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Marie aus E.

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Insgesamt 871 Bewertungen
Bewertung vom 24.01.2021
Phillips, Julia

Das Verschwinden der Erde


sehr gut

Das Buch wird von dtv auf dem Cover als Roman bezeichnet.
Allerdings wird auf der Buchrückseite ganz groß „The Los Angeles Review of Books“ mit einem literarischen Thriller zitiert, so dass ich von einem Thriller auf der sibirischen Halbinsel Kamtschatka ausgegangen bin. Die allgemeinere deutsche Verlagseinordnung mit Roman ist aber für mich die richtige Einordnung, das Buch ist kein Thriller.
Es geht um Frauenschicksale, die Autorin nimmt sich ein Jahr als Handlungszeitraum, konkret die Monate August bis Juli des Folgejahres. Jeden Monat wird der Fokus auf eine andere Frau gelegt, ihr Leben, ihr Leid, ihr Alltag vorgestellt. Die Klammer zwischen den unterschiedlichen Geschichten ist das Verschwinden von zwei Mädchen an einem Augusttag in der Hauptstadt Kamtschatkas, Petropawlowsk. Die anderen Akteurinnen sind mehr oder weniger lose mit diesem Geschehen verbunden.

Ich habe mich mit dem Buch anfangs schwer getan, weil ich eben von einem Thriller ausgegangen bin und diesen nach dem durchaus in diese Richtung gehenden ersten Kapitel dann vermisst habe.
Unabhängig von dieser Erwartungshaltung hätte ich mich vermutlich viel besser auf die dann folgende Handlung einlassen können.
Denn diese ist lesenswert. Sowohl Kamtschatka mit seiner indigenen und russischen Bevölkerung als auch die konkrete Lebenssituation der verschiedenen Frauen nach dem Zerfall der Sowjetunion war interessant und bewegend. Man braucht etwas, bis man sich eingelesen hat, da es sehr viele verschiedene Personen gibt und auch die Namen für mich schwer zu lesen waren. Vorausgestellt war ein Personenregister, an Hand dessen man sich bei der Einordnung orientieren konnte. Das zu lesen hat mich allerdings noch mehr verwirrt, es erschließt sich dann doch alles auch im Lesefluss.
Gemein ist fast allen Frauen, dass sie übergriffig behandelt werden und keine Träume haben, irgendwie versuchen, durch ihren Alltag zu kommen, insgesamt ist es eine trostlose Grundstimmung im Buch.

Eine Bewertung fällt mir hier gar nicht so leicht, meine Enttäuschung über das „falsche“ Genre wurde aber nach etwas sacken lassen und die geschlossene Klammer am Ende des Buchs sowie die lesenswerten Frauenschicksale gut kompensiert. Auch der Buchaufbau mit den Monaten und dem Monats-Fokus auf unterschiedliche Personen sowie die immer wieder überraschend auftretenden Verbindungen der mitspielenden Personen haben mir gut gefallen. Vier Sterne.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 23.01.2021
Link, Charlotte

Ohne Schuld / Polizistin Kate Linville Bd.3


ausgezeichnet

Kate Linville, neu bei der North Yorkshire Police, hat noch gar nicht richtig angefangen, da schliddert sie schon eher zufällig in einen neuen Fall. Ihr Job bei Scotland Yard hat ihr nie wirklich Anerkennung gebracht und ihr neuer Chef weiß sie endlich zu schätzen. Tja, nur leider wird dieser suspendiert, bevor sie überhaut starten kann.

Anfangs ist die Handlung schon gleich komplex, es gibt viele Stränge mit vielen Personen und man ist gleich mittendrin und freut sich schon darauf, dass alle Stränge irgendwann zusammenfinden müssen. Es ist übrigens überhaupt kein Problem, quer einzusteigen, das hier ist bereits der dritte Teil der Reihe.

Ich fand das Buch sehr, sehr spannend. Obwohl die Täterschaft schon früh klar war und ich mich dann fragte, was soll da jetzt noch kommen, konnte ich das Buch nicht aus der Hand legen. Sonntagstatort schauen? Nein, geht jetzt nicht. Schlafen gehen? Nein, geht jetzt nicht. Und natürlich war es auch nicht so einfach, wie ich es mir dachte.

Was mir neben dem Spannungsbogen auch noch so gut gefallen hat, war das Thema des Buches, das jetzt zu nennen schon ein Spoiler wäre, deshalb muss ich das lassen. Und dann die Umsetzung dessen, nicht schwarz-weiß gezeichnet sondern die Gabe, dass wir Lesenden verstehen konnten, warum es so kommen konnte und quasi dabei waren und nicht als neutrale Lesende außen vor, das mochte ich sehr.

Ich konnte mich in ganz viele der Figuren hineinversetzten, habe mitgelitten und wollte am liebsten mit ihnen sprechen, sie wachrütteln usw. Es waren keine Buchfiguren mehr auf Distanz, sie wirkten so "real".

Einfach rundum gelungen, so muss für mich ein Krimi sein. Definitiv ein fünf Sterne Lesegenuss.

Bewertung vom 22.01.2021
Johnson, Pete

Wie man seine Eltern erzieht / Eltern Bd.1


ausgezeichnet

Zuerst: Das Buch wird für Jungs zwischen 10 und 14 Jahren beworben – das finde ich etwas zu reduziert. Klar, der Hauptdarsteller Luis ist ein Junge, aber er hat eine coole Freundin und die Themen sind auch völlig unisex – es gibt also keinen Grund, warum Mädchen hier nicht zugreifen sollten.
Ich würde das Buch für Kinder zwischen neun und zwölf Jahren empfehlen, ich glaube nicht, dass 14-Jährige damit noch viel anfangen können.
Es ist auch prima für Lesemuffel geeignet, es liest sich einfach mit der großen Schrift und den lustigen Zeichnungen, aber verlangt schon etwas mehr Leseengagement als Gregs Tagebuch, da es viel mehr Text beinhaltet. Zwar schön großgeschrieben, mit vielen Bildern, aber eben kein Comic. Dadurch, dass es so lustig ist, aber m. E. trotzdem kein Problem. Es ist quasi der perfekte Übergang von Greg zu „richtigem Textbuch“.

Nun zum Inhalt. Ich habe vom Autor bislang „Wie man 13 wird und überlebt“ gelesen und war nur mäßig begeistert, das Buch fand ich nicht besonders witzig und irgendwie seltsam.
Das war hier jetzt jedoch völlig anders, Luis, der Comedy-Star werden will und seine Freundin sind wirklich komisch, es gibt viel zu lachen.
Dabei hat die Geschichte durchaus ernste Seiten, denn Luis hat im Buch gar nichts zu lachen. Seine Eltern mutieren nach einem Umzug plötzlich zu Helicopter-Eltern, die nur noch Schule, Schule, Schule und Notenerfolg gelten lassen. Zum Glück lässt Luis sich nicht so leicht unterkriegen – und die Botschaft ist eine sehr schöne - schulische Leistung ist nicht alles und vermeintliche Superduper-Schulen sind vielleicht doch nicht das Gelbe vom Ei, vielleicht ist die ganz normale Schule ums Eck doch eine bessere Wahl…
Aus Elternsicht allerdings bei notorischen Schul-Faulpelzchen vielleicht trotzdem nicht die ganz ideale Lektüre, denn als Teenie könnte man durchaus ableiten, dass Schule generell überbewertet wird und hätte dann ja noch ein Buch als Beleg („da steht es! Lies!“).

Das Lesen hat auf jeden Fall viel Spaß gemacht und ich bin schon auf den nächsten Teil gespannt!

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 16.01.2021
Schwiecker, Florian;Tsokos, Michael

Die siebte Zeugin / Eberhardt & Jarmer ermitteln Bd.1


ausgezeichnet

Eine neue Krimi-Reihe aus Berlin - mit Einblicken ins Justizwesen und in die Gerichtsmedizin, oh ja, gerne.

Hier arbeiten der Anwalt Rocco Eberhardt und der Rechtsmediziner Dr. Justus Jarmer zusammen, wobei der Rechtsmediziner eine relativ untergeordnete Rolle spielt und die Zusammenarbeit erst langsam wachsen muss.. Größere Teile spielen sich im Gericht und bei der Vorbereitung der Verteidigung durch Rocco Eberhardt ab. Das hat mir gut gefallen, es war einmal ein anderer Blickwinkel. Man kann auch mal in die (hier natürlich fikitive) Denke eines Verteidigers schauen, denn warum verteidigt man einen Mörder?

Obwohl der Täter gleich zu Beginn fest stand (das Buch startet mit der Tat), ist das Buch trotzdem spannend, da das Motiv ein Rätsel bleibt. Denn der Täter schweigt - auch gegenüber seinem Anwalt.

Dazu gibt es natürlich auch private Verwicklungen, etwa ungelöste Familiendramen, eine auch beruflich praktische Freundschaft zu einem Privatdetektiv und viel (für meinen Geschmack schon sehr viel) Alkoholkonsum. Das fand ich dann auch schon mal ein wenig nervig, dass immer jede Weinsorte und jeder andere Drink, zu dem der Anwalt griff, genau erwähnt wurde. Mir ist das relativ egal, ob es am Montag Pinot Noir oder Pinotage oder was auch immer gab.
Natürlich gibt es auch einen beruflichen Gegenspieler und was mir besonders gut gefiel, es war nicht schwarz-weiß, sondern schon ansatzweise realistisch. Man kann keine absolute Gerechtigkeit bekommen, es bleibt immer auch ein moralisches Abwägen.

Mit nur gut 300 Seiten lässt sich das Buch schön zwischenrein lesen und macht auf jeden Fall neugierig auf weitere Fälle.

Feine Krimiunterhaltung im Justizumfeld - hat mir sehr gut gefallen!

Bewertung vom 08.01.2021
Monti, Olivia

Sterbewohl (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Sterbewohl hat mich mit seinem außergewöhnlichen Cover und einem interessanten Klappentext gelockt, so dass ich von meinem Vorsatz "Nichts mehr von Selbstpublishern lesen" abgerückt bin. Vielleicht hat mich das Buch sogar bekehrt, denn es hat meine bisherigen Erfahrungen widerlegt. Weder ein fehlendes Lektorat noch ein nur mittelmäßger Plot, ganz im Gegenteil.

Das Buch spielt in der nahen Zukunft. Deutschland hat eine Diktatur und der Mensch zählt nur, so lange er nützlich für die Gesellschaft ist. Nützlich ausschließlich im Sinne von wirtschaftlich produktiv definiert. Deshalb gibt es für die Generation der Rentner das Angebot, eine Sterbepille zu schlucken. Rein freiwillig natürlich, denn nach außen wird der Schein einer Demokratie weiterhin gewahrt. Aber ist das wirklich so freiwillig?

Die Autorin zeichnet eine düstere Zukunftsvision, die über einen reinen Unterhaltungskrimi hinausgeht. Man muss sich unweigerlich mit der Frage beschäftigen, was uns als Gesellschaft ausmacht.
Dabei hat das Buch die bestimmt nicht einfache Kurve zum leicht zu lesenden und unterhaltsamen Roman geschafft, mit nur gut 200 Seiten liest sich das Buch zudem an einem Tag weg.

Besonders gut hat mir neben der Grundthematik und der spannenden Umsetzung gefallen, wie die Stimmung im Sterbehotel während des Aufenthaltes der vier Freunde eingefangen wurde, man konnte die Veränderungen förmlich greifen.

Eine gute Story mit beklemmendem Thema.

Bewertung vom 08.01.2021
Klingenberg, Malin

Elchtage


ausgezeichnet

Hier hat mich das schöne Buchcover wieder gelockt und es hat nicht zu viel versprochen, auch der Inhalt hat mich überzeugt.

Johanna ist ein Mädchen, das Veränderungen nicht so gerne mag. Leider hat ihre ehemals beste Freundin sich verändert, sie möchte lieber bei den angesagten Mädchen der Klasse mitmischen. Johanna kann dem Mode und Jungs-Gerede aber so gar nichts abgewinnen und bleibt deshalb lieber für sich.

Das Buch ist eher ruhig, man ist in einem angenehmen Lesefluss und liest einfach so vor sich hin. Ruhig, aber keineswegs langweilig oder langatmig, mit einer Grundstimmung des Nicht-Verbiegens der Hauptdarstellerin und viel Natur. Das hat mir sehr gut gefallen.

Die Themen des Buches sind die, die Heranwachsende umtreiben. Der Verlust von langen Sandkastenfreundschaften, Veränderungen und neue Interessen durch die Pubertät, erste zarte Liebe und Natur- bzw. Tierschutz. Das war hier schön umgesetzt, besonders gelungen fand ich hierbei, dass es keine Schwarz-Weiß-Darstellung war.
Johanna ist Vegetarierin und Tierliebhaberin, ihre Eltern begeisterte Jäger. Das Verhältnis ist gut und wird auch nicht durch die unterschiedlichen Einstellungen groß belastet. Oder auch Johannas Liebe zu den Elchen: obwohl sie sich um ihr Überleben sorgt, hat sie doch den großen Wusch, auf ihnen zu reiten oder füttert sie mit Popcorn. Menschen, die man mag, tun Dinge, die man nicht gut heißen kann.
Solche Widersprüche gibt es öfter im Buch, es wird nicht gewertet, sondern einfach stehengelassen. Das hat hier für mich gut gepasst und so ist das Leben nun auch mal.

Ein richtig schönes Buch, das ich mit einem sehr zufriedenen "Hach ja" zuschlagen konnte.

Bewertung vom 06.01.2021
Roth, Elina

Laaangeweile


ausgezeichnet

Vorab: ich habe im langen Lockdown einige Beschäftigungsbücher als Anregung gelesen, so wirklich überzeugt hat mich keines. Meist waren ein, zwei Ideen enthalten, das war es dann auch schon.
Und dann kam "Laaangweile?" und hier ist es, das Buch, das uns tatsächlich unzählige Anregungen gab und immer noch gibt.

Es gliedert sich in vier Bereiche
1. Extreme Experimente
2. Bombastische Bastelideen
3. Spektakuläre Spiele
4. Fantastisches Fun-Food.


Das Kind hat bereits beim ersten Durchblättern unzählige Dinge gefunden, die es nachmachen will. Dazu sollte man aber wissen, dass viele Ideen ein paar Zutaten brauchen, die man nicht unbedingt in der Bastelkiste im Haus hat. Bei geschlossenen Bastelgeschäften kann man die auch nicht geschwind schnell einkaufen, es ist also etwas Geduld gefragt, bis man die Online-Bestellung mit dem Bastelbedarf dann auch da hat. Es sind nie kostspielige Dinge, aber man kann eben nicht bei allen Ideen sofort loslegen.

Was haben wir bislang getestet:
Wir haben einen Kicker aus einem Schuhkarton gebastelt (hier haben auch wir Erwachsenen fleißig einen Beitrag geleistet, schließlich brauchten wir 6 Korken, was muss, das muss...), lange Schaschlikspieße und Holzwäscheklammern haben wir im großen Supermarkt problemlos bekommen, hier konnten wir gleich loslegen. Kleiner Tipp: ein Tischtennisball als Ball funktionierte bei uns nicht, war zu groß, wir haben einen kleinen Flummi genommen.

Wir haben Glühwürmchen-Gläser gestaltet; ergänzend zum Buch haben wir die Deckel noch mit Masking Tape verziert (das finde ich auch so schön, wenn man erst mal eine Anregung bekommen hat, fallen einem bei dem Buch immer auch gleich noch Varianten ein).
Die Wirkung war sensationell: das funktioniert tatsächlich richtig gut, die "Glühwürmchen" leuchten nach dem Aufladen bei Tageslicht im Stockdunkeln sehr gut.

Dann haben wir noch das Grimassen-Buch gestaltet, allerdings abweichend statt mit Grimassen mit Tieren. Hier wurde die Geduld des Kindes auf eine kleine Probe gestellt, weil ich die Buchbinderinge tatsächlich erst bestellen musste.

Wir haben noch viele weitere Bastel- und Forschungsprojekte auf der To-Do-Liste. Außerdem sind einige Spielideen dabei, die wir unbedingt beim nächsten Kindergeburtstag umsetzen wollen.


Man liest schon, dass uns das Buch richtig begeistert, oder?
Unser Fazit:
Es sieht von außen eher schlicht aus, ist kein stabiles hochwertiges Hardcoverbuch, im Inneren aber voller Bastel- und Forscherideenschätze. Dazu braucht man zwar Bastelzubehör, das aber preislich kein Vermögen kostet und oft in der Haushaltswarenabteilung zu finden ist. Und, ganz wichtig: die Anleitung ist sehr verständlich, die vorgestellten Projekte klappen (nichts ist frustrierender, als wenn man mit Begeisterung bastelt und dann wird es nichts) und Kinder wollen von sich aus ganz viele Dinge nachmachen. Die Eltern hier übrigens auch.

Bewertung vom 02.01.2021
Loeffelbein, Christian

Das Geheimnis von Moorwood Castle / Malvina Moorwood Bd.1


ausgezeichnet

Malvina wohnt in einem echten Schloss in England. Das ist traumhaft, bis ihre Familie beschließt, den zugegebenermaßen ziemlich baufälligen und renovierungsbedürftigen Kasten zu verkaufen. Hallo?! Das geht doch nicht! Malvina will das natürlich verhindern und stolpert in ein großes und nicht ganz ungefährliches Abenteuer...

Das Buch ist super!
Angefangen beim schaurig-schönen Cover setzen sich die schönen Illustrationen im Innenteil fort.

Die Geschichte hat genau die richtige Balance aus Witz, Spannung und Gruselstimmung. Sie spielt in England und allein die Namen der Pubs (oder Spelunken...), die z. B. "Blutiger Schinken" heißen, waren urkomisch. Dann hat Malvina eine ziemlich abgefahrene große Familie, die auch alles gehörig durcheinanderwirbelt.

Dann noch ihr bester Freund, ohne den Malvina echt aufgeschmissen gewesen wäre.
Das alles aus Ich-Perspektive erzählt, das mögen wir ohnehin am liebsten, so waren wir Malvina immer ganz nah.

Manchmal war es schon sehr schaurig, aber so viel darf ich verraten: es gibt ein Happy End und es war nie so gruselig, dass man Angst vor dem Einschlafen bekommen hat.

Für uns war es rundum perfekt - wir freuen uns schon riesig auf Band 2, auf den wir jetzt allerdings fast ein ganzes Jahr warten müssen. Und dann hoffen wir doch sehr, dass wir auch einen Tomatenwitz zu lesen bekommen (davon war nämlich ständig die Rede, leider sind wir nicht in den Genuss gekommen...)

Bewertung vom 02.01.2021
Michaud, Martin

Aus dem Schatten des Vergessens / Victor Lessard Bd.1


ausgezeichnet

Ich lese gerne und viel Krimis und Thriller, Kanada als Handlungsort war für mich jedoch Premiere.
Ich hatte durchaus Einstiegsschwierigkeiten, dies ist nicht der erste Band und es hat etwas gedauert, bis ich mich eingelesen hatte.
Das hauptsächlich französischsprachige Montreal in der Provinz Quebeck mit den französischen Straßennahmen usw. macht es für Menschen, die nicht der französischen Sprache mächtig sind etwas anstrengend zu lesen.

So wie ich es verstanden habe, ist das Buch Band 3 der Reihe um das Ermittlerteam, aber erst Band 1, der ins Deutsche übersetzt wurde. Deshalb steigt man hier quasi quer ein und kennt die Vorgeschichte der Ermittler nicht. Hier würde ein Lesen in der richtigen Reihenfolge vermutlich den Einstieg erleichtern, auch wenn man für das Buch natürlich keine direkten Vorkenntnisse braucht.

Die Handlung nimmt mit einigen Rückblenden auch Bezug zum politischen Geschehen der Vergangenheit - und mit Unabhängigkeitsbestrebungen einzelner Provinzen Kanadas kannte ich mich bislang gar nicht aus, da musste ich erst mal etwas Recherche betreiben.

Klingt alles ziemlich ungemütlich und so gar nicht nach Lesevergnügen? Anfangs fand ich es auch ziemlich anstrengend, aber im Laufe der Handlung hat mich diese immer mehr fasziniert. Dann fand ich es gerade spannend, mal über meinen gewohnten Thriller-Tellerrand zu blicken.
Und nicht nur das - auch ansonsten war der Spannungsbogen für mich sehr passend, anfangs so lala, hat er sich Seite um Seite mehr aufgebaut, ab etwa der Hälfte des Buches wollte ich es dann nicht mehr aus der Hand legen.

Was ich etwas überzeichnet fand, war das Ermittlerteam: trockener Alkoholiker und lesbische und sehr direkte, auf dem ersten Blick wenig feinfühlige Kollegin, naja, kann man machen, muss man aber nicht unbedingt.

Davon abgesehen aber feine Unterhaltung, sehr spannend und durchaus anspruchsvoll.