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PMelittaM
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Köln

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Insgesamt 534 Bewertungen
Bewertung vom 31.01.2021
Schier, Petra

Die Rache des Lombarden / Aleydis de Bruinker Bd.3


ausgezeichnet

Köln, 1424: Erst werden Aleydis de Bruinkers Mündel mit Waffengewalt aus ihrem Haus geholt, dann treibt ein Rächer in Köln sein Unwesen, den Aleydis angeheuert zu haben scheint. Gut, dass wenigstens Gewaltrichter Vinzenz van Cleve an ihrer Seite steht, auch wenn sie ihn schon wieder verärgern muss …

Der dritte Band der Trilogie setzt fort, was die Vorgängerbände begannen, Aleydis hat nicht nur mit dem Erbe ihres Mannes zu kämpfen, sondern auch mit dessen Verwandtschaft, die nun sogar handgreiflich wird. Das zieht Verletzte und Tote nach sich und auf Aleydis legt sich einmal mehr ein Schatten. Auch privat tut sich so einiges bei ihr, ihrem Haushalt und ihren Verwandten und Freunden.

Ich empfehle, unbedingt zunächst die beiden Vorgängerbände zu lesen, denn die Ereignisse bauen aufeinander auf und es würde einem doch viel Wissen fehlen, würde man erst mit Band 3 einsteigen. Die Charaktere sind alle bereits bekannt, man weiß, wen man mag und wen nicht. Trotzdem ergeben sich natürlich einige Veränderungen.

Am Ende sind nicht alle Fragen geklärt, aber liest man Petra Schiers Nachwort, ist das beabsichtigt, mich als Leserin bringt es dazu, mich noch länger mit der Geschichte zu beschäftigen, und mir meine eigenen Gedanken zu machen – finde ich durchaus okay.

Nicht beabsichtigt ist es offenbar, die Reihe fortzusetzen, aber ich hoffe mal auf „Sag niemals nie“, denn Stoff würde die Autorin sicher finden und ich möchte schon wissen, wie es in der einen oder anderen Beziehung weitergeht. Andererseits, wenn man sieht, wie z. B. Adelinas Familie auch hier ihre, wenn auch kleinen, Auftritte bekommt, und man so ein bisschen darüber erfährt, wie es Ihnen ergangen ist, kann man sicher auch bei Aleydis und ihren Lieben darauf hoffen, sie in anderen Romanen der Autorin wiederzutreffen.

Die Geschichte ist einmal mehr spannend, und der Leser kommt gar nicht umhin, mitzurätseln, und sich seine eigenen Gedanken zu machen. Was mir gut gefällt, ist die der Zeit angepasste Sprache, in der erzählt wird. Außerdem mag ich es, dass nicht nur aus Aleydis Perspektive sondern auch aus Vinzenz‘ erzählt wird, und man so oft ineinandergreifende Geschehnisse aus verschiedenen Blickwinkeln erleben kann. So lernt man diese beiden Charaktere zusätzlich besser kennen.

Ich bin ein großer Fan der historischen Romane Petra Schiers, und auch hier hat sie mich wieder überzeugt – die Geschichte ist spannend, regt meine eigenen Gedanken an und bringt mich regelrecht in das Köln des 15. Jahrhunderts. Ich vergebe gerne volle Punktzahl und eine Leseempfehlung.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 23.01.2021
Falk, David

Die letzte Bastion / Athanor Bd.3


ausgezeichnet

In Dion hat nur ein Teil der Menschen überlebt, die Städte sind Ruinen, Nahrung für alle ist schwer zu beschaffen und die Gefahr ist noch immer nicht beseitigt, trotz der Vernichtung der Nekromanten gehen weiter Wiedergänger um, schlimmer noch, auch Geister. Athanor, nun der Kaysar, hält es für klug, über den Ozean in die alte Heimat zu flüchten, doch nicht alle Bewohner Dions unterstützen ihn. Ein Teil macht sich auf den Weg, doch schon die Überfahrt ist gefahrvoll und die Ankunft ein Schock. Denn auch jenseits des Ozeans gehen Wiedergänger um. Nicht alle sind zwar bösgesinnt, offenbar treiben viele immer noch die selben Ziele an, die sie vor dem Tod hatten, die Trollfrau Rotwange z. B. sorgt sich um ihr Kleinkind, jedoch erwachen auch extrem gefährliche Wesen erneut und diese aufzuhalten ist fast unmöglich. Oberstes Gebot muss jedoch sein, dem Verantwortlichen auf die Spur zu kommen – und das ist womöglich einer der Götter ...

Eigentlich sollte dieser Band die geplante Trilogie abschließen, das fertige Manuskript des Autors sprengte dann aber den vorgegebenen Rahmen, so dass der Verlag einen weiteren Band genehmigte. Das alleine spricht schon für die Qualität und wohl auch für den Erfolg der Romane. Ich bin froh, dass David Falk nicht auf Teufel komm raus kürzen musste und dem Leser womöglich interessante oder unterhaltsame Passagen entgangen wären, Längen hat der Roman meiner Meinung nach nämlich nicht.

Die Rückkehr auf die andere Seite des Ozeans ermöglicht ein Wiedersehen mit altbekannten Charakteren, allen voran Orkzahn, der Troll, dem Athanor einst das Leben rettete und den man über weite Teile des Romans hinweg begleitet. Auch er versucht, das Geheimnis der Wiedergänger zu lüften und landet schließlich in den Elfenlanden, wo weitere bekannte Charaktere, wie die Harpyie Chria oder Mahalea, die Kommandantin der Grenzwache, warten. Die Charaktere sind dem Autor, wie bereits gewohnt, gut gelungen, die meisten werden, da aus den Vorgängerbänden bereits bekannt, nicht neu eingeführt, der Autor setzt voraus, dass der Lesende sie kennt. Typisch für David Falks Charaktere ist, dass sie (fast alle) nicht nur gut oder böse sind, sie zweifeln und sind mit sich und ihrer Umwelt nicht immer im Reinen; nicht nur Athanor hat mehr als einen dunklen Fleck vorzuweisen. Womöglich gerade deshalb wachsen sie dem Leser besonders ans Herz.

Ich bin jemand, der gut auf Kampfszenen verzichten kann, David Falk gelingt es aber immer wieder, mich damit zu fesseln, solche Szenen nehmen nicht überhand und alle, aber besonders die Luftkämpfe, sind gut choreographiert und sehr spannend beschrieben.

David Falk hat eine lebendig wirkende Welt erschaffen, in der der Leser sich mittlerweile schon ganz gut auskennt, in der es aber immer wieder auch Neues zu entdecken gibt. Das Ende des Romans ist dieses Mal weniger abgeschlossen als bei den ersten beiden Bänden, der Break findet aber an einem gut gewählten Punkt statt, der nicht nur den Charakteren sondern auch dem Leser eine Atempause gönnt. So wird man ohne bösen Cliffhanger entlassen. Gespannt auf den Abschlussband ist man dennoch.

Die Neuauflage des Atlantis-Verlages ist dieses Mal besonders ansprechend gelungen. Nicht nur, dass Timo Kümmel wieder den grafischen Teil übernommen hat, auch ein Lesebändchen schmückt erneut den Band, und es gibt dieses Mal besonders lesenswerte Boni: Neben Personenverzeichnis und Lexikon eine spannende Kurzgeschichte, die erstmals 2018 in einer Anthologie erschien, und ein Erlebnis Athanors vor den Ereignissen der Reihe erzählt, sowie ein interessantes Interview mit David Falk von 2015.

Auch der 3. Band überzeugt wieder, natürlich auch in der Neuauflage, die ganz besondere Boni bereithält. Ich empfehle, die Bände unbedingt in der richtigen Reihenfolge zu lesen, denn sie erzählen eine durchgehende Geschichte. Zu empfehlen sind sie jedem High-Fantasy-Fan.

Bewertung vom 16.01.2021
Falk, David

Der letzte König / Athanor Bd.2


ausgezeichnet

Ein unglaublicher Mord bringt Athanor dazu, eine erneute Reise anzutreten, um den Täter zur Rechenschaft zu ziehen. Sein Weg führt ihn über das Meer, das viele Gefahren birgt. Auf der anderen Seite des Ozeans erwarten ihn eine große Überraschung und weitere Abenteuer.

Im zweiten Teil der Reihe um Athanor findet man diesen dort wieder, wo man ihn im letzten Band verlassen hat: Im Elfenreich, wo er zusammen mit seinem Freund, dem Zwerg Vindur bemüht ist, die Voreingenommenheit der Elfen gegenüber Menschen und Zwergen zu überwinden. Doch nicht lange und er macht sich mit Vindur auf, einen Mörder zu jagen. Mich hat es zunächst überrascht, dass die Geschichte nicht an den bekannten Schauplätzen spielt, jedoch hat mich der Settingwechsel schnell überzeugen können. Schon die Fahrt über den Ozean ist grandios erzählt, so bildhaft, dass man meint, dabei zu sein.

Der Roman ist von Anfang bis Ende spannend, inklusive aller Kampfszenen. Sehr oft lese ich über Kampfszenen einfach hinweg, da sie mich meist langweilen, ganz anders hier, wo ich mitgefiebert habe und jede einzelne Szene gut fand. Besonders gegen Ende gibt es einen wunderbar choreographierten Kampf, von dem ich schon befürchtete, dass David Falk uns mit einem Cliffhanger sitzen lässt. Gut, dass das nicht so ist, auch dieser Teil ist wieder in sich abgeschlossen, bietet aber eine Menge Möglichkeiten für die Fortsetzung (auf die ich schon wieder sehr gespannt bin). Das Ende ist übrigens gut gelungen und bietet einen überzeugenden Abschluss des Romans.

Auch die Charaktere, bis in die Nebenfiguren, sind durchweg gut gezeichnet, auch sie kann man direkt vor sich sehen, ihre Emotionen werden greifbar, ihre Handlungen sind, wenn auch nicht immer verständlich, nachvollziehbar dargestellt. Zum besseren Verständnis der Charaktere (sowie zum Spannungsaufbau) tragen Perspektivewechsel bei.

Sehr gut gefällt mir der Humor, der immer wieder hervorblitzt, dieser wechselt sich mit tragischen Szenen ab, der Autor hat ein gutes Händchen dafür, beide im richtigen Verhältnis einzusetzen, David Falk beherrscht die Kunst des Erzählens einfach unglaublich gut.

Auch dieser Band ist nun in der Neuauflage des Atlantis Verlags erschienen, als hochwertiges Hardcover mit Lesebändchen und in erweiterter Fassung, im Anhang findet man neben einem Personenverzeichnis ein nützliches Glossar. Der von mir sehr geschätzte Timo Kümmel hat wieder die schön gelungene grafische Gestaltung beigesteuert, inkl. einer sehr nützlichen Karte. Auch der zweite Band der Reihe ist so noch schöner und runder geworden.

Was soll ich sagen: Mit diesem Band hat sich der Autor endgültig in die Riege meiner Lieblingsautoren eingereiht. Wer spannende und gut durchdachte Fantasy mag, sollte hier zugreifen. Man könnte den Band wohl auch ohne den Vorgänger lesen, sollte das aber nicht tun, sondern die Reihe schön der Reihe nach lesen. Absolute Leseempfehlung!

Bewertung vom 14.12.2020
Holden, Wendy

Teatime mit Lilibet


ausgezeichnet

Marion Crawford studiert an einem Lehrerkolleg und möchte später einmal den Kindern in den Slums bessere Lebensaussichten ermöglichen. Doch dann landet sie 1932 am anderen Ende der Skala und wird Gouvernante der Prinzessinnen Elisabeth und Magaret.

Als ich vor etwas zehn Jahren „The uncommon reader“ las, kam mir die englische Queen das erste Mal näher, mittlerweile habe ich weiteres gelesen und auch einige Filme und Serien gesehen, die sich mit dem britischen Königshaus beschäftigen, zuletzt natürlich „The Crown“. Überhaupt bin ich schon lange an der Geschichte der britischen Insel interessiert. „Teatime mit Lilibet“ hat mich daher natürlich gleich neugierig gemacht.

Die Autorin baute diesen Roman u. a. auf den Memoiren Marion Crawfords auf, hat aber natürlich auch anderes zur Recherche herangezogen (mehr dazu kann man im lesenswerten Nachwort erfahren). Der Roman scheint mir dennoch subjektiv geprägt, was aber natürlich passend ist, denn immerhin wird hier ganz aus Marions Sicht erzählt, es ist ein privater Einblick hinter die Kulissen der Royals. Gleichzeitig wird über einen Zeitraum von 16 Jahren erzählt, in dem auch (welt)politisch viel passiert ist. So fallen die Abdankung Eduard VIII und das Nachrücken seines Bruder als König und damit Elisabeths als Nachfolgerin und der 2. Weltkrieg in diese Zeit.

Als Marion Crawford ihre Stelle antritt, ist Elisabeth, die von der Familie Lilibet genannt wird, 6 Jahre alt. Marion möchte sie aus ihrem Elfenbeinpalast herausholen und ihr die „echte“ Welt zeigen, was ihr nur teilweise gelingt. Auch Margaret unterrichtet sie, diese Prinzessin ist aber weitaus schwerer zu handeln als ihre ernstere Schwester und zudem oft voller Neid. Auch andere Familienmitglieder und verschiedene Personen bei Hofe spielen hier eine Rolle und sind nachvollziehbar gezeichnet. Wenn man schon einiges über die damalige Situation und die angesprochenen Menschen weiß, ist das ein Vorteil, aber man kann natürlich auch parallel ein bisschen googeln und sich weiter informieren.

Marion schenkt dem Königshaus einen großen Teil ihres Lebens, gedankt wird ihr das aber nur bedingt. Am Ende sitzt sie in ihrem Haus in Schottland und hofft, dass die Queen und ihre Schwester sie auf dem Weg nach Balmoral besuchen, so startet der Roman, der Rest wird dann als Rückblick erzählt. Ich finde das gelungen, denn zum einen ist man gespannt, ob die Queen nun vorbeischauen wird, denn in den vergangenen Jahren hat sie das nicht, und zum anderen ahnt man hier schon die Einsamkeit der alten Marion.

Erzählt wird sehr eingängig, und die Charaktere kommen dem Leser nahe, gleichzeitig erfährt man viel Interessantes über das Leben hinter den Kulissen des Hofes, die Menschen, die dort eine Rolle spielen und über die erzählte Zeit.

Ich habe diesen Roman sehr gerne gelesen, wie gesagt, er erscheint mir sehr subjektiv, aber auch eine gute Ergänzung zu all dem anderen, aus dem ich schon Wissen über die Royals geschöpft habe (nicht zuletzt eigenes Erleben). Wie schon erwähnt, scheint es mir günstig, schon ein wenig Hintergrundwissen zu haben. Ich empfehle diesen Roman gerne weiter und vergebe 4,5 Sterne, die ich aufrunde, wo nötig.

Bewertung vom 28.07.2020
Petrasch, Verena

Der Händler der Töne


ausgezeichnet

Noé hat jung seine Eltern verloren und wurde dann im Dorf hin und her gereicht. Als er die Möglichkeit hat, dieses zu verlassen, ist er sehr froh, auch wenn er seine Freundin Minu zurücklassen muss – doch das ist hoffentlich nicht für lange. Mit dem Händer der Töne reist er nun durch die Welt.

Verena Petrasch hat ganz schnell mit ihrer Phantasie bei mir gepunktet, die Welt, die sie erschaffen hat, die Wesen darin, die Töne – das ist unglaublich beeindruckend, und hat mich stellenweise sogar an Michael Ende erinnert. Eine Welt, in der sich alles um Töne dreht, und alles einen eigenen Klang hat – die Autorin findet dabei einen Erzählstil der das alles fassbar macht, die verschiedenen Töne, man kann sie regelrecht hören, dazu sind sie noch sehr individuell benannt, herrlich. Manchmal jedoch muss etwas viel erklärt werden, was die Story aufhält. Und auch zwischendurch gibt es hin und wieder langatmigere Szenen, aber ein Kinderbuch braucht auch keine durchgehende nervenzerfetzende Spannung.

Die Story ist nicht nur phantasievoll, sondern auch teilweise recht düster, da geht es um Schmerzen und Verlust; die Klangpiraten sind sehr böse und relativ brutal – aber hier kommt es auch zu spannenden Szenen. Aber auch Freundschaft, Mut und Trost sind Themen – und Humor spielt ebenso seine Rolle.

Die Charaktere haben mir gut gefallen, allen voran Noé, der gute Identifikationsmöglichkeiten bietet. Der ein oder andere Charakter bringt auch Humor ins Spiel, wie Nagaina und ihre besonderen Tiere oder der Tonillusionist Igor Nowitzki, dem nicht alles so gelingt wie geplant. Besonders gut gefallen hat mir Farouk, der Perltonäugling, der mehr ist als nur ein Reittier (man kann ihn auch auf dem Cover bewundern).

Verena Petrasch hat sehr phantasievoll eine interessante Welt, die sich um Klänge und Töne dreht, erschaffen und zieht den Leser mittenhinein. Der Roman ist gut geeignet für Kinder ab 10 Jahre, die schon ein bisschen Erfahrung mit Fantasy haben und nicht allzu sensibel sind, kann aber auch Ältere verzaubern – ich vergebe 4,5 Sterne (aufgerundet, wo nötig).

Bewertung vom 13.07.2020
Ahnhem, Stefan

Die Rückkehr des Würfelmörders / Fabian Risk Bd.5 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Der Würfelmörder, er überlässt Auswahl von Opfer, Tatwaffe und Tatort Würfeln, treibt noch immer sein Unwesen, die Ermittler um Fabian Risk haben noch nicht einmal erkannt, dass die sehr unterschiedlichen Morde einem einzigen Täter zuzurechnen sind. Doch dann gibt es einen Durchbruch und endlich ist man ihm auf der Spur.

Immer mehr auf der Spur ist Fabian Risk auch noch jemand anderem: Einem seiner Kollegen, den er mehrerer Morde schuldig hält. Doch der ist sehr gewieft und schwer zu überführen. Neben all dem muss sich Fabian auch noch Sorgen um seine Familie machen.

In Dänemark ist Dunja Hougaard weiterhin auf der Flucht vor ihrem ehemaligen Chef Kim Sleizner, und er scheint ihr immer näher zu kommen.

Wie ich bereits in der Rezension zum vierten Band der Reihe geschrieben habe, werden die Romane immer komplexer, wobei hier zumindest kein neuer Fall dazukommt, es gibt sowieso schon genug Baustellen. Ob alle davon in diesem fünften Band beendet werden, verrate ich natürlich nicht.

Nach wie vor bin ich der Meinung, dass man die Vorgängerbände kennen sollte, bevor man diesen Band liest, es wird hier stark Bezug auf diese genommen und ohne sie zu kennen, wird es schwer fallen, diesen Band in Gänze zu verstehen, und eher frustrierende als unterhaltsame Lesestunden erzeugen. Es reicht meiner Meinung nach auch nicht nur den vierten Band zu kennen, da auch dort schon frühere Bände stark verknüpft sind, weswegen ich es kritisch sehe, dass die beiden Würfelmörder-Bände als Dilogie vermarktet werden.

Erzählt wird wieder in vielen kurzen Kapiteln und häufigen Perspektivewechseln, immer wieder gibt es dadurch kleine Cliffhanger, die Spannung wird so durchgehend hoch gehalten. Dass der Leser bzgl. des Würfelmörders mehr weiß als die Ermittler, ist dabei kein Hindernis, im Gegenteil, der Spannung tut das gut – der Roman ist ein Pageturner

Über die Charaktere habe ich bereits in früheren Bände geschrieben. In diesem steht neben Fabian und Irene vor allem Kim Sleizner im Mittelpunkt, der mir immer mehr als vollkommen überzeichnet erscheint, und ich mich wieder und wieder frage, wie es so jemand zum Chef der Kopenhagener Mordkommission bringen konnte – und dann denke ich mir, dass das womöglich gar nicht so unwahrscheinlich ist, es gibt leider ähnliche Typen, die es im wahren Leben sogar noch viel weiter gebracht haben.

Im Gegensatz zum letzen Band wird es in diesem tatsächlich mindestens eine Auflösung geben. Der Showdown ist heftig, und stellenweise habe ich mich gefragt, ob es überhaupt weitere Bände geben wird – ich hoffe es!

Auch der fünfte Band der Reihe konnte mich wieder komplett überzeugen, und entwickelte sich schnell zum Pageturner. Man sollte die Vorgängerbände unbedingt vorher gelesen haben – ich empfehle die ganze Reihe und vergebe volle Punktzahl.

Bewertung vom 12.07.2020
Falk, David

Der letzte Krieger / Athanor Bd.1


ausgezeichnet

Weil unweit seines Lagerplatzes eine Horde Orks einen Troll foltern, kann Athanor nicht schlafen und muss sich der Sache annehmen. Dass er dabei einige Elfen trifft und durch sie in ein gefährliches Abenteuer verwickelt wird, konnte er vorher nicht ahnen, er hätte sich sonst wohl lieber einen anderen Schlafplatz gesucht …

Doch dazu ist es zu spät, zum Glück des Lesers, dem sonst ein wirklich gelungenes Romandebüt entgangen wäre. David Falk entführt uns in eine Welt die mir richtig gut gefällt, sie wird bevölkert von bekannten Fantasie-Völkern wie Elfen, Zwergen, Trollen, die zwar mit typischen Merkmalen dieser Völker aufwarten, der Autor hat ihnen aber jeweils eine eigene Geschichte gegeben. Diese Hintergründe fließen in den Roman mit ein und machen die Welt und ihre Einwohner lebendig. Aber auch ein paar nicht ganz so bekannte Völker treffen wir hier wie z. B. die Harpyien oder die Greife – und auch diese fügen sich wunderbar ins Gesamtbild ein und auch sie erhalten ihren eigenen Hintergrund.

Auch bei den Charakteren findet sich diese Mischung wieder, zum einen wird zwar das eine oder andere Klischee bedient, zum anderen haben die meisten Charaktere eine jeweils eigene Biografie, die in der Regel im Laufe des Romans enthüllt wird und die ihr Handeln und Denken erklärt. Die Charaktere sind gut ausgearbeitet, bieten Identifikationsmöglichkeiten oder laden auch dazu ein, sie nicht zu mögen. Neben Athanor, dem Protagonisten, gefallen mir besonders gut der Troll Orkzahn und die Harpyie Chria, da beide in die sonst eher düstere Handlung, Humor bringen. Aber auch sonst gibt es immer wieder Momente voller feinem Humor (z. B. wenn Athanor in der o. g. Situation denkt, dass, solle er dabei, die Orks auszuschalten, sterben, er wenigstens für den Rest der Nacht Ruhe hätte).

Der Autor erzählt spannend und mit viel Atmosphäre. Schon der erste Satz zieht einen direkt in die Geschichte. David Falk hat einen sehr bildhaften Stil, welcher sich nicht nur bei der Beschreibung der Umwelt zeigt. Man hat das Gefühl, im Berg bei den Zwergen zu sein, durch die Ruinenstädte der Menschen zu streifen oder auch mitten im Elfenland zu stehen; ebenso werden die einzelnen Wesen vor dem inneren Auge lebendig. Erzählt wird in relativ kurzen Kapitel und mit einigen Perspektivewechseln, wodurch die Geschichte dynamischer und noch spannender wird. Die Kampfszenen sind gut choreographiert und haben sogar mir, die ich sonst gerne mal über solche Szenen hinweglese, sehr gut gefallen. Die Geschichte ist logisch aufgebaut und in sich abgeschlossen, das Ende passend.

David Falk hat es geschafft, mich mit seinem Debüt zu überzeugen, mehr noch, er hat sich mittlerweile zu einem meiner Lieblingsautoren entwickelt. Die Athanor-Geschichte brachte es schließlich zu vier Teilen, die mir alle sehr gut gefallen haben.

Nun werden die Bände nach und nach vom Atlantis Verlag neu aufgelegt, als hochwertiges Hardcover mit Lesebändchen und in erweiterter Fassung, im Anhang findet sich neben einem Personenverzeichnis und einem Glossar ein Werkstattbericht. Der von mir ebenfalls sehr geschätzte Timo Kümmel hat die schön gelungene grafische Gestaltung beigesteuert, inkl. sehr nützlicher Karte. Eines meiner Lieblingsbücher ist so noch schöner und runder geworden.

„Der letzte Krieger“ hat durch die Neuauflage noch gewonnen, das Gesamtpaket stimmt und hätte eigentlich mehr als 5 Sterne verdient, Inhalt, grafische Gestaltung und Ausstattung sind perfekt. Ich kann diesen sehr gelungenen High Fantasy Roman uneingeschränkt empfehlen und wünsche der Neuauflage viele Leser.

Bewertung vom 03.05.2020
Amerein, R. M.

Akkretion


ausgezeichnet

Die Menschheit hat ihren Planet zugrundegerichtet und muss sich neuen Lebensraum suchen. Fünf Archen starten ins All, einen neuen, vorab gefundenen, passenden Planeten zu besiedeln. Als allerdings die ersten Menschen auf der Longevity aus dem Kälteschlaf erwachen, stellen sie entsetzt fest, dass sie nicht dort sind, wo sie sein sollen. Wie konnte das passieren? Und können die Menschen an Bord auch da überleben, wo sie gelandet sind? Zunächst sieht es so aus, als wäre ein Überleben möglich, doch dann kommt es zu einer unangenehmen Entdeckung.

Bereits das wunderschöne Cover von Marie Graßhoff lädt dazu ein, den Roman in die Hand zu nehmen – ein Eyecatcher, der zudem wunderbar, auch farblich, zum Inhalt des Romans passt, da haben Autorin und Grafikerin ein gutes Händchen gehabt.

Auch sonst ist der Roman wirklich gut gelungen, vor allem, wenn man bedenkt, dass es das Debüt der Autorin ist. Er lässt sich wunderbar lesen und bietet Kopfkino par excellence, so dass man schnell glaubt, sich mit den Protagonisten auf der Arche oder dem Planeten Sirona zu befinden. Die wissenschaftlichen Hintergründe hat die Autorin gut recherchiert und so in den Roman eingebracht, dass der Leser nicht davon überfordert wird. Spannung ist von Anfang an da und lässt im Laufe der Geschichte kaum nach. Immer wieder gibt es überraschende Wendungen, mit denen man so nicht gerechnet hätte, und man kann sich auch nicht darauf verlassen, dass alle Charaktere überleben.

Apropos Charaktere: Auch diese sind gut gelungen. Protagonisten sind drei Angehörige der Familie Brewster, Jaron, Astrophysiker, der als einer der ersten geweckt wird, als die Arche im falschen Sonnensystem ankommt, Noah, sein Sohn, der als Baby die Erde verlässt und sich auf dem Planeten Sirona ansiedelt, Juna, Noahs Tochter, die auf Sirona geboren wird, aber später auch auf der Arche lebt. Die Geschichte anhand dieser drei Charaktere zu erzählen, ist eine gelungene Strategie der Autorin, so erlebt man das Geschehen aus verschiedenen Perspektiven und verschiedenen Erfahrungen. Neben diesen Drei gibt es noch eine ganze Reihe weiterer Charaktere, die den Roman bereichern, aber nicht so viele, dass man den Überblick verlieren könnte.

Sehr gut hat mir auch die über die Geschichte hinausgehende Aufmachung des Romans gefallen. So werden einzelne Szenen grafisch abgetrennt, die Grafiken sind hübsch und vermitteln dem Leser direkt, wo er sich gerade befindet. Interessant ist der Anhang, neben einem Lexikon, das die wissenschaftlichen Hintergründe ebenso wie die Notwendigkeiten, die sich durch das Leben auf Sirona und der Arche ergeben, vertiefend darstellt, habe ich auch das Nachwort gerne gelesen.

Alles in allem hat mir dieser Roman sehr gut gefallen. Die Autorin legt, neben der interessanten und gut recherchierten SF-Geschichte, viel Wert auf ihre Charaktere, so dass der Roman auch für jene interessant sein kann, die einmal ins SF-Genre schnuppern wollen, aber auch SF-Fans nicht langweilen wird. Ich vergebe gerne volle Punktzahl und eine uneingeschränkte Leseempfehlung.

Bewertung vom 28.01.2020
Pötzsch, Oliver

Der Lehrmeister / Die Geschichte des Johann Georg Faustus Bd.2


sehr gut

Nicht nur Goethe, auch Pötzsch hat seinem Faust einen zweiten Teil gegönnt: Nach den Ereignissen im Vorgängerband haben Faust, sein Adlatus Karl Wagner und seine Tochter Greta einige Jahre lang ein recht unbeschwertes Leben. Sie ziehen als Schausteller durchs Land. bis der Bamberger Fürstbischof 1518 Faust einlädt ihm ein Horoskop zu stellen, und sie in die Fänge Viktor von Lahnsteins, eines Abgesandten Papst Leos, geraten.

Nur durch einen Trick können die Drei fliehen. Faust ist sich sicher, dass sein alter Feind Tonio del Moravia wieder hinter ihm her ist, jetzt scheint ihm auch noch der Papst ein Geheimnis entlocken zu wollen. Dazu kommt noch eine unangenehme Krankheit, an der Faust seit kurzem leidet, und die immer schlimmer wird.

Auch in diesem Band wird die Geschichte in 5 Akte aufgeteilt, ganz wie ein klassisches Drama. In einem Prolog lernt der Leser Papst Leo kennen und hassen, anders kann ich das nicht sagen, seine Darstellung hier ist aber sicher in vielem realistisch. Nicht nur im Prolog tritt er auf, man trifft ihn auch später wieder und er hat einen nicht wesentlichen Anteil an der Geschichte.

Neben Leo trifft der Leser zusammen mit Faust noch eine ganze Reihe historischer Persönlichkeiten, wie etwas den französischen König Franz I und Leonardo da Vinci. Da Vincis letzte Lebenszeit ist angelaufen, doch auch er hat einen wesentlichen Anteil, und es ist einfach schön, ihn zu treffen. Daneben haben auch historische Ereignisse ihren Anteil am Erzählten, wie etwa die deutsche Kaiserwahl oder Martin Luthers beginnende Reformation. Fausts Geschichte ist auch hier wieder gut eingebettet in den historischen Hintergrund, immerhin ist auch Faust selbst eine belegte historische Person.

Viele Charaktere kreuzen den Weg der Drei und verlassen ihn wieder, viele interessante Persönlichkeiten sind dabei, und mancher, aber nicht jeder, ist ebenfalls historisch belegt, es lohnt sich also, den einen oder anderen zu googeln. Besonders gut gefallen hat mir z. B. John Reed, den der Autor interessant gezeichnet hat und der die Protagonisten auf mancherlei Weise bereichert.

Die drei Protagonisten kennt man bereits aus dem ersten Band, wobei Greta jetzt eine größere Rolle einnimmt. Dass Faust ihr Vater ist, weiß sie zunächst nicht. Gretas Rolle empfinde ich hier als sehr ambivalent und manchmal möchte ich sie schütteln. Sicher, ihr widerfährt Schlimmes, und Fausts Anteil ist erheblich, und dennoch kann ich nicht ihr ganzes Handeln verstehen. Aber auch die beiden männlichen Protagonisten sind zwiespältige Charaktere, mit Geheimnissen und Problemen, die ihr Handeln nicht immer positiv beeinflussen. Das macht sie aber auch interessant.

Auch in diesem Band gibt es einen Zeitsprung. Man verlässt die Protagonisten als sie alle drei an einem Tiefpunkt stehen, und trifft sie erst zwei Jahre später wieder. Dieser Zeitsprung ist wahrlich notwendig, was in der Zwischenzeit geschah, erfährt der Leser kurz und knapp, mehr muss man dazu auch nicht wissen. Von nun an läuft alles auf den Showdown zu.

Der Roman ist spannend, keine Frage, aber er hat auch seine Längen. Man erlebt mit Faust sehr viel, lernt viele Menschen kennen, reist, sieht viele Städte, aber manchmal hätte eine kleine Kürzung, eine etwas komprimiertere Erzählung gut getan. Dennoch unterhält der Roman von vorne bis hinten gut, zumal Oliver Pötzsch sehr bildhaft schreibt. Der Showdown bringt die Geschichte zu einem perfekten Ende, in einem Epilog erfährt man noch ein bisschen vom Danach.

Als Bonusmaterial gibt es auch in diesem Band Karten, ein interessantes Nachwort, einen Reiseführer auf Fausts Spuren und „Faust für Klugschwätzer“, bei letzterem kann man vergleichen, wie viele Faust-Zitate man im Roman entdeckt hat.

Auch der zweite Faust-Band ist gelungen, hat mich gefesselt, und bringt die Geschichte einem zufriedenstellenden Ende. Da auch dieser Band wieder Längen hat, vergebe ich auch hier „nur“ 4 Sterne, aber auch eine Leseempfehlung für Fans historischer