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smartie11
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Insgesamt 919 Bewertungen
Bewertung vom 30.06.2018
Stewner, Tanya

Die Macht der Gezeiten / Alea Aquarius Bd.4


ausgezeichnet

Ein tolles neues Abenteuer voller Fantasie & Spannung und ein flammendes Plädoyer für den Schutz der Meere

Bereits auf den ersten Seiten fühlt man sich als Leser wieder heimisch bei der Alpha Cru auf ihrer gemütlichen kleinen Crucis. Mitten auf dem rauen, nordischen Meer beginnt dieser Abschnitt der Reise von Alea und ihren Gefährten. Sehr schnell ist man wieder mitten drin in diesem im wahrsten Sinne des Wortes phantastischen Abenteuer über und unter der Meeresoberfläche. Ebenso wie Alea und die Cru ist man auch als Leser vollkommen fasziniert von der Unterwasserwelt, die die Autorin zum Leben erweckt. Hier gibt es immer wieder neue Überraschungen, wie versteckte, surreal anmutende Unterwasserstädte, zu entdecken und alte & neue „Magische“ kennenzulernen, wie die zauberhaften Wesen in dieser Reihe heißen. Korallenkrakenartige Finde-Finjas, magische Skorpionfische (die ein ganzes Schiff tarnen können), Ehrfurcht gebietende Tasfare oder auch krötenartige Kras – all diesen unglaublichen Geschöpfen begegnet man hier. Darüber hinaus gibt es eine eigene Sprache der Meeresbewohner (Hajara) und sterbende Lieder. Klingt absolut fantastisch? Genau, das ist es auch!

Neben dieser Fantastik weist die Geschichte erneut viel Spannung auf, auch wenn diesmal ein (leider!) ganz reales Problem in den Fokus der Geschichte rückt und das nicht nur für Alea und die Alpha Cru zu lebensgefährlichen Situationen führt. Am Ende hält Tanya Stewner noch eine faustdicke Überraschung für ihre Leser bereit – so dass das Ende dieses Bandes eigentlich viel mehr der Anfang eines ganz neuen Kapitels für Alea und die Cru ist…

Bereits in den Vorgängerbänden spürte man als Leser sehr schnell, dass der Autorin ein Thema ganz besonders am Herzen liegt: die Verschmutzung der Weltmeere, die leider über Generationen hinweg erfolgt ist und mittlerweile ein wahrlich erschreckendes Ausmaß angenommen hat. Dabei thematisiert sie beispielsweise die unzähligen auf den Meeresböden dieser Welt vor sich hin rottenden Bomben und lässt ihre Helden einen schier aussichtslos wirkenden Kampf gegen eine Ölpest kämpfen. So fantasievoll diese Geschichte auch ist – diese Thematik ist leider bittere Realität, für die man nicht genug sensibilisieren kann. Hier leistet „Alea Aquarius“ in meinen Augen einen ganz wichtigen Beitrag!

Last but not least bleibt noch zu erwähnen, dass Tanya Stewner einen wunderbaren Schreibstil hat. Manchmal absolut tiefgründig („Du bist nicht deine Gedanken und Gefühle. Du hast sie nur.“ – S. 79), meist federleicht, abwechslungsreich und stellenweise wunderbar humorvoll („Ich finde, das klingt, als hätte ein rosafarbenes Glitzereinhorn gerade festgestellt, dass es in einen Kuhfladen getreten ist.“ - S. 53). In allen Situationen findet sie stets die richtigen Worte und trifft den passenden Tonfall, so dass beim Lesen oftmals regelrecht Bilder im Kopf entstehen:

„Die leuchtenden, verschlungenen Farben des Meeres strömten ruhig dahin wie Pinselstriche eines Gemäldes, das es gar nicht eilig hatte zu trocknen. In ihnen verbargen sich unendlich viele Geschichten, aber diese wollten heute nicht erzählt werden und flossen gemächlich und unaufgeregt dahin.“ (S. 9)


FAZIT:
Erneut eine fantastische Fortsetzung voller Magie, Abenteuer, Spannung und Überraschungen – vermischt mit einem wichtigen und top-Aktuellen Thema. Ein absolutes Lesehighlight, auch für Jungs!

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 29.06.2018
Petrowitz, Michael

Mein Onkel, der Roboter


ausgezeichnet

Eine unterhaltsame Geschichte für Leseanfänger – mit viel Herz & Witz

Unsere Meinung:
Zum sehr schönen „Leserabe“-Konzept, das sich an Leseanfänger richtet, müssen wir hier wohl nicht ins Detail gehen. „Mein Onkel, der Roboter“ von Michael Petrowitz (bekannt u.a. von den wunderbaren Büchern mit dem „wilden UFF“) ist eine rd. 50seitige Geschichte für die dritte Lesestufe (also Texte, die „die Lesefähigkeit Ihres Kindes ausbauen, um anstrengungsfrei längere und ungeübte Texte lesen zu können“). Mein Sohn (7), der nun gerade die erste Klasse beendet hat, konnte das Buch problemlos selbst lesen!

Die Geschichte dreht sich – wie der Titel schon nahelegt – um einen Roboter, den der Klassenprimus Nik heimlich im Gartenschuppen gebaut hat. Als sein Mitschüler Jonas, den Mathe-Lehrer „Horror-Hoffi“ auf dem Kieker hat, ihm dabei auf die Schliche kommt, verkleiden die beiden den selbstgebauten Androiden, der daraufhin durchaus als Mensch durchgehen könnte. Da kann er doch eigentlich Jonas gleich morgen zum Elterngespräch begleiten. So nimmt das „Unheil“ seinen Lauf…

Mit viel Humor und kreativen Ideen erzählt Michael Petrowitz von größeren und kleineren Schüler-Sorgen und wie der Roboter „Herr Botti“ (der darauf programmiert ist, Befehle auszuführen) den Schulalltag und gleich auch noch das Sportfest aufmischt. Da wird der ungeliebte Lehrer Hoffmann vom „Horror-Hoffi“ glatt zum „Hechel-Hoffi“. Mein Sohn hatte auf jeden Fall großen Spaß an der Geschichte, hat viel gelacht und gekichert (z.B. beim Liegestützen-Marathon oder auch beim Frühstückseinkauf in der Bäckerei) und war sehr motiviert, sie sich alleine zu erlesen. Passend zur tollen Story gibt es sehr viele wunderbare Illustrationen zum Text, die schon beim betrachten Spaß machen und die dafür sorgen, dass auch Doppelseiten die jungen Leser bei ihrem Anblick nicht gleich entmutigen. Hier passen Konzept, Text und Illustrationen wirklich wunderbar zusammen!

Komplettiert wird dieses schöne Buch von einem zweiseitigen Glossar, in dem zehn Begriffe kindgerecht erklärt werden (u.a. „Smartboard“ oder „Glaslinse“), sowie einem Leseraben-Quiz zum Textverständnis auf den Seiten S. 58 / 59, bei dem es sogar etwas zu gewinnen gibt.

FAZIT:
Eine humorvolle Geschichte für kleine Leseanfänger und auch größere „Mitleser“. Top!

Bewertung vom 28.06.2018
Mayer, Gina

Fräulein Apfels Geheimnis / Das Hotel der verzauberten Träume Bd.1


ausgezeichnet

Traumfängerei für Anfänger – ein wunderbares, magisches Ferienabenteuer

Meine Meinung:
„Das Hotel der verzauberten Träume“ ist eine neue Kinderbuchreihe der deutschen Autorin Gina Mayer („Der magische Blumenladen“ / „Pferdeflüsterer-Academy“). Mini-Hotel statt Super-Luxus-Urlaub – so hatte sich Familie Fröhlich ihren Sommerurlaub eigentlich nicht vorgestellt. Aber schnell bemerken die beiden Geschwister Joëlle und Lancelot, dass es in Fräulein Apfels kleinem Strandhotel alles andere als langweilig und normal von statten geht. Eine gewisse Magie liegt knisternd in der Luft und ein geheimnisvolles und unglaubliches Ferienabenteuer nimmt seinen Lauf…

Erzählt wird diese Geschichte aus der Sicht der 10jährigen Joëlle und die Story zieht sowohl kleinere als auch größere Leser schnell in ihren Bann. Nachdem die ersten Seiten fix gelesen sind, möchte man Fräulein Apfels Geheimnis(sen) am liebsten ganz schnell auf die Spur kommen. Hier gibt es viele kleinere und größere Geheimnisse zu entdecken, viel Außergewöhnliches und Zauberhaftes zu bestaunen und dazu auch noch eine gute Portion Sommer- und Urlaubsfeeling. So fliegen die Seiten regelrecht dahin, bis man dem Rätsel um Fräulein Apfel auf die Spur gekommen ist. Ganz geschickt hat Autorin Gina Mayer aber noch ein anderes, für Joëlle sehr persönliches Geheimnis mit eingebaut, so dass man sich am Ende dieser wunderbar zauberhaften Geschichte freut, dass Band zwei auch schon erschienen ist und man das Abenteuer somit nahtlos weitergehen lassen kann!

Zu dieser wundervollen Geschichte voller Magie, Freundschaft, Neugier, Mut und Zusammenhalt gesellen sich sehr gelungene und liebenswerte Charaktere, allen voran natürlich die drei Kids Joëlle, Lancelot und Benny. Hier dürfte es wohl für die meisten jungen Leser eine passende Identifikationsfigur geben.

FAZIT:
Ein wahrlich zauberhaftes Ferienabenteuer für Klein und Groß. Nicht nur als Urlaubslektüre sehr zu empfehlen!

Bewertung vom 27.06.2018
Föhr, Andreas

Eifersucht / Rachel Eisenberg Bd.2


ausgezeichnet

Ein etwas anderer Krimi – mit undurchsichtigen Charakteren und einem tollen Twist


„Manchmal gab es Zeichen, und wenn sie diese Zeichen richtig deutete, dann würde die Vergangenheit demnächst aus ihrem zubetonierten Grab hervorbrechen.“ (S. 127)

Meine Meinung:
„Eifersucht“ ist der zweite Band des Bestsellerautors Andreas Föhr („Wallner & Kreuthner“-Reihe) um die Anwältin Rachel Eisenberg. Obgleich ich den ersten Band noch nicht kenne, hatte ich keinerlei Schwierigkeiten, in die Geschichte hineinzufinden. Der Fall, zu dem die Anwältin Rachel Eisenberg kommt wie die Jungfrau zum Kind, ist ja zunächst recht einfach zu überblicken. Judith Kellermann, Filmproduzentin und alte Bekannte von Rachel, wird in Eisenbergs Beisein mitten in einem Biergarten verhaftet – sie soll ihren Freund ermordet haben. Die Beweise sind erdrückend und die Geschichte von einem Söldner, die Judith der Polizei und Rachel auftischt, klingt wahrlich abenteuerlich, so dass Polizei und Staatsanwaltschaft von der Schuld Kellermanns überzeugt sind. Also muss Rachel auf eigene Faust ermitteln…

Andreas Föhr gelingt es ganz meisterlich, ohne „Leicheninflation“ Spannung aufzubauen und über die gesamte Story hinweg zu halten. Dies liegt für meinen Geschmack an den extrem gut gelungenen, sehr undurchsichtigen und teilweise zwielichtigen Charakteren. Nicht nur Rachel Eisenberg fragt sich immer wieder, wer hier die Wahrheit sagt und wer hemmungslos lügt – mir als Leser ist das ganz genauso s gegangen. Man rätselt und spekuliert – und zur Mitte des Buches trifft einen der Autor mit einem vollkommen unerwarteten und sehr gelungenen Twist in der Story. Hinzu kommt noch ein zweiter, rätselhafter Handlungsstrang aus der Vergangenheit, der ein ganz anderes Licht auf Judith Kellermann wirft. Ein Verwirrspiel par Excellence – dessen Auflösung man erst ganz zum Schluss im Rahmen eines packenden und atmosphärischen Showdowns in den tiefsten Tiefen McPomms serviert bekommt. Am Ende ist es eine Auflösung, auf die ich wohl nie gekommen wäre, die retrograd betrachtet für meinen Geschmack aber durchaus nachvollziehbar und glaubwürdig war. Genau so muss ein guter Krimi sein.

Das einzige, was mir ein bisschen schwerer gefallen ist, war eine „Verbindung“ zur Protagonistin Rachel Eisenberg zu bekommen. Zu Anfang fand ich sie doch sehr abgehoben und wenig sympathisch. Dies hat sich im Verlauf der Story allerdings etwas gebessert, da man sie näher kennen lernt und dazu noch ein dunkles Geheimnis tief aus ihrer Vergangenheit lauert…

FAZIT:
Intelligente Story, undurchsichtige Charaktere und ein toller Twist – ein toller Krimi der etwas anderen Art.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 22.06.2018
Dever, Joe; Page, Ian

Greystar 02 - Die verbotene Stadt


ausgezeichnet

Ein spannendes und extrem atmosphärisches Abenteuer im Spielbuch-Format

Allgemeines zum Thema Spielbücher:
Spielbücher haben ihre Wurzeln in den 1970'er Jahren, also weit vor der Digitalisierung der Welt im Allgemeinen und der Unterhaltungsmedien im Speziellen. Ähnlich wie die artverwandten Pen-&-Paper-Rollenspiele á la „D&D – Dungeons & Dragons“ oder auch „DSA – Das schwarze Auge“ liegt der Fokus bei Spielbüchern darauf, den Fortgang der Geschichte durch eigene Entscheidungen aktiv zu beeinflussen („willst Du links herum gehen, lies weiter bei 306, gehst Du rechts herum lies Nr. 357“). Hieraus ergibt sich eine Vielzahl von möglichen Verläufen der Geschichten, so dass man ein Spielbuch durchaus mehrmals lesen kann, ohne dass es langweilig wird.


Zum Inhalt:
„Die verbotene Stadt“ ist der zweite Band des „Einsamer Wolf“-Spin-Offs um den Shianti-Zauberer Silberstern, der sich auf die lange und gefahrenreiche Suche nach dem legendenumrankten Mondstein gemacht hat, um die Herrschaft des Hexenkönigs Shasarak zu beenden.

Meine Meinung:

Das Buch umfasst auf insgesamt knapp 350 Seiten zwei Abenteuer. Zum einen das titelgebende Hauptabenteuer mit 310 Sprungpunkten auf 226 Seiten sowie ein Bonus-Abenteuer (dazu später mehr) mit 150 Sprungpunkten auf 116 Seiten. Die Ausstattung ist wie gewohnt üppig mit farbiger Übersichtskarte und vielen sehr stimmungsvollen und passigen Schwarz-Weiß-Illustrationen von Hauke Kock.

Zu Beginn gilt es natürlich erst einmal, den eigenen Helden zu „erschaffen“ (wenn man den ersten Band noch nicht gelesen / gespielt hat – was nicht zwingend nötig ist!) und sich das gelungene, aber nicht zu detaillierte Regelwerk zu Gemüte zu führen. Für Spielbuch-Fans sicherlich ein Leichtes, aber auch für „Neulinge“ keine schwere Herausforderung (Wenn man hierbei nicht in sein Buch schreiben möchte, kann man sich die Aktionsblätter auch von der Homepage des Mantikore Verlags herunterladen!). Das Kampfsystem funktioniert gut und ist wirklich nicht kompliziert. Ein besonderer Fokus bei der Erschaffung des eigenen Helden sollte auf der Auswahl von fünf von sieben möglichen magischen Kräften liegen. Meines Erachtens sind einige davon wesentlich hilfreicher als andere und kommen im Abenteuer auch häufiger vor als andere. Eine geschickte Wahl der Disziplinen kann im Abenteuer durchaus lebensrettend sein!

Der eigentlichen Story ist ein sehr komprimiertes, aber auch sehr gutes „was bisher geschah“-Kapitel vorangestellt, sodass auch „Greystar-Neulinge“ einen schnellen inhaltlichen Einstieg in dieses Fantasy-Universum finden. Relativ schnell geht es dann auch schon los in das erste Abenteuer Silbersterns. Besonders gut gefallen haben mir hierbei zum einen, dass Silberstern im Verlauf des Abenteuers ein paar treue Begleiter um sich scharen kann, und zum andern die stets sehr dichte und für meinen Geschmack sehr gelungene Fantasyatmosphäre. Man trifft hier auf die unterschiedlichsten Kreaturen und Charaktere, wie etwa die zu Gedankenübertragung fähigen, echsenartigen Chaksu, gruselige Todesschrecken oder auch einen komplett irren, kannibalistisch veranlagten König und seinen dem Wahnsinn anheim gefallenen Hofstatt in der verbotenen Stadt. Hieraus ergeben sich einige Stunden intensiver Spiel- und Lesespaß, bei dem man das Buch eigentlich gar nicht mehr aus der Hand legen möchte, bis man seine Mission erfolgreich erfüllt und den zweiten Reiseabschnitt auf der Suche nach dem Mondstein hinter sich gebracht hat.

Wie bereits erwähnt bekommt der Leser noch ein weiteres kleineres, aber sehr feines „Bonus-Abenteuer“. Passender Weise spielt man dieses mit dem Dieb Hugi, einem der Reisegefährten Silbersterns, und die Handlung knüpft nahtlos an das Ende des Hauptabenteuers an. Auch dieses Abenteuer ist extrem atmosphärisch und hat ein paar ganz eigene Besonderheiten, wie beispielsweise das interessante Konstrukt des „Wahnsinns“. Ein gewisser Grad an „Wahnsinn“ kann in diesem Abenteuer tatsächlich hilfreich sein

Bewertung vom 15.06.2018
Rademacher, Cay

Dunkles Arles / Capitaine Roger Blanc ermittelt Bd.5


sehr gut

Ein schicksalhaftes Wochenende in Arles – ein etwas anderer Regionalkrimi, der mich gut unterhalten hat

„Spuren verwischen, einen Todesfall verschleiern, Ermittlungen behindern, Polizisten täuschen – Blanc verstieß in dieser dunklen Stunde gegen alles, was er in mehr als zwanzig Jahren Karriere heiliggehalten hatte.“ (S. 322)

Meine Meinung:
„Dunkles Arles“ ist der mittlerweile fünfte Fall für Capitaine Roger Blanc. Obgleich ich die Vorgänger allesamt noch nicht kenne, hatte ich keinerlei Schwierigkeiten, in diesen Fall hineinzufinden. Es beginnt beschaulich und überschaubar: Roger Blanc trifft sich mit seiner Geliebten Aveline im historischen Amphitheater von Arles. Ausgerechnet hier ereignet sich ein brutaler Mord – mit Aveline als einziger Augenzeugin. Das Problem ist „nur“, dass niemand etwas von Avelines Anwesenheit hier in Arles erfahren darf, denn dann würde ihr Mann, der Staatssekretär Vialaron-Allègre (der Blanc das Leben bislang sehr schwer gemacht zu haben scheint), sofort Verdacht schöpfen. Also spielt Blanc den einzigen Augenzeugen und manövriert sich damit selbst in den Fokus des stümperhaften und zutiefst unsympathischen Commissaire Alphonse Lizarey…

Der Ausgangspunkt dieses Krimis ist also schnell umrissen und begründet eine sehr interessante Besonderheit: Blanc und Aveline müssen hier unter Zeitdruck und im Geheimen auf eigene Faust ermitteln, ohne dabei auf die Ressourcen von Polizei oder Justiz zurückgreifen zu können. Dies sorgt dafür, dass Blanc und Aveline mehr als einmal auf ungewöhnliche „Ermittlungsweisen“ zurückgreifen müssen, mehrfach auch mehr als nur im juristischen Graubereich, wobei insbesondere die Untersuchungsrichterin Aveline einen erstaunlich ausgeprägten Hang zur Gefahr und zum Verbotenen aufweist. Für Spannung sorgt Cay Rademacher dadurch, dass Blanc nicht nur in den Fokus von Lizarey geraten ist, sondern auch in den Fokus der eigentlichen Täter. Für die beiden „Freizeit“Ermittler wird es mehr als einmal brandgefährlich – und teilweise auch richtig knapp! Mir hat dieses Katz- und Maus-Spiel sehr gut gefallen!

Was mir ebenfalls sehr gut gefallen hat ist der wortgewaltige, sehr bildhafte Schreibstil des Autors, der bei mir während des Lesens immer wieder eindrucksvolle und atmosphärische Bilder im Kopf hat entstehen lassen (z.B. S. 183: „Der Fluss war so schwarz wie ein gewaltiger Riss, der in der Erde klaffte. Nebel hatte die Gebäude am Quai eingehüllt, alte, müde Häuser, die sich in eine weiße Decke gewickelt hatten.“). Und auch die manchmal etwas flappsige Ausdrucksweise gefällt mir durchaus gut („sein Freund sah aus wie die personifizierte Langeweile“ – S. 14).

Eine weitere Stärke dieses Buches sind für meinen Geschmack die extrem atmosphärischen Schauplätze, wie etwa die unterirdischen Gewölbe, der historische Friedhof („les alyscamps“) oder auch die imposante Klosterruine von Montmajour. Hier habe ich beim Lesen regelrecht Fernweh bekommen. Eine Karte von Arles auf der Umschlaginnenseite hilft den Lesern dabei, sich in Arles „zurechtzufinden“.

Einen kleinen Punktabzug gibt es von mir allerdings für das Finale: Es war zwar spannend, actionreich und in Teilen durchaus überraschend, aber die (nachvollziehbare!) Aufklärung aller Zusammenhänge ging mir persönlich dann irgendwie doch ein bisschen zu schnell. Hier hätten es ruhig noch ein paar Seiten mehr sein dürfen.

FAZIT:
Ein etwas anderer Krimi, der mich mit viel Atmosphäre und einem verzwickten Katz-und-Maus-Spiel sehr gut unterhalten hat.

Bewertung vom 08.06.2018
Grant, Vicki

36 Fragen an dich


ausgezeichnet

Überraschend, absolut unterhaltsam und wunderbar humorvoll


„Die Wahrheit tut viel mehr weh, wenn sie eine Zeit lang unter der Oberfläche gelauert hat.“ (S. 63)

Meine Meinung:
Ich habe dieses Buch zum Testlesen bekommen und war zu Beginn eher skeptisch, denn das Buch entspricht nicht meinem üblichen „Beuteschema“ (Krimis, Thriller, Fantasy,…) und ich hätte es wohl ansonsten auch nie gelesen. Aber so viel sei vorweg schon verraten: Das Buch hat mir rundum gut gefallen!

Hildy, leicht chaotisch und neurotisch, doch absolut warmherzig und einfach liebenswert, meldet sich für ein psychologisches Experiment mit dem Titel „Die experimentelle Erzeugung zwischenmenschlicher Nähe“ an: Zusammen mit einem ihr unbekannten Partner sollen sie sich gegenseitig 36 vorgegebene Fragen beantworten, so ehrlich wie möglich. Am Ende soll geschaut werden, ob sich hierdurch eine Bindung zwischen den beiden Partnern gebildet hat… und vielleicht ja sogar noch mehr! Hildy macht mit, weil sie es spannend findet. Ihr Partner, der attraktive, aber zunächst eher schroff wirkende Paul hat sich für dieses Experiment angemeldet, weil er die versprochenen 40 Dollar bestens gebrauchen kann. Hildy und Paul – auf den ersten Blick könnten die beiden gar nicht unterschiedlicher sein und ohne diesen Test hätten sie im Leben wahrscheinlich keine drei Sätze miteinander gewechselt. Doch wie sieht es wohl nach der Beantwortung von den 36 Fragen aus…?

Was mich von Anfang an begeistert hat, ist zum einen der wunderbar locker, sehr humorvolle und offene Schreibstil der Autorin („Sorry, ich musste dich nur kurz im Geiste verprügeln.“ - S. 65) und zum anderen die Protagonistin Hildy, die man trotz (oder vielleicht auch gerade wegen) ihrer tapsigen Art einfach nur gern haben kann. Interessant ist auch das „Zusammenspiel“ der beiden extrem unterschiedlichen Charaktere Hildy und Paul –so oft duellieren sich die beiden mit Worten und Sprüchen, stoßen sich gegenseitig ab und ziehen sich dann doch wieder an. Es liegt stellenweise ein so starkes Prickeln und Knistern zwischen den beiden in der Luft, dass man es fast mit Händen zu greifen vermag. Überrascht hat mich die Autorin dann, als die Geschichte sich für eine ganze Weile von den Fragen „gelöst“ hat und zu einer anderen Art der Erzählweise gewechselt ist – nicht minder unterhaltsam und fesselnd.

Bis zum Schluss habe ich diese Geschichte von Hildy und Paul aufmerksam verfolgt und genossen. Am Ende sind dann 36 Fragen beantwortet worden… aber mehr verrate ich hier nicht!

FAZIT:
Überraschend, unterhaltsam, humorvoll und herzerwärmend – ein wunderbarer Roman über Menschen und ihre Gefühle.

Bewertung vom 08.06.2018
Warner, Dave

Die Schlingen der Schuld


sehr gut

Spektakuläre Morde in der atemberaubenden Kulisse Nordwest-Australiens

„Die Männer bemalt wie Geisterwesen, das Dröhnen des Didgeridoos, das Stampfen und Klatschen auf bloße Haut, so vertraut wie eine Erlösungs-Theologie, der Geist war sowohl Gott als auch Mensch.“ (S. 148)

Meine Meinung:

Nordwest-Australien – für viele wohl ein absolutes Sehnsuchtsziel. Doch auch dieses weit entfernte Urlaubsparadies scheint mitunter seine unbequemen Seiten zu haben. Hier scheinen die Uhren anders zu gehen, die Welt sich langsamer zu drehen. Endlose Weite, sengende Sonne, staubige Buckelpisten, tobende Stürme und krokodilverseuchte Gewässer. So kommt es zumindest dem von Albträumen verfolgten Detective Inspector Daniel Clement (41) vor, der sich von Perth hierher in seine alte Heimat hat versetzen lassen, um näher an seiner neunjährigen Tochter zu sein, die zusammen mit seiner Ex-Frau Marilyn (der Clement noch immer hinterhertrauert) bei den reichen Schwiegereltern lebt. Hier liegen die kleine Schwäche und der große Vorteil dieses Krimis auch schon dicht beieinander. Auf der einen Seite ist da die unglaublich dichte, faszinierende Australien-Atmosphäre, die Autor Dave Warner so gekonnt kreiert. Auf der anderen Seite ist das zerrüttete Familienleben Clements, das in dieser Geschichte immer wieder breiten Raum einnimmt und mir in Summe ein bisschen „too much“ gewesen ist. Natürlich macht dies die Figur des Daniel Clement plastischer, greifbarer und auch menschlicher, aber stellenweise halt zu lasten von Spannung und Tempo. So hat es auch eine ganze Weile gedauert, bis ich mit diesem Protagonisten „warm werden“ konnte. Grundsätzlich bietet die Geschichte durch stetige Perspektiv- und Handlungsstrangwechsel aber durchaus viel Abwechslung.

Der Fall an sich, ein klassischer Krimi, hat mir sehr gut gefallen. Ausgehend von dem Mord an dem Exil-Deutschen Dieter Schäfer entspinnt sich ein rätselhafter Fall, der das Ermittlerteam um Clement zu 101% fordert, in die Zeit zurück um um den Erdball herum führt und den Leser über lange Strecken vor viele Fragezeichen stellt. Der Plot bietet wunderbaren Raum für eigene Vermutungen und Spekulationen, von denen (meinen) sich am Ende ein paar als richtig, andere wiederum als falsch herausgestellt haben. Zum Schluss knüpft der Autor gekonnt alle losen Enden zusammen und es ergibt sich eine durchaus komplexe, aber in Summe nachvollziehbare Auflösung, mit einem Schuss Dramatik und Tragik. Der Showdown selbst ist schon fast apokalyptisch, dank eines tobenden Zyklons, der das öffentliche Leben nahezu zum Stillstand kommen und die Ermittler einen Kampf gegen die rohen Naturgewalten austragen lässt. Gerade die letzten Kapitel waren absolut packend zu lesen!

FAZIT:
Ein rätselhafter Fall, ganz viel Australien-Atmosphäre und ein Ermittler, über dessen familiäre Probleme viel zu lesen ist. Ein vielversprechender Auftakt zu einer neuen Reihe!

Bewertung vom 28.05.2018
Tolonen, Tuutikki

Ein unterirdisches Abenteuer / Monsternanny Bd.2


ausgezeichnet

Ein unglaublich tolles Abenteuer und eine Geschichte voller Phantastik

„Wir gehen, und die richtige Tür wird uns schon finden. Sobald wir auf ihrer Höhe sind, öffnet sie sich. Wir wissen nicht, wann und wo, aber auf Türen ist Verlass. Wir selbst müssen nur gehen.“ (S. 37)

Unsere Meinung:
„Monsternanny – Ein unterirdisches Abenteuer“ ist der Nachfolgeband zu „Monsternanny – eine ungeheuerliche Überraschung“, den man zuvor gelesen haben sollte, denn die Handlung knüpft wirklich absolut nahtlos an die des ersten Bandes an (es gibt aber auch ein kurzes „was bisher geschah“). Nachdem die Monsternannys durch das geheime Portal zurück in ihre Welt gegangen sind, ist die kleine Maikki kurzerhand hinterhergeschlüpft. Während wir im ersten Band humorvoll miterleben durften, wie sich die Monsternannys in unserer Welt zurechtfinden, führt uns dieser Band unter die Erde in eine sagenhafte und magische Welt. Diese Geschichte hat mir sogar noch besser gefallen als der – auch sehr gute! – erste Band, denn sie ist diesmal voller Phantastik: Als Leser besuchen wir hier mal unwirtliche, mal unglaubliche Orte und treffen auf eine ganze Menge seltsamer Geschöpfe. Hier gibt es beispielweise beißende Lichter, Tarngewänder in Kopfkissenbezug-Optik, freundliche Türwächter, herrschsüchtige Uralthexen, merkwürdige Fischwesen und noch viel, viel mehr zu entdecken und bestaunen. Wer eine schnelle Vorstellung von der Phantastik in diesem Buch haben möchte, schaut am Besten einfach mal kurz auf die wunderbare Illustration auf den Seiten 230 / 231!

Auch diesmal waren meine Jungs (7 & 10) und ich (ü40) vom Start weg gefesselt von diesem Abenteuer unter der Erde, denn zusammen mit Maikki und Hilla tauchen wir ab in diese fantastische Welt, die so ganz anders ist als alles, was wir zuvor kennengelernt haben. Obgleich es an der ein oder anderen Stelle durchaus etwas „brenzlig“ für die kleinen und großen Helden dieser Geschichte wird, war es für meine Jungs doch nie zu gruselig, so dass ich das empfohlene Lesealter ab 9 Jahren voll und ganz bestätigen kann. Regelrecht gebannt haben wir das Abenteuer unter der Erde mitverfolgt und bis zum Schluss mit den drei Geschwistern mitgezittert und mitgefiebert. Natürlich spielt unser „heimlicher Held“ aus dem ersten Band, Maikkis sprechender Bademantel, auch diesmal wieder eine gewichtige Rolle!

Aber nicht „nur“ die Geschichte, sondern auch die (im wahrsten Sinne des Wortes) fantastischen Illustrationen von Pasi Pitkänen, der das Geschehen in der Geschichte ganz treffend und wunderbar in Bilder umsetzt, haben uns sogar noch besser gefallen als im ersten Band.

FAZIT:
Ein großartiges Fantasybuch für Klein und Groß zum Träumen, Staunen und Mitfiebern – noch besser als Band 1!

Bewertung vom 24.05.2018
Tolonen, Tuutikki

Eine ungeheuerliche Überraschung / Monsternanny Bd.1


ausgezeichnet

Ein monstermäßig gutes Abenteuer für Klein und Groß

„Bedauerlich oft sind wir Menschen alles andere als human, obwohl dieses schöne Wort doch nichts anderes bedeutet als „menschlich““. (S. 110)

Unsere Meinung:
Das Familienleben kann ganz schön aufreibend sein, wenn man sich als quasi-alleinerziehende Mutter um drei Kinder und den Haushalt kümmern muss. Da kommt der Lotteriegewinn, eine Wellness-Reise nach Lappland, für die Mutter von Maikki, Hilla und Kaapo gerade recht. Doch wer soll sich in der Zeit um die Kinder kümmern, wenn der Papa (der von den Kids flappsig „die unsichtbare Stimme“ genannt wird) wie so oft auf Dienstreisen unterwegs ist? Auch dafür haben die Lotterieveranstalter gleich eine Lösung parat: „Ein ausgebildeter Halbmensch, volkstümlich auch „Waldtroll“ oder „Monster“ genannt; Spezialgebiet: Haushalt und Kinder.“ (S. 18). So zieht kurzerhand die Monsternanny Grah bei den Kids ein. Doch wie geht man mit so einem Waldtroll um? Gut, dass es eine Gebrauchsanweisung und darüber hinaus auch noch Runar Kallis „MONSTER“-Handbuch gibt!

So wunderbar schräg beginnt dieses Kinderbuch der finnischen Autorin und Journalistin Tuutikki Tolonen. Eine sturmfreie Bude, ein paar aufgeweckte Kids und ein liebenswertes und ganz harmloses Monster – das ist eine tolle Geschichte ganz nach dem Geschmack meiner Jungs (7 & 10). Vom Beginn an haben wir sehr viel Spaß und Freude mit dieser Geschichte gehabt. Es ist toll zu lesen, wie die drei Geschwister, die bislang wohl immer sehr behütet aufgewachsen sind, das (nicht immer ganz alltägliche) Leben selbst in die Hand nehmen und ganz hervorragend auch ohne Mama und Papa klarkommen, die sich abwechselnd und sehr regelmäßig per Textnachricht bzw. Telefon melden. Es ist eine Geschichte von Freiheit, Mut, Miteinander, Füreinander und Verantwortung. Dazu kommt noch eine gehörige Portion Fantasie und das ein oder andere Fabelwesen, wie eben die Monsternannys, Plageelfen (alias „froschäugige Stachelelfen“) oder auch ein sehr merkwürdiges Damen-Trio. Obgleich wir die staubige und zottelige Grah sofort ins Herz geschlossen haben, war unser persönlicher Liebling dieser Geschichte aber der (manchmal in Rätseln) sprechende Bademantel. Diese Geschichte verzaubert die kleinen und großen Leser bis zum Schluss und sorgt am Ende sogar noch für leicht feuchte Augen und ein wohliges Gefühl im Bauch.

Passend zu dieser wunderbaren Geschichte finden sich im Buch zahlreiche tolle schwarz-weiß-Illustrationen von Pasi Pitkänen, der das Geschehen in der Geschichte ganz treffend und wunderbar in Bilder umsetzt.

FAZIT:
Eine monstermäßig starke und fantasievolle Geschichte von Freiheit, Mut, Miteinander, Füreinander und Verantwortung.