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Aischa

Bewertungen

Insgesamt 569 Bewertungen
Bewertung vom 17.12.2017
Thomas Spyra

Wildgänse: Eine Reise durch Europa im 18. Jahrhundert (Meister Bartel: Fränkische Familiensaga)


weniger gut

Der Klappentext verspricht einen interessanten Historienroman, drei verschiedene Erzählstränge mit höchst unterschiedlichen Protagonisten, ein Buch, wie ich es normalerweise geradezu verschlinge.
Auch die "Wildgänse" habe ich schnell gelesen, aber ich bin leider sehr enttäuscht.
Der Autor hat es leider nicht geschafft, mich mit der an sich interessanten Zeitreise ins 18. Jahrhundert zu begeistern. Dabei gäbe die Geschichte so viel her, die Spannungen zu Beginn der Aufklärung, eine Odyssee der Schneidert Amelie durch halb Europa, Krieg, Armut, Leid und dennoch große Lieben.
Doch der Roman gerät zu einer langatmigen Aneinanderreihung von Ereignissen, über die Entscheidungen und Gefühle der handelnden Personen erfährt man wenig, die Protagonisten bleiben recht farblos, ihre Charakterisierung sehr oberflächlich. Kurze, einfachste Dialoge gewähren nur wenig Einblick in das Gefühls- und Seelenleben der Akteure. So blieb mir als Leser deren Schicksal auch recht fremd.
Mein größter Kritikpunkt ist jedoch die Sprache: Sie genügt meinen Ansprüchen an Literatur leider überhaupt nicht. Zum einen stören mich viele Rechtschreib-, Grammatik- und Zeichensetzungsfehler, zum anderen ist die Sprache viel zu simpel, sie erinnert mich an vielen Stellen an einen Schulaufsatz. Von einem Roman erwarte ich mehr.
Positiv zu vermerken ist das Personenregister, das bei den historischen Personen auch deren Geburts- und Sterbedaten enthält. Hilfreich ist eine Liste mit Übersetzungen der verwendeten italienischen Begriffe sowie Angaben zu damaligen Maßen, Gewichten, Preisen und Verdiensten. Eine weitere gute Idee sind die Karten, auf denen die Reiserouten der Protagonisten verzeichnet sind, leider jedoch in so schlechter Auflösung, dass man manches nicht erkennen kann.
Gefallen hat mir hingegen, wie die titelgebenden Wildgänse im Verlauf der Geschichte immer wieder auftauchen. Und einen extra Stern vergebe ich für das wundervoll gestaltete Cover, ansonsten wäre meine Wertung bei lediglich einem Stern geblieben.

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Bewertung vom 17.12.2017
Olsson, Sven j.

No Problem, Sir!


sehr gut

Was ist "No Problem, Sir!"? Ein wundervolles, informatives und zugleich amüsantes Buch über Indien. Der Autor skizziert in höchst unterschiedlichen kurzen, fast miniaturhaften Texten persönliche Erlebnisse aus mehreren langfristigen Aufenthalten. Zusammen mit den großformatigen Fotos erschließt sich dem Leser ein buntes Panorama Indiens - nicht immer schön, aber durchweg faszinierend. Die - vergebliche - Suche nach Toilettenpapier, der aberwitzige Bürokratismus beim Mieten einer Wohnung oder der kollektive Farbrausch beim Holifest sind nur einige Beispiele für die Bandbreite an Erlebnissen, die der Autor, stets mit einem Augenzwinkern, schildert.
Was ist "No Problem, Sir!" nicht? Ein klassischer Indienreiseführer. Tipps zu Anreise, Übernachtung, Gastronomie etc. sucht man hier vergeblich. Dennoch ist die Lektüre für alle, die das Land schon vor ihrer Reise etwas kennen lernen möchten, sehr zu empfehlen.
Für wen ist "No Problem, Sir!"? Für Individualtouristen, für alle, die einen längeren Indienaufenthalt planen, für alle, die einen indischen Arbeitskollegen oder Nachbarn besser verstehen wollen.
Mein Fazit: Sehr zu empfehlen, lediglich die schlechte Bildqualität gibt einen Punkt Abzug.

Bewertung vom 08.12.2017
Schimming, Ulrike

Glaube Liebe Stigmata


sehr gut

Als Konvertitin vom Christentum zum Islam war ich sicherlich eine kritische Leserin, mir ist der - gerade in Italien weitverbreitete - Glaube an heilige Stigmata sehr fremd, es ist ehrlich gesagt eher ein Aberglaube für mich.

Doch ich merkte sehr schnell, dass dies kein Hindernis beim Lesegenuss darstellt. Der Roman handelt zwar auch vom Auftreten der Wundmale Christi bei Padre Pio, einem der Protagonisten, aber eben nicht in erster Linie. Im Mittelpunkt stehen vielmehr die Lebenswege dreier unterschiedlicher junger Menschen, die sich im Lauf der Geschichte mehrfach begegnen, und die völlig unterschiedliche Bedeutung und Erfahrung von Religion und Glaube in deren Alltag.

Der Roman ist einfach zu lesen, die kurzen Kapitel fliegen einem förmlich zu. Die Hauptfiguren sind vielschichtig, nicht jede Handlung ist sofort nachvollziehbar, aber das regt zu eigener Reflektion an. Ob die Stigmata selbst zugefügt wurden oder ein Wunder darstellen, das wird an dieser Stelle nicht verraten.

Einziges Manko in meinen Augen: Ein Handlungsstrang (über die junge Chiara) kommt am Schluss etwas zu kurz.

Für alle, die sich mit Religion beschäftigen, ein empfehlenswertes Buch, egal ob man einen Glauben praktiziert, Atheist oder Agnostiker ist, es bietet reichlich Denkanstöße.

Bewertung vom 08.12.2017
Orths, Markus

Max


ausgezeichnet

Ein Roman über Max Ernst, ein Buch über einen Künstler, über seine Frauen, über die Leidenschaft, über Liebe, Verzweiflung und immer wieder: über Kunst.

Markus Orths ist ein außergewöhliches Buch gelungen, in ganz eigener Sprache nähert er sich dem Ausnahmetalent Max Ernst an. Die Geschichte, obgleich nicht immer einfach zu lesen, zieht von der ersten Seite an in ihren Bann. Der Protagonist ist nicht unbedingt ein Sympathieträger, sein "Verschleiß" an Frauen ist enorm, die Rolle als Ehemann und Familienvater definiert er sehr individuell. Manche Frau zerbricht an ihm, er ist ein Getriebener.

Dabei rauscht der Roman förmlich durch die Jahrzehnte, der Leser erlebt den Irr-Witz des Dadaismus, den Irrsinn beider Weltkriege sowie Verfolgung und Flucht vor den Nationalsozialisten aus Sicht von Ernst und seinen Frauen. Die Geschichte ist voller Ecken und Kanten, immer fesselnd, aber durchaus auch schwere Kost. Über manches Sprachbild bin ich gestolpert, einige Dialoge oder Handlungen blieben auch nach wiederholtem Lesen unverständlich.

Doch das ist gut so. Der Roman erzeugt große Emotionen, er fordert auf zu eigenen Interpretationen, er amüsiert, verwirrt, macht betroffen, stellt große Fragen. All das soll Kunst. "Max" ist ein Buch über einen Künstler, mit dem Markus Orths selbst ein Kunstwerk gelungen ist. Sehr zu empfehlen!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 30.11.2017
Maxian, Beate

Die Frau im hellblauen Kleid


sehr gut

Die bekannte Krimiautorin Beate Maxian stellt in ihrem ersten Historienroman eine Schauspielerinnen-Dynastie in den Mittelpunkt, von den zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts bis in die Gegenwart.
Die vier Protagonistinnen sind starke, interessante Charaktere, mit Ausnahme der jüngsten, die für Anfang zwanzig leider sehr unreif und egozentrisch wirkt.
Die Familiensaga zieht schnell in ihren Bann, die Orte des Geschehens - Wien, Prag, Berlin und München - erscheinen lebhaft vor dem inneren Auge des Lesers. Die Autorin versteht es, die verschiedenen Handlungsstränge und Rückblenden geschickt abzuwechseln ohne den roten Faden zu verlieren.
Im Mittelpunkt stehen stets die zwischenmenschlichen Beziehungen, vor dem Hintergrund der politischen Situation und der Theater- und Kinowelt. Eine Liebe zerbricht, weil der Ausgewanderte nach seiner Rückkehr eine andere Sicht auf Deutschland hat, ja, er selbst ein anderer geworden ist. Beziehungen, wie die eines schwulen Paares, werden durch Deportationen grausam zerrissen.
Maxian zeigt gekonnt die unterschiedlichen Reaktionen auf die Bedrohung durch die Nationalsozialisten: Es gibt Mitläufer, Diffamierungen, Emporkömmlinge, Emigrationen.
Die Autorin schildert, wie verschieden die Nachfolgegenerationen der Opfer und Täter mit den Folgen der NS-Diktatur umgehen: Fragen bleiben unbeantwortet oder werden erst gar nicht gestellt, Fakten werden verdrängt. Es gibt aber auch positive Beispiele, in denen sich Menschen verantwortlich zeigen und die Schuld ihrer Vorväter ans Licht bringen.
Ein wirklich lesenswerter Roman gegen das Vergessen, der unterhaltsame Lesestunden bietet und ohne erhobenen Zeigefinger auskommt.

Bewertung vom 27.11.2017
Görg, Christoph

Troubadour


sehr gut

Historischer Roman, so steht es auf dem Titel. Leider, denn das ließ mich etwas völlig anderes erwarten. Vergesst es, und genießt ein erfrischendes, witziges Erstlingswerk, das voller Parodien und Zitate steckt. Ja, der Roman spielt auch im Mittelalter, und Richard Löwenherz kommt nicht nur in der Unterüberschrift vor. Und ja, der Autor hat seine Hausaufgaben gemacht und gründlich recherchiert. Aber  es geht eben nicht in erster Linie um die historische Epoche. Protagonist Niki durchlebt eine Zeitreise, findet Freunde und die große Liebe, darf sich beim Ritterturnier beweisen und ... mehr soll hier nicht verraten werden. Nur so viel: Für einen guten Roman braucht es eine hervorragende Idee und die Beherrschung der Schreibkunst. Görg liefert beides.
Die teils recht derben Szenen (samt passender Sprache) sind etwas gewöhnungsbedürftig, der Humor große Klasse. Einen Punkt Abzug gibt es von mir für überflüssige, manchmal am Rande des Sexistischen wandelnde Sexszenen.
Dennoch: Gute Unterhaltung, ich warte auf die Fortsetzung!

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Bewertung vom 27.11.2017
Whitmore, Felicity

Der Klang der verborgenen Räume


gut

Die Idee klingt vielversprechend: In zwei ineinander verwobenen Handlungssträngen stellt die Autorin die gesellschaftliche Rolle der Frau, insbesondere die Möglichkeiten einer alleinstehenden, jungen Pianistin, im Jetzt und Mitte des 19. Jahrhunderts gegenüber. Der Leser begleitet das musikalische Ausnahmetalent Nina bei der Suche nach Spuren ihrer Vorfahren in England, von denen sie erst aufgrund eines unerwarteten Erbes erfährt. Die mysteriöse Anna Stone, vor gut 150 Jahren ebenfalls virtuose Pianistin und Nina wie aus dem Gesicht geschnitten, birgt ein unheilvolles Geheimnis.
Die Sprache ist einem Historienroman angemessen, die Geschichte ist spannend aufgebaut und flüssig zu lesen. Leider überzeugen nicht alle Figuren, manches wirkt doch recht konstruiert, um den gewünschten Fortgang zu ermöglichen. Einige Handlungen werden nicht weiterverfolgt und verlaufen im Sande.
Die Idee hätte mehr Potenzial gehabt, dennoch: Für ein Erstlingswerk o.k., gute Unterhaltung, wenn auch nicht mehr.

Bewertung vom 25.11.2017
Denk, Petra

Raw Superfoods


gut

Eins vorneweg: Ich versuche gerne Neues in der Küche, lebe aber weder vegan noch vegetarisch. Insofern sprach mich die Einleitung der Autorin sehr an, die rohe Lebensmittel nicht zum Ernährungsdogma erklärt, sondern zunächst mal damit nur den Speiseplan der Leser bereichern möchte.
Und das ist in meinem Fall gut gelungen: Es finden sich sowohl Frühstücks- wie auch Salatrezepte, die mich völlig überzeugt haben: Wenige, simple Zutaten in neuer Kombination, einfach zuzubereiten und mit tollem, neuartigem Geschmackserlebnis. Leider trifft dies nicht auf alle Rubriken zu: Die Suppen fand ich teils nicht sehr schmackhaft, auch muss man lauwarme oder kalte Suppen mögen - es darf ja nichts über 45 Grad Celsius erhitzt werden.
Noch mehr hat mich allerdings gestört, dass für viele Gerichte besondere Küchengeräte benötigt werden, die nicht in jedem Haushalt Standard sind, wie z.B. ein qualitativ hochwertiger Mixer, Spiralschneider oder gar ein Dörrautomat. Darauf sollte bereits im Klappentext hingewiesen werden.
Unpraktisch ist die Angabe der geraden Seitenzahlen rechts unten auf der Seite, so verschwinden die Zahlen fast in der Buchmitte. Auch die matte Oberfläche des Covers ist nicht wirklich küchentauglich, da das Buch so leichter Feuchtigkeit oder Schmutz aufnimmt als ein Hochglanz-Umschlag. Außerdem fehlen mir Angaben zur Zubereitungsdauer, vor allem, da manche Rezepte doch sehr zeitintensiv sind.
Sehr gut gelungen ist hingegen der ausführliche Teil über Nährstoffe und Wirkung der 25 top heimischen Superfoods. Hilfreich sind die zehn Anfängertipps, ebenso wie der Anhang mit Ersatztabelle (für Allergiker oder wenn ein Lebensmittel nicht zur Hand ist) und Glossar.
Fazit: Wenn man bereit ist, einiges in Küchengeräte zu investieren, sicher ein interessantes Rezeptbuch, falls nicht, eher durchwachsen.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 24.11.2017
Thariot

Instabil


gut

Der Beginn könnte spannender nicht sein: Protagonist Patrick wird von einem Sondereinsatzkommando der Polizei verhaftet. Ihm wird vorgeworfen, Mitglied einer terroristischen Vereinigung zu sein, nach kurzer Vernehmung wird er dem FBI überstellt und soll nach Guantanamo geflogen werden. Vom Düsseldorfer Flughafen gelingt ihm eine erste spektakuläre Flucht - es werden noch weitere folgen.
Die Geschichte ist gleichermaßen fesselnd wie verwirrend - Patrick kann es zunächst selbst kaum glauben, aber er wird durch die Zeit katapultiert wie ein Flummy-Ball.
Dem Autorenteam gelingt es spielend, die Hauptfiguren - neben dem Terrorverdächtigen sind dies verschiedene Ermittler sowie eine Journalistin und deren Tochter - schnell und deutlich zu charakterisieren. Fast zu deutlich, es gibt wenig überraschende Wendungen, die nicht durch Zeitreisen hervorgerufen werden, die Charaktere sind vorhersehbar, good cop, bad cop etc. Auch die obligatorische Liebesgeschichte überzeugt nicht wirklich.
Dennoch bietet der Thriller reichlich Spannung und auch Humor. Nichts Außergewöhnliches, aber gute Unterhaltung, die mich - auch aufgrund des offenen Endes - auf die Fortsetzung neugierig macht.

Bewertung vom 21.11.2017
Gapski, Tom

Côte Sauvage


sehr gut

Ja, die Geschichte erinnert ein wenig an Jack Kerouacs Klassiker der Beatgeneration, "Unterwegs":
Der Berliner Max macht sich in seinem klapprigen "Schrottcedes" auf den Weg durch Europa, ohne Ziel und trotzdem auf dem Weg zu sich selbst.
Seine Tage sind bestimmt von Depression und Drogen, auch nachdem er schließlich bei seinem alten Freund Otto landet, der in der Bretagne eine Strandbar eröffnet hat.
Der Roman handelt vom Suchen und Finden, von Freundschaften, Wertvorstellungen und Lebensmaximen. Mal wirken Aussteiger erstaunlich spießig, mal überraschen zugedröhnte Freunde mit ihrer Weitsicht.
Sprachlich für mich etwas gewöhnungsbedürftig passt die Ausdrucksweise durchaus zum Life-Style von Max und den weiteren Protagonisten.
Fazit: Eine interessante kleine Geschichte, die Stoff für Diskussionen bietet.