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holdesschaf

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Insgesamt 593 Bewertungen
Bewertung vom 06.10.2021
Städing, Sabine

Eismagie und wilde Wichte / Petronella Apfelmus Bd.9


ausgezeichnet

Doppelter Hexspaß
In diesem neunten Band um die liebenswerte Hexe Petronella Apfelmus, hat diese gleich zwei Probleme zu bewältigen. Zuerst belagern die grummeligen Grimmbärte das Café von Petronellas Freunden Luis und Lea und dann rufen sie ihre Schwestern, die Wetterhexen, Petronella auch noch zu Hilfe, weil der Winter verschlafen hat und es deshalb viel zu warm bleibt. Petronella, der Hirschkäfer Lucius, die Apfelmännchen und auch die zwei Menschenkinder haben alle Hände voll zu tun, um der Probleme Herr zu werden.

Schon das Titelbild zeigt wieder viel davon, was Petronella ausmacht. Sie ist einfach eine hilfsbereite, freundliche Person, die immer da ist, wenn man sie braucht. Und schlau ist sie auch noch! Aber neben den wirklich guten Geschichten, sind es vor allem die niedlichen Illustrationen, die Petronellas Welt zum Leben erwecken. Meine Tochter hätte am liebsten immer gleich zum nächsten Bild geblättert, so dass sie gar nicht aufhören wollte zu lesen. Es ist einfach toll, wie viel Ideenreichtum in den Figuren steckt. Die vielen kleinen Freunde und Wesen sind einfach magisch und lustig. Der Text ist nicht allzu schwierig und eignet sich schon für jüngere Kinder zum Vorlesen und für Ältere zum Selberlesen. Dass Petronella gleich zwei Probleme lösen muss bringt die Geschichte so richtig in Schwung und ganz nebenbei hatte ich das Gefühl, dass Kinder hier unbewusst einiges fürs Leben mitnehmen können, da die Verbundenheit zur Natur auch eine Rolle spielt, auch wenn es natürlich eher märchenhaft zugeht. Wir waren begeistert und vergeben 5 Sterne. Ein paar ältere Bände von Petronella haben wir uns auch gleich besorgt. Perfektes Lesefutter!

Bewertung vom 06.10.2021
Goldfarb, Tobias

Geheimagent aus dem All / Fonk Bd.1


ausgezeichnet

Intergalaktisch guter Lesespaß
Flo sitz gerne und eigentlich immer allein auf seinem Lieblingsapfelbaum im Wilden Land. Als er sich an seinem Geburtstag ein Haustier wünscht und kurz darauf plötzlich eine Keksdose vom Himmel fällt, aus der ein vogelähnliches Wesen steigt, ist Flo selig. Doch Fonk ist kein Vogel, sondern ein außerirdischer Geheimagent, der prüfen soll, ob die Menscheit nett genug ist, der Intergalaktischen Liga Sanftmütiger Existenzen beizutreten und somit gerettet zu werden. Dazu müssen Flo und Karlotta, die seine Mutter als Geburtstagsgast organisiert hat, nur das Wilde Land retten. Denn darauf soll ein Bürogebäude samt Parkplatz gebaut werden.

Allein von der Idee des Buches waren wir bereits begeistert, weil es einfach mal etwas ganz Neues ist. Zudem ist Fonk wirklich ein lustiger Vogel, der nicht nur Gummibärchen ist, sondern auch in Cornflakes mit Milch badet und ständig denkt, er sei in Australien gelandet. Dadurch gibt es natürlich einiges zu lachen. Auch durch Fonks besondere Sprache. Aber das Buch greift nebenbei auch Themen wie Freundschaft, Mobbing und Naturschutz auf, zeigt, dass jeder einzelne etwas auf der Welt bewegen kann. Auch die Buchillustrationen, ganz in Schwarz und Blau gehalten sind sehr besonders und passen hervorragend zum intergalaktischen Thema und natürlich zu Fonk, der vom Aussehen einem Wellensittich ähnelt. Meine Tochter fand das Buch urkomisch und wir haben Fonk sofort in unser Herz geschlossen. Umso mehr freuen wir uns, dass es bald einen zweiten Band gibt.

Bewertung vom 06.10.2021
Wahi, Alex

Wahi - süß, sauer, salzig, scharf


ausgezeichnet

Wah(i)nsinnig tolle Rezepte
Der sympathische (Fernseh-)Koch mit deutsch-indischen Wurzeln, Alex Wahi, legt hier ein Kochbuch vor, das modern und weltoffen ist. Der Titel "Süß, sauer, salzig, scharf" beschreibt sehr gut, was probierfreudige Hobbyköche erwartet. Mit jedem Rezept möchte der Autor die Geschmacksnerven kitzeln. Dafür bringt er seine Erfahrung aus den klassischen und modernen Küchen der Welt ein.

Das Buch zeigt eine Aufteilung, die ich so noch nicht gesehen habe, von der Heimat aus, entfernen sich die Rezepte immer weiter und genauso wurde auch das Inhaltsverzeichnis gestaltet. Unter der Einteilung Zu Hause, Europa, Indien, Übersee, Fernost und Aus aller Welt bringt er klassische Rezepte mit Pfiff und neuartige Kreationen unter einen Hut und schäumt geradezu über vor kulinarischen Ideen.

Zu jedem Rezept gibt es ein tolles Food-Foto und eine kurze Erläuterung, woher das Gericht stammt, was das Besondere daran ist oder wie der Autor auf die Idee gekommen ist, konkrete Abwandlungen vorzunehmen etc. Sehr übersichtlich findet man die Zutatenliste seitlich neben der Zubereitung. Angaben zur Zubereitungszeit und zur Portionenanzahl runden diesen Bereich ab. Unter jedem Rezept gibt es noch Tipps zu möglichen Abwandlungen, Alternativen und zur Vermeidung von Fehlern bei der Zubereitung. Das lässt selbst Anfänger köstliche Ergebnisse erzielen. Erstaunlich ist auch, dass trotz der reichen Bandbreite an Rezepten nur sehr selten Zutaten verwendet werden, die man nicht in einem gut sortierten Supermarkt finden kann. Das macht die Vorbereitung zeitlich sehr gut machbar. Eine weitere Hilfe beim Einkauf bietet eine vom Verlag eingerichtete Website auf der sich bei Änderung der Personenzahl Mengenangaben sehr schnell ausrechnen und anpassen lassen.

Hervorheben möchte ich bei diesem tollen Buch die genialen Food-Fotos, die einfach schon allein optische Leckerbissen sind und nicht nur Lust aufs Kochen und Essen machen, sondern auch aufs Anrichten der Speisen. Alles in allem hat das Buch meine Erwartungen mehr als übertroffen. 5 Sterne nur deshalb, weil man nicht mehr geben kann.

Bewertung vom 06.10.2021
Popp, Susanne

Die Teehändlerin / Die Ronnefeldt-Saga Bd.1


ausgezeichnet

Toller historischer Schmöker
Die Handlung beginnt im Frankfurt des Jahres 1838. Friederike, Frau des Teehändlers Tobias Ronnefeldt und Mutter von vier Kindern, steht voll und ganz hinter dem Unternehmen ihres Mannes, ist interessiert an dessen Waren und voll von Ideen. Doch als Frau kann sie nur sehr wenig auf das Geschäft einwirken. Das ändert sich, als Tobias Ronnefeldt zu einer lange geplanten Reise nach China aufbricht, wo er die Herkunft des Tees erforschen möchte. Leider kommt es kurz vor Abreise zu einem Unfall, so dass er kurzerhand einen Prokuristen einstellt, der zu Friederikes Entsetzen ein alter Bekannter und wenig zuverlässig ist. Schwanger und in Sorge um das Geschäft, steigt sie ins kaufmännische Gewerbe ein. Ob sie den guten Namen des Hauses Ronnefeldt bewahren kann? Und was wird ihr Mann wohl bei seiner Rückkehr davon halten?

Die Geschichte um Friederike, ihre Familie und den Teehandel ist wirklich ein kurzweiliges Lesevergnügen. Abwechselnd begleiten wir die unterschiedlichen Charaktere durch das historische Frankfurt samt Umgebung. Die Beschreibungen sowohl der Charaktere, als auch der Orte sind dabei so lebendig, als wäre man wirklich dabei. Fast fühlt man sich schon als Teil der Familie. Dabei gibt es schöne, tragische und gefährliche Momente. Auch der historische und politische Hintergrund Mitte des 19. Jahrhunderts wird sehr gut dargestellt. Besonders beeindruckt hat mich das beherzte Eingreifen Friederikes als Frau, die eigentlich für Haushalt und Kinder sorgen soll und ihr Wandel zu einer selbstbewussten Kauffrau. Wer historische Familiengeschichten mag, macht mit dieser hier garantiert nichts falsch. Leseempfehlung!

Bewertung vom 06.10.2021
Beckett, Simon

Die Verlorenen / Jonah Colley Bd.1


ausgezeichnet

Pageturner mit neuem Protagonisten
Vor 10 Jahren verschwand der Sohn von Jonah Colley, dem Mitglied einer bewaffneten Einheit der Londoner Polizei. Nicht nur seine Ehe ging in die Brüche, sondern auch die Freundschaft zu seinem Kollegen Gavin. Dieser meldet sich jetzt jedoch überraschend wieder und bittet Jonah um Hilfe. Doch am vereinbarten Treffpunkt erwartet ihn das Grauen. Sein ehemals bester Freund liegt erschlagen am Boden, drei weitere Körper findet er in Folie verpackt vor. Und der Täter scheint noch in der Nähe zu sein.

Viele David Hunter Fans dürften es bedauern, dass das neue Buch von Beckett nicht aus dieser Serie stammt. Ein neuer Protagonist ist immer eine Herausforderung für Autor und Leser. Hier sind es aber Becketts bekannter, subtil spannender Schreibstil und die neue sympathische Hauptfigur, die ich einfach toll finde, die die Fans trösten. Wieder ein Mann mit Ecken und Kanten, dazu eine Vergangenheit, die nicht hinreichend geklärt ist und ein Fall, der grausam, aber nicht zu blutig ist. Dauernd meint man, die Lösung liegt auf der Hand, doch am Ende ist man dennoch überrascht und hofft zugleich, es wäre noch nicht vorbei. Beckett kann einfach Thriller und ich habe ihn wie immer verschlungen, in der Hoffnung, dass es ganz bald Nachschub gibt.

Bewertung vom 23.09.2021
Schulman, Alex

Die Überlebenden


ausgezeichnet

Tiefgründiges Familiendrama
Die Brüder Nils, Benjamin und Pierre sind unterwegs, um die Asche ihrer kürzlich verstorbenen Mutter - wie von ihr gewünscht - zu verstreuen. Dafür kehren sie zurück an den Ort, an dem sie in der Kindheit jeden Sommer verbracht haben, ein Ferienhaus am See, wo sie Spaß hatten, Geschwisterkonflikte austrugen und um die Gunst ihrer Eltern warben, wie das in einer Familie eben üblich ist. Doch längst stehen sie sich nicht mehr so nahe wie damals und die ungesagten Dinge überschatten das Verhältnis zwischen den Brüdern.

Optisch ist das Buch, wie ich finde, nicht wirklich ansprechend. Umso besser, dass ich mich davon nicht habe abschrecken lassen, es zu lesen. Von Anfang an, hat mich die Geschichte eingefangen und bis zum Ende nicht mehr losgelassen. Der Autor findet eine herrlich bildhafte, ansprechende und dennoch leichte Erzählweise, so dass die Seiten nur so dahinfliegen. Auch nutzt er zwei sich abwechselde Erzählstränge, die sich entgegengesetzt gerichtet einander annähern. Die Kindheit der Jungen wird in Ausschnitten von der Vergangenheit Richtung Gegenwart erzählt, die Reise zum See als Erwachsene jedoch genau umgekehrt. Letztere erinnert an einen Roadtrip. Ich fand das sehr reizvoll, da man mit jedem Wechsel ein Stück näher zum Kern der Geschichte vordringt. Der Autor versteht es auch meisterlich, den Leser zu polarisieren, falsche Schlüsse ziehen und auch einzelne Protagonisten vorverurteilen zu lassen. Natürlich läuft in dieser Familie einiges verkehrt, doch das wahre Ausmaß der Katastrophe, über die keines der Familienmitglieder mit den anderen reden kann, erschließt sich erst am schwer vorhersehbaren Ende, wenn alle Puzzleteile ineinandergreifen und das dramatische Schicksal einer Familie offenbart wird. Mich hat das noch lange gedanklich beschäftigt. Ein intensives Leseerlebnis und definitiv eines meiner Highlights in 2021. Unbedingt lesen!

Bewertung vom 23.09.2021
Park, David

Reise durch ein fremdes Land


sehr gut

Reise in die Gedankenwelt eines Vaters
Tom ist Fotograf. Er hält das Leben anderer Menschen auf Papier fest, immer auf der Suche nach dem perfekten Moment. Doch kurz vor Weihnachten, als ein ziemliches Schneechaos herrscht, bricht er zu einer Reise auf, durch die er nicht nur seinen kranken Sohn zum Fest nach Hause holen will, sondern auch seine Gedanken ordnet und seinen Gefühlen nachspürt, die durch ein tragisches Ereignis aus der Bahn geraten sind. Es wird eine Reise in die Vergangenheit und zu sich selbst, auf der Suche nach Vergebung, Hoffnung und innerem Frieden.

Diese Reise umfasst knapp 200 Seiten, die sich nahezu vollständig im Kopf des Protagonisten abspielen. Gedanken, die die Vergangenheit Revue passieren lassen, die Ehe mit seiner Frau Lorna, die Beziehung zu den Kindern, seiner Arbeit und das Ereignis, das für sie alle, aber besonders für den Vater alles verändert hat. Denn er meint einen Fehler begangen zu haben, von dem er niemandem erzählen kann, er reibt sich daran auf, hat Schuldgefühle. Diese Gedanken sind vom Aufbau her recht realistisch, sie springen hin und her, werden immer wieder vom Navigationsgerät unterbrochen. Es gibt Selbstgespräche, laute und leise und manchmal bildet Tom sich ein, er könne Dinge sehen, die nicht mehr da sind.

Das Ganze klingt vermutlich etwas komisch, hat aber seinen eigenen, besonderen Reiz. Man reist mit Tom in dieses fremde Land und nur nach und nach erfährt man den Hintergrund der Geschichte. Sprachlich ist das Buch wirklich hochwertig, der Autor beschreibt nicht nur die Landschaft draußen in treffenden, anschaulichen Bildern, sondern auch die Seelenlandschaft des Protagonisten. Mit so manchem Gedanken konnte ich mich aber nicht so recht anfreunden und vor allem der letzte Zwischendstopp Toms, war mir zu wirr. Alles in allem jedoch ein ruhiges, lesenswertes Buch.

Bewertung vom 23.09.2021
Dierks, Hannelore

Mein erstes großes Wörterbuch


ausgezeichnet

Tolles erstes Wörterbuch
Das erste große Wörterbuch aus der Ministeps-Reihe macht einen sehr wertigen Eindruck durch die Buchdeckel aus Pappe mit Polsterung. Das farbenfrohe Cover mit Ausschnitten aus dem Buch macht neugierig auf den Inhalt. Dort finden sich Doppelseiten mit Wörtern aus bestimmten Bereichen, die schon in der Lebenswelt der Kleinsten eine Rolle spielen. Eingeleitet wird jeder Bereich durch eine Frage z. B. "Was essen wir?" Auf der Seite sind dann einzelne Bilder von Gegenständen abgedruckt, dazu der Begriff mit dem passenden Artikel in Druckschrift. So lernen Kinder nicht nur das Wort, sondern auch gleich den Begleiter dazu. Themenbereiche sind Kleidung, Essen, Farben, Kita, Jahrezeiten, Bauernhof, Fahrzeuge und viele mehr. Alle Seiten sind wirklich sehr schön für Kinder illustriert. Neben den Seiten, auf denen nur Begriffe zu finden sind, gibt es auch welche, auf denen in kurzen, leicht verständlichen Sätzen Zusammenhänge erklärt werden z. B. Feste, die die Kinder im Jahreslauf feiern. Die Informationen beschränken sich auf das Nötigste. Besonders gelungen finde ich eine Seite, auf der Gegenstände vorgestellt werden, die nichts für kleine Hände sind. Somit ist das Buch eher eine Mischung aus Wörterbuch und erstem Wissen. Die Seite, auf der die Buchstaben vorgestellt werden, hätte es meiner Meinung nach bei einem Buch ab 12 Monaten nicht gebraucht, aber so haben Kinder vielleicht dann länger Spaß daran. Der einzige wirklich negative Punkt ist, dass das Buch für Kleinkinder wirklich groß und schwer und damit etwas unhandlich ist. Daher 4,5 Sterne

Bewertung vom 23.09.2021
Stuart, Douglas

Shuggie Bain


ausgezeichnet

Geraubte Kindheit
Shuggie, eigentlich Hugh Bain, wächst im Glasgow der 1980er Jahre auf. Genauer gesagt in der trostlosen Siedlung, die zu einer bereits geschlossenen Kohlezeche gehört. Die Not durch Arbeitslosigkeit ist hoch, die Perspektivlosigkeit der Menschen groß. Shuggie, der anders ist als andere Jungs, muss in der Schule Hänseleien, Spott und Gewalt ertragen. Zuhause erträgt er die Launen seiner alleinerziehenden, alkoholsüchtigen Mutter, die er liebt und beschützen möchte. Doch wie soll ein Kind eine Mutter retten, die nicht gerettet werden will?

Gleich vorne weg, die Geschichte von Shuggie ist schwer zu ertragen. Sehr oft musste ich das Buch weglegen, um den Kopf von den vielen unglaublich traurigen, herzergreifenden auch mal einfach wütend machenden Bildern wieder frei zu bekommen. Man leidet wirklich mit dem Jungen mit. Dabei geht es nicht einmal primär um ihn, vielmehr dreht sich alles um Agnes, seine Mutter, und deren Alkoholsucht, die weitere Probleme nach sich zieht. Shuggie richtet sein ganzes Denken darauf aus, dass seine Mutter, die immer wieder Versprechungen macht, überlebt und so erfährt man seine Ängste, seinen Hunger, seinen Schmerz eher als Nebenprodukt ihrer Sucht.

Sprachlich ist der Text eigentlich sehr nüchtern verfasst. Man findet wenig Rührseligkeit und dennoch ist man involviert und ergriffen und möchte Shuggie einfach da rausholen. Auch die Beschreibung der Gegend ist sehr gelungen, man atmet die staubige Luft der Zechensiedlung und erlebt sie in ihrer ganzen Tristesse. Die Menschen, die dort leben erscheinen vor dem geistigen Auge des Lesers. An die Übersetzung des Slangs, der die geringe Bildung wiedergeben soll, muss man sich allerdings gewöhnen und man muss sie mögen. Mir hat sie das Ganze etwas verhagelt, da ich bei vielen Begriffen eher den Ruhrpott oder gar den deutschen Norden vor Augen hatte. Auch zeitlich konnte ich die Geschichte nur ganz schwer in den 80ern verorten. In meinem Kopf hatte ich eher die 50er/60er vor Augen. Bis auf ein paar Songtitel und die Tatsache, dass es mit dem Bergbau eben erst später bergab ging, wies für mich wenig auf die 80er hin. Das finde ich etwas schade.

Dennoch bin ich manchmal fast zu tief in Shuggies Welt eingetaucht und es war sehr schwer, sich davon wieder frei zu machen, was ich allerdings eher als ein Qualitätsmerkmal verstehe. Das Ende fand ich persönlich sehr gut gewählt und so konnte ich das Buch beruhigt schließen. Die Person Shuggie erhält von mir 5 Sterne, das Gesamtwerk 4. Wer gefestigt ist, sollte sich diesen Roman zumuten.

Bewertung vom 23.09.2021
Minor, Caroline Albertine

Der Panzer des Hummers


gut

Schön geschrieben, wenig Gehalt
Die Geschwister Ea, Sidsel und Niels haben ihre Eltern verloren. Vor allem der Verlust der Mutter tut weh. Während Sidsel als Alleinerziehende mit ihrer Tochter Laura in Kopfenhagen lebt und als Kuratorin arbeitet, wohnt Niels, eine ruhelose Seele, als Gast in einer altengerechten Wohnung und verdient seinen Lebensunterhalt durch Plakate kleben. Ea, die älteste ging bereits nach dem Tod der Mutter nach San Francisco, wo sie jetzt mit ihrem Freund und dessen Tochter lebt. Durch eine Bekannte wird sie Kundin von Bee, die mit der toten Mutter Kontakt aufnehmen soll, was gründlich schief läuft. Alle drei Geschwister versuchen auf ihre Weise das Leben zu meistern.

Das Cover, das zwei legere junge Leute zeigt, die lässig im Park stehen, passt nicht so wirklich zum Inhalt des Buches, denn locker geht es hier nicht zu. Jedes der Geschwister sieht sich konfrontiert mit Vergangenheit und Gegenwart, mit den Fehlern und den richtigen Entscheidungen, die sie getroffen haben. Es handelt sich hier sprachlich wirklich um ein schönes Werk, mit treffenden Metaphern, Bildern und Allegorien. Leider fehlte mir persönlich eine Geschichte. Ich würde das Buch eher als einen Sammlung von Familienepisoden bezeichnen, die sich in manchen Punkten sanft und unverhofft berühren. Eine Stellungnahme unter den Geschwistern, wie es der Klappentext anpreist gibt es hingegen nicht. Dafür aber vielleicht am Ende für jeden Hummer in der Familie einen passenden Panzer oder auch einen Lichtblick für die Zukunft. Beim Lesen habe ich mich durch die sprachlichen Highlights über Wasser gehalten, die Probleme der Geschwister wirkten jedoch teils zu belanglos und insgesamt blieb ich etwas ratlos, was den Sinn hinter dem ganzen anbelangt. Vor allem die Teile, in denen die Eltern als eine Art Geister aus dem "Off" zu hören sind, waren sehr ungewöhnlich, wenn nicht gar unnötig. Daher 3 Sterne