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vielleser18
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Hessen
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Ich lese querbeet, am liebsten aus den Bereichen Historisch, Krimi/Thriller, Frauen und Fantasy

Bewertungen

Insgesamt 831 Bewertungen
Bewertung vom 13.07.2016
Snyder, Carrie

Die Frau, die allen davonrannte


sehr gut

Aggie, eigentlich Aganetha, wächst mit Halbgeschwistern und Schwestern auf einer einsam gelegenen Farm in Kanada auf. Schon früh hat sie den Rausch des Laufens kennen gelernt, am Anfang war es nur ein davonrennen, doch es sind viele Faktoren, die sie rennen lassen. Ein Spiel im Wettkampf mit anderen, eine Kräfte messen, die Freude an der Geschwindigkeit, aber auch immer wieder auch eine Flucht nach vorne oder eine Flucht vor Erlebnissen.

Es ist kein leichtes Leben, das Aggie führt. Viele ihrer Halbgeschwister sterben früh, Aggie, Jahrgang 1908, lernt schon früh Abschied zu nehmen. Mit 16 folgt sie einer Schwester nach Toronto und kommt in ein Trainingsteam, die für Olympia trainieren. Sie hat Ergeiz und Biss.

Die Geschichte ist ein Wechsel aus aktuellem Geschehen im Jahr 2012 und Erinnerungen. Aganetha ist inzwischen 104, als sie von einem Mächchen und ihrem Bruder aus dem Altersheim "entführt" wird. Die beiden planen einen Film über sie. Warum, was verbindet die beiden, was steckt dahinter ? Diese Fragen klären sich erst nach und nach. Aggie ist körperlich am Ende, dennoch, ihre Gedanken schweifen während des Ausflugs mit den beiden immer wieder ab in ihre Vergangenheit. Nicht immer linear, nicht immer wird alles erzählt. Dennoch, die wichtigsten Lebensabschnitte, an die kann sich Aggie erinnern und lässt uns teilhaben an ihrem Leben. Wir sind zwar als Leser eher der Betrachter von außen, die Gefühle blieben mir teilweise zu stark außer acht, aber nach und nach entfaltet sich das Leben von Aggie und was sie noch verbirgt vor uns und den anderen, die sie im Leben begleitet haben.

Es ist wie ein Wollkäuel, das sich erst langsam entwirrt. Manche Passagen hätte ich gerne ausführlicher gehabt, manche waren mir zu lang. Aber die Autorin hat es geschafft, ein fiktives Leben darzustellen, angefangen mit den frühesten Erinnerungen, als die Protagonistin 7 Jahre alt war, bis zur Gegenwart, im Jahre 2012. Es sind mehr Tiefs als Hochs, die verarbeitet werden müssen.

Ich bin noch ziemlich unschlüssig, wie gut mir alles gefallen hat. Wie gesagt, die Emotionen waren mir etwas zu schwach dargestellt, dennoch, habe ich das Buch ganz gerne gelesen, es ist vielschichtig, am Ende überraschend, das Spektrum der Erlebnisse ist weit angelegt, wir bekommen einen guten Einblick in das fiktive Leben einer Frau, die 1904 geboren wurde.
Dennoch, gerade die Passagen zu Olympia waren sehr knapp, der Focus liegt eindeutig auf anderen Abschnitten. Das Laufen zieht sich aber wie ein Band durch den ganzen Roman.

Von mir 3,5 Sterne für eine interessante Lektüre, die mich nicht ganz 100 %tig überzeugen konnte, hier aufgerundet auf 4 Sterne.

Bewertung vom 09.07.2016
Graver, Elizabeth

Die Sommer der Porters


sehr gut

Anfangs war es nur ein Haus am Meer. Ein Sommersitz der Familie Porter. Jedes Jahr im Sommer kehrte die Familie dahin zurück.
Zu Beginn der Geschichte schreibt man das Jahr 1942, die Familie besteht aus Mrs und Mr Porter, ihren vier Kindern Charlie, Helen, Dossy (die schon fast erwachsen sind) und Nesthäkchen Janie, sowie den Kindermädchen Bea und Agnes. Es ist die Zeit des 2. Weltkrieges und auch die Porters merken dies an ihrem (amerikanischen) Sommerort, denn unweit des Hauses ist ein Militärstützpunkt errichtet worden.
Es geht um Bea, aber auch um Helen, der 16jährigen, die sich für einen der Soldaten interessiert. Wir tauchen ein in diese Sommer, die Autorin schafft es mit ihren Sätzen eine andere Welt, eine ganze Famiie und ihr Leben vor dem inneren Auge aufzuzeigen. Man taucht mit ein. Auch in das weitere Leben der Familie, die uns schließendlich - mit Sprüngen - bis ins Jahr 1999 führt. Und am Ende schließt sich der Kreis.

Interessant dabei, dass die Elizabeth Graver es immer wieder geschickt schaftt, auch vergangenes und zukünftiges geschickt mit einzubauen und den Focus immer wieder zu verrücken, ohne dass es den Lesefluss stört.

Im Laufe der Geschichte wechselt auch der Bezugpunkt, so werden wir Helen noch näher kennen lernen und auch ihren Sohn Charlie (der nach dem Onkel benannt worden ist). Es wird in dieser Familie nicht nur Höhen geben, sondern auch Tiefen. Vor allem psychische Probleme, Identitätsprobleme, es geht um Mutter-Sohn-Beziehungen, aber immer auch um den Familienzusammenhalt und insbesondere um die Kraft der Natur, um ein Stück Land, das Heimat ist, um einen Rückzugsort, bei dem man Kraft tanken kann.

Zwischenzeitlich, nach den Zeitsprüngen, muss man ein wenig Geduld haben, um die neuen Personen, die nun plötzlich "aufgetaucht" sind, einsortieren zu können, aber nach und nach gelingt auch das. Gefallen hat mir aber, dass dieser Roman einen Zeitraum von 57 Jahren gekonnt abdecken kann und dabei immer facettenreich und tiefgründig bleibt.

Fazit:

Elizabeth Graver hat mit "Die Sommer der Porters" keinen Spanunngsroman geschrieben, sondern es ist eine leise, stille Generationenerzählung, die aber so gut gelungen ist, dass man meint, diese Personen hätten wirklich gelebt. Man blickt in andere Seelen, taucht in längst vergangene Zeiten ein.

Bewertung vom 09.07.2016
Wiest, Hubert

Monstärker und der Kristall des Zweifels (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Loona ist ein Mädchen, das mit dem Rechnen so seine Schwierigkeiten hat. Als sie beim Hausaufgaben machen mal wieder einen Fehler macht, taucht plötzlich lila Nebel auf und Loona (übrigens Luna ausgesprochen!) befindet sich im Land der Makah-Uhbas. Die können gar nicht rechnen, haben schon Schwierigkeiten mit dem 1+1, dennoch sind sie glücklich, denn sie können Dinge erfinden, darin sind sie Weltmeister. Doch leider wird Goroschan (so heißt das Land der Makah-Uhbas) inzwischen von Göhrkin regiert, der den Makah-Uhbas das Dinge erfinden verbieten will und mit Hilfe von seinen graunen (richtig gelesen, in Goroschan gibt es viele andere, neu erfundene Farben) Wächtern die Einwohner mit Rechenaufgaben drangsaliert. Es gibt auch noch das Volk der Vokaren, mit denen die Makah-Uhbas seit langer Zeit verfeindet sind, einen Rechensumpf (größte Strafe) und natürlich Monstärker, der ein Freund von Loona in Goraschon wird. Gemeinsam versuchen sie Goroschan zu retten. Und Monstärker merkt schnell, dass Gewalt nicht der richtige Weg ist.......

Die Geschichte ist sehr fantasievoll, es strotzt nur so vor neuen Namen, neuen Erfindungen, unglaublichen Dingen, die es in Goroschan gibt. Ich habe die Geschichte meinem 8jährigem Sohn noch vorgelesen (dabei ist die Schrift sehr schön groß und er hat auch selber einige Seiten gelesen und die vielen "neuen" Namen haben ihn dabei gar nicht gestört).
"Karutschulli, mirululli, ich erfinnde......aber hopp!", dabei noch den Mittelfinger einklappen und fest daran glauben. Das ist der Zauberspruch, den mein Sohn auch mit Eifer ausprobiert hat und mit Spaß dabei. Der Roman lässt einen so manches mal lachen, er ist sehr spannend und kindgerecht (empfohlen wird es ab 8 Jahren).

Die Geschichte ist aber nicht nur spannend, lustig und fantasievoll, sondern es geht dabei auch um Freundschaft, Eintreten für seine Überzeugungen, Widerstand mit den richtigen Mitteln, der Überwindung von Vorurteilen, alten Feindschaften und der richtige Weg aus Unterdrückung. Mit Köpfchen und nicht mit Gewalt.
Und Rechnen ist keine Zauberei - das merken nicht nur die Makah-Uhbas!

Uns hat diese Geschichte sehr viel Freude beim Lesen gemacht und mein Sohn war nur enttäuscht, dass wir schon fertig gelesen haben und es (bisher) noch keinen weiteren Teil von Loona und Monstärker gibt.


Fazit:
Fantasievoll, lustig, spannend und eine kindgerechte Geschichte um Freundschaft, Überwindung von Vorurteilen/ alten Feindschaften/ Unterdrückung - und eine tolle Idee, wie man Zahlen und das Rechnen auch fantasievoll einsetzen kann, so dass es Spaß macht (es ist zwar vielleicht nicht alltagstauglich, zeigt aber, dass Rechnen auch anderen schwer fällt und dass man evtl. einfach andere Wege suchen muss, um Zahlen besser verstehen zu können. Und am Ende kann es ja - wie bei den Makah-Uhbas - passieren, dass man ganz viel Spaß beim Rechnen hat.

Bewertung vom 04.07.2016
Hülsmann, Petra

Glück ist, wenn man trotzdem liebt / Hamburg-Reihe Bd.3


ausgezeichnet

sabelle hat ihre Ecken und Kanten - oder soll man eher von Macken sprechen ? Jedenfalls hat sie große Probleme damit, dass es statt des viatnamesischen Restaurants nun ein anderes auf der anderen Straßenseite gibt - und dabei hat sie die vergangenen Jahre mittags immer die gleich Nudelsuppe zu sich genommen. Bei Thiels gibt es aber weder Nudelsuppe noch eine andere Suppe - Isabelle ist überfordert, da hilft auch das freundlich-genervte Eingreifen des Küchenchefs JanThiel höchstpersönlich nichts.
Isabelle arbeitet in einem Blumengeschäft, ihr Leben ist durchorganisiert - feste Wocheneinteilung, feste Fernsehsoaps und alles was nach ihrer Meinung nur noch fehlt ist das große "BÄMM" - DIE Liebe, die einschlägt wie ein Blitz.
Doch mit den Änderungen, die das Leben für sie vorsieht, kann sie so gar nichts anfangen......

Petra Hülsmann konnte mich schon mit ihren Vorgänger-Romanen "Hummeln im Herzen" und "Schmetterlinge fliegen Looping" begeistern. Auch dieses Mal ist ihr wieder ein frischer, fröhlicher Frauen-Liebesroman gelungen, der lustig ist, aber nicht kitschig, bei denen die Dialoge einfach so gut sitzen, als wenn man live dabe wäre.
Wieder sind es Charaktere, die man einfach zum Knuddeln findet, dabei sind sie weder fehlerfrei noch makellos - sie haben alle ihre eigene Sichtweise, ihre Fehler, ihre Eigenheiten und dass macht sie so lebendig, schon bald meint man, sie gehörten zum Bekanntenkreis, man kann sie sich sehr gut vorstellen, man findet sie symphatisch und dadurch leidet man mit ihnen und freut sich auch mit ihnen. Und sie verändern sich und entwickeln sich - und alles sehr authentisch und glaubhaft.
Viele Stellen sind auch sehr emotional, entweder lustig, oder traurig, oder einfach nur berührend. Dadurch wird die Geschichte niemals langweilig, man möchte das Buch einfach nicht aus der Hand legen und einfach immer weiter lesen, bis zum Ende.

Diesmal ist es auch kulinarisch ein Leckerbissen, denn da einer der Protagonisten Koch ist und ein Restaurant führt, werden auch einige Speisen so gut beschrieben, dass einem schon beim Lesen Hungergefühle überkommen, gut , dass es von der wichtigsten Speise, dem Schokoladenmalheur, am Ende sogar das Rezept gibt !

Es gibt auch ein "Wiedersehen" mit einem "alten" Bekannten aus den Vorgängerbüchern der Autorin (die aber ansonsten alles eigenständige Romane sind), dem symphatischen Taxifahrer Knut, der hier auch mal eine etwas größere Rolle spielen darf, was mir sehr gefallen hat.

Fazit:
Romantisch, lustig, Charaktere mit Ecken und Kanten, zauberhaft, einfach eine tolle Liebesgeschichte, die mir sehr gefallen hat, denn es ist eine Liebesgeschichte, die viel mehr zu bieten hat, als nur Geschichten rund um die Liebe.
Ein Buch mit Gute-Laune-Garantie!

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 02.07.2016
Böttcher, Jens

Herr Sturm und die Farbe des Windes


sehr gut

Richard Sturm ist desillusioniert. Er scheint ein gebrochener, verbitterter, einsamer Mann zu sein. Was ist in seiner Vergangenheit passiert, was hat ihm zu dem gemacht ? Anfangs sehen wir nur seine Bitterkeit, seine Unlust am Leben. Erst nach und nach bekommen wir als Leser die Hintergründe dargestellt. Richard Sturm schreibt Drehbücher zu Daily Soaps - was ihm zum Hals heraushängt, aber er braucht Geld zum Leben und von seiner wahre Leidenschaft, Bücher zu schreiben, ist er meilenweit entfernt. Als er jedoch eines Tages auf eine Annonce in der Zeitung findet (die er sonst selten beachtet), in der ein Schriftsteller gesucht wird und ein exquisites Honorar geboten wird, wird er neugierig und bewirbt sich bei Herrn Bischof. Sein Auftrag ist mit 12 vorherbestimmten Menschen über ihren Glauben zu sprechen.

Der Untertitel des Buches "Eine fabelhafte Reise durch die Welt des Glaubens" - ist doppeldeutig und trifft die Geschichte genau.

Fabelhaft ist die Reise, die der Protagonist des Buches, Richard Sturm, unternimmt. Sein Aufttraggeber, Herr Bischof, der alles schon geplant hat, bevor es Richard Sturm überhaupt in Erwägung gezogen hat. Auch weitere Aspekte sind fabelhaft. Das ist der märchenhafte, der übersinnliche Teil - der vorherbestimmte Teil ?? Daher trifft der Untertitel den Kern genau.

Aber auch fabelhaft in Bezug auf "gut gelungen" - auch hier trifft der Untertitel, denn Jens Böttcher gelingt es eine weit gespannte Welt des Glaubens darzustellen, sie zu einem Ziel zu führen, sie zu bündeln oder einzuordnen.

Richard Sturm spricht mit 12 Menschen, die alle verschieden Glauben (oder auch nicht glauben), während er mit den Menschen spricht, wird auch in Richard Sturm eine Veränderung vorgehen, seine harte Schale fängt an erst löchrig zu werden und dann aufzubrechen. Das alles geschieht langsam und nachvollziehbar.

Die Gespräche, die er mit den Menschen von Bischofs Liste führt, sind teils sehr philosphisch, mal mehr - mal weniger und manchmal für mich zu abstrakt. Dennoch fand ich es erstaunlich, wie Jens Böttcher diese verschiedenen Ansichten zusammengeführt hat, die Verbindungen, die Quintessenz herausgefiltert hat.




Fazit:

Ein gebrochener Mann auf der Suche nach dem Glauben - eine fabelhafte, eigenwilige, psychologische, kreative, vielschichtige Erzählung.

Ein nicht ganz einfaches Buch, dennoch ein spannender Bericht, das einen durch die Welt des Glaubens führt.

Bewertung vom 26.06.2016
Dickreiter, Lisa-Marie;Oelsner, Winfried

Die Drachenbande / Max und die Wilde Sieben Bd.3


ausgezeichnet

Max lebt mit seiner Mutter auf Burg Geroldstein. Burg Geroldstein ist ein Altersheim. Max Mutter arbeitet dort und die beiden haben daher dort eine kleine Wohnung. Kilian, Horst und Vera sind dort Heimbewohner und Max Freunde.Gemeinsam haben sie schon zwei Detektivfälle gelöst.
In dritten Band (alle Bände sind aber unabhängig voneinander und man braucht nicht die Vorkenntnisse aus den ersten Bänden) verschwindet Motzkopf, der Kater von Max. Er ist aber nicht einfach entlaufen, sondern Max konnte beobachten, wie zwei Männern ihn aus seinem Transportkorb entführt haben. Die Polizei glaubt ihn nicht, also helfen die drei Heimbewohner vom Tisch 7, auch besser bekannt als die "Wilde 7" Max. Denn eines ist schnell klar, Motzkopf ist nicht das einzige verschwundene Tier.

Ich habe das Buch meinem Sohn (8Jahre) noch vorgelesen, denn es ist ein dickeres Buch mit ca. 250 Seiten. Die Schrift ist jedoch groß und immer wieder unterbrochen von passenenden Zeichnungen. Ganz besonders hervorheben möchte ich eine klasse Idee am Ende des Buches, als Max sich unter Tage befindet, wechselt auch die Schrift und der Seitenhintergrund (schwarzer Hintergrund, weiße Schrift) so lange, bis Max wieder ans Tageslicht kommt. Genial gemacht!
Mein Sohn ist wie gesagt eher ein Lesemuffel und lässt sich immer noch viel lieber vorlesen, dennoch hat er sehr oft noch ein paar Seiten weitergelesen, wenn ich abends das Vorlesen beendet hatte. Ein gutes Zeichen dafür, dass ihm die Geschichte gefällt und fesselt.
Die Geschichte ist aber auch sehr spannend, ohne gruselig zu sein und vor allem auch sehr oft sehr lustig, so dass mein Sohn sehr oft laut gelacht hatte. Es sind aber auch wichtige Themen, die hier mit eingeflochten werden, so z.B. auch Heimlichkeiten, die verletzen, Tierhhaltung und der Umgang mit Tieren, um nur ein paar zu nennen.

Der Schreibstil von dem Autorenpaar ist wunderbar, aus Max Sicht bekommen wir seine Sichtweise, seine Gefühle, seinen Mut mit und wir konnten sehr gut mit ihm mitfiebern.

Fazit:
Dies war unsere erste Geschichte von Max und der wilden 7. Wir sind restlos begeistert und werden uns die ersten beiden Bände auch noch zulegen ! 5 Sterne, volle Punktzahl und Daumen hoch für eine spannende, aber auch lustige Geschichte !

Bewertung vom 20.06.2016
Schier, Petra

Verrat im Zunfthaus


sehr gut

Köln, Ende des 14. Jahrhunderts. Adelina, Apothekerin und verheiratet mit dem städtischen Medicus Neklas, findet mit ihrer Magd Franziska im Zunfthaus die übel zugerichtete Leiche der jungen Bela. Deren Verlobter, Zunftmeister Vetscholter, ist verschwunden. Eigentlich wolltee Adelina ihre Nase nicht mehr in Mordermittlungen stecken, hat sie doch mit ihrem drei Monate altem Sohn Colin, ihrer Stieftochter, ihrem Bruder, ihrem dementen Vater, der angekündigten Schwiegermutter und der Apotheke und dem Gesinde mehr als genug um die Ohren. Doch irgendwie stolpert sie immer mehr in diesen Fall und am Ende wird es für sie selbst ziemlich brenzlig.....

Petra Schier hat es auch im dritten Band um die Kölner Apothekerin Adelina geschafft, die Figuren in ihrem Roman sehr lebendig werden zu lassen. Als Leser fühlt man sich hautnah dabei und taucht in eine andere Zeit ein, ganz nebenbei werden damals herrschende Sitten und Gebräuche mit eingeflochten. Was war damals üblich, was erlaubt, was verpönt ? Wie lief der Alltag so ab, was unterschied ein Arzt und ein Chirurg ?

Man muss die Vorgängerbände "Tod im Beginenhaus" und "Mord im Dirnenhaus" nicht unbedingt vorher gelesen haben, denn die Geschichte ist unabhängig und die Protagonisten werden so eingeführt, dass man sie auch ohne die Vorkenntnisse aus den anderen Bänden begreift.
in diesem dritten Band geht es um die Macht der Zünfte und Gaffeln in Köln, nachdem die Patrizier gestürzt worden sind. Die Patrizier versuchen die Macht des neuen Stadtrats zu untergraben. Soweit ist es auch historisch belegt. Die Autorin hat - um es spannender zu machen - noch einige Intrigen und Tote hinzugefügt.

Auch wenn es mehrere sehr spannende Entwicklungen gab, war es nicht unbedingt nur die kriminalistische Handlung, die im Vordergrund stand, sondern das "drumherum".
Mir haben an diesem Krimi besonders die alltäglichen Begebenheiten gefallen, die sehr gut ausgearbeiten Hauptfiguren, die so menschlich, natürlich, mit ihren Sorgen, Wünschen, aber auch mit ihren nachvollziehbaren Handlungen dargestellt worden sind, dass man sie ungern wieder "ziehen" lässt. Daher ist es schön, dass es inzwischen noch drei weitere Bände von Adelina gibt.

Fazit:
Man fühlt sich bei diesem historischen Krimi mittendrin, die Figuren sind besonders gut herausgearbeitet und lebendig.

Bewertung vom 13.06.2016
Kofmehl, Damaris

Die Höhle


ausgezeichnet

"Wenn neben dir auch Tausende sterben, wenn um dich herum Zehntausende fallen, kann dir doch nichts geschehen." Psalm 91,7

1942 - 1944 versteckten sich in der heutigen Westukraine 38 Menschen 511 Tage erst in einer kleinen, dann in einer größeren Höhle. Sie überlebten. Diese Geschichte ist wahr und wurde erst 50 Jahre später bekannt, denn erst die Entdeckung der Höhle mit den darin immer noch befindlichen Alltagsgegenständen brachte die Höhlenforscher auf diese unglaubliche Geschichte.

Damaris Kofmehl hat diese wahre Geschichte zu ihrem Buch "Die Höhle" verarbeitet. Der Hintergrund ist wahr, aber die Geschichte fiktiv daran angelehnt.
Die Höhlenforscherin Natalie endteckt mit ihrem Freund und einem weiteren Höhlenforscher in einem Höhlensystem erst einen Schuh, dann weitere Gegenstände, die auf Menschen hindeuten, die in dieser Höhle gelebt haben müssen. Unter anderem entdeckt sie auch eine Kette mit einem Herzanhänger und die Inschrift auf einer Wand in der Höhle. Sie begibt sie, zurück in den USA, auf die Suche nach Überlebenden oder Angehörigen. Das Internet und Facebook machen es möglich, sie stößt auf Joshua Heizel, einen Überlebenden, der damals als Jugendlicher in dieser Höhle überlebt hat. Sie trifft sich mit ihm und erfährt nach und nach seine Geschichte.

Die Rückblenden werden von Joshua erzählt. Es ist wie ein Bericht, kein Wechsel zurück in die Vergangenheit, sondern eine Erzählung. Daran musste ich mich erst ein bisschen eingewöhnen, aber es macht die Vergangenheit nicht nur sehr emotional lebendig, sondern gibt der ganzen Geschichte auch einen authentischen Bezug. Wie ein Tatsachenbericht, wie in den Dokumentationsendungen, wenn die Überlebenden berichten.

Damaris Kofmehl hat ein sehr emotionales Buch über eine dunkle Zeit geschrieben, die die Menschen, die überlebt haben, in den Vordergrund gerückt hat - mit allen ihren menschlichen Gefühlen, ihren Ängsten, ihren Hoffnungen, aber vor allem mit ihrem unerschütterlichen Glauben. Sie haben überlebt - unter Bedingungen, die wir uns kaum vorstellen können.

Fazit:
Eine dramatische Geschichte, eine Geschichte, die an eine wahre Begebenheit angelehnt worden ist und die dem Leser zeigt, welche Ängste geherrscht haben müssen, aber auch, dass Glaube Berge versetzen kann.