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smartie11
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Insgesamt 919 Bewertungen
Bewertung vom 27.09.2018
Vogd, Anne

Ich hab's auch nicht immer leicht mit mir


sehr gut

Absolut humorvoll und mitten aus dem Leben gegriffen – wirklich gute Unterhaltung!

Meine Meinung:
Anne Vogd ist KKK – nicht Ku-Klux-Klan, sondern Kabarettistin, Kolumnistin und Karnevalistin. Und nun also auch noch Autorin. Treffsicher nimmt sie in ihrem ersten Buch viele Alltagssituationen auf die Schippe - mit viel Wortwitz, flotten Sprüchen und einem feinen Gespür für die kleinen Nickligkeiten des täglichen Lebens. Sei es die Beziehung zwischen Mann und Frau, das Zusammenleben mit pubertierenden Teenagern, das Älterwerden, Patchwork-Familien oder auch Schönheits-OP´s. Anne Vogd hat ein Gespür für die Komik ganz alltäglicher Situationen und weiß zu allen Themen trefflich zu unterhalten. Da wird heutzutage aus dem früher per se negativ belegten „Egoismus“ eine bewundernswerte „Achtsamkeit für die eigenen Bedürfnisse“ oder aus einer Ratte ein politisch korrekt bezeichnetes „Nagetier mir Kanalisationshintergrund“.
Sehr gut gefallen hat es mir, dass Anne Vogd hierbei mit viel Selbstironie unterwegs ist und eben nicht lauter Zoten auf Kosten Dritter reißt, wie so manch anderer Comedian. Entsprechend erkennt man sich in manchen Situationen durchaus wieder – und kann dabei auch über sich selbst lachen. Das ist Humor nach meinem Geschmack!

Zur Hörbuch-Produktion:
Hier liest die Autorin noch selbst! Schwungvoll geht es zu - und in teilweise galoppierendem Tempo. Das passt gut zu Live-Auftritten und Büttenreden, auf CD hätte ich mir an der ein oder anderen Stelle allerdings eine kleine, akzentuierte Pause zum Durchatmen oder besser: Durchlachen gewünscht. Manche Spitzen waren mir zu Beginn noch zu „schrill“ betont, was sich im weiteren Verlauf aber gelegt hat. Insgesamt lässt sich diese sauber produzierte CD sehr angenehm hören.

FAZIT:
Humorvolle Unterhaltung mit viel Wortwitz und flotten Sprüchen – bitte mehr!

Bewertung vom 27.09.2018
Pötzsch, Oliver

Der Spielmann / Die Geschichte des Johann Georg Faustus Bd.1


ausgezeichnet

Fesselnd, faszinierend, fiktiv – aber mit realen Grundlagen und ein überaus atmosphärischer Spiegel dieser Zeit


Meine Meinung:
Historische Romane sind normalerweise nicht unbedingt mein Lieblingsgenre, aber die Geschichte um eine der wohl geheimnisvollsten Personen der deutschen Geschichte hat mich von Anfang an gereizt. Berühmt wurde „Faust“ durch Goethe, aber gegeben hat es Doktor Johann Faust(us) wirklich (geboren vermutlich 1478). Über diese historische Persönlichkeit ist nicht Vieles bekannt oder gar belegt, so dass sich in seinem Leben breiter Raum für Spekulationen und Fantasie ergibt, den Oliver Pötzsch in diesem Buch ganz hervorragend ausgenutzt hat!

Zu Beginn lernen wir als Leser den noch jungen „Johann Georg Faustus“ kennen, der fasziniert ist von Gauklern, Zauberern und Spielleuten. Während einer schweren Kindheit und Jugend muss er gleich mehrere Schicksalsschläge hinnehmen und mit 16 beginnt für ihn eine Leben, das man heute wohl als „Road Trip“ bezeichnen würde. Auf der ständigen Flucht vor seiner eigenen Vergangenheit und seinen ureigenen Dämonen verschlägt es Johann quer durch das damalige „Heilige Römische Reich Deutscher Nation“. Im stetigen Begehren, sein Wissen zu vermehren, entwickelt er sich dabei zu einem Universalgelehrten und ihm eilt dabei ein Ruf voraus, der zwischen bewundert und gefürchtet sein changiert. Medicus, Zauberer oder Nekromant sind nur einige der Bezeichnungen, die das Volk für Dr. Faustus kennt. Unglaublich geschickt spielt Autor Oliver Pötzsch dabei immer wieder mit Mystery-Elementen, doch ohne wirklich Mystery zu verwenden. Das hat mir extrem gut gefallen! Was ist Schein, was Wirklichkeit – eine Frage, die sich nicht nur Johann stellt, sondern ich mir als Leser ebenso. Genau so müssen auch den Menschen im ausgehenden Spätmittelalter die neuesten Erkenntnisse und Erfindungen vorgekommen sein, die Wissenschaftler aus Angst vor Verfolgung zunächst oft erst im Geheimen machen konnten. Es ist eine Zeit des Umbruchs kurz vor dem Beginn der Neuzeit. Der Buchdruck verbreitet sich langsam – und damit auch das Wissen – und neue Theorien verbreiten sich trotz des immer schwärenden Vorwurfs der Ketzerei unaufhaltsam weiter, wie etwa, dass die Erde eine Kugel ist („Es ist ein schmaler Grat zwischen dem, was die Kirche glaubt und was sie als Ketzerei verdammt“ - S. 54). So begegnen uns in diesem Buch auch viele Namen bekannter und berühmter Zeitgenossen, wie Leonardo da Vinci, Albrecht Dürer, Amerigo Vespucci oder auch Conrad Celtis und Henricus Cornelius Agrippa von Nettesheim („Occulta Philosophia“).

Untrennbar mit seinem Protagonisten Johann Faustus hat Oliver Pötzsch aber noch eine weitere, historisch belegte Figur von sehr zweifelhaftem Ruf in seinem Roman eingebaut, die ich hier der Spannung halber noch nicht verraten möchte. Deren Zusammenhang mit dem Antagonisten dieser Geschichte bleibt bis zum Ende im Reich der Vermutungen. Insbesondere das Zusammenspiel dieser Charaktere – so gleich, und doch so verschieden! – macht dieses Buch absolut lesenswert und stellenweise wirklich extrem spannend!

Neben dieser unglaublich bewegenden und fesselnden Lebensgeschichte besticht dieses Buch aber auch durch seine liebevolle Gestaltung mit Lesebändchen und farbigen Karten auf den Umschlaginnenseiten sowie insbesondere durch den wunderbaren Schreibstil des Autors, der es immer wieder schafft, die Atmosphäre mit treffenden Worten zu transportieren und Bilder im Kopf entstehen zu lassen („Ein Summen und Klagen, das von irgendwo aus den Tiefen der Gänge zu ihm herüberwehte, ein an- und abschwellendes Quaken, wie aus den Mündern großer blinder Frösche, die in tiefen unterirdischen Seen schwammen.“ - S. 681).

FAZIT:
Eine faszinierende Geschichte mit Tragik, Dramatik, Spannung und auch einigen Mystery-Elementen. Fantastisch!

Bewertung vom 20.09.2018
Fölck, Romy

Bluthaus / Frida Paulsen und Bjarne Haverkorn Bd.2


ausgezeichnet

Ein spannender Regionalkrimi mit viel Atmosphäre und überzeugenden Charakteren

Meine Meinung:
„Bluthaus“ ist nach „Totenweg“ der zweite Regionalkrimi aus der Elbmarsch von Romy Fölck. Obwohl ich den ersten Band noch (!) nicht kenne, hatte ich keinerlei Schwierigkeiten, in die Geschichte hineinzufinden. Schon der Prolog sorgt für das richtige Krimi-Feeling und eine latent bedrohliche Atmosphäre. Im Folgenden entspinnt sich nach dem Auffinden einer Frauenleiche an einem verlassenen und abgelegenen Gehöft in den Weiten der Elbmarsch ein klassischer „who dun it“-Krimiplot. Geschickt verwebt Romy Fölck zwei Handlungsstränge in zwei Zeitebenen und lässt den Leser dabei rätseln, wie diese beiden Fälle zusammenhängen könnten. Nach und nach werden dabei weitere Charaktere eingeführt, die einen bunten Strauß potenzieller Verdächtiger ergeben. Man merkt hierbei schnell, dass die Autorin ein Händchen für ausgearbeitete und plastische Charaktere hat, auch abseits der Protagonisten. Neben dem herausfordernden Fall hält die Geschichte aber auch ganz persönliche Themen für das ungleiche Ermittlerpaar Frida Paulsen und Bjarne Haverkorn bereit, die die beiden sehr menschlich und glaubwürdig erscheinen lassen und stellenweise durchaus auf die Ermittlungsarbeiten abstrahlen. Diese gelungene Verknüpfung von Fall und persönlichem Background hat mir persönlich sehr gut gefallen, Romy Fölck hat für meinen Geschmack genau die richtige Balance zwischen den Ermittlungen und bewegendem Privatleben der Protagonisten gefunden.

Der Spannungsbogen dieser Geschichte war für mein Empfinden vom Beginn an bis zum Finale durchweg intakt, wenn auch in alternierender Intensität. Am Ende kreiert Romy Fölck ein spannendes und dramatisches Finale, das mich auf den letzten Seiten in Atem gehalten hat. Die Auflösung ist in sich rund und im Nachhinein in Summe auch schlüssig. Hier handeln zwar nicht alle Charaktere stets nachvollziehbar und besonnen, aber genau so ist das doch im wahren Leben auch, oder?

FAZIT:
Spannend, persönlich und atmosphärisch - Eine absolute Leseempfehlung für alle Krimi-Fans!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 20.09.2018
Iland-Olschewski, Barbara

Achtung, gruselig! / Tiergeister AG Bd.1


ausgezeichnet

Ein fantasievolles, spannendes und unterhaltsames Kinderbuch mit viel Tiefgang

Unsere Meinung:
In einer stürmischen Gewitternacht hat sich der kleine Rauhaardackel Arik hoffnungslos verlaufen. Vollkommen verängstigt sammeln ihn die feurige Wüstenspringmaus Chili, die Katze Tara, das Chamäleon Plato und das Funken sprühende Kaninchen Honig auf und eröffnen dem knuddeligen Arik, dass er nun zu den Tiergeistern gehört…

Der Start in die Geschichte ist meinen Jungs (7 & 10) und mir sehr leicht gefallen. Von der ersten Seite an ist die Story wirklich spannend und hat durchaus auch einen leichten, aber wohligen Gruselfaktor. Doch keine Angst, man merkt ganz schnell, was für absolut liebenswerte Kreaturen die Tiergeister sind! Bald wird auch klar, dass auch Gespenster ihre kleineren und größeren Sorgen und Nöte haben, denn die Zukunft ihrer Heimat, der Gespensterschule Spuk Ekelburg, steht auf dem Spiel! So ergibt sich eine stellenweise sehr spannende, durchweg unterhaltsame und immer mal wieder auch humorvolle Geschichte, die uns großen Spaß beim Lesen bereitet hat. Wenn es nach meinen Kindern gegangen wäre, hätten wir diese Geschichte in nur einem Rutsch komplett durchgelesen.

Aber dieser erste Band um die Tiergeister-AG ist nicht nur eine wunderbar fantasievolle und unterhaltsame Geschichte, denn sie bietet auch eine gehörige Portion Tiefgang! Hier geht Barbara Iland-Olschewski ganz offen und doch sehr behutsam mit dem Thema „Tod“ um. Darüber hinaus merken die kleinen Leser hier schnell, dass es tief sitzende Ängste gibt, die aus Vorurteilen und Nichtwissen resultieren. So ist dies eine Geschichte gegen Vorurteile und Berührungsängste (im wahrsten Sinne des Wortes!) und für Freundschaft, Vertrauen und Zusammenhalt – egal wie unterschiedlich man auf den ersten Blick auch sein mag! Eine extrem wichtige Botschaft (nicht nur für Kinder!), gerade in den heutigen Zeiten.

Komplettiert wird dieses sehr empfehlenswerte Kinderbuch von den zahlreichen und wirklich schönen, atmosphärischen und stets perfekt zum Text passenden Farbillustrationen von Stefanie Jeschke.

FAZIT:
Ein wunderbares Kinderbuch gegen Vorurteile und Berührungsängste und für Freundschaft, Vertrauen und Zusammenhalt.

Bewertung vom 18.09.2018
Macedonia, Manuela

Beweg dich! Und dein Gehirn sagt Danke


ausgezeichnet

Faszinierende Erkenntnisse rund um unser Gehirn - verständlich und unterhaltsam erklärt

„Man bezeichnet das System Gehirn als `plastisch´: Es kann sich nach den Anforderungen verändern, die ihm der Mensch stellt.“ (S. 60)

Meine Meinung:
Die Neurowissenschaften allgemein und die Funktionsweisen des menschlichen Gehirns im Speziellen sind nun wirklich keine leichte Kost, aber Dr. Manuela Macedonia erklärt in ihrem Sachbuch „Beweg Dich!“ auch die komplexesten Vorgänge für Laien nachvollziehbar und bildhaft. Egal, ob von Gitterzellen, Oligodendrozyten, Mikroglia oder auch der Neurogenese die Rede ist, lassen Sie sich davon nicht abschrecken – es lohnt sich!

Zunächst steigt die Autorin nach einer kurzen Einleitung mit der grundlegenden Funktionsweise des Gehirns ein und schafft damit die Basis für die nachfolgenden Kapitel. Dies zu lesen ist wirklich höchst interessant und schnell wird einem klar, wie komplex, filigran und hochfunktionell dieses Organ ist. Auf rund 170 Seiten gewährt uns Dr. Manuela Macedonia nicht nur tiefe Einblicke in das Gehirn, sondern gibt auch einen sehr breiten Überblick über den aktuellen Stand der internationalen Forschung hierzu. Über die einzelnen Inhalte kann und möchte ich hier gar keine dezidierte Zusammenfassung geben, vielmehr möchte ich Ihnen ein paar sehr interessante Aussagen aus dem Buch präsentieren, die – für mein Empfinden – allesamt gut recherchiert und anschaulich argumentiert sind:

• „Bewegung führt zur Ausschüttung einer Star-Substanz, des Nervenwachstumsfaktors.“ (S. 122)
• Studien belegen, dass junge Erwachsene mit Adipositas (BMI > 30) einen Verlust von Neuronen im Hippocampus und im Kleinhirn erleiden, was sich sowohl auf das Gedächtnis als auch auf die Bewegungssteuerung negativ auswirkt (S. 113)
• „Zahlreiche Studien belegen die Wichtigkeit der Bewegung für die kognitive und emotionale Entwicklung junger Menschen.“ (S. 121) – darüber hinaus belegt die Literatur, dass Sport die Impulskontrolle bei Jugendlichen positiv beeinflussen kann (S. 125 / Stichwort: ADHS)
• Einer Publikation aus 2015 zufolge soll „Übergewicht im mittleren Alter (zwischen 40 und 50) den geistigen Verfall im späteren Leben“ beschleunigen (S. 166 / Stichwort: Alzheimer, vaskuläre Demenz)
• Eine Studie belegt, dass Rhesus-Affen, die lebenslang mit um 30% kalorienreduzierter Kost gefüttert wurden, länger lebten und mindestens um die Hälfte weniger an diversen Krebs-Arten und Herz-Kreislauf-Erkrankungen litten (S. 168)

Wie man schon an diesen beispielhaft ausgewählten Aussagen schnell sieht, ist die regelmäßige Bewegung von zentraler und nachhaltiger Bedeutung für unsere Gesundheit! Dank Dr. Manuela Macedonia versteht man nun auch als Laie, warum das so ist. Die vielen einfach dargestellten Illustrationen und die bereits gehighlighteten Schlüsselbegriffe erleichtern dabei das Verständnis enorm und helfen gleichzeitig, bestimmte Stellen schnell wieder aufzufinden. Hinzu kommt noch ein sehr umfangreiches Quellenverzeichnis im Anhang, wie man es von wissenschaftlichen Arbeiten gewohnt ist.

FAZIT:
Komplexe Vorgänge einfach und nachvollziehbar erklärt – ein sehr empfehlenswertes Sachbuch, das zum Nach- und Umdenken anregt

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 17.09.2018
Lambertus, Hendrik

Nicodemus Faust und das Haus der 100 Schlüssel


ausgezeichnet

Ein im wahrsten Sinne des Wortes phantastisches Abenteuer!

„Das war ein erstklassiger Geistervilla-Traum mit jeder Menge Effekten.“ (S. 73)

Unsere Meinung:
Während seine Eltern auf eine geheimnisvolle Expedition gehen, soll Nicodemus Faust die Ferien bei seinem Onkel Erasmus in der Villa Drosselbach verbringen. Die alte Villa ist vollgestopft mit alten Gegenständen, hat jede Menge merkwürdig verzierte Türen und im verwunschenen Garten glaubt Nicodemus, einen Leoparden gesehen zu haben. Schnell wird klar, dass dies ein Ort voller Geheimnisse ist, der auch manch eine Gefahr birgt…

Von Beginn an hat uns diese Abenteuer- und Fantasygeschichte voll und ganz in ihren Bann gezogen. Schon auf den ersten Seiten schafft Autor Hendrik Lambertus es, Spannung zu erzeugen und eine unglaublich tolle und geheimnisvolle Atmosphäre kreieren. Zusammen mit dem sympathischen Protagonisten Nicodemus erforschen wir die alte Villa und ihre Geheimnisse und stoßen dabei schnell auf wirklich unglaubliche Vorgänge und auch mystische Wesen. So entwickelt diese Geschichte einen Sog, dem sich weder mein Sohn (10) noch ich (ü40) wiedersetzen konnte – am liebsten hätten wir das Buch in einem einzigen Rutsch durchgelesen! Durch das gesamte Buch hinweg gibt es immer wieder fantastische Details zu entdecken, mystische Wesen kennenzulernen und die ein oder andere Überraschung zu erleben. Es ist wirklich eine ganz wunderbare und geheimnisvolle Welt, die Welt Hendrik Lambertus hier erschaffen hat. Neben der tollen Story und der unglaublich dichten Atmosphäre besticht dieses Buch auch durch seine wunderbaren Charaktere. Dabei hat uns insbesondere Mandragora vom Krähenhorst begeistert, die mit ihrem trockenen Humor und flotten Sprüchen für zusätzliche Unterhaltung gesorgt hat.

Last but not least möchte ich noch das wunderbare Artwork von Alexandra Helm erwähnen, die neben dem Cover alle Kapitel mit einem eigenen schwarz-weiß Titelbild versehen hat und die Atmosphäre der Geschichte ganz wunderbar eingefangen hat.

Vom „Lesegefühl“ hat mich dieses Buch ein wenig an den ersten „Harry Potter“-Band erinnert, so dass ich sehr hoffe, dass es noch einige Folgebände geben wird!

FAZIT:
Ein wunderbarer Abenteuer- & Fantasyroman, den wir nur allerwärmsten empfehlen können!

Bewertung vom 06.09.2018
Lambeck, Silke

Mein Freund Otto, das wilde Leben und ich


ausgezeichnet

Ein tolles, modernes Kinderbuch für Klein und Groß

„Ich schluckte eine Antwort runter und setzte mich. Was dazu führte, dass sie mir unangenehm im Hals hing.“ (S. 126)

Meine Meinung:
In diese Geschichte findet man wirklich ganz schnell hinein, denn sie ist wie aus dem Leben gegriffen und beginnt wunderbar „normal“. Die Schüler Matti und Otto, die allerbesten Freunde, sollen für Musik einen eigenen Rap schreiben und vortragen. Das passt eigentlich ganz prima, denn die beiden Jungs finden, dass ihr Schülerleben zwischen Yogakurs, Fechtstunden und Klavierunterricht ruhig ein bisschen „wilder“ sein dürfte. Sie könnten doch auch mal ein bisschen „Gangsta“ sein, so wie der erfolgreiche YouTube-Star „Bruda Berlin“. Aber worüber sollen sie bloß rappen? Da bietet sich doch gleich der motzige Kioskbesitzer und Kinderfeind Horst „Hotte“ Zimmermann an. Doch als sie Hotte und seinen leicht abgewetzten Kiosk mal genauer unter die Lupe nehmen wollen, stellen sie fest, dass hier etwas Böses droht und die Geschichte nimmt von da ab einen ganz unerwarteten Lauf…

Otto und Matti – ein wirklich wunderbares Duo, das man von Anfang an nur gern haben kann! Aus Kindersicht freut es sicherlich, dass die beiden mal ein bisschen rebellisch sein wollen (vielleicht sogar mal eine Yogastunde schwänzen?), aus Elternsicht freut es mich, dass die beiden sich dabei aber einig sind, dass sie mit dem „Rebellentum“ niemandem wirklich schaden wollen. So entspinnt sich eine moderne und spannende Geschichte, in deren Verlauf Autorin Silke Lambeck für ihre beiden Helden und auch die Leser die ein oder andere Überraschung bereithält. So macht es wirklich Spaß, Otto und Matti auf ihrem kleinen Großstadtabenteuer zu begleiten, mit ihnen mitzuzittern, mitzufiebern, mitzuleiden und mitzufreuen.

Das besondere an dieser Geschichte sind aber nicht „nur“ die gelungenen Charaktere und die unterhaltsame Story, sondern insbesondere auch die vielen ernsten Themen, die ganz „nebenbei“ und oft unterschwellig mitschwingen und diesem Kinderbuch eine gehörige Portion Tiefgang verleihen. Ganz konkret geht es hier u.a. um Klischees und Vorurteile, Freundschaft, Vertrauen und Mut. Daneben geht es auch noch um Gentrifizierung und das Recht auf Selbstbestimmung, gerade für Kinder. Es ist wunderbar zu lesen, wie Otto und Matti über sich hinauswachsen und für andere einstehen, und toll, wie sie Erwachsenen aufzeigen, dass Vorurteile meist nichts anderes sind als Vor-Urteile. Hier zeigen die „Kleinen“ den „Großen“ mal, wie man es richtig macht. Eine tolle Botschaft, gerade für die jüngeren Leser!

FAZIT:
Ein modernes Buch für mehr Mut, Zusammenhalt und Vertrauen - Und ein Buch gegen Vorurteile, Klischees und Fremdbestimmung. Einfach toll!

Bewertung vom 03.09.2018
Capus, Alex

Königskinder


ausgezeichnet

Eine kleine literarische Perle – gekonnt erzählt und in Szene gesetzt


Meine Meinung:
Auf einem Alpenpass, mitten im Schneegestöber, bleiben Max und Tina mit ihrem Auto liegen. Eine lange, einsame, kalte und dunkle Nacht im Auto steht ihnen beiden bevor und Max beginnt, Tina die Geschichte von Jakob Boschung und Marie-Francoise Magnin zu erzählen, die sich in diesem abgelegenen Teil der Alpen vor mehr als 200 Jahren genau so zugetragen haben soll…

Alex Capus versteht es wirklich, Geschichten zu erzählen! Seine Idee, eine Geschichte in einer Geschichte zu verpacken, ist zwar nicht neu, gefällt mir aber sehr gut und ist sehr gelungen umgesetzt. Seine Protagonisten mochte ich von Anfang. In der Gegenwart haben wir das Ehepaar Max und Tina, die sich in den großen Fragen des Lebens schon immer einig waren, bei den kleinen Dingen des Alltags aber meist in Diskussionen und kleine Streitereien verfallen. Ganz herrlich alltäglich ist beispielsweise ihre Disput darüber, wann man die Scheibenwischer anzustellen hat (und wann eben nicht). Doch auch wenn die beiden sich immer wieder kabbeln, merkt man doch im Verlauf der Geschichte, wie nah sie sich sind und wie liebevoll sie auch nach den vielen gemeinsamen Jahren noch immer miteinander umgehen können. Da sind diese kleinen Gesten, Berührungen und die Gabe, sich auch ohne Worte zu verstehen. Wunderbar.

In der Vergangenheit dreht sich diese Geschichte um den einsamen Kuhhirten Jakob, der schon früh seine ganze Familie verloren hat, und die selbstbewusste Marie-Francoise Magnin, die Tochter des reichsten Bauern im Tal. Capus erzählt die Geschichte ihres Lebens und verwebt sehr gekonnt historische Fakten und Persönlichkeiten mit seiner fiktiven Story und gibt dem Schicksal von Jakob und Marie somit einen realen Rahmen. Der Leser erfährt etwas von den Kinderschuhen der Luftfahrt, als die Gebrüder Mongolfier ihren ersten Ballon steigen lassen , von den erheblichen Umweltbelastungen durch den Ausbruch des Vulkans Laki oder auch von den dramatischen Vorwehen der französischen Revolution. Dabei zeichnet er Bilder der damaligen Zeit, die nichts mit der so weit verbreiteten verklärten Romantik zu tun haben. Das Schloss Versailles ist zu dieser Zeit eben nicht das strahlende Märchenschloss, sondern ein von Ruß geschwärztes, stellenweise verkommenes Bauwerk, umgeben von verwilderten Parkanlagen und bewohnt von einem Adel, der schon längst die Verbindung zur Realität verloren hat – und alle Sitten und den Anstand noch dazu.

Es ist eher eine Geschichte der leisen Töne, die Capus hier durch Max erzählt und ich mag Max´ Art zu erzählen und Tinas´ Art, mal kritisch, mal sehr interessiert nachzufragen. Das sorgt für Abwechslung und Unterhaltung. Capus verfügt dabei über einen unglaublich eingängigen, leichten und poetischen Schreibstil und einen ganz wunderbaren, meist unaufdringlichen Humor („Ich werde froh sein, wenn du eingeschlafen bist, dann kann ich besser erzählen.“ - S. 36). Darüber hinaus würzt Capus seine Geschichte immer wieder mit Worten, die mir neu sind und die ganz hervorragend zu dieser Geschichte passen und ihr einen eigenen Charakter verleihen, wie etwa „vergandete Äcker“, die „mesmerisierte Marie“ oder auch eine „neoalemannische Alpenhelvetik“ (S. 156).

Nur mit dem Ende der Geschichte war ich zuerst ein wenig unzufrieden, kam es für meinen Geschmack doch viel zu schnell, ja fast schon überstürzt daher. Man hätte beinahe das Gefühl haben können, Capus hätte die Lust am Schreiben verloren und seine Geschichte möglichst fix beenden wollen. Je länger ich aber darüber nachgedacht habe, desto besser hat das Ende der Geschichte um Jakob und Marie zum Ende der Geschichte von Max und Tina gepasst – denn ein ganz besonderer Zauber war verflogen.

Alles in allem aber ein Buch, das mich ganz wunderbar unterhalten hat!

FAZIT:
Ein ganz wunderbar erzähltes Kleinod der modernen Literatur.