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smartie11
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Insgesamt 919 Bewertungen
Bewertung vom 23.08.2018
Glynn, Connie

Geheimnisse / Prinzessin undercover Bd.1


sehr gut

Von Portern und Partisten – eine unterhaltsame Young Adult-Story mit Potenzial

Meine Meinung:
Lotti Pumpkin, Waise und ein ganz normales, bürgerliches Mädchen, taucht durch ein Stipendium wie Aschenputtel in die High-Society-Welt des alt-ehrwürdigen Internats von Rosewood Hall ein. Ihre Zimmergenossin, die zunächst kantig und rauh wirkende Elli, scheint hingegen mit dem ganzen Glitzer und Glamour überhaupt nichts am Hut zu haben. Niemand weiß, dass Eleanor “Elli” Prudence Woolfson die Prinzessin und Thronerbin des kleinen Königreiches Maradova ist. Als unter der Schülerschaft durchsickert, dass die Prinzessin unerkannt in Rosewood Hall studiert, sind sich alle sehr schnell einig: Lotti muss die königliche Hoheit sein!

Der Beginn und weite Strecken des Buches haben einen klassischen Young-Adult- und Coming-of-Age-Charakter. Es dreht sich alles um das Internats-Universum mit seinen Lehrern und Schülern und deren kleineren und größere Sorgen. Es geht um Freundschaft, Zusammenhalt, Cliquen, Gerüchte, Schwärmereien und die ein oder andere kleine Intrige oder Fehde. Selbstverständlich sorgt das Verwirrspiel um die wahre Identität der Prinzessin für die ein oder andere skurrile Situation und natürlich ganz viele Missverständnisse. Hier hat mich das Ganze ein bisschen an die frühen Filme von Anne Hathaway („Plötzlich Prinzessin“) erinnert. Es ist eine Geschichte, die flüssig voranschreitet und durchaus gut unterhält (wenn man denn solche Geschichten mag). Erst nach und nach und zu Beginn sehr vorsichtig dosiert, streut Autorin Connie Glynn mal hier, mal dort ein Quäntchen Spannungsmoment mit ein, denn in Rosewood Hall sind nicht alle Schülerinnen und Schüler der Prinzessin wohl gesonnen. In immer kürzer werdenden Abständen tauchen bedrohliche Schriften auf und düstere Wolken ziehen sich über dem Internat zusammen. Für meinen Geschmack hätte das Spannungsmoment in diesem Buch ausgeprägter sein dürfen, zumal die Kurzbeschreibung für mein Empfinden mehr Spannung versprochen hat. Wahrscheinlich wird der Spannungslevel beim Nachfolgeband, der für Anfang 2019 avisiert ist, deutlich höher liegen.

Besonders gut gefallen hat mir indes das besondere Konzept der „Porter“ und „Partisten“, über deren Rolle ich hier noch nichts verraten möchte. Überzeugt haben mich auch die Charaktere, die auf mich insgesamt glaubhaft, plastisch und lebendig gewirkt haben, und der Schreibstil Glynns, der flüssig, jung und frisch ist und zu unterhalten weiß.

FAZIT:
Ein unterhaltsames Buch mit ein paar Spannungselementen, das einen soliden Grundstein für die Folgebände legt.

Bewertung vom 22.08.2018
Baer, Udo

Die Weisheit der Kinder


ausgezeichnet

Ein Buch zum Augen öffnen und Nachdenken – eine klare Leseempfehlung für alle, die mit Kindern zu tun haben

„Dieses Buch soll deshalb ein Kinder-Versteher-Buch sein.“ (S. 10)

Meine Meinung:
Erziehungsratgeber gibt es ja inzwischen wie Sand am Meer. Autor Udo Baer, Vorsitzender der „Stiftung Würde“ und Gründer der „Zukunftswerkstatt therapie kreativ“, hat sich mit seinen vorangegangenen Büchern in Sachen „Gefühle“ und „Würde“ einen Namen auf dem Sachbuchmarkt gemacht. Umso gespannter war ich auf „Die Weisheit der Kinder“. Bereits im Vorwort findet Udo Baer für meinen Geschmack überzeugende Worte: „Das, was wir Erwachsene als kindliches Lernen bezeichnen, ist ein immerwährendes Bemühen um Verstehen und Verständnis. (…) Umso wichtiger ist es, dass auch wir Erwachsene uns darum bemühen sollten, Kinder zu verstehen“ (S. 9). Gerade dieser letzte Satz ist für mein Empfinden ungeheuer wichtig und gibt schon einen guten Ausblick, in welche Richtung dieses Buch geht.

Das Buch ist aufgeteilt in drei Segmente. Im ersten Teil, „Kinder verstehen“ (S. 13 – 138), skizziert der Autor in 39 kurzen und kurzweiligen Kapiteln die unterschiedlichsten Verhaltensweisen und –muster, die Kinder so an den Tag legen können. Jeder, der regelmäßig mit Kindern zu tun hat (sei es privat und / oder beruflich) wird hier sicherlich Einiges wiedererkennen (so wie ich auch). Es geht beispielsweise um die scheinbar grenzenlose kindliche Neugier, um das unterschiedliche „Zeiterleben“ zwischen Kindern und Erwachsenen, Besserwisserei oder auch das Einnässen. Jedes dieser Themen beginnt der Autor mit Fallbeispielen („Kinderszenen“), erklärt die Hintergründe („Verstehen“) und den tieferen Sinn, der dahinter stecken kann („Leid, Sinn, Weisheit“). Selbstverständlich sind dies keine „Universallösungen“, sondern mögliche Erklärungsansätze – aber sicherlich sind Baers Tipps es wert, ausprobiert zu werden! Der Kernaspekt ist dabei, den Leser dazu anzuregen, darüber nachzudenken, was das Kind wohl mit seinem Verhalten spiegeln will (ob nun bewusst oder unbewusst). Das kann manchmal überraschend einfach sein, manchmal aber auch sehr komplex.

Es schließt sich ein Teil mit „14 Empfehlungen für Eltern und andere Erwachsene“ (S. 141 – 161) an, sozusagen die „Kernessenz“ aus den vorangegangenen 39 kurzen Kapiteln. Vieles hiervon erscheint sicherlich auf den ersten Blick als selbstverständlich – ist es im Alltag nur leider nicht immer. Umso wichtiger ist es, dass der Autor dies den Lesern noch mal prägnant vor Augen führt. Das Buch schließt mit dem Kapitel „Welche Geschenke Kinder brauchen“ (S. 162 – 173). Selbstverständlich geht es hier nicht um materielle Geschenke, sondern darum, wie wir mit unseren Kindern umgehen, ihnen begegnen sollten.

Ich kann gar nicht beurteilen, ob Udo Baer in diesem Buch viele neue Erkenntnisse präsentiert. Das ist für meinen Geschmack aber auch eher zweitrangig, denn das Wichtigste überhaupt schafft er mit seinem Buch (bei mir) auf jeden Fall: Mich zum Nachdenken und zur Selbstreflektion anzuregen. Denn an vielen Stellen bietet er auch Fragen / Hinweise zum konkreten Reflektieren des eigenen Verhaltens bzw. der eigenen Erfahrungen an.

Besonders gut gefallen haben mir die vielen prägnanten und einprägsamen Sätze gefallen, die sich quer durch das ganze Buch verteilt finden. Hier ein paar Beispiele:

„Wer still ist, kann innerlich voller Lärm sein.“ (S. 17)

„Aber es gibt kein »zu viel« kindlicher Neugier.“ (S. 22)

„Kinder haben also oft keine Worte, uns Erwachsenen das mitzuteilen, was sie bewegt.“ (S. 142)

Meine Empfehlung: Nehmen Sie sich nur einen Nachmittag (oder Abend / oder Vormittag) Zeit, und lesen Sie dieses Buch! Selbst wenn man nur ein paar der Kernthesen verinnerlicht, hat man schon den ersten Schritt in Richtung zu mehr Verständnis geschafft!


FAZIT:
Ein Buch zum Augen öffnen und Nachdenken – und bestens investierte rd. vier Lesestunden für ein besseres Miteinander mit den Kindern!

Bewertung vom 14.08.2018
Rother, Stephan M.

Die Prophezeiung des magischen Steins


ausgezeichnet

Spannende und sehr atmosphärische High Fantasy – nicht nur für jüngere Leser!

„Auf dunklen Pfaden irrte ich.
In weiter Ferne zeigte sich,
wie ein Versprechen lockte mich
ein Traum.

So bleiern taub und erdenschwer
Stand ich im fernen Ungefähr.
Es zog mit macht mich zu sich her
Ein Traum.

Die Schwinge hebt sich, Wind erwacht,
das Silberlaub erzittert sacht,
die Wahrheit wird ans Licht gebracht.
Ein Traum.“ (S. 208)

Meine Meinung:
Dass Stephan M. Rother (u. A.) überzeugende und wortgewaltige High Fantasy für Erwachsene schreiben kann, hat er zuletzt mit den „Königsblut-Chroniken“ eindrucksvoll bewiesen. Nun hat er mit „Die Prophezeiung des magischen Steins“ auch einen High Fantasy Roman für jüngere Leser vorgelegt.

Jahrhunderte nach den letzten Kriegen gegen den dunklen Herrscher Montezuma lebt das Königreich von Güldenthal in Wohlstand und Frieden. Doch letzterer wird immer mehr zu einem Trugschluss, denn hoch im Norden formiert sich eine neue Gefahr, die mitunter tödlicher sein könnte als der legendäre Montezuma selbst. Ausgerechnet den Barden-Lehrling Dafydd wählt das Schicksal aus, um sich auf eine abenteuerliche und höchst gefährliche Mission zu begeben…

Ich habe wunderbar schnell und problemlos in die Geschichte hineingefunden und mich sogleich mit den beiden Hauptcharakteren Dafydd und Prinzessin Livia angefreundet. Die Handlung nimmt sehr schnell an Fahrt auf und die kleine Reisegruppe der so ungleichen Gefährten beginnt ihr Abenteuer, das sie bis an die Grenzen des großen Reiches und darüber hinaus führen wird. Zunächst erzählt der Autor dieses Abenteuer aus der Sicht Dafydds, später kommen zwei weitere Handlungsstränge hinzu, was die Spannung und auch das Tempo auf angemessen hohem Niveau halten.

Man merkt diesem Buch an, dass Stephan M. Rother mit diesem Roman die High Fantasy auch jüngeren Lesern näher bringen möchte. Das Motiv, das er für seine Geschichte ausgesucht hat, ist ein ganz klassisches High Fantasy-Motiv: Eine Mission mit langer und gefahrenvoller Reise, die er spannend und immer wieder überraschend in Szene zu setzen weiß und damit seine Leser bis zu den letzten Seiten in seinen Bann zieht. Zu Beginn hat sein Setting dabei noch eher den Charakter eines klassischen Märchens, doch im Verlauf der Geschichte werden die einzelnen Schauplätze immer phantastischer und atmosphärischer. Sei es Erad´Or, das sagenumworbene Reich des alten Elben-Volkes, oder auch die unwirtliche Eisfestung Montezumas.

Die Charaktere, denen wir auf dieser Reise begegnen, sind höchst unterschiedlich und in größten Teilen wirklich durch und durch sympathisch. Allen voran natürlich Dafydd, der junge (Anti-)Held wider Willen, sowie seine ganz und gar nicht Prinzessin-like Freundin und Thronfolgerin Livia, die sowohl für Jungs als auch für Mädels eine passende Identifikationsfigur bieten. Während der Barde Palatin für die Fantasy-typische Tiefe sorgt, bringen der kleine, ewig hungrige „Knuddel“-Gnom Memphistopheles („Memphy“) und die Zauberin Morgat mit ihren trockenen Sprüchen ("Und ich habe ziemlich lange keinen dermaßen unaufgeräumen Kopf mehr gesehen" - S. 68) gekonnt Spaß und Schwung in die Geschichte, ohne es ins Lächerliche abdriften zu lassen. Sehr geschickt gemacht!

Auch der Schreibstil passt perfekt zu einem rundum gelungenen High Fantasy Werk für jüngere Leser. Er lässt sich flüssig und doch abwechslungsreich lesen und transportiert stets die richtige Atmosphäre. Der sehr wortgewaltigen und blumigen Schreibstil, den ich von Stephan M. Rothers „Königsblut-Chroniken“ kenne und schätze, blitzt hier stellenweise durch die Worte des Zwerges Fhargolf auf.

Alles in allem ein absolut „rundes“ Werk, um jüngeren Lesern das Genre „High Fantasy“ schmackhaft zu machen, aber auch für Erwachsene wie mich ein kleiner Lese-Leckerbissen.

FAZIT:
Ein rundum gelungenes High Fantasy Werk, nicht nur für jüngere Leser ab ca. 12 Jahren, sondern auch für Erwachsene.

Bewertung vom 03.08.2018
Hudson, Gabe

Gork der Schreckliche


weniger gut

Zu wenig Handlung, ständige Wiederholungen und ein „Humor“, der mir wenig zusagt

„Mein jumbogroßes Herz lotst meinen schuppigen Arsch durch den Irrsinn.“ (S. 87)

Meine Meinung:
Ich liebe gute Fantasy, mag sehr gerne humorvolle Geschichten und auch überzeugende Science Fiction. Beispielsweise die (größtenteils) wunderbaren Bücher von Terry Pratchett, Douglas Adams oder auch Walter Moers. Etwas Ähnliches hatte ich mir von „Gork – der Schreckliche“ erwartet und mich sehr auf die Lektüre gefreut. Doch meine Erwartungen wurden in nahezu jeder Hinsicht enttäuscht.

Die Handlung dreht sich um den Teeny-Drachen Gork, der als Kleindrache auf der Erde aufwuchs und von seinem Großvater „Dr. Schrecklich“ zurück auf den Heimatplaneten Blegwesia gebracht wurde. Dort versucht Gork nun mit allen Mitteln, die angebetete Drachendame Runcita zu überzeugen, seine „Königin“ zu werden und seine Eier zu legen. Doch leider ist Gork eher der absolute Loser an der WarWing-Akademie (Spitzname „Weichei“ und WILLE-ZUR-MACHT-Status „Kuschelbär“) und stolpert von einer blöden Situation in die nächste und zu allem Übel beträgt seine Todeschance an diesem so wichtigen Tag 99,9%. So – damit habe ich nahezu die komplette Handlung der ersten 300 Seiten verraten! Erst auf den letzten ca. 100 Seiten kam ein klitzekleines bisschen Spannung auf, dafür wurde die Geschichte aber noch abstruser als sie es zuvor schon war. Ich hatte über das gesamte Buch hinweg das Gefühl, dass der Autor gar keinen roten Faden, keinen Plan für (s)eine Geschichte hatte und einfach nur ein „lustiges“ Buch schreiben wollte.

Leider war der Humor auch nicht nach meinem Geschmack. Zu viel Slapstick, zu gewollt erscheinende Zoten und dazu noch einige Szenen, die wohl lustig sein sollten, die ich aber eher abstoßend fand. Ein Beispiel dafür ist die in der Akademie wohl regelmäßig stattfindende Exekution junger Kadetten durch den Dekan (wohl eher: Diktator) Flup und auch das ansonsten wohl übliche regelmäßig auftretende vorzeitige Ableben von jungen Kadetten, die z.B. von anderen gefressen werden oder bei Feuerstößen einfach im Weg stehen (es gibt sogar eine WarWings-Todesliste!). Wie gesagt: überhaupt nicht mein Humor. Darüber hinaus geht es stellenweise recht derbe zu: Da werden Augäpfel ausgepickt, Flügel abgerissen oder Drachen einfach gleich ganz zermatscht. Damit könnte ich ja umgehen, wenn es denn zur Story (die es hier ja nicht gibt) passen würde.

Last but not least hat mich der Schreibstil des Autors enttäuscht. Neben sehr vielen Kraftausdrücken (schei*, H*rensohn, gei*e Schnecke und so weiter und so fort…) haben mich insbesondere die gefühlt unzähligen Wiederholungen genervt. Wenn Gork von seinen Füßen spricht (und das tut er wirklich oft), dann sind es immer seine „schwimmhäutigen Füße“ und wie oft die Redewendung „mein schuppiger, grüner Arsc*“ vorkommt, kann ich gar nicht sagen – es muss gefühlt weit über 100 mal sein. Auch die Flügel der „Normalo“-Drachen sind immer „ledrig“. Ein anderes Adjektiv für Drachenflügel ist dem Autor wohl nicht eingefallen. Neben der fehlenden Story haben diese stetigen Wiederholungen die Langeweile beim Lesen stark befeuert.

Lediglich ein paar einzelne Ansätze fand ich ganz interessant, wie z.B. die Athenos (ein Raumschiff mit Herz und Gefühlen), und es gab zumindest einen einzigen Charakter, der mit gefallen hat: die coole Robo-Drachendame Fribby.

FAZIT:
Keine Story, kein überzeugender Humor und dazu noch ständige Wiederholungen – für mich eine absolute Enttäuschung.

Bewertung vom 01.08.2018
Suvada, Emily

Die letzte Generation / Cat & Cole Bd.1


ausgezeichnet

Eine beängstigende postapokalyptische Zukunftsvision – spannend und immer wieder überraschend

"Die Welt war vor meiner Geburt hier, und sie wird sich auch nach meinem Tod weiterdrehen. Das Universum ist endlos; Ich bin die Anomalie. Ich bin der Faden mit Anfang und Ende, die Flamme, die verlischt." (S. 377)


Meine Meinung:
Mit „Cat & Cole: Die letzte Generation“ (OT: „This Mortal Coil“) hat die US-amerikanische Schriftstellerin Emily Suvada ein beeindruckendes Debut vorgelegt, dass ihre Leser in eine postapokalyptische Zukunft entführt, in der die Technologisierung und Digitalisierung so weit fortgeschritten sind, dass Menschen und Maschinen inzwischen miteinander verschmolzen sind. Jeder trägt ein Kontroll-Panel im Arm, Körper und Aussehen können über Apps und Hacks nach Belieben verändert werden und alle Krankheiten sind ausgerottet. Selbst schwere Verletzungen können über eine Gabe von Heiltek und mittels der darin enthaltenen Nanobots in Rekordzeit und spurlos geheilt werden. Zumindest galt dies, bis eine schwere Seuche ausgebrochen ist, die extrem infektiös ist und von einem Virus ausgelöst wird, der schneller mutiert als neue Heilmittel entwickelt werden können. Hierdurch wurde die Menschheit in drei Lager geteilt: Zum einen die, die in die unterirdischen Bunker der weltumspannenden und zwielichtigen Cartaxus-Gesellschaft geflohen sind und sich deren Joch unterworfen haben, und zum anderen die Infizierten an der Oberfläche und zuletzt die kleine Gruppe der Widerständler, die sowohl gegen die übermächtige Cartaxus-Herrschaft ankämpfen, als auch gegen die stets drohende Infektion mit dem tödlichen Virus.

Ein extrem spannendes und außergewöhnliches Szenario also, dass sich die Autorin da erdacht hat. Die Protagonistin, die Jugendliche Catarina „Cat“ Agatta, ist in dieser lebensfeindlichen Welt ganz auf sich allein gestellt, nachdem die Cartaxus-Schergen vor zwei Jahren ihren Vater, den genialen Wissenschaftler Dr. Lachlan Agatta entführt haben. Eines Tages taucht Cole, ein Cartaxus-Elitesoldat auf, der angeblich von ihrem Vater geschickt wurde und sie beschützen soll. Von einem Moment auf den nächsten gerät Cats Weltbild vollkommen ins Wanken…

Diese Story hat auf mich einen unglaublichen Sog ausgewirkt. Schnell ist man mitten drin in dieser postapokalyptischen, ja geradezu albtraumhaften Welt und fiebert mit Cat mit. Mit dem Auftauchen von Cole wird nicht nur Catarina vor unzählige Rätsel und Fragen gestellt, sondern der Leser mit ihr. Es entspinnt sich eine Geschichte, die ein gelungener Genre-Mix aus Dystopie, Science Fiction, Road Trip, Spannungsroman und Young Adult ist. Es ist stellenweise dunkel, brutal, unmenschlich und auch ekelig - das muss man schon mögen (oder zumindest aushalten können). Für meinen Geschmack macht es diese Geschichte aber durchaus authentischer. Dabei ergeben sich immer wieder überraschende Wendungen und unglaubliche Offenbarungen, mit denen weder Catarina noch ich als Leser gerechnet hätte – bis es kurz vor dem Finale noch einen regelrechten Paukenschlag gibt. Emily Suvada weiß, wie sie ihre Leser fesselt!

p.s.: Ein wirklich gelungenes Cover! Doch wenn man das Buch erstmal gelesen hat, wird man es mit anderen Augen betrachten…

FAZIT:
Faszinierend und erschreckend, dunkel, dystopisch und immer wieder überraschend – ein ganz starkes Debut!

Bewertung vom 31.07.2018
McLean, Russel D.

Ed ist tot


gut

Ein durchaus spannender Krimi - aber bei weitem nicht das , was ich mir erwartet hatte

„Wann habe ich angefangen, so zu denken? Wann bin ich zu dieser Frau geworden?“ (S. 246)

Meine Meinung:
Von der Kurzbeschreibung, dem Cover und auch dem Titel her hatte ich mir eine ganz andere Art der Lektüre erwartet: Einen Krimi, der mit rabenschwarzem Humor und extrem schrägen Charakteren punktet, wie z.B. in den frühen Filmen von Guy Ritchie oder Quentin Tarantino. Doch leider ist dieses Buch hinter meinen Erwartungen zurück geblieben. Hier sollten Cover und Kurzbeschreibung für meinen Geschmack dringend geändert werden.

Doch erstmal kurz zum Inhalt: Die Buchhändlerin Jennifer („Jen“) führt ein tristes Leben als unscheinbares Mauerblümchen. Ihr Freund Ed ist nicht nur eine ekelige Nervensäge, sondern eine regelrechte Landplage mit kleinkriminellen Energien. Eines Tages passiert Jen ein schlimmes Missgeschick – und Ed ist tot (was ja schon der Titel verrät). Danach begeht Jen zu allem Unglück noch einen folgenschweren Fehler und tritt damit eine Verkettung extrem unglücklicher Umstände los. Immer tiefer sinkt sie in einen Sumpf aus Missverständnissen und Gewalttaten, stolpert hilf-, macht- und planlos von einer Unmöglichkeit in die Nächste. Diese Geschichte ist durchaus temporeich, streckenweise wirklich spannend und hat mich insgesamt durchaus unterhalten. Dass dabei mitunter auch viel Gewalt und blutrünstige Szenen im Spiel sind (u.a. dank Pitbull Brutus), passte zu meiner Erwartungshaltung und hat mich nicht gestört.

Gestört hat mich aber insbesondere, dass meine Erwartungen an dieses Buch nicht erfüllt werden konnten. Humor blitzt zwar sehr vereinzelt an manchen Stellen auf, aber von einem rabenschwarzen Humor, der auch brutale Szenen auflockert und ihnen die Spitzen nimmt – so gut wie keine Spur! Auch die Charaktere konnten mich nicht überzeugen. Sie bleiben allesamt zu eindimensional und „leblos“. Insbesondere zur Protagonistin Jen konnte ich die keine wirkliche Verbindung aufbauen – erst gegen Ende des Buches, als aus der jammerlappigen, planlosen Jen eine neue, taffe und abgebrühte Frau geworden ist, nahm der Charakter ein bisschen Gestalt an (auch wenn sie mir dadurch nicht sympathischer geworden ist). Mein Lieblingscharakter, wenn ich denn einen benennen muss, war mit DI Crawford ein absoluter Nebencharakter, was ja schon viel aussagt.

Auch auf den Seiten der Antagonisten gab es leider keine gelungenen Charaktere. Wer Filme von Ritchie oder Tarantino kennt, weiß, wie ambivalent, schrullig und doch gelungen „Bösewichte“ sein und für gute Unterhaltung sorgen können. Hier sind die Gangster leider eher Witzfiguren, die irgendwie nichts auf die Reihe bekommen. Selbst Buchan, der gefürchtete Pate von Glasgow, und seine rechte Hand lassen sich ein ums andere mal von der kleinen Bibliothekarin übertölpeln. Wenn dies geschickt gemacht wäre, mit List, Tücke & Raffinesse, hätte mir das echt gefallen – war es nur leider nicht. Es waren immer mehr oder minder Zufall und / oder absolute Unfähigkeit der Gangster, die Jen ein ums andere mal aus der Patsche geholfen haben.

FAZIT:
Stellenweise spannend und unterhaltsam – aber mit schwachen Charakteren und leider so ganz ohne den erhofften schwarzen Humor.

Bewertung vom 30.07.2018
Fischler, Joe

Veilchens Show / Valerie Mauser Bd.5


sehr gut

Veilchens fünfter Fall – ein außergewöhnlicher Kriminalfall mit viel Humor, Lokalkolorit und schrägen Typen

„Die Sendung war nicht einfach nur schlecht. Sie war abgrundtief böse. Ein Sammelbecken von Träumen, von Gier, von Missgunst und Lügen.“ (S. 128)

Meine Meinung:
„Veilchens Show“ ist der mittlerweile fünfte Fall für Joe Fischlers sympathische Ermittlerin Valerie „Veilchen“ Mauser beim Innsbrucker LKS (wenn man den Kurzkrimi „Immer Ärger mit Ötzi“ nicht mitrechnet). Im direkten Vergleich zum – sehr guten – Vorgänger fällt dieser Band für meinen Geschmack ein wenig ab, was dran liegt, dass die Spannung im Mittelteil durchaus etwas höher hätte sein dürfen. Dieses klitzekleine „Manko“ mach Autor Joe Fischler aber wie gewohnt mit viel Humor, schrägen Typen und teils irrwitzigen Situationen locker wett. Denn schon allein das Setting dieses Falls ist echt außergewöhnlich: Bei den Dreharbeiten zur österreichischen Erfolgs-Kuppelshow „Die Bauerlorette“ kommt ein Kandidat ums Leben – und Stolwerk wittert sogleich einen neuen Fall in der Glitzerwelt der C- & D-Promis. Die Ermittlungen rund um dieses Trash-TV-Format bieten natürlich viele Gelegenheiten, das sogenannte „Reality TV“ ordentlich auf die Schippe zu nehmen – und das gelingt Joe Fischler für meinen Geschmack extrem gut. Manche Szenen wirken dabei schon fast überzeichnet, passen für mich aber durchaus gut in den Gesamtrahmen (wie etwa der „Konfetti-Kanonen-Anschlag“). Die Krimi-Handlung rückt allerdings bei all diesen teils urkomischen Szenen des Öfteren in den Hintergrund. Am Ende, nach einem spannenden und wirklich showreifen Finale präsentiert Joe Fischler aber eine nachvollziehbar und zufrieden stellende Auflösung des Falls, auf die ich wohl nie gekommen wäre.

Eine große Stärke der Veilchen-Reihe sind die vielen, wunderbar kantigen und teilweise schrägen Charaktere, von denen man die Meisten trotz aller Macken einfach nur gern haben kann. Allen voran natürlich das Veilchen mit dem blonden Afro auf dem Kopf und der bösen Souffleuse auf der Schulter, aber auch ihr nun nicht mehr ganz so gewichtiger Ex-Ex-Partner und „Lebensmensch“ Stolwerk („Mister Lovemachine, der T-Rex im Streichelzoo“ - S. 187) oder auch der rasende Analysetechniker Schmatz, der hier mit ganz ungeahnten Talenten und Ambitionen aufwartet.

Last but not least hat mir einmal mehr der wunderbar beschwingte und oftmals extrem humorvolle Schreibstil Fischlers sehr gut gefallen („Wie spät ist es“ – „Gleich sechs.“ – „Jetzt nicht“ - S.239), der sehr gut zu seinen Charakteren und dem österreichischen Setting passt („lecker“ ist hier echt nicht lecker) und manchmal fein ironisch, meistens aber schön bissig rüberkommt.

FAZIT:
Prima Unterhaltung durch viel Humor, schräge Typen und irrwitzige Situationen, auch wenn die Krimihandlung manchmal etwas in den Hintergrund gerät.

Bewertung vom 30.07.2018
Ankowitsch, Christian

Die Kunst, einfache Lösungen zu finden


ausgezeichnet

Weil einfach einfach einfach ist – eine Anregung zum Nach- und Überdenken eigener Probleme

„Die Bühne unserer wiederkehrenden Probleme ist ganz Offensichtlich die Gegenwart.“ (S. 35)

Meine Meinung:
Sachbuchautor Christian Ankowitsch dürfte vielen Lesern wohl schon von seinen früheren Bestsellern ein Begriff sein (u.a. „Mach's falsch, und du machst es richtig“, „Warum Einstein niemals Socken trug“ oder auch „Dr. Ankowitschs Kleines Universal-Handbuch“). Nun legt er mit „Die Kunst einfache Lösungen zu finden“ nach. Schon im Vorwort stellt er klar, dass man sich von diesem Buch keine „Schritt für Schritt-Anleitung“ zur Lösung ganz konkret definierter Probleme erhoffen soll (nach dem Muster „7 Schritte zum Glück“). Auch weist er darauf hin, dass es im Leben Probleme geben kann, die in die Hände von Fachleuten gehören – und nicht von Sachbuchautoren. Dieser Ansatz gefällt mir schon mal außerordentlich gut.

Zunächst startet das Buch mit einem schon fast leidenschaftlichen Plädoyer für „einfache Lösungen“, denn auch komplexe Probleme lassen sich manchmal mit ganz einfachen Mitteln lösen. Dabei verweist er auf die Komplexität des Lebens an sich: „Weil alles mit allem zusammenhängt, braucht es keine großen Strategien. Vielmehr stören schon die beiläufigsten Interventionen die komplexesten Gebilde.“ (S. 58).

Im Folgenden präsentiert Christian Ankowitsch eine Art Werkzeugkiste mit vielen Anregungen und Ideen, wie man mit Problemen umgehen kann. Einer seiner Lösungsansätze ist es zum Beispiel, einfach mal etwas anders zu machen, um die eingespielte Problem-Routine („Problempingpong“ oder auch „Spiel ohne Ende“ nach Paul Watzlawick) zu unterbrechen und damit neue (An-)Sichten zu schaffen. Ein weiterer Ansatz ist die „Kunst der Ignoranz“, nach der man „kleine“ Probleme einfach vergessen soll. Denn wie schon der Komponist Johann Strauss wusste: „glücklich ist, wer vergisst, was doch nicht zu ändern ist“ (S. 89 / aus: „Die Fledermaus“). Oder wie Psychologe Steve de Shazer rät: „Aufschreiben, lesen und verbrennen“ (S. 93).

Sehr interessant fand ich den Abschnitt zum Thema „Frames“ (Rahmen), denn Rahmen beeinflussen unser Denken und Handeln und sind dabei oftmals von außen aufoktroyiert (S. 103 ff.). Aber mitunter kann man diese Rahmen auch selbst ändern („Reframing“) – und schon ist wieder alles im Lot. Manchmal kommt es halt „nur“ auf die Sichtweise an!

Die vielen plastischen und manchmal verblüffend einfachen Fallbeispiele, die der Autor präsentiert, machen dieses Buch sehr unterhaltsam und die zugrunde liegende Theorie sehr plausibel und greifbar. Beispiele gefällig? Gerne: „Nehmen sie kleine Teller, denn sie machen schneller satt“ (S. 119) oder auch „Schlafen sie genug“ (S. 198), denn das sei nicht nur der Gesundheit, sondern auch der Karriere förderlich. Damit die ganzen Beispiele nicht wie hohle Behauptungen anmuten, unterlegt Ankowitsch seine Ausführungen mit Zitaten von Fachleuten und aus Studien. Für die Leser, die gerne punktuell weiter in die Tiefe vordringen wollen gibt es eine Fülle von Fußnoten mit weiteren Erläuterungen und Quellenverweisen.

Last but not least weist Ankowitsch darauf hin, dass Probleme nicht prinzipiell schlecht sind (S. 243). Hört sich erstmal paradox an, wird aber logisch erklärt, denn „Probleme zu lösen kann uns erst recht Probleme machen“ (S. 260).

FAZIT:
Ein unterhaltsam zu lesendes und fundiert anmutendes Buch, das zum Nach- und Umdenken anregt.