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smartie11
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Insgesamt 933 Bewertungen
Bewertung vom 03.12.2018
King, Stephen

Erhebung


ausgezeichnet

Von der Leichtigkeit des Seins - ein ungewöhnlicher, aber ganz besonderer „King“

Meine Meinung:
Scott Kerry hat zwei Probleme, ein großes und ein kleines. Zum einen nimmt er ab, kontinuierlich, aber seine kräftige Statur bleibt dennoch immer gleich. Zum anderen nervt es ihn, dass die Hunde seiner Nachbarinnen ihr Geschäft immer wieder auf seinem Rasen verrichten.

So entspinnt sich eine Geschichte, die ganz ohne brachialen Horror, finstere Gestalten oder Mord und Totschlag auskommt. Es ist eher – insbesondere für Stephen King - eine Geschichte der leisen Töne. Und dennoch ist dies eine Geschichte, die mich von Beginn an in ihren Bann gezogen hat. Scott ist ein ganz normaler Durchschnittstyp in einer ganz normalen US-Kleinstadt – und so war er mir von Anfang an sympathisch. Das, was dieses Buch zu einem echten „King“ macht, ist das Rätsel um Scotts unaufhaltbar voranschreitenden Gewichtsverlust, das selbst seinen Arzt und Freund Dr. Bob vor ein absolutes Rätsel stellt. In dem Maße, in dem Scott immer „weniger Mensch“ wird, wird er gleichzeitig auch zu einem ganz neuen Menschen, der seine kleine Stadt von Grund auf verändert und in kürzester Zeit echte Freunde, ja vielleicht könnte man sogar sagen eine Ersatzfamilie findet. Es ist eine Geschichte, die fasziniert, fesselt und zugleich berührt – fast schon eine Art moderner Weihnachtsgeschichte. Am Ende liefert King nicht auf alles eine Antwort. Aber muss er das denn überhaupt? Denn diese Geschichte funktioniert und berührt ganz hervorragend, auch ohne Antworten auf alle Fragen! Ein paar Rätsel wird es auf dieser Welt halt immer geben…

David Nathan spricht dieses Hörbuch mal wieder ganz fantastisch. Seine markante Stimme, die er auch Jonny Depp und anderen Hollywood-Stars leiht, passt sehr gut zu Scott. Seine Art zu lesen, sein Tempo und die Betonungen machen dieses Höchbuch zu einem Hörgenuss.

FAZIT:
Kein Horror, eher ein bisschen Mystery. Kein typischer King, aber ein sehr guter King. Auf jeden Fall eine fesselnde Novelle für 3 gemütliche Stunden!

Bewertung vom 03.12.2018
Parsons, Kelly

Unter dem Messer


gut

Ein Medizin-Thriller mit spannender Grundidee, aber leider auch einigen Längen

„Es war, als wäre sein Gram eine dichte, giftige Flüssigkeit, in der er zu ertrinken drohte und in der er hilflos und krank herumgewirbelt wurde.“ (S. 13)

Meine Meinung
Der US-Amerikaner Kelly Parsons ist Urologe mit Abschlüssen an der Stanford University, der University of Pennsylvania und der Johns Hopkins University of Baltimore. Wenn er also über Medizinisches schreibt, weiß er ganz genau, worüber er da schreibt. Nach seinem Debut „Auf ewig Dein“ legt er mit „Unter dem Messer“ nun seinen zweiten Medizin-Thriller vor.

Die Grundidee seiner Story ist ebenso faszinierend wie zugleich verstörend. Die Kurzbeschreibung verrät ja schon, um was für eine folgenschwere technologische Neuerung es hier geht. Nach einem sehr spannenden und zunächst auch rätselhaften Start, der mich leicht in die Geschichte hat hineinfinden lassen, flacht der Spannungsbogen allerdings gleich sehr schnell wieder ab. Parsons nutzt den Mittelteil seines Buches eher zur Charakterentwicklung und Beschreibung von allerlei medizinischen Themen. Hier hätte es mehr Story-Entwicklung sein dürfen. Es ist zwar alles durchaus interessant zu lesen und man merkt schnell, dass der Autor über profunde medizinische Fachkenntnisse verfügt, aber insgesamt fehlt es diesem Thriller über weite Strecken an Tempo und einem intakten Spannungsbogen. Selbst nach einem kleinen Spannungs-Intermezzo im Rahmen einer OP reißt der Thriller-Faden erstmal wieder ab und Parsons beschäftigt sich wieder mit seinen Charakteren und deren Zusammenspiel. Eine gekonnte und tiefgründige Charakterentwicklung ist an sich zwar etwas Anspruchsvolles und kann ein Buch ungemein bereichern, aber nicht in einem Thriller, wenn es zu Lasten von Spannung und Tempo geht – so wie hier. Erschwerend kommt noch hinzu, dass ich im Verlauf des ganzen Buches mit keinem einzigen Charakter so richtig warm geworden bin.

Zum Ende hin, auf den ca. letzten 70 Seiten, reißt Parsons dann auf einmal das Steuer komplett herum – und es wird nochmal so richtig spannend. Hierbei überschlagen sich die Ereignisse regelrecht! Im Gegensatz zu den ersten 400 Seiten sind die die Kapitel zuletzt nur noch so dahingeflogen und ich mochte gar nicht mehr aufhören mit dem Lesen. Das Ende ist dann – nunja, sagen wir mal „sehr amerikanisch“. Aber es wurden alle offenen Fragen geklärt und ich konnte das Buch mit einem zufriedenen Gefühl beenden.

Alles in allem ist das ein Buch, das mich nicht ganz überzeugen konnte. Für meinen persönlichen Geschmack hätte es gut 100-150 Seiten weniger haben dürfen, da mir die medizinischen Ausführungen und insbesondere auch die Beschäftigung mit den einzelnen Charakteren zu breiten Raum für einen Thriller eingenommen haben.

FAZIT:
Ein Buch mit starker Grundidee, einem fesselnden Beginn und einem extrem spannenden und temporeichen Finale. Dazwischen leider aber auch mit vielen Längen.

Bewertung vom 21.11.2018
Ulrich, Heike

Jenseits des Nordlichts


ausgezeichnet

Ein sehr atmosphärischer Mystery-Thriller mit toller Grundidee

„Der Moment der Magie ist so zerbrechlich und gleicht einer Schneeflocke, die ins Feuer fällt.“ (S. 143)

Meine Meinung:
Auf der Hochzeitsreise von Theresa und Hagen passiert auf Island ein Unglück: Nach einer spontanen nächtlichen Fototour wird Theresa bewusstlos und schon vollkommen unterkühlt aufgefunden. Zurück in Deutschland muss Theresa feststellen, dass dieser Unfall nicht folgenlos geblieben ist. Die Spurensuche führt sie dabei weit zurück in die Vergangenheit...

Autorin und Schauspielerin Heike Ulrich weiß, wie man Atmosphäre und Spannung schafft! Ein geheimnisvoller Prolog, der in das Jahr 1614 zurück reicht, sowie der mysteriöse Unfall Theresas reichen ihr aus, um eine spannende Story zu entwickeln, die mich von Beginn an gepackt hat. Dabei kommt sie ohne große Effekthascherei oder brutale Action aus – hier fesselt die Geschichte selbst! Gemeinsam mit Theresa, die mir von Beginn an sympathisch war, begibt man sich als Leser auf eine Spurensuche, die einem Puzzle gleicht. Stück für Stück ergeben sich neue Erkenntnisse, doch erst ganz zum Schluss fügen sich alle Teile nahtlos in ein großes Gesamtbild ein und geben eine Lösung preis, die für mich absolut überraschend, aber im Nachhinein dennoch voll und ganz nachvollziehbar war. Hinzu kommt noch eine faszinierende Grundidee, über die ich hier nichts schreiben kann, ohne zu viel zu verraten.

Neben der überzeugenden Story und den erfrischend „normalen“ Charakteren, die auch mit Beziehungs- und Alltagsthemen zu kämpfen haben, haben mir insbesondere auch die Schauplätze gefallen. Neben Island, das per se ja immer eine tolle Kulisse abgibt, spielen in der Geschichte das ehemalige Kloster Welver und das Schloss Corvey an der Weser, ein ehemals bedeutendes karolingisches Kloster, das über eine der wertvollsten Bibliotheken des Landes verfügt, eine zentrale Rolle. Hier beweist Heike Ulrich – ähnlich wie Dan Brown - ein wirklich geschicktes Händchen für sehr atmosphärische, kirchliche Schauplätze.

FAZIT:
Spannend von der ersten bis zur letzten Seite – ein überzeugender Mysterythriller mit atmosphärischen Schauplätzen.

Bewertung vom 13.11.2018
Theurillat, Michael

Lenz / Kommissar Eschenbach Bd.6


ausgezeichnet

Ein außergewöhnlicher, intelligenter und hoch politischer Krimi

„Der Mensch will Bestätigung in dem, was er glaubt und denkt. In dem Moment, in dem er seinen Horizont öffnet, wird er sich seiner Untiefen bewusst. Auch der Beliebigkeit seiner Glaubenssätze. Und seiner Schwäche.“ (S. 74)

Meine Meinung:
Schon der Beginn dieser Geschichte ist außergewöhnlich. Hier wird keine Leiche aufgefunden, lernen wir kein Opfer in seinen letzten Lebensstunden kennen. Nein, wir wohnen als Leser einer Versteigerung bei, in der ein brillanter Wissenschaftler seine Nobelpreismedaille versteigern lässt. Schnell ist also klar, dass „LENZ“ alles andere als ein „normaler“ Kriminalfall ist. Doch auch ohne spannungsgeladenen und effekthaschenden Prolog hat es Michael Theurillat geschafft, mich für seine Storyline zu interessieren, denn wie die verschiedenen Ereignisse zu Beginn zusammengehören sollten, war mir über lange Zeit ein absolutes Rätsel. Durch zwei Handlungsstränge in etwas verschobenen Zeitlinien muss man zu Beginn gut auf die Zeitangaben an den einzelnen Kapiteln achten, um nicht zu sehr verwirrt zu werden – aber daran hat man sich schnell gewöhnt.

Die meiste Zeit hat die Geschichte einen Verlauf genommen, bei dem ich mir nicht sicher war, was denn der eigentliche Kriminalfall hier sei – es ist also kein klassischer „who-dun-it“-Krimi, sondern eher ein „what-was-it“-Krimi. Für meinen Geschmack eine sehr intelligente und erfrischende Idee des Autors. Dazu kommt noch, dass der Plot im Fortgang der Geschichte eine zunehmend politische Dimension erreicht, die wirklich top-aktuell und für meinen Geschmack wahnsinnig interessant und schockierend zugleich ist. Hierzu kann ich leider nicht mehr schreiben, ohne zu spoilern.

Neben dieser aktuellen und intelligenten Storyline besticht dieses Buch durch seine außergewöhnlichen Charaktere und deren Zusammenspiel. Allen voran natürlich der titelgebende Ewald Lenz, ein pensionierter Archivar mir einem IQ von über 150 und einem Gedächtnis, das kaum jemals etwas vergisst. Arrondiert wird dieser Ausnahme-Charakter von seinem kleinen, aber ebenfalls sehr ungewöhnlichen Freundeskreis, sei es der auch abseits von ausgetretenen Polizeipfaden ermittelnde Kommissar Eschenbach, der gerade erst von einer Auszeit in den USA wieder zurück zur Züricher Kantonalpolizei gekommen ist, oder auch sein alter Studienfreund Walter Habicht, ein brillanter Wissenschaftler, der von schwerer Krankheit gezeichnet ist.

Besonders beeindruckt hat mich, dass einige Elemente dieser Geschichte auf wahren Gegebenheiten beruhen, was der Autor im Anhang auch beschreibt und entsprechende Quellen hierfür benennt. So ergibt sich für mich zum Schluss ein absolut überzeugendes Gesamtwerk.

FAZIT:
Ich habe selten so einen intelligenten, überraschenden und top-aktuellen Krimi gelesen. Chapeau, Herr Theurillat

Bewertung vom 08.11.2018
Kalpenstein, Friedrich

Profipfuscher


ausgezeichnet

Hans, die sechste – hier sind Lacher garantiert!

Meine Meinung:
„Profipfuscher“ ist der mittlerweile sechste Teil der „Herbert-Reihe“ von Friedrich Kalpenstein und meine Erwartungen als eingefleischter „Herbert & Hans“-Fan waren entsprechend hoch. Um soviel vorweg schon zu verraten: Meine Erwartungen wurden voll und ganz erfüllt!

Nach Urlaubsreisen, Liebes-Irrungen und -Wirrungen sowie beruflichen Neuorientierungen und Ausstiegsambitionen in der Alpenkulisse geht es diesmal um ein Alltagsprojekt, das viele Leser selbst schon kennengelernt haben dürften: den Haus(um)bau mit allem Drum und Dran. Hier wollen Familie, Job und eine stetig wachsende Handwerkerschar gekonnt unter einen Hut gebracht und koordiniert werden. Wie schon in den Bänden zuvor beweist Friedrich Kalpenstein erneut ein ganz feines Näschen für humorvolle Alltagssituationen. Sei es auf dem latent chaotischen Bau, bei der Wohnungsbesichtigung durch potenzielle Nachmieter, im Baumarkt, zur Zerstreuung auf dem Golfplatz, beim „nebenbei“ organisierten Kita-Fest oder auch bei der kleinen Beziehungspflege-Auszeit im Wellnesshotel. Immer wieder ergeben sich wunderbar schräge und absolut humorvolle Situationen, die dieses Buch unglaublich unterhaltsam machen und mir vom breiten Grinsen bis zum spontanen Lachausbruch die volle Bandbreite an humoristischen Gefühlsregungen beschert haben. Das schöne an den „Herbert & Hans“-Büchern ist dabei, dass man beim Lesen garantiert die ein oder andere Situation aus den eigenen Lebenserfahrungen wiedererkennt. Sind wir nicht alle manchmal ein bisschen wie Herbert?

Sehr gefreut hat es mich, dass mein Liebling Hans diesmal wieder eine sehr präsente Rolle bekommen hat, nachdem er mir im Vorgänger „Gipelträumer“ ja viel zu kurz gekommen war. Hans & Herbert – die beiden sind einfach ein absolutes Traumpaar – sorry, Anja. Mit seinen markigen Sprüchen ist Hans immer für einen Lacher gut und gibt selbst als „Harry Potter“ noch eine gute Figur und einen erfolgreichen Womanizer ab. Dafür waren die anderen Charaktere diesmal nicht ganz so schräg wie in den Vorgängern, was mich aber überhaupt nicht gestört hat, da das „Gesamtpaket“ einmal mehr einfach nur gelungen ist.

Für Freunde humorvoller Lektüre ist die Herbert-Reihe einfach Pflicht! Ich frage mich wirklich, wann das mal ein Drehbuchautor entdeckt…

FAZIT:
Für unterhaltsame & unbeschwerte Lesestunden mit Lach-Garantie genau das richtige Buch.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 02.11.2018
Morosinotto, Davide

Verloren in Eis und Schnee


ausgezeichnet

„Zwei leuchtende rote Sterne inmitten einer sehr dunklen Zeit“ - ein bewegender, spannender und ganz besonderer Roman

„Der Winter kommt und mit dem Winter kommt der Feind. Er fegt alles weg. Menschen, Gedanken, meine Welt, so wie sie war und nie wieder sein wird. Alles ist zerstört.“ (S. 193)

Meine Meinung:
Eigentlich gehören Bücher und Geschichten rund um den zweiten Weltkrieg nicht zu meinen favorisierten Werken, aber dieses Buch ist wirklich etwas ganz Besonderes!

Es beginnt im Juni 1941, als die 13jährigen Zwillinge Viktor Nikolajewitsch Danilow und Nadja Nikolajewna Danilowa in das Museum der Eremitage in Leningrad, dem heutigen St. Petersburg, gehen. Dort hören sie zusammen mit ihren Eltern eine Radiodurchsage, die den Beginn des zweiten Weltkriegs für die Sowjetunion verkündet. Schon überschlagen sich die Ereignisse und Viktor und Nadja werden bei der Evakuierung der Kinder aus Leningrad getrennt. Von hier ab verzweigen sich die beiden Handlungsstränge und erzählen abwechselnd von den Erlebnissen der beiden Geschwister in dieser gefährlichen und lebensfeindlichen Zeit und Umgebung. Von Anfang an ist es unglaublich bewegend zu lesen, wie die beiden Kinder auf sich allein gestellt sind, über sich hinauswachsen und Gefahren ausgesetzt sind und auf sich nehmen, die wohl jedem Elternteil einen ganz dicken Kloß im Hals bescheren. Aber sie wachsen und reifen auch auf diesem Weg und werden trotz ihres jungen Alters vorzeitig zu jungen, verantwortungsvollen und bewundernswerten kleinen Erwachsenen, die ihre Kindheit und Jugend verloren haben. Gleichzeitig ist diese Geschichte aber auch ein Spiegel dieser dunklen Zeit und „ganz nebenbei“ auch eine einfach unglaubliche und spannende Abenteuergeschichte, die für mich an Klassiker wie „Tom Sawyer“ und ähnliche Werke heranreicht.

Ebenfalls begeistert hat mich die ungewöhnliche Gestaltung dieses Buches. Die Geschichte wird durch „Akten“ erzählt, die größtenteils aus den Tagebüchern der beiden Geschwister bestehen. Dazu gibt es Randnotizen des untersuchenden Oberst Smirnow und ganz viele historische Fotos, die für eine passende und oftmals auch beklemmende Atmosphäre beim Lesen sorgen.

Dieser Roman zeigt die unmenschlichen Schrecken des zweiten Weltkriegs aus einem ganz anderen Blickwinkel, portraitiert die entbehrungsreichen Lebensumstände der sowjetischen Bevölkerung und deren Blick auf den Feind aus Hitler-Deutschland. Es zeigt auf, wozu Menschen unter solchen Umständen im Stande sind – sowohl in negativer Hinsicht als auch in Positiver! Hier ist Davide Morosinotto für meinen Geschmack ein wirklich unglaubliches Werk gelungen, dass seinesgleichen sucht und für mich das Potenzial zu einem modernen Klassiker hat.


FAZIT:
Eine Geschichte über Familie, Mut und die Stärke, niemals die Hoffnung aufzugeben. Ein ganz großes Werk, spannend und zutiefst bewegend - und für mich schon jetzt ein moderner Klassiker.

Bewertung vom 02.11.2018
MacKay, Nina

Dämonentage / Dämonen Bd.1


sehr gut

Ein fesselndes Cross-Over mit faszinierender Grundidee

Meine Meinung:
1994 tobte ein Kampf zwischen Engeln und Dämonen, den die Boten des Himmels verloren. Daraufhin versiegelte der Erzengel Michael die Dämonentore mit seinem Blut. Doch er starb, bevor er seine Arbeit vollendet hatte und so blieben die jeweils letzten fünf Tage im Jahr ungeschützt vor den sich dann wieder öffnenden Toren zur Hölle. Seit dem sind die letzten fünf Tage jeden Jahres die Dämonentage, an denen des Nachts hungrige Dämonenclans unter der Führung der Alpha-Dämonen mordend die Welt heimsuchen…

Es ist schon eine gruselige, aber auch extrem faszinierende Grundidee, die sich die deutsche Autorin Nina MacKay (u.a. „Teenie Vodoo Queen“ und „Games of Flames“) für ihren neusten Roman erdacht hat. Der Beginn dieses Buches hat mich sehr an einen waschechten Horrorroman erinnert und ich war zunächst ein wenig enttäuscht, weil mir hier noch der gewisse „Kick“ gefehlt hat und die Charaktere zunächst noch ein bisschen zu blass geblieben sind. Doch schon bald darauf nahm die Geschichte an Fahrt auf und bekam deutliche Züge von Romantasy. Das Auftauchen des zweiten Protagonisten, Cruz Darkknight, hat dabei auch der Charakterentwicklung der ersten Protagonistin gut getan. Die 17jährige Adriana Astara bekam für mich durch die Wechselbeziehung der beiden deutlich mehr Kontur und wirkte ab da lebendig und voll und ganz sympathisch. Insbesondere das Zusammenspiel dieser beiden funkelnden Figuren hat mir sehr gut gefallen.

Ab diesem Zeitpunkt hat sich auch der Plot der Geschichte rasend schnell entwickelt und einen fesselnden Sog entfaltet. Durch einen geschickten „Count Down“ bis zum Jahresende sowie eine regelmäßige Einführung neuer, schillernder Figuren (von denen ich insbesondere die toughe Gesa mochte) schafft es die Autorin mühelos, die Spannung und das Tempo ununterbrochen auf hohem Niveau zu halten. Bis zum Finale – das eine faustdicke Überraschung parat hält! – mochte ich das Buch eigentlich kaum noch aus der Hand legen. Nur einen Wermutstropfen gab es hier für mich: das Buch hat ein sehr offenes Ende, dass mich extrem gespannt auf den zweiten Band warten lässt!

Sehr gut gefallen hat mir auch der moderne und flotte Schreibstil MacKays. Insbesondere durch Cruz´ Wortwitz, der sich schon fast zu einem Running-Gag entwickelte, hat sie diesem Roman noch eine wohl dosierte Prise Humor verpasst und somit die düstere Grundstimmung immer wieder ein bisschen aufgehellt. Auch durch die Darstellung mancher Dämonen, die durchaus auch mal unfähig-plump daher kommen, wurden die Horror-Elemente deutlich entschärft. Man merkt beim Lesen deutlich, dass Nina MacKay zu den Fans einschlägiger Filme und Serien gehört (wie etwa Vampire Diaries, Grimm etc.), was ich persönlich sehr sympathisch fand.

FAZIT:
Ein bisschen Horror, einen Schuss Mystery und eine gute Portion Romantasy – ein spannender Genre-Mix mit einer außergewöhnlichen Grundidee. Bitte mehr!

Bewertung vom 01.11.2018
Mcfadyen, Cody

Die Blutlinie - Folge 01


ausgezeichnet

Kino zum Hören - Eine tolle Hörspielumsetzung eines spannenden Thrillers

***ACHTUNG, diese CD ist nur der erste von vier Teilen des Bandes „Blutlinie“***

Meine Meinung:
„Die Blutlinie“ ist der erste Fall für die toughe Ermittlerin Smoky Barrett und dürfte vielen Thrillerfreunden wahrscheinlich schon bekannt sein. Nach einem tragischen Schicksalsschlag muss sich die Star-Ermittlerin Smoky Barrett mühsam zurück ins Leben kämpfen, doch viel Zeit bleibt ihr hierfür nicht. Ein neuer, bestialischer Serienkiller treibt sein Unwesen und sehr schnell wird klar, dass es für Barrett und ihr Team zutiefst persönlich und auch extrem gefährlich wird. Es ist ein absolut spannender, stellenweise harter und durchweg fesselnder Thriller, der mich bestens unterhalten hat und am Ende mit einer Faustdicken Überraschung aufwartet. Ein ganz starker Serienauftakt!

Das Buch wurde bereits 2006 veröffentlicht und liegt nun in einer neuen Hörspielversion vor. Wer bislang gedacht haben könnte, dass Hörspiele nur etwas für Kinder sind, wird hier voll und ganz eines besseren belehrt! Bereits die ersten Minuten können dem Zuhörer eine wahre Gänsehaut bescheren. Die Schauspieler / Sprecher verleihen den Charakteren eine Tiefe und eine Unverwechselbarkeit, wie es bei reinen Hörbuchproduktionen nicht erreicht werden kann. Allen voran natürlich Katy Karrenbauer, die Smoky Barrett einen ganz individuellen Stempel verpasst und so die Figur regelrecht „zum Leben“ erweckt. Dazu kommen verschiedenste Soudeffekte - vom Fußgetrappel bis hin zu Schreien unter Todesqualen - und eine sehr abwechslungsreiche und stets atmosphärische und perfekt passende musikalische Untermalung. Für meinen Geschmack eine wirklich in allen Belangen perfekte Umsetzung des Stoffes. So wird das Zuhören zum Erlebnis – das ist Kino zum Hören!

Lediglich die Vertriebspolitik, dieses Hörspiel auf vier einzelne CDs aufzuteilen, kann ich nicht nachvollziehen. Eine Gesamtbox hätte ich sinnvoller gefunden. Durchaus auch zum Preis der vier Einzel-CDs (rd. 32 Euro) – denn die Produktionskosten dieses Hörspiels dürften deutlich über denen einer normalen Hörbuchproduktion liegen.

FAZIT:
Ein extrem spannendes und fesselndes Hörerlebnis – Nichts für schwache Nerven!

Bewertung vom 17.10.2018
Mondstein, Mira;Wallow, Deva

Alle Antennen auf Empfang


ausgezeichnet

Ein tolles Buch, um sich dem Thema Hochsensibilität bei Kindern zu nähern

„Das, was hochsensible Kinder am meisten von ihren Eltern brauchen, ist Verständnis für ihre Gefühle und Schwierigkeiten, die ihre Informationsüberflutungen bei ihnen auslösen.“ (S. 162)

Meine Meinung:
„Hochsensibilität“ ist ein Thema, das einem in den letzten Jahren immer mehr begegnet, dennoch ist die Literatur hierzu vergleichsweise noch immer dünn gesät. Die beiden Autoren Mira Mondstein und Deva Wallow kommen aus der Blogger-Szene und haben (u.a.) hierüber Erfahrungen mit dem Thema gesammelt. Entsprechend ist dies ein Buch geworden, das das Thema mehr aus praktischer als aus wissenschaftlicher Sicht beleuchtet, obgleich stellenweise deutlich zu merken ist, das die Autoren viel Recherche für ihr Buch betrieben haben.

Auf knapp 180 Seiten nähern sich die Autoren dem Thema strukturiert & systematisch, was man schon im Inhaltsverzeichnis an der Kapiteleinteilung merkt: „Was ist Hochsensibilität?“, „Typische körperliche Auffälligkeiten“, „Das Baby- und Kleinkindalter“, „Das Kindergartenalter“, „Das Grundschulalter“ und „Überlebensstrategien im Alltag“. Dieses Buch möchte keine wissenschaftliche Abhandlung zum Thema sein, sondern viel mehr ein Ratgeber und Wegbegleiter im Alltag für direkt und / oder indirekt Betroffene (ok, ein schreckliches Wort in diesem Zusammenhang, denn Hochsensibilität ist keine Krankheit!).

Für mein Empfinden richtet sich dieses Buch insbesondere an zwei Interessentengruppen. Zum einen an die Leser, die sich schnell und übersichtlich einen durchaus runden Überblick über das Thema verschaffen wollen und zum anderen an Eltern, Erzieher und weitere Personen, die mit hochsensiblen Kindern zu tun haben. Allerdings wird hier auch schnell klar, dass es eben „DAS hochsensible Kind“ gar nicht gibt, denn wie immer im Leben ist auch bei hochsensiblen Kindern keines wie das andere. Was das eine Kind stört, ja regelrecht aus der Bahn wirft, kann das andere Kind anscheinend vollkommen kalt lassen.

Mit vielen kleinen Anekdoten und Erfahrungsberichten aus dem Alltag werden die Themen und Probleme, die sich hier ergeben können, sehr schön veranschaulicht. Denn Hochsensibilität kann sich auf alle Sinneswahrnehmungen erstrecken, wie z.B. auf das Schmecken, was dann wiederum zu besonderem Essverhalten führen kann. Manchmal sind es auch schlicht und „einfach“ die (vielleicht kratzigen) Etiketten von Kleidungsstücken oder zu enge Bündchen, die dafür sorgen, dass ein Kind scheinbar grundlos Wutanfälle bekommt. Gerade bei („Schrei-“)Babys kann die Ursachenforschung zu einer Suche nach der Nadel im Heuhaufen werden – eine Liste mit möglichen Auslösern bringt dieses Buch auf den Seiten 42/43 gleich mit.

Über das ganze Buch hinweg geben die Autoren ihren Lesern eine Fülle von Tipps mit, wie man den eigenen (Familien-)Alltag mit hochsensiblen Kindern erleichtern kann (z.B. für einen möglichst entspannten Urlaub). Manche dieser Tipps sind m.E. nicht „nur“ für hochsensible Kinder geeignet, wie z.B. der Hinweis, dass man die Ängste von Kindern niemals „kleinreden“ sollte.

Passender Weise finden sich auch praktische Übungen für Meditationen und Yoga mit Kindern, um der alltäglichen Reizüberflutung entgegenzuwirken und die Kinder wieder ein Stück zu „erden“. Sehr gut finde ich auch den Hinweis auf die Natur als „Waschmaschine für Kinderköpfe“ (S. 135), was ich aus eigenen Erfahrungen nur voll und ganz bestätigen kann!

Im Anhang finden sich arrondierend noch einige praktische Kopiervorlagen, z.B. „Informationen für Erzieher / Betreuer / Lehrer von hochsensiblen Kindern“, eine Tabelle zum systematischen Festhalten auffälliger Situationen oder auch ein Test „Ist mein Kind hochsensibel“, wobei dieser für mein Empfinden nur eine kleine, erste Indikation ergeben kann.

FAZIT:
Ein sehr empfehlenswertes, praktisch veranlagtes Buch rund um das Thema Hochsensibilität bei Kindern mit vielen Tipps für den Alltag

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.