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Uli
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86637 Wertingen

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Insgesamt 541 Bewertungen
Bewertung vom 05.11.2022
Leonard, Susanna

Dian Fossey - Die Forscherin / Mutige Frauen, die Geschichte schrieben Bd.1


ausgezeichnet

Eine beeindruckende Romanbiografie über das Leben der Berggorillaforscherin Dina Fossey. Schon früh war ihr Interesse an Tieren geweckt. Schon als Kind wurde sie schwer enttäuscht, als ihr Vater die Familie verließ, da die Mutter einen anderen Mann hatte. Dieser behandelte Dina sehr streng und so bald sie konnte, verließ sie die Familie und war in einem Kinderhospital als Physiotherapeutin tätig, die sich ihr Traum von einer Tierärztin nicht verwirklichen ließ. Schon bald erweckte Afrika ihr Interesse und mit Hilfe eines Kredits bereite sie dieses Land und kam mit Forschern in Berührung, die das Leben der Berggorillas erforschten. Sie schloß sich zuerst diesen an und eröffnete dann ein eigene Forschungsstation. Unter den widrigsten Bedingungen lebte sie dort, kam den Affen näher und richtete ihr ganzes Leben nach diesen Tieren ein. Sie hatte damit Erfolg, schrieb Bücher und unterrichtete dann teilweise an der Universität. Das Leben in den Bergen Afrikas verlange ihr sehr viel ab, während des Krieges wurde sie verschleppt, sie vernachlässigte teilweise ihr Äußeres, trank zu viel und rauchte ununterbrochen, was sich dann natürlich an ihrer Gesundheit rächte. Als sich dann noch ihre große Liebe von ihr trennte, widmete sie ihr restliches Leben nur noch ihren Tieren, Leider mußte sie viel zu früh ihre Tierliebe mit dem Tod bezahlen, da sie rigoros gegen die Wilderer vorging. Ich war von dem Buch mehr als begeistert. Die Autorin bringt uns das Afrika der 60iger bis 80iger Jahre näher. Der Krieg, der für alle Ausländer katastrophal war. Dian lebte in den Bergen unter primitivsten Verhältnissen aber sie erreichte, dass die Tiere sie als ihresgleichen ansahen und mir ihr kommunizierten. Fossey hat viel für die Erhaltung der Berggorillas getan. Lebten zu ihrer Zeit etwa nur 200 dieser schwarzen RIiesen, so sind es heute bereits wieder 1000. Mich hat dieses Buch sehr zum Nachdenken angeregt, wußte ich doch bisher nicht allzuviel über diese Tiere. Die Autorin beschreibt das ganze Geschehen derart authentisch, dass man sich den Nebelwald mit den Tieren richtig vorstellen kann. Man merkt auch, dass sie mehr als umfangreich recherchiert hat. Das Buch läßt sich leicht und gut lesen und man kann damit gar nicht mehr aufhören. Am Ende des Buches befindet sich eine Zeittafel und ein Glossar über afrikanische Ausdrücke. Ein Buch, das uns den schwarzen Kontinent und seine Tierwelt näher bringt.

Bewertung vom 29.10.2022
Rey, Christina

Aufbruch / Ein kleines Stück von Afrika Bd.1


ausgezeichnet

Ein Buch, das uns in die bunte und wunderbare Welt Afrikas führt. Ivy hat gerade ihre Schulzeit im Internat beendet und soll nun in die Gesellschaft eingeführt werden. Aber als ihr Vater ihr vorschlägt, ihn auf die Jagd nach Afrika zu begleiten, ist sie sofort Feuer und Flamme trotz des vehementen Protestes ihrer Mutter. Auf der Jagdsafari lernt die 17jährige Ivy den Großwildjäger Adrian kennen und sie verlieben sich ineinander. Sie heiraten und Adrian verspricht ihr, mit dem Jagen aufzuhören. Sie ziehen in seine Farm und Ivy muß leider erkennen, dass er von hier aus weiter seine Jagdveranstaltungen macht. Doch dann bricht der erste Weltkrieg aus und Adrian meldet sich als Freiwilliger. Er wird vermißt und Ivy ist nun allein für die Farm und die Angestellten verantwortlich. Dabei ist ihr Sanele sehr behilflich, ein Afrikaner, den sie schon als Kind bei ihrem Onkel kennengelernt hat. Sie will die Farm retten und bietet nun Fotosafaris an. Doch dann verliebt sie sich unstandesgemäß und hat mit sehr vielen Vorurteilen zu kämpfen. Die Autorin schreibt derart naturnah, sie schildert uns Afrika in den schillernsten Farben, sie erklärt uns die Tierwelt und läßt uns in Gedanken den Tieren beim Tränken zusehen. Sie beschreibt auch die stolzen Massai und die Kikuyus und ihre Strammesbräuche und Riten. Hier wird das Thema der Großwildjagd und der Klassenunterschiede zwischen Schwarz und Weiß angesprochen. Die Schwarzen hatten bei den Weißen zu dienen. Ivy ist zu der damaligen Zeit schon sehr emanzipiert. Trotz ihrer Jugend nimmt sie die Verantwortung der Farm auf sich und sie kümmert sie auch um verletzte und kranke Tiere und nimmt sie auf und pflegt sie gesund. Ein Buch, das uns Afrika wirklich näher bringt und man möchte am liebsten auf der Farm sein und zusammen mit Ivy die Abenteuer erleben. Die Autorin hat eine sehr gute Sprache, das Buch liest sich leicht und schnell und es ist auch sehr viel Spannung enthalten. Dies war der erste Teil der Afrikasaga und ich kann die Fortsetzung kaum erwarten. Das Cover zeigt die Steppe Afrikas. Im Hintergrunde weiden Zebras und Giraffen und im Vordergrund sehen wir eine junge Frau, die im Stil der früheren Zeit gekleidet ist.

Bewertung vom 28.10.2022
Sayram, Iris

Für euch


ausgezeichnet

Die Autorin beschreibt hier schonungslos aber auch liebevoll ihr Leben in den 70iger bis 90iger Jahren. Ihre Mutter hatte schon zwei Ehen und Kinder daraus hinter sich, als sie Iris Vater, einen türkischen Gastarbeiter kennenlernte. Sie war gerade obdachlos und war froh, Unterschlupf zu finden. Mit den Kindern aus den vorigen Ehe hatte sie keinen Kontakt mehr. Aus der Beziehung ihrer Mutter mit dem Türken entstand schließlich Iris. Der Vater arbeitete zunächst bei Ford, gab sich aber dann den Glücksspielen hin. Die Mutter mußte die Familie ernähren, was nicht immer legal war. So handelten Iris Eltern mit Drogen, die Mutter arbeitete als Klofrau und auch als Prostituierte. Sie wohnten in einem heruntergekommenen Viertel von Köln, die Wohnungen waren immer sehr primitiv. Doch ihrer Tochter boten sie alles, Spielzeug im Überfluß und das beste vom besten zum Essen. Die Mutter verbrachte auch Zeiten im Gefängnis und Iris und ihr Vater brachten sich mehr schlecht als recht durch. Doch Iris war strebsam, besuchte das Gymnasium und studierte und ist heute Rechtsanwältin und Journalistin. Das Buch ist wirklich sehr gut geschrieben und es spiegelt die damalige Lebenssituation der Familie vor. Die Mutter ließ sich trotz vieler Rückschläge nie unterkriegen, war immer guter Laune und hoffte immer das Beste. Für ihre Familie gab und tat sie alles. Wir werden in das Köln der damaligen Zeit geführt mit den einschlägigen Diskotheken und Lokalen. Iris wußte sich immer zu behaupten und hatte ein Ziel vor Augen. Die Kapitel sind kurz und das Buch liest sich spannender als jeder Krimi. Eine Familie am Rande der Gesellschaft aber voller Liebe zu ihrer Tochter. Das Cover ist schwarz-weiß gehalten, die Frau im Vordergrund ist aber bunt, es scheint die Mutter der Protagonistin zu sein.

Bewertung vom 28.10.2022
Shepherd, Catherine

Düsteres Wasser: Thriller


ausgezeichnet

Und wieder einmal ein atemberaubender spannender Thriller von Cahtherine Shepherd. Dies ist inzwischen der siebte Band mit und um die Rechtsmedizinerin Juiia Schwarz. Eine junge Frau ist von einer Brücke gesprungen. Sie hat einen Abschiedsbrief bei sich. Man geht zunächst von einem Selbstmord aus. Doch nachdem Julia die Leiche untersucht hat, stellt sie fest, dass die Leiche Glassplitter in den Füßen hat und ziemliche Verletzungen hat. Außerdem trägt sie einen Keuschheitsgürtel. Die Untersuchungen sind noch nicht abgeschlossen, da wird eine weitere tote junge Frau aus dem Wasser gefischt, ebenfalls mit Abschiedsbrief, Schnittverletzungen an den Füßen und einem Keuschheitsgürtel. In einem anderen Handlungsstrang werden wir Zeuge, wie viele Jahre zuvor im Kindergarten und später dann in der Schule und dann als Teenager ein Junge ein blondes Mädchen anbetet und verehrt. Dies soll bestimmt eine Beziehung zu den Frauenmorden darstellen. Wie gewohnt, schreibt die Autorin derart interessant, der Spannungsbogen erhöhe sich von Kapitel zu Kapitel, es werden Männer verhaftet, die die Mörder sein könnten, dann kommen immer wieder weitere Verdächtige ins Spiel, z.B. was sucht der Mann im Obduktionszimmer, wo sich die Leiche der jungen Toten befindet? Hier muß ein Serientäter am Werk sein. Doch wenn man meint, den vermutlichen Täter gefunden zu haben, erscheint schon wieder der nächste Verdächtige. Bis zum letzten Kapitel läßt uns die Autorin im Unklaren und wenn dann der Mörder entlarvt wird, ist man mehr als erstaunt In diesem Buch wird auch wieder auf das Privatleven von Julia Bezug genommen, die selbst mit einer schweren Lebenskrise zu kämpfen hat. Die Shepherd ist eine Meisterin im Thrillerschreiben, ihr gehen die Ideen nie aus und ein jedes Buch ist wirklich anders, es finden sich wirklich keine Wiederholungen: Auch das Cover ist wirklich wieder sehr gelungen. Es zeigt eine junge Frau, die langsam im Wasser untergeht.

Bewertung vom 23.10.2022
Tretter, Rike

Papamädchen


sehr gut

Ein sehr schwer zu lesendes, emotionales Buch. Schon das Cover hatte für mich eine aufwühlende Wirkung, es wirkt irgendwie beängstigend. Die Autorin wuchs in einem eher lieblosen Elternhaus auf, bis ihr Vater sie im Alter zwischen vier und zwölf Jahren mißbraucht hat. Es war keine Vergewaltigung an sich, die Protagonistin beschreibt es als "Papas spielende Hände". Rike machte das Abitur, studierte Jura, arbeitete als Anwältin, kam aber im großen und ganzen mit ihrem Leben nicht klar. Ihre Sicht auf Männer war krankhaft. Als sie sich in eine psychosomatische Klinik begab, wurde ihr von der Anwaltssozietät gekündigt. Sie begann mehrere Berufe, brach alle ab und lebte letztendlich von Sozialhilfe. Sie begab sich in jahrzehntelange Behandlungen, konnte sich aber von dem Inzest nicht lösen. Als sie dann von einem Mitpatienten in der Klinik eine Tochter bekam, hielt auch diese Beziehung nicht. Mit 60 Jahren heiratete sie dann einen Mann, der mit ihrer Krankheit klar kam und sie löste sich langsam von ihrer Psychose. Man spürt, dass das Buch aus einer inneren Verzweiflung und Zerrissenheit geschrieben wurde. Wenn man dann bedenkt, was der Vater mit seinen "spielenden Händen" angerichtet hat. Auch die Mutter half ihrer Tochter nicht, sondern schaute lieber darüber hinweg. Rike brauchte fast 50 Jahre, um sich einigermäßen von dem seelischen Trauma zu erholen. Ihre gesamte berufliche Laufbahn scheiterte, sie, als Akademikerin mußte mit ihrer Tochter von der Fürsorge leben. Ausdrucksstark sind die Bilder in dem Buch, die Rike während ihres Klinikaufenthalts gemalt hat. Man spürt beim Betrachten die Verzweiflung, den Schrei der Seele. Alles in allem war mir das Buch ein wenig zu lang, bisweilen gab es Wiederholungen und mir fällt auf, wie penetrant sich Rike an einen Mann gehängt hat, wenn er ihren Vorstellungen entsprach. Eine Lektüre, die noch lange in mir nachhallt und mir einiges zum Nachdenken gibt.

Bewertung vom 20.10.2022
Crönert, Claudius

Das ewige Licht von Notre-Dame / Die Baumeister Bd.2


ausgezeichnet

Vorab muß ich sagen, dass ich von diesem Buch mehr als begeistert bin. Ich habe auch schon den ersten Band der Baumeister Reihe gelesen und wir dürfen Pierre in der Zeit von 1237 bis 1249 begleiten. Es war eine düstere Zeit. Die Menschen lebten einfach, gegen Krankheit gab es so gut wie gar nichts und die Leute lebten in dunklen Behausungen und litten oftmals Hunger. Als Pierres Mutter stirbt und der Vater sich wieder verheiratet, bringt er seinen Sohn von Chartres nach Paris zu einem Bekannten, damit er dort das Bauhandwerk lernt. Jean de Chelles ist Baumeister in der Notre-Dame und beherrscht einen leichten, luftigen Baustil. Pierre lernt die verschiedenen Gewerke und ist sehr fleißig und wißbegierig. Gleich in den ersten Tagen lernt er Clement, einen Steinmetz kennen, der sich seiner annimmt. Aber schon bald ist Pierre die rechte Hand von Meister Jean, obwohl dieser sehr wortkarg und verschlossen ist, lernt Pierre viel. Nicht zuletzt verliebt sich Pierre in die hübsche Tochter Agnes seines Meisters, die als Bildhauerin arbeitet. Meister Jean schwebt eine Rose aus Glas vor, die er in die Kathedrale einbauen will. Doch kurz vor Vollendung dieses Kunstwerks tritt ein schweres Unglück ein und Pierre ist mit aller Macht gefordert. Der Autor beschreibt diese Zeit so akribisch, der Leser kann sich das Leben der Menschen in Paris gut vorstellen, man glaubt fast den Unrat riechen zu können, der sich auf den Straßen befindet. Man merkt, dass Crönert sehr umfangreiche Recherche eingeholt hat. Zudem haben ja die Baumeister Jean de Chelles und Pierre de Montrieul wirklich existiert und am dem Bau von Notre Dame mitgewirkt, Und auch Agnes ist eine reelle Person, Gekonnt wird in diesem Buch Wahrheit mit Fiktion vermischt und man liest die 400 Seiten sehr rasch. In diesem Buch ist nichts langweilig, es gibt wirklich keine tote Stellen oder umfangreiche Ausschweifungen, wie es oftmals in den dicken Schmökern mit 700 Seiten zu finden ist. Wenn man die Notre Dame auch schon gesehen hat, kann man sich beim Lesen die einzelnen Bauvorgänge besser vorstellen, aber sie werden in dem Buch gut erklärt und beschrieben. Nach der Lektüre hat man wirklich wieder etwas dazugelernt. Das Cover zeigt einen Teil der Rosette und das alte Paris. Am Ende des Buches ist ein Namensverzeichnis und ein Glossar angebracht, so dass man sich immer wieder informieren und nachschlagen kann. Ein historischer Roman der Spitzenklasse.

Bewertung vom 17.10.2022
Roth, Charlotte

Der Traum beginnt / Die Wintergarten-Saga Bd.1


sehr gut

Ein Buch, das uns in das Berlin der Golden Twenties des letzten Jahrhunderts führt. Nina von Veltheim ist ein eher unscheinbares Mädchen, das wohlbehütet auf einem Gut in der Uckermark aufwächst. Schon immer interessiert sie das Theater, von klein auf hat sie Theateraufführungen für ihre Familie gemacht. Da es ihr Traum ist, in der glitzernden Metropole Berlin ein Stück aufzuführen, gibt ihr ihre Familie die Möglichkeit, diesen Traum zu erfüllen. Aber so leicht, wie sich Nina das alles vorgestellt hat, ist das nicht. Sie spricht in mehreren Theatern vor, überall wird sie abgewiesen. Als sie letztendlich ein Vorstellungsgespräch bekommt, endet es damit, dass der Direktor ihr ein Angebot für ein Stelldichein für eine Nacht in einem vornehmen Hotel mit ihm macht. Nina gibt nicht auf, sie möchte in einem Varieté, wie dem Wintergarten, eine Aufführung haben. Sie schart eine Menge Künstler um sich, probt mit ihnen, hat wirklich grandiose Einfälle, aber niemand ist an ihnen interessiert. Aber sie hat einige gute Freunde wie die Schlangenfrau Jenny, die Malerin Sonia und den Kneipenwirt Albert. Alle leiden Hunger, das Geld ist knapp, sie frieren, aber Nina steht über allem, ihr Ziel immer vor Augen. Die Autorin hat diese Zeit sehr genau geschildert, sie hat geschickt Ninas Geschichte mit der Wirklichkeit verwoben. Die Politiker sind reell, die Inflation ist in vollem Gange und die Menschen haben das Geld auf Leiterwägen gestapelt, um damit ihr Brot kaufen zu können. Und man spürt schon den Hauch der Nationalsozialisten, der Judenhass nimmt schon seinen Anfang. Der Wintergarten und seine Artisten sind unglaublich gut beschrieben, die sternenklare Nächte, aber auch die Bettler und die armselige Bevölkerung. Die ersten 80 Seiten zieht sich das Buch etwas zäh dahin, aber dann wird es um so interessanter und man fragt sich, was sich Nina noch alles einfallen läßt, um auf sich aufmerksam zu machen. Charlotte Roth hat uns in eine Stadt entführt, die nachts blinkt und glitzert und bei Tag armselig und schmutzig ist und doch gibt es noch reiche Leute und der Champagner fließt in Strömen, während ein paar Häuser weiter die Kinder hungrig ins Bett gehen. Das Cover ist sehr elegant gestaltet, schwarz-golden und über allem schaut eine wunderbare Frau in die Ferne, die man mit Marlene Dietrich vergleichen möchte.

Bewertung vom 16.10.2022
Sonnberger, Gabriele

Zeiten neuer Hoffnung / Böhmen-Saga Bd.3


ausgezeichnet

Dies ist der letzte Teil der Trilogie der Böhmerwaldsaga, die in Hohenfurth begann und sich in Wien nun schließt. Dieses Buch schwächelt an manchen Stellen ein wenig. aber dies tut der ganzen Geschichte keinen Abbruch. Wir sind inzwischen im Jahr 1960 und Erika bekommt ein weiteres Kind, endlich ein kleines Mädchen. Doch sie will weiterhin nicht nur Mutter und Hausfrau sein sondern verfolgt ihr zeichnerisches Talent weiter. Die Ehe von Erika und Erich steht weiterhin unter keinem guten Stern und die beiden entfremden sich immer mehr. Und dann taucht bei ihnen in Wien plötzlich Kamilla auf. Sie ist die Tochter von Tante Mimi, die ihr Kind gleich nach der Geburt weggegeben hat. Kamilla wird im Hause Lehnert aufgenommen, doch Erika nützt sie praktisch aus Haushaltshilfe aus. Dann bleibt bei einer Konzertreise Jakub in Wien und kehrt nicht mehr nach Prag zurück. Seine Mutter ist zwischenzeitlich ebenfalls verstorben und Erika verläßt Erich und die Familie und findet bei Jakub ihr Glück. Ein Sprung in die 80iger Jahre. Die Tochter Billie ist nun Mutter von Zwillingen und hat einen schweren Schicksalsschlag hinter sich. Hanns nimmt als Prokurist seiner Firma die Ungereimtheiten auf sich und kommt in Haft. Sein Sohn studiert und wird ebenfalls Vater. Als die junge Generation nach Hohenfurth kommt, sind alle enttäuscht. Nichts ist mehr so wie es war. Das Buch endet im Jahr 2000, Erikas Söhne haben Karriere gemacht. Die Autorin läßt uns in die ganze Familiengeschichte blicken. Die junge Generation hat ein ganz anderes Leben, sie können sich die Vertreibung und die daraus resultierende Not nicht vorstellen. Die Welt ist eine andere geworden. Das dritte Buch zeigt sich von einer anderen Seite als die beiden Vorgänger, aber das ist nicht verwunderlich, da es ja in den Jahren bis 2000 spielt. Die Autorin hat wieder die einzelnen Charaktere sehr gut herausgearbeitet, jeder der Menschen hat hier sein Päckchen zu tragen. Und wie ich selbst von meinen eigenen Verwandten gehört habe, besteht die alte Heimat nicht mehr, Häuser wurden abgerissen, neue Gebäude und Plätze sind entstanden, von den Deutschen, die dort einmal lebten, ist nichts mehr zu spüren, auch die Gräber sind teilweise verschwunden und eingeebnet. Wir durften angefangen mit Tante Mimi und Erika in eine ferne Zeit zurückreisen und alles war so prägnant dargestellt, dass man meinte, selbst Akteur darin zu sein. Der dritte Band war ein würdevoller Abschluß und es sind keine Fragen mehr offen geblieben. Eine Familiengeschichte, wie sie tausendfach erlebt wurde..

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Bewertung vom 15.10.2022
Wood, Dany R.

Nur Rita raste rasanter


ausgezeichnet

Ich liebe diese Bücher um den Dorfpolizisten Jupp Backes und seiner Familie. Inzwischen ist dies der sechste Band, aber bis heute ist noch keine Langeweile aufgekommen, im Gegenteil, man verbrüdert sich immer mehr mit diesen Leuten und sie sind einem schon lieb gewordene Bekannte mit all ihren Spleens und Angewohnheiten. Inge will sich nun emanzipieren und sie macht den Führerschein. Schon allein dies ist einen Lacher wert, wie sie sich dabei anstellt und sie nervt Jupp mit ihren Fragen. Abe dies reicht noch nicht, Jupp bekommt noch einen Austauschkommissar aus dem tiefsten Norden und der ist voller Elan und bringt den ruhigen Büroalltag von Jupp völlig durcheinander. Und die Oma Käthe macht mir ihrem Nachbarn eine Bed and Breakfast Pension auf und möchte zur Eröffnung eine Hippieparty starten. Doch dann wird Inges Fahrlehrer tödlich überfahren und das mehrmals. Es ist Mord. Jupp will wie gewöhnlich alleine ermitteln, aber der schwedische Kommissar macht ihm einen Strich durch die Rechnung. Für Jupp kommen so einige Verdächtige Fahrschüler als Mörder in Betracht, da einige wiederholt durch die Fahrprüfung gefallen sind. Aber auch die Ehefrau des Fahrlehrers wird befragt und dann ereignet sich bald darauf der nächste Mordversuch. Danny Wood versteht es ungeheuerlich gut, Slapstick mit der Spannung und der Raffinesse eines Krimis zu verbinden. Irgendwie werden wir auf einen Mörder hingeführt und wenn wir meinen, ihn nun dingfest gemacht zu haben, entpuppt sich das ganze als Irrung. Bis zum Schluß werden wir wirklich hingehalten und dann sind wir über die Auflösung mehr als verwundert. Natürlich kommen in diesem Buch auch wieder die Hasenkastendoris, Presleygünther und die Frau Müller vor, die ebenfalls immer einen Grund zum Schmunzeln geben. Der Autor schreibt derart leicht und humorvoll, die Seiten fliegen beim Lesen nur so dahin. Alles in allem war dies wieder ein gelungenes Buch und ich warte schon voller Spannung auf einen weiteren Fall, über den Jupp brüten kann. Das Cover ist wieder mit dieser altmodischen Tapete versehen und im Vordergrund steht ein quietschegelber VW-Bulli.

Bewertung vom 14.10.2022
Di Fulvio, Luca

Das verborgene Paradies


ausgezeichnet

Ein gewaltiges 600 seitiges Epos hat hier Di Fulvia wieder erschaffen. Diesmal enführt er uns in das Bergdorf Borgo San Michele in den italienischen Alpen. Der Prolog beginnt im Jahr 1610 und führt uns schrittweise in das Jahr 1633. Der kleine Daniele steht am Sterbebett seiner Mutter. Er sei ein ganz besonderer Knabe, erfährt er von der Hebamme, da er mit einer Glückshaube geboren wurde. Zur gleichen Zeit bringt eine Hure im Kloster ein kleines Mädchen, Susanna, zur Welt, bevor sie aus diesem Leben gehen muß. Beide Kinder wachsen gemeinsam im Kloster auf und haben eine enge Bindung zueinander. Sie sind sehr intelligent und wissensdurstig und werden im Kloster unterrichtet und lernen dort auch lesen und schreiben. Doch als in ihnen dann langsam die Liebe zueinander erwacht, werden sie getrennt und in verschiedene Kloster untergebracht. Gleichzeitig mit Daniele wächst auch Paolo im Kloster auf, der dann zum Handlanger und treuesten Gefolgsmann des Inquisitors wird. Zur gleichen Zeit tritt in Inquisition mit aller Kraft auf, unschuldige Menschen werden als Hexen und Häretiker verfolgt und verbrannt. Es ist die Zeit, in der Gallileo das Weltbild der katholischen Kirche ins Wanken bringt und behauptet, die Sonne sei der Mittelpunkt des Weltalls. Und dann wird Susanna wegen Mordes verhaftet und als Hexe verurteilt. Daniele versucht alles, um Susanne davor zu retten, doch Zeugen, die Susanna entlasten könnten, hüllen sich ins Schweigen und ein Prozeß beginnt, bei dem Susanna von vorneherein auf verlorenem Posten steht. Di Fulvia läßt uns in die Welt des 17.Jahrhunderts mit all seinen Grausamkeiten schauen. Man merkt, dass er über diese Zeit sehr umfangreich recherchiert hat, seine Sprache ist wortgewaltig und voller Emotionen. Die einzelnen Kapitel haben eine kurze Überschrift mit Jahreszahl versehen, so dass man gleich weiß, um was es hier geht. Gekonnte werden die früheren Ereignisse an das Jahr 1633 herangeführt, so erfährt der Leser nach und nach die einzelnen Begebenheiten, die letztendlich zu dem Eklat und dem Scheiterhaufen geführt haben. Durch kleine Details, die immer wieder in den Kapiteln auftauchen, erfahren wir so einiges über das allgemeine Leben in dieser Epoche. Sei es, wie man schreibt, was man liest oder welche Kleidung man damals trug. Viele Nebenpersonen werden beschrieben und ausgeschmückt, so wie Danieles Vater, Theo, der Bäckerssohn, die Hebamme und die ganze Lektüre wird dadurch sehr bereichert. Das Cover ist sepiafarben gehalten und zeigt eine wunderschöne junge Frau und auf dem Berg sieht man den Ort Borgo San Michele. Das Buch läßt den Leser sehr nachdenklich zurück und man kann sich kaum vorstellen, wie grausam das Leben damals war und das einfache Volk überhaupt nicht zu Wort kam. Wieder ein wirklich grandioses Werk des Autors.

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