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smartie11
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Insgesamt 933 Bewertungen
Bewertung vom 17.10.2018
Fox, Candice

Redemption Point


ausgezeichnet

2 in 1 – ein unglaublich atmosphärischer Krimi mit genialen Charakteren

„Wenn man eine Lüge immer und immer wieder eingetrichtert bekommt, glaubt man sie irgendwann selbst: Man lebt sie, atmet sie – und erinnert sich schließlich an die Einzelheiten, als entsprächen sie der Wahrheit.“ (S. 9)

Meine Meinung:
Die australische Schriftstellerin Candice Fox hat mit ihrer „Hades & Eden“-Trilogie viel Aufsehen erregt und gleich zweimal den „Ned Kelly Award“ gewonnen (australischer Literaturpreis). Mit „Redemption Point“ legt sie nun den Nachfolgeband zu „Crimson Lake“ vor. Obwohl ich diesen noch nicht kenne, hatte ich überhaupt keine Probleme, in die Story hineinzufinden. Zu Beginn gibt es ein sehr intensives und bedrückendes „Kennenlernen“ mit dem Protagonisten Ted Conkaffey, dem Ex-Drogenfahnder, der wegen des Vorwurfs des Kindesmissbrauchs zum „meistgehassten Mann“ Australiens avanciert ist und nun probiert, sich im beschaulichen Crimson Lake ein neues Leben als Privatermittler aufzubauen. Im Fall eines Doppelmordes werden Ted und seine Partnerin Amanda Pharell vom Vater des einen Mordopfers mit der Aufklärung des Verbrechens beauftragt.

So bietet uns die Autorin in diesem Band gleich zwei Kriminalfälle an – den Doppelmord und nichts weniger als den (im wahrsten Sinne des Wortes) „Fall seines Lebens“ für Ted Conkaffey. Ganz hervorragend gelingt es ihr dabei, den Drahtseilakt Teds zwischen diesen beiden Fällen zu portraitieren – bis hin zu dem dramatischen Finale, das auch aus Teds Abgelenktheit und Abwesenheit resultiert. Gerade durch den stetigen Handlungswechsel bietet dieser Krimi ein hohes Tempo und extrem viel Abwechslung. Für zusätzliche Spannung sorgen dabei immer wieder eingeschobene Einblicke aus der Sicht eines Täters. Zum Ende hin nehmen beide Fälle einen sehr unterschiedlichen Lauf, und einer ist spannender als de andere.

Die größte Stärke dieses Buches sind für mich aber die Charaktere, die ich teilweise schon als brillant bezeichnen würde. Allen voran natürlich Ted Conkaffey, der tapfer und ohne Unterlass gegen sein schlimmes Schicksal ankämpft und von einer tiefen inneren Zerrissenheit gekennzeichnet ist. Aber auch seine Partnerin Amanda Pharell hat mir extrem gut gefallen und Ted charakterisiert sie selbst wie folgt: „Meine Mitdetektivin, war eine bunt tätowierte Elfe, die während der Ermittlung brillante Einfälle haben konnte, aber im Alltag ungefähr so nervig war wie ein lästiges Insekt.“ (s. 23) - „Zwischen uns gab’s nichts Erotisches. Amanda schien normale Gefühle überhaupt nicht zu begreifen.“ (S. 29). Ein absolut außergewöhnlicher Charakter und eine vielleicht polarisierende Figur, die mir über den Verlauf der Geschichte sehr ans Herz gewachsen ist. Doch selbst neben diesen beiden starken Charakteren verblassen auch die weiteren Figuren nicht. Sei es die taffe, aber unsichere Polizistin Pip Sweeney mit dem dunklen Geheimnis in der Vergangenheit, ein vom Leben zerstörter Familienvater, eine kettenrauchende Gerichtsmedizinerin oder auch ein Schlägerduo namens Linda & Sharon. Selbst dem Antagonisten dieser Geschichte verpasst die Autorin nahbare Züge und ein menschliches Drama.

Komplettiert wird dieser fantastische Krimi von einem extrem atmosphärischen Setting im australischen Norden (warm, schwül, regenwaldartige Wälder und krokodilverswuchte Gewässer) sowie einem wirklich sehr schön zu lesenden und intensiven Schreibstil der Autorin.

FAZIT:
Ein fantastischer Krimi mit genialen Charakteren und einer großen Portion Australien-Feeling. Klasse!

Bewertung vom 10.10.2018
Winner, Jonas

Die Party


sehr gut

Ein Thriller mit Licht und Schatten

„Es fühlte sich an, als würde eine eiskalte Hand durch Brandons Brustkasten hindurch nach seinem Herz greifen und die feuchtkalten Finger darumlegen.“ (S. 213)

Meine Meinung:
Das Setting dieses Thrillers hat mich von Anfang an sehr gereizt: 11 alte Schulfreunde wollen ihre letzte gemeinsame Party, die Halloween-Feier im Jahr 1986, nach über 30 Jahren wiederholen. Doch in dem einsam gelegenen und schwer erreichbaren Luxus-Bungalow des Gastgebers Brandon treibt ein Killer sein Unwesen…

Man kommt als Leser sehr zügig in die Handlung hinein, die mit der Ankunft der Gäste beginnt. Der Kreis der Protagonisten ist überschaubar (am Ende des Buches befindet sich eine Übersicht über die 11 Partyteilnehmer!) und sowohl Handlung als auch Spannung nehmen schnell an Fahrt auf. Mit dem Tod des Gastgebers Brandon (so viel verrät ja schon die Kurzbeschreibung) nimmt das Grauen seinen Lauf. Wie bei Agatha Christies Meisterwerk „Und dann gabs keines mehr“ (OT: „Ten little Ni*****“) gehen die Angst und der Tod unter den Partygästen um.

Letztendlich hat mich dieser Thriller im Ganzen durchaus gut unterhalten. Gerade im letzten ca. Drittel waren Spannung und Tempo auf enorm hohem Niveau, so dass ich das Buch kaum noch aus der Hand legen konnte. Dennoch hat dieses Buch ein paar Schwachstellen, die mich nicht ganz überzeugen konnten.

Positiv- (+) / Negativaspekte (-):
(+) leichter Einstieg in die Story & schneller Spannungsaufbau
(+) gerade zum Ende hin sehr spannend und temporeich
(+) sehr schön herausgearbeitet, wie das gegenseitige Misstrauen unter den Charakteren geschürt wird
(+) viel „80er Jahre Feeling“ (persönliche Geschmackssache)
(o) teilweise sehr blutig und brutal (das sollte man schon mögen bzw. sich nicht daran stören)
(-) die Charaktere sind mir über den gesamten Verlauf hinweg viel zu blass geblieben, zu keinem konnte ich eine echte Verbindung aufbauen
(-) die Handlungen der Charaktere fand ich in Teilen wenig glaubwürdig / nachvollziehbar (gleich mehrere haben in akuter Lebensgefahr noch an Sex gedacht…)
(-) die Hintergrundstory war durchaus kreativ und komplex, hat aber nicht nur für Überraschungen, sondern zwischendurch auch für Verwirrungen bei mir gesorgt

FAZIT:
Ein durchaus fesselnder Thriller mit toller Location aber auch einigen Schwächen. In Summe gut gemeinte 3,5 Sterne von mir.

Bewertung vom 10.10.2018
Frank, Astrid

Uli Unsichtbar


ausgezeichnet

Ein wunderbares Buch gegen Mobbing unter Kindern und für mehr Mut, Miteinander und Freundschaft

„Und eins. Das ist er. Uli. Ganz allein.“ (S. 12)

Meine Meinung:
Nach den Sommerferien kommt Ulrich alias Uli in eine neue Schule, denn seine Eltern sind in eine neue Stadt gezogen – fernab seiner Freunde und der geliebten Großeltern. Schon vor dem ersten Schultag hat Uli gehörig Bauchgrummeln und dann passiert ihm ausgerechnet bei der Vorstellung vor seiner neuen Klasse ein folgenschwerer Versprecher…

Uli mochten meinen Kids (7 & 10) und ich von Anfang an. Sehr sensibel und einfühlsam beschreibt Astrid Frank (u.A. „Enno Anders“, „Unsichtbare Wunden“) Ulis Gefühlsleben, seine Ängste, Sorgen und Nöte. Umso mehr haben wir uns mit Uli gefreut, als er am Umzugstag schon neue Freunde findet, und umso mehr haben wir mit ihm mitgelitten, als das Unglück in der Schule seinen Lauf nimmt. Denn die Autorin thematisiert in diesem wunderbaren Kinderbuch ein ganz wichtiges Thema, dass im realen Leben oftmals noch viel zu wenig Beachtung erhält – und gleichzeitig viel weiter verbreitet ist, als man zunächst denken könnte: Mobbing unter Kindern. Zusammen mit Uli erleben wir die Anfänge, wie Mobbing entstehen kann und wie schnell und bald selbstverstärkend sich diese Negativspirale zu drehen beginnt. Gekonnt vermittelt Astrid Frank das Gefühlsleben Ulis, macht es mit einem Uhu sogar für die kleinen und großen Leser sichtbar (an dieser Stelle ein Riesenkompliment an Regina Kehn für die tollen Illustrationen!). Gleichzeitig erlaubt sie ihren Lesern auf der Metaebene einen Blick dafür, wie schwer es für direkt und indirekt Betroffene oftmals ist, wahrzunehmen, wie (Be)Handlungen bei Anderen ankommen können und was sie bei diesen bewirken.

Dieses Buch wirbt nicht nur für mehr Verständnis & Sensibilität in Bezug auf das Thema Mobbing, sondern auch für mehr Mut, mehr Verantwortung und mehr Miteinander. Gleichzeitig ist es eine Geschichte über die Wichtigkeit, Freunde zu haben, und ein eindringlicher Appell gegen Vorurteile. Wenn ich es zu entscheiden hätte, würde ich dieses Buch für die 2. / 3. Klassen verpflichtend im Lehrplan aufnehmen! Arrondierend hierzu liegt dem Buch ein schönes, kleines Plakat mit Umgangsregeln bei. Darüber hinaus findet sich auf der Website der Autorin (astridfrank.com) ein aus meiner Sicht wirklich sehr gutes, umfangreiches und kostenloses (!) Set Unterrichtsmaterialien zum Download! Bitte, liebe Eltern, LehrerInnen und ErzieherInnen – schaut es Euch an!

FAZIT:
Ein wunderbares Buch, sowohl als Prävention gegen Mobbing als auch als Erste Hilfe für Betroffene, um sich zu öffnen.

Bewertung vom 08.10.2018
Schönherz & Fleer

Rilke Projekt


ausgezeichnet

Wohlfühlen zum Hören – eine tolle Symbiose aus Text und Musik

Meine Meinung:
Mit ihrem „Rilke Projekt“ hat das Komponisten- & Produzentenduo Richard Schönherz und Angelica Fleer schon mehrfach sehr erfolgreich die Lyrik von Rainer Maria Rilke vertont. Mit „Wunderweiße Nächte“ widmen sie nun erstmals ein Album dieser Reihe den Jahreszeiten Herbst und Winter.

Auf dieser hochwertig produzierten CD finden sich 19 Tracks, die zusammen mit den Künstlern und Sprechern Matthias Koeberlin, Julia Koschitz, Cäthe, Nicholas Müller und Klaus Hoffmann eingespielt wurden. Die Künstler verleihen dabei Rilkes Texten einen passenden, gefühlsbetonten Ausdruck. Die Musik selbst ist sehr stimmungsvoll und abwechslungsreich, was schon die breite Instrumentierung dieses Albums zeigt. Hier finden sich u.a. die angenehmen Klänge von Saxophon, Klarinette, Cello, Akustikgitarre, Geige und Flügel. Selbst ein Akkordeon ist hier mit von der Partie und passt perfekt in das Gesamtkonzept. Wie auch Herbst- und Wintertage ganz unterschiedlich sein können, so weisen die einzelnen Tracks ganz unterschiedliche Stimmungen auf und fangen damit den besonderen Zauber dieser Jahreszeiten gekonnt ein. Dabei ergeben sich auch mal leicht melancholische Untertöne, doch stets passend und nie depressiv, eher einer angenehmen Schwere gleich, auf die alsbald auch wieder heitere Töne folgen.

Meine persönlichen Lieblingssongs, die ich auch als „Anspiel-Tipp“ empfehlen würde, sind „Jetzt ist es Herbst“, „Du, Nachbar Gott“ (hier insbesondere wegen der wunderbar leichten Musik der Akustikgitarre) sowie das swingende „So singt die Welt“. Insgesamt ein tolles und wunderbar gelungenes Konzept-Album – Balsam für die Seele!

FAZIT:
Es ist fast so, als würden Rilkes wunderbar poetische Worte schon immer mit dieser Musik zusammengehören – sie bilden eine Einheit, verschmelzen und wirken zusammen umso stärker.

Bewertung vom 27.09.2018
Vogd, Anne

Ich hab's auch nicht immer leicht mit mir


sehr gut

Absolut humorvoll und mitten aus dem Leben gegriffen – wirklich gute Unterhaltung!

Meine Meinung:
Anne Vogd ist KKK – nicht Ku-Klux-Klan, sondern Kabarettistin, Kolumnistin und Karnevalistin. Und nun also auch noch Autorin. Treffsicher nimmt sie in ihrem ersten Buch viele Alltagssituationen auf die Schippe - mit viel Wortwitz, flotten Sprüchen und einem feinen Gespür für die kleinen Nickligkeiten des täglichen Lebens. Sei es die Beziehung zwischen Mann und Frau, das Zusammenleben mit pubertierenden Teenagern, das Älterwerden, Patchwork-Familien oder auch Schönheits-OP´s. Anne Vogd hat ein Gespür für die Komik ganz alltäglicher Situationen und weiß zu allen Themen trefflich zu unterhalten. Da wird heutzutage aus dem früher per se negativ belegten „Egoismus“ eine bewundernswerte „Achtsamkeit für die eigenen Bedürfnisse“ oder aus einer Ratte ein politisch korrekt bezeichnetes „Nagetier mir Kanalisationshintergrund“.
Sehr gut gefallen hat es mir, dass Anne Vogd hierbei mit viel Selbstironie unterwegs ist und eben nicht lauter Zoten auf Kosten Dritter reißt, wie so manch anderer Comedian. Entsprechend erkennt man sich in manchen Situationen durchaus wieder – und kann dabei auch über sich selbst lachen. Das ist Humor nach meinem Geschmack!

Zur Hörbuch-Produktion:
Hier liest die Autorin noch selbst! Schwungvoll geht es zu - und in teilweise galoppierendem Tempo. Das passt gut zu Live-Auftritten und Büttenreden, auf CD hätte ich mir an der ein oder anderen Stelle allerdings eine kleine, akzentuierte Pause zum Durchatmen oder besser: Durchlachen gewünscht. Manche Spitzen waren mir zu Beginn noch zu „schrill“ betont, was sich im weiteren Verlauf aber gelegt hat. Insgesamt lässt sich diese sauber produzierte CD sehr angenehm hören.

FAZIT:
Humorvolle Unterhaltung mit viel Wortwitz und flotten Sprüchen – bitte mehr!

Bewertung vom 27.09.2018
Pötzsch, Oliver

Der Spielmann / Die Geschichte des Johann Georg Faustus Bd.1


ausgezeichnet

Fesselnd, faszinierend, fiktiv – aber mit realen Grundlagen und ein überaus atmosphärischer Spiegel dieser Zeit


Meine Meinung:
Historische Romane sind normalerweise nicht unbedingt mein Lieblingsgenre, aber die Geschichte um eine der wohl geheimnisvollsten Personen der deutschen Geschichte hat mich von Anfang an gereizt. Berühmt wurde „Faust“ durch Goethe, aber gegeben hat es Doktor Johann Faust(us) wirklich (geboren vermutlich 1478). Über diese historische Persönlichkeit ist nicht Vieles bekannt oder gar belegt, so dass sich in seinem Leben breiter Raum für Spekulationen und Fantasie ergibt, den Oliver Pötzsch in diesem Buch ganz hervorragend ausgenutzt hat!

Zu Beginn lernen wir als Leser den noch jungen „Johann Georg Faustus“ kennen, der fasziniert ist von Gauklern, Zauberern und Spielleuten. Während einer schweren Kindheit und Jugend muss er gleich mehrere Schicksalsschläge hinnehmen und mit 16 beginnt für ihn eine Leben, das man heute wohl als „Road Trip“ bezeichnen würde. Auf der ständigen Flucht vor seiner eigenen Vergangenheit und seinen ureigenen Dämonen verschlägt es Johann quer durch das damalige „Heilige Römische Reich Deutscher Nation“. Im stetigen Begehren, sein Wissen zu vermehren, entwickelt er sich dabei zu einem Universalgelehrten und ihm eilt dabei ein Ruf voraus, der zwischen bewundert und gefürchtet sein changiert. Medicus, Zauberer oder Nekromant sind nur einige der Bezeichnungen, die das Volk für Dr. Faustus kennt. Unglaublich geschickt spielt Autor Oliver Pötzsch dabei immer wieder mit Mystery-Elementen, doch ohne wirklich Mystery zu verwenden. Das hat mir extrem gut gefallen! Was ist Schein, was Wirklichkeit – eine Frage, die sich nicht nur Johann stellt, sondern ich mir als Leser ebenso. Genau so müssen auch den Menschen im ausgehenden Spätmittelalter die neuesten Erkenntnisse und Erfindungen vorgekommen sein, die Wissenschaftler aus Angst vor Verfolgung zunächst oft erst im Geheimen machen konnten. Es ist eine Zeit des Umbruchs kurz vor dem Beginn der Neuzeit. Der Buchdruck verbreitet sich langsam – und damit auch das Wissen – und neue Theorien verbreiten sich trotz des immer schwärenden Vorwurfs der Ketzerei unaufhaltsam weiter, wie etwa, dass die Erde eine Kugel ist („Es ist ein schmaler Grat zwischen dem, was die Kirche glaubt und was sie als Ketzerei verdammt“ - S. 54). So begegnen uns in diesem Buch auch viele Namen bekannter und berühmter Zeitgenossen, wie Leonardo da Vinci, Albrecht Dürer, Amerigo Vespucci oder auch Conrad Celtis und Henricus Cornelius Agrippa von Nettesheim („Occulta Philosophia“).

Untrennbar mit seinem Protagonisten Johann Faustus hat Oliver Pötzsch aber noch eine weitere, historisch belegte Figur von sehr zweifelhaftem Ruf in seinem Roman eingebaut, die ich hier der Spannung halber noch nicht verraten möchte. Deren Zusammenhang mit dem Antagonisten dieser Geschichte bleibt bis zum Ende im Reich der Vermutungen. Insbesondere das Zusammenspiel dieser Charaktere – so gleich, und doch so verschieden! – macht dieses Buch absolut lesenswert und stellenweise wirklich extrem spannend!

Neben dieser unglaublich bewegenden und fesselnden Lebensgeschichte besticht dieses Buch aber auch durch seine liebevolle Gestaltung mit Lesebändchen und farbigen Karten auf den Umschlaginnenseiten sowie insbesondere durch den wunderbaren Schreibstil des Autors, der es immer wieder schafft, die Atmosphäre mit treffenden Worten zu transportieren und Bilder im Kopf entstehen zu lassen („Ein Summen und Klagen, das von irgendwo aus den Tiefen der Gänge zu ihm herüberwehte, ein an- und abschwellendes Quaken, wie aus den Mündern großer blinder Frösche, die in tiefen unterirdischen Seen schwammen.“ - S. 681).

FAZIT:
Eine faszinierende Geschichte mit Tragik, Dramatik, Spannung und auch einigen Mystery-Elementen. Fantastisch!

Bewertung vom 20.09.2018
Fölck, Romy

Bluthaus / Frida Paulsen und Bjarne Haverkorn Bd.2


ausgezeichnet

Ein spannender Regionalkrimi mit viel Atmosphäre und überzeugenden Charakteren

Meine Meinung:
„Bluthaus“ ist nach „Totenweg“ der zweite Regionalkrimi aus der Elbmarsch von Romy Fölck. Obwohl ich den ersten Band noch (!) nicht kenne, hatte ich keinerlei Schwierigkeiten, in die Geschichte hineinzufinden. Schon der Prolog sorgt für das richtige Krimi-Feeling und eine latent bedrohliche Atmosphäre. Im Folgenden entspinnt sich nach dem Auffinden einer Frauenleiche an einem verlassenen und abgelegenen Gehöft in den Weiten der Elbmarsch ein klassischer „who dun it“-Krimiplot. Geschickt verwebt Romy Fölck zwei Handlungsstränge in zwei Zeitebenen und lässt den Leser dabei rätseln, wie diese beiden Fälle zusammenhängen könnten. Nach und nach werden dabei weitere Charaktere eingeführt, die einen bunten Strauß potenzieller Verdächtiger ergeben. Man merkt hierbei schnell, dass die Autorin ein Händchen für ausgearbeitete und plastische Charaktere hat, auch abseits der Protagonisten. Neben dem herausfordernden Fall hält die Geschichte aber auch ganz persönliche Themen für das ungleiche Ermittlerpaar Frida Paulsen und Bjarne Haverkorn bereit, die die beiden sehr menschlich und glaubwürdig erscheinen lassen und stellenweise durchaus auf die Ermittlungsarbeiten abstrahlen. Diese gelungene Verknüpfung von Fall und persönlichem Background hat mir persönlich sehr gut gefallen, Romy Fölck hat für meinen Geschmack genau die richtige Balance zwischen den Ermittlungen und bewegendem Privatleben der Protagonisten gefunden.

Der Spannungsbogen dieser Geschichte war für mein Empfinden vom Beginn an bis zum Finale durchweg intakt, wenn auch in alternierender Intensität. Am Ende kreiert Romy Fölck ein spannendes und dramatisches Finale, das mich auf den letzten Seiten in Atem gehalten hat. Die Auflösung ist in sich rund und im Nachhinein in Summe auch schlüssig. Hier handeln zwar nicht alle Charaktere stets nachvollziehbar und besonnen, aber genau so ist das doch im wahren Leben auch, oder?

FAZIT:
Spannend, persönlich und atmosphärisch - Eine absolute Leseempfehlung für alle Krimi-Fans!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 20.09.2018
Iland-Olschewski, Barbara

Achtung, gruselig! / Tiergeister AG Bd.1


ausgezeichnet

Ein fantasievolles, spannendes und unterhaltsames Kinderbuch mit viel Tiefgang

Unsere Meinung:
In einer stürmischen Gewitternacht hat sich der kleine Rauhaardackel Arik hoffnungslos verlaufen. Vollkommen verängstigt sammeln ihn die feurige Wüstenspringmaus Chili, die Katze Tara, das Chamäleon Plato und das Funken sprühende Kaninchen Honig auf und eröffnen dem knuddeligen Arik, dass er nun zu den Tiergeistern gehört…

Der Start in die Geschichte ist meinen Jungs (7 & 10) und mir sehr leicht gefallen. Von der ersten Seite an ist die Story wirklich spannend und hat durchaus auch einen leichten, aber wohligen Gruselfaktor. Doch keine Angst, man merkt ganz schnell, was für absolut liebenswerte Kreaturen die Tiergeister sind! Bald wird auch klar, dass auch Gespenster ihre kleineren und größeren Sorgen und Nöte haben, denn die Zukunft ihrer Heimat, der Gespensterschule Spuk Ekelburg, steht auf dem Spiel! So ergibt sich eine stellenweise sehr spannende, durchweg unterhaltsame und immer mal wieder auch humorvolle Geschichte, die uns großen Spaß beim Lesen bereitet hat. Wenn es nach meinen Kindern gegangen wäre, hätten wir diese Geschichte in nur einem Rutsch komplett durchgelesen.

Aber dieser erste Band um die Tiergeister-AG ist nicht nur eine wunderbar fantasievolle und unterhaltsame Geschichte, denn sie bietet auch eine gehörige Portion Tiefgang! Hier geht Barbara Iland-Olschewski ganz offen und doch sehr behutsam mit dem Thema „Tod“ um. Darüber hinaus merken die kleinen Leser hier schnell, dass es tief sitzende Ängste gibt, die aus Vorurteilen und Nichtwissen resultieren. So ist dies eine Geschichte gegen Vorurteile und Berührungsängste (im wahrsten Sinne des Wortes!) und für Freundschaft, Vertrauen und Zusammenhalt – egal wie unterschiedlich man auf den ersten Blick auch sein mag! Eine extrem wichtige Botschaft (nicht nur für Kinder!), gerade in den heutigen Zeiten.

Komplettiert wird dieses sehr empfehlenswerte Kinderbuch von den zahlreichen und wirklich schönen, atmosphärischen und stets perfekt zum Text passenden Farbillustrationen von Stefanie Jeschke.

FAZIT:
Ein wunderbares Kinderbuch gegen Vorurteile und Berührungsängste und für Freundschaft, Vertrauen und Zusammenhalt.

Bewertung vom 18.09.2018
Macedonia, Manuela

Beweg dich! Und dein Gehirn sagt Danke


ausgezeichnet

Faszinierende Erkenntnisse rund um unser Gehirn - verständlich und unterhaltsam erklärt

„Man bezeichnet das System Gehirn als `plastisch´: Es kann sich nach den Anforderungen verändern, die ihm der Mensch stellt.“ (S. 60)

Meine Meinung:
Die Neurowissenschaften allgemein und die Funktionsweisen des menschlichen Gehirns im Speziellen sind nun wirklich keine leichte Kost, aber Dr. Manuela Macedonia erklärt in ihrem Sachbuch „Beweg Dich!“ auch die komplexesten Vorgänge für Laien nachvollziehbar und bildhaft. Egal, ob von Gitterzellen, Oligodendrozyten, Mikroglia oder auch der Neurogenese die Rede ist, lassen Sie sich davon nicht abschrecken – es lohnt sich!

Zunächst steigt die Autorin nach einer kurzen Einleitung mit der grundlegenden Funktionsweise des Gehirns ein und schafft damit die Basis für die nachfolgenden Kapitel. Dies zu lesen ist wirklich höchst interessant und schnell wird einem klar, wie komplex, filigran und hochfunktionell dieses Organ ist. Auf rund 170 Seiten gewährt uns Dr. Manuela Macedonia nicht nur tiefe Einblicke in das Gehirn, sondern gibt auch einen sehr breiten Überblick über den aktuellen Stand der internationalen Forschung hierzu. Über die einzelnen Inhalte kann und möchte ich hier gar keine dezidierte Zusammenfassung geben, vielmehr möchte ich Ihnen ein paar sehr interessante Aussagen aus dem Buch präsentieren, die – für mein Empfinden – allesamt gut recherchiert und anschaulich argumentiert sind:

• „Bewegung führt zur Ausschüttung einer Star-Substanz, des Nervenwachstumsfaktors.“ (S. 122)
• Studien belegen, dass junge Erwachsene mit Adipositas (BMI > 30) einen Verlust von Neuronen im Hippocampus und im Kleinhirn erleiden, was sich sowohl auf das Gedächtnis als auch auf die Bewegungssteuerung negativ auswirkt (S. 113)
• „Zahlreiche Studien belegen die Wichtigkeit der Bewegung für die kognitive und emotionale Entwicklung junger Menschen.“ (S. 121) – darüber hinaus belegt die Literatur, dass Sport die Impulskontrolle bei Jugendlichen positiv beeinflussen kann (S. 125 / Stichwort: ADHS)
• Einer Publikation aus 2015 zufolge soll „Übergewicht im mittleren Alter (zwischen 40 und 50) den geistigen Verfall im späteren Leben“ beschleunigen (S. 166 / Stichwort: Alzheimer, vaskuläre Demenz)
• Eine Studie belegt, dass Rhesus-Affen, die lebenslang mit um 30% kalorienreduzierter Kost gefüttert wurden, länger lebten und mindestens um die Hälfte weniger an diversen Krebs-Arten und Herz-Kreislauf-Erkrankungen litten (S. 168)

Wie man schon an diesen beispielhaft ausgewählten Aussagen schnell sieht, ist die regelmäßige Bewegung von zentraler und nachhaltiger Bedeutung für unsere Gesundheit! Dank Dr. Manuela Macedonia versteht man nun auch als Laie, warum das so ist. Die vielen einfach dargestellten Illustrationen und die bereits gehighlighteten Schlüsselbegriffe erleichtern dabei das Verständnis enorm und helfen gleichzeitig, bestimmte Stellen schnell wieder aufzufinden. Hinzu kommt noch ein sehr umfangreiches Quellenverzeichnis im Anhang, wie man es von wissenschaftlichen Arbeiten gewohnt ist.

FAZIT:
Komplexe Vorgänge einfach und nachvollziehbar erklärt – ein sehr empfehlenswertes Sachbuch, das zum Nach- und Umdenken anregt

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.