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Elaine
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Horn-Bad Meinberg

Bewertungen

Insgesamt 856 Bewertungen
Bewertung vom 09.10.2021
Lindemann, Clara

Der schwarze Winter


ausgezeichnet

Nie wieder

Wer die Vergangenheit verstehen will muss denen zuhören, die sie erlebt haben oder aber Bücher über Menschen in dieser Zeit lesen. Bücher wie das hier vorliegende von Clara Lindemann, das die Erlebnisse zweier Frauen im Hungerwinter 1946/1947 in Hamburg erzählt. Als Leser_innen lernen wir die beiden Schwestern Silke und Rosemarie kennen, die sich auf der Flucht nach Hamburg durchschlagen und versuchen auf legalen und illegale Wegen zu überleben. Dabei geraten beide in Intrigen und Fehden hinein, schenken andere durch ihre Tätigkeiten Freude und Zuversicht und finden eine neue Liebe. Wird diese halten können?
Der Schreibstil der Autorin Clara Lindemann ist von der ersten Seite an spannend und berührend und geht richtig unter die Haut. Eigene scheinbare wichtige Probleme geraten beim Lesen über Hungersnot, Zwangsprostitution, erlittene Traumata und Reaktivierung der alten faschistischen Garde schnell in den Hintergrund. Lasst uns alle dafür sorgen, das so eine Zeit auf keinen Fall wieder kommt.

Bewertung vom 09.10.2021
Heitz, Markus

Die Rückkehr der Zwerge 1 / Die Zwerge Bd.6


sehr gut

Fantasy pur

Mit "Der Rückkehr der Zwerge" liegt die lang erwartete Fortsetzung der Fantasy Reihe über die Zwerge und ihre Abenteuer vor. Der Autor Markus Heitz ist für spannende Fantasy Abenteuer bekannt, so dass ich voller Vorfreude mit dem Lesen begann.Und ich wurde definitiv nicht enttäuscht.
Inhaltlich geht es um den Zwerg Goïmron, der sich auf die Suche nach einen über tausend Jahre alten Helden der Zwerge macht: Tungdil Goldhand. Auf diesen Weg muss er viele Abenteuer bestehen und stößt Ereignisse an, die in Kriege zwischen Zwergen, Menschen, Drachen und Albae münden.
Die Geschichte wird vom Autor Markus Haitz sehr spannend erzählt und lebt auch von Perspektivwechseln, indem verschiedenste Geschichtsfäden erst mit der Zeit zu einander geführt werden. Ob es nun um eine Puppenspielerin, die Botin der Drachin oder einen Erfinder geht: Die Charaktere werden vor den Augen der Leser_innen schnell lebendig und trotz aller Dramatik gibt es viele Prisen Humor zwischendurch. Ich bin jetzt schon auf die Fortsetzung gespannt.

Bewertung vom 03.10.2021
Revedin, Jana

Flucht nach Patagonien


sehr gut

Eine besondere Reise

Wer sich mit der europäischen Kultur- und Kunstszene der 1930er Jahre beschäftigt, wird an der Chilenin Eugenia Errázuriz nicht vorbei kommen, die sich im Umfeld Coco Chanels, Pablo Picassos oder auch Igor Strawinskis bewegte. Diese Welt war aber durch den aufkommenden Faschismus stark bedroht, so dass eine Flucht oft notwendig war. Über genau eine solche berichtet das hier vorliegede Buch von Jana Revedin, indem die Autorin im Rahmen eines Romanes beschreibt, wie Eugenia Errázuriz und Jean - Michel Frank per Schiff 1937 nach Chile reisen. Dabei steht aber nicht so sehr die Beschreibung der jeweils aktuellen Geschehnisse, sondern eher der Rückblick in die Vergangenheit und Sinnfragen im Vordergrund.
Der Autorin gelingt es auf besondere Art und Weise den Leser_innen ein Gefühl für die damalige Zeit zu ermöglichen. Es fällt leicht sich auf die Charaktere und Geschehnisse einzulassen und dabei viel über die damalige Zeit und die vorherrschende Stimmung zu lernen.
Wer sich für diese Zeit interessiert, ist bei diesem Roman definitiv richtig.

Bewertung vom 01.10.2021
Randau, Tessa

Die Berge, der Nebel, die Liebe und ich


ausgezeichnet

Ich und das andere

Psychologische Sachbücher zu lesen kann manchmal recht eintönig sein und es besteht die Gefahr, das der Praxisbezug nicht hoch genug ist. Wie wäre es denn dann, bestimmte psychologische Erkenntnisse in einer kleinen Geschichte zu verpacken?
Genau diesen Weg hat Tessa Randau, die Autorin dieses Buches, eingeschlagen, indem sie den Leser_innen die Geschichte eines Paares erzählt, das in den Bergen gemeinsam Urlaub macht, sich aber schon stark auseinandergelebt hat.
Während der Mann Radfahren geht, wandert die Frau durch die Berge, findet einen uralten Steinkreis und begegnet dort dann einen alten Mann, mit dem sie über ihre Beziehung spricht. Es wird im Laufe des Buches deutlich, woran es in der Beziehung hapert und was getan werden müsste, damit sich etwas ändert.
Das Buch ist einfühlsam und klar verständlich, so dass mensch einmal der Geschichte folgen, dann aber zweitens auch kritisch reflektieren kann, wie es denn in den eigenen Beziehungen aussieht.
Lasst euch auf dieses Abenteuer ein, es lohnt sich.

Bewertung vom 28.09.2021
Fernandez, Thomas

Das Lied der Alemannen (eBook, ePUB)


sehr gut

Der Kampf germanischer Stämme unter Widukind gegen der Zwangschristianisierung durch Karl den Großen ist als Thema sicherlich einigen noch ansatzmäßig bekannt. Wie ging es denn aber den "einfachen" Menschen, die den Terror dieser Religion des so genannten "Heilands" ausgeliefert waren und um ihre Kultur, Werte und religiösen Vorstellungen kämpfen mussten? Antworten darauf will das hier vorliegende Buch von Thomas Fernandez liefern, in dem die Leser_innen den Lebensweg des Bauern Folkmar nachvollziehen können, der für sich, seine Familie, sein Volk und seine Kultur aufsteht.
Sehr lebendig schildert der Autor die Verbrechen der Franken und der Vertreter des Christentums und zeigt auf, mit welchen massiven Gewaltexzessen versucht wurde den neuen Glauben zu etablieren.
Als Leser_in ist mensch direkt dabei und fiebert auf jeden Fall mit. Die Geschichte und die Charaktere sind spannend und lebendig gestaltet, so dass es leicht fällt.sich dem Gang der Ereignisse anzuvertrauen. Und es bleibt als Erkenntnis zurück: Wer Gewalt braucht, um einen Glauben durchzusetzen hat schon verloren.

Bewertung vom 28.09.2021
Minor, Caroline Albertine

Der Panzer des Hummers


gut

Es bleibt ein Fragezeichen zurück

Es gibt so Bücher, die beim Lesen streckenweise ganz interessant zu sein scheinen, bei denen mensch am Ende aber nicht unbedingt viel damit anzufangen weiß. Eines dieser Bücher liegt mit diesem Werk vor.
Inhaltlich geht es darum, das die Leser_innen einen Einblick in das Leben verstorbener und lebender Personen bekommen und nach und nach die Verknüpfungen zwischen den verschiedenen Charakteren deutlich werden. Ob nun der ruhelose Bruder, der von Ort zu Ort reist und kein festes Zuhause hat. Dann die Tochter, die sich auf die Suche nach ihrem unbekannten Vater hat. Oder das Medium, das sich neben der Aufgabe des Vermittelns zwischen den Welten auch privaten Herausforderungen stellt.
Entwicklung und Tod sind so zentrale Merkmale dieses Buches.
Und doch, bleibt am Ende durch die Vielfalt an Fäden und Handlungssträngen eher ein Fragezeichen statt ein stimmiges Gefühl zurück.
Erzählt werden die Geschichten von der Autorin Caroline Albertine Minor teilweise recht lebendig, für mich war das aber zu wenig.

Bewertung vom 19.09.2021

Mutter werden. Mutter sein.


sehr gut

Was wir wollen

Mutter zu werden kann bei vielen, aber nicht bei allen, Frauen schnell geschehen. Mutter zu sein und diese Aufgabe dann auch selbstbestimmt auszufüllen ist dann aber oft eine größere Schwierigkeit.
Wie es für Autorinnen ist Mutter zu werden und Mutter zu sein schildern in dieser Anthologie 14 verschiedenen Frauen in ganz unterschiedlichen Sprachweisen und verschiedensten Blickwinkeln. Ob nun radikal politisch in Form eines Manifestes, in poetischer Art und Weise oder spannend wie bei einem Krimi.
Gerade diese Diversität der Beiträge und gleichzeitig das beziehen auf das übergeordnete Thema machen für mich persönlich die Stärke dieses Buches aus. Bei einigen Beiträgen konnte ich mitgehen, bei anderen wollte ich radikal wiedersprechen, wieder andere sagten mir nichts und ließen mich kalt.
Was ich auf jeden Fall mitnehme ist, das es wichtig ist, nicht Bücher für Mütter zu schreiben und ihnen irgendwelche Konzepte überzustülpen, sondern Mütter in ihrer Vielzahl selbst zu Wort kommen zu lassen und Bedingungen zu schaffen, das sie eigene Wege gehen können und dabei die Unterstützung erhalten, die sie brauchen.