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Sonnenwind
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Schwabenland

Bewertungen

Insgesamt 518 Bewertungen
Bewertung vom 30.10.2013
Jefferies, Dinah

Bis wir uns wiedersehen


sehr gut

Ein unsichtbares Band um die halbe Welt

Lydia lebt mit ihrem Mann Alec und ihren beiden Töchtern Emma und Fleur im Jahr 1955 in Malaya (Teil von Malaysia). Als sie von einer kurzen Reise zurückkehrt, während der sie eine Freundin gepflegt hat, ist das Haus verlassen. Ihr wird gesagt, ihr Mann sei in den Norden des Landes versetzt worden, und so versucht sie, ihrer Familie nachzureisen. Sie hat aber nur ein paar Dollar, die ihr Mann ihr auf dem Konto zurückgelassen hat, und mit diesem Geld ist eine sichere Reise fast unmöglich. Als sie angekommen ist, wird ihr gesagt, ihr Mann und ihre Kinder seien umgekommen.

Während ihre Mutter sich durch den gefährlichen Dschungel schlägt, landen die Kinder in England. Der Vater erklärt ihnen, die Mutter hätte sie verlassen und sei jetzt gestorben, und sie bleiben bei den Großeltern. Ihnen droht zwar keine Gefahr, aber sie verstehen nicht, warum die Mutter sie verlassen haben sollte, und sie vermissen sie sehr.

Niemand weiß vom anderen, wie es ihm geht und ob er überhaupt noch lebt, aber das unsichtbare Band zwischen Mutter und Töchtern verbindet sie, und sowohl Emma als auch Lydia suchen die jeweils andere. Beide glauben nie wirklich, daß die andere tot sein soll und hoffen ständig auf eine Nachricht.

Sehr gefühlvoll schildert Dinah Jefferies eine entsetzliche Situation und die anschließenden Entwicklungen. Man fühlt sich in Emma und in Lydia hineinversetzt und leidet mit ihnen, empfindet ihre Schmerzen nach und forscht mit ihnen zusammen nach der Wahrheit. Während dieser Suche lernt man nicht nur die Umstände im Bürgerkrieg kennen, sondern auch die Abgründe der menschlichen Psyche. Nicht jeder ist wie er scheint, nicht jeder hat dieselbe Macht und dieselben Möglichkeiten, aber jeder möchte gern geliebt werden und Liebe geben. Dieses starke Band der Mutter-Kind-Liebe durchzieht das Buch von vorn bis hinten. Ein beeindruckendes Monument der Mutterliebe!

Bewertung vom 21.09.2013
Kotulla, Thomas Christian

Die Begründung der Welt


ausgezeichnet

Thomas Christian Kotulla geht in seinem Buch "Die Begründung der Welt" sorgfältig den Gedankengängen nach, die man verfolgen müßte, wenn man nachweisen will, ob es einen Gott gibt, und wenn ja, auf welchem Weg man mit ihm in Kontakt kommen könnte. Seine Informationen sind sorgfältig recherchiert und seine Gedankengänge schlüssig.

Das Spektrum reicht von der Frage "Gibt es einen Gott?" über "Was können wir wissen?", "Sind wir noch zu retten?" und "Dürfen wir hoffen?" zu "Wohin gehen wir?"

Das Thema ist allerdings nicht einfach, und man muß sich intensiv mit den angeführten Gedanken auseinandersetzen. Das ist aber dem Thema auch durchaus angemessen, und es lohnt sich. Jeder Mensch hat doch das Bedürfnis, die Frage nach Gott für sich selbst beantworten zu können. Dafür ist dieses Buch eine ausgezeichnete Grundlage. Es bekommt einen Ehrenplatz in meinem Bücherschrank!

Bewertung vom 21.09.2013
Eschbach, Andreas

Todesengel


ausgezeichnet

Eschbach ist immer gut. Und manchmal ist Eschbach noch besser. So wie hier. Im "Todesengel" kommt alles zusammen: Hochaktuelle Thematik, persönlicher Bezug zu jedem, Spannung und ein unheimliches emotionales Potential. Hab ich mich aufgeregt!

Aber von vorn: Erich Sassbeck wird an der U-Bahn-Haltestelle von Randalierern zusammengeschlagen. Sie treten noch auf ihn ein, als er schon wehrlos am Boden liegt. So weit, so häufig passiert. Und leider zunehmend häufiger. Als er schon mit dem Leben abgeschlossen hat, erscheint eine strahlende Gestalt und schießt die Schläger wortlos in den Kopf. Aber dann geht's los: Das erste, was Erich Sassbeck sieht, als er wieder aufwacht, ist ein steriles weißes Krankenhauszimmer - und ein Polizist, der ihn informiert, gegen ihn werden Ermittlungen eingeleitet und ihm werde vorgeworfen, in Selbstjustiz die Schläger erschossen zu haben.

Ein junger Journalist nimmt sich des Themas an und bringt einiges ans Licht - während der Todesengel immer wieder Gewalttäter erschießt. Doch das Buch bleibt dabei nicht stehen. Bis zu diesem Punkt ist jedem die Situation in unserem Land geläufig. Aber dann richtet der Autor den Fokus auf etwas völlig Ungewöhnliches und gewöhnlich Unbeachtetes: Die Opfer. Jede auch noch so kleine Nebenrolle wird mit einem ausgefeilten Charakter besetzt, was das Lesen zum Genuß macht.

Unser Staat gefällt sich darin, den Tätern auf alle erdenkliche Weise unter die Arme zu greifen. Das ist ja auch in Ordnung. Heerscharen von Soziologen, Psychologen, Pädagogen und sonstigen -ogen bemühen sich, mit viel Aufwand die Straftäter wieder auf den Weg der Tugend zu bringen. Mit recht mäßigem Erfolg.

Die Opfer dagegen bleiben in aller Regel allein zurück. Schmerzensgeld oder irgendwelche Entschädigungen können die Täter nicht leisten, Sozialstunden werden nicht abgeleistet, Gefängnisaufenthalte werden so weit wie möglich gekürzt oder ganz ausgesetzt. "Man könnte meinen, der Staat hat es darauf abgesehen, Gewalttätige möglichst schnell wieder auf die Bevölkerung loszulassen".

... und dann kommt die Steigerung der Perversität: Helfer, die den Opfern beistehen, werden dafür noch bestraft. Wenn dem Täter bei seiner Tat aufgrund des Einschreitens eines Helfers etwas zustößt, wird der Helfer ohne Gnade zu Schadensersatz verurteilt! Und weil diese Helfer in aller Regel zahlungsfähig sind, entsteht die paradoxe Situation, daß der Täter nicht belangt wird - und somit das Opfer ohne Schadensersatz zurückbleibt -, während der Helfer wiederum dem Täter Schadensersatz leisten muß - und dabei nicht selten selbst in den Ruin getrieben wird. Diese Thematik kommt im Buch zum Zuge, neben einigem anderen.

Die Gewaltexzesse in unserem Land sind schon für sich genommen schlimm genug, aber wenn man diese Folgen auch noch wahrnimmt, zweifelt man daran, in einem Rechtsstaat zu leben. Abgerundet wird in der Handlung jede nur denkbare Situation thematisiert und in gewohnt spannender Manier in eine sinnvolle Handlung eingebettet - ein Buch, das nicht nur unterhält, sondern Fakten liefert, die dem Leser unter die Haut gehen.

Wie immer schreibt Andreas Eschbach am Puls der Zeit, trifft den Nerv der Leser, dreht die Spannung bis aufs Äußerste auf und hält sie von der ersten bis zur letzten Seite - und informiert im Vorbeigehen über die Bandbreite des Hintergrunds. Infotainment vom Besten! Hoffentlich wird dieses Buch ein richtiger Kassenschlager und findet allgemeine Beachtung. Vielleicht passiert dann was.

Ernst, tief, erschütternd und aufwühlend, dabei ehrlich, wahr und voller Aussage. Das Lesen hat mir viel gebracht und das Buch wird mich sicher noch wochenlang beschäftigen. Den "Todesengel" sollte jeder gelesen haben! Maximalpunktzahl.

5 von 6 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 25.06.2013
Kunellis, Christina

Tränenperle


ausgezeichnet

Merle ist siebzehn und ein unerwünschtes Kind. Sie hat ihren Vater nie kennengelernt; als er von der Schwangerschaft erfuhr, hat er sich abgesetzt. Ihre Mutter wollte sie auch nicht und hat sie ihr Leben lang als unerwünschtes Anhängsel betrachtet. Liebe hat sie nie kennengelernt - dafür aber das, was alle "Liebe" nennen. Doch davon fühlt sie sich nur ausgenutzt. Deshalb verletzt sie sich auch, und als Weihnachten ihre Mutter zu ihrem neuen Freund geht, steht sie auf dem Hochhaus-Balkon und würde sich am liebsten hinunterstürzen.

Doch dann ändert sich alles. Sie gerät auf einen Bauernhof weit weg, und die Arbeit dort und die Tiere beginnen sie zu verändern. Dort gibt es ein kleines Mädchen, die Tochter der Nachbarn, die an Trisomie 21 leidet. Merle erkennt: Dieses Kind hat ein reicheres Leben als sie selbst!

Aber sie lernt noch jemand anders kennen: Simi, den Sohn der Nachbarn. Die aufkeimende Liebe zwischen den beiden hat es nicht leicht. Erst muß Merle gesund werden, bevor sie glauben kann, von jemandem geliebt zu werden. Ein neugeborenes, hilfloses Kalb, das von seiner Mutter nicht angenommen wird, wird zum Sinnbild für Merle selbst. So wie das Kalb in einen Pullover eingepackt wird, damit es warm bleibt, und von einer Amme gesäugt wird, erfährt Merle hier echte Annahme und Liebe. Und wie das Kalb zu einem gesunden Jungtier heranwächst, heilen auch Merles Wunden langsam.

In so einem kurzen Text kann man diesem Buch unmöglich gerecht werden. Stil und Sprache sind ebenso wie der Inhalt dermaßen liebevoll konzipiert, die Kleinigkeiten so stimmig im Gesamtkonzept verarbeitet,
daß es einen immer wieder gefangennimmt. Man versteht Merles Schmerz, den sie sich selbst nicht eingesteht, man sieht ihre Wunden und auch ihre Sehnsüchte, von denen sie meint, ihrer unwürdig zu sein. So wie eine Muschel die Wunde, den Schmerz, den sie erlebt hat, mit Perlmutt umhüllt und so eine wunderschöne, perfekte Perle bildet, so muß auch Merle ihre Verletzungen verarbeiten, um daraus etwas
Positives zu machen.

Die Situation, die Christina Kunellis dem Leser vor Augen malt, ist farbig und eindringlich, trifft genau die heiklen Punkte der Charaktere und zeigt einen Ausweg. Dieses Buch ist hervorragend geeignet für junge oder auch ältere Leser, die Schwierigkeiten haben, sich selbst, ihre Persönlichkeit, ihre Wunden und ihre Vergangenheit anzunehmen und zu verarbeiten - und aus all dem Negativen in ihrem Leben eine Perle zu formen, die andere erfreut. Ein zutiefst wertvolles Buch, das jeder junge Mensch gelesen haben sollte, bevor er sich auf das Wagnis des Lebens einläßt!

Bewertung vom 20.02.2009
Malcomess, Dr. Hilde

Pocket Business - Training: Rhetorik - souverän und überzeugend reden Hilde Malcomess


schlecht

Wer auch immer für diesen Arbeitstitel verantwortlich ist - große rote Karte! Dieses Buch ist mitnichten ein Sprechtraining, sondern nichts weiter als ein Einführungskurs in Rhetorik (Anfängerstufe!). Keinerlei Hilfen für Artikulation, Ausspracheregeln, Atemübungen und was man sonst von Sprechtechnik erwartet.
Absoluter Fehlkauf!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.