köstlichkeiten wie Bratapfel-Marmelade, Apfelbrot, Apfelkuchen mit Cheesecake-Kern, Apfeltarte mit Zimt-Streuseln, Apfel-Tiramisu, gedrehter Hefekranz mit Äpfeln und Walnüssen, gefüllte Bratäpfel, Karamell-Apfel-Törtchen, Wiener Apfelstrudel und sogar das Rezept für New York Cheesecake mit Karamelläpfeln. Hier bleiben keine Wünsche offen, wenn man Äpfel liebt und vielseitige Anwendungsmöglichkeiten sucht, um diese zu verarbeiten.
Ein wunderbares Apfelrezeptbuch, das man immer wieder gern zur Hand nimmt, um die Lieben und sich selbst zu verwöhnen. Absolute Empfehlung!

5 von 5 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 12.12.2020
Blum, Antonia

Zeit der Wunder / Kinderklinik Weißensee Bd.1


ausgezeichnet

"Mit jedem neugeborenen Kind geht eine kleine Sonne auf." (Irmgard Erath)
1911 Berlin-Weißensee. Nachdem ihre Mutter 1898 gestorben ist, werden die Schwestern Marlene und Emma Lindow in dem gerade neu eröffneten Waisenhaus untergebracht und müssen dieses 1911 verlassen. Ihnen bietet sich die Möglichkeit, eine Ausbildung als Kinderkrankenschwester in der Kinderklinik Weißensee zu absolvieren. Schon während ihrer Lehrzeit sind die beiden Schwestern als Waisenkinder Außenseiter, die nicht nur unter den strengen Augen der Oberin hart um ihre Ausbildung kämpfen müssen. Während die genügsame Emma sich schnell den Gegebenheiten anpasst, lechzt ihre forsche Schwester Marlene nach mehr und strebt ein Medizinstudium an, angestachelt durch den Arzt Maiximilian von Weilert. Schon bald gibt es zwischen den Schwestern die ersten Unstimmigkeiten, und dann kommt ihnen auch noch die Liebe dazwischen…
Antonia Blum hat mit „Kinderklinik Weißensee-Zeit der Wunder“ den ersten Band ihrer neuen historischen Romanreihe vorgelegt, der mit sehr gute recherchiertem Hintergrund und einer fesselnden Geschichte zu unterhalten weiß. Der flüssige, bildreiche und gefühlvolle Erzählstil der Autorin lässt den Leser ins vergangene Jahrhundert reisen, um dort die beiden Schwestern kennenzulernen und sie ein Stück ihres Lebensweges zu begleiten. Der historische Hintergrund des deutschen Kaiserreichs sowie die damaligen gesellschaftlichen und politischen Umstände sind sehr gut hinterlegt, vor allem die Rolle der Frau ist ein zentrales Thema und wie ausschlaggebend die familiäre Abstammung doch ist. Die Autorin verknüpft zudem mit ihrer Handlung um die beiden Schwestern die zur damaligen Zeit herrschenden medizinischen Umstände, deren Entwicklung sowie die Ausbildung innerhalb der Kinderklinik, den Arbeitsalltag mit den kleinen Patienten und deren Gesundheitspflege. Interessant sind auch die Veränderungen der engen familiären Bindung zwischen den beiden Schwestern, die von ihren Wesenszügen zwar wie Feuer und Wasser sind, jedoch bisher sehr tief miteinander verbunden waren. Die Geschichte bewegt sich zwar in einem ruhigen Fahrwasser, doch lernt der Leser so alle Protagonisten gut kennen und darf spannende sowie emotionale Momente mit allen Beteiligten hautnah miterleben.
Die Charaktere sind lebendig und authentisch gezeichnet, bieten allerlei Facetten und wirken glaubwürdig, so dass der Leser sich ihnen gern anschließt und mit ihnen hofft, bangt und fühlt. Marlene ist eine ehrgeizige und wissbegierige junge Frau, die ganz in dem medizinischen Umfeld aufgeht. Sie saugt alles auf und fühlt sich dazu berufen, ein Medizinstudium zu absolvieren, was für eine Frau damals nicht so einfach war. Im Gegensatz zu ihrer Schwester ist Emma eine zurückhaltende und träumerische Frau, die sich eher im Hintergrund hält, aber ebenfalls in ihrem Beruf Erfüllung findet. Die Fabrikantentochter Marie-Luise steht mit Marlene auf Kriegsfuß. Sie ist arrogant und hält sich für den Nabel der Welt, den sie mit allerlei Intrigen zu verteidigen sucht. Pförtner Pinke mit seinem unerlaubten Mitbewohner Jackie ist eine Seele von Mensch, ebenso sorgen Protagonisten wie der anständige Dr. Maximilian von Weilert oder auch die strenge Oberin Polsfuß spielen in diesem Roman eine wichtige Rolle.
Mit „Kinderklinik Weißensee-Zeit der Wunder“ ist Antonia Blum ein fesselnder und gefühlvoller Start gelungen, der neben einen Einblick in die Pädiatrie zu Beginn des vergangenen Jahrhunderts auch mit sympathischen Charakteren und einer sehr gelungenen Historienrecherche punkten kann. Absolute Leseempfehlung, die Vorfreude auf den nächsten Teil wächst!

6 von 7 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 12.12.2020
Maher, Kerri

Grace. Das Mädchen mit den weißen Handschuhen


weniger gut

Eine sehr langweilige Geschichte über Grace Kellys Leben
Die Schauspielerin Grace Kelly stammt aus einer wohlhabenden Unternehmerfamilie, wo sie und ihre Geschwister eine strenge Erziehung genossen. Schon früh hegte sie Ambitionen, auf der Bühne und beim Film Karriere zu machen, was ihr mit viel Ehrgeiz, Disziplin und Widerstand gegenüber ihren Eltern auch gelang und nach zahlreichen Filmen sogar mit einem Oskar gekrönt wurde. Ihre Begegnung mit Rainier, dem Fürsten von Monaco im Jahr mündete in einer Hochzeit im April 1956, die weltweit für Aufsehen sorgte. Schon bald verehrten die Monegassen ihre Landesfürstin, die für die Ehe ihre Hollywoodkarriere aufgab und sich fortan für wohltätige Zwecke einsetzte, während sie nebenbei als Stilikone gefeiert wurde und den kleinen Fürstenstaat Monaco aufgrund ihrer guten Kontakte zum Hotspot für die Reichen, Schönen und Berühmten machte.
Warum ausgerechnet in diesem Jahr gerade drei Romane von verschiedenen Autoren über Grace Kelly/Gracia Patricia von Monaco erschienen sind, wird wohl ein Geheimnis bleiben, denn weder jährt sich ihr Todestag mit einer Null am Ende noch ihr Geburtstag. Mit „Grace. Das Mädchen mit den weißen Handschuhen“ hat Kerri Maher allerdings den schlechtesten der drei Romane um das Leben von Grace Kelly vorgelegt. Der flüssige Schreibstil sowie Stilmittel wie Rückblenden, Zeitsprünge und integrierte Briefe können nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Autorin nichts Neues über die Fürstin von Monaco zu berichten hat und auch die Chance verpasst, ihre (erfundene) Geschichte spannend und mit etwas mehr Gefühl an den Leser zu bringen. All die in dem Roman eingebrachten Informationen sind für alle frei zugänglich, jedoch fragt man sich als Leser oft, was ist hier Realität und was ist Fiktion, wenn es um das von der Autorin aufgezeigte Gefühlsleben von Grace geht. Vieles entspringt wohl eher ihrer Phantasie, denn sie zeichnet das Bild einer zerrissenen Frau, die mal kühl, berechnend und unnahbar, mal unsicher und verloren wirkt. Während der gesamten Handlung gelingt es der Autorin nicht, ihrer langatmigen und gleichsam langweiligen Aufzählung von Ereignissen mehr Spannung zu verleihen. Dass eine Einheirat in einen „gekrönten“ Haushalt auch Kompromisse, das Einhalten von Traditionen und gewisse Verhaltensweisen erfordert, bedingt auch gewisse Überlegungen und Entscheidungen im Vorfeld, weshalb die Erzählung der Autorin wenig glaubwürdig wirkt.
Auch mit ihren Charakteren beweist die Autorin kein glückliches Händchen, denn weder schafft sie es, Grace mit ihren Schilderungen Wärme und Menschlichkeit zu verleihen, noch die immer wieder aufgezählte Prominenz mit Farbe zu versehen. Als Leser steht man all dem erst ratlos, im weiteren Verlauf der Handlung aber immer gleichgültiger gegenüber. Grace wird als eine Frau dargestellt, die sich willenlos manipulieren lässt und keine Ahnung davon hatte, worauf sie sich einließ. Doch sie war wie jeder von uns ein Mensch, der seine eigenen Entscheidungen trifft und den gewählten Weg antritt. Ebenso wird Rainier als doch recht gewissenloser und unerbittlicher Mann und die Ehe mit Grace als Farce dargestellt. Wenn man sich dann an die alten Bilder erinnert, die einen gebrochenen Mann in tiefer Trauer zeigen, hat dies so gar nichts mit den Ausführungen der Autorin zu tun.
„Grace. Das Mädchen mit den weißen Handschuhen“ enttäuscht auf ganzer Linie durch unnahbare Protagonisten, einem langatmigen Erzählstil und einer 08/15-Recherche. Es gibt keine Quellenangaben, die die Behauptungen der Autorin stützen. Und selbst für einen fiktiven Roman ist dieser hier einfach nur langweilig. Hier wurde viel gewollt und wenig gekonnt, keine Empfehlung!

6 von 7 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.