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Azyria Sun

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Insgesamt 700 Bewertungen
Bewertung vom 23.11.2021
Graf, Lisa

Der Traum vom schönen Leben / Dallmayr Saga Bd.1


ausgezeichnet

Ein wirklich bezaubernder und unterhaltsamer Roman

„Ich glaube an die Banane“ (Seite 222)

Worum geht’s?
Anton und Therese Randlkofer haben sich mit dem Kauf des Feinkostladens Dallmayr einen Lebenstraum erfüllt. Doch kurz danach verstirbt Anton und Therese steht alleine da. Alleine mit dem Geschäft und einem Berg Schulden und einem Schwager, der ihr nichts Gutes will. Aber sie gibt nicht auf und gemeinsam mit ihren Kindern und dem Team des Dallmayr gelingt es ihr, das Familienunternehmen nicht nur zu halten, sondern goldenen Zeiten entgegenzuführen.

Meine Meinung:
Lisa Grafs „Dallmayr – Der Traum vom schönen Leben“ ist der Auftakt zur Dallmayr-Trilogie, in dem die Autorin über die Familiengeschichte rund um das Feinkostgeschäft Dallmayr schreibt. Und nicht nur darüber, sondern auch viele weitere historische Details bringt sie ihren LeserInnen näher, wie die Geschichte der Banane, die Vermessung von Bayern, auch ein bisschen Politisches ist dabei. Und das alles eingewebt in die unglaublich interessante und vielseitige Geschichte des Hauses Dallmayr, das vor dem Buch für mich einfach nur eine Kaffeemarke war und jetzt für mich so viel mehr ist.

Die Dallmayr-Familie, dazu zähle ich nicht nur Therese, Balbina, Elsa, Hermann sondern auch die Angestellten Korbinian, Ludwig, Rose und wie sie alle heißen – ich habe sie so ins Herz geschlossen. Jeder hat seine Eigenheiten und wie in jeder Familie wird auch mal gestritten und man verträgt sich wieder. Alle haben zusammengestanden, auch in schlechten Zeiten. Dann die von Poschingers, dieses leider kinderlose Ehepaar, das sich Therese so angenommen hat. Sie habe ich ganz besonders ins Herz geschlossen. Und auch Max und seine Kartenspielerkumpels waren gut getroffen, wenn sie auch keine sympathischen Charaktere waren.

Dann die Beschreibung des Ladens, des Essens, der Köstlichkeiten. Ich glaube, ich habe noch nie so perfekte Beschreibungen gelesen. Ich konnte das Dallmayr vor mir sehen, die Schokolade riechen, die Pralinés, die anderen Delikatessen. Auch die Beschreibung der Landschaften – als wäre ich selbst dort! Das Buch hat mich mitgenommen von der ersten zur letzten Seite. Es war schön, gemeinsam mit den Randlkofers durch das München der 1897er Jahre bis hinein ins Jahr 1900 reisen zu dürfen, gemeinsam mit ihnen Freude und Leid erleben zu dürfen und ich freue mich schon so sehr auf den zweiten Teil der Trilogie und darauf, alle wiederzutreffen!

Fazit:
„Dallmayr – Der Traum vom schönen Leben“ von Lisa Graf ist einfach ein absolut herzliches, liebevolles und empathisches Buch, das trotz der vielen Seiten viel zu schnell gelesen ist. Therese, Balbina und all die anderen Mitglieder der Dallmayr-Familie – ich habe sie alle ins Herz geschlossen und vermisse sie jetzt schon. Dann die ganzen historischen Details, die familiären Parts, das Zwischenmenschliche, ich war von dem Buch einfach nur begeistert und besonders vom Schreibstil und der Leichtigkeit der Worte, die die Autorin gewählt hat und ihrer Liebe zu den noch so kleinen Details, die das München Ende des 19. Jahrhunderts mit all seinen Facetten wieder zum Leben erweckt haben; mit all seinen Geräuschen, Gerüchen und Farben.

5 Sterne von mir für diesen perfekten Unterhaltungscocktail, der einfach alles hatte. Ich kann es nicht erwarten, die Dallmayr-Familie im zweiten Teil der Trilogie wiederzutreffen!

Bewertung vom 20.11.2021
Adler-Olsen, Jussi

NATRIUM CHLORID / Carl Mørck. Sonderdezernat Q Bd.9


ausgezeichnet

Alder Olsen ist einfach einzigartig!

Worum geht’s?
Marcus Jacobsen hat einen Fall, der ihn Zeit seiner Karriere bei der Polizei nicht in Ruhe lässt. Er bittet Carl Morck und sein Sonderdezernat Q, sich diesem anzunehmen. Als plötzlich die Leiche einer jungen Frau auftaucht zeigt sich, dass dieser alte Fall unglaubliche Ausmaße angenommen hat, die bis in die Gegenwart reichen.

Meine Meinung:
Lange haben wir auf den 9. Fall für Carl Morck und sein Sonderdezernat Q warten müssen. Aber endlich ist Jussi Adler Olsens Thriller „Natriumchlorid“ da, in schwarz-weiß-pink und ich liebe wirklich alles! Die Art, wie Adler Olsen schreibt, ist einfach einmalig – immer mit einem Augenzwinkern. Wie habe ich es vermisst, diese sarkastischen Dialoge. Gleich auf den ersten Seiten musste ich schmunzeln. Und auch die Spannung kam wie immer nicht zu kurz. In den letzten Bänden waren es eher etwas politisch orientierte Themen, das war hier nicht der Fall. Dennoch war ich gefesselt und der Aufbau, der Schreibstil, die Spannung: Es hat einfach alles gepasst!

Wie habe ich das Team vermisst. Carl, der auf seine alten Tage noch Papa geworden ist und in diesem Teil von seiner Vergangenheit eingeholt wird. Rose, die durchsetzungsstarke und auch etwas seltsame aber herzensgute Frau im Team. Gordon, der blasse Nerd, der in diesem Teil über sich hinauswächst. Und Assad. Vor allem Assad mit seinen Kamelvergleichen und den verkorksten Sprichwörtern! Aber auch die anderen Charaktere hat Adler Olsen wieder einmal genial zum Leben erweckt und ihnen absolut perfekt ihre Rollen im wahrsten Sinn des Wortes auf den Leib geschrieben.

Dann der Fall selbst. Er war anders. Verzwickt, verwickelt und doch zugleich auch genial aufgebaut. Absolut komplex und doch so logisch. Wie das Team die einzelnen Fäden verknüpft hat, wie immer mehr Spannung aufgebaut wurde. Die Sympathie, die man fast mit dem/den Täter/n aufbauen konnte. Und auch wenn der Prolog fast unwirklich angemutet hat, war es doch einfach wieder nur spannend zu lesen und schön, als Teil des Teams vom Sonderdezernat Q ermitteln zu dürfen und besonders der fulminante Showdown hat mir gefallen! Aber: Es gibt einen Cliffhanger, so einen schlimmen Cliffhanger, dass ich nur hoffen kann, dass Adler Olsen den nächsten Teil schnellstmöglich auf den Markt bringt, weil ich unbedingt wissen MUSS, was passieren wird!!!

Fazit:
Mit dem Thriller „Natriumchlorid“ schickt Jussi Adler Olsen Carl Morck und sein Team vom Sonderdezernat Q auf ihren 9. Fall und der hat es wirklich in sich. Es ist anders als die Teile davor, aber es ist spannend, es ist humorvoll, es ist mitreißend und es ist einfach nur genial! Ich habe das Team so vermisst und mich gefreut, von allen wieder lesen zu dürfen. Die Charaktere waren wieder perfekt dargestellt, die Seiten flogen nur so dahin und es war absolut einmalig, wie Adler Olsen unheimlich komplexe Zusammenhänge absolut logisch verbunden hat. Ich habe alles geliebt – vor allem Assads Kamelsprüche. Und ich kann es nicht erwarten, dass der nächste Teil auf den Markt kommt!

5 Sterne von mir für dieses geniale Buch mit dem gemeinen Cliffhanger – wehe wir müssen wieder so lange auf den nächsten Teil warten!

6 von 7 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 18.11.2021
Rehn, Heidi

Die letzte Schuld / Ein Fall für Emil Graf Bd.2


ausgezeichnet

Ein spannender Fall und interessante historische Einblicke – einfach genial!

Worum geht’s?
In München wird die Leiche einer Frau gefunden. Ihre Hände sind gefesselt und sie wurde zu Tode stranguliert. Doch wer ist der Täter? Und warum musste sie sterben? Kommissar Emil Graf trifft am Tatort auf Billa Löwenfeld, die er seit einem Jahr nicht mehr gesehen hat. Und neben den gemeinsamen Ermittlungen flammen auch alte Gefühle wieder auf.

Meine Meinung:
Mit „Die letzte Schuld“ von Heidi Rehn (Aufbau Verlage GmbH & Co. KG, Berlin, November 2021) dürfen wir endlich den zweiten Fall um Emil Graf und Billa Löwenfeld lesen. Und es ist wie schon der erste Teil einfach nur beeindruckend! Die Autorin bringt hervorragend recherchiert teils bekannte aber auch mir eher unbekannte Tatsachen aus dem Dritten Reich ans Licht und vertieft diese, was mich absolut fasziniert. Dazu die lebendige Beschreibung der Personen und der Orte, die ich teilweise selbst kenne und direkt vor mir gesehen habe. Und dazu noch ein spannender Fall, der alles mit einbezieht – ich bin einfach wieder absolut begeistert!

Hauptmerk liegt in diesem Band auf dem Devotionalienhandel, von dem ich schon gehört hatte, aber dessen Ausmaß mir so nicht bekannt war. Nebenbei erfahren wir noch etwas über den Prozess der Entnazifizierung, die hierfür auszufüllenden Fragebögen und den Schwarzmarkt mit falschen Leumundszeugnissen, um vor den Besatzern besser dazustehen und die eigene Tätigkeit im Dritten Reich zu vertuschen. Es ist unglaublich, obwohl man in der Schule viel lernt, bringt die Autorin diese Dinge, die mir teilweise komplett unbekannt waren, auf so spannende Weise mit in die Geschichte ein, dass man einerseits gefesselt ist von der Story und zugleich noch sein Allgemeinwissen erweitert. Der Fall ist wieder direkt angelehnt an diese historischen Hintergründe und fügt sich harmonisch ein. Diesmal hat mich die Autorin bereits auf den ersten Seiten komplett überrascht, da ich nach dem Prolog eine komplett andere Leiche erwartet hätte. Und wie sie dann den Fall um all diese Details aufgebaut hat und die Spannung immer mehr steigerte, einfach perfekt!

Und auch Billa und Emil – die beiden sind einfach goldig. Ebenso Lydia, Billas Kollegin und Freundin und die anderen Charaktere, z.B. Emils Mentor Joe. Ich mag es, dass wir persönlich mit der Truppe ermitteln und sie auch näher kennenlernen dürfen, weil sie einfach ein genialer Haufen sind. Ich freue mich schon sehr auf den nächsten Band und bin gespannt, was die Autorin uns da für weitere bekannte oder weniger bekannte Details offenbart!

Fazit:
Mit dem zweiten Fall für Emil Graf und Billa Löwenfeld „Die letzte Schuld“ übertrifft Heidi Rehn fast noch den ersten Teil. Das Buch hat wirklich alles! Historische Details, wie den Devotionalienhandel, die Entnazifizierung und Leumundszeugnisse. Einen spannenden Fall mit mindestens einer Leiche. Und ein bisschen Emotionen mit Emil und Billa. All das gekonnt zusammengebracht in einem Buch, das spannend beginnt und zwischen spannenden historischen Ausführungen und dem spannenden Kriminalfall hin- und herwechselt, obwohl doch alles zusammenhängt. Das Buch hat mich absolut begeistert!

5 Sterne und eine absolute Leseempfehlung für alle Krimi- und Historienfans von mir!

Bewertung vom 18.11.2021
Neuhaus, Nele

In ewiger Freundschaft / Oliver von Bodenstein Bd.10


sehr gut

Ein interessanter Fall mit unheimlichen Verwicklungen

Worum geht’s?
Die Agentin des Literaturverlags Winterscheid wird vermisst und tot aufgefunden. Gleichzeitig tauchen verschiedene Auszüge aus einem Tagebuch bei den Familienmitgliedern und Bekannten der Familie Winterscheid auf. Wie hängt das alles zusammen und was hat es mit dem Manuskript von Carl Winterscheids Mutter auf sich, die sich vor 30 Jahren von einem Balkon gestürzt hat? Pia Sander und Oliver von Bodenstein nehmen die Ermittlungen auf, die sie schnell in eine grausame Vergangenheit führen.

Meine Meinung:
„In ewiger Freundschaft“ von Nele Neuhaus ist der 10. Kriminalroman um Sander und von Bodenstein. Bald 3 Jahre mussten wir auf die Fortsetzung warten, die mich leider nicht ganz so begeistert hat, wie der 9. Fall. Dennoch beginnt das Buch spannend im unverkennbaren Stil von Nele Neuhaus. Wie wir es von der Autorin kennen, legt sie jede Menge falsche Spuren, hat von Anfang an viele lose Fäden, die scheinbar ins Nichts führen und dann doch in einem logischen Ganzen enden und sie hält ihre LeserInnen bis zum Ende auf Trab.

Gut gefällt mir an diesem Teil, dass durch die Verwicklungen in der Geschichte selbst auch bei von Bodenstein und Dr. Engel Gefühle und Ereignisse zutage treten, die beide noch menschlicher machen. Durch die wir beide noch näher kennenlernen dürfen und besonders Dr. Engel wird mir von Teil zu Teil immer sympathischer. Von Bodenstein steht vor einer zweiten gescheiterten Ehe und seine Ex-Frau Cosima ringt um ihr Leben. Diese Charaktere habe ich schon ins Herz geschlossen und auch die Familie Winterscheid und ihre Bekannten und Angestellten – vor allem die sog. Ewigen – sind gelungene Charaktere. Sie passen perfekt, sind authentisch und besonders von Carl Winterscheid und Julia Bremora hätte ich gerne noch mehr gelesen.

Die Geschichte mit von Bodenstein und Cosima ging mir besonders zu Herzen. Ebenso die Geschichte von Hausmeister Bär und dem Au-Pair-Mädchen. Überhaupt gab es in diesem Teil einige Nebenstränge, die sehr emotional waren und einen auch gefühlsmäßig mitgerissen haben. Die Geschichte selbst war spannend, der Wechsel in den Zeiten, die Idee dahinter und die versteckten Geheimnisse, das war wirklich gekonnt von der Autorin aufgebaut und umgesetzt, auch wenn das Buch für mich teilweise doch Längen aufwies, die in meinen Augen unnötig waren. Dennoch war es spannend mit vielen Plottwists, interessanten Charakteren und besonders die Nebengeschichten, das Emotionale haben es für mich herausgerissen. Ich bin schon sehr gespannt auf den nächsten Fall.

Fazit:
„In ewiger Freundschaft“ von Nele Neuhaus ist der 10. Kriminalfall für Pia Sander und Oliver von Bodenstein und gleichzeitig wohl auch der emotionalste Teil mit jeder Menge schöner und schicksalhafter Nebengeschichten, die mir wirklich sehr gut gefallen haben. Auch der Fall selbst war gut aufgebaut, wirklich verzwickt und mit Handlungssträngen, die bis in die 1980er Jahre zurückgingen und sich in der Zukunft wieder getroffen haben. Teilweise waren mir die Ausführungen zwar etwas zu langatmig und das Buch konnte mit dem Vorgänger Band 9 nicht ganz mithalten, aber dennoch haben mir das Buch, der Fall, der Schreibstil und insbesondere die vielschichtigen Protagonisten sehr gut gefallen.

4 Sterne von mir und ich bin gespannt auf den nächsten Teil!

Bewertung vom 15.11.2021
Bell, Catherine

Jane Austen und die Kunst der Worte / Außergewöhnliche Frauen zwischen Aufbruch und Liebe Bd.7


ausgezeichnet

Ein wortgewaltiges Buch über eine starke Frau – absolut beeindruckend!

Worum geht’s?
Jane Austen wächst um das Jahr 1800 als Pfarrerstochter in Steventon auf. Sie liebt den Ort und die Menschen, doch ihr Mutter hat nur den einen Wunsch: Jane bald zu verheiraten. Doch Jane genießt ihre Freiheit und ihre Leidenschaft: Das Schreiben! Nächtelang sitzt sie an ihrem Schreibtisch und kann sich ganz in die Welt ihrer Geschichten verlieren. Würde ein Ehemann ihr dies weiterhin zugestehen?

Meine Meinung:
„Jane Austen und die Kunst der Worte“ von Catherine Bell (Aufbau Verlage GmbH & Co. KG, Berlin, November 2021) ist ein unglaubliches Buch! Es spielt in England um das Jahr 1800 und die Autorin bringt uns mit ihrer Sprache direkt hinein in diese Zeit. Wer die Romane von Jane Austen kennt, fühlt sich, als wäre er plötzlich ein Teil davon. Alles wirkt so realistisch und lebendig und zugleich so herzlich und emotional. Catherine Bell verzaubert ihre LeserInnen komplett, lässt uns Jane Austen kennen und lieben lernen und mit ihrer Liebe zum Detail und ihrem Auge auch für die kleinen Dinge wirkt alles noch realer.

Jane Austen. Wer kennt nicht „Stolz und Vorurteil“, wer hat nicht schon von Mr. Darcy gelesen oder die Filme gesehen? Aber über die Frau dahinter war mir bislang nichts bekannt. Sie war eben Jane Austen, die Autorin. Aber dass ein so lebendiges und ereignisreiches Leben dahinterliegt mit so vielen Emotionen, Verlusten, Entbehrungen aber auch so vielen Freunden, Festen und Momenten des Glücks, das war mir bis zur Lektüre dieses Buches nicht bewusst. Wie gerne hätte ich Jane kennengelernt, diese wirklich außergewöhnliche Frau, die nie aufgegeben hat, stark war, gefühlvoll. Oder ihre Schwester Cass, ihre Freundinnen und all die Leute aus Steventon, Bath und London. Alle Charaktere wurden von der Autorin so einzigartig zum Leben erweckt – ich habe jeden einzelnen vor mir gesehen. Die Frisuren, die Kleidung, die Eigenheiten. Dann die Landschaften, als wäre ich selbst dort gewesen. Die Feste, als hätte ich selbst teilgenommen.

Catherine Bell ist es wirklich auf herausragende Weise gelungen, das Leben von Jane einzufangen und wiederzugeben. Mir haben auch die Kapitel mit den Rückblicken und den Vorschauen gut gefallen, ebenso die Auszüge aus Janes Romanen. Der Aufbau der Geschichte hat die LeserInnen mitgenommen, als hätte man an der Seite von Jane ihr Leben mit ihr gelebt. Die Feste mit ihr gefeiert. Sich mit ihr über die Männer in ihrem Leben unterhalten. Ihre Verluste miterlitten. Jane ist für mich durch dieses Buch lebendig geworden. Ich durfte eine starke und bewundernswerte Frau kennenlernen und begleiten, eine Frau, von der ich bislang kaum etwas wusste und die nun bewundere. Vielen Dank!

Fazit:
Mit „Jane Austen und die Kunst der Worte“ erweckt Catherine Bell Jane Austen wieder zum Leben. Und nicht nur die Bücher von Jane selbst sind herausragend, mit ihrer Sprache und Wortwahl gelingt auch der Autorin Catherine Bell Außergewöhnliches! In ihrem Buch lässt sie ihre LeserInnen Teil der Geschichte werden. Wir begleiten Jane, als wäre sie unsere beste Freundin. Erleben ihre Momente der Freude mit, fühlen ihre Verluste mit ihr. Ich habe alles an dem Buch geliebt. Die rauschenden Feste, die anstrengenden Umzüge, das Älter werden Janes. Und ich durfte eine Frau kennenlernen, die so stark wie empathisch ist.

5 Sterne von mir und vielen Dank, dass ich für ein paar Momente Teil der Welt von Jane Austen sein durfte!

Bewertung vom 13.11.2021
Neuhaus, Nele

Muttertag / Oliver von Bodenstein Bd.9


ausgezeichnet

Raffinierte Plottwists, spannende Wendungen und undurchsichtig bis fast zum Schluss

Worum geht’s?
Die Leiche eines alten Mannes wird gefunden. Ist es ein natürlicher Tod oder ein Mord? Alles scheint etwas undurchsichtig, sodass die Ermittler genauer hinsehen. Dabei finden sie, einbetoniert unter dem Hundezwinger des Toten, die Leichen von drei Frauen, die seit 30 Jahren vermisst werden. Pia Sander und Oliver von Bodenstein nehmen die Ermittlungen auf, im Laufe derer schnell weitere erschreckende Dinge zu Tage treten.

Meine Meinung:
Mit ihrem Kriminalroman „Muttertag“ schickt Nele Neuhaus ihr Ermittlerduo Sander & Bodenstein auf ihren 9. Fall – und dieser hat es wirklich in sich. Es geht bereits spannend los. Ich möchte fast sagen: Spannender als in allen Fällen zuvor! Und es bleibt spannend und undurchsichtig. Die Autorin erschafft hier ein wirklich geniales Szenario, bei dem alles möglich scheint. Der Schreibstil ist mitreißend, der Hintergrund des Falls schockierend und die Bilder, die die Autorin zum Leben erweckt, sind so spannend wie grausam – ich liebe einfach alles!

Für Pia wird es ein besonders persönlicher Fall. Ich mag Pia, sie wirkt authentisch und ist einfach eine toughe, straighte Frau. Kim, Pias Schwester, wird mit einer Vergangenheit konfrontiert, die vieles ändert. Ich mag, dass wir von Pia, Oliver von Bodenstein und den anderen im Team persönliche Dinge erfahren, diesmal auch von deren Chefin Engel. Mitzubekommen, was die Protagonisten beschäftigt und wie sie sich im Laufe der Bände entwickeln, hat etwas ganz Besonderes. Man fiebert noch mehr mit und kann sich noch mehr für die Personen freuen oder mit ihnen bangen

Der Fall selbst hat es ebenfalls in sich. Wo mir bei den Teilen davor doch manchmal einige Stellen etwas lang waren, ist dies hier absolut nicht der Fall! Allein der Täter, sein Vorgehen und sein Motiv – wie kommt man auf so eine kranke Idee? Der perfekte Psychopath! Dann die Tatorte und die anderen Schauplätze: Einfach perfekt gewählt. Und in diesem Teil geht es wirklich Schlag auf Schlag. Jeder hat ein Motiv, jeder könnte der oder die MörderIn sein. Und immer wieder ist man gemeinsam mit den Ermittlern auf einer falschen Fährte. Mehrmals erreicht die Spannung einen neuen Höhepunkt und besonders der Showdown am Flughafen hat mir gut gefallen – wobei hier die Szenerie an sich fast besser war als die Jagd auf den oder die TäterIn… Ein sehr gelungener Teil und ich freue mich schon sehr auf den nächsten Band!

Fazit:
In ihrem 9. Fall schickt Nele Neuhaus ihre Protagonisten Pia und Oliver auf einen absolut genialen Fall. In „Muttertag“ ist wirklich nichts wie es scheint. Die Autorin legt gekonnt falsche Fährten aus und immer wieder wird es spannend, dann liegt man doch falsch und verfolgt schnell die nächste Spur. Und selbst als man weiß, wer gesucht ist, bleibt es rasant und mitreißend. Besonders die Szenerien haben mir an diesem Buch gut gefallen und der psychopathische Täter war einfach genial dargestellt! Die Tatmotive, der Tathergang – absolut genial, welch kranke Fantasien hier eingeflossen sind!

5 Sterne von mir für diesen erschreckenden Kriminalroman, der fast schon ein Thriller ist!

Bewertung vom 09.11.2021
Seeck, Max

Teufelsnetz / Jessica Niemi Bd.2


ausgezeichnet

Jessica Niemi in Bestform – noch spannender und rätselhafter als der erste Teil

Worum geht’s?
Zwei Blogger verschwinden spurlos. Als eine Leiche gefunden wird, vermuten die Ermittler erst das Schlimmste. Aber die Frau, gekleidet in Manga-Klamotten, die an den Strand gespült wurde, hat mit den Bloggern nichts zu tun – oder etwa doch?

Meine Meinung:
Mit „Teufelsnetz“ toppt Max Seeck den ersten Teil der Thriller-Serie um Jessica Niemi definitiv. Ich mag den rasanten und lebendigen Schreibstil, zumeist aus Sicht von Jessica, aber auch immer wieder aus der Sicht der anderen Protagonisten – und auch der Einschub im letzten Teil, der zurück in die Vergangenheit blickt, ist genial. Das Leben der Blogger, Kambo, Menschenhandel, das Dark Net – Max Seeck schafft es auf einzigartige Weise, aus allen diesen Zutaten das denkbar grausamste herauszuextrahieren und einen Cocktail der Angst zu mixen.

Jessica – ich mag sie einfach. Wie schon im ersten Teil versteckt sie auch hier ihr wahres Ich. Vielleicht kann sie deshalb keine wirklich engen Bindungen aufbauen? Die Zwiegespräche, die sie immer mit ihrer verstorbenen Mutter führt, fast schon, als würde sich ein Geist manifestieren, sind unheimlich gruselig. Man hat das Gefühl, die Luft im Raum verändert sich. Aber ich finde die Entwicklung, die Jessica in diesem Teil durchmacht, wirklich schön. Sie ist eine herausragende Ermittlerin, ein empathischer Mensch und ich hoffe, sie findet noch zu sich. Auch Hellu, ihre neue Vorgesetzte, ist eine Persönlichkeit. Etwas verschroben, auf die Überwachung ihrer Vitalitätsfunktionen fixierte Frau, die mir aber auch im Laufe der Zeit sympathischer wurde. Ich denke, dass sie und Jessica in Zukunft nochmal gut zusammenarbeiten werden. Harjula, der Kollege auf einem anderen Dezernat, kommt leider nur kurz vor – auch ihn könnte ich mir gut als Partner für Jessica vorstellen. Jusuf und Nina sind, wie wir sie schon aus dem ersten Teil kennen, einfach verlässlich, zielstrebig und wir hören fast ein bisschen wenig von ihnen.

Dann der Fall selbst. Die verschwundenen Blogger, die Leiche in Manga-Kleidung. Der Autor wirft uns direkt hinein in die Ermittlungen. Es ist spannend. Es ist verwirrend. Ich wusste nie, wem kann man glauben? Wer steckt dahinter? Immer mehr Personen tauchen auf und alle scheinen miteinander verbunden zu sein und dann doch wieder nicht. Der Autor spielt gekonnt mit unseren Gefühlen. Er hat mich mehr als einmal überrascht und selbst am Schluss mit der Lösung nochmals komplett umgehauen! Da mir Jessica schon irgendwie ans Herz gewachsen ist, haben mich dann auch besonders die letzten Seiten noch besonders berührt, als sie über ihren eigenen Schatten springt – aber ich will nicht Spoilern: Lest selbst und lasst euch von dem Autor mitnehmen auf eine Ermittlung, die explosiv ist, unvorhersehbar und bis zum Ende mitreißend!

Fazit:
Mit „Teufelsnetzt“, dem zweiten Teil der Thriller-Serie um Jessica Niemi, setzt Max Seeck die Messlatte für die Folgeteile nochmals deutlich hoch. Wir tauchen ein in die Welt der Blogger, der Mangas und der Fetische. Es ist mitreißend und grausam und am Ende auch ein bisschen wie Romeo und Julia, wenn der Tod die Liebenden wieder vereint. Aber vor allem ist es ein Buch, das unter die Haut geht. Plottwists ohne Ende. Die Protagonisten verfolgen und werden verfolgt und der Autor verwirrt seine LeserInnen immer wieder aufs Neue! Ich konnte das Buch bis zum Ende nicht aus der Hand legen, habe bis zum Schluss mitgefiebert und es einfach auch genossen, die Spannung bis unter die Haut zu fühlen.

5 Sterne für diesen genialen Thriller, mit dem der Autor meinen Puls mehrmals hochgejagt hat!

Bewertung vom 02.11.2021
Bennett, S J

Die unhöfliche Tote / Die Fälle Ihrer Majestät Bd.2


sehr gut

Einfach britisch humorig und fabulös – die Queen in ihrem zweiten Fall!

Worum geht’s?
Das Lieblingsbild der Queen verschwindet und taucht beim Second Sea Lord wieder auf. Wie kam es dahin? Kurz darauf wird die Leiche einer ihrer Haushälterinnen aufgefunden. Zunächst sieht alles nach einem Unfall aus, doch schnell überschlagen sich die Ereignisse und die Haushälterin bleibt nicht die einzige Tote.

Meine Meinung:
In dem zweiten Teil der Krimiserie schickt SJ Bennett die Queen los, Erkundigungen über „Die unhöfliche Tote“ einzuholen. Wo mir der erste Teil noch etwas zu langsam und langwierig war, macht die Autorin hier alles wieder wett. Es ist amüsant zu lesen, wir haben sogar ein paar wirklich spannende Momente. Die Sprache und der britische Humor sind einfach genial und auch der Aufbau des Buches gefällt mir gut. Die Erzählungen aus der Sicht der Queen und aus der Sicht von Rozie und den anderen. Von überall bekommen wir ein bisschen etwas mit und kommen so gemeinsam mit der Queen nach und nach auf das große Ganze.

Die Queen selbst ist in dem Buch einfach nur goldig und zum Knuddeln. Pflichtbewusst, was ihre Termine und Verpflichtungen angeht, immer um das Wohl ihrer Familie, ihrer Angestellten und auch ihrer Hunde besorgt. Aber auch tiefgründig und verschmitzt. Und sie steht über den Dingen, wenn auch nur, um weiter ermitteln zu können. Es stört sie nicht, wenn sie durch Tipps die Ermittler dahin bringt, wo sie die Lösung vermutet. Auch Rozie ist natürlich wieder mit dabei. Ihre stellvertretende Privatsekretärin, die allein schon durch ihren Stil und ihr Äußeres anders ist und auffällt, die man aber ebenfalls einfach gernhaben muss! Die Queen hat sie definitiv angesteckt mit ihrem Wunsch, Dinge aufzuklären und die beiden verbindet dadurch etwas ganz Besonderes. Auch Sir Simon ist wieder mit dabei und Sir James und ein bisschen der Duke und DC Strong – ich mag sie einfach alle. Ein geordnetes Durcheinander bei Hofe mit Charakteren, die das Leben besser nicht schreiben könnte!

Der Fall selbst hat mir diesmal auch besser gefallen, als im ersten Teil. Hier war mehr Hintergrund, mehr Spannung. Auch der Aufbau war sehr gut gelungen. Die Bruchschaden-Sache, die verschwundenen Dinge, die Tote im Schwimmbad und wie SJ Bennett das nach und nach zu einem einheitlichen Bild zusammengesetzt hat – wirklich spannend aufgebaut und gut durchdacht. Besonders gefallen hat mir die Stelle mit Rozie in den unterirdischen Gängen – allein der Gedanke daran ist so spannend, man möchte direkt hinein und alles erkunden! Am Ende gab es dann wieder das Meeting mit DC Strong und den anderen, in dem man auch die letzten offenen Fragen noch erklärt bekommen hat. Wobei ich noch nicht weiß, ob mir der Aufbau dieses Abschlussmeetings gefällt oder nicht, kommt doch vieles in Wiederholung nochmal vor und einiges bleibt dennoch im Verborgenen. Hier würde ich mir teilweise auch dazwischen wünschen, öfters mal die Gedanken der Queen lesen zu dürfen! Mit am Herzlichsten und Emotionalsten war für mich dann der Grund, warum die Queen gerade das Bild der Britannia so ins Herz geschlossen hat – aber den müsst ihr schon selbst herausfinden!

Fazit:
Mit dem zweiten Teil „Die unhöfliche Tote“ gelingt SJ Bennett ein wirklich guter Fall, in dem die Queen wieder ermittelt. Was ich im ersten Teil vermisst habe, das finde ich hier. Der Schreibstil und der britische Humor sind wieder einzigartig. Dann der Fall: Die Bruchschaden-Geschichte, die Tote im Schwimmbad und wie genial die Autorin am Ende alle Fäden zusammenlaufen lässt, das hat mich diesmal wirklich mitgerissen. Wir hatten spannende Momente mit Rozie in den unterirdischen Gängen. Sir Simon war wieder mit dabei, die Queen selbst natürlich, DC Strong und wie sie alle heißen. Ich habe die Menschen am Hof schon wirklich ins Herz geschlossen und dieser Teil hat mir sehr viel Spaß gemacht zu lesen. Wobei ich teilweise gerne mehr in den Kopf der Queen geschaut hätte, weil einige Erklärungen bei mir doch offen

Bewertung vom 31.10.2021
Brown, Louise

Was bleibt, wenn wir sterben


sehr gut

Ein sehr emotionales und offenes Buch über ein schwieriges Thema

Worum geht’s?
Der Tod ihrer Eltern bringt die Journalistin Louise Brown zu einem Umdenken und zu einem Berufswechsel. Sie wird Trauerrednerin, nimmt uns mit in ihre Berufsalltag und stellt uns nicht nur sich selbst sondern auch Menschen und Geschichten vor, denen sie hierbei begegnet.

Meine Meinung:
„Was bleibt wenn wir sterben“ von Louise Brown ist kein Ratgeber, sondern ein Buch, in dem die Autorin offen über ihre eigenen Erlebnisse mit dem Tod spricht. Der Schreibstil ist leicht, aber tiefsinnig. Es ist ein Buch, das zum Nachdenken anregt und zum Überdenken. Mit unterschiedlichen Geschichten bringt Louise Brown dabei ihre Gefühle und Erlebnisse Ausdruck und beschreibt anhand dieser Erzählungen, wie auch sie selbst sich in Bezug auf das Thema Sterben weiterentwickelt hat und umgedacht hat.

Obwohl im ersten Kapitel die Geschichten fast etwas zerrissen und unorganisiert gewirkt haben, hat sich das schnell geändert und anhand der Erzählungen hat man die Entwicklung der Autorin gesehen. Mit ihren Erlebnissen hat sie Themen dargestellt wie die eigene Endlichkeit und das Umgehen damit. Sie hat erzählt, wie man mit Trauer umgeht und wie unterschiedlich Trauer von einzelnen Menschen verarbeitet und bewältigt wird. Die Geschichten waren für sich genommen individuell aber wunderschön. Und hinter jeder steht ein Mensch, das Leben eines Menschen. Seine guten und schlechten Seiten. Seine Ziele, die er erreicht hat und seine Wünsche, die sich erfüllt haben oder auch nicht. Jeder dieser Sätze hat Erinnerungen hervorgerufen, die zu Herzen gehen und deren Worte bei den Hinterbliebenen Erlebnisse und Eigenheiten wieder sichtbar gemacht haben, die zu einem lachenden und einem weinenden Auge geführt haben. Die Autorin hat auch aufgezeigt, wie sich durch ihre Arbeit als Trauerrednerin ihre eigene Einstellung verändert hat.

Interessant fand ich auch den Teil mit den Death Cafés – davon hatte ich zuvor noch nie gehört. Aber die Idee, die Möglichkeit dahinter, finde ich sehr gut. Überhaupt die Art, wie die Autorin sich mit dem Thema auseinandersetzt: Mit ganz viel Offenheit und Ehrlichkeit, mit eigenen Berichten und Geschichten von Dritten. Mit Herz und Empathie. Das Buch hat mich zum Nachdenken angeregt aber beim Lesen auch eine tiefe, innere Ruhe transportiert. Ein wirklich gelungenes Buch über ein Thema, das häufig tabuisiert wird.

Fazit:
Louise Brown lässt uns in ihrem Buch „Was bleibt wenn wir sterben“ an ihrer Arbeit als Trauerrednerin teilhaben und auch an ihren eigenen Erlebnissen, Gedanken und Empfindungen. Ich hatte beim Lesen das Gefühl, als erlaubt uns die Autorin einen Blick in ihre Seele. Auch wenn es anfangs etwas uneinheitlich wirkte, so haben mich die Geschichten doch tief berührt. Die Erzählung über die Death Cafés, über ihre Besprechungen mit den Trauernden, über Wichtiges und Unwichtiges und über das Reden über den Tod und das Nachdenken über die eigene Endlichkeit. Ein tiefgründiges Buch, das dennoch eine unheimliche Ruhe und Leichtigkeit transportiert.

4 Sterne von mir für ein Buch, das ich sicher noch öfters in die Hand nehmen werde!

Bewertung vom 30.10.2021
Weber, Tanja

Betongold


ausgezeichnet

Ein bodenständiger Provinzkrimi mit Charme und ernstem Hintergrund

Worum geht’s?
Joseph Frey, genannt Smokey, ist ein ehemaliger Mordermittler, der in München lebt. Trotz seiner Krankheit Morbus Bechterew lässt er sich nicht unterkriegen und genießt sein Leben, trifft sich mit seinen Kumpels Moni und Schani – bis letzterer tot in einer Baugrube aufgefunden wird. Zunächst sieht es nach einem Unfall aus, aber Smokey kann das nicht auf sich beruhen lassen.

Meine Meinung:
„Betongold“ von Tanja Weber (Hoffmann und Campe Verlag, 2021) ist ein Kriminalroman, bzw. ein Provinzkrimi, der mich von Anfang an gut unterhalten hat. Ich mag das mundartliche, das die Autorin mit hineingebracht hat. Die Sprache ist zwar einfach, aber lebendig. Es geht um Freundschaft, einen Mord und auch darum, wer bei den steigenden Mieten auf der Gewinner- und wer auf der Verliererseite steht. Es ist eine Geschichte, die zu Herzen geht, aber auch eine Geschichte über die grausame Realität.

Smokey, Moni und Shani und besonders ihre lebenslange Freundschaft haben mich hierbei besonders berührt. Jeder der drei ist eine ganz eigene Persönlichkeit aber gerade deswegen oder trotzdem sind sie bis ins hohe Alter hinein gute Freunde geblieben. Smokey, der von Morbus Bechterew gezeichnet ist und gebeugt mit Schmerzen durch die Gegend zieht, verfolgt von den Toten, die ihm im Laufe seiner Ermittlertätigkeit über den Weg gelaufen sind. Moni, der die Liebe seines Lebens an den Krebs verlor. Der tätowierte Barbesitzer, der dennoch weitermacht. Und Shani, der es mit Fleiß und Ehrgeiz weit gebracht hat, dabei jedoch nie seine Wurzeln vergaß und dennoch nie genug hatte, was ihm am Ende zum Verhängnis wurde. Aber: Wünscht sich nicht jeder eine Clique, wie diese drei? Wie schön, wenn man auf ein gemeinsames, langes Leben zurückblicken und gemeinsame Augenblicke Revue passieren lassen kann. Besonders schön fand ich auch, dass Smokey und Moni sich ohne zu fragen um Lizzy, Shanis Mutter kümmern und sie besuchen, als Shani nicht mehr unter ihnen weilt.

Die Geschichte selbst hat mich an die Eberhofer-Bücher von Rita Falk erinnert. Vielleicht liegt es an der Sprache. An den Charakteren. Wir haben es hier mit keinem blutigen Krimi zu tun, sondern der Fall ist subtiler gelagert. Es geht um Wirtschaftskriminalität, Insidergeschäfte, Immobilien – ein absolut aktuelles Thema. Und meiner Meinung nach hat die Autorin die Komplexität dieses Themas perfekt rübergebracht. Es war spannend und hintergründig und es war ein Vergnügen, Smokey bei seinen Spaziergängen begleiten zu dürfen, bis er der Lösung immer näherkam. Wir hatten zwar keine Spannungspeaks, aber ich wurde gut unterhalten, das Buch und die Charaktere sind bodenständig und ich würde zu gerne noch mehr über Smokey lesen. Er ist einfach ein natürlicher, herzlicher Mensch, den man auch gerne im realen Leben kennenlernen möchte!

Fazit:
In „Betongold“ erweckt Tanja Weber eine absolut herzliche Clique, bestehend aus Smokey, Moni und Shani zum Leben. Drei Männer, die eine lebenslange Freundschaft verbindet und die der Mord an einem von ihnen beendet. Der dialektische münchner Schreibstil der Autorin hat mir hierbei besonders gut gefallen und auch die Hintergründe, die uns in die durchaus aktuellen Themen der Wirtschaftskriminalität und der Immobilienhaie hineingeworfen haben, kurz zurück ins Jahr 2015 und der Flüchtlingskrise. Das Buch greift diese Themen auf und erzählt darum herum auf herzliche und liebevolle Weise einen Provinzkrimi, der wirklich unterhaltsam ist und einen Smokey total ins Herz schließen lässt.

5 Sterne von mir für diesen bodenständigen aber durchaus amüsanten Kriminalroman.