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vielleser18
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Ich lese querbeet, am liebsten aus den Bereichen Historisch, Krimi/Thriller, Frauen und Fantasy

Bewertungen

Insgesamt 831 Bewertungen
Bewertung vom 25.09.2016
Pötzsch, Oliver

Das Schwert der Macht / Die Schwarzen Musketiere Bd.2


ausgezeichnet

1633 - mitten im 30jährigen Krieg. Lukas von Lohenstein und seine drei Freund Giovanni, Jerome und Paulus leben auf Burg Lohenstein in der Pfalz, sie gehören trotz ihrer jungen Jahren zu den schwarzen Musketieren. Auf der Burg lebt auch noch die elfjährige Halbschwester von Lukas, Elsa. Ihr Vater ist ein schwarzer Zauberer, Waldemar von Schönborn. Auch Elsa kann zaubern, sie entdeckt allerdings ihre neuen Kräfte erst.
Als die fünf zu Hilfe gerufen werden, weil die Reichsinsignien verschwunden sind, zögern sie nicht, durch einen Zauber von Elsa gelangen sie nach Prag und in ein großes Abenteuer, dass sie verändern wird und am Ende wird einiges ans Licht kommen, aber nicht nur Gutes.

Vorweg: Das ist eine Reihe und "Das Schwert der Macht" ist der zweite Teil. Den ersten habe ich allerdings auch noch nicht gelesen (muss ich unbedingt nachholen!), ich hatte aber auch gar keine Probleme in die Geschichte hineinzukommen oder die Protagonisten zu verstehen. Der Autor Oliver Pötzsch hat die Erklärungen sehr gut mit hinein gearbeitet - ohne dass die vollständige Geschichte des ersten Bandes nacherzählt worden ist oder es zu viele Erklärungen auf einmal gab.

Schon von Anfang an geht es spannend los, denn schon der Prolog ist spannend und ein bisschen gruselig. Gänzehautfeeling pur. Also nichts für schwache Nerven. Die Geschichte von Lukas und Elsa und den drei weiteren Freunden ist sehr spannend geschreiben. Immer wieder gibt es neue Abenteuer zu bestehen, neue Aufgaben, weitere Protagonisten. Gute wie böse. Immer wieder gibt es Kampfszenen, Momente, bei denen man den Atem anhalten muss und das Buch einfach nicht aus der Hand legen möchte. Und immer wieder Überraschungen - gerade am Ende gibt es neue Entwicklungen, neue Erkenntnisse und einen Cliffhanger am Schluß, so dass man sehnsüchtig auf den dritten Band wartet. Wer den ersten Band dann noch nicht gelesen hat, kann so die Wartezeit überbrücken - so wie ich.

Das Buch ist als Kinder- und Jugenbuch ab 12 Jahren gekennzeichnet. Meines Erachtens ist es für Kinder und Jugendliche ab 12 Jahren geeignet, die durchaus mit gruseligen und überaus spannenden Kampfszenen klar kommen können und auch mit Kämpfen, bei denen es um Leben und Tod geht und auch das eine oder andere Opfer zu beklagen gibt. Wer damit nicht klar kommt, sollte lieber erst ein wenig älter sein.
Allerdings gehöre ich so gar nicht in diese Altersgruppe (40+, Elterngeneration) , aber auch mir hat das Buch sehr gut gefallen.

Am Ende gibt es noch einen ausführlichen Anhang, indem einige Tipps für einen Besuch in Prag aufgeführt sind (sehr anschaulich geschrieben, macht Lust auf eine Reise nach Prag), desweiteren gibt es ein Wörterlexikon und eine Erkärung von Begriffen aus der Fechtkunde.

Fazit:
Spannend und toller Schreibstil - eine Reihe nicht nur für Jugendliche, Bände bauen aufeinander auf, sind aber unabhängig zu lesen.

Bewertung vom 21.09.2016
Eschbach, Andreas

Teufelsgold


sehr gut

Thriller steht vorne auf dem Buchdeckel - aber es ist kein Thriller, das vorweg. Es ist ein gelungener Genremix aus Teilen eines modernen Romans mit Fantasyanteilen, mit eingestreuten sagenhaften historischen Geschichten, gespickt mit dem Thema Alchemie und der Suche nach dem Glück. Das Glück und wann und wo man es findet. Es geht um das Streben nach Gold, der Gier nach Gold, nach Reichtum und vor allem um eine ewigliches junges Leben. Es geht um Glück und wie man es definiert. Kann ich jemals glücklich sein, wenn ich mir ein so hohes Ziel gesetzt habe ?

Hauptperson ist Hendrik Busse. Ehemals Angestellter in einer Investmentfirma, der bei einem Vortrag, den er in Zürich halten muss, in einem Antiquariat ein altes Buch entdeckt. MIt einer sagenhaften Geschichte, die von John Scoro erzählt, der den Stein des Weisen gefunden hat und es dadurch geschafft hat Gold zu machen. Doch die Geschichte, die kein gutes Ende nimmt, ist keine Warnruf für Hendrik, sondern Anreiz. Er möchte auch mehr aus seinem Leben machen. Glück ist für ihn nicht seine Frau, seine Tochter, sondern er will mehr. Reich sein. Das bedeutet für ihn Glück. So setzt dieses Buch, diese Geschichte, bei ihm eine Lawine los, die ihn langsam, dann immer schneller verändern wird.....und nicht zu seinem besseren.

Immer wieder sind es die alten Geschichten um John Scoro ode seinem Gehilfen Mengedder, die im Leben von Hendrik auftauchen. Obwohl alle zeigen, dass Gold/Reichtum seinen Besitzern nicht glücklich machen, hat Hendrik Scheuklappen auf. die Gier ist geweckt und lässt ihm keine Ruhe.
Die (alten ) Geschichten im Buch lassen sich lesen wie alte Märchen der Gebrüder Grimm. Hier ist alle stimmig, der Ton, die Erzählart, die Faszination.

In der neueren Geschichte kann man gebannt verfolgen, wie Hendrik sich im Laufe der Geschichte immer mehr verändert, wie ihn die Gier packt, wie er - statt glücklich zu werden - immer mehr seinem Untergang entgegen rennt. Anfangs ein symphatischer Kerl, wird er dem Leser immer unsymphatischer, aber das macht auch den Reiz aus. Im Laufe der Geschichte fragt man sich selber, was bedeutet Glück für einen ? Ewig jung zu sein, hoffen auf neueste wissenschaftliche Entdeckungen wie Hendriks Bruder Adalbert oder die reiche Laureen Turner ? Einen Haufen Geld zu besitzen ? Im Schloß zu wohnen ?

Wie gewohnt von Andreas Eschbach, ließ sich das Buch sehr leicht lesen, es hat mich gepackt, dieses Buch, das kein Thriller ist, auch wenn es ein paar (kleine) Längen hatte und der fantastische Teil mich nicht ganz überzeugen konnte. Aber es war trotzdem sein sehr gutes Buch, spannend geschrieben, das mich noch lange beschäftigt hat und bei dem mich Hendriks Verhalten, seine Entwicklung, überzeugt hat. Die Gier verändert den Menschen. Wenn man nie zufrieden ist, ist man unglücklich. Es ist wie eine Spirale, die den Protagonisten immer tiefer hinab zieht. Bis an den Abgrund.....

Fazit:
Wenn die Gier größer und größer wird.....ein gelungenes Buch über die Abgründe der menschlichen Gier nach Gold, Geld und Reichtum.
Facettenreich durch den Mix aus moderner Geschichte mit historischen märchenhaften Elementen und überzeugend in der Entwicklung des Protagonisten.
Ein spannendes Buch, das zum Nachdenken anregt.

Bewertung vom 18.09.2016
Rivers, Francine

Sierra - Der rote Faden des Lebens


ausgezeichnet

Sierra und ihr Mann Alex leben mit ihren Kindern in einer Kleinstadt in Kalifornien. Doch Alex, der mexikanische Wurzeln hat, will mehr vom Leben, mehr Anerkennung, mehr Geld verdienen, endlich mal dazugehören und so nimmt er - ohne Sierra zu fragen- ein Jobangebot in Los Angelos an. Sierra zieht widerwillig mit und kann weder mit der neuen Umgebung noch mit den neuen Bekanntschaften Freundschaft schliessen. Sie hadert mit ihrem Schicksal und mit Alex.
Doch es gibt noch einen weiteren Erzählstrang, die Tagebücher von Sierras Vorfahrin Mary Kathryn, die im 19. Jahrhundert den beschwerlichen Weg des "Oregon Trecks" nach Westen gezogen ist, um mit ihrem Mann neues Land zu besiedeln. Auch hier war es so, dass er umziehen wollte, auch sie folgte ihm widerwillig.

Francine Rivers hat einen ungemein fesselnden Schreibstil. Die abwechselnden Geschichten, die sich immer mehr verweben, die Ähnlichkeiten der Frauen und ihrer Geschichten, die ähnlich, aber nicht gleich sind, werden hier spannend erzählt, so dass mir beide Frauen ans Herz gewachsen sind. Es sind vor allem ihre Gefühle, ihre Gedanken, ihre Ängste, Zweifel und ihr Weg zu Gott, den die Autorin authentisch und lebhaft erzählt hat. Auch für den Leser waren diese Wege, die immer neuen Wendungen, spannend zu lesen.
Vor allem geht es hier um Einsicht, um Gespräche, um Eingeständnise und Zugeständnise. Es ist nicht immer alles schwarz oder weiß. Es geht um Fehler, große wie kleine, um Ehen, die auseinanderbrechen zu drohen, um die Liebe, um die man kämpfen muss, um Hoffnung und Glaube. Eine berührende, ans Herz gehende Geschichte.


Fazit:
Der rote Faden des Lebens - die christliche Botschaft, zieht sich durch diese Geschichte und als Leser verfolgt man gebannt diesem Faden und seiner Bedeutung.
Hier in diesem Buch passt einfach alles zusammen: Die zwei verwobenen Geschichten, die christliche Botschaft und das Finale. Der Roman ist sehr emotional und der aktuelle und der historische Teil überaus fesselnd !

Bewertung vom 17.09.2016
Schier, Petra

Vergeltung im Münzhaus


ausgezeichnet

"Vergeltung im Münzhaus" ist nach

1. Tod im Beginenhaus
2. Mord im Dirnenhaus
3. Verrat im Zunfthaus
4. Frevel im Beinhaus
5. Verschwörung im Zeughaus

der 6. Band der Adelina Reihe, Es ist das Jahr 1408 und neben Adelina und ihrem Mann Neklas, spielt diesmal Griet die Hauptperson. Griet, die Tochter von Neklas aus einer früheren Beziehung.
Ein Mord im Münzhaus, der Vater der Hebamme Clara, wird ermordet. Clara wird verdächtigt und kommt ins Gefängnis, obwohl sie ihre Unschuld beteuert. Ihre Freundinnen Adelina und Griet glauben an sie und wollen ihr helfen. Zusammen mit Cristan, dem neuen Hauptmann der Stadtwache, der Ziehsohn und designierter Nachfolger vom Gewaltrichter Georg Reese. Und Cristan hütet genau wie Griet ein dunkles Geheimnis. Ein Geheimnis, das nicht bekannt werden darf. Doch Cristan ahnt schnell, was für eine Vergangenheit Griet hat und macht ihr einen Vorschlag......

Ich habe alle Adelina Bände gelesen und habe jeden verschlungen. Petra Schier hat einen unheimlich tollen Schreibstil, der einen in das historische Köln versetzt, einem an alltäglichen Begebenheiten teilhaben lässt und dabei niemals langweilig ist. Immer gibt es einen Mordfall, immer gibt es ein Familienmitglied, dass im Vordergrund steht. Die Familie um Adelina entwickelt sich im Laufe der Jahre, es wird geheiratet und auch gestorben, es wird geliebt und Kinder werden geboren, werden größer und selbst erwachsen. Und als Leser ist man dabei und die Figuren wachsen einem ans Herz.
Daher ist es schwer, sie nun nach dem angekündigten Ende ( ein kleines Hoffnungszeichen, ein aber...am Ende, lässt einem noch ein bisschen hoffen) auch wieder loszulassen.

Dieser 6. Band hat wieder einen spannenden Mordfall zu bieten, der wieder verwickelt ist und bei dem die Autorin wieder viele Fährten gelegt hat, so dass auch der Leser mitraten kann und lange auf dem Holzweg ist. Gut so ! Dieser Band besticht aber vor allem durch die Entwicklung, die Griet vollziehen muss, ihre Gedanken und Handlungen, ihre Sorgen und Nöte, sind glaubhaft, authentisch und vor allem emotional beschrieben worden.

Fazit:
Wer historische Romane voller Gefühl, voller Entwicklungen, voller Spannung mag, der muss einfach diese Reihe um Adelina lesen.
Jeder Band ist in sich abgeschlossen und kann für sich alleine gelesen werden, dennoch ist durch die Entwicklung der Familienbande und Familiengeheimnisse eine chronologische Reihenfolge zu empfehlen.

Bewertung vom 09.09.2016
Lucado, Max

Das Haus Gottes


sehr gut

Wo fühlt man sich am wohlsten ? In einem Haus, dass uns bekannt ist, in dem wir uns wohlfühlen und in dem all unsere Bedürfnisse gestillt werden.
Max Lucardo hat das Vater unser aufgeteilt. Hat den einzelnen Segmenten Zimmer zugeordnet.
Z.B. treffen wir unseren Vater als erstes im Wohnzimmer. Dort ist es heimelich, es brennt ein Vater und wir können in Ruhe Platz nehmen und ein "Gespräch" führen. Unser Vater im Himmel hört uns zu.
Es gibt die das Fundament des Hauses, die Sternwarte, die Kapelle, den Thron, das Studierzimmer, den Heizkessel, die Küche und das Dach. Die Diele, ein Familienzimmer, die Mauern.....alles zusammen ist ein Zuhause für unser Herz.


Viele Kapitel hat Lucardo sehr anschaulich erklärt. allerdings bin ich nicht so ein Kopfmensch, der sich Räumlichkeiten gut merken kann. Aber klar, bei vielen Sachen ist es von vornherein klar, dass "unser Brot gib uns heute" in der Küche spielt. Doch Sternwarte, Kapelle, Diele....da muss ich im nachhinein überlegen, was war wo ? Ich bin eher ein Zahlenmensch, Bilder kann ich nicht so gut abspeichern. Aber bei vielen ist es ja anders. Und in seinen Kapiteln erklärt der Autor nicht nur, sondern er lässt eigene Erfahrungen mit einfliessen, er theoretisiert nicht nur, sondern zeigt mit anschaulichen Worten auf, was das Vater unser bedeutet. Wie es uns anleitet richtig zu beten.
Die Sprache Lucardos ist verständlich, er zeigt uns den Weg. Es ist ein Buch, das einem Kraft gibt beim Beten, dass anleiten möchte, Hilfestellung bieten, aber auf eine sehr schöne und verständliche Art.

Im Anhang gibt es Anregungen zur Arbeit von Steve Halliday als Vertiefung, als Arbeitsmaterial gedacht. Diese sind auch für Gruppenarbeiten oder Hauskreise ein lohnenswerter Anleitungsbogen durch das Vater unser und das Buch.

Bewertung vom 09.09.2016
Camden, Elizabeth

Ein Schritt ins Ungewisse


ausgezeichnet

1891, Washington D.C.
Kate arbeitet in einer ungeliebten Stelle, als sie einen Brief von einem berühmten Arzt aus dem Memorial Hospital bekommt, der sie einläd zu einem Vorstellungsgespräch. Sie ist verwirrt, kann sich nicht vorstellen, wie sie zu der Ehre kommt. Doch als sie zum Gepräch erscheint, wird ihr es schlagartig klar. Dr. Kendall entpuppt sich als Trevor McDonough, der Junge, der sie in der Abschlussklasse vor 12 Jahren bei einem Wettstreit um den oder die Klassenbeste geschlagen hat. Dadurch konnte sie doch nicht den erhofften Collegeabschluss machen. Doch die Stelle, die er ihr anbietet, ist nicht nur interessant, sondern auch gut bezahlt und daher willigt sie ein. Auch wenn Trevor kalt wie ein Fisch ist.

Dieses Buch ist ein historischer Roman, der so einiges zu bieten hat. Es spielt Ende des 19. Jahrhunderts, es geht um die Forschung von Tuberkulose, denn Trevor betreut kein normales Krankenhaus, sondern hat eine Station im Krankenhaus, die mit aussichtslosen Patienten, die an TBC erkrankt sind.
Es geht in dem Buch aber auch um eine sich anbahnende, eigentlich aussichtslose Liebe. Darüberhinaus wird die Behandlung der Patienten sabotiert. Wer hat soviel kriminelle Energie, die nicht nur den Trevor schadet, sondern auch in Kates Zuhause für Unruhe sorgt?

Ein spannend geschriebenes Buch, dass durch den Mix an Liebesgeschichte mit vielen Ecken und Kanten, einem Kriminalfall und durch die historische Vermittlung der (Volks-)Krankheit Tuberkulose bei mir punkten konnte. Der Schreibstil ist flüssig und interessant. Elizabeth Camden schildert aus Sicht von Kate, man bekommt durch sie ihre Ängste und Gefühle mit. Kate ist eine sehr energische Person, die kein Blatt vor den Mund nimmt und sich für andere einsetzt. Sie klammert allerdings, da sie in ihrer Jugend zwei ihrer Brüder durch Diphterie verloren hat und ihren Ehemann durch einen Unfall und kann daher ihre Ängste um ihre (verbliebenen) geliebten Menschen nicht ausschalten. Daher will sie sie lenken, was natürlich nicht immer klappt und auch nicht richtig ist.

Mir hat dieser packende historische Roman sehr gut gefallen. Er hat alles zu bieten, was ein interessantes Buch ausmacht.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 27.08.2016
Blauensteiner, Iris

Kopfzecke


sehr gut

"Meine Mutter singt mit oder bewegt nur die Lippen. Wenn sie sich wohlfühlt, trägt sie Lippenstift. Ich halte mir die Ohren zu und wenn es endlich still ist, fehlt mir die Musik." S. 48

Die Geschichte ist ein langsamer Abschied von der Mutter, nicht leicht zu lesen, nicht leicht zu verdauen, schwere Kost. Anders geschrieben, sehr bildhaft, sehr ausdrucksstark, ungewöhnlich aber auf alle Fälle.

Moni, inzwischen selber weit über 50 und nicht mehr weit von der eigenen Rente, kümmert sich um ihre demente Mutter. Sie wohnen nicht zusammen, aber neben der täglichen Pflegekraft, die auch vorbeischaut, ist sie die einzige Bezugsperson. Sie weiß, die Erinnerungen ihrer Mutter sind löchrig geworden, sie versucht durch viele Gespräche ihre eigenen Gedächtnislücken aus der Vergangenheit zu füllen. Sie will sich noch ein vollständiges Bild ihrer Mutter machen, bevor es zu spät ist. Doch noch sind es Puzzleteile, nicht alles passt zusammen, viele Teile fehlen. Es ist ein Wettlauf mit der Zeit.
Dabei kommen auch Moni viele Erinnerungen an ihre Kindheit. Den fehlenden Vater, die strenge Mutter. Die Beziehung zwischen Mutter und Tochter war und ist nicht immer einfach. Dennoch kann sich Moni von der Mutter nicht richtig lösen.

Iris Blauensteiner hat eine aussergewöhnliche, ungewöhnliche Sprache. Die Seiten im Buch sind nicht vollgeschrieben. Immer wieder nur ein Absatz oben auf der Seite. Dann Leere. Passend zur Geschichte - manchmal nur wie Fragmente wirkende Passagen. Dann wieder Wechsel zur Vergangenheit. Erinnerungen, Erlebnisse, zurückreichend auch zu den Großeltern.

"Mein Gesicht ist zu eng, es knittert und bricht. Ich denke, es ist die Pflege, ja und auch etwas anderes, etwas das stochert und ununterbrochen kurz vorm Platzen ist. Ausgesprochen wäre es in der Welt und würde wüten. ....Und dann merke ich, dass ich mich zu weit ausgedehnt habe und konturenlos bin..." S. 14

Nicht immer leicht zu lesen, man muss innehalten um zu verstehen, auch wenn die Autorin von "brechenden Salatherzen", oder vom essenden Großvater erzählt, dessen " Mund ist eine Höhle. Sie beginnt am Tellerrand" (S. 73) oder "ich spüre ein Stechen in der Brust, als würde es bersten, hohe, zerlaufene Töne" (S.155) schreibt.

Ein trauriger Roman, bei dem es um einen langen Abschied geht.
Ein melancholischer Roman, am Ende mit einem kleinen hoffnungsvollem Zeichen.
Ein nachdenklich machender Roman, der zeigt, dass man nicht ewig Zeit hat um sein eigenes "Puzzle" zu vervollständigen.

Bewertung vom 26.08.2016
Szillat, Antje

Die Sache stinkt / Flätscher Bd.1


ausgezeichnet

Vorweg: Das Buch ist eine Augenweide. Tolle Illustrationen und vor allem sehr viele. Dazu noch komplett 4-farbig. Für Kinder (und auch Erwachsene) ist das einfach toll.

Flätscher - das ist keine Katze, keine Ratte, kein Marder, nein ein Stinktier. Aus Flätschers Sicht wird die Geschichte geschildert. Flätscher und Theo, der Menschenjunge, verstehen sich, sie können miteinander reden und lösen zusammen ihren ersten Fall. Denn Flätscher nennt sich einen Meisterdektetiv und auch Theo möchte gerne Detektiv werden, da kommt ihnen der Nichtbezahler, der bei Theos Vater im REstaurant, nicht nur einmal auftaucht, sondern in Verkleidungen mehrmals, genau recht. Denn Flätschers Spürnase wittert einen Fall und Theo möchte seinem Vater unbedingt helfen.

Die Sprache ist kindgerecht, flüssig und vor allem witzig. Es gibt Spannung und und viel Spaß, so dass man nur so durch die Geschichte rauscht. Ich habe sie meinem Sohn noch vorgelesen, die Schriftgröße und vor allem die reiche Bilderanzahl, ab und an ein Satz in Comic-Manier, lässt aber auch einen geübten Grundschüler das Buch leicht lesen.

Bewertung vom 26.08.2016
Freund, René

Niemand weiß, wie spät es ist


ausgezeichnet

Noras Vater, Klaus Weilheim, ist gestorben. Doch er ist nicht enfach so gestorben, er wusste von seinem nahenden Tod und hat daher bei einem Notar detailliete Anweisungen für seine Tochter hinterlassen. Nora soll unter notarieller Aufsicht sich auf eine Wanderstrecke mit seiner Urne im Handgepack auf die Reise machen. Sie bekommt tägliche Mitteilungen wie es weitergehen soll, aber noch kein Hinweis auf das Ziel. Begleiten soll sie der Wiener Notariatsanwärter Bernhard.
Nora ist nicht nur noch sehr geschockt über den Tod ihres geliebten Vaters und die unglaubliche Testamentseröffnung, hinzu kommt noch - der zwar gutaussehende - Bernhard, der sich aber als sehr steif, korrekt und mit weiteren Eigenheiten erweist.......Nora will einfach ablehnen, das Erbe ausschlagen. Aber das erweißt sich als unmöglich für sie. Also beißt sie in den sauren Apfel und zieht los, mit Trolley und eine Mischung aus Wut, Trauer und Kampfgeist im Bauch und Ironie ihrem Begleiter gegenüber.

Es fällt mir schwer alles wiederzugeben, was dieses Buch ausmacht, denn es ist so viel. Es steckt Witz und Humor darin, aber auch sehr viel emotionaler Abschied einer Tochter von ihrem Vater und umgekehrt. Es sind ernste (Gesprächs-)Themen, es sind die Entwicklungen der Protagonisten, es sind die überraschenden Wendungen und dann auch noch spannende Szenen. Alles ist abgerundet verpackt, es gibt keine Brüche, es gibt einen roten Faden, es ist einfach nur wundervoll zu lesen. Taschentücher aber bitte in der Nähe behalten !
Einmal angefangen, kann man einfach nicht wieder aufhören zu lesen. Auch ich habe das Buch innerhalb kürzester Zeit ausgelesen, dabei sind es doch 270 Seiten.
Die Geschichte lässt einen lange nicht los und beschäftigt einen noch weiter.

Nora und Bernhard - zwei wirklich überzeugende Protagonisten, mir als Leser hat es viel Spaß gemacht, sie auf dem Weg von Paris bis nach Österreich und vor allem durch Österreich zu "begleiten". Aber nicht nur der Witz, der Spaß war es, der mich gefesselt hat, sondern vor allem auch die Zwischentöne, die Dialoge, die emotionalen Botschaften für ihren Weg. Der Ernst, der hinter der ganzen Geschichte steckt, durchaus nicht versteckt, sondern offen den Leser auch fordert.


Fazit:
Eine Geschichte, die man sich nicht entgehen lassen sollte, denn sie ist emotional, witzig, überraschend, spannend und dennoch mit Tiefgang...alles was das (Leser)Herz begehrt.
120 %ige Leseempfehlung von mir !

Bewertung vom 21.08.2016
Stewart, Wendi

Ein unbesiegbarer Sommer


ausgezeichnet

Rebecca verliert früh ihre Mutter und ihren kleinen Bruder. Ihr Vater Robert kapselt sich ab und Rebecca muss schon früh lernen alleine zurecht zu kommen.
Chuck wächst zwar mit Mutter und Vater auf, doch sein Vater ist cholerisch, Chuck muss schon von Kindesbeinen an viel auf dem elterlichen Hof helfen und da er sehr ängstlich und mutlos ist, kann er sich auch gegen die väterlichen Hiebe nicht auflehnen.
Lissie ist ein Adoptivkind und wächst nur mit der Mutter auf. Die ist jedoch gefangen in ihrer eigenen Welt, ist krankhaft pedantisch und hält Lissie von vielem fern.

Drei Kinder, drei Schicksale, jedes der drei Kinder hat unter seelischen und teilweise auch körperlichen Schmerzen zu leiden. Sie finden sich, sie geben sich gegenseitig Halt. Allen voran ist es Rebecca, die, die am mutigsten ist, die, die gerade aus der Schwäche des Vaters ihre eigenen Stärken zieht und damit die anderen mitzieht.
Es ist ein Roman, der berührt. Natürlich, denn die Schicksale, die Beschreibungen über die Kindheit der KInder lassen einen als Leser nicht kalt. Dennoch schafft es Wendi Stewart alles mit eher leisen Tönen zu beschreiben, eine gewiese Distanziertheit, die vielleicht gerade deshalb alles erträglich macht beim Lesen. So werden manche grausigen Szenen nicht detailliert beschrieben, sondern mehr in den Rückblenden der Kinder berichtet/reflektiert.
Die Geschichte spielt in den 60er Jahren in Canada, Rebecca und Chuck wachsen auf einesam gelegenen Farmen auf, Lissie in einer Kleinstadt in der Nähe. Man taucht durch dieses Buch ein in ihre Welt, anfangs in die kindliche von Rebecca, begleitet sie ca. 13 Jahre lang in verschiedenen Stadien ihrer Kindheit und Jugend., aber auch die Wechsel zu den anderen beiden Protagonisten gelingt der Autorin und als Leser lernen wir die drei doch sehr unterschiedlichen Kinder mit ihren unterschiedlichen Schicksalen sehr gut kennen. Wendie Stewart lässt sie reifen, sich verändern, nicht abrupt, sondern langsam. Es macht das ganze authentisch.

Es ist ein Roman, der eine unglaubliche Sprachgewalt besitzt, der einen oft beim Lesen innehalten lässt.

Ein trauriger Anfang, eine bewegende Geschichte und ein Ende mit einem hoffnungsvollen Ausblick. Für mich war dieses Buch emotional, aber realistisch und überzeugend. Der Schreibstil der Autorin hat mir gefallen, sie hat das nötige Fingerspitzengefühl bewiesen, manche Szenen sehr genau zu beschreiben, einige Szenen wegzulassen, aber auch einige zum Nachdenken offen zu lassen. So ist auch das Ende für mich sehr stimmig gewählt worden.