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Tintenwelten

Bewertungen

Insgesamt 533 Bewertungen
Bewertung vom 26.10.2017
Malzieu, Mathias

Ich liebe das Leben viel zu sehr


ausgezeichnet

Mathias Malzieu ist Autor, Rockmusiker und Franzose. Dies ist sein Erfahrungsbericht über seinen Kampf gegen die Autoimmunerkrankung, die ein Jahr lang sein Leben bedrohte. Sie beeinträchtigte sein Knochenmark, so dass sein Körper dieses wie einen Virus behandelte. Er muss auf die Isolationsstation. Er erzählt schonungslos über Verzweiflung, Angst, aber auch über Hoffnung und seine intimste Gedankenwelt. Ich konnte mich gut in ihn hinein versetzen. Ich habe mit ihm gehofft, geliebt, gelitten. Obwohl das Thema Krankheit oft schwer und niederdrückend ist, beeindruckt der Autor mit viel Humor. Herausragend ist auch sein poetischer und metaphorischer Schreibstil, der einfach atemraubend und grandios ist. Die ihm eigene Bildgewalt versprüht einen ganz besonderen Charme, welche mich von der ersten Seite an sehr fasziniert hat. Dieses Buch ist etwas ganz besonderes und absolut lesenswert!

Bewertung vom 13.10.2017
Puértolas, Romain

Der unglaubliche Flug der verliebten Briefträgerin


gut

Providence hat sich während einer ihrer Reisen nach Marokko in das kleine Mädchen Zahera verliebt. Sie leidet an Mukoviszidose und hat das Krankenhaus, in dem sie sich kennengelernt haben, noch nie verlassen. Providence eröffnet Zahera eine ganz neue Welt und verspricht ihr, sie nach Paris zu holen. Als der große Tag allerdings gekommen ist, fallen aufgrund einer Naturkatastrophe alle Flüge aus. Kann die Liebe einer Mutter allen Widerständen trotzen und Flügel verleihen?

Es ist eine Liebesgeschichte zwischen einem kleinen Mädchen, das im Sterben liegt und einer Mutter, die ein ganzer Ozean von ihrer Tochter trennt. Thematisiert wird Liebe, Freundschaft, Familie, Vertrauen, Trauer. Vermischt mit viel Phantastik, skurrilen Charakteren und merkwürdigen Ereignissen wird es zu einem modernen Märchen. Dieses hat eine wunderschöne Botschaft, ist jedoch auch sehr emotional und durchaus auch traurig. Der Geschichte haftet der mysteriöse Glanz an, den französische Geschichten oft mit sich bringen.

Obwohl ich die Idee an sich toll finde, konnte mich die Handlung leider nicht vollends überzeugen. Die Charaktere, welche Providence bei der Erfüllung ihrer schier unlösbaren Aufgabe trifft, sind mir einen Tick zu verrückt und einfach zu überzogen dargestellt. Ich mochte besonders Zahera, weil sie ein sehr aufgewecktes und wissbegieriges Mädchen ist, das man einfach in sein Herz schließen muss. Mit Providence hat sie einen echten Glücksgriff gehabt und man wünscht beiden nur das Beste.

Mit dem Ausgang und der Auflösung der Geschichte habe ich überhaupt nicht gerechnet, doch das Ende hat wirklich alles erklärt und war einfach nur tragisch schön. Ein lohnenswertes Buch!

Das Buch ist bereits unter dem Namen “Das Mädchen, das eine Wolke so groß wie der Eiffelturm verschluckte” erschienen.

Bewertung vom 13.10.2017
Moers, Walter

Prinzessin Insomnia & der alptraumfarbene Nachtmahr / Zamonien Bd.7


gut

Prinzessin Dylia leidet an Schlaflosigkeit. Tage, Wochen wandelt sie ruhelos im Schloss umher und hängt ihren Gedanken nach. Doch dann begegnet sie eines nachts dem alptraumfarbenen Nachtmahr Opal. Er prophezeit ihr, dass er sie heimsuchen, in den Wahnsinn und letztendlich in den Tod führen wird. Vorher bietet er ihr allerdings an mit ihm nach Amygdala, der Stadt der Angst zu reisen. Die Prinzessin stimmt zu, denn sie glaubt zu träumen und für den unwahrscheinlichen Fall, dass dies kein Alptraum sein sollte, hängt schließlich ihr Leben von dieser Reise ab.

Die Aufmachung des Buches ist ein absoluter Traum und zwar kein Alptraum. Es befindet sich darin eine Vielzahl an Illustrationen aus Aquarellfarbe, welche die Stimmung gut hervorheben und die Geschichte an sich noch aufwerten. Die Künstlerin Lydia Rode leidet selber an einer Erkrankung, mit der auch Schlaflosigkeit einher geht und war so Inspirationsquelle zu “Prinzessin Insomnia und der alptraumfarbene Nachtmahr”.

Teilweise war das Buch leider ein wenig langatmig. Vor allem das erste Drittel beschäftigt sich hauptsächlich mit Prinzessin Dylias Schlaflosigkeit und ihren Umgang damit. Sie lebt fast ausschließlich in ihrer Gedankenwelt, ist sehr intelligent und ihre Phantasie sehr ausgeprägt. Doch bis sie Opal trifft, passiert deshalb nicht besonders viel.

Auch als die Reise beginnt, schlägt der Spannungsbogen nicht oft extrem aus. Was mich hier beeindruckt hat, ist eher die Idee, dass die Suche nach Amygdala durch Dylias Gehirn geht. Dabei erforschen die beiden verschiedene Areale des Denkorgans und treffen auf furchteinflößende Kreaturen. Das war für mich wirklich innovativ und etwas neues.

Der Schreibstil und die Geschichte sind typisch für Walter Moers. Idee, Setting und Handlung sind phantastisch, skurril und verrückt. Seine Sprache ist einfach einzigartig und wunderschön. Beginnt man zu lesen, weiß man direkt “Ah, Walter Moers, ganz klar”. Der Text ist gespickt mit Wortspielen und Wortneuschöpfungen. Dies macht das Buch jedoch nicht so leicht zu lesen. Es ist definitiv keine Nacht-Lektüre. Man sollte schon alle Sinne beisammen haben. Doch diese Art und Weise zu schreiben ist eben typisch für den Autoren und wer es mag, wird es lieben.

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