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Xirxe
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Insgesamt 876 Bewertungen
Bewertung vom 28.03.2014
Hesse, Hermann

Siddhartha


ausgezeichnet

Den unzähligen Rezensionen und Kommentaren zu diesem Buch (die es ja nicht nur hier gibt) noch eine weitere hinzuzufügen - sind das nicht Eulen nach Athen getragen? Vermutlich, aber da der eigentliche Sinn und Zweck meiner Anmerkungen mehr meinem Nutzen als dem Anderer dienen soll (damit ich auch noch in Jahren weiss, was so ungefähr in all den von mir gelesenen Büchern steht), soll mir das egal sein ;-)
Was ist der Sinn des Lebens? Die endgültige absolute Wahrheit? Das worauf es ankommt? Wie so viele andere Menschen plagt sich auch der junge Brahmanensohn Siddhartha mit dieser Frage und obwohl es ihm an nichts fehlt, ist sein Hunger nach diesem Wissen unstillbar. So schließt er sich eines Tages einer Gruppe wandernder Bettelmönche an, begleitet von seinem Freund Govinda. Sie lernen viel, doch noch immer ist Siddharthas Geist nicht glücklich mit dem Erreichten. Als sie von Gotama, dem Erhabenen Buddha hören, machen sie sich gemeinsam auf den Weg in der Hoffnung, von ihm das Geheimnis der Erleuchtung zu erfahren. Während Govinda von dessen Lehre mehr lernen möchte und sich ihm als Jünger anschließt, bleibt Siddhartha skeptisch. Er zweifelt nicht an Buddhas Erleuchtung, hält dessen Lehren aber nicht für völlig schlüssig. So trennen sich die Wege der Freunde und Siddhartha zieht allein weiter...
Die Sprache des Buches klingt altertümlich und zeitweilig gekünstelt, doch sie passt zu dieser Zeit und Region, sodass man sie bereits nach ein paar Seiten kaum noch als etwas Ungewöhnliches wahrnimmt. Dreh- und Angelpunkt dieser eher kurzen Geschichte ist die Suche nach dem was das Leben ausmacht, nach einem Leben in Wahrhaftigkeit - zumindest hat es sich für mich so dargestellt. Hesse gelingt es, im Weg des Siddhartha die unterschiedlichsten Aspekte dieser Suche darzustellen, von einer völlig vergeistigten Lebensweise hin zu einer radikal materialistischen Haltung. Das Alles in einer gut verständlichen Sprache, sodass Sinnsuchende (und andere Interessierte ;-)) jeglicher Couleur hier eine Menge an Inspiration und Anregung erhalten dürften.
Ich empfand diese Buch als eine Bereicherung, wobei sich mir nichts gänzlich Neues offenbarte. Dies mag aber an meinem fortgeschrittenen Alter liegen ;-)

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Bewertung vom 27.03.2014
Ott, Karl-Heinz

Wintzenried


weniger gut

Tut es gut, wenn man einen der ganz Großen der Geschichte zum Hanswurst herunterschreibt? Ist es ein Genuss darüber zu lesen? Nach der Lektüre dieses Buches und der Rezensionen aus professioneller und nichtprofessioneller Feder zu urteilen, behaupte ich mal schlicht ja. Alle LeserInnen hatten sich glänzend amüsiert mit dem Roman über diesen ach so großen Denker, der in Wahrheit jedoch offenbar ein ganz armseliges Würstchen war: hypochondrisch, egozentrisch bis zum gehtnichtmehr, überheblich, arrogant, wankelmütig, ein Misanthrop dem man sich nie zu begegnen wünscht. Und der Autor scheint frohgestimmt kein gutes Haar an Rousseau zu lassen. Könnte man nicht aus anderen Quellen etwas über ihn erfahren (oder vielleicht sogar schon etwas von ihm gelesen hat), würde man NIE ahnen, welch großen Einfluss dieser Mensch auf die westliche Welt ausübte.
Ich gestehe, meine Kenntnis über Rousseau war eher, nun ja, marginal. So fragte ich mich, woher der Autor seine Informationen hatte oder ob es sich um ein reines Phantasieprodukt handelte. Keine der vielen Biographien, die im Netz kursieren, gibt auch nur annähernd Ähnliches wieder. Ja, die äußeren Fakten (Aufenthalte in bestimmten Städten, Tätigkeiten usw.) stimmten, aber sonst fand sich nichts. Bis ich auf ein Werk von Rousseau selbst stieß: Bekenntnisse. Seine Autobiographie, die erst posthum veröffentlicht wurde und in der er schonungslos über sich selbst schrieb, voller Selbstkritik und Offenheit. Hier finden sich Details wieder die in Otts Buch auftauchen, womit klar sein dürfte woher der Autor seine Informationen hatte. Selbst Otts Stil entspricht im Großen und Ganzen der Schreibweise Rousseaus, sodass ich letztendlich zu dem Schluss komme: Wintzenried scheint nichts Anderes als eine Zusammenfassung der skandalöstesten Ereignisse aus den 'Bekenntnissen' zu sein, angereichert durch die unermüdliche Anwendung der Hyperbel als Stilmittel.
Begeistert hat mich das Buch durch diese beharrlichen Schmähungen nicht besonders. Statt dessen werde ich mich nun dem Original zuwenden: Die 'Bekenntnisse' sind sicherlich nicht weniger offenherzig und skandalös ;-), dafür aber garantiert nicht so einseitig. Und von den Gedanken, die Rousseau so berühmt machten, kann man auch etwas lesen.

Bewertung vom 24.03.2014
Thúy, Kim

Der Geschmack der Sehnsucht


ausgezeichnet

Nicht einmal 140 Seiten umfasst dieses kleine Büchlein, aber es enthält die Geschichten von so vielen Menschen und sogar die eines Landes: Vietnam. Mãn wird von ihrer Mutter ausgesetzt, da diese sich als junge unverheiratete Frau nicht um ihr Kind kümmern kann, schon gar nicht mitten im Durcheinander des Bürgerkrieges. Eine Nonne nimmt sich der Kleinen an, doch um ihr ein besseres Leben zu sichern übergibt sie sie einer Lehrerin, die Mãn liebevoll aufzieht. Wieder an die Zukunft denkend, wird das junge Mädchen an einen wesentlich älteren Mann verkuppelt, der sich in Kanada eine Existenz mit einer Suppenküche aufgebaut hat. Dank ihren Kochkenntnissen entwickelt sich der Imbiss zu einem immer größeren Unternehmen, das Mãn weit ins Ausland führt, wo sie der Liebe begegnet...
Vietnam scheint für uns Westler kein allzu unbekanntes Land mehr zu sein: Dank unzähliger Restaurants und Imbisse, vieler hier lebender ehemaliger 'Boatpeople' und der Tatsache, dass eine Reise dorthin nichts sooo Besonderes mehr darstellt, wirkt es wie andere asiatische Länder merkwürdig vertraut. Doch nach der Lektüre dieses Buches kommt mir Vietnam wie eine unbekannte Region vor. Mãn ist die zentrale Figur und erzählt nicht nur ihr Leben und das ihrer dritten Mutter, sondern neben vielen anderen Geschichten auch all das, was sie prägte: Märchen, Mythen, Traditionen, Gewohnheiten. Und wie sie von ihrer Mutter übernahm, dass nur diejenigen überleben, die ihre Identität aufgeben. Dies mag sich grausam anhören, doch so bleibt das Leben im Gleichklang der Zeit: Höhen und Tiefen mögen fehlen, doch das Leben geht voran. Trivial, ich weiss, doch im Zusammenhang mit diesem Buch hat es seine eigene Wirkung.
Hervorzuheben ist die wunderschöne Sprache wie auch die Gestaltung des Buches. Beides fein und zart, im Buch selbst betont durch vietnamesische Vokabeln, die farblich abgesetzt immer am Außenrand stehen. Oder in Sätzen wie '..Durianbäume bedeutet wörtlich übersetzt: persönliche Traurigkeiten. Vielleicht vergisst man das, weil die Traurigkeiten wie das Fleich der Durianfrüchte in fest verschlossenen Kammern unter einem stachligen Panzer stecken.' oder 'Sie schien an der Schwelle angelangt zu sein, von der an sie sich von der Zeit nur noch sanft wiegen und nicht mehr durchschütteln ließ, so als vertrauten sie sich einander an und spotteten zärtlich über die Turbulenzen der Jugend.'.

Bewertung vom 21.03.2014
Erdrich, Louise

Das Haus des Windes


sehr gut

Es ist der Sommer, in dem Joe, soeben 13 Jahre alt geworden, erwachsen wird. Seine Mutter wird Opfer eines brutalen Überfalls, doch aufgrund gesetzgeberischer Unstimmigkeiten fühlt sich keine Ermittlungsbehörde wirklich zuständig. Joe und seine drei Freunde machen sich gemeinsam auf die Suche...
Das Verbrechen an Joes Mutter ereignet sich im Jahre 1988 in einem Reservat in den USA. Obwohl es sich bei dem Vorfall um die zentrale Geschichte des Buches handelt, ist es doch nur ein Part unter vielen. Joe und seine Freunde lernen die Liebe kennen, es geht um die alten Mythen der Indianer, um Familie, Liebe, Gerechtigkeit, Rassismus undundund.
Erdrich ist nicht nur eine Könnerin darin, in beiläufigen Bemerkungen ganze Dramen aufzuzeigen wie beispielsweise die damals noch immer massive Diskriminierung der Indianer oder der Bombenanschlag auf die US-Botschaft in Beirut. Ebenso grandios ist ihre Fähigkeit, daneben überaus witzige Dialoge oder Szenen wie die acht nackten Indianer, die aus der Schwitzhütte flüchten zu beschreiben, ohne dass es aufgesetzt oder gekünstelt wirkt. Auch die Figuren des Romans bringt sie einem nahe: Man leidet, fürchtet oder freut sich mit ihnen und kann deren überaus skeptische Haltung gegenüber den Menschen ausserhalb des Reservates mehr als nachvollziehen. Ja, da fragt man sich, wie Joes Vater trotz alledem so voller Vernunft bleiben kann.
Weshalb dann nicht die volle Punktzahl? Weil ich kurz zuvor von Joe R. Lansdale 'Ein feiner dunkler Riss' gelesen habe, das ein sehr sehr ähnliches Thema behandelt: Ein ebenfalls 13jähriger macht sich im Sommer des Jahres 1958 gemeinsam mit Freunden auf, ein vor vielen Jahren begangenes Verbrechen aufzuklären. Und auch hier ist es ein Sommer des Erwachsenwerdens. Doch Lansdales Geschichte war (etwas) packender, was daran liegen mag, dass durch die vielen unterschiedlichen Teile Erdrichs Geschichte nicht so aus einem Guss wirkte. Etwas weniger wäre hier vielleicht mehr gewesen.
Nichtsdestotrotz: Voll und ganz empfehlenswert (und Lansdale natürlich erst recht ;-)).

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 19.03.2014
Poznanski, Ursula

Fünf / Beatrice Kaspary Bd.1 (Hörbestseller, 6 Audio-CDs)


weniger gut

Eine Frau liegt tot auf einer Kuhweide am Fuße eines Abhanges. Ein Unfall? Doch es finden sich Koordinaten auf ihren Fußsohlen, die ihr bereits vor ihrem Tode tätowiert wurden. Als sich die ErmittlerInnen auf die Suche danach machen, entdecken sie einen Geocache, in dem sich ein menschliches Körperteil befindet. Und ein Rätsel, das zu den Koordinaten des nächsten Caches führt...
Eine grauenvolle Vorstellung, menschliche Körperteile quer durch's Land versteckt. Die Polizei versucht erst auf konventionelle Weise die Hintergründe zu ermitteln, doch als dies ohne Ergebnis bleibt, macht sie sich auf die GeoCaching-Jagd. Aburd? Vielleicht ein bisschen, doch so ganz realitätsfremd wirkt das Ganze nicht. Häppchenweise (wie bei einem Multi) erfährt man immer ein Stückchen mehr, doch die Auflösung kommt doch sehr überraschend - zumindest für mich.
Keine schlechte Geschichte, doch das Drumherum konnte dabei leider nicht mithalten. Wie sich die beiden ErmittlerInnen zueinander hingezogen fühlen, aber eigentlich doch nicht. Wie man den unliebsamen Ex-Ehemann von Beatrice auf 'Teufel komm raus' unbedingt in die Geschichte reinpacken musste. Und nicht zuletzt: die Vorleserin. Nicole Engeln habe ich hier ein erstes und garantiert auch letztes Mal gehört. Leider ist sie nicht in der Lage, den einzelnen Personen einen eigenen Charakter zu verleihen - die Kinder hören sich beispielsweise nur quäkend und nervend an, ohne dass sie es sind. Oder dass die Stimme von Beatrice völlig unpassend zum Erzählten wirkt. Das hat keinen Spaß gemacht.
Vielleicht lese ich das Buch noch, denn die Geschichte an sich hat was. In der Hörbuchversion muss man sich es aber nicht antun.

Bewertung vom 16.03.2014
Edwardson, Åke

Das dunkle Haus / Erik Winter Bd.11


sehr gut

Kommissar Winters Rückkehr nach Göteborg ereignet sich zeitgleich mit einer grausamen Tat: Eine junge Frau wird gemeinsam mit ihren zwei kleinen Kindern ermordet, nur das jüngste bleibt verschont. Doch warum?
Wer Krimis und Thriller mit überraschenden Wendungen und rasanter Action liebt, wird bei diesem Buch wohl nicht so auf seine Kosten kommen. Kommissar Winter ist ein Protagonist, der sich hauptsächlich intuitiv und mit Einfühlungsvermögen in die Persönlichkeit des Täters hineinversetzt. Und wie so viele seiner nordischen Kolleginnen und Kollegen immer am Rande einer möglichen Depression steht. Einen Großteil der Lektüre nehmen daher seine Gedanken und Überlegungen zu diesem Fall ein, sodass es lediglich wenige Möglichkeiten zu dramatischen Momenten gibt. Dennoch konnte ich das Buch nur schwer aus der Hand legen. Wie sich die Gedankenfetzen zu tatsächlichen Spuren entwickeln, wie aus einem verbalen Schlagabtausch mit einem Kollegen am Tatort die Beiden dem tatsächlichen Ablauf auf die Spur kommen, wie aus Intuition Realität wird - für mich hochspannend, sodass ich das Buch nach zwei Tagen durch hatte.
Ärgerlich ist nur mal wieder der Umschlagtext: Es gibt keine Widerstände gegen die Winter ermitteln muss (ausser seine eigenen). Und der Mann des Opfers ist nicht stärker verdächtig als andere Personen. Zudem besteht zu keiner Zeit die Gefahr einer Treibjagd. Was soll das?

Bewertung vom 13.03.2014
Knight, Michael M.

Taqwacore


sehr gut

Nennen Sie fünf Worte, die Ihnen zu dem Begriff Islam einfallen!
Wetten, dass darunter garantiert nicht Punk, Haschisch, Oralsex, Alkohol oder ähnlich garantiert nicht als halal (erlaubt) Definiertes auftauchen? Dafür aber in diesem Buch.
Der Autor, selbst zum Islam konvertiert, beschreibt das Leben in einer WG, die ausschließlich von Muslimen bewohnt wird, darunter Punks, eine Burka tragende Feministin und auch völlig 'normale' Bewohner wie der Ich-Erzähler Yusef. Alle ringen damit, auf ihre Art den richtigen Glauben zu leben obwohl sie aus der Sicht der rechtgläubigen Muslime ständig gegen alle Gebote verstoßen. Doch statt wie die meisten Mitglieder der Umma (weltweite islamische Gemeinschaft) nur streng die islamischen Gesetze und Vorgaben zu befolgen, hinterfragen die WG-Bewohner alles, was sich nicht mit ihrer Lebensauffassung scheinbar vereinbaren lässt und kommen immer wieder zu erstaunlichen Erkenntnissen. Gespräch zwischen den jungen Männern: "..Plötzlich sind alle deine schmutzigen Gedanken ihre (die der Mädchen) Schuld, weil sie hätten wissen müssen, wie schwach du bist, und das nicht hätten ausnutzen dürfen....Wenn die schmutzigen Gedanken der Männer das Problem sind, warum stehen wir dann nicht hinter der Trennwand (in der Moschee)?"
Es sind größtenteils recht durchgeknallte Gestalten, um die man im realen Leben vermutlich einen großen Bogen machen würde. Doch je mehr man von ihnen liest, desto symphatischer werden sie. Obwohl sie einen so unkonventionellen Lebensstil pflegen, leben sie ihren Glauben wahrscheinlich aufrichtiger als so viele Andere. Ich schätze, Allah hätte seine Freude an ihnen :-)
Was mir die Lesefreude allerdings etwas verringert hat, ist das Fehlen einer richtigen Geschichte. Letzten Endes sind es 300 Seiten Beschreibung eines (für mich) ungewöhnlichen Alltages, an den ich mich allerdings spätestens nach ca. der Hälfte gewöhnt hatte. Und da doch ein nicht unwesentlicher Teil der Gespräche in der Art verläuft "Hej, cool!", "Scheiße", "Wow", wird es zeitweise doch etwas zäh. Dennoch: Für diese Einblicke, die man in den Islam erhält, kann man darüber hinwegsehen.

Bewertung vom 06.03.2014
Hischmann, Fabian

Am Ende schmeißen wir mit Gold


sehr gut

29 Jahre alt, 'fertiger' Lehrer - eigentlich sollte man glauben, dass 'Erwachsenwerden' für so jemanden kein Thema mehr ist. Doch es ist lange her, dass knapp 20jährige bereits Familien gründeten und mit dem Hausbau begannen. Max, der Protagonist dieses Buches, ist ein typischer Vertreter der heutigen Generation 'ewig Kind': Lethargisch hängt er auf seiner Couch durch, unfähig sich aufzuraffen etwas mit seinen Ferien anzufangen. Doch ein Anruf seines Vaters nimmt ihm die Entscheidung ab (wie schon immer?). Seine Eltern fliegen zwei Wochen nach Kreta und Max soll auf Haus und Hund aufpassen. So reist er in seine alte Heimat, nicht ahnend dass es eine Reise zurück in seine Vergangenheit wird, aus der er als Erwachsener zurückkehrt.
Es ist kein Drama, keine Tragödie oder Komödie, sondern ein unterhaltsames, schön zu lesendes ruhiges Buch über das Erwachsenwerden im Hier und Heute, nicht mehr und nicht weniger. Der Ton ist ebenso leicht wie trübsinnig, ganz so wie Max sich immer wieder fühlt. Und da er trotz seiner eher düsteren Einstellung ebenso über Humor und Selbstironie verfügt, gibt es auch eine Menge amüsanter Stellen (wie beispielsweise ein kotzender Hund Max' Führerschein rettet).
Unschön ist, dass der Verlag das Buch unnötig aufgebläht hat. Vermutlich um den nun verlangten Preis zu rechtfertigen. Denn wäre es 'normal' gesetzt (beispielsweise nicht nur ein Satz pro Seite), wären es kaum 200 Seiten geworden.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 04.03.2014
Marra, Anthony

Die niedrigen Himmel


ausgezeichnet

Tschetschenien, die Zeit des zweiten Krieges. Marra erzählt die Geschichte der kleinen Hawah, einem achtjährigen Mädchen das aus seinem Versteck miterleben muss, wie sein Vater verschleppt und ihr Haus niedergebrannt wird. Achmed, ein Freund und Nachbar kümmert sich um sie und versucht sie im nächstgelegenen Krankenhaus unterzubringen, wo Sonja, eine im Ausland erfolgreiche Chirurgin und Deshi, eine Krankenschwester im Rentenalter, als Einzige den Betrieb aufrechterhalten. Nur mit Widerwillen nimmt Sonja Hawah auf und auch nur, wenn Achmed im Krankenhaus mithilft. Die nun folgenden fünf Tage stellen so etwas wie den roten Faden des Buches dar: wie Achmed in die Arbeit im Krankenhaus integriert wird, wo Hilfsmittel beschafft werden usw. Dennoch bildet dieser 'Faden' nur den Rahmen, aus dem die eigentlichen Geschichten hervorbrechen mit Rückblicken in die jüngste und längst vergangene Vorzeit sowie Ausblicken in die ferne und nahe Zukunft. Weshalb Sonja Ärztin wurde und trotz erfolgversprechender Aussichten im Ausland in ihre Heimat zurückkehrte. Wieso Achmed unter den schlechtesten 10% der Absolventen seines Jahrgangs war und was ihn mit Hawah verbindet. Warum Dokka, Hawahs Vater keine Finger mehr hat. Doch nicht nur die Hauptfiguren bekommen ihre Geschichte. Jede Person, auch wenn sie nur kurz erwähnt wird, erhält ein Leben im gestern, heute und morgen und so ist dieses Buch prall gefüllt mit Einzelschicksalen, die alle durch diese Kriege geprägt wurden.
Dies mag für Manche/n zuviel des Guten sein, aber ich empfand dies als eine unglaublich eindringliche Art, die Grausamkeit eines Krieges vor Augen zu führen. Nicht nur eine Familie ist betroffen, nein, jede und jeder der einem über den Weg läuft, hat darunter zu leiden. Viele sterben, werden verwundet, auseinandergerissene Familien, zerstörte Existenzen - so viele Menschen, so viele Schicksale. Dazu Marras Sprache, ungeheuer bildhaft, poetisch und aussagekräftig: '...und man kann in der Erinnerung baden, versinken und ertrinken, aber halten können die Finger sie nicht.' Oder 'Eine Arbeit erhält nicht automatisch Sinn, bloß weil man sein Leben auf sie verwendet.' Dennoch werden die Menschen vergleichsweise nüchtern beschrieben, was mich jedoch nicht störte. Denn man erfährt so viele Details über sie, dass meine Phantasie sie ausreichend mit Emotionen versorgen konnte ;-)
Das einzige Manko (sofern es überhaupt eines ist): Das Buch spielt in Tschetschenien, was jedoch durch die ungewöhnliche Detailgenauigkeit der vielen Leben nicht so im Vordergrund steht. Vermutlich hätte die Geschichte ebenso gut in Ruanda, Bosnien, Syrien oder anderen Kriegsgebieten angesiedelt sein können (mit entsprechenden Anpassungen) - die Quintessenz würde die gleiche bleiben. Nichts ist grausamer als Krieg und das Einzige, was einem die Kraft gibt, diesen zu überstehen, ist die Liebe.

Bewertung vom 02.03.2014
Rex, Adam

Happy Smekday oder Der Tag, an dem ich die Welt retten musste


ausgezeichnet

Die 11jährige Tip ist ein für ihr Alter ungemein cleveres und mutiges Mädchen, das es nicht ganz einfach hat. Sie lebt allein mit ihrer Mutter, die nicht immer so vernünftig ist wie Mütter und Väter es eigentlich sein sollten, besonders dann wenn sie allein für ihre Kinder sorgen müssen. Als ihre Mutter dann an dem Tag verschwindet, an dem alle AmerikanerInnen nach Florida umziehen müssen, da es die Boovs die die Erde eroberten so bestimmt haben, macht sich Tip gemeinsam mit ihrer Katze Sau auf die Suche. Unterwegs trifft sie J.Lo, einen Boov der ihr Gefährt zum Schweben bringt und mit diversen anderen nützlichen Funktionen ausstattet. Sie reisen gemeinsam weiter und entdecken, dass der Erde eine sehr viel größere Gefahr droht als die Invasion der Boovs...
Ungeheuer actionreich und witzig ist diese Geschichte, insbesondere J.Los Annäherung an die irdischen Gewohnheiten wie auch Tips Infos die sie über das Leben der Boovs erhält. Es wird gekämpft und getrickst und immer wieder wird deutlich gemacht (für Erwachsene vielleicht etwas zu sehr), dass die Invasion der Ausserirdischen nicht viel anders abläuft als die Eroberung bzw. Kolonisierung fremder Länder und Kontinente.
Den besonderen Reiz erhält das Hörbuch jedoch durch die Interpretation von Cathlen Gawlich. Es ist schlicht unglaublich, wie sie allen Personen, äh nein, wohl besser Individuen unverwechselbare Stimmen verleiht. Selbst die einzelnen Boovs erhalten unterschiedliche Tonlagen, sodass man sie problemlos auseinanderhalten kann. Phantastisch!
Dennoch, eine kleine Mäkelei kann ich mir nicht verkneifen: Für mich kam der Schluss viel zu knapp. Ich weiss nicht, inwieweit hier vielleicht gegenüber dem Buch gekürzt wurde, aber bei 395 Minuten Laufzeit gerade mal so 20 Minuten für das Ende zu lassen - das ist schon etwas sehr abrupt und kurz. Nichtsdestotrotz: Volle Punktzahl für ein Hörbuch, das die ganze Familie begeistern kann. Auch wenn 11jährige vermutlich nicht alle Gags verstehen werden, haben sie sicherlich auch ihren Spaß an 'Happy Smekday'.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.