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Everett
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Barsinghausen

Bewertungen

Insgesamt 699 Bewertungen
Bewertung vom 13.01.2013
Gowda, Shilpi Somaya

Geheime Tochter


sehr gut

Ein junges Ehepaar in Indien, in einem Dorf in der Nähe von Mumbai. Auch das zweite Kind von Kavita ist ein Mädchen. Ohne ihrem Mann etwas zu sagen bringt sie es nach Mumbai in ein Waisenhaus. In den USA erfährt ein junges Ärzteehepaar, dass sie keine eigenen Kinder bekommen können. Somer und Krishnan entscheiden sich für eine Adoption aus Indien, schon allein, weil Krishnans Familie aus Mumbai kommt.
Erzählt wird abwechselnd über Jahre vom Leben von Kavita und ihrem Mann, und von Somer und Krishnan mit ihrer Tochter Asha. Asha entwickelt sich zu einer intelligenten jungen Frau, studiert Journalismus und entfernt sich immer weiter gerade von ihrer Mutter. Durch ein Stipendium reist sie nach Indien und lernt die Familie ihres Vaters kennen.
Dieser Roman ist wirklich gut geschrieben. Für mich wurde er besser, je weiter ich las. Er stellt die verschiedenen Lebenssituationen auf den so unterschiedlichen Kontinenten dar, speziell dieser Familien, die durch Heirat miteinander verbunden sind, oder auch durch die Adoption. Es wird ein so breites Gefühlsspektrum dargestellt, was einen als Leser fesselt, zum nachdenken bringt, und vielleicht auch ein wenig klar macht, was wichtig ist.
Ein ganz wunderbares Buch, schön und leicht zu lesen, über das Leben, und was lange nachklingt

Bewertung vom 29.12.2012
Kimmel, James

Was danach geschah


sehr gut

Anhand des Titelschriftzuges auf dem Cover kann auch die Frag "Geschah danach was" gestellt. Das ist schon mal gut gemacht. Auch das Thema, was im Buch angesprochen wird, ist so vielschichtig wie nachdenkenswert. Und sicherlich wird fast jeder Leser eine eigene, oftmals auch abweichende Meinung haben. Wissen tut es letztendlich niemand, was bestimmt auch gut so ist.
Am Anfang der Geschichte wacht die junge Anwältin Brek Cuttler alleine an einem Bahnhof auf. Wo ist sie, was ist geschehen? Erst langsam versteht sie, dass sie tot ist, auch wenn sie es alleine aufgrund ihrer kleinen Tochter nicht wahr haben will. Sie soll als sogenannte Präsentatorin andere Seelen im Jenseits vorstellen. Dazu werden nur Teile des irdischen Lebens gezeigt, was sie als Anwältin überhaupt nicht nachvollziehen kann. Brek wechselt zwischen eigenen Erinnerungen, den Lebensausschnitten von anderen Seelen, die alle irgendwie mit ihrem Leben verbunden sind, und Breks derzeitiger Zustand im Jenseits. Dort kann sie sich alle Orte vorstellen, doch dort ist sie allein.
Die gesamte Geschichte ist gut aufgebaut und nach und nach werden dem Leser viele Zusammen-hänge klar. Was ist wichtig, Gerechtigkeit, oder Vergebung. Das soll hier dargestellt werden.
Ich habe das Buch sehr schnell durch gelesen, weil es absolut gut geschrieben fand, und mich auch das Thema aus gegebenen Anlass sehr angesprochen hat. Allerdings fand ich den letzten Teil, die letzten zwei Kapitel im Vergleich zum anderen Teil des Buches etwas schwach. Da wirkte es doch recht konstruiert um denn nun endlich zum Ende zu kommen.
Vom Thema her, der Behandlung des Ganzen (mal die eigene Auffassung außer Acht lassen), dem Aufbau der Geschichte hat mir das Buch gut gefallen. Nur die letzten zwei Kapitel haben den Lesespaß etwas geschmälert. Dazu ist es halt ein Thema, was nicht einfach so abzuhaken ist.
Alles hängt irgendwie zusammen und die Erklärung von Noahs Arche hat auch was für sich. Ob man sich nur auf Vergebung verlegen kann, oder es vielleicht doch eine gewisse Mischung macht. Ist alles irgendwie entschuldbar aufgrund der Umstände? Dieses Buch regt auf jeden Fall zum nachdenken, überdenken an.

Bewertung vom 29.11.2012
Morpurgo, Michael

Gefährten


sehr gut

Auf einem englischen Bauernhof wächst das Pferd Joey auf, unter der liebevollen Betreuung vom Bauerssohn Albert. Doch mit dem ersten Weltkrieg wird auch Joey an die Armee verkauft und kommt zum Einsatz nach Frankreich.
Aus der Sicht eines Pferdes wird das Kriegsgeschehen geschildert. Dies ist vielleicht erst etwas ungewöhnlich und gewöhnungsbedürftig. Doch gerade aus der imaginären Sicht eines Pferdes ist es möglich, die Schrecken und die Unsinnigkeit des Krieges darzustellen. Aber auch die positiven Seiten, wenn Menschen sich sorgen und kümmern, die Pferde nicht vergessen, und alles tun was sie können, um es erträglicher zu machen. So treten ein Waliser und ein Deutscher aus ihren Schützengräben im Niemandsland um den umherirrenden und verletzten Joey zu helfen.
So ist "Gefährten" ein gelungener Roman, um die Sinnlosigkeit des Krieges aufzuzeigen. Für Jugendliche und Erwachsene gleichermaßen geeignet, und gut und flüssig lesbar. Was Joey erlebt wird ruhig erzählt, und gerade dadurch wirkt es so nach. Immer wieder lesenswert.

2 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 10.11.2012
Volks, Sybil

Torstraße 1


gut

Ein großes Haus, einst ein Kaufhaus, im Osten von Berlin, gebaut 1929. Ein Kreditkaufhaus im Besitz der Familie Grünberg. Bei der Eröffnung hilft auch die jungen Vicky mit, die als Verkäuferin im Kauf-haus angestellt ist. An dem Tag bekommt sie dort ihr uneheliches Kind, in Anwesenheit eines Man-nes, der im selben Moment Vater eines Sohnes wird. Doch Vickys Tochter wird erst sehr viele Jahre später erfahren wer ihr Vater war, der mit seiner Familie noch rechtzeitig vor den Nationalsozialisten in die USA fliehen konnte. Anhand des Lebens von Vicky und ihrer Tochter Elsa und vielen anderen Personen, wird die Geschichte des Hauses Torstraße 1 über achtzig Jahre erzählt. Unter dem Naziregime und zu DDR-Zeiten kein Kaufhaus mehr, und erst Jahre später dann u.a. als Hotel wieder mit Leben erfüllt.
Eine tolle Idee, um ein Gebäude herum eine Geschichte zu ersinnen, wo die Menschen ihren Bezugspunkt haben, und wenn es nur aufgrund einer Geburt dort ist. Dazu wurde ein Gebäude gewählt was gerade in Berlin nicht so alt und geschichtsträchtig ist wie viele andere Häuser, aber von der Erzählung her sehr gut zum Leben von Elsa passt.
Der Anfang und die letzten Seiten haben mir sehr gut gefallen, auch das Coverbild passt. Aber beim Hauptteil des Romans fehlte mir ein wenig der "letzte Kick" um mich komplett zu fesseln. Da war vielleicht etwas zu viel gewollt, was zu ein wenig Langatmigkeit führt.
Über diese Zeit der deutschen Geschichte habe ich bisher eher wenig gelesen und es war interessant. Eine Zeit, ein Thema die auch zukünftig mehr lesen werde.
Romanidee und die Umsetzung haben mir gefallen, auch der Schreibstil, solide Unterhaltung mit etwas Geschichte zum lernen.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 28.10.2012
Walls, Jeannette

Ein ungezähmtes Leben


sehr gut

Lily Casey war eine beeindruckende Frau. Schon früh in ihrer Kindheit musste sie zusehen, wie sie plötzliche Überflutungen überstand, ohne Schulabschluss eine Arbeit findet und sich nach finanziel-len Rückschlägen wieder aufrappelt. Alle Hemmnisse können Lily Casey nicht unterkriegen und auch ihr Mann, Jim Smith, passt in seiner Art zu ihr. So führt die Geschichte von Lily Casey durch eine Zeit der Wirtschaftskrise und des zweiten Weltkrieges. Wechselnde Wohn- und Arbeitsorte, der Erkenntnis, dass ein Stadtleben weder für sie noch für ihren Mann etwas ist. Der Roman endet mit der Hochzeit von Lilys Tochter Rosemary.
Ich hätte da gerne noch weiter gelesen. Doch die Geschichte von Rosemary und deren Tochter Jeannette kann man im vorherigen Buch der Autorin, "Schloss aus Glas", nachlesen. Wobei mir "Ein ungezähmtes Leben" noch besser gefallen hat. Lily steht mit beiden Füßen fest im Leben, lässt sich nicht unterkriegen und arbeitet hart, zusammen mit ihrem Mann.
Die Autorin zeigt in diesem Roman, in dem sie das Leben ihrer Großmutter beschreibt, wieder ein Mal ihr erzählerisches Talent. Die einzelnen Kapitel sind leserfreundlich relativ kurz gehalten und schnörkellos geschrieben. Diese Wiedergabe des Lebens von Lily Casey, oder, dieser Roman, hat mir sehr gut gefallen und in dieser Form möchte ich gerne mehr von Jeannette Walls lesen. Denn sie hat nicht nur die Person gut dargestellt, sondern auch die Landschaft, Umgebung, in der sie gelebt hat.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 21.10.2012
Sten, Viveca

Tödlicher Mittsommer / Thomas Andreasson Bd.1


gut

Der Auftaktband um Kommissar Thomas Andreasson. Auf der Schäreninsel Sandhamn wird eine Leiche angespült. Ob Unfall, oder Mord scheint nicht erst ganz klar, doch dann stirbt eine weitere Person, und Thomas Andreasson nimmt die Ermittlungen mit seinem Team auf. Auf Sandhamn trifft er auch seine Jugendfreundin Nora wieder, die mit ihrer Familie dort Urlaub macht.
Thomas ist zu einer Art Einzelgänger geworden, seine Ehe scheiterte, als seine Tochter am plötzlichen Kindstod starb. Dann erfährt der Leser während der Ermittlungen einiges über Noras Familie und ihre Ehe.
Erst scheinen die Ermittlungen recht aussichtslos zu sein, doch mit hartnäckiger Arbeit kommt Thomas, auch dank Noras Hilfe, der Lösung des Rätsels immer näher. Zudem setzt sich seine Kollegin enorm für den Fall ein und scheint auch an ihm interessiert zu sein.
Die Geschichte ist gut erzählt, durch Alkoholschmuggel gibt es eine weitere interessante, vielleicht irreführende Variante, wer weiß. Dazu die Geschehnisse in Noras Familie. Mir persönlich kam es nur etwas langatmig erzählt vor, ich wünschte mir zwischendurch etwas mehr Tempo, Spannung. Ansonsten ein solider Krimi, der bei mir auch wegen der Gegend der Geschichte punktet.

Bewertung vom 10.10.2012
Kaleri, Anna

Der Himmel ist ein Fluss


gut

Die Autorin recherchierte auf den Spuren ihrer ihr unbekannten Großmutter in Masuren, um sich ein Bild von damals zu machen, eine Vorstellung von ihrer Großmutter und deren Leben zu bekommen, und der Zeit als der zweite Weltkrieg ausbrach.
In diesem Roman heißt die junge Frau Minna und wächst in einem kleinen masurischen Dorf auf. Ihr Vater ist Zimmermann und nebenher wird noch für den eigenen Bedarf Land bebaut und Vieh gehalten. Minna muss auch, wie alle, bei anfallender Arbeit auf dem Gut mithelfen. Eines Tages darf sie ihn allein begleiten und mit ihm baden gehen!
Während eines Streifzuges durch den Wald lernt Minna noch vor Ausbruch des Krieges den Vogelkundler Gwidon kennen, der polnischer Abstammung ist. Um ihm nahe zu sein, sucht sie sich eine Stellung in der nächsten Stadt. Doch der Nationalsozialismus nimmt seinen Lauf, und da Minna sich nicht für Politik interessiert, bei ihr auch wenig Informationen ankommen, nimmt sie die sich anbahnende Gefahr gar nicht wahr und versteht vieles nicht.

Dieser Roman ist für mich in einer seltsamen Distanz geschrieben, die es etwas schwierig macht, dass ich komplett von Minnas Geschichte gefesselt wurde. Vielleicht wäre es dann auch zu heftig gewesen, wenn ich gefühlsmäßig zu sehr involviert gewesen wäre. Denn sich diese Zeiten, das, was Minna geschehen ist, vorzustellen, würde einen eventuell zu heftig bewegen. Aus welchen Gründen Minna, wie auch vielen anderen Menschen, Unglück passiert, ist für uns heute eher unvollstellbar. Und auch unter welchen Umständen gelebt wurde.
In dieser Form schon ein ergreifender Roman, der den Leser wieder zum Nachdenken bewegt, über eine Zeit, die nie so wiederkehren darf.
Das Buch ließ sich gut und flüssig lesen. Einige Dinge, wie die Herkunft vom Trutchen, werden erst im Laufe der Geschichte, fast nebenbei, erzählt. Was bleibt ist eigentlich die Unfassbarkeit von Minnas Schicksal, und dass sie sich fügt und versucht irgendwie weiter zu machen.
Das Bild des Schutzumschlages ist sehr passend, wenn man die Geschichte kennt.